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Für die Wissenschaft, die dem Sozialismus dient! UNIVERSITATSZEITUNG AP LEIPZIG 16.7. 1964 8. JG. / 33 603 15 PFENNIG cuaskbncovämesemdmWSMMM* . ORGAN DER SED PARTEILEITUNG DER KARL MARX UNIVERSITÄT 2 7 JUU 1964 Wöchentlich zweimal findet im Rechen zentrum der Karl-Marx-Universität ein Prak tikum für Mathematikstudenten statt. Sie sollen hier Fertigkeiten im Umgang mit Re chenmaschinen erwerben und sich mit prak tischen Problemen der maschinellen Rechen technik vertraut machen. Professor Roh leder, Direktor des Rechenzentrums, schätzt den Erfolg dieses freiwilligen Praktikums sehr hoch ein: „Aus dem letzten Komplexprakti kum brachten drei Studenten Programme für das Rechenzentrum mit." Ebenfalls aus dem Komplexpraktikum her vorgegangen ist das Thema der Diplomarbeit von Rainer Hoffmann, „Prozeßbilanzierun gen", ein Thema, das für das Kombinat Böh len bearbeitet wird, wo Rainer nach dem Abschluß seines Studiums arbeiten wird. Günter Deweß, Student im 4. Studien jahr (im Bild rechts), nennt als besondere Vorzüge: Jeder hat eine eigene Aufgabe und in Büchern kann man die Lösungen nicht finden — also eigenes Denken wird groß geschrieben. Interessant und nützlich ist das Praktikum, weil teilweise Programme bearbei tet werden, für die noch keine befriedigen den Lösungen bekannt sind. Der Professor selbst und alle Mitarbeiter sind an einer guten Betreuung interessiert und man kann Fragen stellen, ohne Angst vor einer Bla mage zu haben. Foto: HFBS Studentenforum an der Wirtschaftswissen schaftlichen Fakultät Professorengespräch im Haus der Wissenschaftler sehen Denken und Handeln als Grundvoraussetzung für einen so zialistischen Leiter, Probleme der Bestenförderung, die Verbesserung der Lehrtätigkeit. Mehrere Diskus sionsteilnehmer forderten eine noch intensivere Gestaltung der Lehr veranstaltungen, insbesondere der Seminare und Übungen, mit Hilfe der Studenten. Als Anreiz für wir kungsvolle Zu- bzw. Mitarbeit müsse unbedingt durchgesetzt wer den, daß Seminarreferate und Prak tikumsarbeiten besonderes Gewicht bei der Leistungskontrolle erhalten. Stärker als bisher sei Kenntnisver mittlung auf dem Gebiet der Men schenführung und Leitung von Kol lektiven notwendig. Ausführlich wurde zu dem Prin zip der Einheit von Bildung und Er- • Vorziehen einzelner Prüfungen, um Zeit für Spezialisierungen zu finden. Im Zusammenhang damit sind die oft sehr kritischen Meinungen zur Verbesserung der Ausbildungstätig keit zu sehen, die Forderung nach größerer Praxis Verbundenheit, einer intensiveren Verbindung von Lehr körper und Studenten und der An wendung materieller Hebel. Folgende Komplexe wurden be sonders hervorgehoben: • Vermittlung eines exakten Grundwissens in rechtem Verhältnis zur Spezialausbildung 0 Höheres Niveau der Tätigkeit der Studentenzirkel * Überprüfung der Kriterien für Leistungsstipendien, um die mate- auch in der anschließenden Diskus sion wurde die Notwendigkeit eines Neudurchdenkens der Relationen Grundausbildung—Spezialausbildung betont. Die Grundausbildung müsse so konzipiert werden, daß sie die Disponibilität der Kader erleichtere, ihre vielseitige Verwendung er mögliche. Damit würde gleichzeitig ein Überprüfen der bisherigen Me thodik des Lehrens und des Lernens erforderlich. Prof. Steinmetz übte Kritik an den überkommenen For men der Stoffaneignung, die die Er ziehung zum selbständigen Denken erschweren. Es geht nicht mehr um statisches Wissen, sondern um dyna misches Können. Diese Erziehung zur richtigen Wissensvermittlung und -aneignung könne nicht früh genug beginnen. Grundsätze des einheitlichen soziali ¬ stischen Bildungssystems im Gespräch Zu gründlichen Erörterungen und ersten Schlußfolgerungen kam es in den letzten Wochen in einigen Be reichen der Karl-Marx-Universität ina Rahmen der Diskussion über die ■Grundsätze für die Gestaltung des einheitlichen sozialistischen Bil- dungssystems". Am 1. 7. 1964 fand an der Wirt schaftswissenschaftlichen Fakultät ein Forum unter Leitung des De kans der Fakultät, Prof. Dr. Teich- mann, statt. An der Aussprache nahmen Dr. habil. John. Leiter der Abteilung Ökonomie des Staats sekretariats für das Hoch- und Fachschulwesen, die Fachrichtungs leiter der Fakultät und Studenten des 1. bis 3. Studienjahres aller Fachrichtungen teil. Die Diskussion erwies sich dort am produktivsten, wo Probleme der eigenen Ausbil dung an der Fakultät, im Hinblick auf die Erreichung des wissen- schaftlichen Höchststandes, zur Sprache kamen: die Erziehung des Studenten zum aktiven schöpferi- Ziehung gesprochen. Man war sich einig, daß dieses Prinzip nur durch die Gemeinschaftsarbeit zwischen Lehrkörper und Studenten, staat licher Leitung und FDJ maximal zu verwirklichen ist. Besondere Bedeu tung kommt dabei der Persönlich keit des Hochschullehrers als Vor bild zu, aber auch erhöhter schöpfe rischer Initiative des Studenten selbst bei der Erarbeitung eines wissenschaftlichen Weltbildes. Die Studenten wiesen auf die Wichtig keit eines durch keine Vorbehalte und Vorurteile getrübten Ver trauensverhältnisses zu den Wis senschaftlern hin. Besonderen Raum in der Diskus sion nahm die Bestenförderung ein. Die wichtigsten dabei herausgear beiteten Aspekte waren: • spezielle Studienförderungspläne • höhere Aufgaben im Praktikum • Einbeziehung in die Forschungs tätigkeit des Instituts • Einsatz von Hilfsassistenten riellen Hebel zweckdienlicher an wenden zu können • Optimale Verwirklichung der von Studenten eingebrachten Vor schläge zur Verbesserung des Stu diensystems • Verbesserung einzelner Gebiete der Fachausbildung, wie z. B. Mathematik. Eine Reihe von Vor- lesungsmodellen sind immer noch ungenügend auf das Fachgebiet zu geschnitten. Die Kontinuität unserer Bildungs konzeption bekräftigten die Teil nehmer einer Aussprache im Haus der Wissenschaftler am 10. 7. 1964, zu der Rektor, Akademischer Senat und die Hoch schulgruppe des Deut schen Kulturbundes eingeladen hat ten. Das neue Dokument sei eine ' echte Weiterführung der bisherigen Grundsätze unseres Bildungssystems im Zeitalter der technischen Revo lution. Sowohl in den einführenden Bemerkungen von Dr. Heinz Schwidtmann. Rektor der Deutschen Hochschule für Körperkultur, als Prorektor Prof. Dr. Lothar Mosler verwies auf die bisher regelmäßig Wiederkehrenden Schwierigkeiten bei ersten Semestern, eine schöpfe rische Methodik des Studiums zu finden. Die neuen Grundsätze wür den diese, ständigen Anlaufschwie rigkeiten und Anfangsverluste künftig eliminieren. Eine enge Zu sammenarbeit der Wissenschaftler der Karl-Marx-Universität mit den Vertretern der Hoch- und Fach schulen sei gerade bei der Verwirk lichung des einheitlichen Bildungs systems unerläßlich. Im Mittelpunkt vieler Diskus sionsbeiträge stand gleichfalls das. Problem der Persönlichkeitsentwick lung junger Wissenschaftler. Ein mütig wurde sich gegen ein Orien tieren auf einen engen abgegrenz ten Bereich ausgesprochen, Profes sor Steinmetz verwies besonders darauf, daß die Vermittlung und Aneignung des klassischen humani stischen Bildungsgutes zur allseitig gebildeten Persönlichkeit des sozia listischen Wissenschaftlers gehöre. Perspek- iiven in Lehre und Forschung UZ beginnt in der nächsten Ausgabe eine große Umfrage unter den führen den Wissenschaftlern unserer Univer sität zu Perspektivproblemen in Lehre und Forschung. Genosse Walter Ulbricht umriß in seinem Referat auf dem 5 Plenum u. a. auch die großen Aufgaben, die un ter der Zielstellung Erringung des Welthöchststandes in den nächsten Jahrzehnten vor den Wissenschaftlern stehen. Mit seiner Feststellung: ..Der Ausgang des friedlichen Wettstreits zwischen den beiden Weltsystemen wird im wesentlichen dadurch be stimmt. welche Gesellschaftsordnung die Wissenschaft und Technik am besten voranbringt und die durch sie geschaffenen Möglichkeiten in diesem Wettstreit am besten nutzt“, wies er zu gleich auf die entscheidende Bedeutung hin. die der Lösung dieser Aufgaben zukommt. Das Ziel, den wissenschaftlichen Höchststand zu erreichen und mitzube- stimmen ist nur auf der Grundlage einer klaren Perspektivplanung über einen längeren Zeitraum zu erreichen. An Entwürfen einer solchen Planung wird gegenwärtig in allen Einrichtun gen der Karl-Marx-Universität gear beitet. Das Ziel ist die Perspektive bis zum Jahre 1970 und in den Grund linien weiter bis 1980 zu entwickeln. Der Perspektivplan der gesellschafts wissenschaftlichen Disziplinen soll bis zum 31. Oktober 1964, der für die Na turwissenschaften. Medizin. Landwirt schaftswissenschaften und Veterinär medizin bis Ende 1964 vom Akademi- sehen Senat verabschiedet werden. Bei der Ausarbeitung der Perspektiv pläne sind viele Fragen zu beantwor ten, z. B. diese: Wie gelangen wir zur Kenntnis des Weltniveaus? Wie errei chen wir das Weltniveau? Wie soll die Gemeinschaftsarbeit. die Hauptme thode zur Erringung wissenschaft licher Erfolge, angewendet werden? Wie wachsen die Anforderungen an die Persönlichkeit des Wissenschaftlers? Wie werden die Berufsbilder der Hochschulabsolventen in etwa einem Jahrzehnt aussehen usw.? Die Universitätszeitung wird begin nend in der nächsten Woche aus diesem umfangreichen Problemkomplex beson- ders zwei Fragen zur Diskussion stel len und die führenden Wissensthaftler der Karl-Marx-Universität dazu um ihre Antwort bitten. Diese beiden Fra gen. die unserer Meinung nach eine Art Schlüsselposition einnehmen, lauten 1 Welche Anforderungen werden im Jahre 1975 an die Absolventen Ihres Fachgebietes gestellt? Weichen Anforderungen muß der Wissenschaftler und Hochschullehrer des Jahres 1975 gerecht werden?