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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 8.1964
- Erscheinungsdatum
- 1964
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196400001
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19640000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19640000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 8.1964
-
- Ausgabe Nr. 1/2, 9. Januar 1
- Ausgabe Nr. 3, 16. Januar 1
- Ausgabe Nr. 4, 23. Januar 1
- Ausgabe Nr. 5, 30. Januar 1
- Ausgabe Nr. 6, 6. Februar 1
- Ausgabe Nr. 7, 13. Februar 1
- Ausgabe Nr. 8, 20. Februar 1
- Ausgabe Nr. 9, 27. Februar 1
- Ausgabe Nr. 10, 5. März 1
- Ausgabe Nr. 11, 12. März 1
- Ausgabe Nr. 12/13, 19. März 1
- Ausgabe Nr. 14, 2. April 1
- Ausgabe Nr. 15, 9. April 1
- Ausgabe Nr. 16, 16. April 1
- Ausgabe Nr. 17, 23. April 1
- Ausgabe Nr. 18, 30. April 1
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- Ausgabe Nr. 20, 21. Mai 1
- Ausgabe Nr. 21, 28. Mai 1
- Ausgabe Nr. 22, 4. Juni 1
- Ausgabe Nr. 23, 11. Juni 1
- Ausgabe Nr. 24, 18. Juni 1
- Ausgabe Nr. 25, 25. Juni 1
- Ausgabe Nr. 26, 2. Juli 1
- Ausgabe Nr. 27, 9. Juli 1
- Ausgabe Nr. 28, 16. Juli 1
- Ausgabe Nr. 29, 23. Juli 1
- Ausgabe Nr. 30, 30. Juli 1
- Ausgabe Nr. 31, 6. August 1
- Ausgabe Nr. 33, 13. August 1
- Ausgabe Nr. 33, 20. August 1
- Ausgabe Nr. 34, 3. September 1
- Ausgabe Nr. 35-38, 24. September 1
- Ausgabe Nr. 39, 2. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 40, 8. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 41, 15. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 42, 22. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 43, 29. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 44, 5. November 1
- Ausgabe Nr. 45, 12. November 1
- Ausgabe Nr. 46, 19. November 1
- Ausgabe Nr. 47/48, 26. November 1
- Ausgabe Nr. 49, 3. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 50/51, 10. Dezember 1
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Band
Band 8.1964
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Warum „DieZeit“ und die „Süddeutsche"? Dr. rer. pol. Franz Knipping, Prodekan der Fakultät für Journali stik, beantwortet eine Frage, die im Bereich der Geowissenschaften ge stellt wurde: Warum hat Walter Ulbricht für den Zeitungsaustausch zwischen den bei den deutschen Staaten als westdeut sche Presseorgane „Die Zeit“ und die „Süddeutsche Zeitung“ vorgeschla gen? Ich möchte eine Gegenfrage stellen. War um nicht „Die Welt“, die .Bildzeitung“ oder irgendein anderes Blatt des Sprin ger-Konzerns? In dieser Frage steckt schon die Antwort. Weil der Springer- Konzern — nächst dem faschistischen Pressetrust vor 1945 — das mächtigste Meinungsmonopol verkörpert, über das die aggressiven, extrem reaktionären Kräfte des deutschen Monopolkapitals jemals ver fügt haben. Springer und mit ihm ein be deutender Teil der Instrumente öffent licher Information und Meinungsbildung in Westdeutschland — das ist das Synonym für eine Politik der Revanche und des kal ten Krieges. Ihr Programm lautet: Auf rechterhaltung und Verschärfung der Spannungen um jeden Preis. Unserer Partei geht es um die Entspan nung. Es geht ihr um die Durchsetzung einer Politik der friedlichen Koexistenz auch und gerade in Deutschland. Es geht ihr um normale, sachliche Beziehungen zwischen den beiden deutschen Staaten. Es geht ihr in diesem Zeichen um die Fortführung und Ausweitung des vor gut sieben Monaten begonnenen, seither an vielen Orten und bei vielen Gelegenheiten fortgesetzten offenen deutschen Gesprächs. In diesen politischen Zusammenhang fügt sich auch der in Bitterfeld von Walter Ul bricht ausgesprochene Vorschlag eines Zei tungsaustausches ein. Als ein Teilbetrag zur Entspannung sind jene elf Zeilen der umfangreichen Rede zu werten, die in Bonn so ungeheuer viel Staub aufgewir- belt haben. Mit unbelehrbaren und unverbesser lichen Revanchisten läßt sich das deutsche Gespräch nicht führen. Wer — wie Sprin ger und Leute seines Schlages — hetzt und verleumdet, wer den Export der Konter revolution propagiert, wer diese politische Brunnenvergiftung mit dem Rezept der fünf B — Blut. Busen, Baby, Biest und Beten — zu würzen sucht, wer nach wie vor davon träumt, seine Pressediktatur auf den ersten deutschen Staat der Arbeiter und Bauern auszudehnen, der kann sich keine Chance ausrechnen, sein bedrucktes Papier an unseren Kiosken unter die Leute zu bringen. Sachliche Diskussion setzt be kanntlich einiges voraus. Dazu gehört ein gewisses Maß an Respektierung der Reali tät. es ist der gute Wille auf beiden Sei ten vonnöten, und es sollte das Bemühen vorhanden sein, einander zu verstehen und ungeachtet aller Meinungsgegen sätze das Gemeinsame, das Einigende her auszufinden. Ein stattlicher Prozentsatz der bundes deutschen Kommunikationsmittel ist zu dieser sachlichen Aussprache außerstande. Die Schlüsselpositionen des Presse- und Meinungswesens in Westdeutschland — so die Nachrichtenagentur dpa, der Springer- Konzern und diverse Rundfunk- und Fernsehanstalten — werden von den Ul tras gehalten. Derartige Organe engagieren sich mehr oder minder prononciert auf den politischen Kurs, wie ihn das Kabinett Erhard verfolgt. Doch der spätestens seit dem 13. August 1961 sich abzeichnende Differenzierungsprozeß bis in die west deutsche Bourgeoisie findet mehr und mehr auch in kapitalistischen Publika tionsorganen seinen Ausdruck. In der größ ten westdeutschen Illustrierten — dem in 1,5 Millionen Exemplaren verbreiteten Hamburger „stern“ — verkündet der bür gerliche Publizist Sebastian Haffner Woche für Woche die Ideen der Entspannung und der friedlichen Koexistenz. In Westberlin distanziert sich das „Spandauer Volks blatt“ immer deutlicher von der tonange benden Frontstadtpresse. Bemerkenswerte Ansätze zu einer nonkonformistischen Po litik finden sich in der „Frankfurter Rund schau“ und in einigen der SPD naheste henden Provinzblättern. Die beiden größ ten und einflußreichsten Organe dieser nichtrevanchistischen kapitalistischen Presse aber sind unstreitig die Wochen zeitung „Die Zeit“ und die täglich er scheinende „Süddeutsche Zeitung“. Herausgeber und Mehrheitsaktionär der „Zeit“ ist der ehemalige CDU-Bundestags abgeordnete Dr. Gerd Bucerius. Er verlegt auch die Illustrierte „stern“. Die in mehr als 200 000 Exemplaren verbreitete „Zeit“ ist die größte und journalistisch am besten und niveauvollsten gemachte politische Wochenzeitung Westdeutschlands. Sie ist ein Organ der „Gebildeten“; einen beacht lichen Prozentsatz seiner Leser findet sie in der Bourgeoisie und der Intelligenz. Zu ihren Mitarbeiter zählt „Die Zeit“ neben Berufsjournalisten auch mehrere Hoch schullehrer (z. B. Prof. Eschenburg, Prof. Golo Mann) und Schriftsteller, die der Gruppe 47 nahestehen. Wer sich näher über den politischen Standort informieren möchte, der sei auf „Neues Deutschland“ vom 11. Juni 1964 verwiesen. Die „Süddeutsche Zeitung“ — Auflage: rund 200 000 Exemplare — bildet zusammen mit der „Welt“ und der „Frankfurter All gemeinen“ die Gruppe der überregional verbreiteten Tageszeitungen für gehobene Ansprüche. Sie ist zugleich die größte Münchener Lokalzeitung. Während ihre Konkurrenzorgane jedoch eindeutig auf Ultra-Kurs festgelegt sind, hat sich die „Süddeutsche“ ein gewisses Maß an Bewe gungsfreiheit bewahrt. Mehrfache Ver suche der CDU/CSU, das Blatt gleichzu schalten, hatten keinen dauerhaften Er folg. Auf Betreiben Strauß’ wurde 1960 der Chefredakteur Werner Friedmann ab gesetzt und wegen angeblicher Sittlich keitsdelikte zu einer Gefängnisstrafe ver urteilt. Friedmann - heute Herausgeber der Münchener „Abendzeitung“ — gehört jedoch nach wie vor zu den Miteigentü mern der „Süddeutschen Zeitung“. Mit dem Fortschreiten der Entspannungsten denzen in der Welt hat das Blatt zu sei nem eigenständigen politischen Profil zu rückgefunden. Westdeutschlands Justizminister Bucher räumte ein, daß Walter Ulbricht mit der Wahl der „Zeit“ und der „Süddeutschen“ einen „guten Geschmack“ bewiesen habe. Tatsächlich wären beide Organe ein an nehmbares Äquivalent für die ungehin derte Verbreitung des „Neuen Deutsch land“ in Westdeutschland Doch gerade das ist es, was die Ultras fürchten. So scheiterte bislang der von Walter Ulbricht angeregte Zeitungsaustausch an der Ab lehnung der „Harten von Bonn“, wie die „Zeit“ den Staatssekretär von Hase und seine Auftraggeber titulierte. Dessenunge achtet geht das deutsche Gespräch weiter. Bildungssystem nicht einheitlich ? Lehrerstudenten des III. Studienjah res fragten, ob nicht durch die Ein führung von Spezialschulen die Ein heitlichkeit des sozialistischen Bil dungssystems in Frage gestellt wird. Antwort erbaten wir von Dr. paed. Joachim Gebler. Zunächst, so scheint mir, muß man sich klar werden, was denn unter „Einheitlich keit“ zu verstehen ist. Im Entwurf der „Grundsätze für die Gestaltung des ein heitlichen sozialistischen Bildungssystems“ wird als Aufgabe formuliert, allen Mit gliedern der Gesellschaft die Möglichkeit zu geben, ihre Kräfte und Fähigkeiten voll zu entfalten (vgl. „Grundsätze..S. 16 — Deutsche Lehrerzeitung Nr. 19/1964). Das ist eine große Aufgabe, die von uns allen in Angriff zu nehmen ist. Sie kann aber nur verwirklicht werden, wenn allen Men schen der Zugang zu allen Bildungsein richtungen grundsätzlich offen steht. Das ist die erste Bedingung eines einheit lichen Bildungssystems. Einheitlichkeit heißt aber auch, daß es im Bildungsgang vom Kindergarten bis zur Universität keine schulorganisatorische Sackgasse gibt, das heißt der Übergang von einer Bildungseinrichtung zur nächst höheren muß inhaltlich (Bildungsgut, Me thoden der Erziehung und Bildung) wie organisatorisch möglich sein. Die Einheitlichkeit der Struktur bedingt, und das ist die dritte Bedingung, Einheit lichkeit im Aufbau und der Systematik der grundlegenden Bildungsinhalte. Das ist, wenn man so sagen darf, die äußere Gestaltung. Dabei darf man unter Einheitlichkeit jedoch weder Gleichartig keit noch Gleichförmigkeit verstehen. Das Leben unserer sozialistischen Gesellschaft ist sehr vielfältig. Wenn das sozialistische Bildungsw esen den Anforderungen des Lebens gerecht werden soll, muß es seine Vielfältigkeit widerspiegeln. Die Entwicklung von Wissenschaft, Tech nik, Produktion, Kultur usw. geht in unse rer Zeit in einem Tempo vor sich, daß es unmöglich ist, alles Wissen und Können, alle Fähigkeiten und Fertigkeiten in glei cher Weise allen zu lehren. Es kommt darauf an, die allgemeinen Grundlagen der Bildung zu - vermitteln, die es dann ge statten, selbständig weiter zu lernen. Es wird aber auch notwendig sein, um den Nachwuchs für bestimmte Gebiete des wis senschaftlichen, technischen, kulturellen usw. Lebens zu sichern,-Spezialkenntnisse schon frühzeitig zu vermitteln. Diese Spe zialschulen sind grundsätzlich allgemein- bildende Schulen, die nur bestimmte Ge biete erweitert und vertieft behandeln. Im Verhältnis zur Zahl der „normalen“ allge meinbildenden Schulen werden diese Spe zialschulen keineswegs einen besonders breiten Raum einnehmen. Sie fügen sich organisch in das System des einheitlichen Bildungswesens ein. Vom Schulorganisatorischen her wird die Einheitlichkeit nicht liquidiert. Aber man muß noch einen weiteren Aspekt in Betracht ziehen. Die Einheit lichkeit des sozialistischen Bildungssystems erschöpft sich keineswegs in Strukturfra gen. Per aufmerksame Leser der „Grund sätze ...“ wird bemerkt haben, daß der Teil I die entscheidenden inhaltlichen Grundsätze aller Erziehung und Bildung, gleich in welcher Form und auf welcher Stufe, beinhaltet. Der entscheidende Grundsatz der sozia listischen Erziehung ist die Verbindung der produktiven Arbeit mit Unterricht und Erziehung, die Einheit von Bildungs- und Erziehungsprozeß. Ein Grundsatz, den Marx schon im „Kapital“ entwickelte. Es ist aber auch notwendig, bei der Be stimmung des Inhalts und des Aufbaus des Bildungswesens von den Anforderungen und Entwicklungstendenzen der Volkswirt schaft, besonders ihrer führenden Zweige, der Wissenschaft und des gesellschaftlichen Lebens auszugehen. Und schließlich erfordert das sozialisti sche Bildungswesen ein hohes fachliches und pädagogisches Können und die An wendung moderner Lehrmethoden, die von den wissenschaftlichen Erkenntnissen der Psychologie, Pädagogik, Kybernetik usw. ausgehen müssen. Diese Grundsätze sind für alle Formen und Stufen des Bildungswesens Grund lage der Erziehungs- und Bildungsarbeit. Sie werden unterschiedliche zeitliche Aus dehnung und Akzentuierung entsprechend der Altersbesonderheiten erfahren. Aber sie müssen überall grundsätzliche Geltung haben. Sie tragen entscheidend zur Wah rung und Festigung der Einheitlichkeit des sozialistischen Bildungssystems bei. Zusammenfassend kann man sagen, daß die Einheitlichkeit des sozialistischen Bil dungssystems durch die Spezialschulen kei neswegs gefährdet wird. Die „Grund sätze ...“ sind eine Weiterentwicklung und Vertiefung der bildungspolitischen Maß nahmen, die 1946 mit der Beseitigung der •konfessionellen, sozialen und territorialen Zersplitterung des Schulwesens, der De mokratisierung der Hochschulen und Uni versitäten usw. begannen. Ausscheidungen für Olympia - wann und wo ? Von mehreren Studenten verschiede ner Fachrichtungen wurden wir nach Terminen für die Olympiaausschei dungen in einzelnen Sportarten ge fragt. Wir wandten uns um Auskunft an den Bezirksvorstand des DTSB. Hier die Zusammenstellung aller bisher feststehenden Ausscheidungswett kämpfe: Gewichtheben: 20. 6. Leipzig. Turnen (Frauen): 27./28. 6. Wolfsburg, 18./19. 7. Schwerin. Ringen (klassisch): 1.7. Zwik- kau, 4. 7. Hof oder Nürnberg. Fechten: 4./5. 7. Leipzig, 18./19. 7. Bad Dirkheim. Turnen (Männer): 4./5. 7. Essen, 25./26. 7. Magdeburg. Schießen: 4/7. 7. Leipzig, 24./27. 7. Wiesbaden und Dortmund. Rad sport (Straße): 5. 7. Gießen, 12. 7. Erfurt. Moderner Fünfkampf: 12./16. 7. Leipzig und Halle, 5./9. 8. Warendorf. Ringen (Freistil): 15. 7. Köln, 18. 7. Leipzig. Segeln: 19./26. 7. Warnemünde, 3./9. 8. Trave münde. Radsport (Bahn): 8. 8. Friesen heim, 15. 8. Leipzig. Wasserspringen: 19./20. 8. Köln, 26./27. 8. Rostock. Schwim men: 21./23. 8. Magdeburg, 28:730. 8. Dort mund. Kanu: 22. 8. Magdeburg, 29. 8. Hannover. Leichtathletik: 22./23. 8. West berlin, 29./30. 8. Jena. VAR zum Sozialismus? Studenten der Fachrichtungen Kunst- und Musikwissenschaften baten im Zusammenhang mit den Reden des Genossen Chruschtschow in der VAR über den „sozialistischen Weg der Entwicklung" um Erläute rungen zur gegenwärtigen politi schen Situation in der VAR. Die Antwort erhielten wir von Dr. phil. Armin Börner: Die nationale Befreiungsbewegung in den arabischen Staaten ist gegenwärtig in ein Stadium ihrer Entwicklung ein getreten, in dem die sozialen Fragen immer stärker in den Vordergrund tre ten. Die Frage des Aufbaus eines Staates der nationalen Demokratie und des Be schreitens des nichtkapitalistischen Ent wicklungsweges tritt offen an die Regie rungen heran und kann nicht mehr umgangen werden. Für die neue Etappe sind die bedeuten den innenpolitischen Veränderungen, die in der VAR wenige Wochen vor dem Besuch Nikita Chruschtschows mit der Einberufung der Nationalversammlung, der Verkündung einer provisorischen Ver fassung und der Umbildung der Regie rungsorgane vor sich gegangen sind und eine Reihe von Anzeichen für eine wei tere Demokratisierung des gesellschaft lichen Lebens in sich tragen, kennzeich nend. Mit ihnen wird eine Entwicklung fortgesetzt, die. die Nasser-Regierung im Juli 1961 mit der Verkündung einer Reihe von Dekreten einleitete und durch deren Verwirklichung erstmalig tiefgreifende sozialökonomische Veränderungen herbei geführt wurden. Im Mittelpunkt stand die Bildung eines starken staatlichen Sektors in der Wirt schaft. Sämtliche Banken, Versicherungs gesellschaften und großen Industriefirmen, die Handelsflotte und das Verkehrswesen wurden verstaatlicht. Nach amtlichen An gaben kontrolliert der Staat seitdem 85 Prozent der Industrieproduktion. Nach dem durch die antiimperialistischen Maß nahmen zwischen 1956 und 1960 der herrschende Einfluß des ausländischen Kapitals gebrochen worden war, beseitig ten diese Maßnahmen die ökonomische Basis der ägyptischen Großbourgeoisie und weitgehend auch der Mittelbourgeoisie. Die VAR-Regierung beschränkte die Posi tionen des feudalen Großgrundbesitzes beträchtlich. Die obere Grenze des Boden besitzes wurden auf 100 Feddan (1 Fed- dan = 0,42 ha) herabgesetzt. Diesen Maßnahmen parallel ging eine Serie von Verordnungen, die auf eine Verbesserung der sozialen Lage der Werktätigen gerichtet waren (Sozialver sicherung eingeführt, Schul, und Hoch- Schulunterricht gebührenfrei, Mieten ver billigt, 7-Stunden-Tag verordnet, Mindest lohn erhöht). Mit Hilfe weiterer Verstaatlichungsmaß nahmen im November 1961, nach der Los lösung Syriens von der VAR, sowie im Jahre 1963 wurden weitere 400 Firmen und Gesellschaften der Kontrolle des Staates unterstellt. Er kontrolliert seitdem die gesamte Schwer- und beträchtliche Teile der Leichtindustrie, des Außen- und des Binnengroßhandels. Der staatliche Sektor übernahm gemäß den März dekreten dieses Jahres weitere elf Im port- und Exportgesellschaften, 119 Bau gesellschaften und 68 Privatkranken- häuser. Durch die Dialektik der Entwicklung auf einen objektiv progressiven Weg ge drängt, führte die VAR-Regierung seit dem Juli 1961 große strukturelle Um gestaltungen herbei, die die Grenzen der „traditionellen kapitalistischen“ Entwick- lung weit überschreiten. Es gibt gegen wärtig keinen anderen nichtsozialistischen afrikanischen und asiatischen Staat, in dem die Verstaatlichung der Wirtschaft einen so hohen Grad erreicht wie in der VAR. Natürlich bietet das Vorhandensein eines starken staatlichen Sektors allein noch keine Garantie für eine progressive Entwicklung. Entscheidend dafür ist das innere Klassenverhältnis, ist der Charak ter der politischen Macht. Auch in dieser Hinsicht haben sich be sonders seit 1961 bedeutende Veränderun gen in der VAR vollzogen. Die Ausein-, andersetzungen mit der inneren und äußeren Reaktion ließen die herrschenden kleinbourgeoisen Kräfte unter Führung Nassers zu der Erkenntnis gelangen, daß sie zur Sicherung ihrer Macht eine orga nisierte Massenbasis benötigen, die sie durch eine gewisse Demokratisierung des gesellschaftlichen Lebens zu erreichen ver suchen. Unter diesem Aspekt wurde die Einberufung des „Nationalkongresses der Volkskräfte“ verfügt, in dem von den Arbeitern und Bauern bis zu den Ver tretern des nationalen Kapitals alle Be völkerungsschichten vertreten waren und in dem die - Arbeiter und Bauern einen Mindestanteil von 50 Prozent zugesichert erhielten. Hierzu gehört die Verkündung der „Nationalcharta“ durch Präsident Nas ser am 24. Mai 1962, die einen Abriß der Entwicklung gibt und auf den besonderen Weg des „arabischen Sozialismus“ hin weist. Es ist kennzeichnend für die gewaltige Anziehungskraft des Sozialismus, daß die im nationalen Befreiungskampf geschulten Offiziere ihr fortschrittliches Aktions programm im Namen des Sozialismus verkünden und auf ihre Fahne Prinzipien schreiben wie die „Abschaffung der Aus beutung des Menschen durch den Men schen“. Die „Nationalcharta“ setzte u. a. die Durchführung von Wahlen für das Parlament und die Ausarbeitung einer Verfassung fest und formulierte Inhalt und Organisationsform der sogenannten „Arabischen Sozialistischen Union“, die, ohne eine Partei und damit die Vertrete rin einer Klasse zu sein, die führende politische Organisation werden und die Arbeiter und Bauern, die nationale In telligenz und die Vertreter des nationalen Kapitals erfassen soll. In diesem Sinne sind nicht zuletzt auch die Gesetze über die Freilassung der politischen Gefangenen zu verstehen, die ohne Urteil inhaftiert wurden — Gesetze, die ihnen das Recht einräumen, aktiv an der Entwicklung des Landes mitzuarbei ten. Zusammenfassend kann man sagen, daß die VAR seit den Verstaatlichungsgesetzen des Jahre 1961 den nichtkapitalistischen Weg eingeschlagen hat und daß sich seit den Märzdekreten 1964 auch die der nicht kapitalistischen Basis adäquate national- demokratische Regierungsform abzuzeich nen beginnt. Begabung - la oder nein ? • An der Philosophischen Fakultät tauchte bei der Diskussion von Leh rerstudenten um die „Grundsätze für die Gestaltung des einheitlichen sozialistischen Bildungssystems“ die Frage nach unserer Auffassung von Wesen und Entwicklung der Be gabung auf. Dr. paed. Lothar Fischer antwort tete: Die wissenschaftlich-technische Revolu tion und das Streben unseres Volkes zur gebildeten Nation machen es notwendig; das Bildungsniveau aller Menschen bedeu tend zu heben. Das einheitliche sozialisti sche Bildungssystem trägt dieser Zielstel lung Rechnung, indem es allen Menschen unserer Republik die Möglichkeit bietet, ihre Fähigkeiten und Begabungen voll zu entwickeln. Es gewährleistet jedem Jun gen und jedem Mädchen eine volle Ober schulausbildung und schafft damit die Vor aussetzung für einen hohen Bildungsstand des gesamten Volkes. Der Entwurf der „Grundsätze für die Gestaltung des einheitlichen sozialistischen Bildungssystems“ weist aber auch darauf hin, der Entwicklung spezieller Fähigkei ten und Begabungen große Aufmerksam keit zu widmen: „Auf allen Stufen des Bil dungswesens sind gemäß dem Leistungs prinzip die Begabten besonders zu för dern. Durch differenzierte Förderung im Unterricht, durch ein System des fakultati ven Unterrichts sowie durch Arbeitsge meinschaften, Zirkel, Klubs, Kurse, Olym piaden, wissenschaftliche Wettbewerbe, Leistungsschauen, durch ein reges geistiges und kulturelles Leben sind besondere Fä higkeiten und Begabungen der Schüler, Lehrlinge, Werktätigen und Studenten zu entwickeln.“ Darüber hinaus machen sich auch Ver änderungen in der Struktur des Bildungs wesens notwendig. Die Erfordernisse der Produktion, der Wissenschaft, der Kultur und des Sports verlangen, die Bildungs wege und Ausbildungsformen so zu diffe renzieren, daß möglichst frühzeitig damit begonnen werden kann, besondere Bega bungen und Talente zu fördern. Diesem Zweck dienen vor allem die Spezialschulen und -klassen. In den Spezialschulen bzw. Spezialklassen werden besonders begabte und talentierte Schüler auf hochqualifi zierte Facharbeiterberufe der führenden Zweige der Volkswirtschaft sowie auf die Arbeit in den Bereichen der Wissenschaft und Kultur vorbereitet. Neben der Weiter entwicklung der Schulen mit erweitertem Fremdsprachenunterricht, der Schulen mit Betonung musischer Fächer, der Kinder- und Jugendsportschulen ist es jetzt vor rangige Aufgabe, Spezialschulen bzw. Spe zialklassen technischer Richtung und für bestimmte Wissensgebiete, besonders für Mathematik, aufzubauen. Die Spezialschulen sowie andere For men der Begabtenförderung in unserem Arbeiter-und-Bauern-Staat unterscheiden sich grundsätzlich von allen Arten der Be gabtenauslese in kapitalistischen Staaten. Die Begabtenauslese, wie sie z B. in West deutschland betrieben wird, beruht auf reaktionären Begabtentheorien, deren We sen darin besteht, daß sie Fähigkeiten und Begabungen hauptsächlich erbgebunden betrachten und die Behauptung aufstellen, daß die Begabungen im Volk entsprechend der „Sozialpyramide“ der Klassengesell schaft verteilt seien. Das beste Begabungs potential habe die herrschende Klasse, während die Arbeiter und Bauern — bio logisch bedingt — mit einer minderen Be gabung ausgestattet seien. Diese Theorien sind Stützpfeiler für die Aufrechterhal tung des Bildungsmonopols. In unserer Republik ist das Bildungs monopol der Ausbeuterklassen endgültig gebrochen. Das sozialistische Bildungs wesen, die Praxis des sozialistischen Auf baus haben hinlänglich bewiesen, daß Be gabungen nicht für ewige Zeit an be stimmte Klassen gebunden sind, sondern daß mit der Beseitigung der kapitalisti schen Bildungsschranken unerschöpfliche Begabungsreserven des ganzen Volkes freigelegt werden. Vor allem dieses Charakteristikum der wissenschaftlichen Auffassung vom Wesen und von der Entwicklung der Begabung, die der Begabtenförderung im sozialisti schen Bildungswesen zugrunde liegt, macht deutlich, daß der Aufbau von Spezialschu len in unserer Republik nichts mit der reaktionären bürgerlichen Begabtentheorie gemein hat. UZ 24/64, Sejte 5
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