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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 8.1964
- Erscheinungsdatum
- 1964
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196400001
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19640000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19640000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 8.1964
-
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- Ausgabe Nr. 27, 9. Juli 1
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- Ausgabe Nr. 42, 22. Oktober 1
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- Ausgabe Nr. 47/48, 26. November 1
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Band
Band 8.1964
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„Glocken von Corneville" zu den VI. Arbeiter- fesfspielen Nach dreivierteljähriger Probenzeit hob sich am 23. Mai 1964 im Leipziger Haus der Volkskunst der Vorhang zur dritten Premiere des Laienmusikthea ters der Karl-Marx-Universität. Nach der Operette „Freier Wind“ von I. Dunajewski und dem ungari- sehen musikalischen Lustspiel „Mein blauer Himmel“ von P. Gyöngy brachte das Ensemble „Pawel Kortscha gin“ die Operette des französischen Komponisten Robert Planquette „Die Glocken von Corneville“ in einer textlichen und musikalischen Neufas sung von M. Janowski und W. Nitzschke heraus. Nach der begeistert aufgenommenen Premiere, die auch in der Leipziger Presse positive Aufnahme fand, unter hielten wir uns im Ensemble darüber, was wir erreicht hatten und wie es weiter gehen soll. Wir glauben, daß un sere dritte Inszenierung die Lebens fähigkeit eines Laienmusiktheaters an unserer Universität überzeugend nach gewiesen hat. Das war möglich dank der großen Einsatzbereitschaft aller En semblemitglieder, der Gewinnung neuer Solisten aus anderen Bereichen der Uni versität und nicht zuletzt dank des Ver ständnisses und der Unterstützung durch unsere Trägerinstitute, das Sla wische und das Dolmetscher-Institut. So wuchs ein Kollektiv zusammen, das begeistert einem Ziel zustrebte, wie derum eine höhere Entwicklungsstufe im Laienmusiktheater zu erreichen. Wenn wir das in vieler Hinsicht er reicht zu haben glauben, so messen wir dabei besonderen Anteil der Arbeit von Helmut Bläss, unserem Regisseur von den Städtischen Theatern, zu, der uns in dreijähriger kontinuierlicher Ar beit zu dieser künstlerischen. Qualität geführt hat. Natürlich hat uns besonders angespro chen, daß wir mit unserer Inszenierung vom Zentralen Festkomitee des FDGB- Bundesvorstandes für die VI. Arbeiter festspiele ausgewählt wurden. Freude und Stolz löste diese Nachricht bei uns aus, und wir werten unsere Delegierung einmal als Anerkennung unserer mehr jährigen Arbeit, aber zugleich auch als Verpflichtung, unseren Beitrag zu den VI. Arbeiterfestspielen aus dem heite ren musikalischen Genre mit hoher künstlerischer Qualität zu leisten. Wäh rend der VI. Arbeiterfestspiele werden wir am 19. Juni 1964 im Theater der Stadt Rudolstadt und am 21. Juni 1964 im Theatersaal des Kreiskulturhauses Lobenstein unsere Operette spielen. Da neben werden wir die Gelegenheit nut zen, uns am 20. Juni 1964 im Kultur haus des VEB Kunstfaserwerk Schwarza die Arbeiteroper des Sachsenwerkes Dresden-Niedersedlitz mit ihrer Insze nierung „Der Wasserträger“ von L. Cherubini anzusehen. Wir planen, unsere Inszenierung noch bis Ende 1964 zu. spielen. Vorgesehen sind Vorstellun gen anläßlich der Festwoche zum 15. Jahrestag unserer Republik in Dö beln und Wittenberg, im Theater Jena für die Friedrich-Schiller-Universität u. a. Neben den Vorbereitungen für die Vorstellungen im Herbst 1964 machen wir uns natürlich bereits Gedanken über die weitere Entwicklung unseres Laien musiktheaters. Konkrete Vorstellungen über ein neues Stück gibt es noch keine, aber es soll unbedingt wieder ein Werk mit größeren Chorpartien und aus dem heiteren Genre sein. Große Bemühun gen unternehmen wir, um in Zusam menarbeit mit Librettisten und Kompo nisten ein Werk aus unserer Zeit einzu studieren. So gibt es erste Verbindungen zu Dr. S. Köhler vom VEB Deutsche Schallplatte u. a. Allerdings erhebt sich beim gegen wärtigen Stand des Laientheaters über haupt an unserer Universität die Frage, inwieweit ein Weiterbestehen mehr oder weniger getrennt arbeitender Theater kollektive noch sinnvoll und erfolgver sprechend ist. So beschäftigen wir uns gründlich mit dem Gedanken eines Uni versitätstheaters, das vielleicht einmal alle Bestrebungen um das Laientheater an der Universität vereinigen sollte. Hierbei kann es sich allerdings nicht nur darum handeln, einen neuen Namen für etwas zu finden, sondern grundsätzliche Vorstellungen über Inhalt, Entwick lungsrichtung und Qualitätssteigerung zu entwickeln. Vorteilhaft kann sich be stimmt eine größere Besetzungsmöglich ¬ keit, rationeller Einsatz der Kader und zentrale Nutzung aller technischen und finanziellen Mittel aus wirken. Es wird sich notwendig machen, mehrere Berufs künstler zur Anleitung zu gewinnen, systematisch die Ausbildung aller Mit wirkenden zu sichern und die ständige Zusammenarbeit mit einem Orchester zu gewährleisten. Wir denken, daß wir durch die Zusammenarbeit mit dem Leipziger Rundfunk - Sinfonieorchester einen guten Anfang gemacht haben, und hoffen, diese auch fortsetzen und erwei tern zu können. Die hier geäußerten Vorstellungen sollen erste Gedanken zu einem Pro blem sein, das im Interesse einer wei teren Entwicklung des Laientheaters an der Karl-Marx-Universität eine gründ liche und umfassende Diskussion ver dient. Ensemble „Pawel Kortschagin“ Foto: Bergmann Beitrag zum Bach - Wettbewerb Im V. Akademischen Konzert, dem letzten dieses Studienjahres, leistete das Akademische Orchester unter Lei tung seines Dirigenten Horst För ster einen gelungenen Beitrag zum Rahmenprogramm des kürzlich in Leipzig beendeten internationalen Bach-Wettbewerbs. Einmal mehr be wies das Laienorchester Qualität sowie Einsatzbereitschaft anläßlich aktueller kulturpolitischer Ereignisse. Es be stätigte erneut seinen guten Ruf als gleichberechtigter Partner im reich haltigen Musikleben der Stadt. Ger sters „Festliche Musik“, festliche Freude und kraftvoll vorwärtsweisenden Opti mismus widerspiegelnd, wurde dem Charakter des Stückes gemäß geboten. Zu einem ausgewogenen Musizieren kam es in dem meisterhaft schönen Doppelkonzert d-Moll für Violine, Oboe und Orchester, BWV 1060 von Johann Sebastian Bach. Hans-Werner W ä t z i g (Oboe) und Gustav Schmahl (Violine) waren die ihres wohlabgestimmten, sauberen und aus drucksvollen Spiels wegen gefeierten Solisten des Abends. Im Orchester kam der Wechsel zwischen Tuttistellen und dezenter Begleitung der Solisten sehr schön zur Geltung. Zwar wurde, mit Beethovens „Eroica“ die gegenwärtige Leistungsgrenze des Orchesters be rührt. Es ist eben noch nicht möglich, eine Sinfonie derartigen Umfangs vom ersten bis zum letzten Takt in einem großen Spannungsbogen zu musizieren, ohne daß — vor allem im langsamen Satz — technisch begründete Schwächen hörbar würden. Dennoch zeigt sich gerade an diesem Werk, wie sehr das Orchester gewachsen ist in seinem Streben, einen dem programmatischen Inhalt adäquaten Ausdruck zu Anden. Die Wahl diesen Sinfonie erwies sich keinesfalls als Experiment, sondern als Meilenstein auf dem ständig auf wärts führenden. Entwicklungsweg des Orchestersi • - *3 - hr Physiker musizieren seit fünf Jahren Zu einem Konzert anläßlich ihres fünfjährigen Bestehens hatte die Kammermusikgruppe des Physikali ¬ schen Instituts am 27. Mai eingeladen. Prof. Holzmüller hob in seinen Dankesworten die Rolle des aktiven Musizierens hervor, daß es dabei nicht so sehr auf technische Perfektion als auf die Freude am Selbstmitmachen ankomme. Er wies auch auf die Ver bindung der Musik zur Physik hin und nannte berühmte Forscher, die vor allem gern Werke von Bach gespielt haben. Er dankte dem Initiator und Leiter der Gruppe, Detlef Schnei der, und allen Mitgliedern für die bisher geleistete Arbeit und gab der Hoffnung Ausdruck, daß zu den ver gangenen zehn Konzerten noch viele Abende hinzukommen mögen. Zu Anfang erklangen einige Stücke aus dem „Augsburger Tafelkonfekt“, einer Sammlung scherzhafter, geselli ger Lieder und Ensemblestücke, gesun gen von Cornelia Krumbiegel — Sopran (vom Institut für Musikwissen schaft), Inge D e u t s ch — Alt, Detlef Schneider — Tenor, Klaus-Dieter Schmidt und Jürgen Kärger — Baß. Große Heiterkeit erzeugten das Terzett „Die drei Saufbrüder“ (mit den Geigern Dr. Thielemann und Friedrich Gentzsch) sowie das Hochzeitsquodlibet von Johann Seba stian Bach aus dem Jahre 1708, das in heiter-drastischer Weise damals ak tuelle Ereignisse aus dem Entstehungs ort Arnstadt vereinigt. Als Continuo- Cellisten wirkten Dr. Manfred Wur litzer und Gerd Röpke mit. Die Klavierbegleitung übernahmen Monika Schmidt, die mit einem Rondo von W. A. Mozart und Eccosaisen (Tänzen) von L. v. Beethoven, sowie Volker Rieder, mit Beethovens Rondo „Die Wut über den verlorenen Groschen“, auch beim Solovortrag beachtliche Lei stungen boten. Nach zwei Vokalwerken von Haydn („Die Harmonie in der Ehe“) und Mozart („Das Bandel“) folgte Mozarts Streichquartett Nr. 12 als würdiger’ Abschluß des Abends. Für den erkrankten Prof. Lang- h a m m er spielte Herr Pöschel bei nur einer Prob® in der Konzertpause den Violapart. Erfreulich war die An teilnahme der Zuhörer, die allen Aus führenden herzlich Beifall spendeten. Wir wünschen der Kammermusik gruppe bei ihrer weiteren Arbeit viel Erfolg; denn ihre Konzerte helfen mit, einen größeren Kreis von Menschen an gute, gehaltvolle Musik der Vergangen heit und Gegenwart heranzuführen, wie es das Ziel der Gruppe ist. Reiner Zimmermann Von der Renaissance zu Bach Konzert des Universitätschores Wer von den ausländischen Besu chern des Bach-Wettbewerbes den Uni versitätschor nicht bereits auf einer sei ner Reisen kennenlernte, konnte sich bei einem Konzert im Alten Rathaus davon überzeugen, daß die Pflege der Chormusik in Leipzig nicht nur auf den Leistungen von Thomanern und Rund funkchor beruht. Äußerst sinnvoll, und zwar besonders im Hinblick auf den Internationalen Johann-Sebastian-Bach- Wettbewerb, war das Programm aufge baut. Es führte von einigen der größten Meister der A-capella-Kunst in Renais sance und Frühbarock zum Schaffen des großen Thomaskantors. Seit langem ist die Musik des 15. und 17. Jahrhunderts Domäne des Universi tätschores. Friedrich Rabenschlag, der durch sein Wirken dem Chor ge rade auf diesem Gebiet internationale Geltung verschuf, vermag aus Gesund heitsgründen noch nicht wieder selbst zu dirigieren. Glücklicherweise ist je doch Hans-Joachim Rötzsch, der am Pult stand, alles andere als nur ein Ersatzmann. Er vermag durch seine im pulsive Musikalität, durch seine außer ordentliche Auffassungsgabe den Chor vom ersten Augenblick an zu begei stern und mitzureißen. Er weiß da durch den Chorwerken Leben und Farbe zu verleihen. Die reichen dyna mischen Schattierungen beeinträchtigen niemals die Geschlossenheit des Ge samteindrucks, noch weniger erwecken sie den Eindruck von Sentimentalität. Hinzu kommt der klare, strahlend frische Klang fast ausschließlich junger Stimmen, der den Erfolg des Konzerts sicherte. Der gesamte Chor sang zu Beginn Motetten von Ludwig Senfl und Gio vanni Gabrieli, von letzterem ein acht stimmiges Werk, das mit seinem vol len, warmen und satten Chorklang einen Gipfel vokaler Musik überhaupt darstellt. Bachs größte Motette, „Jesus meine Freude“, bei deren Wiedergabe alle tonmalerischen Freiheiten der Par titur ausgeschöpft wurden, beschloß das Konzert. Dazwischen brachte der Madrigalchor Madrigale von Claudio Monteverdi und Heinrich Schütz. Durch die Kammerbesetzung war es möglich, noch individueller zu artikulieren und dadurch eine noch größere Lebendig keit in den Details zu erreichen. Robert Köbler spielte die Suite g-Moll von Händel und Präludium und Fuge aus dem Wohltemperierten Kla vier von Bach. Seine Behandlung des Cembalos war in ihrer Vitalität, die mit reifer Erfassung des musikalischen Gehalts in eins ging, geistesverwandt. rr Zeitgenössische Kammermusik Das erste der beiden Kammerkon zerte. die das Institut für Musikwis senschaft für das Frühjahrssemester vorbereitet hat, war ausschließlich zeit genössischer Musik gewidmet. Zuerst erklangen drei Gesänge, die der Diri- gen Max Pommer aus einem um fangreichen, 1962 veröffentlichten Band für Solostimme und Klavier Ernst Her mann Meyers ausgewählt und für Kam merorchester instrumentiert hat. Pom mer gelang eine Instrumentation, die alles andere ist als die Routinearbeit eines Kapellmeisters: sie ist eine legi time Neuschöpfung. Danach vier Sinfonien für kleines Orchester des Franzosen Darius Mil haud, entstanden zwischen 1917 und 1923. Das sind Opuscula, Miniaturfor men, knapp wie seine berühmten Mi nutenopern. Vom kürzlich verstorbenen Altmei ster Paul Hindemith brachte man zum Abschluß ein Werk, das er geschrieben hat, als er noch als enfant terrible galt: die Kammermusik Nr. 1 für zwölf Soloinstrümente mit dem be rüchtigten „Finale 1921“. Berüchtigt, weil Hindemith in ihm einen bekann ten Foxtrott-Schlager von anno dazu mal zitiert und kurz vor Schluß eine Sirene aufheulen läßt. So leicht spielbar der Milhaud an- mutete, so schwierig ist in Wahrheit seine Ausführung. Pommer, dem un sere größte Anerkennung gilt, hat seine Gewandhausmusiker diesmal • tüchtig trainiert. Da ich sie alle nicht nament lich anführen möchte, obwohl sie es verdienten, seien auch die fünf hervor ragenden Solosänger nur anonym ge nannt, mit Ausnahme von Sieglinde Jahn, die die Meyer-Lieder sensibel und sicher interpretierba E. Klemm G ewissermaßen an klassischer Stätte, in Auerbachs Keller, hatten sich die Lei» tung der Hochschulgruppe des Deut» sehen Kulturbundes, Vertreter der UGL; ihrer Kulturkommission und Kultur funktionäre zusammengefunden, um die 2. Bit terfelder Konferenz auszuwerten. Daß in diesen Gesprächen über Kunst und Literatur die prak tischen Aspekte von Bitterfeld im Mittelpunkt standen, war in der Konzeption begründet. Auf einen Nenner gebracht: Es war eine Beratung erster Schritte, um auf der Basis der Vereini gung der Erfahrungen der Hochschulgruppe des Kulturbundes mit den organisatorischen Mög lichkeiten der Gewerkschaft die geistig-kultu relle Massenarbeit weiter zu verbessern. Ausgangspunkt der Ausführungen von Prof. Dietze war die Feststellung, daß die Pro bleme der Kunst und Literatur heute von un seren Werktätigen als ihre eigenen Probleme empfunden werden. Diese neue Qualität im Verhältnis unserer Menschen zu kulturellen Werten, die sich im wesentlichen in der Periode zwischen der 1. und 2. Bitterfelder Konferenz herausgebildet hat, ist auch an der Universität zu verspüren. Nehmen wir z. B. die Tatsache, daß über 3000 Angehörige der Karl-Marx-Universität in diesem Jahr an Theaterfahrten zum Berliner Ensemble teilnahmen. Damit entstand eine neue Art von Theaterbesuchen, was sich vor allem in den unzähligen anschließend geführten Dis kussionen über das Schaffen Brechts und Pro-, Klare Perspektive auch bei kultureller Arbeit bleme des Theaters ausdrückte. Zeugnis dessen ist auch der Brief der Schauspieler des Berliner Ensembles, in dem es hieß: „Sie sind ein groß artiges, ein interessiertes und intelligentes Publikum, vor dem zu spielen es doppelten Spaß macht.“ — Allerdings ist uns unverständ lich, warum ähnliche Beziehungen zu den Leip ziger Bühnen nicht zustande kommen. Oder nehmen wir den Amateurfilmzirkel des Klinikums, der schon drei Kurzfilme heraus brachte. Hier haben Schwestern und andere Mitarbeiter der Medizinischen Fakultät eine sinnvolle Freizeitgestaltung geschaffen, von der Margarete Sander, Hausoberschwester der Hautklinik, sagte: „Die Arbeit im Amateurfilm- zirkel ist mir Bedürfnis und Freude, die ich gar nicht mehr aus meinem Leben wegdenken kann.“ Oder nehmen wir die Professorengespräche der Juristenfakultät, wo Mitglieder des Lehrkörpers und Studenten regelmäßig über Probleme des geistig-kulturellen Lebens streiten und gemein sam zu neuen Erkenntnissen gelangen. Das Geheimnis dieser Erfolge umriß Prof. Orschekowski mit den Worten: Kuns muß Spaß machen. Das ist wohl ebenso richtig wie die Schlußfolgerung Prof. Dietzes : Wir müssen der emotionalen Bildung der Kunstkon sumenten noch mehr Beachtung schenken. Das mag für die Fortschritte auf dem Wege zur gebildeten Nation stehen. Doch auf diesem Wege harren noch viele Probleme ihrer Lösung. Das wichtigste ist wohl für uns als Uni versität, die Trennung zwischen Naturwissen schaft und Gesellschaftswissenschaft, die das geistige Profil des bürgerlichen Wissenschaft lers prägte, bei uns endgültig zu überwinden. Vorläufig ist es hoch so, daß sich der Lehrkör per der naturwissenschaftlichen Fakultät z. B. kaum zu philosophischen Fragen äußert, und daß die Gesellschaftswissenschaftler nach eige nen Aussagen Scheu vor naturwissenschaftlichen Problemen haben. Diese Trennung setzt sich äquivalent bei den Nachwuchswissenschaftlern und Studenten fort. Überwunden werden kann diese Situation nur durch ein reges geistig-kul turelles Leben, das vielfältige Formen und In halte umfaßt und beiträgt- zur allseitigen Ent wicklung und Bildung unserer Menschen. Wie steht es mit diesem geistig-kulturellen Leben an unserer Universität? Einige Beispiele wurden bereits oben genannt, ihre Zahl ließe sich jedoch beliebig erweitern:. Marxistisches Kollo quium, Klubabende, Volkskunstensembles, Ar beitsgemeinschaften usw. Woran hängt es also? Prof. Dietze warf die Frage auf: Kennen wir wirklich die Ideale, die kulturellen Bedürf nisse unserer Menschen? — Im Prinzip mußte und muß diese Frage verneint werden, und hier liegt ein wichtiges Problem. Das Ziel, die Ent wicklung der gebildeten Nation, ist klar, aber werden schon alle Kräfte darauf konzentriert? Es mag banal klingen, aber auch die Kulturpoli tik bedarf der perspektivischen Planung, sonst wird zwar allerorts Gutes getan, aber der Nutz effekt entspricht nicht den investierten Kräften. An unserer Universität werden große Vlks- kunstensembles gefördert, sie haben ein hohes Niveau erreicht, aber an der Universität selbst treten sie kaum auf. Die Hochschulgruppe des Kulturbundes verfügt über zahlreiche gute Ar beitsgemeinschaften, aber ihr Interessentenkreis, ihre Ausstrahlung an die Fakultäten und Insti tute entspricht nicht den Möglichkeiten. Gewerk schaft und FDJ als größte Massenorganisationen unserer Universität sind sehr stark an der För derung des geistig-kulturellen Lebens beteiligt, aber sie arbeiten ohne Bindung zueinander. Kurz gesagt, das geistig-kulturelle Leben an unserer Universität ist zwar vielseitig und steht teil weise auf sehr hohem Niveau, aber es ist zer splittert. Diese praktischen Probleme des Bitterfelder Weges an unserer Universität wurden auf der Beratung klar ausgesprochen. Es .gab viele kluge Gedanken dazu, und über die Notwendigkeit, durch bessere Leitungstätigkeit die Potenzen der Hochschulgruppe, der Gewerkschaft und der FDJ zusammenzuführen, wurde prinzipielle Einigkeit erzielt. Mit der detaillierten Beratung der Pro bleme und der notwendigen Schlußfolgerungen wurden der Arbeitsausschuß der Hochschulgruppe und die Kulturkommission der UGL beauftragt. Es wäre zu wünschen, daß im Gegensatz zu der Beratung in Auerbachs Keller, künftig die FDJ, als verantwortlicher Träger der kulturellen Arbeit unter den Studenten, bei solchen Beratun gen hinzugezogen würde. J. Grubitzsch UZ 23/64. Seite 6
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