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Für die Wissenschait, die dem Sozialismus dient! UNIVERSITÄTSZEITUNG 22 ORCAN DER SED -PARTE IEEITUNC DER KARL MARX UNIVERSITÄT LEIPZIG 4. 6.1964 8. JG. / 33 603 15 PFENNIG 1 5. JUN/1964 Weiterentwicklung der Ausbildung zu arbeiten 1 * (Aus der Entschließung der Delegiertenkonferenz) „ ... ist an der kontinuierlichen Chemiker, Physiker... fürs Jahr Dieses Studienjahr war reich an Änderungen der Ausbildungspläne in den verschiedensten Fachrichtun gen, notwendigen Änderungen: Da führten die Chemi ker einen neuen Studienplan ein, da hören mehr Wirt schaftswissenschaftler Mathematikvorlesungen, koordi nieren und konzentrieren die Journalisten die Vermitt lung von Arbeitergeschichte, Literaturgeschichte, Presse geschichte . . . Wurde aber überall weitsichtig genug der In halt der Ausbildung geändert? Wo gibt es statt hier und dort ein, zwei zusätzlicher, neuer, ergänzender Vorlesungen ein mit wissenschaftlicher Präzision erar beitetes Ausbildungsprogramm, streng gemäß den ob jektiven Anforderungen der Jahre 1970, 1980, 2000 an die Wissenschaftler? Beängstigend viele Studenten (etwa 50 Prozent) machten ihre Antwortkreuze auf unsere Frage, ob sie Ausbildungsziel und Studienplan kennen (vgl. UZ 20 64, Seite 4I), in die Spalten „nein" oder „nur für die ses Studienjahr". Und das kommt nicht auf Kosten zer streuter Erzieher, die vergaßen, darüber den Studenten zu berichten, es ist vielmehr Ausdruck dessen, daß die Mehrzahl der Hochschullehrer das Ausbildungsziel - nicht ein irgendwo zu Papier gebrachtes, sondern das sich notwendig aus den objektiven Erfordernissen er gebende - nicht kennt, nicht kennen kann, weil die objektiven Erfordernisse nicht genügend exakt, voll ständig, weit vorausschauend untersucht wurden. Es gibt Anfänge — es fehlt die notwendige Konse quenz. Zu den bemerkenswerten Anfängen zählen die Kol loquien bzw. Studentenkonferenzen der Physiker, Che miker, Dolmetscher über — nehmen wir die Physiker — „Das Berufsbild und die Perspektiven des Physikers in der DDR". Bemerkenswert nicht nur, weil sie diese The matik überhaupt auf die Tagesordnung setzten, son dern auch als vielmals wertvolle Illustration zu den Grundsätzen des einheitlichen sozialistischen Bildungs systems. Bleiben wir bei den Physikern. Die Industrie des Jahres 1964 wie die des Jahres 1980 verlangen von ihnen die „Die Transformation wissenschaftlicher Er kenntnisse in die praktische Produktion“ (Prof. Dr. Lösche), verlangen, daß sie die Aufgaben aufspüren, die die Möglichkeit einer physikalischen Lösung ent halten. Nicht einige Aufgaben, die dem einzelnen be sonders liegen, sondern notwendige, deren Lösung der Produktion weiterhilft, gleichgültig, mit Hilfe welcher Spezialdisziplin. Erfahrungswerte lehren, daß Physiker etwa aller zehn Jahre ihr Arbeitsgebiet wechseln müssen, weil es sich erschöpft. Die Industrie der Jahre 1970, 1980, 2000 zwingt sie also, neue Techniken zu beherrschen. Mehr noch: „Der Physiker hat die Aufgabe, diese neuen Techniken zu schaffen." (Prof. Dr. Lösche) Der Physiker wird sich also auszeichnen müssen durch größte geistige Beweglichkeit — schnelles Erkennen der Probleme, geschulte Urteilskraft; durch ausgeprägte Kollektivität - Gemeinschaftsarbeit sichert schnellste Produktionswirksamkeit; durch Kenntnisse der Ökono mie und der Technologie — sie ermöglichen schnelle ¬ res Aufspüren der Probleme; Konzentration auf die wirtschaftlichste Aufgabe. Prof. Dr. Holzmüller verwarf also mit vollem Recht eine enge Spezialausbildung, forderte die Erweiterung der Lehre physikalischer Grundkenntnisse. — Es gibt weitergehende Formulierungen: „Auf Hoch- und Fach schulen wird . . . solider Wissensstoff aus Forschung und Praxis als wesentliches Bildungsmittel benutzt wer den. Als Bildungsziel gilt die Methode, Wissen zu erwerben es anzuwenden und zu mehren.“ (Prof. Dr. Thießen, „Einheit" 1/64, Seite 7). Einige der geladenen Gäste aus der Praxis forder ten eine gründlichere Ökonomieausbildung, gründlicher und besser auf die Probleme der sozialistischen Wirt schaft abgestimmt. Fast alle waren sich einig, daß man das Aufspüren der Probleme nicht in acht Wochen zu erlernen vermag - die Konsequeiz: längeres Prakti kum I An dieser Stelle vermerkt das Protokoll einen Zwi schenruf aus den Reihen des Lehrkörpers: „Auf wessen Kosten das längere Praktikum?" Eine Frage, die wohl immer dort notwendig war, wo, um oben anzusetzen, unten ein Stück abgeschnitten werden mußte. Aber uns scheint, wir brauchen ein neues Hemd — will sagen. Ausbildungspläne, deren Ziel entsprechend den oben skizzierten Anforderungen der Jahre 1970-2000 die Me thode von Wissensaneignung, -anwendung und -berei- cherung-ist, die sich weitgehend beschränken auf Ver mittlung der theoretischen Grundkenntnisse, der Me thodik des Faches und der produktiven Tätigkeit, die also inhaltliche Konsequenzen vor die auf dem Kollo quium geforderte Diskussion um beispielsweise Länge und Lage des Praktikums stellen. Bitte kein Mißverständnis! Wir kennen natürlich die Ergebnisse, die großen Fortschritte der diesjährigen Komplexpraktika. Wir lasen aber ebenso auf den uns mittlerweile wieder zugeschickten UZ-Fragebogen bei gar zu vielen Studenten von Unterforderung im Prak tikum. Kurzum: Die Praktika sind noch längst nicht überall organischer Bestandteil des Studiums. Ebenfalls organisch einbezogen ins ganze Ausbil- dungsprogramm muß die Möglichkeit für die Studen ten sein, „nach eigener Vorliebe ihren wissenschaft lichen Interessen nachzugehen" (Prof. Dr. Lösche), „so liden Wissensstoff" - nicht in Vorlesungsreihen ge zwängt, sondern eigenen Interessen gemäß ausgewählt - „als wesentliches Bildungsmittel" zu benutzen (Prof. Dr. Thießen). Prof. Dr. Lösche kündigte an, daß der neue Studien plan solche Zeit vorsieht. Es ist selbstverständlich - und hier streift das Kolloquium »ach den Problemen Berufsbild, Ausbildungsziel, Praxisverbindung die vierte These der „Grundsätze": Einheit von Bildung und Er-. Ziehung — selbstverständlich, daß aus solchem Studien plan neben der Forderung an die Studenten, dessen Möglichkeiten zu nutzen, auch die Forderung an den Lehrkörper entsteht, das Bedürfnis der selbständigen wissenschaftlichen Vervollkommnung bei den Studenten zu wecken, zu stärken. An der Fakultät für Journalistik unterließ man das in der Vergangenheit - der erst mals viele Zeit lassende Studienplan dieses Semesters führte im 4. Studienjahr zu Gammelei statt schöpferi schem Studium. Es ging bisher wesentlich um die operative Beseiti gung offen zu Tage tretender Mängel — es muß jetzt gehen um den Inhalt der Ausbildung; zur Debatte standen bisher meist verschiedene Vorlesungen, ein zelne Ausbildungsabschnitte - debattiert werden muß jetzt an jeder Fachrichtung das komplexe Bildungs system, das den Vorlauf fürs nächste Jahrzehnt schafft. Am Rande sei gestattet zu vermerken, daß die er folgreiche Lösung auch in enger Wechselwirkung mit der Profilierung der Institute und Fakultäten steht, da neben den Thesen über die Einheit von Theorie und Praxis, von Ausbildung und Erziehung auch die Einheit von Lehre und Forschung zu den Grundsätzen sozia listischer Hochschulpolitik gehört. Das allerdings erhärtet nur die Forderung nach un verzüglicher, kontinuierlicher Arbeit an der Weiterent wicklung der Ausbildung. Wir betrachten es als Bereicherung des Physiker forums. daß Professoren dort deutlich ihre in Teilfragen voneinander abweichenden Meinungen vertraten. Wir betrachten es als absolute Notwendigkeit, daß sich die Lehrkörper aller Fachrichtungen ohne Tempoverlust schnellstens zu einigen suchen. Zur Debatte stehen die Fragen: Was ist das Ziel der Ausbildung und die spä tere Aufgabe der Absolventen? Was gehört zur theo retischen Grundausbildung, die den Vorlauf auf Jahr zehnte sichern muß? Was ist wissenschaftlich-produk tive Tätigkeit der Studenten und wie kann sie in den einzelnen Disziplinen verwirklicht werden? (Aus der Entschließung der Delegiertenkonferenz der SED-Partei organisation Karl-Marx-Universität) „Emil-Fuchs-Instifuf für Religionssoziologie“ In Würdigung der großen Leistungen und Verdienste von Prof. D. D. Emil Fuchs und unter Berücksichtigung der Fortführung des von ihm aufgebauten und ehemals geleiteten Instituts für Religions soziologie wurde auf Antrag der Theologi schen Fakultät der Karl-Marx-Universität und mit Zustimmung des Staatssekretärs für das Hoch- und Fachschulwesen dieses Institut in „Emil-Fuchs-Institut für Reli gionssoziologie“ umbenannt. Prorektor Prof. Dr. Lothar Mosler überreichte auf der Festveranstaltung der Theologischen Fakultät am 26. Mai 1964, aus Anlaß des 90. Geburtstages von Prof. D. D. Emil Fuchs, die vom Rektor der Karl-Marx-Universität unterzeichnete Ur kunde dem Direktor des „Emil-Fuchs-Insti- tuts für Religionssoziologie", Dozent Dr. Hans Moritz. Chemiker bereifen 15. Jahrestag vor ..Dem Volke zum Nutzen — der Repu blik zu Ehren“, diesem Aufruf des Prem nitzer Produktionskollektivs zur Vorberei tung des 15. Jahrestages unserer Republik, schließen sich auch immer mehr Studenten kollektive unserer Universität an. In der vergangenen Woche legten Studenten der Seminargruppe Chemie 1/4 ihre Gedanken dazu dar. Stärker als bisher wollen die Freunde sich in ihrer Gruppe über politische Fra gen austauschen. Dem gleichen Ziel, der politischen Bildung und der Festigung ihres Kolelktivs, soll auch ihre gemein same Teilnahme am diesjährigen Som merlager dienen. Um sich fachlich besser für ihre Aufgaben nach dem Studium vorzubereiten, wollen sie vor allem ihr mathematisches Wissen in den Studien gruppen erweitern und sich gemeinsam auf die Chemieprüfungen vorbereiten. Jeder Freund der Gruppe soll so während des Studiums ein Maximum an Kenntnissen und Fähigkeiten erwerben. Lafeinamerika-Vorfrag von Prof. Kossok „Revolution und Volksfront in Latein amerika“ heißt das Thema eines Vortra ges, den Prof. Dr. habil. Manfred Kossok, Leiter der Unterabteilung Lateinamerika am Institut für Allgemeine Geschichte der Karl-Marx-Universität, am Dienstag, dem 16. Juni, 15 Uhr, im Vortragssaal des Grassimuseums zu aktuellen Problemen der Befreiungsbewegung Lateinamerikas halten wird. Prof. Kossok war 1963 64 neun Monate als Gastprofessor in Chile und Uruguay. Von dieser Reise wird Prof, Kossok Farbdias, Farbfilme und Musik proben vorführen. Prager Fußballgäste / Studentenfußballer aus der Goldenen Stadt, eine Auswahl der Technischen Hochschule Prag, traf am Freitag vergan gener Woche in Leipzig auf eine Mann schaft der Karl-Marx-Universität. Nach einer vorangegangenen Niederlage gegen die TU Dresden, erreichten die Gäste da bei gegen unsere Studenten ein 1:1. Aller dings mußte unsere Mannschaft auf die verletzten Spieler des deutschen Fuß ballmeisters, Bernd Bauchspieß und Horst S1 a b y , verzichten. Im Anschluß an das Spiel wurden un sere Fußballer von den Prager Studenten sportlern zu einem Rückkampf eingeladen. Das Spiel wird voraussichtlich im Oktober oder November dieses Jahres stattfinden. Ernennungen und Berufungen Der Staatssekretär für das Hoch- und Fachschulwesen ernannte: Dr. jur. habil. Joachim Peck zum Pro fessor mit Lehrauftrag (nebenamtlich) für Völkerrecht an der Juristenfakultät. Der Rektor ernannte: Prof. Dr. phil. habil. Rudolf Große zum stellvertretenden Direktor des Instituts für Deutsche und Germanische Philologie an der Philosophischen Fakultät.