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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 5.1961
- Erscheinungsdatum
- 1961
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196100005
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19610000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19610000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 5.1961
-
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- Ausgabe Nr. 35, 29. August 1
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Band 5.1961
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Partei, Intelligenz und humanistische Tradition Von Dr. Erhard JOHN DIE POLITIK DER PARTEI Zum 15. Jahrestag der Gründung der SED Die Sozialistische Einheitspartei • Deutschlands ist die Partei der Erneuerung der deutschen Kultur. Sie fördert die wahre Größe der deutschen Nation, indem sie alle schädlichen und reaktionären Über lieferungen bekämpft und alles Hohe und Schöne des deutschen Geistes lebens zur Entfaltung bringt.“ So hieß es in dem „Manifest an das deut sche Volk“, in dem der Vereinigungs parteitag der Sozialistischen Ein heitspartei Deutschlands am 21. April 1946 die Ziele jener Partei darlegte, durch deren Gründung in einem Teil Deutschlands die für die deutschen Imperialisten so vorteilhafte Spal tung der deutschen Arbeiterklasse überwunden wurde. Auf marxistisch-leninistischer ideo logischer Grundlage geschaffen, legte diese Sozialistische Einheitspartei Deutschlands auch ihrer Kulturpoli tik die von den Klassikern, beson ders von Lenin, herausgearbeiteten Prinzipien der sozialistischen Kultur revolution zugrunde. Eine wichtige Seite dieser Prinzipien betrifft die Stellung der siegreichen Arbeiter klasse zu der von der Menschheit in ihrer bisherigen Entwicklung ge schaffenen Kultur, insbesondere zu ihren humanistischen Traditionen. Dabei tritt dieses Problem konkret in zwiefacher Form auf, einerseits als Verhältnis zu den lebendigen Trägern dieser kulturellen Traditio nen in Kunst und Wissenschaft, in Technik und Erziehung — also als Verhältnis zu den Angehörigen der Intelligenz, die bereits in der bürger lich-kapitalistischen Gesellschaft Wis sen und Bildung erwarben und fähig sind, als Wissenschaftler und Künst ler, als Lehrer und Ingenieure Kul turarbeit zu leisten, wie es Lenin ein mal formulierte. Andererseits geht es darum, die Stellung der politisch siegreichen Ar beiterklasse und ihrer Partei zu den objektiv-sachlichen Kulturleistungen der Menschheit — wissenschaftlichen Theorien und philosophischen An schauungen, Kunstwerken, pädagogi- schen Theorien usw. klar zu bestim men. Aufbauend auf der gesamten bisherigen Kultur Charakteristisch für den Marxis- • mus-Leninismus als Theorie und die politische Praxis der Partei der Arbeiterklasse 'ist es, daß ihr prinzipiell jedes Sektierertum gegen über kulturellen Leistungen der Ver gangenheit und gegenüber Menschen fremd ist, die als Träger wissen schaftlicher, künstlerischer, päd agogischer, technischer und anderer Kenntnisse und Fähigkeiten Kultur arbeit zu leisten vermögen. Dabei ist die Durchsetzung dieser Prinzipien im Leben, im Verlauf der sozialisti schen Kulturrevolution und in den unzähligen konkreten einzelnen Fäl len ein komplizierter Prozeß, der von der Partei der Arbeiterklasse zielbe wußt, prinzipienfest und zugleich feinfühlig gelenkt wird. Natürlich können dabei Fehler im einzelnen Vorkommen, Widersprüche auftreten zwischen alten Methoden der Arbeit und neuen Aufgaben, Widersprüche, die zu überwinden eine angestrengte Arbeit, Feinfühligkeit im Umgang mit den Menschen und ein ständig höheres eigenes Kulturniveau erfor dern. Aber alle diese Schwierigkei ten im einzelnen heben nicht die all gemeinen Prinzipien des Marxismus- Leninismus hinsichtlich der Be ziehungen zum kulturellen Erbe der Menschheit und den Angehörigen der Intelligenz auf, die ihr Wissen und ihre Bildung bereits in der kapitali stischen Gesellschaft erwarben, die lebendige Träger bisheriger Kultur leistungen der Menschheit darstellen. „Ohne die klare Einsicht, daß nur durch eine genaue Kenntnis der durch die gesamte Entwicklung der Menschheit geschaffenen Kultur, nur durch ihre Umarbeitung eine prole tarische Kultur aufgebaut werden kann — ohne eine solche Einsicht werden wir diese Aufgabe nicht lösen (nämlich die neue Kultur der sozialistisch-kommunistischen Gesell schaft aufzubauen — E. J.) ... die proletarische Kultur muß die gesetz mäßige Weiterentwicklung jener Summe von Kenntnissen sein, die Universitätszeitung, 5. 4. 1961, S. 6 sich die Menschheit unter dem Joch der kapitalistischen Gesellschaft, der Gutsbesitzergesellschaft, der Be amtengesellschaft erarbeitet hat“, rief Lenin 1920 in seiner berühmten Rede auf dem III. Gesamtrussischen Kon greß des Kommunistischen Jugend verbandes Rußlands den Komsomol zen zu. Nachdrücklich betonte er — fast mit den gleichen Worten — den gleichen Gedanken im selben Jahr in dem bekannten Resolutionsent wurf „Über proletarische Kultur“. Lest „Faust“ und „Kommu nistisches Manifest“ Diese Gedanken schöpferisch unter V unseren konkreten Bedingungen anwendend, leisteten die Sozialisti sche Einheitspartei Deutschlands in den 15 Jahren seit ihrer Gründung und der unter ihrer Führung geschaf fene erste Arbeiter-und-Bauern-Staat auf deutschem Boden eine große Ar beit mit dem Ziel, die hohen Kultur leistungen der Vergangenheit, die Werke Goethes und Schillers, Bachs und Beethovens, Händels und vieler anderer bedeutender Künstler der Vergangenheit den werktätigen Mas sen nahezubringen, das Andenken bedeutender Wissenschaftler — von den Gebrüdern Humboldt bis zu Ernst Haeckel und Max Planck — ge bührend zu ehren. Die Partei be kennt sich nachdrücklich zu den humanistischen Traditionen unserer Nation, so in dem Beschluß des V. Parteitages, in dem betont wird, daß die sozialistische Gesellschaft an die Traditionen des in der Antike entstandenen, vom aufsteigenden Bürgertum weiterentwickelten Huma nismus anknüpfe und sich das Ziel setze, in der sozialistischen Gesell schaft und ihrer Kultur des realen Humanismus die Träume der besten und edelsten Humanisten und Den ker auch unserer nationalen Vergan genheit zu erfüllen — den Traum Herders von der Entwicklung zur Humanität als der edelsten Blüte der menschlichen Bemühungen und der Ausbildung aller menschlichen Mög lichkeiten, den Traum Schillers von einer Bildung edlerer Menschlichkeit mit Mitteln der Kunst, den Traum Fichtes von einer Gesellschaft, die gegründet ist auf der Gleichheit all dessen, was Menschenantlitz trägt. Wohl in gedrängtester und zugleich prägnantester Form entwickelte Wal ter Ulbricht diesen Gedanken, als er 1958 auf dem III. Kongreß der Natio nalen Front den Anwesenden zurief: „Die großen humanistischen Ideen bei Goethe, Schiller und Lessing sind doch jetzt zum erstenmal in der DDR verwirklicht, weil von den Werktäti gen die sozial-ökonomische Grund lage geschaffen wurde. Deshalb habe ich zu unseren Jugendlichen gesagt: Wenn ihr wissen wollt, wie der Weg vorwärtsgeht, dann lest Goethes ,Faust' und Marx’ ,Kommunistisches Manifest'. Dann wißt ihr, wie es wei tergeht.“ Keine taktischen Augenblickserwägungen Hbenso schöpferisch wie bei der — Aneignung des Kulturerbes wen det die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands in ihrem Verhältnis zu den Angehörigen der alten Intelli genz die Prinzipien an, die von Lenin bereits in den ersten Jahren der So wjetmacht herausgearbeitet wurden. Lenin zeigte damals, daß der sozia listische Aufbau um so schneller vor angehen werde, je mehr Angehörige der alten Intelligenz gewonnen wür den, um ihr fachliches Wissen und ihre Erfahrungen zur Verfügung zu stellen. Die Partei der Arbeiterklasse und der Arbeiter-und-Bauern-Staat müssen deshalb in dieser Richtung alle möglichen Anstrengungen unter nehmen. Dabei geht es nicht nur darum, der alten Intelligenz eine der gesellschaftlichen Bedeutung ihrer Arbeit entsprechende Entlohnung zu sichern, sondern auch eine Atmo sphäre der kameradschaftlichen Zu sammenarbeit mit ihr zu schaffen, ihr den wahrhaft humanistischen Charakter aller mit dem sozialisti schen Aufbau verbundenen Be mühungen zu zeigen und sie so Schritt für Schritt für eine immer fruchtbarere und bewußtere Zusam menarbeit beim Lösen dieser prak tischen Aufgaben in der Entwicklung von Kunst und Erziehung, von Wis senschaft und Technik zu gewinnen. Manchmal werden all diese Maß nahmen der Partei der Arbeiter klasse — von den Kulturverordnun gen der Jahre 1949 und 1950 bis zu den Kommuniques des Politbüros des ZK der SED zu Fragen der medi zinischen und pädagogischen Intelli genz im letzten Jahre — als eine ge wissermaßen vorübergehende, nur aus taktischen Augenblickserwägun- gen heraus sich ergebende Maß nahme betrachtet. Aber dies ist grundfalsch. Es handelt sich darum, daß hier konkret für unsere histo rischen und nationalen Bedingungen die allgemeinen Prinzipien der mar xistisch-leninistischen Theorie und der grundsätzlichen Politik der Par tei der Arbeiterklasse und der Arbei- ter-und-Bauern-Macht angewendet werden. Manchmal findet man in diesem Zusammenhang die Auffassung, daß dann, wenn einmal genügend „junge“ Intellektuelle herangebildet seien, Angehörige der „alten“ Intelligenz, die bisher als „Lückenbüßer“ gedul det wurden, überflüssig würden. Eine solche Auffassung hat mit dem Mar xismus-Leninismus nichts zu tun. Der sozialistische Aufbau verlangt so viele qualifizierte Kräfte, daß auf niemanden verzichtet werden kann und verzichtet wird, der ihm sein Wissen und seine Kenntnisse zur Verfügung stellt. Sehr entschieden wandte sich z. B. Walter Ulbricht in den Aussprachen mit Wissenschaft lern der Hallenser Universität 1958 gegen die Auffassung vom „Lücken- büßertum“. Humanistisches Wesen des Sozialismus entfaltet sich voll Cestützt auf die allgemeinen Prin- . • zipien des Marxismus-Leninis mus setzt sich so die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands und die Arbeiter-und-Bauern-Macht das Ziel, auch auf diesem Gebiet des gesell schaftlichen Lebens allseitig entwik- kelte und wahrhaft menschliche, auf gegenseitiger Achtung und gegensei tigem Vertrauen gegründete mensch liche Beziehungen herzustellen. Ein nicht unerheblicher Teil der West presse versucht dies als eine vorüber gehende „weiche Welle“ zu diffamie ren. Tatsächlich aber geht es darum, daß es die bisher auf politischem, wirtschaftlichem und 'kulturellem Gebiet erreichten Erfolge des sozia listischen Aufbaus gestatten, das wahrhaft humanistische Wesen der sozialistischen Ordnung voll zu ent falten und nun immer mehr bis in differenzierte Bereiche unseres Lebens zur Erscheinung kommen zu lassen. Es geht darum, die Forderung der Staatsratserklärung zu erfüllen; zu zeigen, daß der Sozialismus alle an spricht und allen eine Perspektive gibt, und in den Beziehungen zu den Angehörigen der alten Intelligenz sich von den in dieser Erklärung nie dergelegten Einsichten und ausge sprochenen Forderungen leiten zu lassen: „Die Menschen haben eine unter schiedliche Vergangenheit, Herkunft und Lebenserfahrung. Ihre Gedan- ken sind folglich recht verschieden. Aber der Sozialismus spricht sie alle an... Wir müssen die Menschen mit all ihren Vorzügen und mit manchen Schwächen sehen, uns in ihre Gedan kengänge hineinfinden, selber im Leben und in der Arbeit immer Vor bild sein, ein echtes Vertrauensver hältnis schaffen und unsere besseren Argumente wirklich überzeugend wirken lassen.“ Was Wissenschaftler und „Rheinischer Merkur“ vor einem Jahr schrieben „Bei voller Wahrung der unter schiedlichen Positionen haben die in einer Atmosphäre der Aufgeschlos senheit und Offenheit geführten Ge spräche zur Klärung einer Reihe von Fragen beigetragen, die die wis senschaftlichen Hochschulen in bei den Teilen Deutschlands betreffen. Die Universität Heidelberg hat die Universität Leipzig zu einem Gegen besuch eingeladen, bei dem das Ge spräch eine Fortsetzung finden wird." (Aus dem Kommunique, das an läßlich des Besuches der Heidel berger Professoren-Delegation an unserer Universität vor einem Jahr von beiden Rektoren unterzeichnet wurde.) „Weder Wirtschaftsführer noch Professoren dürfen erwarten, daß man ihnen ungerügt durchgehen läßt, wofür man Gewerkschaftsfunk tionäre, die sogar noch mildere Um stände für sich anführen könnten, härt tadelt! . . . Was bleibt, ist der Eindruck, daß es hier dem SED-Re gime doch einmal gelungen ist, freie Deutsche und Funktionäre des Poli zeistaates an einen Tisch zu bringen und damit eine Bresche zu schlagen, durch die noch viel ebensolches und noch mehr Unerwünschtes eindringen kann. Das erste ist ein Gegenbesuch von Leipziger Wissenschaftsfunktio- nären in Heidelberg. Gerade das hat uns noch gefehlt.“ („Rheinischer Merkur“ vom 8. 4. 1960) Die „unerwünschten" Rufe des „Rh. M.“ beweisen den Druck der Strauß und Schröder gegen die ver einbarte Fortsetzung des Gesprächs in Heidelberg. Ihnen darf - um des Beitrages der Wissenschaftler zur Sicherung der friedlichen Zukunft des deutschen Volkes willen — nicht nachgegeben werden. tnnnnniininiminmimmmmnnrn,inmmniim<nnm, mI „ In nim,nnrTnnmnnn„ a ( tl , m „ . mm „mm Zahlen und Tatsachen beweisen... ... daß das törichte Ge schrei der westdeutschen Imperialisten über einen Zusammenbruch unserer Volkswirtschaft lächerlich ist • Auf den Sektoren Kultur, Volks bildung, Gesundheits- und Sozial wesen stieg die Summe der Mittel für Investitionen um 16,2 Prozent gegenüber 1960 auf 303,7 Millio nen DM. • 114 300 Studenten (alle Studien formen) werden nach dem Volks wirtschaftsplan 1961 an unseren Hochschulen studieren. Das sind 12,4 Prozent mehr als 1960. • Die Haushaltmittel für das Hoch- schulwesen werden von 628 Millio nen DM im vergangenen Jahr auf 706 Millionen DM in diesem Jahr ansteigen und liegen damit wesent ¬ lich über dem Wachstum des Na- : tionaleinkommens und dem Wachs- : tum der Ausgaben für andere : Zwecke. . Orientiert sich der VDS am Willen der Studentenschaft? Wieder einmal tagten Anfang März dieses Jahres die Delegierten des VDS. Viele der in viereinhalb Tagen diskutierten Probleme waren es wert, dort besprochen zu werden. So die Forderung der westdeutschen Studen ten nach Mitbestimmung an ihren Universitäten, nach größerer politi scher Mitverantwortung. Es war auch richtig, einen Teil der VDS-Beratun- gen den Fragen der Verwirklichung der Ende des vergangenen Jahres mit großem Aufwand verkündeten Teilverbesserungen der materiellen Lage der Studenten zu widmen. Schließlich ist es wichtig, daß sich heute Studentenvertreter über ihr Verhältnis zu den jungen afrikani schen und asiatischen Nationalstaa ten und deren in Westdeutschland studierenden Söhnen aussprechen und sich vornehmen, den Kampf die ser Völker gegen alle imperialisti schen Bestrebungen mit aller Kraft zu unterstützen, sie vor Rassendis kriminierung zu schützen usw. Letztlich sei auch aus der Vielzahl der Tagesordnungspunkte die Wahl eines neuen Vorstandes begrüßt, weil es nottut, endlich konsequente Ver treter der westdeutschen Studenten schaft in dieses höchste Gremium zu wählen. Fangen wir gleich beim letzten Punkt an: Diese Hoffnung, einen gu ten Interessenvertreter der Studen ten als neuen Vorsitzenden zu wäh len, hat sich nicht erfüllt. Es spricht allerdings auch für den Wi derwillen einer ganzen Anzahl von Delegierten, wenn erst nach sechs stündiger bewegter Debatte die reak tionären Kräfte im VDS ihren Mann, den 26jährigen Theologiestudenten Dr. Richard Steer als Vorsitzenden durchbrachten. Steers Mitgliedschaft in der reaktionären katholischen Studentenverbindung „Bund Neu deutschland“ (!) und der CDU-Jung schlägergarde „Junge Union“ läßt bei uns ernste Zweifel an den Worten seines Vorgängers, Faß, vor der Wahl aufkommen, „daß sich der VDS auch im Wahljahr allein am Willen der Studentenschaft und nicht am Willen eines staatlichen Auftraggebers orientieren werde“. Im Gegensatz zu den in wohlwol lenden Phrasen gehaltenen Gruß telegrammen von Lübke, Adenauer und Brandt äußerten sich die anwe senden Vertreter der Bonner Regie rung schon etwas deutlicher zu den berechtigten Forderungen der Stu denten. So ein Vertreter des Bonner SA-Innenministers. Staatssekretär Anders, der den Studenten mit der kategorischen Feststellung, die Mit bestimmung sei nach wie vor auf das rein studentische Feld zu beschrän ken, die Meinung seines Chefs Schröder über die politische Rolle der Studenten vorexerzierte. Deutlicher als Anders wurde noch der Präsident der westdeutschen Rek torenkonferenz, Professor Leussink, der schlicht erklärte, die Studenten Seien mit ihren Forderungen weit über das Ziel hinausgeschossen und hätten die Diskrepanz von „Wollen und Vermögen“ bei ihren Forderun gen übersehen. Welchen Studenten bei uns empört es nicht, wenn man so die Mehrzahl der westdeutschen Kommi litonen verhöhnt? Man muß aller dings dazu auch sagen, daß die bis herige inkonsequente Politik des VDS-Vorstandes den Monopolvertre tern billige Argumente für die Ab lehnung der Mitbestimmungsforde rungen in die Hände spielte: ganz be wußt wurde die relativ geringe Teil nahme der Studenten an den ASTA- Wahlen, die auch über die Besetzung des VDS mitentscheiden, dazu ausge nutzt, dem VDS das Recht abzuspre chen, auch in diesen Fragen im Na men der Mehrheit der westdeutschen Studenten zu sprechen. Schlußfolge rung der positiven Kräfte im VDS kann daraus nur sein, jenen Argu menten durch konsequentere Inter essenvertretung der Studenten end gültig die Basis zu entziehen. Wesentlichen Anteil an der Dis kussion hatten die Fragen, die sich mit der Verbesserung der miserab len materiellen Lage der Studenten beschäftigen. Zu Recht wurde der CDU-Vorschlag, statt Stipendien, so genannte „Darlehen“ an die Studen ten auszugeben, abgelehnt, weil da durch die bereits immense Verschul dung vieler Studenten noch vergrö ßert würde. Die CDU „fördert“ eben lieber die Kriegskasse von Strauß, anstatt auf die berechtigten Wünsche der Studenten nach auskömmlichen Stipendien, wie sie in der DDR 90 Prozent aller Studenten erhalten, einzugehen. Noch immer sind Zehn tausende westdeutscher Studenten zu Werkarbeit während ihres Studiums gezwungen, und selbst der VDS mußte feststellen, daß der Anteil der Stu denten, die nach dem wahrlich be scheidenen Honnefer-Modell (zum Teil ja auch zurückzuzahlende Mittel) gefördert werden, von 19,3 Prozent im Jahre 1958 auf 15,6 Prozent im Sommersemester 1960 gesunken ist. Mit Recht wurde deshalb auf der Tagung verlangt, endlich die soge nannte „Bemessungsgrundlage“, d. h. die Einkommensgrenze der Eltern, neu zu regeln, die bisher bewußt so niedrig gehalten wurde, daß der An teil der geförderten Studenten, wie obige Zahlen zeigten, sogar noch zu rückging. Nicht einmal die Absicht, „Kinder aus dem Mittelstand wieder in die Förderung hineinzubringen, wurde bisher erreicht“, stellten die VDS-Delegierten fest. Nach wie vor bewegt sich der Anteil der Arbeiter kinder an den westdeutschen Univer sitäten und Hochschulen bei reichlich fünf Prozent der Studierenden, nach wie vor ist der größte Teil dieser Ar beiterkinder zur Werkarbeit ge zwungen. Um so frecher ist die ge zielte Verlogenheit des westdeut schen Monopolblattes „Industrie kurier“, das gerade zur Zeit der VDS- Tagung von einer „sozialen Um schichtung“ an den westdeutschen Universitäten faselt, weil sich der An teil der Arbeiterkinder verdoppelt habe (von 3,2 Prozent im Jahre 1950 auf 6 Prozent im Jahre 1960!) Jedoch der VDS richtet in seiner jetzigen Zusammensetzung keines wegs das Hauptfeuer auf solche Dif famierungen. Dieselben Kreise im VDS, die den CDU-Mann Steer zum Vorsitzenden machten, sind mit Sicherheit auch für eine Entschlie ßung der Tagung verantwortlich, die den Vorschlag des USA-Präsiderten Kennedy, eine als „Friedenskorps“ ge tarnte zivile Kolonialarmee in die jungen Nationalstaaten Asiens und Afrikas zu entsenden, lebhaft be grüßt und den USA „deutsche Jung- akademiker" als Helfer anbot. Mel dungen nach der VDS-Tagung be richten sogar von Anregungen des Vorstandes, eine westdeutsche Paral- lelorganisation zu diesem „Friedens korps“ zu bilden. Nicht umsonst ha ben schließlich die Bonner Neokolo nialisten auch an den Universitäten, z. B. in Heidelberg, die Gründung von „Instituten für Entwicklungslän der“ vorbereitet, an denen ihre Kolo nialkader geschult werden sollen. Die Haltung ihres VDS-Vorstandes zu all diesen Fragen sollte den west deutschen Kommilitonen endlich ernsthaft zu denken geben. Nicht durch passives Verhalten erreichen sie, daß im VDS konsequent ihre Interessen vertreten werden und der wissenschaftsfeindlichen Atomkriegs- und Kolonialpolitik der E ■ . ■ Re gierung auch dort ei . echte Alter- native entgegengesetzt wird. Wolfgang Bode
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