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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 5.1961
- Erscheinungsdatum
- 1961
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196100005
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19610000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19610000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 5.1961
-
- Ausgabe Nr. 1, 3. Januar 1
- Ausgabe Nr. 2, 10. Januar 1
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- Ausgabe Nr. 11, 14. März 1
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- Ausgabe Nr. 34, 22. August 1
- Ausgabe Nr. 35, 29. August 1
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- Ausgabe Nr. 41, 11. Oktober 1
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- Ausgabe Nr. 46, 16. November 1
- Ausgabe Nr. 47, 23. November 1
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Band 5.1961
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Friedliche Koexistenz WissensdiaMiches Streitgespräch in Heidelberg . p-f/ 1 ' DIE POLITIK DER PARTEI Zum,15. Jahrestag der Gründung der SED Als vor nunmehr 15 Jahren, im April 1946, auf dem Gebiet der da maligen sowjetischen Besatzungszone die Vereinigung der beiden deutschen Arbeiterparteien zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands erfolgte, wurde damit die Kraft geschaffen, die nach der Errichtung der antifa schistisch-demokratischen Ordnung nicht nur den Kampf um die Besei tigung der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen aufnahm und unsere Republik auf den Weg des Sozialismus führte, sondern damit zu gleich in einem Teil Deutschlands die Wurzeln des Krieges, der Ausrot tung des Menschen durch den Men schen vernichtete und den ersten deutschen Friedensstaat schuf. Seit jenen historischen Apriltagen nimmt der Kampf um den Frieden einen zentralen Platz in unserer Par tei ein. Bereits im „Manifest an das deutsche Volk“ vom 21. 4. 1946 heißt es: „Nur die Vernichtung der Kräfte des Militarismus und Imperialismus, der Aufbau einer lebendigen und kämpfe rischen Demokratie und der durch Ta ten bekundete Friedenswille kann das deutsche Volk in die Gemeinschaft der friedliebenden Nationen zurückführen.“ Die Durchführung einer solchen wahrhaft nationalen Politik wurde aber in den westlichen Besatzungs zonen verhindert. Mit der Spaltung Deutschlands dem Wiedererstehen des westdeutschen Militarismus und Revanchismus und der von ihm aus gehenden Kriegsgefahr gewann die Sicherung des Friedens immer mehr an Bedeutung Die auf Krieg und Aggression orientierte Politik der Westdeutschen Bundesrepublik stellt nicht nur eine große Gefahr für die Nachbarvölker Deutschlands dar, son dern sie richtet sich auch gegen die deutsche Nation selbst, weil sie die Spaltung Deutschlands vertieft, den gesellschaftlichen Fortschritt in West deutschland hemmt und im Falle eines Krieges die Mehrheit der deut schen Bevölkerung der physischen Vernichtung ausliefert. Deshalb kam dieSED zu der Einschätzung: „Haupt inhalt der Deutschlandfrage ist die Sicherung des Friedens“ (Dokumente des V. Parteitages). Um die Gefahr eines Krieges abzuwenden, um Deutschland auf friedlicher und de mokratischer Grundlage wiederzu vereinigen, wandte sich unsere Par tei bereits von ihrer 30. Tagung des ZK mit dem Vorschlag zur Bildung einer deutschen Konföderation an die westdeutsche Bundesrepublik. Dieser Vorschlag wurde später im Deutsch landplan des Volkes erneuert und ergänzt. Die SED handelte damit im Sinne der Moskauer Beratung, die allen Arbeiterparteien den Kampf Um den Frieden zur Hauptpflicht macht. Dabei geht es darum, den Krieg zu verhindern, die Aggressoren rechtzeitig zu zügeln, um den Krieg nicht zum Ausbruch kommen zu las sen Obwohl unsere Partei der Auf fassung ist, daß „erst der Sozialismus die endgültige Lösung der deutschen Frage bedeutet“, schlägt sie zur Ban- nung der unmittelbar drohenden Ge fahr eine „Lösung der kühlen Vernunft vor, eine Lösung, die die Entscheidung über die Gesellschaftsordnung nicht zur Vor aussetzung für die friedliche Lösung der deutschen Frage macht. Wir schla gen also einen nationalen Kompromiß zur Erhaltung des Friedens und zur Bildung einer deutschen Konföderation vor.“ (W. Ulbricht, IX. Plenum) Mit diesem Vorschlag zur Bildung einer Konföderation der beiden deut schen Staaten wendet unsere Partei die Leninsche Politik der friedlichen Koexistenz auf die konkreten Bedin gungen in Deutschland an. Die deut sche Konföderation sichert — zusam men mit dem Abschluß eines Frie densvertrages mit beiden deutschen Staaten, der Verwandlung Westber lins in eine entmilitarisierte Freie Stadt und Maßnahmen zur Abrüstung — den Frieden in Deutschland und ist damit ein Beitrag zur Sicherung des Weltfriedens. Im Zusammenhang mit der schöp ferischen Anwendung der Politik der friedlichen Koexistenz auf die histo risch-konkrete Situation und die na tionalen Bedingungen in Deutschland gab es Diskussionen, in deren Ver lauf eine Reihe falscher Ansichten zutage traten In der Grundorgani sation des Franz-Mehring-Instituts wurde z. B die Anwendbarkeit der Politik der friedlichen Koexistenz auf Deutschland verneint mit der Be gründung, friedliche Koexistenz und Kampf gegen den westdeutschen Mi litarismus shlössen einander aus, undDeutschland Von Christa Großer Anerkennung der Politik der fried lichen Koexistenz bedeute Anerken nung des westdeutschen Militaris mus. Eine ähnliche Meinung wurde in einem Artikel des „Neuen Weg“ (21/1960) vertreten. Eine solche Ein schätzung zeigt, daß diese Genossen das Wesen, den sozialen Inhalt der Politik der friedlichen Koexistenz nicht verstanden haben. Mit den einfachsten Worten ausge drückt, ist die Politik der friedlichen Koexistenz die Politik, die die Ver hinderung eines Krieges und die Lö sung aller internationalen Streit fragen mit friedlichen Mitteln zum Ziel hat. Die Verwirklichung dieses Zieles ist natürlich untrennbar mit dem Kampf gegen alle am Kriege in teressierten und zum Kriege treiben den Kräfte verbunden. Ebenso wie im internationalen Maßstab die fried liche Koexistenz den ständigen Kampf gegen die militaristischen Kräfte aller imperialistischen Staa ten und die allseitige Festigung der Länder des Sozialismus voraussetzt, so in Deutschland die Konföderation die Bändigung des westdeutschen Mi litarismus. Politik der friedlichen Ko existenz und Kampf gegen Milita rismus und Imperialismus bilden eine Einheit. Darin zeigt sich bereits, daß die Durchführung der Politik der friedlichen Koexistenz in keiner Weise eine Verhärtung, eine Verewi gung der Spaltung der Welt in zwei entgegengesetzte Systeme bedeuten kann. Die Politik der friedlichen Ko existenz ist auf die Überwindung des Imperialismus gerichtet; Mittel die ses Kampfes kann und darf nicht der Krieg, sondern muß der friedliche, ökonomische Wettbewerb sein. Ihrem sozialen Inhalt nach ist die Politik der friedlichen Koexistenz der Kampf zwischen der staatlich organi sierten Arbeiterklasse in den sozia listischen Ländern und der Bourgeoi sie. die in den imperialistischen Staaten noch die Macht besitzt. In Deutschland bedeutet die Kon föderation das zeitweilige Nebenein ander- und Zusammenleben der so zialistischen DDR und der monopol kapitalistischen Bundesrepublik. Die ses Zusammenleben kanh nur, durch' die ständige Zurückdrängung des westdeutschen Militarismus und wei tere Siege des Sozialismus in der DDR erreicht und gesichert werden. Dieser Kampf schart alle friedlieben den Kräfte um die Arbeiterklasse und erleichtert damit ihren Kampf um den gesellschaftlichen Fortschritt in ganz Deutschland. Aus dem Klassenkampfcharakter der Politik der friedlichen Koexistenz folgt, daß ihre Anwendung entspre chend den konkreten Kampfbedin gungen der Friedenskräfte vielfältig ist Deshalb liegt eine weitere Ur sache für fehlerhafte Auffassungen in diesen Fragen darin, daß die Po litik der friedlichen Koexistenz nicht ■ als eine konkrete, differenzierte, schöpferische Politik verstanden, son dern häufig auf die bekannten fünf Prinzipien reduziert wird. Eine derart schematische Defini tion dieser Politik würde die schöpferische Arbeit der internatio nalen Arbeiterbewegung, besonders seit dem XX. Parteitag der KPdSU, zu der unsere Partei durch die Aus arbeitung ihrer Politik gegenüber der westdeutschen Bundesrepublik einen wichtigen Beitrag geleistet hat, ignorieren Neben dem Vorschlag der Konfö deration ist der Vorschlag, mit West deutschland einen Frieden für 10 Jahre abzuschließen, eine schöpfe rische Entwicklung und Anwendung der Leninschen Politik der fried lichen Koexistenz durch unsere Par tei. Der Abschluß eines zehnjährigen Friedens zwischen beiden deutschen Staaten würde einen wichtigen Schritt auf dem Wege zum dauernden Frieden darstellen. Geht es doch un serer Partei bei diesem Vorschlag nicht darum, den Krieg nur für 10 Jahre aufzuschieben, sondern 10 Jahre Frieden würden den Frie denskräften in Deutschland die Zeit geben, sich weiter zu sammeln, zu stärken, um dann für immer einen Krieg verhindern zu können. Der Kampf um den Frieden für 10 Jahre ist kein Verzicht auf den ewigen, ge sicherten Frieden, sondern eine Etappe auf dem Wege dorthin, ein Anfang, der eine ganze Kettenreak tion friedenssichernder Maßnahmen (Wie Rüstungsstopp, Abrüstung) her vorbringen könnte. Damit ist auch der Einwand wider legt. daß 10 Jahre Frieden zwischen beiden deutschen Staaten die Aner kennung der Spaltung für weitere 10 Jahre bedeute. Im Verlaufe zehn jähriger friedlicher Beziehungen wür den alle gegen Frieden und Kon föderation auftretenden Kräfte mehr und mehr zurückgedrängt, wichtige Hindernisse für die friedliche Wie dervereinigung würden beseitigt. An gesichts der Notwendigkeit, die Po litik der friedlichen Koexistenz ent sprechend den Bedingungen der ein zelnen Ländern anzuwenden, scheint es auch nicht richtig, von „deutschen Besonderheiten“ zu sprechen. Die Anwendung der friedlichen Koexi stenz in Deutschland schließt eben ein, daß ihr Ziel die Wiedervereini gung Deutschlands und daß nur einer der beiden deutschen Staaten, die DDR, der rechtmäßige deutsche Staat ist Aber ihrem Wesen und ihrem sozialen Inhalt nach bedeutet die Politik der friedlichen Koexistenz in allen Formen: Ausschaltung des Krieges, Erhaltung des dauerhaften Friedens Sicherung des gesellschaft lichen Fortschritts. Mit ihrer Friedenspolitik vertritt unsere Partei die Interessen des gan zen deutschen Volkes. Diese Erkennt nis bricht sich auch in Westdeutsch land immer mehr Bahn. Immer mehr Menschen schließen sich dem Kampf gegen die atomare Aufrüstung der Bundesrepublik an. Die Entwicklung in unserer Republik hat erwiesen, daß die Hauptkraft zur Sammlung aller Friedenskräfte und zur Führung des Friedenskampfes die einheitliche Arbeiterklasse ist. Diese Erfahrun gen zeigen die große Verantwortung der deutschen Arbeiterklasse, aus ihnen ergibt sich die Aufgabe, die Aktionseinheit der Arbeiterklasse in ganz Deutschland herzustellen. Vom 5. bis 10. 3. 1961 weilte eine Delegation von Studenten und Assi stenten der Fachrichtung Geschichte der Karl-Marx-Universität unter Leitung von Genossen Dr. M. Kos- sok am Historischen Seminar der Ruprecht-Karl-Universität in Heidel berg. Ziel des Besuches war die Durchführung eines wissenschaft lichen Seminars zum Thema: „Die spanische Frage in der Weltpolitik 1936 bis 1939“. Gleichzeitig wollten wir unseren aufrichtigen Verständi gungswillen dokumentieren, die zwi schen beiden Universitäten durch den Besuch der Heidelberger Profes sorendelegation im Frühjahr 1960 geknüpften Bande festigen und die offizielle Bonner These, sachliche Ge spräche mit Vertretern der DDR seien unnütz und unmöglich, am konkreten Beispiel ad absurdum führen. In sechs Seminarsitzungen von je weils drei Stunden standen folgende Probleme zur Debatte: Referat von Dr. Carreias — Die innere Lage Spa niens vor 1936: Referat von Helma Schäfer (Leipzig) — Die deutsch-italie nische militärische Intervention in Spanien; Referat von Wolfgang Schie der (Heidelberg) — Die Sowjetunion uni die spanische Frage: Referat von Hans Piazza (Leipzig) — Die Haltung der Kommunisten zum national-revolu tionären Krieg des spanischen Volkes; Referat des Doktoranden Haunx (Hei delberg) — England und der Krieg in Spanien. Und in der Schlußsitzung stand eine Gesamtbewertung des Semi nars auf der Tagesordnung. Die Leipziger Teilnehmer hatten erwartet, daß sich in einer Zeit, wo eine gewaltige Protestwelle unter dem Motto „Freiheit den politischen Häftlingen in Spanien“ die breite sten Bevölkerungskreise der ver schiedensten politischen Richtungen in aller Welt erfaßt, trotz grund legender Differenzpunkte eine ge meinsame humanistische und anti faschistisch-demokratische Plattform mit den Heidelberger Gesprächspart nern erreichen läßt. In der ersten Seminarsitzung, in der der spanische Kollege Dr. Carre ras von der Heidelberger Seite über die innere Lage Spaniens vor 1936 referierte, schienen sich unsere Er wartungen zu erfüllen. An Hand einer tiefgründigen und sehr sach lichen Untersuchung kam er u. a. zu den Schlußfolgerungen, daß die Volksfront in Spanien, um die sich die Mehrzahl des spanischen Volkes scharte, nur aus der inneren Ent- wicklung des Landes selbst erklärt Werden kann und daß die faschisti schen Meuterer um Franco keinerlei Unterstützung im Volke fanden. Auch das Referat der Studentin Schäfer zeichnete sich durch ein gründliches Studium der vorhande nen Literatur aus und erbrachte ein deutig den Beweis, daß ohne die völ kerrechtswidrige militärische Inter vention der faschistischen Aggressor staaten Deutschland und Italien Franco mit seinen Komplizen binnen weniger Tage vom spanischen Volke hinweggefegt worden wäre. Mit Erstaunen mußten wir aber schon in dieser Sitzung und später auch nach dem Referat des Genos sen Piazza konstatieren, daß die Hei delberger Gesprächspartner außer ordentlich empfindlich und teilweise ungehalten reagierten, wenn wir nachwiesen, daß Leute, die heute in der Bundesrepublik bedeutende Stel lungen innehaben wie z. B. Dibelius und Trautloft, sich während des spa nischen Krieges zu Fürsprechern und aktiven Verfechtern der reaktionären Sache machten. Wir als marxistische Historiker be trachten , die Geschichte nicht als ein „Ding an sich“. Wir halten es für ver- fehlt und der humanistischen Zielstel lung der Wissenschaft zuwiderlaufend, wenn die Historiker keine Lehren aus der Geschichte ziehen und nicht für den Fortschritt Partei ergreifen. Die Heidel berger Gesprächspartner lehnten das ab und versuchten uns zu beweisen, daß eine .,ex-post-Wertung“ unzulässig sei. Wir konnten dazu nur bemerken, daß sie sich damit selbst von führenden liberalen bürgerlichen Historikern des XIX. Jahrhunderts entfernen, die es als selbstverständlich und notwendig ansahen, die Geschichte nicht nur zu deuten, sondern auch Konsequenzen für die Gegenwart abzuleiten. Das Referat des wissenschaftlichen Assistenten Schieder über die Hal tung der Sowjetunion zum spani schen Krieg löste heftige Diskussio nen aus. Im Gegensatz zu den voran gegangenen Referaten wurden hier teilweise Thesen aufgestellt, die der Referent in der sich anschließenden Diskussion nicht belegen konnte. Im Referat des Genossen Piazza wurde der Nachweis erbracht, daß in Spanien ein Kampf zwischen Fa schismus und Demokratie, zwischen den Kriegstreibern und den Frie denskräften tobte und daß es die heilige Pflicht aller demokratisch und friedliebend gesinnten Patrio ten war, der rechtmäßigen spani schen Regierung mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. In der Diskussion zu diesem Referat wurde offensicht- lich, daß die Heidelberger Gesprächs partner eine allgemein theoretische Debatte einer sachlichen Erörterung der aufgeworfenen Probleme vor zogen. Sie konnten mit keinem ein zigen konkreten Argument die be gründeten Thesen des Referenten widerlegen. Trotz der Tatsache, daß an diesem Tage die Wellen der Dis kussion hochschlugen, konnten wir mit Befriedigung feststellen, daß auch unsere Gesprächspartner trotz grundsätzlicher Meinungsverschie denheiten bestrebt waren, sich einer sachlichen Diskussion zu befleißi gen. Dies wurde auch deutlich an dem fundierten Referat des Heidelberger Kommilitonen Haunx über die Hal tung Englands zur spanischen Frage, obwohl wir auch mit einigen seiner Thesen nicht konform gehen konnten. ' Leider kam es in der Abschlußsitzung .des Seminars nicht zur schriftlichen Fi- xierung ener einheitlichen Meinung über die Bewertung des spanischen Krieges. Bedauerlich und verwunder lich - selbst für die teilnehmenden spa nischen Kollegen — war es, daß die Heidelberger Seminarteilnehmer sich scheuten, die in der zweiten Sitzung anerkannte entscheidende Unterstüt zung Deutschlands und Italiens für Franco zu verurteilen. Sie begründeten ihre Weigerung damit, daß das einer politischen Stellungnahme und mög licherweise einer Sympathiekund gebung für eine spanische Sowjetrepu blik (?) gleichkäme. Die Tatsache, daß das Seminar über ein so hochpolitisches Thema zustande- kam und im wesentlichen sachlich ver lief, wurde von beiden Seiten begrüßt. Beide Seiten waren der Auffassung, daß solche Gespräche notwendig, mög lich und nützlich sind und fortgesetzt werden sollten. Das halten wir für überaus positiv. In diesem Sinne haben wir auch an unsere Heidelberger Gast geber für den Herbst 1961 eine Gegen einladung ausgesprochen, die von ihnen angenommen wurde. Hans Piazza Zur Vorlesungsreihe: Das aFZtHdie BerUISelhOS Die bereits in unserer letzten Aus gabe angekündigte neue Vorlesungs reihe an der Medizinischen Fakultät, die auf eine Anregung von Herrn Prof. Dr. R. Emmrich zurückgeht, läuft unter dem Thema: Das ärzt liche Berufsethos in der sozialisti schen Gesellschaft. Veranstalter ist die Abteilung Marxismus-Leninis mus der Fakultät. Die Vorlesungen setzen sich zum Ziel, das moralische Antlitz des guten Arztes unter den Bedingungen unserer Gesellschaft zu kennzeichnen, die Widersprüche und Konflikte zu zeigen, die sich bei der Erfülhing der moralischen For derungen in den Weg stellen und de ren Lösung einsichtig zu machen. In den ersten vier Vorträgen wer den von den Herren Dozenten H. Schwartze, Dr. H. Boeck, u. a. die Grundgedanken der wissen schaftlichen Ethik unter besonderer Berücksichtigung des ärztlichen Be- rufsethos dargestellt. In den darauf folgenden Vorträgen werden be kannte Vertreter der medizinischen Wissenschaft und der Ärzteschaft zu Wort kommen und von den Ge sichtspunkten ihres Fachgebietes her (Geschichte der Medizin. Physiologie- innere Medizin. Chirurgie, Psychia trie. Gynäkologie und Geburtshilfe und Sozialhygiene) eine Reihe inter essanter Probleme vom Standpunkt der Ethik aus erörtern. So z. B.: Möglichkeiten und Grenzen von Ex perimenten mit Menschen und Tie ren; Das Problem des Todes; Kon flikt von Arzttum und Aberglauben; Die Bedeutung Albert Schweitzers; Arzttum im Faschismus und die Lehren; Die Rolle der sogenannten Kriegschirurgie; Möglichkeiten der Technisierung in der Medizin und ihre Folgen; Über die sogenannten Trieblehren und den Sozialdarwinis mus; Die unsittliche Rolle des Anti kommunismus im Bereiche des Arzt- tums: Schweigepflicht und Aufklä rungspflicht des Arztes: der Arzt im Betrieb, sein Verhältnis zu den Werktätigen, zum Plan u. a. m. Die Aktualität dieser Probleme — die hier genannten stellen nur einen kleinen Auszug dar — liegt auf der Hand. Von reaktionären Ideologen des politischen Klerikalismus wird z. B. auch heute noch der Versuch gemacht, die experimentelle For schung der Medizin am lebenden Objekt zu verunglimpfen und zu verhindern. Man denke etwa an die kürzlich in der Presse bekanntge wordene Hetzkampagne des Vati kans gegen den italienischen For scher Prof. Petrucci, dem es gelun gen sein soll, einen weiblichen Ei körper außerhalb des Mutterleibes zu befruchten, den Befruchtungsvor gang sichtbar zu machen und den wachsenden Embryo bis zum 29. Tag zu beobachten. Diese Forschung kann z. B. die Ursachen angeborener Fehlbildungen aufklären helfen und der Menschheit dadurch Nutzen bringen. Der Vatikan aber sorgte dafür, daß Prof. Petrucci sich jetzt vor dem Staatsanwalt wegen „Kin desmord“ verantworten soll. Ein anderes Problem ist die „Kriegschirurgie“. Nicht selten wird die Ansicht geäußert, daß die große Zahl der im Kriege anfallenden komplizierten chirurgischen Fälle die chirurgische Medizin bedeutend gefördert habe. Auch hier hat die Ethik Stellung zu nehmen. Natür lich handelte der Chirurg, der den Kriegsverletzten half, in Überein stimmung mit dem ärztlichen Ethos; doch darf die ärztliche Ethik nicht zur Rechtfertigung des imperialisti schen Massenmordens durch den Krieg mi ßbraucht werden. Wieder andere Probleme ergeben sich aus dem Verhältnis von Tech nik und Medizin. Auch in der Medi zin finden technische Mittel und Me thoden immer weitergehend und umfassender Anwendung. Das ist zweifellos eine fortschrittliche Ten denz. Dabei tauchen jedoch eine Reihe von Fragen auf. In den USA beispielsweise, wo dieser Prozeß z. T. recht weit fortgeschritten ist, zeigten sich Erscheinungen, die be denklich sind. Es geht, kurz gesagt, darum, zu prüfen, wie die Technik in der Medizin angewandt werden kann und muß, ohne daß das not wendige Vertrauensverhältnis zwi schen Arzt und Patient gestört wird. Ganz besonders sei den Herren Professoren Dr. Dr. Kätner, Dr. Emmrich, Dr. Ar e sin, Dr. T u t z k e , Herrn Oberarzt Dozent Dr. Herbst, Frau Oberarzt Dr. Kohler, Herrn Dr. med. B er- zon und dem Bezirksarzt, Herrn Dr. Oerter gedankt, deren reiche Kenntnis und Erfahrung durch die Vorträge unseren Studenten über mittelt werden. Für die Medizinstudenten des vierten Studienjahres bedeuten die Vorlesungen eine Fortsetzung des gesellschaftswissenschaftlichen Grundstudiums', die dem besonderen Anliegen des angehenden Arztes sehr entgegenkommt. Zu den Vor lesungen, die öffentliche akade mische Veranstaltungen darstellen, sind auch die Medizinstudenten an derer Studienjahre und Hörer ande rer Fakultäten, besonders der Philo sophischen, sowie interessierte Ärzte der Stadt Leipzig herzlich willkom men. Der erste Vortrag findet am 28. 3. 1961 von 18 bis 19 Uhr im Großen Hörsaal des neuen Physiologischen Instituts, Liebigstraße 27, statt. Es spricht Herr Dozent H. Schwartze „Über Sinn und Nutzen der philoso phischen Ethik für das Arzttum“. Dr. Steußloff/Eschler Vortragsreihe über bürgerliche Philosophie Die Arbeitsgemeinschaft „Kritik der modernen bürgerlichen Philosophie“ am Institut für Philosophie veranstal tet eine Vortragsreihe über die Haupt strömungen der bürgerlichen Philo sophie in Westdeutschland. Der Einlei tungsvortrag von Oberassistent Helmut Seidel über „Die Situation in der deut schen Philosophie“ findet am Freitag, dem 24. März 1961, 17.00 Uhr c. t„ im Hörsaal 357 des Instituts für Philo sophie statt. Der nächstfolgende Vor trag am 28. März behandelt das Thema „Kritik einiger Grundzüge der neukan tianischen Philosophie“. Wir veröffentlichen in unserer näch sten Ausgabe einen Beitrag von Prof. Dr. Klaus Z w e i 1 i n g über diese Vor tragsreihe sowie die vollständige Vor tragsfolge.
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