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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 5.1961
- Erscheinungsdatum
- 1961
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196100005
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19610000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19610000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 5.1961
-
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- Ausgabe Nr. 50, 14. Dezember 1
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Band
Band 5.1961
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Auf dem richtigen Weg Gedanken zum 15. Jahrestag der Erneuerung der Universität Leipzig Von Professor Dr. Georg Mayer, Rektor der Karl-Marx-Universität 7, um fünfzehnten Male jährt sich 4 der denkwürdige Tag, da die Alma mater Lipsiensis nach der größten Katastrophe unserer nationalen Ge schichte ihre Tore der wissenshung rigen Jugend wieder öffnete und — zunächst verhalten, bald aber mit wachsender Kühnheit und immer Fürwahr, das geistige Elend war die schwerste Last, die es abzuschütteln galt. Heute, anderthalb Jahrzehnte dar nach, ist der imperialistische Gedan kenkehricht von unserer Universität längst hinweggefegt; die wissen schaftliche zutiefst humanistische Walterülbrichtzursozidistischen Entwicklung der Universitäten : Was verstehen wir unter der sozialistischen Umgestaltung der Universi- : täten? Sozialistische Entwicklung der Universität, das heißt: daß Lehre und Forschung in Übereinstimmung mit den Interessen der ; sozialistischen Gesellschaft sind, zur Hebung des materiellen und kul- > turellen Wohlstandes des Volkes dienen und die Ausbildung Wissenschaft- ; lieh qualifizierter und von der Sache des Sozialismus überzeugter Fach- ■ leute gewährleisten, ■ daß eine breite Entwicklung der Grundlagen- und Zweckforschung ■ erfolgt, mit dem Ziel, das Weltniveau zu erreichen und mitzubestimmen, : ©daß die Verbindung der Lehre und Forschung mit der Praxis der sozia- ■ listischen Produktion ständig weiter vertieft und gefestigt wird und die Gemeinschaftsarbeit zur Hauptmethode der wissenschaftlichen Tätigkeit ent- : wickelt wird. ; Zielbewußter — einen neuen Lebens abschnitt zu meistern begann. Noch ist jenes eindrucksvolle, weit über den Mauerbereich der Stadt Leipzig, ja über unser Vaterland hinaus beachtete festliche Jubiläum in unser aller Erinnerung, das sich an das Jahr der Gründung unserer Universität, an ihre traditionsbela dene 550jährige Geschichte knüpfte. Gegenüber der ehrwürdigen dreistel ligen Säkularziffer nimmt sich eine Fünfzehn gewiß bescheiden aus. Und uns treibt nicht der Ehrgeiz; den Glanz der Feierlichkeiten von 1959 am heutigen Gedenktag Wieder erstehen zu lassen. Gleich wohl kommt dem jetzigeh Jubiläum keineswegs ein minderer Rang zu. Wir sind mit ihm vielmehr in einer besonders in nigen, herzlichen Weise verbunden, können wir doch den 5. Februar 1946 als die eigentliche Geburtsstunde je ner neuartigen Gemeinschaft von schöpferischen, dem Gemein wohl verschriebenen Wissenschaftlern und von volksverbundenen, vornehm lich aus dem Kreise der Werktätigen stammenden Studenten ansehen, die den Namen des größten Sohnes un seres Volkes, des revolutionären Wissenschaftlers und wissenschaft lichen Revolutionärs KARL MARX In Ehren zu tragen bemüht ist. J ubiläen fordern zu geschichtlicher Betrachtung auf. Aufgabe der Hi storie. wie ich sie verstehe, ist Verge genwärtigung des Vergangenen. So sei der Versuch gestattet, mit kur zen Strichen eine Skizze dieses Ver gangenen zu zeichnen. Das ist das äußerliche Bild: Furcht bar hatte die Universität Leipzig un- ter dem zweiten Weltkrieg gelitten. 70 von insgesamt 92 Instituten und Kliniken lagen bei Kriegsende in Trümmern. Die Mehrzahl der Insti tute war gezwungen, in Kellerräu men zu hausen oder universitäts fremde Ausweichquartiere zu bezie hen. Mit den Gebäuden war auch der größte Teil der wissenschaftlichen Geräte und der Bibliotheken den Luftangriffen zum Opfer gefallen. Fünfzehn Jahre später verfügt die Universität über eine so hohe Zahl Von Arbeitsstätten wie nie zuvor in ihrer Geschichte; manch prächtiger Neubau befindet sich darunter, wie das Physikalische Institut, die Che mischen Institute, das Anatomische Institut und das Physiologische Insti tut. Im Jahre 1960 vereinigte die Karl-Marx-Universität 393 haupt amtliche Hochschullehrer, 1367 As sistenten und Oberassistenten und 14 012 Studenten gegenüber 266 Hoch schullehrern, 384 Assistenten und 6174 Studenten im Jahre 1951. So eindrucksvoll sich die äußere noch nicht abgeschlossene Entwick lung unserer Universität dem Be trachter darstellen mag, so besitzt das Bild ihrer inneren Entwicklung eine noch größere Aussagekraft. A nläßlich der feierlichen Wieder eröffnung unserer Universität am 5. Februar 1946 erklärte Professor Solotuchin, der Leiter der Ab teilung Volksbildung der Sowjeti schen Militär-Administration, die we sentliche Voraussetzungen für die humanistische Erneuerung unserer Universitäten und Hochschulen ge schaffen hat: „Die schwerste Zerstö rung, die der Faschismus innerhalb des deutschen Volkes verschuldet hat, ist die Vernichtung der seelischen und sittlichen Kräfte des deutschen Menschen. Das bedeutet wahrhaftig die furchtbarste Zerstörung und die größte Tragödie für das deutsche Volk. Dabei sei vor allem der deut schen Jugend gedacht. Durch ihr ge samtes Erziehungs- und Bildungs wesen haben die Nazis die jugend lichen Seelen der Jünglinge undMäd- chen vergiftet und ihnen Eigenschaf ten eingeimpft, die dem Fortschritt und der Humanität feindlich waren.“ Universitätszeitung, 7. 1961, S. 3 Theorie des Marxismus-Leninismus ist zum Kraftquell der Forschung und zum sicheren Grund der Erzie hung geworden; nicht der Züchtung einer volksfremden „Elite“, sondern der Bildung des Volkes selbst, nicht dem Krieg, weder dem kalten noch dem heißen, sondern ausschließlich dem Frieden und dem Gemeinwohl dienen unsere akademischen Stätten. Gerade durch ihre aufrechte demo- kratische Gesinnung hat sich die Karl-Marx-Universität bei den Men schen guten Willens in aller Welt Ansehen erworben — es bedurfte nicht erst der vielfältigen Sympathie bekundungen anläßlich des 550jäh- rigen Jubiläums, um dies sichtbar werden zu lassen. Wenn die Londo ner „Times“ von der „antiquierten Struktur“ der westdeutschen Hoch schulen spricht und den bemerkens werten Satz hinzufügt: „Es will uns scheinen, daß die Deutschen noch die Professor Solotuchin, 1946 der Leiter der Abteilung Volksbil~ düng der SMAD, während seiner Ansprache anläßlich der Wieder eröffnung der Leipziger Universität am 5. Februar 1946. Lektion lernen müssen, die uns der Krieg beigebracht hat: daß nämlich das Weiterbestehen einer Nation da von abhängen kann, welche Art von Menschen aus ihren Hochschulen her vorgeht“ — so dürfen wir in aller Be scheidenheit darauf verweisen, daß in einem der beiden deutschen Staa ten die Lektion wohl verstanden und beherzigt wurde! Der auf dem Boden der Deutschen • Demokratischen Republik im Er gebnis einer großgedachten und zügig durchgeführten Hochschulreform ent standene neue Universitätstypus ist ein Teilausdruck der unter der Füh rung der Partei der Arbeiterklasse vollzogenen sozialistischen Umwäl zung unserer' Gesellschaft. Die Zeitgeschichte liefert immer neue Bestätigungen für die Richtig keit des mit der Hochschulreform eingeschlagenen Weges, Bestätigun gen in Sonderheit in drei Richtungen, die der begrenzte Raum einer Zei tung allerdings nur anzudeuten ge stattet. I Laut wie nie zuvor erschallt ge- • genwärtig in Westdeutschland der Ruf nach einer Reform des Hoch schulwesens. Namhafte westdeutsche Wissenschaftler sind von der ernsten Besorgnis erfüllt, daß das Hochschul wesen der Bundesrepublik den Er fordernissen der modernen Gesell schaft nicht mehr zu genügen ver mag. Diese Besorgnis gründet sich neben der völlig unzulänglichen fi nanziellen Ausrüstung der Hoch schulen auf die erstarrten Ausbil dungsformen der Studierenden. Selbst der noch vor kurzem a limine verworfene Gedanke der Planung des wissenschaftlichen Bereichs klingt unüberhörbar in den Reformvor schlägen westdeutscher Hochschul lehrer an. Ohne uns aufdrängen zu wollen, sind wir gern bereit, die Er fahrungen, die die Karl-Marx-Uni versität mit der Veränderung der so zialen Struktur ihrer Studenten schaft, bei der Entwicklung neuer Ausbildungsformen (Fernstudium, Abend- und kombiniertes Studium) sowie bei ihren Bemühungen um eine enge Verknüpfung von Theorie und Praxis hat sammeln können, zur Verfügung zu stellen. 2 Ohne die beschämenden Vor- • gänge in Marburg dramatisieren zu wollen, scheinen sie mir doch ein grelles Schlaglicht auf die „geistige“ Haltung eines Teils der dortigen Studentenschaft zu werfen und die Notwendigkeit der auch in West deutschland längst fälligen Hoch schulreform mit dem Ziel der Um gestaltung der Universitäten zu ech ten Volksuniversitäten zu unter streichen. Welch anderes Bild bot demgegenüber die jüngst in Weimar stattgefundene Begegnung zwischen Menschen aus dem Westen und Osten unseres Vaterlandes. Hier waren bei aller Gegensätzlichkeit der Auffas sungen der Genius des klassischen Weimar, der Humanismus eines Her der, Goethe und Schiller spürbar. Verlauf und Ergebnis der Weimarer Beratung gestatten die verallgemei nernde Schlußfolgerung, daß an jeder Universität und Hochschule, ja an jedem Ort der Deutschen Demokrati schen Republik eine in voller Freiheit geführte Aussprache über die vor- dringlid en Anliegen der deutschen Nation möglich ist. Aber weit davon entfernt, uns durch die einer Univer sität unwürdigen Vorkommnisse in Marburg in unserem Ringen um An näherung und Verständigung ent mutigen zu lassen, sind diese viel mehr Ansporn, das deutsche Ge spräch im Bewußtsein unserer Ver antwortung vor der Geschichte ver stärkt fortzusetzen. 2 Als dritter und letzter Aspekt •• drängt sich unserer heutigen Be trachtung der epochale Befreiungs kampf der viele Jahre in kolonialer Unterdrückung gehaltenen afrikani schen, asiatischen und lateinamerika nischen Völker auf. Er stellt unseren Universitäten, wenn sie ihrer huma nistischen Sendung nicht untreu wer den wollen, die Aufgabe, nach Maß gabe ihrer Kräfte die Bemühungen dieser vom kolonialen Joch befreiten Völker, eine eigene wissenschaftliche und technische zur Lösung der mit der nationalen Befreiung sich erge benden Probleme befähigte Intelli genz auszubilden, zu unterstützen. Die vor kurzem an unserer Univer sität vollzogene Gründung des Afrika-Instituts stellt einen ersten Beitrag in dieser Richtung dar. Als Hüterin des von Lessing, Herder, Alexander v. Humboldt u. a. geheg ten Ideals der Völkerfreundschaft streckt die Karl-Marx-Universität der ausländischen Jugend aller Haut farben in kameradschaftlicher Ver bundenheit ihre Hand entgegen. Von Jahr zu Jahr wächst die. Zahl der Auslandsstudenten, die sich an un serer Universität das für ihre spätere Tätigkeit in ihrer Heimat erforder liche wissenschaftliche Rüstzeug ho len. Als ein Ausdruck dieser Verbun denheit darf auch die im März 1961 stattfindende internationale Konfe renz über „Probleme des Neokolo nialismus und die Politik der beiden deutschen Staaten gegenüber dem nationalen Befreiungskamf der Völ ker Asiens, Afrikas und Lateinameri kas“ gewertet werden. Diese Konfe renz, die ihrer großen Bedeutung ent sprechend nicht Sache einiger Fach disziplinen sein kann, sondern ein Anliegen der gesamten Universität sein muß, wird, so hoffe ich, ihr An sehen erhöhen und darüber hinaus unserem jungen Arbeiter-und-Bau ern-Staat die Achtung und die Sym pathien der um ihre nationale Unab hängigkeit ringenden Völker erwer ben. I"Tberblicken wir die einzelnen Etap- • pen des seit dem 5. Februar 1946 durch gemeinsame Arbeit bezwunge nen Weges, so enthüllt sich der den kenden Betrachtung eine jede von ihnen als Teilausdruck jener objek tiven Gesetzmäßigkeit, die unsere gesamte gesellschaftliche Entwicklung bestimmt. Im Hinblick auf das Erstrebte und Erreichte ist es mir am 15. Jahrestag der Erneuerung unserer Universität ein aufrichtiges Bedürfnis, allen ihren Gliedern, dem Lehrkörper, den Arbeitern und Angestellten und den Studierenden für ihre mit großer Hingabe geleistete Arbeit zu danken. Mit dem Dank verbinde ich die Ge wißheit, daß die Karl-Marx-Univer sität getreu dem Gesetz, nach dem sie am 5. Februar 1946 angetreten, ihren Weg in eine friedliche, glück- liehe Zukunft fertsetzen wird. Warum isl Theodor Lill ein Hoiphilosoph des Bonner Regimes ? Antwort auf die Verwahrung Litts gegen eine solche Bezeichnung Von Dozent Dr. Werner Müller Als ich zu Beginn des Jahres 1956 nach Bonn kam und die Gelegen heit wahrnahm, einige Vorlesungen, darunter auch eine Theodor Litts, zu besuchen, fiel mir bei der üblichen Zeitungslektüre auf, daß der 75 Ge burtstag Litts mit der Verleihung des sogenannten Großen Bundesver dienstkreuzes mit Stern gewürdigt worden war. Natürlich kann man aus einer solchen offiziellen Ehrung und der entsprechenden Laudatio allein noch keine konkreten Schlüsse auf die politische Einstellung und Hal tung des Ausgezeichneten ziehen. Dennoch hatten die aus diesem An laß in den westdeutschen großbür gerlichen Zeitungen und einigen Fachzeitschriften erschienenen Arti kel in den meisten Fällen einen auf fälligen Akzent auf den Verfechter der „Freiheit“ und „Demokratie“ ge legt. Bei meinen zu dieser Zeit be ginnenden gründlichen Untersuchun gen der philosophischen An schauungen Litts über Geschichte, Sprache, Pädagogik, Erkenntnistheo rie, Ethik, Religion, Bildungswesen blieb deshalb stets die Frage nach der politischen Grundeinstellung im Blickpunkt meines Interesses. Streiter der psychologischen Kriegführung So mußte ich feststellen, daß er die philosophischen Ausdeutungen un serer Epoche im Interesse einer ein deutig festgelegten politischen Stel lungnahme gegen die Kräfte des Friedens, der Demokratie und des Sozialismus und für die historisch überlebten, aber noch akut gefähr lichen westdeutschen Imperialisten, Militaristen und Revanchisten vor nahm. Besonders während des faschi- stischen Putschversuches in Ungarn und in der folgenden Zeit trat er offen — jederzeit nachweisbar — in die Reihe derer, die sich der psycho logischen Kriegführung gegen das sozialistische Lager verschrieben haben. Seine militante antikommu nistische Grundkonzeption findet in seinem 1958 in Heidelberg erschiene nen Buch „Wissenschaft und Men schenbildung im Lichte des West- Ost-Gegensatzes“ ihre vielfältige Ausbreitung. So wendet er sich gerade in der Zeit, da wir in der Deutschen Demokratischen Republik den Auf bau der allgemeinbildenden polytech nischen Oberschule begannen, gegen die polytechnische Bildung, die er als ein Mittel diffamiert, die Individuali tät des Menschen abzutöten, ihn in sklavische Abhängigkeit zu bringen, ihn zu einem willenlosen Werkzeug in einer seelenlosen Masse abzustem peln (s. ebenda, S. 83). Eben als den Sozialismus fürchtender und hassen der „Pädagoge“ verleumdete er die mit der Verwirklichung des Prinzips der polytechnischen Bildung — frei lich nur unter sozialistischen Produk tionsverhältnissen — ermöglichte all- seitige Entwicklung der Persönlich keit und die freie Entfaltung aller Anlagen. Mit der Elitetheorie gegen die allseitige Entwicklung des Menschen Weil er nach wie vor die bereits im Jahre 1930 in der 3. Auflage sei nes Buches „Geschichte und Leben“ begründete Elitetheorie im Interesse der „freiheitlich-demokratischen Ord nung“ der Bonner Imperialisten ver tritt, muß er sich gegen jede Form der sozialistischen Gemeinschafts arbeit wenden. Aber wie die breite demokratische Diskussion in unserer Republik über den Entwurf des Ar beitsgesetzbuches beweist, wächst bei immer mehr Werktätigen die Er kenntnis, daß die Individualität jedes einzelnen erst dann voll zur Geltung kommen kann, wenn er aus der Kraft und dem Reichtum des Kollektivs schöpft und von ihm gestützt und ge tragen wird. Unsere' sozialistischen Arbeitsverhältnisse widerlegen alle Verleumdungen Litts; und unser Recht — also auch das neue sozialisti sche Arbeitsrecht — ist, wie es in der Staatsratserklärung so klar und wis senschaftlich exakt formuliert ist, die Verwirklichung der menschlichen Freiheit. Wirkliche Freiheit der Per sönlichkeit gibt es nur dort, wo die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen beseitigt ist und dadurch die gesellschaftliche Arbeit einen neuen Charakter angenommen hat. Die Befreiung des Menschen, die all- seitige Entwicklung der menschlichen Persönlichkeit ist eben nicht, wie Litt behauptet, nur eine subjektive Lieb haberei einiger führender Sozialisten, die den Wunsch haben, den Men schen Freiheit zu bringen; sie ist eine objektive und zugleich zwingende Notwendigkeit, die sich aus den neuen gesellschaftlichen Verhältnis sen ergibt. Litt kritisiert nun in dem erwähn ten Beitrag die antikommunistischen Argumente seiner Mitstreiter in der Hinsicht, daß sie neben den politi schen, gesellschaftlichen, wirtschaft lichen Aspekten „den pädagogischen nicht hinlänglich haben hervortreten lassen“. Und man höre die schluß folgernde Mahnung dieses „unpartei ischen“ Philosophen und Pädagogen, als der er seirer philosophischen Grundkonzeption gemäß erscheinen möchte: „Die Menschheit würde sich an sich selbst versündigen, wollte sie die hier bereitliegenden Funde (von Litt gehoben I — W. M.) ungehoben lassen.“ (S. 87.) „Sorgen“ um die „unterentwickelten“ Völker Der enge Rahmen dieses Artikels verbietet es. allein aus dem er wähnten Buche, das freilich in ge wisser Weise die politische Quintes senz der Littschen „Irrwege geschicht- liehen Denkens“ vermittelt, weitere konkrete Belege anzuführen. Nur auf einen sei noch kurz verwiesen. Nicht zufällig macht sich Litt Sorgen über den gesetzmäßigen Einfluß der marxistisch - leninistischen Ideologie auf die von ihm im imperialistischen Jargon als „unterentwickelt“ bezeich neten Völker. Er befürchtet, daß die sich vom Kolonialismus befreienden Völker dadurch dem Kommunismus „zuzufallen gedrungen fühlen müs sen, daß sie schon durch die ihnen neuen und ungewohnten Methoden der kooperativen Arbeit in eine Form des Denkens und Handelns hinein genötigt werden, die. wie sie den bei ihnen einheimischen Überlieferun gen und Gewöhnungen schnurstracks zuwiderläuft, so zu dem ihnen ange priesenen kommunistischen Gesell schaftsideal in dem aufgezeigten Ent sprechungsverhältnis steht. Zusam men mit der eindringenden neuen Produktionsform wird ihnen auch die auf sie zugeschnittene .Welt anschauung 1 offeriert. .Marxismus plus Elektrizität 1 - das ist die Lo sung, die sie, so scheint es, nur an zunehmen brauchen, damit der Über gang in die neue Daseinsordnung schmerzlos und ohne Reibungsver luste vonstatten gehe.“ (S. 831.) Aus diesen Littschen Worten wird zunächst vor allem sichtbar, daß die geistige Situation in der Welt durch den Marxismus-Leninismus und seine praktische Verwirklichung im sozia listischen Weltsystem, durch die kom munistische Weltbewegung bestimmt wird, und daß der imperialistische Ideologe Litt, der früher den Marxis mus durch einfaches Verschweigen bekämpfte, sich heute mit ihm aus einanderzusetzen gezwungen ist. Zu gleich geht aus Litts Argumentation nicht nur die primitive Verleumdung der Politik der kommunistischen Par teien hervor, was den Kenner der gesamten Schriften Litts nicht ver wundert, sondern eben gerade die Furcht vor den nationalen Be freiungsrevolutionen, die mit dem ee- setzmäßigen Zerfall des Kolonial systems untrennbar verbunden ist, und jeder Form eines neuen Kolo nialismus, der aber gerade von den westdeutschen Imperialisten betrie ben wird, entgegensteht. So sehen wir, wie Litt expressis verbis Partei ergreift gegen die demokratische, sozialistische Perspek tive der Menschheit und für das überlebte System des Kapitalismus, der sich in einer neuen Etapne sei ner allgemeinen Krise befindet, die um den westdeutschen Staat keinen Bogen macht. Und so verwahrt sich Litt, wie mir bekannt wurde, gegen den in meiner Universitätsrede (Neue Folge, Heft 9 [1959], S. 3 ff.) wissen schaftlich geführten Nachweis, daß er ein Hofphilosoph des Bonner Regimes ist!? Wie will er sich gegen diese Ernennung verwahren? Der Nachweis wurde nun aber an läßlich seines 80. Geburtstages in der letzten Dezemberwoche des vergange nen Jahres durch die Machthaber des westdeutschen militaristisch-klerika len Obrigkeitsstaates selbst erbracht. Nicht nur, daß er zum vor fünf Jah ren verliehenen Stern des Großen Bundesverdienstkreuzes nun auch noch das Schulterband dazu erhielt, sondern der westdeutsche Bundes präsident beglückwünscht Litt, daß er sich gegenüber dem „kommunisti schen Unrechts-Regime der Sowjet- Zone .,. für den beschwerlichen und gefahrvollen Weg der Freiheit ent schieden“ habe. Und Bundeskanzler Adenauer telegrafiert Litt, daß sein pädagogisches und philosophisches Lebenswerk „über den akademischen Bereich hinaus“ — und das kann doch nur der soziale, politische sein! — „dankbare Anerkennung“ erfahre. Ausdrücklich wird von Adenauer Litts „uneigennützige und ideenreiche Mitwirkung in allen Fragen der staatspolitischen Bildung“ hervorgehoben, (Frankfurter Rund schau, 29. 12. 1960.) Mir bleibt nach alledem anläßlich der besonderen Akzente der Geburts tagsglückwünsche nur die Frage: Wie will sich Litt gegen diese offizielle Ernennung zum Hofphiloso phen des Bonner Regimes verwah ren?,..
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