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Gerste, Weizen und Betarüben zu benutzen war. Neben Fragen der Sortencharakteri sierung konnten mit Erfolg auch Probleme der Pflanzenernährung sowie des Wasser haushaltes des Bodens zur Bearbeitung ge langen. ZADE brachte diesen auf pflanzen physiologischer Grundlage fußenden Arbei ten besonderes Interesse entgegen und ließ es sich nicht nehmen, die neuesten Befunde jeweils in Aufsätzen und Vorträgen be kanntzugeben. Noch kurz vor seinem Tode forderte er seinen ehemaligen Schüler Arland brieflich auf, die transpirations physiologischen Forschungsarbeiten fortzu führen. Im Jahre 1933 konnte ZADE einen seit langem gehegten Plan verwirklichen. Unter dem Titel „Pflanzenbaulehre für Land wirte“ erschien im Verlag von Paul Parey, Berlin, sein bekanntes Standardwerk. Man geht nicht zu weit, wenn man jedes ein zelne Kapitel als eine in sich abgeschlos sene Monographie betrachtet, so erschöp fend ist alles Wissenswerte und Notwen dige über die landwirtschaftlichen Nutz pflanzen im Rahmen einer klaren Gliede rung dargestellt. Zu den in ausgezeichne tem Stil verfaßten Ausführungen gesellen sich sehr gute Abbildungen, die noch heute häufig als Vorlage dienen; Dieses Buch ist bisher auf seinem Gebiet unerreicht geblie ben. Es ist sehr zu bedauern, daß das Werk bisher nur in einer einzigen Auflage er scheinen konnte. ZADE gehörte auf Grund seiner jüdischen Abstammung zu dem in den Jahren 1933 bis 1945 in Deutschland unerwünschten Personenkreis. Nachdem er am 1. Oktober 1933 seines Amtes enthoben und in den Ruhestand versetzt worden war. ging er nach Schweden. Sein Lehr buch stand auf einer sogenannten „schwar zen Liste“ und durfte nicht neu gedruckt und verkauft werden. Dabei war es eines der schönsten Geschenke, das ZADE der deutschen Landwirtschaft gewidmet hatte. Es ist tragisch, daß der Mann, der fast ein Vierteljahrhundert an führender Stelle des deutschen Pflanzenbaues wirkte, auf der Höhe seines Schaffens stehend, sich gezwungen sah. Heimat und Betätigungs feld zu verlassen. Nur einundeinhalb Jahr zehnt war es ihm vergönnt, in Leipzig als Direktor des Institutes für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung zu wirken. Um so beachtlicher ist es, welche reiche Ernte an wissenschaftlichen Erkenntnissen er in die ser verhältnismäßig kurzen Zeit einbringen konnte. -Welche Fülle von Anregungen gab er seinen Schülern und Studenten aus dem In- und Auslande mit auf den Weg! In der kurzen Frist seines Wirkens gingen 26 Dis sertationen. eine Habilitationsschrift und weitere 41 selbständige Arbeiten aus der Feder seiner Assistenten und Schüler her vor. Welchen Ruf ZADE auch im Ausland ge noß, geht am besten daraus hervor, daß eine große Anzahl von Ausländern meh rere Jahre in Leipzig verbrachte, nicht nur um sich auf bestimmten Gebieten zu spe zialisieren, sondern um besonders auch von der Vielseitigkeit der Persönlichkeit ZADEs Gewinn zu haben. Noch heute spre chen zum Beispiel seine bulgarischen Schü ler Christina A vramo va-Popova, Panajot Mazdrakov und Tanju Scharkov mit betonter Hochachtung und Herzlichkeit von „ihrem lieben Leh rer ZADE“. In Schweden war ZADE im Rahmen der chemischen Industrie tätig und beschäf tigte sich zunächst mit den Anwendungs möglichkeiten von Arsenpräparaten im Pflanzenschutz. Im Sommer des Jahres 1939 wechselte er die Arbeitsstelle und fand nun Gelegenheit, ein flüssiges Quecksilber beizmittel zu entwickeln. Bereits im Jahre 1940 erschien dieses Präparat unter dem Namen „Panogen“ im Handel. Das neue Verfahren stellt eine Weiterentwicklung der Kurz-Naß-Beize dar. Sein Vorteil .liegt in der Anwendung geringster Flüssigkeits mengen, da das Beizmittel in der Gas phase wirksam wird. In Schweden, Kanada und in den USA zählt „Panogen“ derzeit zu den am meisten angewendeten Beizprä paraten. Auch in vielen europäischen Län dern hat es Verbreitung gefunden. Leider war es ZADE nach dem zweiten Weltkriege nicht vergönnt, einer erneuten Berufung zu folgen und nach Leipzig zu rückzukehren. Er verstarb am 28. März 1949 im Alter von 68 Jahren in Stockholm. Mit ihm verlor die deutsche Landwirt schaftswissenschaft einen ihrer würdigsten und vielseitigsten Vertreter, der durch seine Leistungen am Fortschritt des Land baues und am hohen Ansehen der Leipzi ger Universität wesentlichen Anteil hatte. Sein tiefes, aus eigener Erkenntnis schöp fendes Wissen, seine glänzende rhetorische Begabung, die interessante Darbietung des Stoffes und nicht zuletzt der- logische, klare Aufbau aller seiner Vorlesungen werden einem jeden unvergessen geblieben sein, der das Glück hatte, ihn als Dozenten zu hören. ZADE war eine Persönlichkeit, die aus wahrhaft verschwenderischer Fülle ihres Reichtums an Wissen und Erfahrung zu geben vermochte. Er war Forscher, Prak tiker und Lehrer in einer Person und wid mete sich seinen Aufgaben mit Hingabe und Schaffensfreude. In seinem Sinne wird heute am Adolf-Zade-Institut für Acker- und Pflanzenbau die Arbeit fortgesetzt in dem Bestreben, sein Vermächtnis zu er füllen. 8