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Notizen von der Erntefront Von Günter Lippold Fahre nach Lebien!" riet man dem UZ- 33" Reporter beim Erntestab der Karl- Marx-Universität in der Bezirksstadt Cott bus. Tatsächlich wäre es lohnend gewesen sich dort gut umzusehen, wo der begei sternde Lebiener Appell an alle Einsatz gruppen des Bezirks Cottbus geboren wurde, dort, wo die Studenten darauf ver zichteten, drei Tage Erntefest zu feiern und statt dessen am zweiten Tag selbst die Pferde wieder anschirrten, dort, wo es den Studenten gelang, mehrere Jugendliche des Ortes für die Nationale Volksarmee zu ge winnen. Aber daß der UZ-Reporter nicht nach Lebien im Kreise Jessen fuhr, lag nicht nur an der ungünstigen Verkehrsverbin dung. Vielmehr hatte er den Ehrgeiz, das, was die Lebiener auszeichnete — Initiative und Tatkraft bei der Erfüllung ihres Kampfauftrages — auch anderswo zu ent decken. S o kam er nach dem Kreis Luckau — • nach dem Kreis, in dem sich Golßen be findet, das mit Pate stand bei dem zum geflügelten Wort gewordenen Golßener und Jesewitzer Elan. Und wenn die hier täti gen neuimmatrikulierten Studenten mit Lob bedacht wurden für ihre Arbeit, dann will das schon etwas heißen. Aber das ist beileibe nicht nur dort so. Aus Bornsdorf im gleichen Kreis hören wir: Große Unwetterschäden vernichteten 70 Prozent der Roggen- und 40 Prozent der Kartoffelernte. Um so mehr galt es jetzt auf anderen Gebieten, bei anderen Kulturen wettzumachen. . Insbesondere müßte die Futtergrundlage gesichert wer den. Aber draußen auf den Feldern lagen noch 50 Fuhren Heu. Da gingen die Jura studenten, als 18 Uhr Feierabend war, zu ihrem Brigadier und sagten: Wir machen weiter. Und so arbeiteten sie noch bis 20 Uhr und fuhren Heu ein. Auch die Studenten, die in Damsdorf im Einsatz sind, haben sehr gut begriffen, worauf es im Produktionsaufgebot an kommt: Drei Jungen haben sich hier vor genommen, in einer Woche alle Felder zu pflügen, von denen das Stroh abgefahren ist. Ihnen stehen die aus Glienig nicht nach, die । sich vorgenommen haben, zusammen mit den Bauern bis zum Ende des Einsat zes die Hackfruchternte zu bergen. S ind da nicht einige wenige Beispiele von über hundert Dörfern, in denen sich Studenten des ersten Studienjahres befin den? Nun, nach Zieckau, zu der Gruppe von zwölf Psychologiestudenten mit ihren Be treuern hatte es den UZ-Reporter mehr oder minder zufällig verschlagen. Sie hatten bis her eigentlich noch nicht groß von sich reden gemacht. Am Mittwochabend berie ten sie nun neben arideren Dingen über ihren Kampf plan, vor allem über ihre Aufgaben vor der Wahl. Über einen Agi tationsmarsch. über die Ausschmückung des Wahllokals, über den Einsatz am Wahl tag war man sich einig. Auch über einen NAW-Einsatz am Sonnabendnachmittag beim Kindergarten. Aber damit wollte man sich nicht zufriedengeben. Die Studenten wollten wissen, welche Aufgaben sie im Rahmen des Produktionsaufgebotes noch erfüllen könnten. Renate nahm deshalb, während die anderen Freunde der Gruppe zusammensaßen, an der Beratung der Parteigruppe des Ortes teil, und sie kam mit dieser Aufgabe zurück: Die LPG Typ III will der LPG Typ I Roggen vorschießen, damit auch sie noch vor der Wahl ihren Staatsplan an Getreide erfüllen kann. Es gelte nun. das Getreide in Säcke zu schaufeln und abzuwiegen. Das mußte schnellstens geschehen. Aber am nächsten Tage durfte ja die Dresch maschine nicht stillstehen, und der Mais müßte in die Silos. Die Studenten faßten deshalb den Beschluß: Wir machen abends nach der üblichen Arbeitszeit weiter. Das ist unser Beitrag zum Produktionsaufgebot. Gegen 19 Uhr fangen wir an. In zwei, drei Stunden werden wir fertig sein. G esagt, getan: Etwa ein halb sieben Uhr abends kletterten die Mädchen und Jungen, die am Tage beim Dreschen und Einsilieren des Maises ihren Mann gestan den hatten, auf den Kornspeicher der LPG Typ III. auf dem etwa 900 Zentner Korn und einige hundert Zentner Weizen lagen. Einige Dutzend bereits abgefüllter Säcke wurden abgewogen und nahmen durch den Flaschenzug den Weg nach unten. Dann begannen die Mädchen einzuschaufeln und die Jungen karrten die Säcke weg. In kaum einer Stunde waren 75 Zentnersäcke abge füllt, abgewogen und fertig zur Abliefe rung. In diesen Tagen haben die Studenten, auch der höheren Studienjahre, unsere Universität, ihren Platz in den Universitätsgebäuden verlassen, um ihre ganze Kraft der sozialistischen Landwirtschaft zur Verfügung zu stellen. Mit großem Elan werden sie zurückkehren in die Hörsäle. Foto: Frotscher Wieviel sind es nun noch, sind wir nicht bald fertig? Da wies der Genossenschafts bauer auf fünf Säcke, in denen sich jeweils 24 leere Säcke befanden und brachte dazu noch zehn einzelne. Es waren größere als die bisherigen, 75 Kilogramm faßten sie. Klar, daß es unmöglich war, heute noch diese 240 Zentner abzufüllen, ganz unmög lich. Aber man wollte wenigstens noch so viel wie möglich schaffen, vielleicht noch eine Stunde oder zwei, denn morgen früh ging die Arbeit ja weiter, und am heutigen Tage war man — wie gesagt — nicht un tätig gewesen. Gegen 20 Uhr gingen einige Freunde weg zur Sitzung des LPG-Vorstandes. Sie hatten ihren Auftrag von der Gruppe. Die Arbeitszeit, mußte etwas verändert werden, denn früh Wie mittags begannen die Trak toristen eine halbe Stunde früher und waren so lange zur Untätigkeit verurteilt, bis die Studenten aufs Feld kamen. Nach 21 Uhr kamen die Freunde von der Vor standssitzung zurück. Wenigstens zum Teil hatte sich diese Diskrepanz beseitigen las sen. Inzwischen hatte sich die Zahl der leeren I Säcke um etwa 50 vermindert, aber ein Ende war beim besten Willen noch nicht abzusehen, Trotzdem sprach keiner dafür, daß man aufhören solle. Auch als der Uhr zeiger 22 Uhr überschritten hatte, machte keiner Anstalten dazu. Und dann, nach der kurzen Pause, in der herbeigeschaffte Limonade und Keks dankbar verzehrt wurden, war es klar: Wir schaffen es doch, wir werden nicht die Treppe des Speichers hinunterklettern, bevor nicht der letzte Zentner eingesackt und abgewogen ist. — Zubinden können wir ja zur Not morgen noch, meinte die Bürgermeisterin. Aber es wurde gleich alles erledigt. Die Müdigkeit, die einige Mädchen be fiel, verflog schnell wieder, als es dem Ende zuging. Noch 25 Sack! Die letzten 25! Um Mitternacht war es geschafft. Am Freitag und Sonnabend, noch vor dem Wahlsonntag, konnte die LPG Typ I in Zieckau. Kreis Luckau, ihren Staatsplan in Getreide erfüllen. Das war das lohnende und alle mit großer Befriedigung erfül lende Ergebnis dieser Sonderschicht. nie Arbeit der Psychologiestudenten in • Zieckau wird noch erfolgreicher, ihre Unterstützung für die LPG wird noch dauerhafter sein, wenn sie nicht nur ihre körperlichen Kräfte nicht schonen, son dern — wie sie sich vorgenommen haben — Agüprop-Gruppen, f ür euch! Die nachfolgenden Sketche, die in der Spieltruppe des Louis-Fürnberg-Ensembles entstanden, empfehlen wir allen Agitprop gruppen unserer Studenten, die gegenwär tig in den Dörfern der Bezirke Cottbus und Frankfurt (Öder) auftreten. Der Kranz „Wo willst du mit dem Kranz hin?“ • nas „Nach Berlin.“ „Nach Berlin?“ „Nach Berlin. Es ist eine traurige Ge schichte. Die Zeitung schreibt es schon: Seit die Grenze dicht gemacht ist, wird in Berlin dreißig Prozent weniger an Fleisch und Butter verbraucht. (Er bekreuzigt sich.) Die Armen.“ .Du machst Witze! Dreißig Prozent weni ger? Das ist der Teil, den die Spekulanten bisher nach Westberlin verschoben haben." Beeindruckt nimmt er den Kranz wieder auf und will gehen. „Auf Wiedersehen.“ .Auf Wiedersehen. Und wo gehst du jetzt hin?“ ' / auch alles tun, um in den Köpfen der Bauern Klarheit schaffen, Schwierigkeiten überwinden helfen und Zurückgebliebene mitreißen. Sie eifern damit nicht nur den Lebienern nach, sondern vielen anderen Studenten, die ihren Einsatz auf dem Lande nicht schlechthin als Ernteeinsatz betrachten. So den Studenten in Bornsdorf, die durch Diskussion unter den Genossenschafts bauern darum kämpfen, daß sich jedes LPG-Mitglied zu einer bestimmten Zahl von Arbeitseinheiten verpflichtet — die Männer zu 250, die Frauen zu 150. So denen in Falkenberg, Kreis Lauckau, die erreich ten, daß sich ihre Genossenschaft sofort dem Produktionsaufgebot zur Vorberei tung des Friedensvertrages anschloß, und die den Bauern als Kampfziel vorschlugen, gemeinsam bis zum Wahltag von 25 Hektar das Stroh zu bergen und dazu eventuell länger als gewöhnlich zu arbeiten. So vie len anderen, die Mitgliederversammlungen in LPG vorbereiten helfen, gemeinsame Veranstaltungen mit den Jugendlichen des Dorfes durchführen, die Werbung für die Nationale Volksarmee unterstützen und den Ochsenkopfantennen zu Leibe gehen. V oraussetzung aber für die Erhöhung ’ der eigenen Verantwortung, für Pio niertaten, dafür, daß man nicht nur dar auf wartet, Aufgaben übertragen zu be kommen. ist letztlich die eigene Klarheit. Es gab schon eine Reihe Diskussionen auch in der Psychologengruppe. So unter den Mädchen über die Bereitschaft, wenn nötig jederzeit auch das Studium zu unterbre chen. um zwei Jahre in der Produktion zu arbeiten. „Ich bin ja jetzt schon (!) 20 Jahre alt, wann soll ich dann mit dem Studium fertig werden?“ Aus der Gruppe kam dar auf die richtige Antwort: „Damit nicht ein Atomkrieg viel mehr anrichtet als nur unser Studium zu unterbrechen, darum wollen wir jetzt alles für die Stärkung un seres Staates tun, und wenn nötig auch persönliche Opfer auf uns nehmen.“ Mit einem anderen Freund, der in der Kreisstadt, in Luckau, beheimatet ist, gab es eine ziemliche heftige Auseinanderset zung unter anderem darüber, daß . er sich von der Gruppe löste, indem er entgegen den getroffenen Festlegungen nicht nur sonntags, sondern auch wochentags -öfter nach Hause fuhr. Und er sprach noch arro gant davon, daß er das Recht dazu habe, weil er einen Kompromiß eingegangen sei, indem er sich bereit erklärte, nicht in Luckau, sondern hier in seiner Grüppe den Einsatz durchzuführen. Wegen dieser Ver- „Nach Berlin.“, . n „Nach Berlin?“ i „Nach Berlin.“ „Mit dem.Kranz?“ „Mit dem Kranz.“ „Und für wen?" ..Für die Spekulanten!“ Für die Enten Fritz bastelte an einer Kiste. Emil kommt und flüstert Fritz geheimnis voll ins Ohr. „Was?“ Emil flüstert noch einmal. „Was ist los?“ „Es heißt, wir werden verhungern;“ . , Schweigen. Fritz bastelt weiter an der Kiste. „Was baust’n da eigentlich, Fritz?“ „Einen Stall.“ „Für die Genossenschaft?“ .Nee.“ .Für die individuelle?“ .Nee, für mich auch nicht.“ .Wird es ein Geschenk?“ „Ja.“ „Etwa für mich?“ „Erraten.“ „Und was kommt’n da ’rein, Fritz?“ „Enten.“ „Enten?“ „Ja, deine Enten vom RIAS.“ letzung der Studiendisziplin wird er sich in der festlichen Zeit des Ernteeinsatzes bewähren müssen. So macht sich die Gruppe stark für wirk same politische Arbeit in der Genossen schaft. befähigt sie sich, andere zu begei stern und mitzureißen, indem sie in den eigenen Reihen Klarheit und Ordnung schafft. ö U nd wenn die Studenten hier schon auf den Feldern, in den Genossenschaften begreifen, daß der Weg der Wissenschaft — am allerwenigsten heute — eine bequeme Landstraße ist und ihre Gipfel nur durch große Anstrengungen, durch Disziplin und persönliche Opfer erklommen werden kön nen, dann hat der Einsatz dieser Wochen nicht nur geholfen, die Ernte einzubringen und die Genossenschaften zu stärken, son dern dann war er auch der beste Start für die Arbeit in Hörsaal, Seminar und Labor. An ben Vorsitzendes des StaaisraUs Neuimmatrikulierte Studenten der Veteri närmedizinischen Fakultät, die in Glienig, Kreis Luckau, eingesetzt sind schrieben einen Brief an Walter Ulbricht, in dem es u. a. heißt: Die Werktätigen der ganzen. Republik, sei es in den Werkhallen, in den Schächten, am Reißbrett oder auf den Erntefeldern, unternehmen in diesen Tagen alle Anstren gungen. um den Bonner Ultras weitere Schläge zu versetzen. Wir fühlen uns verbunden mit den Ge nossen, die an der Grenze in Berlin auf Friedenswacht stehen, und versprechen in Ihrer Person der Partei der Arbeiterklasse und unserer Regierung, daß wir mit allen Kräften danach streben werden, den Kampfauftrag unseres Verbandes während des fünfwöchigen Einsatzes in der LPG Glienig im Bezirk Cottbus in Ehren zu er füllen. Wir vertrauen der klugen Führung unserer Partei und sind stolz auf unsere Republik, die uns ein sorgenfreies Studium ermöglicht. Gerade deshalb kann es mit bloßen Sympathiekundgebungen nicht ab getan sein. Die DDR, unser Vaterland, braucht unseren Schutz, wenn es die Bon ner Ultras wagen sollten, ihre aggressiven Pläne gegen die DDR zu verwirklichen. Wir erklären uns bereit, zu jeder Stunde, wenn es unsere Regierung für erforderlich hält, das Schulbuch mit der Waffe zu ver tauschen. Aber auch hier im Dorf wollen wir die Zeit nutzen und mit möglichst allen Ein wohnern über den Charakter unserer Wah len und die aktuellen politischen Tagesfra gen sprechen. Wenn wir nach fünf Wochen wieder die Koffer packen, dann soll nicht nur die Ernte geborgen, sollen nicht nur die Felder sauber sein, auch in den Köp- fen vieler Menschen soll es sauber sein. Das haben wir uns für die kommenden Wochen vorgenommen. Wir haben Ihnen darüber berichtet, da Partei und Regierung wissen sollen: Audi wir Studenten werden den Bonner Ultras keine Chance lassen, die Schlacht um den Frieden werden wir gewinnen. Der Meister Von Schweinen — ich meine nicht Schweineschnitzel! versteh ich wenig nur. Doch neulich erklärt mir - und ohne Gewitzel, ein Schweinemeister die neue Kultur. Wir saßen dabei im Dorfklubhaus und tranken den Wein auf den Tropfen aus. Das erste Glas tranken wir auf den Speck, der über den Plan gewachsen ist. Das zweite Glas lief dem ersten nach, wir haben die kommenden Schinken begrüßt. ' I Beim dritten Glas schmeckte der Wein so gut, das trank ich dem Schweinemeister zum Wohl. Dann war das Glas und die Flasche leer, und wir tranken vom Herz, denn das Herz war noch voll. Meine eigenen Träume kannte ich gut. Doch wie träumt ein Schweinemeister j vom Glück? Still stand er auf, ging im Klubraum umher 5 und prüfte und streichelte jedes Stück: „An diesem Haus hab ich mitgebaut." Was ehrt heute mehr als der einfache Satz! | Nur eine Sorge bedrückte ihn noch: wo finden die Bücher den besten ? Platz- Ais ich dem Meister die Hände drückte, I fühlte ich an der Hand seine Schwielen. Da gingen meine alten Gedanken E zu meinten neuen Gefühlen: Wievie; noch verwalten die neue Kultur mit Schwielen - auf der Zunge nur Gert Ullrich Eememmemmmemmemmmmmemeememkmmemn drmsxegsesened Veröftentjichi unter der Lizenz Nummer 65 de: Rates des Bezirkes Leipzig. - Erscheint wöchent lieh. - Arischun der Redal1ion Lelp21g C • Ritterstraße 26. Femrui 1771. Sekuariat Appa rat 269 Bantrkonto 513 nun hei der Siadt und Kreissparkasse Leipzig - u> ucK Lv/Muc*ere .Hermann Duncker" Hl in 13« Leipzig Cal Pcterssteinwee 19 - Bestellungen nimm lede5 Postamt entgegen.