Suche löschen...
Universitätszeitung
- Bandzählung
- 5.1961
- Erscheinungsdatum
- 1961
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196100005
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19610000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19610000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 5.1961
-
- Ausgabe Nr. 1, 3. Januar 1
- Ausgabe Nr. 2, 10. Januar 1
- Ausgabe Nr. 3, 17. Januar 1
- Ausgabe Nr. 4, 24. Januar 1
- Ausgabe Nr. 5, 31. Januar 1
- Ausgabe Nr. 6, 7. Februar 1
- Ausgabe Nr. 7, 14. Februar 1
- Ausgabe Nr. 8, 21. Februar 1
- Ausgabe Nr. 9, 28. Februar 1
- Ausgabe Nr. 10, 7. März 1
- Ausgabe Nr. 11, 14. März 1
- Ausgabe Nr. 12, 21. März 1
- Ausgabe Nr. 13, 28. März 1
- Ausgabe Nr. 14, 5. April 1
- Ausgabe Nr. 15, 11. April 1
- Ausgabe Nr. 16, 18. April 1
- Ausgabe Nr. 17, 25. April 1
- Ausgabe Nr. 18, 3. Mai 1
- Ausgabe Nr. 19, 10. Mai 1
- Ausgabe Nr. 20, 16. Mai 1
- Ausgabe Nr. 21, 25. Mai 1
- Ausgabe Nr. 22, 30. Mai 1
- Ausgabe Nr. 23, 6. Juni 1
- Ausgabe Nr. 24, 13. Juni 1
- Ausgabe Nr. 25, 20. Juni 1
- Ausgabe Nr. 26, 27. Juni 1
- Ausgabe Nr. 27, 4. Juli 1
- Ausgabe Nr. 28, 11. Juli 1
- Ausgabe Nr. 29, 18. Juli 1
- Ausgabe Nr. 30, 25. Juli 1
- Ausgabe Nr. 31, 1. August 1
- Ausgabe Nr. 32, 8. August 1
- Ausgabe Nr. 33, 15. August 1
- Ausgabe Nr. 34, 22. August 1
- Ausgabe Nr. 35, 29. August 1
- Ausgabe Nr. 36, 5. September 1
- Ausgabe Nr. 37, 12. September 1
- Ausgabe Nr. 38, 19. September 1
- Ausgabe Nr. 39, 26. September 1
- Ausgabe Nr. 40, 4. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 41, 11. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 42, 18. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 43, 25. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 44, 1. November 1
- Ausgabe Nr. 45, 8. November 1
- Ausgabe Nr. 46, 16. November 1
- Ausgabe Nr. 47, 23. November 1
- Ausgabe Nr. 48, 30. November 1
- Ausgabe Nr. 49, 7. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 50, 14. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 51/52, 21. Dezember 1
-
Band
Band 5.1961
-
- Titel
- Universitätszeitung
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Kunst hilft Ernte bergen Tatkräftig bel der Bergung unserer Ernte mitzuhelfen und damit auch ökono misch unsere Wahlen zu unterstützen, diese Aufforderung haben die Mitglieder des Louis-Fürnberg-Ensembles in einem Brief, der der „Universitätszeitung“ zuge gangen ist, an alle Studenten gerichtet. Insbesondere erging der Ruf an alle Kul turgruppen der Hochschulen und Univer sitäten, mit den Mitteln der Kunst die so zialistische Umgestaltung In der Landwirt schaft zu fördern. Die Freunde des Louis-Fürnberg-Ensem- bles, die in Mecklenburg einen sehr guten Einsatz bei der Vorbereitung der Wahlen zu den örtlichen Volksvertretungen gelei stet haben, schreiben in dem Brief über ihre Arbeit u. a.: Jeder Tag bringt Proben, Ernteeinsätze und Aussprachen, der Abend und die Nacht lange Reisen, Auftritte und wieder Diskussionen. Unser Ensemble hat seine Arbeit unter die Losung des Kampf auf träges gestellt, den der Zentralrat allen Mitgliedern der FDJ gab: Schützt die sozialistische Repu blik! Schutz heißt neben der Bereitschafts erklärung zum Eintritt in die bewaffneten Organe, die die Mitglieder unseres Ensem bles abgaben, auch Stärkung und Festi gung in ökonomischer und politischer Hin sicht. Schutz der Republik heißt, durch die Festigung unserer sozialistischen Produk tionsverhältnisse den Friedensvertrag vor zubereiten. Türme der Stadt Kommt es der Stadt auf Türme an, Symbole, die uns gefallen, setz ich der Stadt einen Turmdrehkran mitten ins Bild, das wir malen... Schenk ich mir eine schöne Stunde nehm ich den Weg durch die neue Stadt, und ich bin froh aus dem einfachen Grunde, daß mancher Stein meinen Handschlag hat. Ich geh nicht allein - wir proben den Weg schon, mit unserer Liebe dem Neuen verwandt. Die Blumen, buntgrüßend von jedem Balkon, tragen wir noch in der Hand. über das Dach reckt der Kran seine Glieder. zeigt mit dem Arm auf die letzten Trümmer, und in gleicher Bewegung zieht er die Wand hoch für ein künftiges Zimmer... Kommt es der Stadt auf Türme an, Symbole, die uns gefallen, setz ich der Stadt einen Turmdrehkran mitten ins Bild, das wir malen. Gert Ulirich Aus diesem Grunde werden wir, die Mit glieder eines Volkskunstensembles, das den Namen des großen Dichters und Kommu nisten Louis Fürnberg trägt, Studenten der Karl-Marx-Universität, all unsere Kräfte zur Verfügung stellen, den Genossen schaftsbauern in den Monaten September und Oktober bei der Einbringung der Ernte zu helfen. Wir werden mit ihnen ge- Emil (ganz aufgeregt): Emma, wo steckst du? Emma: Ja, Emil, ich muß noch dein Schnitzel braten. Emil (ganz schnell und kläglich): Emma wußtest du schon? Oh! Wir verhungern! Ich fühle mich schon ganz schwach auf den Beinen. Emma (erstaunt zu Emil): Verhungern? Gut, daß sie uns das gesagt haben. Emil: Schnell, schnell. Nimm die größte Tasche, solange es noch etwas gibt. In zwei Stunden macht der Konsum zu. An der Kasse Verkäuferin: Was zahlen sie? Emma: Zehn Pfund Mehl, 15 Dosen Rindfleisch im eigenen Saft. Emil (schreit dazwischen): Schneller, 1. Wahlschreier: Verehrte Sozialpartner! Wählen Sie meine Partei, und Ihre Zu kunft ist gesichert. In jeden Haushalt kommt eine Waschmaschine. Die Frau wird keine Hausfrau im eigentlichen Sinne mehr sein. Sie braucht nur noch auf Knöpfe zu drücken. Jeder Haushalt einen Fernsehapparat und andere diverse Luxus gegenstände. Man braucht weiter nichts zu tun, als auf Knöpfe zu drücken! 2. Wahlschreier: Liebe Volksgenossen! Wählen Sie meine Partei, und Ihre Zukunft ist noch gesicherter. Wir garantieren jedem ein eigenes Auto. Mit den modernsten Campingausrüstungen können Sie in den Urlaub fahren. Alles ist bis aufs feinste mechanisch. Auch hier brauchen Sie nur auf Knöpfe zu drücken. 3. Wahlschreier: Verehrte Volksaktio näre! Wählen Sie meine Partei, und Ihre meinsam die Früchte des Feldes bergen, werden ihnen — und damit uns auch selbst — die Früchte unseres sozialistischen Le bens in all ihrer Schönheit mit unserer Kunst sichtbar machen, werden ihnen das Ungeziefer zeigen, das aus den feuch ten, fauligen Winkeln des Bonner Staates hervorkriecht und diese Früchte bedroht. schneller, Emma. Wir müssen noch für 800 DM Bettwäsche kaufen. Emma: 30 Pfund Erbsen. 15 Würfel Och senschwanzsuppe, 15 Pfund Zucker. Verkäuferin: Hier bitte die Rechnung. Emil: Komm, komm, Emma (zerrt sie mit sich fort). Verkäuferin: Halt, halt. Sie haben noch etwas vergessen! Emma: Soo! Verkäuferin: Im Auftrag der Geschäfts leitung darf ich Ihnen eine Spezialbrilie überreichen. Beide: Aber warum denn? Verkäuferin: Damit Sie endlich lernen, in die richtige Röhre zu gucken. Sprechchor: „Der letzte Krieg hat uns belehrt, wer ohne Kopf wählt, wählt ver kehrt.“ Zukunft ist noch viel, viel gesicherter. Jeder Familie einen Familienomnibus, jeder zweite einen Hubschrauber. Es gibt keine Verkehrsunfälle mehr. Ihr Leben ist nicht mehr in Gefahr. Alles geht ganz automa tisch. Auch brauchen Sie nur auf Knöpfe zu drücken. Wähler: Aber wer garantiert mir, daß nicht die da auf die falschen Knöpfe drük- ken? Diese beiden Sketche haben uns die Mitglieder der Studentenbühne und des Pawel-Kortschagin-Ensembles aus ihrem Kulturlager auf der Leuchtenburg in Kahla geschickt. Mit einem Agitprop-Programm treten unsere Freunde täglich vor den Menschen in der Umgebung von Kahla auf und unterstützen so aktiv die Vorbereitung der Wahlen für die örtlichen Volksvertre tungen. Wahlagi ation Brief an Lotte Fürnberg Liebe Frau Fürnberg! Wie im vergangenen Jahr sind wir auch in diesem Jahr als Ensemble nach Meck lenburg gefahren, um den Genossenschafts bauern schöne Dorfabende zu gestalten. Dabei ist manches anders in diesem Jahr. Zum ersten Mal unternehmen wir als En semble, das den Namen Louis Fürnberg trägt, eine solche Tournee. Schon auf den Plakaten, die am Ge meindebrett hängen, kündigen wir uns mit Fürnberg an: ..Renn nicht am Tag vor bei . . .“ Ein lustiger Kuckuck hat sich auf die Uhr gesetzt und spielt die Harmonika. Wir haben uns gesagt: Wir' sind stärker geworden in unserer Republik, die Men schen leben glücklicher — da müssen wir fröhlicher sein, das Lachen ist der Bruder der Kraft. Die Zuschauer kommen nicht erst zu Wort, wenn das Programm vorbei ist und die Musikgruppe zum Tanz auffordert, sondern sie gestalten fast vom ersten Lied und vom erstän Volkstanz an ihren Abend selbst mit. Das Wort vom gemeinsamen Singen und Tanzen haben wir jeden Abend mit Erfolg auf die Probe gestellt. Im Karscheetz hatte ein Genossen schaftsbauer interessiert die Szenen der Spieltruppe unseres Ensembles verfolgt. Dann kam er zu uns und erzählte von eini gen Mißständen im Dorf: „Das müßt ihr spielen!“, sagte er. Wir haben es auch gleich am selben Abend gespielt. Besonders schön ist immer dieser Augen blick. wenn einer von uns in die Mitte des Saales tritt und wie zu guten Freunden von dem Dichter Louis Fürnberg erzählt. Es ist euer Leben, das in den Versen klingt, sagen wir den Menschen, und sie hören auch zu. als ob einer von ihnen, ein Vertrauter und Geachteter, etwas wichtiges und,schönes sagt. Wir können Ihnen, liebe Frau Fürnberg, also mit Stolz schreiben: So ehren wir Louis Fürnberg und werden durch ihn ge ehrt. Die Mitglieder des Louis-Fürnberg-Ensembles z. Z. Bellin Emil und Emma Erste. Begegnung Foto: Arnold Hoffmann Ludwig Turek: Die Republik - deine Republik Bist du ein Arbeiter, dann lob und preis dein Reich, die Republik. Denn da bist du der erste Mann, und ihr Bestand gibt dir Beweis von deiner Arbeit Sieg. Ein Narr, wer daran zweifeln kann und möcht’ darauf verzichten. Bist du ein Mann vom Handwerk oder Handel, kennst keine Sorgen du, die tödlich dich umschlingen. Die Republik vollzog den Wandel und neigte sich dem Morgen zu, half dir in vielen Dingen, die Arbeit zu verrichten. Bist du ein Bauer und bestellst dein Feld, so magst du ruhig sein, wenn deine Hand den Samen legt: Die Republik wacht in der Welt, daß über deinen Rain nicht Panzer und Kanone fegt, die Saaten zu vernichten. Hast du studiert und trägst nun allen Glanz im Menschheitsangesicht über des Jahrhunderts Schwelle, die Republik spielt dir zum Tanz, sie hob dich hoch ans Licht und gab dir deine Stelle, das sollte dich verpflichten. G etragen von der Verantwortung der studentischen Jugend in beiden deut schen Staaten für die Erhaltung des Frie dens und die nationale Wiedergeburt unse res Volkes, wandten sich Studenten der Karl-Marx-Universität Leipzig an den Rektor und den Prorektor für Studien angelegenheiten mit der Bitte, während der Leipziger Herbstmesse 1961 zu einem ge samtdeutschen Studentenforum einzuladen. Indem Rektor und Prorektor dieser Bitte nachkamen, erfüllten sie zugleich den wäh rend der Frühjahrsmesse von westdeut schen Kommilitonen mehrfach geäußerten Wunsch, ein gesamtdeutsches Studenten treffen durchzuführen. Eine Einladung hierzu erging auch an den Vorsitzenden der Marburger Burschen schaft „Germania“, Uwe Janssen, der schon zu gesamtdeutschen Diskussionen in Leip zig weilte. I ch hatte von der an Sie. Herr Janssen, ergangenen Einladung gehört und ge hofft, das in Marburg begonnene Gespräch in Leipzig fortsetzen zu können. Aus diesem Grunde erhielt ich Kennt nis von Ihrem ablehnenden Antwortschrei, ben, dessen Inhalt mir in der gegenwärti gen Situation Anlaß genug scheint, Ihnen und den Angehörigen der von Ihnen gelei teten Burschenschaft auf diesem Wege meinen Standpunkt dazu mitzuteilen. Sie behaupten, Initiativen zu gesamt deutschen Gesprächen immer grundsätzlich begrüßt zu haben und dafür eingetreten zu sein, „daß sich Studenten beider Teile Deutschlands treffen und miteinander dis kutieren.“ Die Begründung Ihrer Ablehnung der Einladung, an dem Studententreffen anläß lich der Leipziger Herbstmesse teilzuneh men, läßt jedoch leider keine andere Schlußfolgerung zu als die. daß man die Lauterkeit Ihrer Versicherung und Ihrer Absichten in Zweifel ziehen muß. Sie schreiben: „Nach den Maßnahmen Ihrer Regierung am 13. 8. und in der Folgezeit sehe ich keine erfolgversprechende Diskussions möglichkeit mehr mit Menschen, von denen ich annehmen muß. daß sie diese Maßnah men voll und ganz billigen, zumal ich an nehmen muß. daß sowohl in der DDR als auch in der Bundesrepublik eine Annahme einer solchen Einladung zum jetzigen Zeit punkt als gewisse Solidarisierung mit sol chen Maßnahmen angesehen würde.“ 7 weifellos ist es gerade für westdeutsche ^Studenten schwierig, sich ein reales Bild über die politische Lage zu verschaffen, Universitätszeitung, Nr. 37, 12. 9.1961, S. 6 Quo vadis^ Herr Janssen? Eine offene Antwort an den Referenten für hochschulpolitische Fragen des Deutschen Burschentages und Vorsitzenden der Marburger Burschenschaft „Germania“ sind doch selbst die führenden Politiker der Adenauer-Regierung das Opfer ihrer eigenen Fehleinschätzung des Kräftever hältnisses in der Welt und in Deutschland besonders geworden. Sie kennen aber, Herr Janssen, trotz alledem in Westdeutschland nicht nur die Maßnahmen unserer, sondern weit besser die Ihrer Regierung vor und nach dem 13. August im Zusammenhang mit Westberlin. Sie wissen, daß Westberlin offiziell als „Pfahl im Fleische der DDR“ und als „Frontstadt“ bezeichnet und dem entsprechend ausgenutzt wurde. Es genügt ein Blick in Ihr Grundgesetz, um zu erken nen, daß Westberlin nie Bestandteil des westdeutschen Staates war oder sein wird, und es genügt ein sehr flüchtiges Lesen Ihrer maßgebenden Presseorgane, um zu erfahren, daß trotzdem der Präsident der Bundesrepublik einen „Amtssitz“ in West berlin unterhält, der Bundestag und Bun desrat offizielle Sitzungen in Westberlin ohne jegliches Recht abhielten, deren In halt offene Provokationen der, DDR. Ver leumdungen unserer Politiker und unserer Entwicklung waren. Ihnen ist bekannt. Herr Janssen, daß Westberlin nicht nur ein Spionagezentrum der Westmächte (z. B. der Abhörtunnel bei Alt-Glienicke), sondern auch der Bundes republik war und ist. Ihnen ist ferner be kannt, daß Westberlin Zentrum des Men schenhandels und der Abwerbung sowie Ausgangspunkt vielfältiger gerichtsnotori scher Provokationen war. Wir hatten sehr große Geduld und haben sowohl an die Bundesregierung als auch — in bezug auf Westberlin — an die Westmächte und den Senat zahlreiche Verhandlungsangebote ge richtet, die zum Teil nicht einmal einer Antwort gewürdigt wurden. W enn Sie sich also veranlaßt sehen, Pro test gegen unsere Maßnahmen einzu legen, dann verfallen Sie in Ihrem Brief einem doppelten Irrtum. Erstens richten Sie diesen Protest an die falsche Adresse. Nämlich nicht an die Adenauer-Regierung oder das von Herrn Lemmer geleitete Mi nisterium bzw. den Senat von Westberlin, die allein dafür verantwortlich sind, daß nicht nur eine sehr stabile Grenze gegen alle Provokationen aus Westberlin errich tet wurde, sondern auch dafür, daß der auch am 13. August noch offene Übergang am Brandenburger Tor geschlossen wer den mußte. Sie sind verantwortlich für die Demolierung unserer S-Bahnzüge in West berlin und für den offenen, polizeilich ge duldeten und im West-Fernsehen dokumen tarisch festgehaltenen Terror gegen alle friedlich gesinnten Westberliner, die die Absicht haben, unsere Hauptstadt (das de mokratische Berlin) zu besuchen. Zweitens sind unsere Maßnahmen nichts anderes als der endgültige Schlußstrich unter die Be mühungen ’ der klerikal-militaristischen Kreise Westdeutschlands und der unverbes serlichen Revanchepolitiker, nach den Bun destagswahlen unter dem Vorwand der von Westberlin ausgehenden Abwerbung großen Stils den 1953 und 1956 fehlgeschla- genen Bürgerkrieg zu beginnen. Unsere Maßnahmen haben allen Anhängern der Hallstein-Doktrin verdeutlicht, daß sie zum Scheitern verurteilt ist. Für alle Men schen die wirklich am Frieden interessiert, die wirklich — nicht nur den Worten nach — für einen friedlichen und demokratischen Weg zur Wiedervereinigung sind, waren unsere Maßnahmen unumgänglich not wendig, auch zur Sicherung ihrer eigenen physischen Existenz. Wie Sie schreiben, Herr Janssen, sehen ” Sie mit diesen Menschen nach dem 13. August „keine erfolgversprechenden Diskussionsmöglichkeiten" mehr. Damit werfen Sie selbst die Frage nach der Art der von Ihnen angestrebten „Erfolge“, nach dem Zweck gesamtdeutscher Gespräche auf. Wofür treten Sie ein? Für eine fried liche Verständigung über einen Friedens vertrag und eine deutsche Konföderation — oder für eine „Aufweichung“ der DDR, für die Vorbereitung ihres gewaltsamen Anschlusses an den westdeutschen , Staat und an die NATO über einen Bürgerkrieg, mit dem Ziel, die Ergebnisse des zweiten Weltkrieges zu revidieren? Suchten Sie Diskussionspartner bei uns, die nicht hin ter der Politik unserer Regierung stehen? Ich habe Ihren Brief sehr genau gelesen; er hat mich leider in der Meinung bestärkt, daß Sie bis zum 13. 8. 1961 glaubten, mit Hilfe gesamtdeutscher Kontakte eine Basis für die Durchsetzung der Regierungspolitik Adenauers, Lemmers, Strauß’ und Stains zu finden. Bestärkt deshalb, Herr Janssen, weil Sie und Ihre Burschenschaft „Ger mania“ lange vor dem 13. 8. wußten, daß Ihre bisherigen Gesprächspartner aus der DDR voll und ganz zur Politik der Regie rung der DDR stehen, so daß ich Ihre Be zugnahme auf die Berliner Maßnahmen nur als scheinheilig bezeichnen kann. rj ie Einschätzung in der Erklärung der • Regierung der Sowjetunion zur Wieder aufnahme der Atomwaffenversuche, daß leider vieles dafür spricht, „daß der in Westdeutschland lebende Teil des deut schen Volkes sich erneut vom Rausche der Revanche benebeln und von den neu her- vorgetretenen Führern auf den Kriegspfad zerren läßt“, trifft offenkundig auch auf Sie zu. Wie ließe sich sonst erklären, daß Sie sich eine revanchistische Rede des Herrn Stain anhören, daß Teile dieser Rede in den „Burschenschaftsblättern“ abgedruckt werden, ohne daß Sie als Vorsitzender der „Germania“ dagegen Stellung nehmen? Wie ließe sich sonst erklären, daß in Ihrem Burschenschaftshaus, in dem Sie Hausrecht besitzen, eine Landkarte (Sie sagten ein Plakat), mit revanchistischen Forderungen Platz findet,, die Sie erst auf meine Inter vention hin am Tage unseres Besuches (vorübergehend?) abnehmen ließen? Sie und Ihre Burschenschaft, Herr Janssen, unterstützten zumindest bisher den Revan chismus und Antikommunismus. Ich glaubte Ihrer schnellen Bereitschaft, frag liches Plakat entfernen zu lassen, zumin dest entnehmen zu können, daß Sie sich dessen provokatorischen und unfriedlichen Charakters bewußt geworden seien. Mir war ferner bekannt, daß alle Korporatiö- nen einschließlich der Germania eine im wesentlichen reaktionäre Rolle in den Ar beiterkämpfen der zwanziger Jahre spiel ten. Wie Sie uns selbst in Marburg bestätig- V‘ ten, legten und legen wir jedoch größ ten Wert auf jedes gesamtdeutsche Ge spräch. bei dem ein Minimum an Aussicht besteht, den Weg für eine friedliche und demokratische Entwicklung, ohne Militaris-. mus und Revanchismus, zu ebnen, was man — nach Ihrer eigenen Auffassung — von den führenden Vertretern Ihrer Regierung nicht behaupten kann. Deshalb erklärten wir uns zu diesem Gespräch bereit, des halb — und nur deshalb. Herr Janssen — erhielten Sie die neuerliche Einladung. Ihr Antwortschreiben ist mehr als eine Absage — es ist nach meiner Auffassung eine Demonstration Ihrer Parteinahme für die Kräfte in Westdeutschland, die glau ben, mit einer Neuauflage der Politik Hit lers in den Jahren 1938/1939 die Welt zu ihren Gunsten verändern zu können, die wieder zu Rufmord an Wissenschaftlern und demokratischen Politikern greifen, die Werke der Kunst und Wissenschaft, die ihren Absichten entgegenstehen, verbieten, weil sie sie noch nicht verbrennen können. H s ist allerhöchste Zeit, sich klar für oder H gegen den Krieg zu entscheiden und sich über Zweck und Ziel gesamtdeutscher Ge spräche Rechenschaft zu geben. Beides läßt sich nicht voneinander trennen. Denken Sie auch daran. Herr Janssen, daß die Fol gen eines dritten Weltkrieges insbesondere für Westdeutschland nicht abzusehen sind. Noch ist es Zeit. Herr Janssen, den fal schen Weg, für den einzelnen wie für die deutsche Nation verderblichen Weg der Unterstützung der „Politik der - letzten Konsequenzen“ und der bereits heute ban krotten „Politik der Stärke“ zu verlassen und zu offenen Gesprächen über eine friedliche Entwicklung in Deutschland und in der Welt zurückzukehren. Quo vadis, Germania? ' ' Dr. Rolf Montag y Re .4/ Veröffentlicht unter der Lizenz-Nummer 65 des Rates des Bezirkes Leipzig. - Erscheint wöchent lich. - Anschrift der Redaktion: Leipzig C i, Ritterstraße 26, Fernrut 77 71: Sekretariat Appa rat 264. Bankkonto 513 808 bei der Stadt- und Kreissparkasse Leipzig. - Druck LVZ-D! uckerei „Hermann Duncker“ ill 18 138. Leipzig C 1. Peterssteinweg 19. - Bestellungen nimmt ledes Postamt entgegen. D si Vf lic w de M; Wi un au qu bei Ste Ge tee log Pe Li> n (ui des Die 6. I unc ges auf Art kur Fri pol Art Uni der sich der des beii fort duk hör len den den I N Moi Uns' den Uni mit des brir Pub Mitl ten ten In Stuc leuc men Frei rate Gru und ihre Vor. steh Frie Sere Waf zur brin sein Di den einh dafü Al Jede Kräl gebr der Und Wen Er Ben sich
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)