Suche löschen...
Universitätszeitung
- Bandzählung
- 5.1961
- Erscheinungsdatum
- 1961
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196100005
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19610000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19610000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 5.1961
-
- Ausgabe Nr. 1, 3. Januar 1
- Ausgabe Nr. 2, 10. Januar 1
- Ausgabe Nr. 3, 17. Januar 1
- Ausgabe Nr. 4, 24. Januar 1
- Ausgabe Nr. 5, 31. Januar 1
- Ausgabe Nr. 6, 7. Februar 1
- Ausgabe Nr. 7, 14. Februar 1
- Ausgabe Nr. 8, 21. Februar 1
- Ausgabe Nr. 9, 28. Februar 1
- Ausgabe Nr. 10, 7. März 1
- Ausgabe Nr. 11, 14. März 1
- Ausgabe Nr. 12, 21. März 1
- Ausgabe Nr. 13, 28. März 1
- Ausgabe Nr. 14, 5. April 1
- Ausgabe Nr. 15, 11. April 1
- Ausgabe Nr. 16, 18. April 1
- Ausgabe Nr. 17, 25. April 1
- Ausgabe Nr. 18, 3. Mai 1
- Ausgabe Nr. 19, 10. Mai 1
- Ausgabe Nr. 20, 16. Mai 1
- Ausgabe Nr. 21, 25. Mai 1
- Ausgabe Nr. 22, 30. Mai 1
- Ausgabe Nr. 23, 6. Juni 1
- Ausgabe Nr. 24, 13. Juni 1
- Ausgabe Nr. 25, 20. Juni 1
- Ausgabe Nr. 26, 27. Juni 1
- Ausgabe Nr. 27, 4. Juli 1
- Ausgabe Nr. 28, 11. Juli 1
- Ausgabe Nr. 29, 18. Juli 1
- Ausgabe Nr. 30, 25. Juli 1
- Ausgabe Nr. 31, 1. August 1
- Ausgabe Nr. 32, 8. August 1
- Ausgabe Nr. 33, 15. August 1
- Ausgabe Nr. 34, 22. August 1
- Ausgabe Nr. 35, 29. August 1
- Ausgabe Nr. 36, 5. September 1
- Ausgabe Nr. 37, 12. September 1
- Ausgabe Nr. 38, 19. September 1
- Ausgabe Nr. 39, 26. September 1
- Ausgabe Nr. 40, 4. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 41, 11. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 42, 18. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 43, 25. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 44, 1. November 1
- Ausgabe Nr. 45, 8. November 1
- Ausgabe Nr. 46, 16. November 1
- Ausgabe Nr. 47, 23. November 1
- Ausgabe Nr. 48, 30. November 1
- Ausgabe Nr. 49, 7. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 50, 14. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 51/52, 21. Dezember 1
-
Band
Band 5.1961
-
- Titel
- Universitätszeitung
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Finden Sie auf den Teppich zurück! An den ASTA der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Getragen von der Verantwortung um den Frieden und um das Schicksal unserer Nation wandten wir uns mit einem offenen Brief an die Studenten der Fachschaft Chemie der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Statt in sachlicher, der Verständigung dienlicher Weise auf unser Schreiben zu rea gieren, wie das unter Kommilitonen üblich sein sollte, ant wortete nicht die Fachschaft Chemie, sondern Sie, der ASTA — allerdings auf Ihre Weise. Aufgeputscht durch eine zur Hyste rie gesteigerte Hetze, produzierten und verschickten Sie ein haßerfülltes Machwerk — mit dem Anspruch für die „Stu dentenschaft der Universität Heidelberg“ zu sprechen. Ab gesehen von einer krassen Ignoranz sowohl in den Fakten als auch in den historischen Zusammenhängen, läßt das Hetz blatt erkennen, daß die Verfasser genau des gleichen Geistes sind wie jene kriegstollen Möchtegerneroberer vom Schlage eines Strauß und Brandt, gegen die der Schlag vom 13. August gerichtet war. Was war denn der Sinn dieser Maßnahmen? Die Grenzpfähle und Stacheldrahtzäune an den Staatsgren zen der DDR verdienen die Anerkennung der friedliebenden Menschen in aller Welt. Sie sichern das Provokationszentrum Westberlin ab, sie verhindern Kriegsprovokationen gegen die DDR, sie helfen die Gefahr eines dritten Weltkrieges bannen. Allein deshalb hätten Sie allen Grund, der DDR-Regierung dankbar zu sein. Wie war es denn vor dem 13.? Entgegen aller Vernunft redeten sich die Militaristen ein. sie hätten es nicht mit einem starken, ordentlichen Staat zu tun, sondern nur mit einer „Zone“, mit einer Art Niemands land, in dessen innere Verhältnisse man sich ungestraft ein mischen kann. Da kann man Agenten hineinschicken, so glaubten sie, da kann man Menschen herausziehen, da kann man Pläne für den Tag X machen. Gerade wollten sie, um den Friedensvertrag abzuwehren und dem Revanchekrieg die Bahn frei zu halten in dieser „Zone“ aufs Ganze gehen. Sie wollten die Störtätigkeit auf die Spitze treiben, um zu Be ginn des Herbstes den offenen Angriff gegen die DDR, den Bürgerkieg und militärische Provokationen entfachen zu kön nen — getreu dem Rezept, das Adenauers Leibjournalist Robert Ingrim Anfang Juli in der „Kölnischen Rundschau“ verkündet hat: „Dazu gehören nicht nur herkömmliche Streitkräfte und Rüstungen, sondern auch die Unterwühlung, das Anheizen des inneren Widerstandes, die Arbeit im Untergrund, die Zersetzung der Ordnungsgewalt, die Sabotage, die Störung von Verkehr und Wirtschaft, der Ungehorsam, der Aufruhr, die Konterrevolution!“ Bis hierher und nicht weiter! — Das war der Standpunkt unserer Regierung. Und deshalb demonstrierte der Arbeiter-und-Bauern-Staat am 13. August seine Stärke und Entschlossenheit. Nicht mit papiernen Pro testen — zu Verhandlungen gab es vorher genügend An gebote —, sondern mit der Kraft bewaffneter Arbeiter, mit Panzern unserer gut ausgerüsteten Volksarmee. Sie können versichert sein: Diese Maßnahmen linden unsere volle Billigung. Wir stehen in dieser Situation treu und geschlossen zu unserem Staat, zur Person unseres Staatsratsvorsitzenden, des bewährten Arbeiterfunktionärs Walter Ulbricht. Und wir haben in zwischen unmißverständlich unsere Bereitschaft bekundet, jederzeit selbst die Waffen zu ergreifen und auf Wacht für den Frieden zu ziehen. Lassen Sie sich gesagt sein: Der 13. August hat eine neue Lage in Deutschland geschaf fen. Mögen Ihre herrschenden Kreise auch alles versuchen, uns zu stören und zu erpressen; mögen auch Sie in ihr Wut geheul einstimmen — die Hoffnung, daß sich die ungelösten Probleme im Herzen Europas noch durch irgendwelche Pro vokationen „lösen“ lassen, ist nichts als eitler Selbstbetrug. Jetzt hilft nur noch eines: VERHANDELN! Am Abschluß eines Friedensvertrages kann niemand mehr etwas ändern, kein Strauß und kein geplatzter Brandt. Diese Erkenntnis dämmert zunehmend auch bei verantwortlichen Staatsmännern des Westens; der Logik der Tatsachen ver mögen sich selbst führende Politiker der Bundesrepublik nicht mehr zu entziehen. Und wir sind überzeugt, daß es im Gegensatz zu Ihrem Hetzblatt — bei vielen Kommilitonen der Universität Heidelberg nicht anders ist. Wir meinen: Viel Geschrei und wenig Wolle hat noch nie etwas ein gebracht. Spielen Sie deshalb nicht länger verrückt und fin den Sie auf den Teppich zurück! FDJ-Fachschaft Chemie der Karl-Marx-Universität Leipzig G. Wolniczak Karl Schabrod Otto Neumann Die Kerkertore öffnen! Seit Wochen ist der populäre und verdienstvolle deutsche Arbeiterführer Karl Schabrod — von den Faschisten zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt und zwölf Jahre im KZ gequält — erneut widerrechtlich verhaftet. Auch viele kommunistische Einzelkandidaten und Mitglieder unabhängiger Wähler gemeinschaften sind durch Willkürakte der Schröderschen Polizei ihrer demo kratischen Rechte und Freiheiten be raubt worden. Dieses Vorgehen ist nicht anders zu werten denn als die Notstands-Diktatur in Aktion. Karl Schabrod und die anderen Mit glieder der unabhängigen Wähler ¬ gemeinschaften haben kein anderes Ziel, als dem Weg der Atomrüstung und des Atomtodes, den die Adenauer-Partei ge meinsam mit den rechten Führern der SPD geht, eine Alternative .entgegen zusetzen: die Alternative der Abrüstung und Verhandlungen, die zu einem ge einten Deutschland des Friedens führt. Deshalb fordern wir: Freiheit für Karl Schabrod, Otto Neumann und alle Patrioten t Sicherung des aktiven und passiven Wahlrechts für die Kommuni sten! Weg mit den Diktaturmaßnahmen der Atombomben-Politiker! Aus einer Resolution der Wissen schaftler, Arbeiter und Angestell ten der Juristenfakultät „Liebe“ und Klerikalmilitarismus Antwort an die Scharfmacher von Heidelberg Prof. W. Hahn — Kandidat der Atomkrieger In ihrer Ausgabe vom 1. August veröf fentlichte die UZ ein Schreiben der Leip- ziger Chemiestudenten an ihre Kommilito nen in Heidelberg. Inhalt des Briefes war ein Appell an die Chemie-Studenten der Ruprecht-Karls-Universität, den von der Volkskammer beschlossenen „Deutschen Friedensplan" zu unterstützen. Die Ant- Wort der Heidelberger Fachschaft Chemie Steht noch aus. Geantwortet hat lediglich der Allgemeine Studentenausschuß (AStA). Aber nicht etwa — wie sich das gemeinhin gehört und wie es bislang auch in den Be ziehungen unserer beiden Universitäten üblich war — in Form eines sachlichen Brie fes, mit einer Zustimmung oder Ablehnung der Vorschläge, mit vollem Absender und Unterschrift. Dies durfte man um so mehr erwarten, als wenige Tage zuvor die FDJ- Kreisleitung in einem Schreiben an den AStA einen neuerlichen Verständigungs- Vorschlag unterbreitet hatte. Die Antwort Var jedoch ein gedrucktes Hetzblatt, gleich in mehreren Exemplaren, ohne jeden Be- gleittext. Es wäre vergeudete Mühe, mit dem Heidelberger AStA über das Machwerk zu diskutieren. Leicht ließen sich sachliche Unrichtigkeiten, Unkenntnis der histori schen Tatsachen und des juristischen Sta tus unserer Republik und Westberlins nach- Weisen. Doch es hat keinen Zweck, Feinde Überzeugen zu wollen. Und der AStA hat sich offen und schamlos auf die Position dep Feinde des deutschen Volkes, der Bon tier Militaristen und Revanchekrieger, be- Seben. • Mit welchem Recht maßt sich der AStA Zn, im Namen der „Studentenschaft der Universität Heidelberg“ zu sprechen? • Was meinen insbesondere die Studenten der Fachschaft Chemie in Heidelberg zu dieser Unterstellung? * Welchen Standpunkt beziehen die SDS- Gruppe und andere verständigungsbereite, Friedwillige Kräfte zu der unverschämten Provokation ihrer Studentenvertretung? Für die Heidelberger Kommilitonen heißt es jetzt Farbe bekennen. Entweder für den neuen, militanten Ungeist, der an ihrer alt ehrwürdigen Alma mater offenbar wenige Wochen nach der würdigen 575-Jahr-Feier eingezogen ist, für jenen Geist, wie ihn der neugewählte AStA vertritt und der frischgebackene CDU-Bundestagskandidat und Atomwaffenprediger, Prorektor Prof. Wilhelm Hahn. Oder für jenen Geist der Verständigung, der Verhandlungen und der Friedensregelung, der jetzt, nach den Er eignissen des 13. August angebrachter ist denn je.' Es ist Sache unserer Universitätsangehö rigen, den Heidelberger Studenten e und Wissenschaftlern bei dieser Entscheidung behilflich zu sein. Nutze darum jeder seine persönlichen Verbindungen und fachlichen Kontakte, an der ganzen Universität Hei delberg die Stellungnahme der Chemie studenten zu verbreiten. In Bestätigung unserer Kennzeichnung des Klerikal-Militarismus in Westdeutsch land, seiner Unmenschlichkeit und Ver kommenheit ließ sich jüngst der Heidelber ger Prorektor, der Theologe und CDU-Kan didat des nächsten Bundestages, Professor W. Hahn, als barbarischer Kriegstreiber vernehmen. Im „forum academicum" aus Heidelberg kann man über seine Rede: „Realismus, und Liebe in der Politik“ folgendes lesen: „Es gebe keine Ordnung ohne das Schwert. Selbst die Atomwaffe sei nur die Weiter entwicklung des Schwertes, das ,Römer’ 12’ meine...“ Diese blutige Propaganda ist umso ent setzlicher, als sie in eine Voraussetzung verkleidet ist, der viele Menschen weltan schaulich anhängen: die christliche Lehre. Die Barbarei wird nicht profan-direkt son dern unter schlimmstem Mißbrauch religiö ser Überzeugungen erhaben-geheiligt vor gebracht. Die Vergewaltigung des Gewis sens wird mit ausdrücklichem Bibelstellen- Beleg autorisiert. Hahn wirft denen einen ernsten „Fehler“ vor, die „das Gebot der Liebe auf die Poli tik übertragen und eine Politik der Ver söhnung der Völker um jeden Preis for dern.“ Da die Unmenschlichkeit grundsätzlich den Betrug der Massen und die systema- tische Verdummung als Mittel benötigt, kann auch Hahn keine Ausnahme darstel len. Er will die Menschen dahingehend be trügen, daß die Liebe (und damit auch an dere menschliche Gefühlswerte) mit der Politik nichts zu tun hätten. Natürlich war und ist Politik niemals reine Gefühlssache, aber es steht fest, daß kein Mensch ohne Gefühle lebt, und daß auf einem so wich tigen Gebiet wie dem der Politik Liebe und Haß bedeutende Potenzen sind. Poli tik als Regelung der Beziehungen zwischen Klassen muß unausweichlich jene ethischen Inhalte als Triebfedern haben, die sich aus den Gesetzen der jeweiligen Klassenlage entwickeln. So folgt aus der wissenschaftlichen Er kenntnis, daß die Arbeiterklasse die Aus rottung des Menschen durch den Menschen beseitigen wird, die leidenschaftliche Liebe zu den friedwilligen Menschen und der leidenschaftliche Haß gegen militaristische Verbrecher. Unsere echte Menschenliebe geht im Gegensatz zu Hahn durchaus so weit, „die Versöhnung der Völker um jeden Preis“ zu erkämpfen, wobei sich aus der Sache selbst versteht, daß es niemals ein Preis mit den allergeringsten Konzessionen an die mör derischen Feinde der Völker sein kann. Umgekehrt gilt — und das ist für die Ent larvung solcher wie Hahn wichtig — daß auch die militaristischen Menschenfeinde ihren Haß und ihre Liebe haben und in der Politik wirksam machen. Hahn, der seinen antihumanen Betrug nicht durchhalten kann, muß schließlich bekennen, daß er sehr wohl Liebe auf die Politik überträgt, nämlich seine „Liebe“, seine Zuneigung, sein Wohlwollen für den mörderischen Im perialismus und Kolonialismus, für die „Ordnung“ mit dem Schwert. Ist das zuviel gesagt? Dann muß man Hahn selbst hören: „De Gaulles Algerien politik ist durch Liebe und Realismus ge kennzeichnet — dies ist das Große an de Gaulle“. Bekanntlich hat die Algerische Proviso rische Regierung Hilferufe an die Welt öffentlichkeit ergehen lassen, in denen wörtlich die qualvolle und systematische Ausrottung des algerischen Volkes ange klagt war. Ferner könnte man Herrn Hahn zusätzlich nach der französischen Aggres sion in Bizerta fragen. Ist dies alles „das Große an de Gaulle?!“ Wir haben niemals ein Hehl daraus Korporierte Schläger auf einem westdeutschen Revanchistentreffen. Fote: ZB ^ y “ p,er von Schöneber KARRIERE UND AGONIE SWeiterentwicklung des Schwertes, das „Römer 12" meine — so’der Referent In der Diskussion. Wer dies 8 Ordnungsmacht aus der Welt entferne, tiefere das schuldlose Leben der Sünde und dem Chaos aus}W8 “MN Rie Politik der Stärke brach in dem • Augenblick zusammen, da sie sich einer entschlossenen Aktion der DDR zur Siche- Fung des Friedens gegenübergestellt sah. Die Stärkepolitiker sind seit dem 13. August Am Ende ihres Lateins. Sie wissen nicht '"ehr aus noch ein. Ihre Klagen, ihre Rat losigkeit und Verwirrung steigern sich von Tag zu Tag. Besonders Willy Brandt und Seine Frontstadtpolitiker haben die Ner- Ven verloren. „Verträge“, „Rechte“, „Vier- Mächtestatus", „Hilfe“ sind nur einige der Von ihnen jetzt strapazierten Wörter. Sie, die Westberlin jahrelang als üblen Brückenkopf der Spionage, der Agenten- Eätigkeit, des Menschenhandels usw. aus- bauten, haben auf einmal den Kopf ver loren und rufen verzweifelt nach der Tat “er „Schutzmächte“. , Ihre Politik ist auf dem Scheiterhaufen Ser Geschichte gelandet. Wie recht hatte Goch Willy Brandt, Westberlins geschlage- Der Verwaltungschef, als er sagte: „Am 3. August begann ein neuer Abschnitt der Seutschen Nachkriegsgeschichte.“ An die- 8m Tage wurde endgültig klar, daß er ind die rechte Führung der SPD den ■'Kampf um Berlin“ verloren haben. Be sonders Brandt wird von den CDU-Poli- Ikern, Adenauer an der Spitze, der 8ahwarze Peter zugeschoben, ihm wird alle Schuld an der Niederlage der Provokations- Politik gegeben. Dieser Versuch, die S8ene Pleite in eine Wahlniederlage der SD umzumünzen, dürfte kaum gelingen, ■•och Brandt hat diese Fußtritte vollauf terdient, und allen SPD-Mitgliedern dürfte durch diese Brüskierung Brandts durch den Kanzler klar geworden sein: Wer mit er CDU paktiert, wer von den Militaristen r >ßt, der stirbt daran. W er ist dieser Willy Brandt, den Walter Ulbricht unlängst einen politischen Scharlatan nannte? Diese Charakteristik ist treffend. Denn obwohl Brandt das Mit gliedsbuch der SPD in der Tasche trägt, ist er ein der deutschen Arbeiterbewegung zutiefst fremdes Element. Die bürgerlichen Zeitungen,'die 1957 unverhohlen für seine Kandidatur in Berlin als Nachfolger Suhrs eintraten, wußten warum. Brandt hat in seiner gesamten Entwick lung bisher nie die Interessen der Arbeiter klasse vertreten, sondern stets mit dem Klassenfeind paktiert. Während der Nazi zeit in der Emigration in Skandinavien unterhielt er Verbindungen zu trotzkisti- schen Kreisen und zum englischen Ge heimdienst. Nach Kriegsende begann unter etwas mysteriösen Umständen seine steile Kar riere in der SPD. wobei er immer in trauter Gemeinschaft mit der Adenauer- CDU handelte. Obwohl er in den Kreisen der SPD völ lig unbekannt war, wurde er Schritt für Schritt an die Spitze der Partei geschoben. Er gehörte zur sogenannten „amerikani schen Fraktion“ der SPD und stieß von Anfang an auf das Mißtrauen und die Ab lehnung breiter Kreise der Mitgliedschaft der SPD. Skrupellos schritt dieser karriere süchtige Abenteurer vorwärts und erwies sich mehr und mehr als getreuer Gefolgs mann Adenauers und Favorit der CDU innerhalb der SPD. Die Symbole der Arbeiterklasse sind für Willy Brandt alias Herbert Karl Frahm „toter Ballast“. Er hat sich den Theorien von Keynes verschrieben und huldigt einem „konstruktiven Reformismus“. Das macht ihn den Imperialisten angenehm. So schreibt die „Frankfurter Allgemeine Zei tung“ unter dem 25. 5. 1955: „Manche tra ditionellen Ressentiments, wie sie aus der alten, klassenkämpferischen, marxistischen Hausapotheke gelegentlich noch bezogen werden mögen, sind bei Brandt nicht zu entdecken. Man glaubt die Gewißheit zu haben, daß er sich im Widerstreit des staatspolitischen mit dem parteipolitischen für das erste entscheiden wird.“ W ie bedauerten die Imperialisten, als er VV auf Grund seiner arbeiterfeindlichen Politik, der Zustimmung zur EVG, zur NATO und zur allgemeinen Wehrpflicht, ostentativ vom Parteitag der SPD 1954 und 1956 nicht in den Parteivorstand gewählt wurde. Man betonte, Brandt habe seine Er folge „eher gegen die Partei als mit ihr erreicht“. (Christ und Welt, Stuttgart, 18. 5. 1955) und Robert Ingrim, ein durch seine Revanchehetze berüchtigter Publizist, schrieb enttäuscht: „Es steht nicht gut um eine Partei, die solche Männer in die Wüste schickt.“ (Kölnische Rundschau, 23. 7. 1956). Doch Brandt blieb nicht in der Wüste. Die SPD-Fühlung beugte sich dem Willen der Adenauer-Regierung und machte ihn 1957 zum „Regierenden Bürgermeister“ von Westberlin. Jetzt saß er an der er strebten Futterkrippe, doch das genügte ihm noch nicht. Er fühlte sich zu Höherem berufen. Als Lakai der Kapitalisten, als Gefreiter von Strauß ging er an die Arbeit. Eifrig bemühte er sich unter dem Beifall der Ultras, die „Zeitbombe“ Westberlin zu schärfen. Er hetzte mit den Ostlandrittern gegen das sozialistische Lager, besonders gegen den ersten Arbeiter-und-Bauern- Staat, die DDR, er kletterte auf einen Pan zer der Armee der alten Hitlergenerale und dokumentierte damit seine Zustim mung zu ihren Eroberungsabsichten; er machte seinen Frieden mit der Kirche und ließ sich mit dem Papst fotografieren. A 1s Trommler des Krieges versuchte er in der Welt und besonders in den USA für die Belange der Frontstadt zu werben. Er und die rechten Führer der SPD ver loren jeden Sinn für die historischen Reali täten. Sie erkennen nicht, daß sich das Kräfteverhältnis in der Welt geändert hat und ihre Politik zum Scheitern verurteilt ist. Auch ein Herr Brandt kann das Rad der Geschichte nicht zurückdrehen. Jedoch im blinden Eifer, den Imperialisten zu die nen, sanken Brandt und seine Mannschaft immer tiefer. Sie machen heute nicht schlechthin reformistische Politik, sondern sind vollständig auf die Position der west deutschen Ultras übergegangen. Die Quit tung für diesen Verrat erhielten sie am 13. August. Von seinen Freunden Strauß und Adenauer im Stich gelassen, getreten und geohrfeigt, fand sich der schöne ,Willy allein. Verzweifelt versuchte er sich über Wasser zu halten, schrie nach „Taten“ und verlangte von Kennedy „das letzte Risiko“. Er beschwor die Einheit aller Parteien der Westzonen. Jedoch es nützte ihm nichts. Adenauer und das westdeutsche Finanz kapital schätzen die Lage realer ein. Sie sind froh, daß sie in Willy Brandt einen Sündenbock gefunden haben, hinter dessen Rücken sie ihre Rückzugsmanöver durch führen können. Aber das wird die Bonner Ultras nicht retten. So, wie der 13. August den Bankrott der rechten Führer der SPD offenbarte, ist auch ihre Politik zum Schei tern verurteilt. Sigrid Schleier gemacht, daß nicht zeitlose Ideale die Politik bestimmen, sondern daß alle ethi schen Normen konkrete Klasseninhalte haben. Aber von der humanistischen Poli tik der Arbeiterklasse gilt, daß niemals in der Welt eine solche Politik betrieben wurde, der wie dieser auch christliche Menschen mit voller Überzeugung aus ihrer biblischen Nächstenliebe heraus zustimmen konnten und zustimmen. Und wenn es jetzt die bewaffnete Faust der Arbeiterklasse war, die in Berlin den Kriegsbrandstiftern den Weg verlegte, dann beweist dies, daß der sozialistische Humanismus seine Echtheit und Tiefe ge rade in der Praxis hat. Denn die Rettung ungezählter Menschenleben ist praktischer Humanismus. Die Lage ist heute derart, daß die Auf peitschungen des Klerikal-Militarismus auch von religiösen Menschen zurückgewie sen werden. So kann das „forum academi cum“ die Antwort eines stud. theol. nicht verschweigen, nach der die Hahnsche Kon zeption letztlich „sich als Wolfsethik ent hüllt“. Dem stimmen wir vollauf zu. Eben daß Hahn diese Wolfsethik als zwingend aus dem Evangelium ableiten will — das ist das furchtbare an ihm. Und dieser Menschenfeind kandidiert für den nächsten Bundestag. Auch wir wählen im September Volks vertreter. Unter ihnen kann es keinen Hahn geben, weil der Sozialismus die „Ordnung ohne das Schwert“, ohne Militarismus ist. Das Schwert halten wir nur blank zur Ab wehr imperialistischer Aggression. Aus echter Menschenliebe. Das ist das Große an unserer sozialisti schen Demokratie. Dr. Willmann Universitätszeitung Nr. 35, 29. 8.1961, S. 5
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)