Suche löschen...
Universitätszeitung
- Bandzählung
- 5.1961
- Erscheinungsdatum
- 1961
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196100005
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19610000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19610000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 5.1961
-
- Ausgabe Nr. 1, 3. Januar 1
- Ausgabe Nr. 2, 10. Januar 1
- Ausgabe Nr. 3, 17. Januar 1
- Ausgabe Nr. 4, 24. Januar 1
- Ausgabe Nr. 5, 31. Januar 1
- Ausgabe Nr. 6, 7. Februar 1
- Ausgabe Nr. 7, 14. Februar 1
- Ausgabe Nr. 8, 21. Februar 1
- Ausgabe Nr. 9, 28. Februar 1
- Ausgabe Nr. 10, 7. März 1
- Ausgabe Nr. 11, 14. März 1
- Ausgabe Nr. 12, 21. März 1
- Ausgabe Nr. 13, 28. März 1
- Ausgabe Nr. 14, 5. April 1
- Ausgabe Nr. 15, 11. April 1
- Ausgabe Nr. 16, 18. April 1
- Ausgabe Nr. 17, 25. April 1
- Ausgabe Nr. 18, 3. Mai 1
- Ausgabe Nr. 19, 10. Mai 1
- Ausgabe Nr. 20, 16. Mai 1
- Ausgabe Nr. 21, 25. Mai 1
- Ausgabe Nr. 22, 30. Mai 1
- Ausgabe Nr. 23, 6. Juni 1
- Ausgabe Nr. 24, 13. Juni 1
- Ausgabe Nr. 25, 20. Juni 1
- Ausgabe Nr. 26, 27. Juni 1
- Ausgabe Nr. 27, 4. Juli 1
- Ausgabe Nr. 28, 11. Juli 1
- Ausgabe Nr. 29, 18. Juli 1
- Ausgabe Nr. 30, 25. Juli 1
- Ausgabe Nr. 31, 1. August 1
- Ausgabe Nr. 32, 8. August 1
- Ausgabe Nr. 33, 15. August 1
- Ausgabe Nr. 34, 22. August 1
- Ausgabe Nr. 35, 29. August 1
- Ausgabe Nr. 36, 5. September 1
- Ausgabe Nr. 37, 12. September 1
- Ausgabe Nr. 38, 19. September 1
- Ausgabe Nr. 39, 26. September 1
- Ausgabe Nr. 40, 4. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 41, 11. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 42, 18. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 43, 25. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 44, 1. November 1
- Ausgabe Nr. 45, 8. November 1
- Ausgabe Nr. 46, 16. November 1
- Ausgabe Nr. 47, 23. November 1
- Ausgabe Nr. 48, 30. November 1
- Ausgabe Nr. 49, 7. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 50, 14. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 51/52, 21. Dezember 1
-
Band
Band 5.1961
-
- Titel
- Universitätszeitung
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erfolgreiche Gemeinschaftsarbeit in der Tiermedizin Über gemeinschaftliche Herzforschung beim Schwein / Von Prof. Dr. Dr. Erich Kolb, Direktor des Veterinär-Physiologisch-Chemischen Instituts In der Humanmedizin haben Herz- und Kreislauferkrankungen in den letzten Jahr zehnten fortlaufend an Umfang zugenom- men und stehen heute in der Statistik der Todesursachen an erster Stelle. Für die Er forschung und für die Diagnostik der Er krankungen des Kreislaufs stehen umfang reiche Forschungsinstitute und moderne Re gistrierverfahren zur Verfügung, wobei auch die Grundlagenforschung wesentliche Beiträge zur Verbesserung der Herz- und Kreislaufanalyse geleistet hat. Bei den landwirtschaftlichen Nutztieren treten Erkrankungen des Herzens und des Kreislaufs seit der Jahrhundertwende vor nehmlich beim Schwein und beim Geflügel in verschiedenen Ländern in zunehmendem Maße in Erscheinung; ohne daß diese Er krankungen hinsichtlich der Ursache und der Entstehung bisher einer eindeutigen Klärung unterzogen worden sind. Insbesondere beim Schwein treten in Verschiedenen Ländern durch den soge nannten Herztod zahlreiche Verluste auf, bei dem die Schweine vielfach anscheinend „aus voller Gesundheit heraus“, oft beim Drängen am Futtertrog, zusammenbrechen und verenden. Die Ursachen und das Wesen des Herztodes beim Schwein sind bislang Wenig geklärt, und es sind alle möglichen Ursachen hierfür erörtert worden. Ledig lich auf dem Gebiet der pathologischen Anatomie und pathologischen Histologie Erfolgreiche Versuchsfarm Weit im Süden unserer Stadt, am Rande der Landwirtschaftsausstellung Markklee berg, liegt eine der jüngsten wissenschaft lichen Einrichtungen unserer Universität: das Institut für Pelztierkunde der Veteri närmedizinischen Fakultät. Hier arbeitet Unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. Krahnert ein dreizehnköpfiges Kollektiv (überwiegend junge Kolleginnen) mit gro ßem Enthusiasmus und beträchtlichem Er folg daran, der Edelpelztierzudit und -haltung in der DDR die erforderlichen Wissenschaftlichen Grundlagen zu geben. Seitdem Prof. Dr. Krahnert im Jahre 1958 das Gelände der ehemaligen Schloßgärtne rei Dölitz von der Landwirtschaftlichen Fakultät übernahm, wurden von der Be legschaft, unterstützt durch Studenten, allein in körperlichem Einsatz enorme Lei stungen vollbracht. Prof. Dr. Krahnert persönlich brachte es auf 1400 (!) NAW- Stunden. Heute stellt das Institut eine vollwertige Ausbildungsstätte und Versuchsfarm dar, Wie sie in ihrer Art in ganz Deutschland einzig dasteht. Aus der Reihe der wissenschaftlichen Erfolge des Institutes haben wir die Ent wicklung der neuen Sumpfbiber-Hoch- Oehegehaltung hervor. Die Herstellung und Unterhaltung der Hochgehege ist etwa 00 Prozent billiger als die bisher üblichen betonierten, wasserführenden Bodengehege. Es wird eine wesentliche Verbesserung der Farmhygiene erzielt und die gefürchtete- Jungtiersterblichkeit von 30 bis 40 Prozent kommt praktisch in Fortfall. Insgesamt bewirkten die im Institut neu entwickelten Gehegetypen, die z. T. stan- äardisiert sind und eine große Anwen- Prof. Dr. Krahnert bei einem Vortrag über Hochgehegehaltung des Sumpfbibers vor nüchtern aus staatlichen Forstwirtschafts- betrieben. ^üngsmöglichkeit besitzen, beim Aufbau pieler neugegründeter Farmen in der DDR Einsparungen von schätzungsweise 800 000 DM. Beispielhaft ist die enge Verbindung des Instituts zur Praxis. Neben einer umfäng lichen Aufklärungs- und Vortragstätig keit werden vom Institut im Rahmen des p ^lztiergesundheitsdienstes sämtliche Far- Hen im südlichen und mittleren Bereich der DDR betreut. Zur Landwirtschaftsaus- ^ellung öffnet das Institut sein Farm- ^■lände allen interessierten Besuchern. Die dabei in diesem Jahr\gezeigten Zucht- yiethoden und Gehegetypen haben auch international, besonders in Polen und Un- OGrn, Beachtung gefunden. Helmut Warmbier sind beim Herztod eingehende Untersu chungen durchgeführt worden (Nieberle, Cohrs, Dobberstein, Pallaske, Matthias). Bedeutung der Grundlagenforschung Bei der Klärung der Ätiologie und der Pathogenese des Herztodes der Schweine kommt der Grundlagenforschung eine we sentliche Bedeutung zu. Dabei ist festzu stellen, daß grundlegende Untersuchungen über die elektrischen Begleiterscheinungen der Herztätigkeit bei unterschiedlichen Be lastungen und über den Stoffwechsel des Herzmuskels, insbesondere über den Ka lium-Natrium-Stoffwechsel des Herzmus kels beim Schwein, im Gegensatz zum Men schen fehlen. Auf Anregung und in Wahrnehmung eines Forschungsauftrages der Sektion Ve terinärmedizin (Sekretär: Prof. Dr. habil. Dr. h. c. Röhret) der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Ber lin wurde daher am Veterinär-Physiolo gisch-Chemischen Institut im Jahre 1960 mit Arbeiten über den Kalium- und Na triumstoffwechsel im Herzmuskel sowie über die Kreislauffunktion bei unterschied lichen Belastungen durch Ionen beim Schwein begonnen. Sehr bald zeigte es sich, daß die Ausrüstung und Besetzung des In stituts zur Klärung der vielseitigen Pro bleme unzureichend war, weswegen For schungsgemeinschaften mit dem Veterinär- Physiologischen Institut (Direktor: Prof. Dr. habil. H.-A. Ketz, Mitarbeiter: Dr. H. Mielke) sowie mit dem Veterinär-Patholo gischen Institut (Direktor: Prof. Dr. habil. K. Potel, Mitarbeiter: Oberarzt Dr. H. Kronberger) gebildet wurden. Von Seiten des Veterinär-Physiologisch-Chemischen In stituts sind bei den genannten Forschungs arbeiten Frau Oberassistentin Dr. I Mül ler, Herr Oberarzt Dr. H. Gürtler sowie Herr Dr. H. Seidel und Herr Dr. E. Grün beteiligt. Im Verlaufe dieser Untersuchungen konn ten bislang bereits erfreuliche Fortschritte auf dem Gebiete der Grundlagenforschung der Herz- und Kreislauffunktion beim Schwein erzielt werden, über die hier in Kürze berichtet werden soll. Einleitend sei zunächst auf einige Besonderheiten der Entwicklungsverhältnisse und der Kreis lauffunktion beim Schwein hingewiesen. Zur Problemstellung Warum neigt das Schwein zu Störungen der Herz- und Kreislauffunktion? Vom Menschen her ist bekannt, daß der mit dem Übergewicht versehene Organis mus in seiner Herz- und Kreislauffunktion in vermindertem Umfange gegenüber ge steigerten Leistungen anpassungsfähig ist und eine wesentlich kürzere Lebensfähig keit aufweist als der „Normalgewichtige“. Das Schwein ist nach dieser Erfahrung auf Grund seiner „physiologischen Fettsucht“, die das Ergebnis einer systematischen Züchtungsarbeit, einer Verbesserung der Ernährungsverhältnisse und bestimmter Haltungsbedingungen ist — von vornherein in seiner Herz- und Kreislauffunktion als in vermindertem Umfange anpassungs fähig zu bezeichnen. Dabei ist zu berück sichtigen, daß beim Schwein in den letzten 150 Jahren eine enorme Steigerung der Wachstumsgeschwindigkeit eingetreten ist, wobei ein Tier ein Gewicht von 100 kg be reits nach 6 bis 8 Monaten erreicht. Diese, hohe Wachstumsgeschwindigkeit — es sei zum Vergleich erwähnt, daß der Mensch erst mit 20 Jahren zu seinem definitiven Gewicht heranwächst — stellt nicht nur die Regulation des Stoffwechsels, die Atmung, die Verdauung und die Ausscheidung, son dern auch den Kreislauf vor große Auf gaben. Weiterhin ist zu berücksichtigen, daß die Haltung der Schweine vielfach in keiner Weise den natürlichen Verhältnissen der Lebensweise gerecht wird und die Tiere in engen Ställen ohne jedes „Kreislauftrai ning“ gehalten werden. Besonders letzte rer Faktor spielt bei der Entstehung von Herz- und Kreislaufstörungen bekannter maßen eine nicht unwesentliche Rolle. Eine gewisse Prädisposition zu Herzr erkrankungen besteht offenbar beim Schwein noch insofern, als das Tier ein re lativ niedriges Blutvolumen (wie dies auch bei anderen verfetteten Organismen der Fall ist) aufweist, und somit der Kreislauf über geringere Reserven an Blut bei erhöh ter Beanspruchung verfügt. Weiterhin ist das Schwein infolge seiner starken Speck bildung bei erhöhten Umgebungstempera turen in seiner Wärmeregulation insofern im Nachteil, als die Wärmeabgabe auf phy sikalischem Wege durch Strahlung und Ver dunstung vermindert ist. Es nimmt daher nicht wunder, daß besonders bei Schweine transporten in der heißen Jahreszeit, wenn keine Gelegenheit zur Belüftung der Trans portfahrzeuge besteht, nicht selten Todes fälle infolge Versagens des Herzens und des Kreislaufs eintreten. Erwähnung verdient, daß auch das Herz beim Schwein in seiner Relation zum Ge samtkörpergewicht vergleichsweise zu an deren Tierarten als relativ klein bezeichnet werden muß, so daß mit weniger Reserven bei intensiven Belastungen zu rechnen ist. Zur Frage der Ursache des Herztodes beim Schwein bestehen zahlreiche Theorien, die bisher nur in ungenügendem Maße wis senschaftlich fundiert worden sind. Offen bar liegt bei der Erkrankung ein Komplex von Faktoren zugrunde, wobei falsche Füt terung (einseitige Kartoffelfütterung) und unphysiologische Haltungsverhältnisse (mangelnde Bewegung) sowie eine mög licherweise genetisch bedingte Minderwer tigkeit der den Kreislauf sowie den Stoff wechsel des Herzmuskels regulierenden nervalen und hormonellen Einflüsse zu er wähnen sind. Nachdem bei Herztod gestor benen Tieren nicht nur degenerative Ver änderungen am Herzmuskel und gelegent lich auch an der Skelettmuskulatur, son dern auch an der Nebennierenrinde (NNR) festgestellt wurden, machte man eine Un terfunktion der NNR für das Versagen des Herzens (über Störungen des Kalium- und Natriumstoffwechsels) verantwortlich. We sentliche Gesichtspunkte bei der Bekämp fung des Herztodes der Schweine stellen zweifellos die Züchtung hinsichtlich der Herz- und Kreislauffunktion hochwertiger Schweinerassen sowie die Schaffung von Ausläufen, die dem Tier ein Kreislauf training („Ausgleichssport“) verschaffen, dar. Die Tätigkeit der Arbeitsgemeinschaft Durch die Mitarbeiter Dr. Seidel und Dr. Müller wurde zunächst eine Analyse des Kalium- und Natriumverhältnisses in den verschiedenen Abschnitten des Herzmus kels beim Schwein vorgenommen. Vom Menschen her ist bekannt, daß zahlreiche Störungen der Funktion des Herzmuskels mit einer Abnahme des Kaliumgehaltes und mit einer Zunahme des Natriumgehaltes in den Herzkammern einhergehen. Entspre chende chemisch-pathologische Untersu chungen an Schweinen, die an Herztod ge storben sind, fehlen bislang. Nach Erarbei tung der Normalwerte wurden Untersu chungen über das Verhalten der Natrium- und Kaliumkonzentration in verschiedenen Abschnitten der Herz- und Skelettmusku latur sowie im Serum bei an Herztod ge storbenen Tieren und an Tieren nach halb seitiger und nach vollständiger Entfernung der Nebennieren durchgeführt. Es zeigte sich, daß die Entfernung der Nebennieren mit schweren Störungen der Herz- und Kreislauftätigkeit verknüpft ist, die einer näheren elektrokardiographischen Analyse unterzogen wurden. Weitere Un tersuchungen dienten der Klärung des Ver haltens einiger Serumfermente (Milch säuredehydrogenase, Glutaminsäure-Oxal- essigsäure-Transaminase), die bei bestimm ten Herzerkrankungen des Menschen (im besonderen beim Herzinfarkt) in erhöhtem Umfange im Serum nachzuweisen sind und zur Sicherung der Diagnose verwendet werden. Von Dr. Gürtler konnte bei drei Schweinen, die unter den Symptomen des Herztodes spontan erkrankt waren, unmit telbar vor dem Tode ein Anstieg der Glu ¬ taminsäure - Oxalessigsäure - Transaminase nachgewiesen werden.Nach totaler Adrenal ektomie sterben die Schweine innerhalb von zwei bis elf Tagen. Bei der Sektion sind am Herzmuskel sowie an anderen Or ganen Veränderungen nachweisbar, die von Prof. Potel näher untersucht werden. Ohne auf Einzelheiten eingehen zu können, las sen die bisherigen Ergebnisse den Schluß zu, daß die Ursache des Herztodes keines falls in einem alleinigen Ausfall der Ne bennierenrinde zu suchen ist und nerva- ser Stelle erörtert werden. Bemerkt sei noch, daß weitere Untersuchungen auf dem Gebiete der Herz- und Kreislaufforschung vorgesehen sind, so die Messung des Blut drucks in den verschiedenen Gefäßgebieten beim Schwein, die Untersuchungen des Ein flusses der Vagusreizung auf die Herztätig keit beim Schwein (in Gemeinschaftsarbeit mit Herrn Dr. W. Schicketanz) und andere Arbeiten. Im Gegensatz zum Hausschwein sind Herzerkrankungen beim Wildschwein voll Mitarbeiter der Arbeitsgemeinschaft bei der flammenphotometrischen Bestimmung des Natrium- und Kaliumgehalts im Blutserum des Schweines. len Faktoren eine wesentliche Bedeutung zukommt. Im Zusammenhang mit der Domestika tion und mit der Lebensweise besteht of fensichtlich beim Schwein vielfach eine „Labilität“ des vegetativen Nervensystems vergleichsweise zur hohen Leistungsfähig keit des Vegetativums der Tiere in der freien Wildbahn. Die Arbeitsgemeinschaft der Herren Dok toren Gürtler, Kronberger und Milke hat sich in einer Untersuchungsreihe mit dem Verhalten der Herztätigkeit beim Schwein unter dem Einfluß der Infusion von Na trium-, Kalium-, Calcium- und Magnesium- ionen beschäftigt, wobei gleichzeitig der Gehalt des Serums an diesen Ionen fort laufend kontrolliert wurde. Besonders bei Veränderungen des Kalium- und Calcium- Serumspiegels treten tiefgreifende Störun gen der Herztätigkeit in Erscheinung, deren Klärung nicht nur von theoretischem son dern auch von praktischem Interesse ist. Nicht zuletzt im Hinblick auf die im Ge folge der Steigerung der Fruchtbarkeit des Schweines während der Säugezeit auftre tende Hypocalcämie sind die genannten Untersuchungen von Bedeutung. Auch wird über Störungen der Nebennierenrinden- Funktion beim Schwein in der letzten Zeit des öftern in der Fachpresse berichtet. Bei Hypermagnesämie konnte in mehreren Fäl len einem über mehrere Sekunden anhal tenden Herzstillstand nach Absetzen der Infusion durch entsprechende Maßnahmen wirksam begegnet werden. Anatomische Studien am Schweineherz Aus den umfangreichen Ergebnissen der beiden Arbeitsgemeinschaften, die in meh reren Publikationen ihren Niederschlag fan den bzw. finden werden, konnten aus Raumgründen nur einige Ergebnisse an die kommen unbekannt. Das Wildschwein ver fügt offenbar über ein außerordentlich lei stungsfähiges Herz, denn es legt über Nacht oft große Strecken (20 bis 30 km) mühelos zurück. Über morphologische und funktio neile Unterschiede des Herzens beim Wild- und Hausschwein ist wenig bekannt. Aus diesem Grunde werden derzeit am Vete rinär-Anatomischen Institut (Direktor: Prof. Dr. habil. E. Schwarze) durch Herrn Ober arzt Dr. G. Michel Untersuchungen über das Reizbildungs- und Erregungsleitungssystem beim Wildschwein durchgeführt, deren Er gebnisse sicherlich zur Klärung des ge nannten Problems von Interesse sind. Gemeinschaftsarbeit von großem Nutzen Während für die Herz- und Kreislauffor schung beim Menschen umfangreiche Insti tutionen und Hilfsmittel mit zahlreichen Spezialisten der verschiedensten Fachge biete zur Verfügung stehen, sind die ent sprechenden Institute in der Tiermedizin was Umfang und Ausrüstung anbetrifft, relativ bescheiden eingerichtet. Aus diesem Grunde kommt hier der Gemeinschaftsar beit der Wissenschaftler zwischen den ein zelnen Instituten eine ganz besondere Be deutung zu, wie aus dem angeführten Bei spiel über Forschungen auf dem Gebiete der Herz- und Kreislauftätigkeit beim Schwein an der- Veterinärmedizinischen Fa kultät zu Leipzig deutlich ersichtlich ist. Durch die Gemeinschaftsarbeit ist es mög lich, größere Themen in relativ kurzer Zeit mit maximaler Wirksamkeit der ein gesetzten Wissenschaftler und Mittel zu be arbeiten. Die Gemeinschaftsarbeit ist ferner insofern von besonderem Nutzen, als sie wesentlich zu einem guten Arbeitsklima in nerhalb einer Fakultät beiträgt. Wissenschaftliche Hilfe für Ghana Wissenschaftler des Instituts für tropische und subtropische Landwirtschaft untersuchten Agrarverhältnisse des afrikanischen Landes Am gleichen Tage, da in Berlin der Prä sident der Republik Ghana zu seinem Staatsbesuch in der DDR empfangen wurde, traf auch Dr. Fröhlich, Dozent am Institut für tropische und subtropische Landwirt- schaft und Leiter einer Delegation junger Wissenschaftler der Karl-Marx-Universität, die ein halbes Jahr in Ghana gearbeitet hatte, wieder in Leipzig ein. In seinem gemütlichen Heim, dessen Wände von seinen Afrikareisen erzählen, gab er mir die Möglichkeit, mich mit ihm über die eben beendete Forschungs- und Studienreise zu unterhalten. Es ergab sich dabei ein recht interessanter Einblick in die Probleme der Landwirtschaft der jun gen afrikanischen Republik. Bekanntlich ist Ghana der größte Kakaoproduzent und -exporteur der Welt. Rund die Hälfte des Kakaos, der auf dem Weltmarkt gehandelt wird, stammt aus dem Lande an der Gold küste. Eine nennenswerte Viehwirtschaft existiert nicht. Erst jetzt macht der junge Staat Versuche, mit Tsetse-immunen Rin- derrassen aus Guinea diesen Zweig der modernen Landwirtschaft heimisch zu machen. Die englischen Kolonialisten waren daran nicht interessiert. Sie hatten und haben nur am Kakao Interesse. Ein weiteres Problem ist die Schädlings bekämpfung. Besondere Sorgen macht die Wurzelschwellung, eine unheilbare Virus- krankheit, gegen die es zur Zeit kein ande res Mittel als die radikale Ausmerzung der befallenen Kakaosträucher gibt. Das stößt natürlich auf den Protest der kleinen Bauern, denn eine Ernte ist von neuen Pflanzungen erst nach neun bis zehn Jah ren möglich. Und noch ein weiteres Problem sei ge nannt: die Ernährungslage. Grundnah rungsmittel ist Jam, eine Wurzel, zu ver gleichen mit unserer Kartoffel. Gemüse ist rar und teuer und muß — wie Reis — im portiert werden. Was die Natur, das tro pische Klima und der gute Boden nicht an bieten, das wird nicht angebaut. So ist die Ernährung der Bevölkerung völlig ein seitig. Alle diese Probleme sucht die ghanesi sche Regierung mit ihrem Fünfjahrplan, der am 1. Juli 1959 begann, zu beseitigen. Danach soll die Bodenbearbeitung u. a. durch die Anwendung besserer Geräte und durch die Aufklärung der Bauern über Fragen der Düngung und Schädlings bekämpfung verbessert werden. Im Vor dergrund steht ferner die Förderung des Anbaus neuer Produkte für den eigenen Markt und für den Export: Gemüse, Kaffee, Tabak, Kautschuk, öl- und Kokos palmen. In diesem Zusammenhang muß auch die Arbeit der Wissenschaftlerdelegation ge sehen werden, die auf Einladung und Wunsch des ghanesischen Landwirtschafts ministers in der landwirtschaftlichen Ver suchsstation der Regierung in Kwadaso bei Kumasi, der Hauptstadt der Region Ashanti, ihre Arbeit aufnahm und 'die von Dr. Fröhlich geleitet wurde. Die Wissen schaftler, zwei Phytopathologen, ein Gärt ner, ein Landtechniker und ein Ingenieur- Chemiker, hatte die Aufgabe, die Anwen dung und Lagerung von Pflanzenschutz mitteln aus der DDR unter den örtlichen Bedingungen zu prüfen und Schlepper aus der DDR mit verschiedenen Anbau- und Anhängegeräten in normaler und tropen fester Ausführung zu erproben. ‘ Auf Wunsch ghanesischer wissenschaftlicher und staatlicher Stellen kam jedoch die um fangreiche Aufgabe hinzu. Versuche durch- zuführen, ob es möglich ist, Zuckerrüben und Gemüse in Ghana heimisch zu machen. Die große Bedeutung dieser Versuche ist nicht nur ökonomischer, sondern zum Teil auch politischer Natur. In Ghana — vor wenigen Jahren noch englische Kolonie — sitzen die Engländer in den wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Positionen noch ziemlich fest im Sattel. So gibt es eine ganze Menge wissenschaftlicher Stationen und Versuchsprojekte, in denen englische Wissenschaftler entscheidend sind und die sich demzufolge vorwiegend mit Problemen beschäftigen, die nur für den englischen Exporteur bzw. Importeur von Bedeutung sind und die kaum dazu beitragen, die Er nährungsprobleme des Landes zu lösen. Wenn es daher den jungen DDR-Wissen schaftlern zu beweisen gelang, daß, ent gegen den Behauptungen der englischen Wissenschaftler, der Zuckerrübenanbau möglich und — das ist besonders wichtig — ökonomisch ist, so ist das ein bedeutender Erfolg der DDR-Wissensdiaft und darüber hinaus eine große Hilfe für den jungen Nationalstaat. Die Versuche ergaben, daß , bei richtiger Behandlung des jungfräu lichen Urwaldbodens der Zuckerrüben anbau zumindest die gleichen Erträge bringt wie der Zuckerrohranbau, dabei aber rentabler ist. Natürlich konnte es nicht möglich sein, in sechs Monaten die ganze ghanesische Landwirtschaft umzustülpen. Das war ja auch nicht das Ziel der Delegation. Aber es wurden umfangreiche und vielseitige Er fahrungen gesammelt, die zum Teil noch auszuwerten sind und die der ghanesi schen Regierung und ihrem Landwirt schaftsministerium für ihre weitere Arbeit zur Verfügung gestellt werden und ihnen eine große Hilfe sind. Durch die Arbeit der jungen Wissen schaftler wurde es ferner möglich, die wis senschaftliche Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern zu festigen und zu vertie fen. Dr. Fröhlich wurde zum Mitglied der Ghana-Science-Association, der Ghanesi schen Wissenschaftlichen Gesellschaft, be rufen und hielt an der Universität in Accra Gastvorlesungen. Enge Verbindung besteht zum Training-Centre, einer Art Land wirtschaftsschule für technische Kader, und dem Kumasio College of Technic mit seiner Landwirtschaftsabteilung und seiner großen Versuchsstation, dessen Direktor noch in diesem Monat nach Leipzig kom men wird, um u. a. einen Dozentenaus tausch zu vereinbaren. Viele ghanesische wissenschaftliche Institutionen sind sehr daran interessiert, mit uns enge Kontakte zu halten. Dr. Fröhlich versicherte zum Ab schluß des Gesprächs, daß die Karl-Marx- Universität diesem Wunsche Rechnung tragen wird und trägt, indem sie bereits Abmachungen mit ghanesischen Wissen schaftlern getroffen hat, um deren Arbei ten in der etwa ab Jahreswechsel 1961/62 erscheinenden „Zeitschrift für tropische und subtropische Landwirtschaft“ zu ver öffentlichen. K. T. (LVZ) Universitätszeitung Nr. 34, 22. 8. 1961, S. 5
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)