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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 5.1961
- Erscheinungsdatum
- 1961
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196100005
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19610000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19610000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 5.1961
-
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Band 5.1961
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Strauß greift nach den Universitäten Vielfältig sind die Versuche der Ultras in Westdeutschland, die studierende Jugend vor ihren Kriegskarren zu spannen. Zwei der Methoden, mit denen Strauß unmittel bar auf die Studenten Einfluß zu nehmen bestrebt ist, sind die „Hochschulgruppen für Wehrkunde“ und die „Studienbeihilfen für den technischen und wissenschaftlichen Nachwuchs der Bundeswehr und Bundes- 'Vehrverwaltung“. Die Empörung der Studenten und der Öffentlichkeit über das direkte Eingreifen des Bonner Kriegsministeriums in den Be reich des Hochschulwesens ist so groß, daß selbst die westdeutsche Presse und der Westdeutsche Rundfunk nicht daran Vor beigehen können. So brachte z. B. der Süd deutsche Rundfunk am 20. April d. J. einen Kommentar über „Soldaten und Studen- gehend unbekannt. Dem Münchener Bei spiel folgten Gründungen von etwa 25 Hoch schulgruppen, u. a. in Aachen, Bonn, Er langen, Freiburg i. B. und Göttingen. Aller dings sind sie noch nicht überall zugelassen. Ihre Mitgliederzahl beträgt zwischen 12 und 70. Weicheri Zielen dienen nun diese Grup pen? In ihren Satzungen hieß es ur sprünglich dazu: „Stärkung des Abwehr willens, der dem Schutz der Menschen rechte im Sinne der Genfer Konvention“ diene. Bezeichnenderweise tritt man im Paragraphen 2 der neuesten Fassung nur noch für die Menschenrechte im Sinne des Bonner Grundgesetzes ein. Was von. den Menschenrechten in einem Staat, in dem neuerdings berufsmäßige Verbrecher und Studienbeihilfen. hrverwaltung mindestens 8 Jahre Dienst zu leisten. Mindestzeit wird bei Ärzten die Medizinal-Assisten- g i Anothekern das Kandidateniahr anaerechnet ,1 Welcher Personenkreis kann Studienbeihilfe erhalten? Studenten an ssssssssssssssdesssessd äääää Universitäten, äsääsä ■ Medizinischen Akademien, Technischen Hochschulen, und Musikhochschulen a Auszug aus einer Annonce, die dem Vorlesungsverzeichnis der Westfälischen Wilhelms-Uni- Versität Münster entnommen wurde. e n“ von einem Herrn namens Klaus Hagen, N dem von einem „ungebührlichen Eingriff D den Ausbildungs- und Bildungsauftrag “er Hochschule“ gesprochen wird. Akademische NATO-Krieger , Was hat es mit den sogenannten „Unab- längigen Hochschulgruppen für Wehr- "unde" (UHfW) eigentlich auf sich? . Im Sommar 1959 gründeten einige Stu- Genten der Münchener Universität, alles Shemalige Angehörige der Bonner Bundes- "ekr, Reserveoffiziere (RO) und Reserve- sziersanwärter (ROA), die erste „Hoch- ö8hulgruppe für Wehrkunde“. Der Leiter (r Gruppe, Reserveoffizier Hans-Dieter Nhwind, drückte ihr Anliegen folgender maßen aus: „Wir möchten etwas Brücke “Gin zwischen Akademikern und Berufs- 3ldaten. Wir tragen eine gewisse Verant- jMung. Wenn wir tatsächlich einmal Yorgesetzte sein sollten, dann müssen wir M gute Führer sein.“ („Der Spiegel“ vom * 4. 1960.) aSharakteristisch für die im westdeutschen Sätterwald so oft gepriesene angebliche hkademische Autonomie“, an die auch tAnche in Illusionen befangenen west- zutschen Studenten noch glauben, ist die Wassung der Hochschulgruppe im Juli 729. Ein katholisch korporierter Herr Bens Krötsch gab im Namen des Ge- st- ASTA (Allgemeiner Studenten-Aus- 3uB) seine Zustimmung. Der Studenten- aft jedoch blieb diese Gründung einer itaristischen Gruppe zunächst weit Massenmörder wie die „hauptberuflichen Angehörigen der früheren SS-Verfügungs truppen (Leibstandarte und Totenkopfver bände), die am 8. Mai 1945 eine mindestens zehnjährige Dienstzeit aufweisen konnten, versorgungsberechtigt" sind, zu halten ist, braucht keiner großen Erklärung. Aber besser als das Gerede von Men schenrechten, die die Militaristen von jeher am liebsten unter ihren Stiefel sahen, ge ben die Veranstaltungsprogramme der „Hochschulgruppen“ über . ihre Ziele Aus kunft. Von der Münchener Gruppe, die in gewissem Maße als Keimzelle und Vorbild aller anderen Gruppen anzusehen ist, wur den, um nur einige Themen herauszugrei fen, u. a. folgende Vorträge von Ende 1959 bis jetzt gehalten: Kapitän zur See Erd mann (Führungsstab der Marine): „Die seestrategische Lage der Bundesrepublik Deutschland und die Forderungen für das Schiffsbauprogramm der Marine“; Haupt mann Schubert: „Probleme der geistigen Auseinandersetzung zwischen Ost und West“; Universitätsprofessor Mikorey (Ner venklinik der Universität): „Psychische Epidemien unter militärischen Gesichts punkten“; General a. D. Ratcliffe: ..Die militärische Lage am Jahresanfang“ (1961). Um das Bild abzurunden, noch einige andere „Veranstaltungen“: Schulung der Luftlandeschule Altenstadt; Brückenschlag bei Ingolstadt mit schwerem Gerät, Be helfsbrückenbau bei München; Gebirgs jägerübung; Semester-Abschlußball, zu dem „geeignete junge Damen“ „verpflichtet“ wurden. Die Militaristenreserve Im Zusammenhang mit diesem Veran staltungsprogramm sei darauf verwiesen, daß Strauß in seiner „Wehrpflichtnovelle“ schrieb, in der staatsbürgerlichen Erziehung sei viel versäumt worden. Die Studenten seien nach dem Studium in der NATO- Armee schwer zu verdauen. Das Versäumte müsse schnell nachgeholt werden. Bonn braucht in der heutigen Etappe der forcier ten Atomaufrüstung „studentischen Wehr willen“. Eben diesen zu schaffen und in die westdeutsche Studentenschaft mit dem Geist der Revanche und des Militarismus einzudringen, das ist das Ziel dieser Hoch- schulgruppen. Sie sind gedacht als eine neue akademische Elite des deutschen Mili tarismus. Zum anderen versucht Strauß, mit diesen Gruppen der Bewegung der Atomkriegs gegner an den westdeutschen Universitäten entgegenzutreten. Sofort nach Gründung der ersten Gruppen ließ er verlauten, daß er die Arbeit der Gruppen sehr hoch be werte. Eine wichtige Rolle ist den Hoch schulgruppen für Wehrkunde bei der Er fassung der Reservisten und der Schaffung einer Bürgerkriegstruppe zugedacht. In „Der deutsche Soldat“ vom März 1960 heißt es dazu: „Es gibt von militärischer Seite keinen Zweifel daran, daß auch unter gegenwärtigen strategischen und taktischen Umständen eine ausgebildete und einsatz bereite Reserve einschließlich eines Füh rungskorps die notwendige Ergänzung der mobilen Verbände bildet... Bisher haben sich die Hochschulgruppen für Wehrkunde gut bewährt. Es ist anzunehmen, daß sie mit der ansteigenden Zahl junger Reser visten an den Universitäten und mit ent sprechender Unterstützung der Bundeswehr deren Ausbildungsarbeit wirksam entlasten und in Zukunft ein nicht unbedeutendes Element innerhalb der organisierten RO darstellen werden.“ Faschisten als Führer Die Bonner Wehrmacht hat direkten Ein fluß auf die „UHfW“, aus ihren Reihen kommen die Referenten, sie stellt Truppen übungsplätze, Schießstände und Aus bildungsgeräte zur Verfügung. Eine enge Verbindung besteht auch zur „Gesellschaft für Wehrkunde“. 1952 von ehemaligen Offizieren der faschistischen Hitlerwehrmacht gegründet, will sie ihre militärischen Erfahrungen aus dem letzten Krieg dem Nachwuchs zur Verfügung stel len. Vorsitzender ist Generaloberst a. D. Hans Reinhardt. Vorstandsmitglieder sind General Kammhuber und Vizeadmiral Ruge. Jeder Angehörige einer „UHfW“ ist automatisch auch Mitglied der „Gesellschaft für Wehrkunde“, also führenden Offizieren der Bonner Wehrmacht unterstellt. Seit Anfang 1960 sind alle Gruppen im „Ring der Unabhängigen Hochschulgruppen für Wehrkunde“ zusammengeschlossen. In dem offiziellen Organ des „Verbandes der Reservisten der deutschen Bundeswehr e. V.“, „Die Reserve“, besteht eine geson derte Redaktion mit dem Titel „Student und Wehr“. Die in „Student und Wehr“ vertretenen Forderungen erstrecken sich von der Landes„verteidigung“ als Hoch schulfach über Lehrstühle für Wehrtechnik bis zur direkten Bewaffnung der Reserve offiziere und Reser’veoffiziersanwärter. So sind bereits Lehrstühle für Wehrtechnik in Hamburg (Kriegsschiffsbau) und Hannover (Panzerbau) vorgesehen. Alles in allem haben wir es hier mit Formationen der neuen Bonner Schwarzen Reichswehr zu tun. Zu ihren Aufgaben ge hört es, die westdeutschen Studenten „auf Vordermann“ zu bringen und jede Oppo sition gegen die atomare Aufrüstung und die Bundeswehr überhaupt zu ersticken. Diese Gruppen sind heute ein Hauptinstru ment des westdeutschen Militarismus, um den Geist der Revanche und der Völkerver hetzung in die Studentenschaft zu tragen. Das Zuckerbrot Dies wird auch von breiten Kreisen der westdeutschen Studenten erkannt. So faß ten beispielsweise die Studentenvertreter aller bayrischen Hochschulen Ende Novem ber 1960 einstimmig einen Beschluß, in dem es heißt: „Die Unabhängigen Hochschul- gruppen für Wehrkunde sind, gemessen an ihrem Zweck und Ziel, als hochschulfremd zu bezeichnen." Weiter heißt es: Die Stu- dentenvertreter lehnen „den Einzug militäri scher Denkkategorien in die Hochschule ... energisch ab“. Unter dem einsetzenden Druck wurde dieser Beschluß zwar im Fe bruar dieses Jahres aufgehoben, und jeder Hochschule wurde freigestellt, über ihre Zulassung selbst zu entscheiden. Aber die Opposition ist damit nicht über wunden. Der Studentische Rat der Tech nischen Hochschule Braunschweig empfahl dem Senat, eine „UHfW“ nicht zuzulassen. In Kiel lehnte das Studentenparlament die Anerkennung der Gruppe ab. Zugleich müssen wir aber sehen, daß die ganze Gefährlichkeit der Hochschulgruppen für Wehrkunde von vielen westdeutschen Studenten noch nicht erkannt wird. Das Straußministerium nimmt ferner mit Studienbeihilfen und bevorzugter Immatri kulation von ehemaligen Angehörigen der Bundeswehr unmittelbaren Einfluß auf die westdeutsche Studentenschaft. In welchem Maße das Kriegsministerium bereits in das Hochschulwesen eingedrungen ist, geht daraus hervor, daß in den offiziellen Per sonal- und Vorlesungsverzeichnissen fast aller westdeutschen Universitäten zwei seitige Texte über „Studienbeihilfen für den technischen und wissenschaftlichen Nachwuchs der Bundeswehr und Bundes wehrverwaltung“ enthalten sind. Damit wird die Notlage der meisten westdeut schen Studenten ausgenutzt, um sie in die Bundeswehr zu pressen. Die „Studienbeihilfen“ werden ab 5. Sep tember gewährt bei „Abgabe einer Ver pflichtungserklärung, nach Abschluß des Studiums als Soldat oder Beamter in der Bundeswehr oder Bundeswehrverwaltung mindestens 8 Jahre Dienst zu leisten“. Was nicht in dem Text enthalten ist, sagt K. Hagen in dem erwähnten Kommentar: „Freilich, die Zahlung der Studienbeihilfe wird eingestellt, wenn der Studierende 1. in seinen Leistungen während des Stu diums so nachläßt, daß sie den Anforde rungen der Bundeswehr nicht mehr ge nügen; 2. ohne ausreichenden Grund die Aus bildung unterbricht; 3. wegen seines Verhaltens nicht mehr als förderungswürdig angesehen wird.“ Klarer läßt sich kaum ausdrücken, wer im Bonner Staat förderungswürdig ist: nur der, der für Strauß, der für den Atom krieg ist. Wer gegen diese Politik des Verbrechens auftritt, ist nach Bonner Gesichtspunkten nicht nur förderungsunwürdig, sondern ge- 'gen den werden der von den SS-Henkern und Blutrichtern durchsetzte Staatsappa rat und die von der CDU organisierten Schlägertrupps in Bewegung gesetzt. Friedensvertrag schützt Universitäten vor Militarismus Doch gerade die letzten Wochen und Mo nate zeigen: Bei immer mehr Kräften an den westdeutschen Hochschulen setzt sich die Erkenntnis durch, daß einer solchen Politik Einhalt geboten werden muß. Da von sprechen nicht zuletzt die Begegnungen von Angehörigen der Karl-Marx-Universität mit Angehörigen westdeutscher Universi täten in der jüngsten Vergangenheit. H.-J. Steinorth W. Sandring je bereits in der UZ kurz berichtet wurde, fand am 24. Juni an der Marburger Universität ein Streit gespräch über das Thema „Die „ Wirtschaftsformen in Deutschland Wd das Problem der Wiedervereinigung“ mtt. Dazu eingeladen hatte die Burschen- „Germania“. Teilnehmer waren Prof. 68hsel von der Marburger Universität und B& Genossen Dr. Montag und Wolfgang BDdle von der Wirtschaftswissenschaftlichen ‘kultät unserer Universität. * 2u dem Streitgespräch hatten sich im GSetmania"-Burschenschaftshaus etwa E.Zuhörer eingefunden, vorwiegend An- 6pörige der „Germania“, aber auch Vertre- 4 anderer Burschenschaften sowie einige "Sistenten aus dem Institut Prof. Hensels. ■Ai der Vorbereitung des Streitgesprä- 398 waren wir selbstverständlich davon R8egangen, in dem von uns zu haltenden qeferat unseren Standpunkt in bezug auf 86 Einschätzung der beiden Wirtschafts- Fmen und die sich daraus ergebenden «Dbleme im Zusammenhang mit dem Ab- r‘Uß eines Friedensvertrages und der Bil- 16)8 einer Konföderation der beiden deut- cen Staaten darzulegen. Aus diesem qnde ging unser Referat von der Bedeu- J& des Potsdamer Abkommens für die wtschaftliche, aber auch von der politi- A" Entwicklung in Deutschland nach d zweiten Weltkrieg aus. Wir legten vor 60 Dingen Wert auf den Nachweis der 46hEinhaltung dieses Abkommens durch L Westmächte, weil damit die Grund- 65en des Wiedererstehens des westdeut- 6t6n Imperialismus gelegt wurden. Daraus kWickelten wir dann die wesentlichen BTkmale der gegenwärtigen Wirtschafts- ken in Deutschland, die wir in drei Werpunkten zusammenfaßten: Brstens: Eigentumsverhältnisse. Bezogen auf ^ Wirtschaft der DDR erläuterten wir die enfutung des Volksentscheides in Sach- yärtür die Herausbildung und die gegen- Vesige Rolle des Volkseigentums und das en des demokratischen Zentralismus. Wirtschaftspolitik und Konföderation Vom Streitgespräch zwischen Leipziger und Marburger Wirtschaftswissenschaftlern in Marburg Insbesondere erschien es uns dabei wichtig nachzuweisen, daß ein solcher Volksent- scheid nicht allein in der damaligen sowje tisch-besetzten Zone erfolgte, sondern z. B. auch in Hessen, d. h., daß auch in den da maligen Besatzungszonen der Westmächte von der Bevölkerung ausgehende Forde rungen nach Enteignung der Kriegsverbre cher, aktiver Nazis und Kriegsgewinnler gestellt wurden, denen selbst die unter Adenauer stehende Führung der CDU in ihrem Ahlener Programm Rechnung tra gen mußte (ganz abgesehen von der späte ren Hessischen Verfassung u. ä. Gesetzen in Westfalen über die Verstaatlichung der Schlüsselindustrie, deren Realisierung durch die westlichen Besatzungsmächte unterbunden wurde). Davon ausgehend wiesen wir dann nach, daß sich gegenwärtig in Westdeutschland die politische und ökonomische Macht in den Händen weniger Konzerne zusammen geballt hat, die organisatorisch in den bei den Spitzenverbänden, dem „Bund der Deutschen Industrie“ und dem „Bund Deutscher Arbeitgeberverbände“, kulminie ren. Am Beispiel dieser beiden Spitzfenver bände konnten wir auch nachweisen, daß die Monopole einen beherrschenden Einfluß auf den westdeutschen Bundestag und den Bonner Staat ausüben. * Einen zweiten Schwerpunkt unseres Re ferates bildeten die Methoden, Ziele sowie die Durchsetzung der Wirtschaftspolitik in beiden deutschen Staaten. Wir gingen von dem Ziel der Durchsetzung des ökonomi schen Grundgesetzes in unserer Wirtschaft aus und erläuterten, daß wir demzufolge an der Steigerung der Pro-Kopf-Produk- tion und des Pro-Kopf-Verbrauches haupt sächlich interessiert sind, dieses Ziel aber nur erreichen können, wenn der Frieden erhalten bleibt; daß es daher unsinnig ist, von einer Bedrohung durch die DDR — oder überhaupt durch das sozialistische Lager — zu sprechen. Demgegenüber wiesen wir mit verhält nismäßig umfangreichen Zahlenmaterial nach, daß die Monopole in Westdeutsch land auf immer größer werdende Profite drängen, daß die aggressivsten ein sehr gro ße« Interesse an einer umfangreichen und ständig zunehmenden Rüstung haben, so daß die Militarisierung der Wirtschaft ein wesentliches Charakteristikum des moder nen Kapitalismus, des Imperialismus ist. Diese Entwicklung ist auch nicht nur gegen uns, die DDR gerichtet, sondern bedroht das ganze deutsche Volk. Dieser Politik, die von den Bonner Ultras bewußt gesteuert wird, setzen wir unsere Friedenspolitik ent gegen. * Im letzten, dem dritten Schwerpunkt, sprachen wir zu den Möglichkeiten der Wiedervereinigung. Wir gingen davon aus, daß die gegenwärtig bestehenden Wirt schafts- und Gesellschaftssysteme nicht ein fach addiert werden können, weil ihr Unterschiede zu grundlegenden Charakter tragen. Aus diesem Grunde bleibt eben nur ein Weg offen, und zwar der Weg über Ver handlungen zwischen beiden Staaten über den Friedensvertrag und die Bildung einer Konföderation, wobei durch die Konföde ration auch die Möglichkeit der Annähe rung gegeben ist, so z. B. in bestimmten ökonomischen Fragen (wie Währung, Zölle, Transportwesen), ohne daß in die Wirt schafts- und Gesellschaftsordnungen beider deutscher Staaten eingegriffen wird. Wir stellten dabei besonders heraus, daß unabhängig von allen ideologischen Unter schieden das Hauptanliegen des gesamten deutschen Volkes die Vermeidung einer militärischen Auseinandersetzung sein muß, weil diese zwangsläufig einen Atom krieg zur Folge hätte und das Programm der Wiedervereinigung nicht lösen könnte. * In einem gewissen Gegensatz zu uns ging Prof. Hensel in seinem Referat nicht von den Ursachen der Entwicklung der beiden Wirtschaftsformen in Deutschland, sondern lediglich von dem Faktum aus und kon zentrierte sich bei der Einschätzung der Wirtschaft der DDR auf die Darstellung unserer Planungstechnik. Er gestand zwar zu, daß eine Planwirtschaft lebensfähig ist (die Mehrzahl der westdeutschen Ökono men glaubt ja, selbst diese eindeutig be wiesene Tatsache leugnen zu können), be hauptete jedoch, daß unsere Wirtschaft durch ihre extrem zentralisierte Lenkung und Leitung die Masse der Bevölkerung aus der Mitbestimmung ausschließe. In der sich an die beiden Referate an schließenden Diskussion mußte Prof. Hen sel unsere gesamte Einschätzung des Kon zentrationsprozesses in der westdeutschen Wirtschaft und seine Auswirkungen bestä tigen. Er gab ferner zu, daß in der DDR die Ar beiter aktiv in den Wirtschaftsprozeß ein bezogen werden, wollte das jedoch auf technische Probleme reduzieren (z, B. Pro bleme der Erhöhung der Arbeitsproduktivi tät durch Verbesserung der technischen Ausrüstung, Probleme der Einhaltung der Normen u. ä.). Wir wiesen ihm in der Dis kussion am Beispiel der Vorbereitung der Lebensmittelkartenabschaffung, der Dis kussion des Arbeitsgesetzbuches, der Zu sammensetzung der Volkskammer, der Rolle der Ständigen Produktionsberatungen usw. nach, daß er selbst sachlich ungenü gend über die Verwirklichung des demo kratischen Zentralismus und seiner Ent wicklung in der DDR informiert ist. * Unsere Frage, weswegen Westdeutsch ■ Im Hintergrund Ab werber Dr. Krauss Am eigenen Beispiel mußte Anfang Juni 1961 die Schwester Christel Bernhardt von der Frauenklinik der Karl-Marx-Universität feststellen, wie persönliche Beziehungen aus- . genutzt werden, um Abwerbungen aus den i Kreisen des medizinischen Personals vor- ; zunehmen. Anfang Juni 1961 erhielt sie von ihrer ehe maligen Arbeitskollegin Gisela Hanus einen Brief aus Kaiserslautern, wohin diese im Jahre 1960 republikflüchtig wurde. Sie schrieb darin, daß es ihr gut ginge und bei dem Dr. Krouss in Kaiserslautern, Im Jungwald 27, sehr gut gefalle. , In ihrer Tätigkeit als Hausgehilfin bei Dr. Krauss habe sie ein gutes Auskommen und | könne sich über nichts beklogen. Was wurde aus dem großen Ziel, das sich Gisela Hanus noch im Jahre 1959 stellte? Da mals arbeitete sie noch im Krankenhaus j Zwenkau in der Diätküche und wurde entspre- .chend ihres Wunsches zur Medizinischen Fach- | schule nach Leipzig delegiert, mit dem Ziel der Qualifizierung als Diätassistentin. Aber Herr Dr. Krauss kann sich nicht über seine Hausgehilfin beklagen, denn neben der Hausarbeit kann er sie auch noch für seine schmutzigen Ziele der Abwerbung verwenden. So schreibt sie weiter im Brief on Schwe ster Christel, daß Dr. Krouss sehr froh wäre, wenn er sie mit ihrer Freundin bald als Schwestern in seiner Klinik begrüßen könne. Die erforderlichen Zeugnisse sollen sie doch gleich an Dr. Krauss obsenden. Nicht genug damit, wird dann von der Hanus das Leben in der Klinik des Dr. Krauss in den blendend* sten Farben geschildert: Eigenes Zimmer, ge* nug Lohn, wenig Arbeit und viel Urlaub, sind die Lockmittel der Abwerbung, auf die Schwe- ster Christel und ihre Freundin hereinfallen sollen. Welche Versprechungen, welche Hinterhäl tigkeit in diesen Worten, dienen sie doch nur dazu, die wahren Verhältnisse an einer Kli nik — wo es keine Schwester auf Grund der schikanösen Ausbeutungsmethoden des Dr, Krauss lange aushält - zu verschleiern! Die Zustände in dieser Klinik sind uns durchaus wohlbekannt. Auch Dr. Krauss weiß, daß Republikflüch tige unter dem Druck, daß sie angeblich nicht wieder in die DDR zurück könnten, billige Ausbeutungsobekte sind. Damit es recht schnell ginge, wollte sich Dr. Krauss auch einschalten, daß sie nicht so lange im Flüchtlingslager herumsitzen müßten. Wie edel von diesem Herrn, der den Ruf eines Arztes - Helfer der Menschheit zu sein - so wenig Ehre macht. Schwester Christel erkannte, was hier ge spielt wird und zog die richtigen Schlußfolge rungen. Aus diesem Grunde erklärte sie auch: „Ich. distanziere mich von solchen Ver suchen, wie sie von meiner ehemaligen Ar beitskollegin Hanus angewandt werden, um mich nach dem Westen zu holen. Mir gefällt meine Arbeit an der Leipziger Frauenklinik und ich bin mir bewußt, daß meine Arbeitskraft in der DDR dringend zur Gesunderhaltung unserer Bürger be nötigt wird- Aus dieser Envägung heraus werde ich auch nie die mir zur Pflege und Betreuung anvertrauten Patienten im Stich lassen.“ Dr. Krauss wollte im Hintergrund bleiben — wir zogen ihn ans Licht. Wo, land unseren Vorschlag über freie Wahlen aus dem Jahre 1952 abgelehnt hat und jeder Möglichkeit der Verständigung auf offiziel ler Basis aus dem Wege geht, ließ er unbe antwortet. Auf unseren Hinweis, die gegen wärtigen Unterschiede in den Wirtschafts- und Gesellschaftsordnungen ließen sich nicht durch einen Wahlakt aufheben, und aus seiner Stellungnahme wäre auch er sichtlich, daß von Seiten Westdeutschlands die DDR majorisiert werden sollte, gab Prof. Hensel zu, daß eine solche Majorisie rung für uns unannehmbar ist. Er zog aber daraus die. unseres Erachtens für jeden nationaldenkenden Deutschen unannehm bare Schlußfolgerung, Wahlen getrennt in beiden deutschen Staaten durchzuführen und — unter der Voraussetzung, daß sich dabei mit Sicherheit die Bevölkerung der DDR für ihre gegenwärtige Gesellschafts ordnung ausspricht — die Spaltung Deutsch lands endgültig zu machen und praktisch Deutschland für immer in zwei Teile zu spalten. Wir wiesen in unserem Schlußwort die sen unrealen und für den Bestand Deutsch lands als Nation sehr gefährlichen „Lö sungsweg“ der gegenwärtigen Probleme in Deutschland zurück. Wir schlossen uns Prof. Hensel insofern an, als wir nochmals mit Nachdruck betonten, daß unbedingt ein militärischer Konflikt vermieden werden muß und begründeten die Möglichkeit und Notwendigkeit von Verhandlungen zwi schen den beiden deutschen Staaten. * Im ganzen gesehen kann der Besuch in Marburg insofern als erfolgreich betrach- tet werden, als er wiederum den Nachweis erbrachte, daß — wenn auch vorläufig auf relativ kleiner Ebene — ein Gedankenaus tausch möglich ist, und weil er unterstrich, daß auch in der westdeutschen Bevölke rung, speziell in der Studentenschaft, der Wunsch besteht, die Meinungen und Stand punkte auszutauschen, um eine weitere Vertiefung der Spaltung aufzuhalten und Wege für eine Annäherung zu finden. Dr. Rolf Montag Universitätszeitung, Nr. 28, 11. 7. 1961. S. 5
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