Suche löschen...
Universitätszeitung
- Bandzählung
- 5.1961
- Erscheinungsdatum
- 1961
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196100005
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19610000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19610000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 5.1961
-
- Ausgabe Nr. 1, 3. Januar 1
- Ausgabe Nr. 2, 10. Januar 1
- Ausgabe Nr. 3, 17. Januar 1
- Ausgabe Nr. 4, 24. Januar 1
- Ausgabe Nr. 5, 31. Januar 1
- Ausgabe Nr. 6, 7. Februar 1
- Ausgabe Nr. 7, 14. Februar 1
- Ausgabe Nr. 8, 21. Februar 1
- Ausgabe Nr. 9, 28. Februar 1
- Ausgabe Nr. 10, 7. März 1
- Ausgabe Nr. 11, 14. März 1
- Ausgabe Nr. 12, 21. März 1
- Ausgabe Nr. 13, 28. März 1
- Ausgabe Nr. 14, 5. April 1
- Ausgabe Nr. 15, 11. April 1
- Ausgabe Nr. 16, 18. April 1
- Ausgabe Nr. 17, 25. April 1
- Ausgabe Nr. 18, 3. Mai 1
- Ausgabe Nr. 19, 10. Mai 1
- Ausgabe Nr. 20, 16. Mai 1
- Ausgabe Nr. 21, 25. Mai 1
- Ausgabe Nr. 22, 30. Mai 1
- Ausgabe Nr. 23, 6. Juni 1
- Ausgabe Nr. 24, 13. Juni 1
- Ausgabe Nr. 25, 20. Juni 1
- Ausgabe Nr. 26, 27. Juni 1
- Ausgabe Nr. 27, 4. Juli 1
- Ausgabe Nr. 28, 11. Juli 1
- Ausgabe Nr. 29, 18. Juli 1
- Ausgabe Nr. 30, 25. Juli 1
- Ausgabe Nr. 31, 1. August 1
- Ausgabe Nr. 32, 8. August 1
- Ausgabe Nr. 33, 15. August 1
- Ausgabe Nr. 34, 22. August 1
- Ausgabe Nr. 35, 29. August 1
- Ausgabe Nr. 36, 5. September 1
- Ausgabe Nr. 37, 12. September 1
- Ausgabe Nr. 38, 19. September 1
- Ausgabe Nr. 39, 26. September 1
- Ausgabe Nr. 40, 4. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 41, 11. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 42, 18. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 43, 25. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 44, 1. November 1
- Ausgabe Nr. 45, 8. November 1
- Ausgabe Nr. 46, 16. November 1
- Ausgabe Nr. 47, 23. November 1
- Ausgabe Nr. 48, 30. November 1
- Ausgabe Nr. 49, 7. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 50, 14. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 51/52, 21. Dezember 1
-
Band
Band 5.1961
-
- Titel
- Universitätszeitung
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
A m 7. 9. 1925, z. Z. der Konferenz von Locarno, die nach den Dekla mationen der imperialistischen Di- 1 plomaten eine Ära des Friedens einleiten sollte, schrieb Stresemann als Außenminister der Republik an den Kronprinzen einen Brief, in dem er ihm über die Ziele seiner Außenpolitik gewis sermaßen Rechenschaft ablegte. Dieser Brief ist sehr aufschlußreich, wenn man "das Wesen der Revanchepolitik des deutschen Imperialismus verstehen will. Stresemann verlangte: „Einmal die Lösung der Reparationsfrage in einem für Deutschland erträglichen Sinne und die Sicherung des Friedens, die die Vor aussetzung für eine Wiedererstarkung Deutschlands ist.“ Im Denken deutscher Imperialisten, auch derjenigen, die sich europäisch gaben, ist „die Sicherung des Friedens“ eben nur als „Voraussetzung für das Wiedererstarken“ gerechtfertigt. Was danach kommt, wird von den Revancheforderungen bestimmt. Zunächst kommt ein verlogener Appell an das nationale Gefühl. Bei Stresemann lautete er so: „Zweitens rechne ich dazu den Schutz der Ausländsdeutschen, .jener zehn bis zwölf Mil lionen Stammesgenossen, die jetzt unter fremdem Joch in fremden Ländern leben.“ Der „Schutz des Stammesgenossen“ vor dem „fremden Joch in fremden Ländern“ war in der ganzen Zeit zwischen den Welt kriegen die Rechtfertigung für die Ge bietsforderungen gegenüber den Nachbar ländern Deutschlands. Dieser Hetze des deutschen Imperialismus, die von Ver schwörungen, Unruhen und bewaffneten Aktionen, von den Machenschaften der verschiedenen Landsmannschaften beglei tet war, ist es nicht zuletzt zu verdanken, daß diese zehn bis zwölf Millionen „deut scher Stammesgenossen“ nach dem zwei ten Weltkrieg durch die Aussiedlung „vom fremden Joch in fremden Ländern“ befreit wurden. Die deutschen Imperialisten woll ten es nicht anders. Heute aber schreien dieselben Revanchisten nach dem angeb lichen Heimatrecht der Ausgesiedelten in eben diesen fremden Ländern. Ob die Hetze damals unter dem Stichwort „frem des Joch in fremden Ländern“ oder heute unter dem Stichwort „Heimatrecht“ betrie ben wurde oder wird, in beiden Fällen diente sie nur der Rechtfertigung von Er oberungsforderungen gegen andere Länder. Bei Stresemann lautete das so: „Die dritte große Aufgabe ist die Korrek tur der Ostgrenzen: die Wiedergewinnung Danzigs, des polnischen Korridors und eine Korrektur der Grenze in Oberschlesien.“ Die Gefahr ist heute nicht weniger ernst, sie ist ernster Nehmen Sie das alles zusammen, so haben Sie in dem außenpolitischen Pro gramm des „großen Europäers“ Gustav Stresemann bereits 1925 ein Programm des deutschen Revanchismus, dessen Grund elemente Sie sowohl bei Hitler als auch bei den heutigen klerikal-militaristischen Revanchisten in Westdeutschland wieder finden. Trotzdem scheint manchen harm losen Gemütern der Revanchismus in West deutschland nicht so gefährlich, zumal die Sozialdemokraten an ihm beteiligt sind. 1 Auch das war schon einmal da und hatte die fürchterlichsten Folgen. In einer poli- tischen Biographie Gustav Stresemanns, die 1957 in Hannover erschien, schrieb eine bürgerliche Historikerin, Frau Anneliese Thieme: „Das Ziel für die deutsche Außenpolitik war für alle Parteien, von den Sozialdemokra ten bis zu den Deutschnationalen, das gleiche. Es hieß: Revision bis zur Annulierung des Versailler Vertrages, auf Grund des Selbst- bestimmunirsrechtes Rückgewinnung der alten deutschen Gebiete und Anschluß Österreichs, ein Deutschland also, das mächtiger war als das vor 1914, zwar nicht mehr oder noch nicht das .größere Deutschland’, aber doch wenig stens .Groß-Deutschland"“ Genau wie mancher westdeutsche Poli tiker heute, so versicherte damals Strese mann, er wolle keine gewaltsame Ände rung der Ostgrenzen, aber er wollte Re vanche, wollte ein Groß-Deutschland, zu dem es keinen anderen Weg als den des Krieges gab, und es gibt ihn auch heute nicht. Die Einheitsfront von den Sozial demokraten bis zu den Deutschnationalen und Nazis in den Fragen des Revanchismus hat die Katastrophe des zweiten Weltkrie ges vorbereitet. Die Gefahr ist heute nicht weniger ernst, sondern sie ist ernster. Zu Stresemanns Zeiten gab es noch keine allgemeine Wehr pflicht, gab es noch keine offenen Kriegs vorbereitungen. In Westdeutschland gibt es heute die allgemeine Wehrpflicht, und was noch schlimmer ist. es gibt die Atom rüstung. Hitlers Jahr 1935. als er direkt auf den Krieg zusteuerte, ist in Westdeutsch land Adenauers schon überschritten. Man muß dem Revanchismus heute Einhalt ge bieten, wenn man unser deutsches Volk Vor der Katastrophe eines dritten imperia listischen Krieges um Großdeutschland be wahren will. So ernst ist heute die Lage! Darum ist der Abschluß eines Friedensver trages unaufschiebbar. Darum muß man heute, und nicht in einer unbestimmten Zu kunft, dem Revanchismus mit seinen aggres siven Eroberungsplänen einen Riegel vor schieben. Wie Hitler im Maße seiner zunehmenden militärischen Rüstung seine Revanchefor- . derungen erweiterte, so gehen auch die westdeutschen Revanchisten mit zuneh mender Rüstung von Jahr zu Jahr weiter. Vor einigen Jahren behaupteten sie'noch, sie wollten ja nur die Grenzen von 1937 wieder herstellen, heute aber gehen sie schon weit darüber hinaus, verlangen das Sudetengebiet, das Memelgebiet und an dere Gebiete, die nie zur Weimarer Repu blik gehörten. Der CDU-Ministerpräsident von Schleswig-Holstein. Herr von Hassel, erklärte auf einem der vielen Revanchi- stentreffen am 11. Juni 1961: „Unsere Gebietsforderungen gehen bis weit hinter die Oder-Neiße-Linie: Wir wollen die alten deutschen Herrschaftsgebiete wieder- haben." Was Hitler mit der Losung des Selbst bestimmungsrechtes gegenüber Österreich Praktizierte, das möchten die Adenauer, Strauß und Brentano beute gegenüber der Deutschen Demokratischen Republik prak tizieren. So wie die Annexion Österreichs nur das Vorspiel zur Annexion der Tsche choslowakei und den Krieg gegen Polen war. so schwebt den westdeutschen Revan chisten auch ein Aktionsprogramm vor, nach dem sie zunächst die DDR okkupie ren möchten, um dann gegen Deutschlands östliche Nachbarn die Revancheforderun gen mit militärischer Gewalt zu realisieren. Im offiziellen „Bulletin des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung“ erschien am 8. April 1961 eine Abhand lung über Selbstbestimmungsrecht. . Darin werden wir belehrt, die Bonner Regierung hätte den Wunsch des deutschen Volkes nach Überwindung der Spaltung viel zu lange mit dem Begriff „Wiedervereinigung“ umschrieben. Bonn ist also gegen die Wie dervereinigung. Stattdessen spricht es jetzt von Selbstbestimmungsrecht, wie die west deutschen Revanchisten es verstehen. Sie verfahren ganz nach Hitlers Rezept, wenn sie in dieser Abhandlung verkünden: „Es geht dabei ja nicht nur um das gespal tene Deutschland. Es geht um ganz Ost- und Mitteleuropa, um alle in den Satelliten-Stalus gezwungenen Völker, um die Einbeziehung von 100 Millionen Menschen . . Adenauer hat das gleiche schon offen herziger gesagt, als er die Wiederherstel lung des Kapitalismus in allen euro im Ernstfall ohne entsprechende Bewaffnung einem hochgerüsteten Gegner gegenüberzu- stellen. Ich will keinen Krieg, ich bin für die Abrüstung.“ Das ist durchaus keine neue Melodie. Auch das war schon einmal da. In der Pro klamation zur Wiedereinführung der all gemeinen Wehrpflicht erklärte Hitler: „In dieser Stunde erneuert die deutsche Re gierung vor dem deutschen Volk und vor der ganzen Welt die Versicherung ihrer Entschlos senheit, über die Wahrung der deutschen Ehre und der Freiheit des Reiches nie hinaus zugehen und insbesondere in der nationalen deutschen Aufrüstung kein Instrument krie gerischer Angriffe als vielmehr ausschließlich der Verteidigung und damit der Erhaltung des Friedens bilden zu wollen.“ So begann es damals, und wie es endete, ist allen bekannt. Und damit es nicht wie der so gehe, damit nicht ein neuer Krieg, damit vor allem nicht das Grauen eines Atomkrieges über Deutschland' kommen, darum ist es die nationale Aufgabe unse rer Zeit, dem deutschen Volke den Frieden würde, äußerte Otto Winzer u. a., daß die ser sogenannte Friedensveitrags-Ersatz die Überreste des zweiten Weltkrieges konser vierte, eine enorme Vertiefung der Spal tung Deutschlands brachte, die Macht der Militaristen wiederherstellte und die Ent wicklung Westdeutschlands zum Haupt herd der Kriegsgefahr in Europa machte. Otto Winzer fuhr fort: Ein wirklicher Friedensvertrag, so wie ihn im Frühjahr desselben Jahres 1952 die Sowjetregierung mit ihrem Entwurf für die Grundlagen eines Friedensvertrages mit Deutschland vorschlug, batte selbstver ständlich eine solche gefährliche Entwick lung unmöglich gemacht. Die neuen Vor schläge der Sowjetregierung für deo Frie densschluß mit Deutschland schaffen eben falls Garantien, daß dem deutschen Impe rialismus seine aggressive Revanchepolitik unmöglich gemacht wird. Otto Winzer hob hervor, daß es in der neuen Phase des Kampfes um den Frie Aus dem Vortrag von Otto Winzer im Marxistischen Kolloquium Geschidite und west deutsche Gegenwart gebieten Friedensvertrag! päischen sozialistischen Ländern forderte. Das Programm der Wiederherstellung des Kapitalismus in ganz Ost- und Mittel europa unter der Vorherrschaft der deut schen Imperialisten aber ist das Programm Hitlers, ist das imperialistische Programm des „Dranges nach Osten“, das dem deut schen Volke schon unendliche Blutopfer ge kostet hat. Diese Gefahr droht mit der be schleunigten Aufrüstung Westdeutschlands in zunehmendem Maße. Es ist höchste Zeit, ihr Einhalt zu gebieten und auf einer Frie denskonferenz dem revanchistischen Spuk durch den Abschluß eines Friedensvertra ges ein Ende zu machen. Finden sich die Regierungen der Westmächte und die Bon ner Regierung dazu nicht bereit, so werden die anderen Staaten der Antihitler-Koali- tion den Friedensvertrag mit der DDR schließen und damit die DDR in die Lage versetzen, ihre Rolle als Bollwerk gegen jeden Revanchekrieg noch wesentlich bes ser und erfolgreicher zu erfüllen. Die nationalistische und chauvinistische Revanchehetze ist ein notwendiger Be standteil der antinationalen Kriegspolitik der Bonner Regierung. Die Bonner Regie rung ist ein Feind des deutschen National- staates, ein Feind der echten nationalen Interessen des deutschen Volkes. Im Bon ner „Bulletin“ war neben der Abhandlung über das Selbstbestimmungsrecht folgen des zu lesen: „Die Politik der Bundesregierung . . . geht demgegenüber von der Überzeugung aus. daß das Zeitalter der Nationalstaaten abgeschlos sen ist und nicht mehr zum Leben erweckt werden kann.“ Oder weiter: „Der Versuch, auf dem Umweg über die europäische Zusammenarbeit den deutschen Nationalstaat alter Observanz Wiederher zustellen, ist der Politik der Bundesregierung entgegengesetzt.“ Die Bonner Regierung ist also gegen den deutschen Nationalstaat. Sie ist für die so genannte atlantische Gemeinschaft, das heißt für einen solchen Ausbau der NATO, daß die Völker in ihr die Nationalstaatlich keit verlieren. Natürlich haben die deut schen Finanz- und Konzernherren keine selbstmörderischen Absichten. In der so genannten europäischen Wirtschafts gemeinschaft haben sie schon heute das Übergewicht auf wirtschaftlichem Gebiet. Mit der weiteren Integration aller militä rischen Kräfte in die NATO wollen sie auch auf militärischem Gebiet das Über gewicht gewinnen. Auf Wirtschaft und Mi litär gestützt, hoffen sie, mit Hilfe und Dul dung der USA die Vorherrschaft in Europa zu gewinnen, die bereits Hitler mit seiner Neuordnung Europas erreichen wollte. Friedensvertrag — wichtiger Schritt zu einem neutralen Deutschland Der Versuch der Bonner Militaristen, in der NATO die militärische Vorherrschaft zu gewinnen, verläuft in zweifacher Rich tung, sie wollen sowohl Atomrüstung als auch die zahlenmäßige Überlegenheit über ihre NATO-Verbündeten. Unlängst führte der Kriegsminister Strauß den Kriegsver brecher Friedrich Foertsch als General inspekteur der Bundeswehr ein. Beide hiel ten bei dieser Gelegenheit Reden, die im offiziellen „Bulletin“ veröffentlicht wurden. Kriegsminister Strauß sprach über das so genannte Planungsdokument MC 70, das die Aufstellung und Ausrüstung der NATO-Truppen betrifft. Er forderte für die westdeutsche Wehrmacht die volle Aus rüstung mit Atomwaffen. „Arbeitsteilung heißt nicht“, sagte er. „daß die Streitkräfte des einen Verbündeten anders bewaffnet und ausgerüstet sind als die Streit kräfte eines anderen Verbündeten ..., d. h. in konkrete, daß die deutschen Heeres-, Luft waffen- und Marineverbände genauso ausge rüstet und bewaffnet sind wie die Verbände der Bundesgenossen, der Briten, Amerikaner, Belgier oder Holländer... Arbeitsteilung heißt nicht, daß ein Teil der Schildstreitkräfte, der von einer bestimmten Nation gestellt wird, ausschließlich mit konventionellen Waf fen ausgerüstet wird und ein anderer dafür ausschließlich oder überwiegend mit atoma ren Waffen.“ Mit anderen Worten, Strauß verlangt für die Bundeswehr dieselbe Ausrüstung mit Raketen und Kernwaffen, wie sie die ame rikanische Armee hat. In einer Studentenversammlung in Würzburg bezeichnete Adenauer die Aus rüstung der Bundeswehr mit Atomwaffen als absolut notwendig. „Nie würde ich die Verantwortung überneh men“, sagte er. „die Bundeswehr eines Tage» zu sichern. Von dieser nationalen Aufgabe unseres Volkes her, ist der Abschluß eines Friedensvertrages mit Deutschland jetzt zur unaufschiebbaren Notwendigkeit ge worden. Otto Winzer setzte sich dann mit der Be hauptung der westdeutschen Militaristen auseinander, modernste Ausrüstung der Bonner Wehrmacht sei notwendig, um eventuelle Konflikte lokalisieren zu kön nen. Er wies nach, daß die These von den kleinen Kriegen nur zur Beruhigung und Irreführung der Völker erfunden wurde, und zeigte die Gefahr der taktischen Atom waffen, die die Bonner Generale im vorigen Jahr in ihrer Atomkriegsdenkschrift for derten und die sie in einem begrenzten Krieg einsetzen möchten. In diesem Zusammenhang hob er hervor, daß die Frage der militärischen Neutralität Deutschlands ständig größere Bedeutung gewinnt. Er wies darauf hin, daß die Neu tralität zu einem, wichtigen Faktor in der internationalen Politik geworden ist und daß sich der Begriff der Neutralität nicht mehr im passiven Heraushalten aus Krie gen erschöpfe, sondern das aktive Eintreten für. den Frieden einschließe. Er charakte risierte das Argument, Neutralität sei nur für kleine Völker, nicht aber für ein so großes Volk wie das deutsche geeignet, als Ausfluß des Großmachtdünkels westdeut scher Imperialisten und fuhr fort: Weitere Einwände aus Bonn lauten, ein neutrales Deutschland würde wehrlos und ein Spielball fremder Mächte sein; ein neu trales Deutschland würde ein Vakuum dar stellen, das die Armeen fremder Mächte anspricht. Diese Einwände entstammen der Denkweise deutscher Militaristen, die im Interesse der Erreichung ihrer aggres siven Ziele im Jahre 1914 bedenkenlos ihre Regimenter die Neutralität Belgiens zer stampfen ließen. Aber seit diesem Kriegs verbrechen deutscher Militaristen ist fast ein halbes Jahrhundert vergangen. Heute ist das internationale Kräfteverhältnis so, daß die Achtung der Unantastbarkeit und Souveränität neutraler Staaten erzwungen werden kann, wenn kleinere Verletzungen der Neutralität, wie die Verletzung des Luftraumes Österreich durch die USA, na türlich auch nicht ausgeschlossen wird. Eben deshalb hat die Regierung der DDR in ihrer Denkschrift an die XV. UNO-Voll- Versammlung vorgeschlagen, die Neutrali tät beider deutscher Staaten durch ein in ternationales Garantieabkommen zu schüt zen, wobei die beiden führenden Mächte • des sozialistischen und des kapitalistischen Lagers, die Sowjetunion und die USA, so wie die unmittelbaren Nachbarn Deutsch lands, die Volksrepublik Polen, die Tsche choslowakische Sozialistische Republik, Frankreich und Großbritannien daran be teiligt sein könnten. Zu der Bemerkung Adenauers über die Pariser Verträge, sie hätten in der Haupt sache den Zweck, Verhältnisse zu schaffen, wie sie ein Friedensvertrag schaffen densvertrag nicht um den Abschluß eines Vertrages zwischen einem Teil der Mächte der Antihitlerkoalition mit der DDR gehe, sondern um die Einberufung einer Friedenskonferenz, auf der mit beiden deutschen Staaten ein Friedensvertrag ge schlossen wird, und darum, daß sich beide deutschen Staaten über die Fragen einigen, die eine Friedensregelung und die Wieder vereinigung betreffen. Auf das Argument eingehend, solche Verhandlungen müßten auf Grund der un terschiedlichen Gesellschaftsordnungen er gebnislos verlaufen, erklärte er: Aber auch dieses Argument sticht nicht. Beim Friedensvertrag geht es nicht um die Gesellschaftsordnung, es gebt nicht um die Abschaffung des Kapitalismus in der Bun desrepublik. aber selbstverständlich auch nicht um die Abschaffung der sozialisti schen Ordnung in der Deutschen Demokra tischen Republik. Es geht um die Sicherung des Friedens in ganz Deutschland. Sie ist möglich, wenn zwischen beiden deutschen Staaten eine Verständigung auf der Grund lage der Prinzipien der friedlichen Koexi stenz erfolgt. Wir denken nicht daran, uns zu isolieren Herr Adenauer fürchtet insbesondere, daß der Friedensvertrag dem deutschen Militarismus Schranken setzt. Er wendet sich gegen das sowjetische Memorandum über die Frage des Abschlusses ’ eines Friedensvertrages mit Deutschland und die Regelung des Westberlinproblems, weil in ihm, wie er behauptet, immer Widder ge sagt wird, „was damals beim Ausgang des Krieges mit unseren Verbündeten gegen uns vereinbart worden sei, müsse jetzt durchgeführt werden, dann werde wieder Frieden in der Welt sein.“ Wenn Worte einen Sinn haben, so gibt Adenauer mit dieser Polemik gegen das sowjetische Me morandum zu, daß die Abrüstung und Ent militarisierung in Westdeutschland nicht durchgeführt wurden. Die Grundprinzipien der alliierten Vereinbarungen richteten sich gegen die Fortdauer des Nazismus und ge gen den Militarismus. Sie lagen also im In teresse des ganzen deutschen Volkes. Adenauer hat mit seiner Feststellung, daß in Westdeutschland nichts durchge führt wurde, was beim Ausgang des Krie ges unter den Alliierten vereinbart wurde, auch der ganzen westlichen Argumentation hinsichtlich Westberlins den Boden ent zogen. Die Westmächte behaupten, in Westberlin Sonderrechte zu haben, die aut ein Abkommen vom 12. September 1944 zu rückgehen. Dieses Protokoll regelte die Verteilung der Besatzungszonen in Deutschland und die Verwaltung von Großberlin. In seiner Einleitung wird ge sagt, daß die Vertreter der UdSSR, der USA und des Vereinigten Königreiches von Großbritannien hinsichtlich der Erfüllung des Artikels 11 des Dokumentes über die bedingungslose Kapitulation zu dem Über Um die Lebensfragen der deutschen Nation ging es in den Gesprächen, die nach jedem Auf- tritt vom „Rat der Spötter“ in Marburg zwischen Leipziger und Marburger Studenten geführt wurden. einkommen über die Besatzungszonen und die Verwaltung Großberlins gelangt sind. Es gab aber keine bedingungslose Ka pitulation für Großberlin, genauso wenig wie es eine bedingungslose Kapitulation etwa für die damalige amerikanische oder sowjetische Besatzungszone gab. Das Doku ment über die bedingungslose Kapitulation galt also für Deutschland, und sein Arti kel 12 verpflichtete die UdSSR, die USA und Großbritannien, solche Maßnah men zu treffen, einschließlich der völ ligen Abrüstung und Entmilitarisierung Deutschlands, die für den künftigen Frie den notwendig sind. Diese Verpflichtung haben die Westmächte gröblich verletzt, wie die Wiedereinführung der Wehrpflicht, die Atomaufrüstung und die militaristi schen und revanchistischen Aufmärsche in Westdeutschland beweisen. Sie haben sich damit die völkerrechtliche Grundlage für ihre Anwesenheit in Westberlin und die Ansprüche, die sie in diesem Zusammen hang gegenüber der Deutschen Demokrati schen Republik erheben, selbst entzogen. Das ist gewissermaßen die völkerrechtliche Sachlage. Wir wollen den Frieden für unser Volk und den Frieden Europas sichern. Darum 'wollen wir einen Friedensvertrag mit Deutschland, das heißt mit beiden deut schen Staaten. Wir werden ihn aber auch, falls Bonn und die Westmächte einen ein heitlichen deutschen Friedensvertrag sabo tieren, allein abschließen. Alle Überreste des zweiten Weltkrieges werden dann ver schwinden. Soweit andere Staaten unsere Straßen, unsere Eisenbahn, unsere Wasser wege und unseren Luftraum benutzen wol len, werden sie dann wohl oder übel über kurz oder lang mit der Deutschen Demo kratischen Republik Verträge abschließen müssen. Wir denken gar nicht daran, uns zu isolieren. Wir sind bereit, den Verkehr, die wirtschaftlichen und kulturellen Bezie hungen zwischen unserer Republik und allen anderen Staaten, natürlich auch Westdeutschland, möglichst zu entwickeln. Die Deutsche Demokratische Republik ist der erste deutsche Friedensstaat. Sie läßt sich in ihren Beziehungen zu allen Staa ten von den Grundsätzen der friedlichen Koexistenz und von dem Bestreben leiten, die Freundschaft zwischen den Völkern zu entwickeln. Wir sind gewiß, daß diese Po litik des Friedens und der Freundschaft über die Politik der Revanche und der Aggression den Sieg davontragen wird. Dafür bürgt uns das neue Kräfteverhält nis in der Welt, die unüberwindliche Stärke des sozialistischen Lagers, und die wachsende Macht der Friedenskräfte in der Welt. MARGI NALIEN Erschüttertes Selbstvertrauen Daß unsere Epoche die Umwälzung vom Kapitalismus zum Sozialismus zum Inhalt hat, dafür bietet das Weltgeschehen so viel handfeste Tatsachen, daß wir uns nicht erst durch die „Zürcher Neue Zeitung“ überzeugen lassen müßten. Aber wenn von so unerwarteter Seite der unaufhaltsame Vormarsch des Sozialis mus und seiner anziehenden Ideen beschei nigt wird, dann freuen wir uns zusätzlich, daß diese Bescheinigung gewissermaßen un freiwillig ausgestellt wird, daß sie von einem Horizont vom Umfang etwa eines Schweizer Käslis aus gewonnen wurde und dazu von antikommunistischer Betrüb nis leicht umflort ist, verleiht der Sache besonderen Reiz. Es geht um den Austausch von Studen ten zwischen Schweiz und Sowjetunion („Neue Zürcher Zeitung“ Vom 18. Mai 1961). Und der Schreiber — unterzeichnend als G. P. G. — enthüllt folgende Erkenntnis: „Für die freie Welt ist ein Austausch von Studenten immer zwecklos, meistens aber auch schädlich.“ Die Schweizer Studenten in der Sowjetunion betreffend hält G. P. G. die Erwartung für „naiv“, daß diese „an den dortigen Universitäten als Pro- pagatoren die Idee der Freiheit wirksam vertreten“ könnten Und die sowje tischen Student-: n in der Schweiz betref fend, erklärt der Nachfahr Wilhelm Teils: „Oder erwartet man, daß sie sich von unse ren demokratischen Einrichtungen und so zialen Errungenschaften beeindrucken las sen? Lächerlich!“ Keine Beunruhigung, Herr G. P. G., wir lachen ja schon. Und wo Sie recht ha ben, da haben Sie recht. Dieser „sozialen Errungenschaften“ zwei fellos selbst nicht ganz sicher, rät die „Neue Zürcher Zeitung“ von einem die Grundfesten der Schweizer Alpen erschüt ternden Studentenaustausch ab. Die Zür cher Zeitungsleute sind auch zum Grund des Geheimnisses der weltweiten Erfolge des Sozialismus vorgestoßen. Nämlich: „In Sachen Werbung, Tarnung und Täuschung sind die Sowjet; Meister." Durch die anti kommunistische Brille gefärbt, werden die tiefen sozialen Umwälzungen in der Welt für die NZZ zu Werbefeldzügen,' zur Sache der Reklamebranche wie für Coca-Cola oder Kaugummi, Von solcher Geschichts auffassung läßt sich allerdings keine Attraktivität erwarten. Aber G. P. G und Co. halten sich für die Weltweisen. Die Engländer z. B. be kommen eins ausgewischt, weil sie — „naiv“ genug — sogar 140 (!) Studenten mit der Sowjetunion austauschen; ja, der bri- tischeLöwe bekommt einen arrogant-faschi stischen Fußtritt direkt auf die Schwanz quaste: „Die Briten haben auch bei Hitler- lange Zeit gebraucht, um deren wahren Sachverhalt zu erkennen.“ Dank der NZZ und Herrn G. P. G. sind die Schweizer schneller im Bilde - nämlich über die Meisterschaft ihrer reaktionären Presse „in Sachen Werbung, Tarnung und Täu- schung." —nn Universitätszeitung, Nr. 26, 27. 6. 1961, S. 3
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)