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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 5.1961
- Erscheinungsdatum
- 1961
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196100005
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19610000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19610000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 5.1961
-
- Ausgabe Nr. 1, 3. Januar 1
- Ausgabe Nr. 2, 10. Januar 1
- Ausgabe Nr. 3, 17. Januar 1
- Ausgabe Nr. 4, 24. Januar 1
- Ausgabe Nr. 5, 31. Januar 1
- Ausgabe Nr. 6, 7. Februar 1
- Ausgabe Nr. 7, 14. Februar 1
- Ausgabe Nr. 8, 21. Februar 1
- Ausgabe Nr. 9, 28. Februar 1
- Ausgabe Nr. 10, 7. März 1
- Ausgabe Nr. 11, 14. März 1
- Ausgabe Nr. 12, 21. März 1
- Ausgabe Nr. 13, 28. März 1
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- Ausgabe Nr. 19, 10. Mai 1
- Ausgabe Nr. 20, 16. Mai 1
- Ausgabe Nr. 21, 25. Mai 1
- Ausgabe Nr. 22, 30. Mai 1
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- Ausgabe Nr. 24, 13. Juni 1
- Ausgabe Nr. 25, 20. Juni 1
- Ausgabe Nr. 26, 27. Juni 1
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- Ausgabe Nr. 29, 18. Juli 1
- Ausgabe Nr. 30, 25. Juli 1
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- Ausgabe Nr. 32, 8. August 1
- Ausgabe Nr. 33, 15. August 1
- Ausgabe Nr. 34, 22. August 1
- Ausgabe Nr. 35, 29. August 1
- Ausgabe Nr. 36, 5. September 1
- Ausgabe Nr. 37, 12. September 1
- Ausgabe Nr. 38, 19. September 1
- Ausgabe Nr. 39, 26. September 1
- Ausgabe Nr. 40, 4. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 41, 11. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 42, 18. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 43, 25. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 44, 1. November 1
- Ausgabe Nr. 45, 8. November 1
- Ausgabe Nr. 46, 16. November 1
- Ausgabe Nr. 47, 23. November 1
- Ausgabe Nr. 48, 30. November 1
- Ausgabe Nr. 49, 7. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 50, 14. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 51/52, 21. Dezember 1
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Band
Band 5.1961
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Alle für den Kampf um den Friedens vertrag gewinnen! Aus dem Diskussionsbeitrag von Heinz Schmidt, Stellvertreter des Ersten Sekretärs der Universitäts Parteileitung, auf der Universitätsdelegiertenkonferenz der Gewerkschaft Wissenschaft Um was geht es gegenwärtig in unserer gesamten Arbeit? Es geht darum, daß wir unsere ganze Kraft dafür einsetzen, den Frieden zu erhalten. Das ist unser gemein sames Anliegen. An dieser Aufgabe, das muß jedem klar sein und jedem geduldig klargemacht werden, können und müssen alle Angehörigen der Karl-Marx-Univer sität mitarbeiten. Es gilt, unsere ganze Kraft aufzubieten, den Militarismus in Westdeutschland zu schlagen. Er kann ge schlagen werden, wenn wir erstens einen wirklichen Kampf um den Abschluß eines Friedensvertrages führen und zweitens mit aller Kraft an unserem Arbeitsplatz für die Festigung der Republik arbeiten. Dabei kommt es in allererster Linie dar auf an, dafür einzutreten, daß mit beiden deutschen Staaten der Friedensvertrag ab geschlossen wird. In diesem Zusammen hang wird die Frage gestellt, kann diese Zielstellung verwirklicht werden, haben Wir in Westdeutschland schon solch eine Bewegung, die den Kampf um den Frie densvertrag wirkungsvoll führt. Es gibt in Westdeutschland große Unsicherheit, Unzu friedenheit, Zweifel und Angst bei breiten Teilen der Bevölkerung gegenüber der Politik der Bonner Ultras. Die Mehrheit der Sozialdemokratie, der Gewerkschaften sowie die Mehrheit des Bürgertums sind für ein neutrales Deutschland. Diese Dif ferenzierung müssen wir beachten, und daran ist im Kampf um den Abschluß eines Friedensvertrages anzuknüpfen. Es geht darum, zu erkennen, daß alle west deutschen Bürger, außer den Ultras — also einige wenige, die mit aller Kraft auf einen Krieg hinarbeiten — für den Ab schluß eines Friedensvertrages gewonnen werden können. Das kann aber nur durch die Schaffung einer wirklichen Kampfatmosphäre erreicht werden. Das ist die erste Aufgabe. In der Deutschen Demokratischen Republik, in jedem Betrieb und auch an der Universi tät müssen wir durch Einbeziehung aller Menschen eine solche Atmosphäre haben Und nach Westdeutschland ausstrahlen. Dabei muß klar sein, was der Abschluß eines Friedensvertrages mit beiden deut schen Staaten dem deutschen Volk bringt. Durch den Abschluß eines Friedensver trages, so wie ihn die Sowjetunion 1959 vorgeschlagen hat, würde die Kriegsgefahr beseitigt werden. Die Atom- und Raketen bewaffnung der westdeutschen Armee würde gestoppt und durch die Fixierung der bestehenden Grenzen würde jedem Revanchismus der Boden entzogen. Außer dem könnte die Lage in Westberlin norma lisiert und dadurch ein Kriegsbrandherd beseitigt werden. Darüber hinaus würde der Artikel 2 des Sog. Deutschlandvertrages der Westmächte außer Kraft gesetzt und Westdeutschland könnte seine volle Souveränität erhalten. Das heißt, der Abschluß eines Friedens vertrages würde dazu beitragen, in West deutschland friedliche Verhältnisse zu schaffen. Das wäre der erste Schritt zur Wiedervereinigung. Der Friedensvertrag würde allen Men schen in Deutschland Vorteile bringen. Er ist für alle gut, außer einigen Ultras, die im Interesse des deutschen Volkes un schädlich gemacht werden müssen. Untrennbar damit verbunden ist der Bei trag, den jeder einzelne von uns zur Festi gung der Deutschen Demokratischen Repu blik leisten kann. Das 12. Plenum des ZK unserer Partei hat die Lage umfassend analysiert und gezeigt, was wir in den ver gangenen Jahren erreicht haben. Wir haben in den letzten Jahren sehr große Fortschritte gemacht. In der Industriepro duktion wurde von 1958—1960 eine Steige rung von 21 Prozent erreicht. Die Waren bereitstellung wurde im gleichen Zeitraum Um 18 Prozent erhöht. Der Pro-Kopf-Ver brauch der Bevölkerung ist ebenfalls syste matisch gestiegen. 1958 wurden je Kopf der Bevölkerung für 2194 DM Waren ge kauft, 1960 für 2614 DM und für 1961 ist eine Steigerung auf 2733 DM geplant. Die Warenbereitstellung an Fleisch, Butter, Käse und Milch, tonnenmäßig gesehen, ist in den vergangenen Jahren ebenfalls syste matisch, und das nicht unwesentlich, ge stiegen. Zahlen dazu wurden ebenfalls auf dem 12. Plenum genannt. Wenn wir uns diese Entwicklung betrachten, so wird deutlich, daß sich trotz vorhandener Schwie rigkeiten die Deutsche Demokratische Re publik weiter gefestigt hat, daß sie stärker geworden ist und daß sich auch das Leben jedes einzelnen verbessert hat. Wir wer den auch in den nächsten Jahren weiter vorankommen. Zeitweilig auftretende Schwierigkeiten können durch unsere An- strengungen überwunden werden. Man muß sich gegen eine solche Auffas sung wenden, die den Aufbau des Sozia lismus als einen unkomplizierten und reibungslosen Prozeß 'betrachtet. Daraus ergeben sich falsche Einschätzungen, wie wir sie z. B. in einigen Diskussionen zu Versorgungsfragen erlebt haben. Ich habe Zahlen genannt, die zeigen, wie lächerlich die Faselei der westdeutschen Militaristen von der Verschlechterung der Lebenslage bei uns ist. Trotz ihrer Voraussagen, daß unsere Wirtschaft kurz vor dem Zusam menbruch stehe, hat sie sich ständig ge festigt und weiterentwickelt. Dabei müssen wir sehen, daß wir mit der Befriedigung der schnell wachsenden Bedürfnisse nicht so schnell nachkommen. Bei Vergleichen zwischen der DDR und Westdeutschland dürfen wir nicht formal verfahren, wir müssen den Charakter un serer Schwierigkeiten richtig einschätzen. Dazu ist ebenfalls auf dem 12. Plenum sehr klar gesprochen worden. Es wurde z. B. auf die Entwicklung von Arbeitspro duktivität und Durchschnittslohn hinge wiesen. Dieses Verhältnis ist nicht in Ord nung. Der Lohn ist schneller gestiegen als die Arbeitsproduktivität, so daß dem ver dienten Geld in nicht genügendem Um fange und Sortiment Waren gegenüber stehen. Auch im I. Quartal 1961 haben wir noch keine entscheidende Wendung herbeiführen können. Das wirkt sich bei spielsweise auch auf den Verbrauch von Butter aus. Dabei wird zuweilen formal mit West deutschland verglichen und darauf verwie sen, daß in Westdeutschland Butter im Laden in jeder Menge gekauft werden könne. Aber wir verbrauchen je Kopf der Bevölkerung im Jahr sechs Kilogramm mehr als der Westdeutsche. Wir müssen auch sehen, daß trotz zeitweiliger Schwie rigkeiten der Butterverbrauch weiter an steigt. Der Butteranteil am Fettverbrauch insgesamt gesehen ist in den letzten Jahren laufend größer geworden. 1958 hatten wir einen Butteranteil am Fettverbrauch von 43 Prozent, 1960 aber von 65 Prozent. Und an diesem Problem zeigt sich, daß durch die Politik unserer Regierung die Lebens lage der Masse der Bevölkerung besser ge worden ist. Ferner muß beachtet werden, daß zwi schen den Ergebnissen unserer Arbeit, z. B. der Erfüllung von Exportaufträgen und dem Stand der Planerfüllung und Milch, Fleisch und Butter einerseits und den Mög lichkeiten des Verbrauchs andererseits ein direkter Zusammenhang besteht. Die Ge werkschaft hat die Aufgabe, mit allen Mitgliedern über diese Dinge zu sprechen und ihnen zu erläutern, wie notwendig es ist, sich aktiv und kämpferisch einzusetzen. Vor allem ist die Auffassung zu überwin den, daß sich der Sozialismus im Selbst lauf entwickelt. Von unserer Arbeit hängt es ab, wie sich unser Leben gestaltet. Zu einer Verbesserung unseres Lebens und zur Festigung der Republik tragen in gro ßem Maße unsere Ergebnisse in Lehre, Forschung und Erziehung bei. Sehr deutlich wird der Zusammenhang zwischen dem Kampf um den Abschluß eines Friedensvertrages und der Festigung der Deutschen Demokratischen Republik an der Aufgabe, unsere Republik gegen alle Störversuche der westdeutschen Milita risten zu sichern. Das geht auch uns an, und es sind schon eine ganze Anzahl schö ner Erfolge zu verzeichnen. Es gilt über all konkrete Festlegungen zu treffen, um zu verhindern, daß in unserer Forschungs- und Lehrtätigkeit Schaden entsteht. Darauf sollte sich auch die Gewerkschaft konzen trieren. Eine weitere wichtige Aufgabe besteht darin, alle Reserven an der Universität zu erschließen, und dafür zu sorgen, daß mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln größter Nutzen erreicht wird. Auch hier gibt es gute Beispiele. Wir bleiben jedoch noch nicht systematisch und kontinuierlich an dieser Aufgabe, und wir haben auch noch nicht bei jedem Kollegen eine rich tige Einstellung zur Sparsamkeit erreicht. Gute Beispiele vermittelt uns die Ausstel lung über die Neuererbewegung. Insgesamt gesehen geht es darum, die Verbindung zwischen der Leistung am Ar beitsplatz, dem Lebensstandard und dem Kampf um die Erhaltung des Friedens je dem Universitätsangehörigen deutlich zu machen und dadurch die Bereitschaft zu erhöhen, sich mit der ganzen Person in den Dienst unserer großen gemeinsamen Sadie zu stellen. Neues Unternehmen uBarbarosso” wäre neues, tödliches Fiasko Vor 20 Jahren, am 22. Juni 1941, begannen Hitler und seine Ge nerale, von denen zahlreiche jetzt die Söldner Bonns kommandie ren, ihren verbrecherischen Überfall auf die Sowjetunion. Die Ar beiter, Bauern und das ganze sowjetische Volk aber sorgten dafür, daß diesem 22. Juni der 19. November 1942 folgte, der Tag, an dem in der Stalingrader Schlacht der Gegenangriff der Roten Armee be gann, und der 8. Mai 1945, der Tag, an dem der Krieg in der Stadt zu Ende ging, von der er ausgegangen war. Unser Bild: Sowjetische Partisanen. Entnommen aus Brechts „Kriegsfibel" Professoren wollen keine Raketen Neun Professoren der Würzburger Uni versität haben sich in einem Brief an den USA-Präsidenten Kennedy gewandt und gegen die geplante Anlage einer Raketen basis in der Nähe Würzburgs protestiert, meldet AP. Literatur zum Friedensvertrag schnell zur Hand Auf Vorschlag der Genossen Luft und Scholz in der Universitätsbibliothek wird — zunächst für Zwecke der Auskunft — eine Bibliografie über die Bestände der UB zu Fragen des Friedensvertrages mit Deutsch land und anderen damit zusammenhängen den Fragen, wie Potsdamer Abkommen, Westberlinproblem, Abrüstung usw., zu sammengestellt. Dabei wird die Literatur von 1945 bis 1961 erfaßt. Die in Frage kom mende Literatur wird außerdem als Son dergebiet in einem Regal im Lesesaal auf gestellt. Damit soll allen Interessenten, be sonders den Wissenschaftlern. Studenten sowie den Funktionären der Partei und der Massenorganisationen, eine wirksame Hilfe im Kampf um den Abschluß eines Frie densvertrages gegeben werden. Mit den Ar beiten an der Bibliografie wurde bereit« am 16. Juni begonnen. Allen Menschen unseres Bereichs wollen wir den Weg zum Friedensvertrag zeigen Wir begrüßen die Memoranden der So wjetregierung und sehen in ihnen ein Maximum an gutem Willen, alle Kon flikte in der Welt durch Verhandlungen zu lösen. Das Memorandum über die Frage des Abschlusses eines Friedensvertrages mit Derutchland und die Regelung des Westberlinproblems bietet eine reale Handhabe, dem deutschen Volk endlich seinen ihm schon lange zustehenden Frie- densvertrag zu geben, und damit den Kräf ten des Krieges in Westdeutschland end gültig das Handwerk zu legen. Wir soli darisieren uns auch mit der Erklärung der Repräsentanten des politischen Lebens der DDR. Wir verstehen insbesondere die Aus führungen des Genossen Walter Ulbricht auf der großen Pressekonferenz als Appell an alle Genossen, Kollegen und Freunde, die Diskussion um die ureigensten Pro bleme unseres Volkes begeistert und sach lich zu führen. Wir wollen die restlichen Wochen des Semesters nutzen, um in unserem Bereich mit allen Menschen über die reale Per spektive zu sprechen, die unserem Voll» gegeben ist. Wir wollen in diesem Sinne unsere Verbindung zu westdeutschen Pa trioten ausnutzen. Wir wollen vor allem die Sommerlager so vorbereiten, daß un sere Studenten unter der Landbevölkerung überzeugend unsere gute Sadie vertreten können. Wir sind überzeugt, daß wir bei großer Anstrengung auch in unserem Bereich dazu beitragen können, allen Menschen Klarheit über den Weg zu verschaffen, den unser Volk gehen muß, und an dessen Ende der Friedensvertrag stehen wird. Parteiorganisation Germanisten/Anglisten Ein Maximum an gutem Willen Professor D. Emil Fuchs: Im Begriff nach Prag abzureisen, wo ich an der Allchrist lichen Friedenskonferenz teilzunehmen ge denke, lese ich noch in der Zeitung die Memoranden der Sowjetunion zum Frie densvertrag und zur Einstellung der Kern waffenversuche. Das ist mir wie ein Gruß der Hoffnung für unser Werk in Prag. Mögen der Wille zur Verständigung und die klare Beurteilung der Wirklichkeit, die aus diesen Denkschriften sprechen, in der Welt immer stärker werden, mögen sich die Ohren öffnen und möge so der Wille und die Möglichkeit, zum Frieden zu kom men, geschaffen werden. Professor Dr. Norbert Aresin: Es ist höchste Zeit, einen Friedensvertrag mit bei den deutschen Staaten abzuschließen. Ich bin der Ansicht, daß dieses Memorandum eine wirkliche Freizügigkeit und Möglich keit der Verständigung zwischen beiden deutschen Staaten schafft. Es läßt bei gutem Willen so viele Möglichkeiten zu, daß es in keinem Falle als irgendwelche Be drohung, sondern als die schon lange fäl lige Bereinigung dieses für beide deutsche Staaten nicht mehr sinnvollen Verhältnis ses anzusehen ist. Gerade seine vielen Möglichkeiten entkleiden dieses Memoran dum jeder Drohung. Das blonde Mädchen mit den hellgrauen lustigen Augen, das tagtäglich zu denen gehört, die in den frühen Morgenstunden am Karl-Marx-Platz aus der Straßenbahn der Linie 4 steigen, das neben ihrer Freun din an der grünleuchtenden Ampel .vorbei über die Straße geht, in die Ritterstraße einbiegt und im Geschwister-Scholl-Haus in einem Hörsaal Platz nimmt, hat den selt sam schönen Vornamen Solweig. Solweig Schubert ist eine Studentin, wie tausend andere an unserer Universität, wie tausend Und Millionen andere in Europa und an den Universitäten der ganzen Welt. Viel leicht ein wenig hübscher als andere, viel leicht ein wenig unbekümmerter, vielleicht noch fleißiger als manch eine, oder auch jünger. Das junge Mädchen, das mit einer beigefarbenen Strickjacke und einem adret ten blauen Rock in der Vorlesung sitzt, studiert an unserer Universität Wirtschafts wissenschaften. Sie ist erst im zweiten Se mester, ein junges Mädchen unter lauter jungen Menschen. Solweig Schubert hat wie alle jungen Menschen unseres sozialistischen Deutsch land wenig Veranlassung, trübsinnig ihrer Kindheit, ihrer bisherigen Jugend nachzu hängen. Alles liegt so einfach auf der Hand, ein selbstverständliches Leben einer glücklichen Generation, und alles liegt in der Zukunft vor ihr ausgebreitet: der künf tige Beruf als Binnenhandelsökonom, das Leben in der sozialistischen Gemeinschaft und die Liebe. Solweig wurde im Jahre 1941, drei Mo nate nach dem Überfall der Hitlerbanden auf die Sowjetunion, geboren. Als der Krieg zu Ende war, trippelte die kleine Solweig als Dreijährige in Königsbrück bei Dresden durch die Straßen. Damals endete eine Das Mädchen Solweig und der Friedensvertrag deutsche Tragödie, und sie endete doch nicht, weil in einem Teil Deutschlands die Verbrecher nicht ausgemerzt wurden. Und so wuchs Solweig heran und be suchte in Wittenberg-Piesteritz unsere Schule, sang dort im Pionierchor Lieder vom Frieden und vom Sozialismus, träumte als Oberschülerin von Glück und Liebe wie alle jungen Mädchen, liebte Tanzmusik und besuchte das Theater, tanzte in der Tanz gruppe und bewarb sich für das Studium. Und nun liegt da frühmorgens die Zei tung vor der Studentin wie jeden Tag, und ihre Freundin Ingrid Stolle, mit der sie zu sammen in einem Studentenzimmer im Leipziger Osten wohnt, zeigt ihr die Schlag zeile: „Memorandum der Sowjetregierung zum Friedensvertrag. Unverzüglich Frie densvertrag abschließen“ — Schlagzeilen, die in ähnlicher Weise in den letzten Jah ren oft in unserer Zeitung zu lesen waren. Solweig, die an ihre Vorbereitung auf das Seminar dachte, hat dieser Zeitung vielleicht zuerst keine besondere Bedeu tung beigemessen. Ein Friedensvertrag? Na schön. Ob das so bedeutend für mich ist? Schließlich war schon oft davon die Rede. Ich bin jung, interessiere mich für mein Studium, muß noch Russisch-Vokabeln ler nen, möchte heute abend ins Kino gehen, möchte Victor Hugos „Die Elenden“ weiter lesen, schaue auch heute wieder ungeduldig, ob der Liebste aus Dresden geschrieben hat. Doch am Abend dann, wenn der Tag überdacht wird, im Gespräch mit Ingrid, nach dem gründlichen Lesen der Zeitung, kommen die Fragen und die Antworten. Solweig liest von den tollwütigen Atom bombenschreien eines alten, aber gefähr lichen Mannes in Westdeutschland, sie hört von Revanchistenaufmärschen und davon, daß man sie von ihrem Staat, der ihr die Möglichkeit des Studiums gibt, „befreien“ will. Und sie weiß trotz ihrer Jugend oder vielleicht gerade wegen ihr schon längst von der Drohung, die von den westdeut schen Menschenfeinden, von ihren Feinden, auch auf ihr liegt. Das sind dann die Stun den, an denen es nützlich ist, seine Jugend zu bemessen, sein Glücklichsein zu empfin den, seine Geborgenheit in einer Gesell schaftsordnung zu durchdenken, die den Frieden zu ihrem höchsten Postulat erho ben hat. Solweig fühlt sich wohl im Kreis ihrer Seminargruppe, mit Eifer versucht sie das Studium zu bewältigen, auch wenn es ihr am Anfang schwer fiel. Im Praktikum ar beitete sie in verschiedenen Konsumver kaufsstellen ihrer Heimatstadt, und nun schwört sie auf das Fach Warenkunde, weil sie weiß, wie dringend man es für den Be ruf als Binnenhandelsökonom braucht. „Von meinem künftigen Beruf bin ich begeistert“, sagt sie einfach, und auf den Sommer freut sie sich heute schon, weil sie dann mit ihrem Freund zelten fahren wird. Ein gewöhnliches junges Leben ist das Solweig Schubert und ihre Freundin Ingrid Stolle Foto: Drabe Leben der Studentin Solweig Schubert, ein Leben, wie man es tausendfach von an deren Studentinnen erzählen könnte, ein Leben des Lernens und des Jungseins und des Wissens um eine gesicherte Zukunft. naammaczmmecaazemmemmmumameuameusememamsmrmemamen In diesen Tagen spricht die Studentin Sol weig Schubert, sprechen alle ihre Kommi litonen in den Pausendiskussionen und Zei tungsschauen, in den Seminaren und vor den Wandzeitungen über den Friedensver trag mit Deutschland, darüber, wie die militaristischen Ultras in Westdeutschland eingedämmt werden können und müssen. Es ist gut, sich bei dieser Gelegenheit des persönlichen Lebens, der eigenen Wünsche und Hoffnungen zu erinnern. Solweig haßt den westdeutschen Milita rismus, weil sie ihr Leben liebt. Sie weiß von den verbrecherischen Revanchisten, die auch über ihrer Heimatstadt Wittenberg Atombomben werfen möchten, wenn ihnen nicht die Flügel beschnitten werden. Solweig möchte in einem friedlichen Deutschland leben, in einem Deutschland ohne Militaristen und Faschisten, in einem Deutschland, das ganz — nicht nur in un serer Republik — all den Millionen Sol- weigs, Inges oder Claudias gehört, die fried lich ihrem Beruf nachgehen, ein glückliches Leben führen, Kinder haben möchten. Darum begreift diese Studentin die Frie densvertragsvorschläge der Sowjetregie rung und der DDR voller Aktivität für ihr Studium und ihr Leben. Man kann also auch an den Friedensver trag und an den Kampf gegen den west deutschen Militarismus denken — und es ist sogar gut, daran zu denken —, wenn man ein hübsches blondes Mädchen aus der Straßenbahn aussteigen sieht, wenn es selbstbewußt zum Studium geht. Millionen Menschen in ganz Deutschland gehen so durch ihre Straßen. Karl-Heinz Röhr Universitätszeitung, Nr. 25, 20. 6. 1961. S. 3
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