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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 5.1961
- Erscheinungsdatum
- 1961
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196100005
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19610000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19610000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 5.1961
-
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Band 5.1961
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W estberlin — Gefahrenherd Nr. 1 in Europa, Lage in Westberlin kann dritten Weltkrieg aus lösen, Westberlin ist das größte Agenten- und Spionagenest in Europa, so und ähnlich warn ten schon oft die Schlagzeilen der Zeitun gen unserer Republik und der sozialisti schen Länder. Besorgt blicken seit Jahren die friedliebenden Menschen nach Berlin und ebenso besorgt verfolgen sie die unheilvolle Politik der imperialistischen Mächte und ihrer deutschen Helfershelfer in den Berliner Westsektoren. Vom USA-Imperialismus ist dieser Stadt die Rolle einer Frontstadt zugedacht und die Westberliner und Bonner Politiker set zen alles daran, diese Politik zu verwirk lichen. Wie viele Zwischenfälle wurden hier schon provoziert, wie viele kritische Situationen geschaffen, die es den west lichen Besatzungsmächten ermöglichen sollten, ihre Panzer gegen die DDR ein zusetzen. Ebenso viele Provokationen sind an der Besonnenheit der staatlichen Or gane der DDR gescheitert. Aber weiter steht drohend im Raum, was der „Kurier“, das Blatt des Bonner Ministers Lemmer, am 13. August 1958 schrieb: „Einen Knall effekt zu produzieren, wäre hier sicherlich relativ leicht.“ Um einen solchen „Knalleffekt“ zu ver hüten, gaben die Regierungen de- Sowjet union und der DDR ihre Vorschläge zur Lösung der Westberlinfrage bekannt, ver suchen sie seit drei Jahren den Boden um zupflügen und für eine friedliche Nutzung urbar zu machen, auf dem das Unkraut der • faschistischen Kriegstreiber heute noch ge deihen kann. Eindeutige Rechtslage In der Feststellung über das Kontrollver fahren in Deutschland vom 5. 6. 1945, Punkt 1. heißt es: „Während der Zeit, in der Deutschland die sich aus der bedingungslosen Kapitulation er gebenden grundlegenden Forderungen erfüllt, wird in Deutschland die Oberste Gewalt von den Oberbefehlshabern . . . auf Weisung ihrer Regierungen ausgeübt, von jedem in seiner eigenen Besatzungszone und gemeinsam in allen Deutschlands als Ganzes betreffenden Angelegenheiten.“ (Gleichlautend: Potsdamer Abkommen: III — A I.) Ergänzend heißt es weiter: „Deutschland wird innerhalb seiner Grenzen für Besat zungszwecke in vier Zonen aufgeteilt . . .“ Berlin wurde also nicht aus der sowjeti schen Besatzungszone herausgelöst, son dern blieb Bestandteil der sowjetischen Besatzungszone und damit unter der Ober sten Gewalt der Sowjetunion. Das zeigte sich auch darin, daß z. B. die Reichsbahn und das Wasserstraßennetz in ganz Berlin weiterhin unter sowjetischer Verwaltung blieben. Die Westmächte erhielten lediglich das Recht der Beteiligung an der Besetzung Berlins. In Punkt 2 der Feststellung über die vier Besatzungszonen wird dazu aus geführt: „Das Gebiet von Groß-Berlin wird von Truppen einer jeden der vier Mächte besetzt. Zwecks gemeinsamer Leitung der Verwaltung wird eine interalliierte Be hörde errichtet . . Die Stellung von Berlin wird auch durch vorherige Festlegungen umrissen, so z. B. durch das „Protokoll über die Bildung der Besatzungszonen in Deutschland und die Verwaltung von Groß-Berlin“ vom 12. 9. 1944. Auf die Festlegungen in diesem Protokoll geht übrigens auch die Zurück ziehung amerikanischer Truppen aus West sachsen, Thüringen und Westmecklenburg zurück, von der die westliche Journaille oftmals behauptet, daß sie als Kompensa tion für Berlin geschehen sei. Die Alliierten haben bei der bedingungs losen Kapitulation Hitlerdeutschlands die Pflicht übernommen, die Kräfte des Krie ges in Deutschland endgültig auszuschal ten und eine friedliche demokratische Ent wicklung in ganz Deutschland zu sichern. Deutschland sollte dabei ein wirtschaft liches Ganzes bleiben. Daraus ergibt sich, daß Berlin die Hauptstadt blieb und daher Sitz des Kontrollrates wurde. Daraus er gibt sich auch, daß Berlin gemeinsam ver waltet und besetzt wurde und die Alliierte Kommandantur als Berliner Vollzugs organ des Kontrollrates gebildet worden ist. Alle diese Maßnahmen änderten nichts daran, daß Berlin im Besatzungsgebiet der Sowjetunion lag. Die Alliierte Kommandantur erklärte bei ihrem ersten Zusammentritt am 11. Juli 1945, daß alle vom sowjetischen Kommandanten bisher getroffenen Maß nahmen in Kraft bleiben. Nach anfäng licher fruchtbarer Zusammenarbeit began nen jedoch die englischen und amerikani schen Kommandanten Sondermaßnahmen für ihre Besatzungssektoren durchzuführen: Antifaschistische Leiter Westberliner Be triebe wurden abgesetzt und zurück gekehrte frühere faschistische Betriebslei ter wieder in Amt und Würden gebracht; die Einheit der Berliner Polizei wurde zer stört; eine sogenannte „Deutsche Verwal tungsgruppe“ wurde im britischen Sektor gebildet; Gründung sogenannter unabhän giger Tageszeitungen („Tagesspiegel“, „Te legraph“, „Der Abend“ u. a.) usw. Mit dieser Entwicklung Hand in Hand ging in Berlin der Terror gegen die Arbei tereinheit, bei dem die Klingelhöfer, Swo- linsky, Scharnowski und andere ihre west lichen Auftraggeber tatkräftig unterstütz ten. Sie inszenierten eine sogenannte Ur abstimmung gegen die Vereinigung der beiden Arbeiterparteien, brachten jedoch keine neun Prozent der Stimmen aller So zialdemokraten in ganz Berlin gegen die Vereinigung bzw. Zusammenarbeit von KPD und SPD zusammen. Jetzt vollzogen sie die offene Spaltung der Berliner SPD- Organisation und gründeten am 7. 4. 1946 eine „neue“ SPD. Im Mai 1948 wurden dann auch die einheitlichen Gewerkschaf ten durch die Gründung der UGO und die Schließung der FDGB-Büros in den West sektoren gespalten. Die fortbestehende Spaltung der Arbei terbewegung in einem Teil Berlins nützte nur der deutschen und internationalen Reaktion. Klingelhöfer schrieb damals pro vokatorisch im „Tagesspiegel“: „Seit dem 7. April 1946 ist Berlin Brückenkopf ge worden.“ Bruch des Potsdamer Abkommens im Interesse der Monopole Nachdem sie diese „Voraussetzungen“ geschaffen hatten, gingen die westlichen Spalter zum offenen Bruch des Potsdamer Abkommens über. Dafür seien nur einige Beispiele angeführt: Im Berliner Stadtparlament wurde bei einer bestehenden Zweidrittelmehrheit der Arbeiterparteien im Frühjahr 1947 das Konzernenteignungsgesetz mit 118 von 130 Stimmen beschlossen. Die westlichen Militärkommandanten als Vertreter aus ländischer Monopole stellten sich schüt zend vor das deutsche Monopolkapital und verweigerten diesem Gesetz in der Alliier ten Kommandantur ihre Zustimmung und verhinderten damit seine Inkraftsetzung. Gleichzeitig ließen die Westmächte in ihren Sektoren Berlins die Unternehmerverbände zu. Nach dem von den Westmächten pro vozierten Scheitern der Londoner Konfe renz Anfang 1948 und der Durchführung ihrer Seperatkonferenz rückten sie endgül tig vom Viermächtestatus in Deutschland ab. Die westlichen Vertreter im Kontroll ¬ rat betrieben eine Obstruktionspolitik, so daß dessen Tätigkeit im März 1948 zum Erliegen kam. Widerrechtliche Währung in Westberlin Der in Bildung begriffene Bonner Sepa ratstaat kam der vollständigen Spaltung Deutschlands durch seine Währungsreform einen Schritt näher. Am 18. 6. 1948 gaben die westlichen Militärkommandanten das schriftliche Versprechen ab, die neue Wäh rung in Westberlin nicht einzuführen. Be reits am 23. 6. brachen sie ihr Versprechen, die neue Währung wurde eingeführt. Selbst die Finanzsachverständigen der Westmächte mußten am 22. Juni 1948 ein gestehen, daß sie „volles Verständnis besit zen für die Argumentation der sowjeti schen Besatzungsbehörden, wonach es un möglich ist, in Berlin anderes Geld als in der sowjetischen Besatzungszone in Um lauf zu bringen, da Berlin im Zentrum dieser Zone fliegt und mit ihr durch wirt schaftliche Beziehungen aller Art verbun den ist.“ Nach Verhandlungen über diese Frage wurde von den Vertretern der vier Besat zungsmächte in Moskau am 30. August 1948 eine Direktive an die Oberbefehlshaber der Besatzungstruppen vereinbart, in der es u. a. heißt: ,,b) Die Deutsche Mark der Sowjetzone ist als die einzige Berliner Währung einzufüh- ren, und die westliche B-Mark ist in Berlin aus dem Umlauf zu ziehen. d) . . . Die Regelung des Geldumlaufes in Berlin hat durch die Deutsche Notenbank der Sowjetzone ... zu erfolgen . . .“ Damit haben die Westmächte anerkannt, daß ganz Berlin ein Bestandteil der sowje tischen Besatzungszone ist, daß es weder zu den Westzonen gehört, noch eine so genannte fünfte Zone darstellt. Es blieb jedoch bei der Unterzeichnung dieser Direktive. Ein Schritt zu ihrer Ver wirklichung erfolgte von den Westmäch ten nicht. Im Gegenteil: In den folgen den Monaten wird durch ihre Handlungs weise die Spaltung Berlins perfekt. Als am 30. 11. 1948 der damalige Magistrat von der Stadtverordnetenversammlung abgesetzt und ein provisorischer Magistrat unter Friedrich Ebert gebildet wurde, setzten die Spalter in Westberlin einen Separat magistrat ein, führten das Luftbrütken- unternehmen durch usw. Die Spaltung Berlins war perfekt. Adenauers Eingeständnis Aus der gesamten Entwicklung und aus den Dokumenten geht eindeutig hervor, daß Berlin zu dem Territorium der DDR (vorher der sowjetischen Besatzungszone) gehört und als Hauptstadt Deutschlands Sitz des Alliierten Kontrollrates war. Übrigens hat Adenauer selbst in einem völkerrechtlichen Dokument die Unzustän digkeit des Bonner Staates für Westberlin einräumen müssen, nämlich in dem 1958 mit der Sowjetunion abgeschlossenen Kon sularvertrag, der sich bekanntlich nicht auf Westberlin bezieht. Seit 1948 geht dann der Ausbau West berlins in eine „Frontstadt“ mit Riesen schritten weiter: Die Westmächte bauen ihre militärische Stellung in Westberlin aus; Westberlin wird zum hervorragenden Agenten- und Diversionsnest gegen die DDR und die sozialistischen Staaten; West- berliner Jugendliche werden zur Bonnei; NATO-Truppe eingezogen; in Westberlin finden Revanchistentreffen statt, damit wird die Brückenkopfstellung im Kalten Krieg betont usw. usw. In der Folgezeit hat sich mehrmals be wiesen, daß Westberlin von vornherein als Provokationszentrum gegen die DDR und die sozialistischen Staaten gedacht war; Die Ereignisse des 17. Juni 1953, die Ope rationspläne der NATO-Wehrmacht, die Flaggenzwischenfälle auf S-Bahnhöfen u. a. beweisen das. Damit erfüllt der militärische Ausbau Westberlins den zweifachen Zweck: die wirtschaftliche, politische und ideologische Festigung des Sozialismus in der DDR und den anderen sozialistischen Ländern zu stören und die geographische Lage West- berlins inmitten der DDR zu militärischen Zwischenfällen auszunutzen, welche die internationalen Beziehungen verschlech tern und zu einem atomaren Weltkrieg führen sollen. In den letzten Jahren hat sich immer deutlicher gezeigt, daß Westberlin gegen wärtig einer der größten Gefahrenherde für den Weltfrieden ist und zur Vertie fung vieler internationaler Spannungen führt. Die Lösung der Westberlinfrage ist also nicht nur ein lokales oder nationales, sondern zugleich ein internationales Pro blem. Obwohl die Rechtslage eindeutig ist; sind doch die Regierungen der DDR und der UdSSR bereit, echte Kompromisse zu schließen, wenn sie zur Entspannung der internationalen Lage führen. Die Lösung heißt: Freie Stadt Westberlin Die Vorschläge aus der Note vom 27. 11. 1958»sind auch im Entwurf eines Friedensvertrages der Sowjetunion vom 10. 1. 1959 aufgenommen. Von unserer Re gierung wurden ebenfalls Vorschläge in der gleichen Richtung gemacht. Der Kern punkt aller dieser Vorschläge ist, daß Westberlin bis zur Wiedervereinigung den Charakter einer selbständigen politischen Einheit erhält, und zwar einer entmilita risierten Freien Stadt mit eigener Regie rung, eigenem sozialen und staatlichen System Unter Garantie der vier Mächte und der DDR (evtl, unter Beteiligung der UNO), wie es jetzt erneut im sowjetischen Memorandum vorgeschlagen wurde. rt Damit würde den militaristischen und revanchistischen Kräften Westdeutschlands eine Provokations- und Aggressionsbasis entzogen. Folglich ergibt sich eine natür liche Wechselwirkung zwischen der Lösung des Westberlinproblems und der Frage des Friedensvertrages mit Deutschland. Grund sätzlich muß ein Friedensvertrag mit Deutschland dazu dienen, den westdeut schen Militarismus zu bändigen und das nationale Selbstbestimmungsrecht der Deutschen auch in Westdeutschland herzu stellen. Auf der Genfer Außenministerkonferenz wurde von den Westmächten die Notwen digkeit der Veränderung der anomalen Situation und des Abschlusses eines Frie densvertrages im allgemeinen anerkannt. Sie versuchen jedoch immer wieder, beide Fragen voneinander zu trennen. Welchen Wert kann jedoch ein Friedensvertrag haben, in dem nicht gleichzeitig getreu den Prinzipien der Antihitlerkoalition die Entschärfung der Atomzeitbombe Westber lin festgelegt ist? Wenn die Westmächte weiterhin in ihrer Starrheit verharren, wenn sie weder einen einheitlichen Frie densvertrag mit beiden deutschen Staaten, noch eine Friedensregelung auf der Grund lage zweier Verträge wollen, dann werden die Sowjetunion und alle in teressierten Staaten der Antihitlerkoali tion mit einem der existierenden deutschen Staaten — mit unserer Republik — den Friedensvertrag abschließen. Damit werden auch die Besatzungsrechte in Westberlin erlöschen. Die Westmächte müssen dann ihrerseits schleunigst verhandeln, um sich aus der für sie unangenehmen Brük- kenkopf-Klemme herauszuziehen. Diese von der UdSSR und der DDR un terbreiteten Vorschläge entsprechen voll und ganz der Notwendigkeit und können sicherlich mit befristeten Zwischenlösungen erreicht werden. Dieser Vorschlag legt zu gleich auch die Perspektiven Westberlins klär: Westberlin wird entmilitarisiert: a) Das Besatzungsregime wird aufge hoben (mit seiner Oberhoheit über die Ber liner Polizei); b) Die Errichtung militärischer Anlagen, Rüstungsproduktion, Lagerung von Atom waffen, die Dienstleistung Westberliner in militärischen Formationen ist verboten; c) Militaristische und revanchistische Verbände, das Auftreten von Kriegsver brechern, Kriegshetze sind verboten; d) In- und ausländische Spionage- und Agentenorganisationen werden aufgelöst. Es liegt klar auf der Hand und bedarf keines großen Kommentars, welche Vor teile die Durchführung der vorstehenden Maßnahmen für die Westberliner Bevölke rung mit sich bringt. Durch die Beseitigung der Ausgaben für die Provokationspolitik (Unterhaltung ven Vorratslagern, Finanzierung von Republik- flüchtigen, Frachthilfen, Unterhaltung der Bürgerkriegsbereitschaftspolizei usw.) könnten jährlich etwa 350 Millionen D- Mark gespart werden. Dazu kommen jähr lich über 200 Millionen D-Mark Besat- züngskosten und viele andere Belastungen für die Bevölkerung. Die Lösung des Westberlinproblems wird zur dringenden Notwendigkeit. Sie wird geboten von der Sicherheit der Be völkerung Westberlins und der gesamten friedliebenden Bevölkerung Europas und der ganzen Welt. Wenn westliche Gazetten manchmal noch großsprecherisch und hysterisch verkünden, „Westberlin ist einen Krieg wert!“, dann beweisen die Schreiberlinge solcher Artikel nicht nur völlige Nichtachtung der gegenwärtigen politischen Realitäten, sondern zugleich ihre Angst, daß ihnen die Felle des kalten Krieges wegzuschwimmen drohen. Von ihnen wird aber nicht die Geschichte ge- macht. Geschiente schreiben die werktäti- gen Massen der ganzen Welt. Und sie wer den ihre Regierungen Zwingen, auch die Westberlinfrage nüchtern und real zu sehen und zu lösen und den Vorschlägen der sozialistischen Länder zuzustimmen. (Auszüge aus Dokumenten und andere An gaben wurden der Schrift, eines Kollektivs unter Leitung von Prof. Dr. P. A. Steiniger „Westberlin“, Kongreß-Verlag Berlin 1959, ent nommen.) Gerhard Gerth Die UZ ruft ihre Leser dazu auf, sich mit Fragen über den Friedens vertrag und das Westproblem an die Redaktion zu wenden. In der näch sten Ausgabe antworten darauf Prof. Dr. Arzinger und Dr. Poeggel W estherlin dar! kein „Knalleffekt“ werden Sowjetisches Memorandum zur Deutschlandfrage: Schnelle Lösung des Westberlinproblems durch Friedensregelung Protektionskinder des Bonner Staates SA-Schröder hat „keinerlei Bedenken“ gegen Förderung Verschiedentliche Andeutungen in der Westpresse über eine bevorstehende staat liche Subventionierung der studentischen Korporationen fanden am 24. Februar in diesem Jahre ihre Bestätigung, als der Bonner Innenminister Schröder mitteilen ließ, daß einer Förderung der Korporatio nen im Rahmen des Bundesjugendplanes keinerlei Bedenken entgegenstünden. Zu nächst wurde von Zuschüssen in Höhe von etwa 50 000 D-Mark für das Jahr 1961 ge sprochen. Begreifliche Erregung darüber in breiten Kreisen der westdeutschen Öffent lichkeit. zu deren Sprecher sich beispiels weise der Bundesjugendring mit einer scharfen Protesterklärung machte. Bislang hatte es der klerikal-faschistische Bonner Staat noch nicht gewagt, die Korporationen finanziell zu unterstützen. Oh, welche Wendung der Dinge Durch da s Potsdamer Abkommen waren die farbentragenden und schlagenden Ver bände verboten worden. Die in ihnen auf gezogene „Elite“ hatte die faschistische Bar barei organisieren helfen, war willig aus gezogen, um die Welt „am deutschen Geist genesen zu lassen“, und als Anführer oder Handlanger bei der Ermordung von Mil lionen „Ungeistigen“ schuldig geworden. Verständlich, daß breiteste Kreise der west deutschen Bevölkerung und besonders der Studenten heftigen Protest erhoben, als nach der Gründung des Bonner Staates vereinzelt die ersten Verbindungen von den „alten Schlägern“ gegründet wurden. Nach 1952 mußten an der Frankfurter Universi tät die Gründer der ersten Verbindungen durch ein Spalier protestierender Studenten in ihr „Kneipzimmer“ marschieren. Doch bereits zu dieser Zeit entfalteten die „alten Herren“, die in zunehmendem Maße wieder führende Positionen in Staat und Wirtschaft Westdeutschlands einnah men, eine bemerkenswerte Initiative, um den Ungeist der Korporationen weiter in die westdeutsche akademische Jugend zu tragen. Seit 1949 jubilierten diese Kreise wieder: ,0 quae mutatio rerum“ — („Oh, welche Wendung der Dinge“) — und sangen ihre Universitätszeitung, Nr. 24, 13.6.1961, S. 6 alten Lieder „Der Gott, der Eisen wachsen ließ“, wie auf der Tagung des Weinheimer Verbandes alter Korpsstudenten auf der Wachenburg, oder das faschistische Horst- Wessel-Lied, wiel951 inMünchenbei einem Saufgelage im Garten einer Gaststätte die Angehörigen zweier Farben tragender Ver bindungen. Ein paar Monate zuvor hatte sich der Erstchargierte des „Ingolbundes" öffentlich geäußert: „Es ist eine Schwei nerei, wie weit die heutige Jugend schon wieder demokratisch ist. Wir bekennen uns zum Unterordnungsprinzip." Anläßlich der Gründung des „Coburger Convents“ 1951 erklärte der Verfasser des Liedes „Student sein, wenn die Veilchen blühen“: „Das-Pro blem. Kreuz oder Hammer und Sichel, zu lösen, ist in diesem Sänne Aufgabe der deutschen Waffenstudenten.“ „Im Kriege wiegen die Eigenschaften des Charakters schwerer als die des Verstandes“, erklären die Korporationen in Anlehnung an alte Nazi-Thesen. „Wir überlassen es nicht der von der Schule kommenden, teilweise von einem schlechten ,Zeitgeist' beeinflußten Jugend zu bestimmen, welches das für sie geeignete Erziehungsmittel ist. Wo und wann hat es jemals ein Oberst seinen Fähnrichen überlassen, zu bestimmen, auf welchem Wege sie zu Soldaten und Offi zieren werden?“ („Deutsche Korpszeitung“ 1958) Wie einst gehabt Solch forscher Pädagogik kann der Bon ner Innenminister seine Unterstützung nicht versagen. Die hier angeschlagenen Töne klangen dem ehemaligen SA-Mann Schröder wohlvertraut in den Ohren. Im gleichen Ton heißt es nämlich in den „Bur- schenschaftlichen Blättern“ des Jahres 1933: „Der Führer verlangt die Ausbildung des Charakters,, die Weckung des Selbstbe wußtseins. die Erziehung zu Opferwillig- keit und Treue.“ „Der neue nationalsozia listische Staat würdigt die studentischen Waffenverbände als Erziehungs- und Aus ¬ lesegemeinschaften — nicht zuletzt ihrer Wehrerziehung wegen.“ Deshalb also hat der Bonner Innenminister keinerlei Be denken gegen die Förderung der Korpora tionen. Warum sollte er auch? Die Korpo rationen kennen ‘ihre Pflichten, die in einem Rundbrief der „Allemannen" in Kiel folgendermaßen gekennzeichnet wurden: „Die Korporationen .haben heute unserem Volke gegenüber mehr-Pflichten denn je, da sie dazu beitragen, dem deutschen Volke die Elite zum Wiederaufstieg zu stellen.“ Den Geist dieser „Elite“ kennzeichnet fol gender Auszug aus dem „Burschenschaft- liehen Arbeitsbuch" „Das Wort vom, Volk ohne Raum' ist; furchtbare Wahrheit ge worden. Schon deshalb können wir unmög lich auf unsere Ostgebiete verzichten.“ Die unter dieser Losung begangenen faschisti schen Greueltaten werden verniedlicht, wenn sie einmal nicht ganz totzuschweigen sind. „Was in den KZ geschehen ist, soll nicht totgeschwiegen werden, aber auch hier muß die Forschung eindringen, um festzustellen, ob elf Millionen oder 170 000 umgebracht worden sind." („Burschen- schaftliche Blätter“ 1959) Den heute nicht in allen Korporationen offen erklärten, aber überall unterschwellig vorhandenen Antisemitismus können sie auch nicht dadurch verleugnen, daß viel fach erst in allerletzter Zeit die „Arier-Pa ragraphen“ aus den Aufnahmesatzungen gestrichen wurden. Die „Deutsche Woche“ schreibt am 22. März 1961 dazu: „Es kommt noch häufig genug vor, daß bei der Auf nahme in eine Burschenschaft nach der Rasse gefragt wird, denn: .Juden sind näm lich keine Deutschen!' (Köln — oder: ,Wenn du keine, jüdischen .Großeltern hast, steht deiner Aufnahme nichts im Wege, wir sind streng antisemitisch', Marburg)“ All das erhellt, warum SA-Schröder die Korporationen zu seinen Protektionskin dern macht. Solche Apostel des Revanchis mus. der Rassenhetze und nationalen Über- der Korporationen ■ heblichkeit haben eine Funktion im Bon ner Staat. Sie dienen der Verbildung der Jugend im Sinne des herrschenden kleri kalen Faschismus. Wirtschaftlicher Druck der „alten Herren“ . Man darf die in den Korporationsver- "bänden heranwachsende Gefahr nicht un terschätzen; Wenn man ihren eigenen Ver- lautbarungen Glauben schenkt, haben sie heute an den westdeutschen Universitäten bereits wieder 60 000 Mitglieder. Viele Stu denten treten den Farben tragenden und schlagenden Verbindungen einzig, und al lein deshalb bei, weil sie sichdavon einen Vorteil in ihrer spateren -beruflichen Ent wicklung versprechen. Die „alten Herren“ üben so durch ihre zahlreichen Verbindun gen. durch ihre Machtpositionen in Staat und Wirtschaft einen Druck auf eine große Zahl westdeutscher Studenten aus. Auch dieser indirekte Druck auf Studenten, -die über keinen einflußreichen Vater verfü gen, durch Beitritt zu den Verbindungen einen guten „Posten zu erhaschen“ ist ein Ausdruck der „Freiheit“ des angehenden Akademikers im Bonner Staat. Zu der in diesen Verbänden bestehenden Cliquenwirtschaft heißt es in einem Kom- mentar der „Deutschen Korpszeitung“: „Die Cliquenwirtschaft wird von uns... nicht zuviel, sondern zuwenig geübt. Wir wissen doch, was korpsstudentische Erziehung und Haltung im ganzen späteren Leben bedeu ten. Ein Korpsstudent bringt deshalb ge genüber einem anderen Bewerber mit sonst gleicher fachlicher Eignung zusätzlich soviel Gewähr für größere Vertrauensfreudigkeit mit, daß die Wahl nicht schwer fallen sollte.“ Differenzierungsprozeß macht vor Korporationen nicht halt Der von den klärenden Auseinander setzungen im geistigen Ringen unserer Zeit beeinflußte Differenzierungsprozeß macht auch vor den Korporationen nicht halt. Beispielsweise haben die „Germanen“ in Marburg bei dem gesamtdeutschen Ge spräch mit Volkskammerpräsident Dr. Dieckmann den Saalschutz übernommen. Das ist der Grund, warum SA-Schröder seine Protektionskinder sorgfältig aus wählt. Der „Industriekurier", das in Düssel dorf erscheinende Organ der rheinisch- westfälischen Schwerindustrie, schrieb da zu am 14. März 1961: „Die den Korporatio nen zufallenden Mittel aus dem Bundes jugendplan sind lediglich zur Förderung der von Verbindungen betriebenen staats- bürgerlichen Bildung (von den Verf. gesperrt) bestimmt.“ So zeigt sich, daß es nicht leicht für die revanchistischen Schirmherren der Verbin dungen ist, 60 000 junge Menschen vor ihren Karren zu spannen. Neben einer „Steuerung“ der Schröderschen Mittel will man deshalb heute vor allem über die Dachorganisation der Korporationen den alten Ungeist in die einzelnen Verbindun gen und ihre Mitglieder tragen. Ein Bei spiel dafür war der sogenannte „Deutsche Burschentag 1961“, der im Mai 1961 in Nürnberg stattfand. Dort sprach vor über 6000 Burschenschaftlern und ihren „alten Herren“ der bayrische CDU-Minister, Stain u. a. vom „Recht auf die sowjetisch besetzte Zone, auf Pommern, Schlesien und Ost preußen“ und offenbarte so sehr deutlich, wie der Revanchismus in den Burschen schaften seine Heimstatt gefunden hat. Wenn weiter auf dieser Hetzveranstal tung gesagt wurde, jegliche Kontakte mit der „kommunistischen FDJ“ seien abzu lehnen. ist das eine unnötige Bemerkung, denn wir legen keinen Wert auf Kontakte mit Organisationen, die revanchistische Ziele verfolgen. Wir werden aber stets mit verständigungsbereiten westdeutschen Kom militonen, auch wenn sie Verbindungen an gehören, über die Lebensfragen unseres Vol kes sprechen. Solche Gespräche kann nicht Herr Schröder und erst recht nicht der Ver band der westdeutschen Burschenschaften verhindern. Helmut Rieck,-Wolfgang Bode
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