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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 5.1961
- Erscheinungsdatum
- 1961
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196100005
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19610000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19610000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
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- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 5.1961
-
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Band
Band 5.1961
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D ie Frage ist berechtigt, wenn man die Ergebnisse der Hals über Kopf zum 6. Mai nach Alten kirchen Westerwald einberufenen außerardentlichen Delegierten Ver sammlung des Liberalen Studentenbundes Deutschlands betrachtet. Die dorthin beor derten Delegierten haben nicht nur den drei Wochen vorher ordentlich gewählten Vorstand entmannt, sondern auch zwei erst unlängst gefaßte, für das positive poli tische Gesicht des LSD entscheidende Be schlüsse umgestoßen. Der LSD hatte näm lich auf seiner 13. ordentlichen Delegier tenversammlung (16. bis 19. 4. 1961) die Einladung der Marburger LSD-Gruppe an Dr. Dieckmann und die Initiative von Klaus Horn bestätigt. Er hatte auch be schlossen, die bestehenden Kontakte zu Studentenorganisationen sozialistischer Länder weiterzuführen und auszubauen. Alles in allem überwog auf dieser Ver sammlung das Bemühen, die gesamt deutsche Verständigung zu suchen. Unter den LSD-Mitgliedern gibt es solche Bestrebungen seit längerer Zeit. Aber noch nie waren sie so deutlich und offiziell wie auf jener 13. Delegiertenver sammlung. Das hatte den 600 LSD-Mit- gliedern nicht wenige Angriffe der CDU orientierten Journaille eingebracht. Der ■ Tagesspiegel“ vom 20. 4. 1961 fragte pro vozierend „Liberal-Studenten prosoziali stisch?“ Doch unter den westdeutschen Studenten gab es nicht weniger viel Zu stimmung. Blick erscheinen mag. Dem klerikal-mili taristischen Regime Bonns, das nur ge waltsame Einordnung der DDR in das NATO-Gebiet oder Verzicht auf jegliche Wiedervereinigung und damit Verewigung der Spaltung für möglich hält, erschienen die mit der 13. ordentlichen Delegierten versammlung erneut ausgedrückten poli tischen Absichten eines großen Teils der liberalen Studenten schon gefährlich. Wer noch dazu gegen die atomare Aufrüstung streitet, wer indirekt die autoritäre CDU- Herrschaft als wissenschaftsfeindlich und FDP unter Mende einen ausgesprochenen „Rechtsdrall“ habe. Die Entschiedenheit der Ablehnung der von Mende erstrebten Koalition mit der CDU sollte durch Unter schrift bekräftigt und notfalls durch Aus tritt aus der FDP untermauert werden. Ein, angesichts der CDU-Katastrophenpoli tik des atomaren Wettrüstens, gewiß ge rechtfertigtes Unterfangen der liberalen Studenten, die den politischen Nachwuchs für die FDP stellen. Deren die Parteimacht ausübender rechter Flügel aber reagierte sauer. Parteivorsitzender Mende schrieb Quo vadis LSD? Von Wolfgang Brandt Die Metamorphose des LSD Jetzt, nach Altenkirchen, jubiliert mit dem Innenministerium des SA-Mannes Schröder die Adenauer-Presse und — wir kommen noch darauf zu sprechen — der Parteivorstand der sogenannten Freien De mokraten. Warum? Weil Herr Nolte, das einzig erhalten gebliebene Vorstandsmit glied des LSD, den erstaunt aufhorchenden Presseleuten in Bonn mitteilte, daß man Klaus Horn laut Beschluß der außer ordentlichen Delegiertenversammlung „scharf verurteile“ und alle LSD-Gruppen angewiesen habe, sämtliche Beziehungen zu Vertretern sozialistischer Studenten organisationen abzubrechen. Die Metamorphose des LSD ist nun allerdings für den, der die politischen Praktiken des Bonner „freiheitlichen Rechtsstaates“ ein bißchen kennt, nicht so verwunderlich, wie es auf den ersten gegen jede freie Geistesregung gerichtete klerikale Intransigenz bezeichnet, der muß, meinen Strauß, Schröder und Thedieck, die Grenzen der NATO-Freiheit gezeigt be kommen. Genannte Herren sind aber kei neswegs darauf angewiesen, dergleichen Geschäfte immer selbst zu besorgen. Ritterkreuzträger Mende droht mit Bann und Spaltung So sah sich denn die liberale Studenten organisation seit Wochen einem enormen Druck seitens einer Reihe Parteigewaltiger der FDP, insbesondere ihres Bosses Mende und Geschäftsführers Flach, ausgesetzt. Die zum Vorwand genommene res contraversa war ein Rundschreiben der Berliner Orga nisation des LSD. Darin heß es: „Durch Koalition mit der CDU würde die FDP ihr Gesicht verlieren“ und weiter, daß die Mit der Umwandlung der Südafrikanischen Union in eine Republik will das faschistische Verwoerd-Regime zugleich noch schärfer die Politik der Rassentrennung und -Unterdrückung Praktizieren. Fast alle Regierungen der Welt haben sich in Erklärungen von dem blutigen Ter ror in Südafrika distanziert, und viele Staaten haben Boykottmaßnahmen ergriffen. Das hält ober Bonn nicht davon ab, seine Partnerbeziehungen zu dem faschistischen Regime noch enger zu gestalten. Doch der Widerstand der westdeutschen Bevölkerung gegen eine solche Politik "rächst. So führten bereits im vergangenen Jahr westdeutsche Studenten Demonstrationen gegen den faschistischen Rassenterror in Südafrika durch. Unser Bild zeigt eine solche De monstration in Köln. Foto: ZB dem damals noch residierenden Vorsitzen den des LSD, Rahlfs, einen Drohbrief: „Ich ersuche Sie daher, diese Aktion sofort ein zustellen ... Sollte ich irgendwie Zweifel an der Loyalität des Bundesvorstandes des LSD hinsichtlich der von mir geforderten Distanzierung hegen, werde ich auf der nächsten Bundesvorstandssitzung den An trag auf sofortige Trennung der Bundes partei vom LSD stellen. Es ist besser wir trenhen uns sofort, als daß wir uns der artige volksdemokratische Resolutions aktionen bieten lassen“. (Ruckzuck! Ritter kreuzträger Mende.) Intern für den Vor stand der FDP ergänzte er sein ridiküles Edikt noch: „Wir werden dann den glei chen Schritt tun. den die SPD hinsichtlich des Sozialistischen Studentenbundes für nötig hielt.“ Das ist weder liberal noch demokratisch, sondern Infamie. Denn es bedeutet Spaltung des LSD, Sperrung aller Mittel, Kündigung ihm überlassener Räume etc. p. p. Canossagang gegen den Willen der Mitglieder Beachtlich, daß sich der LSD zunächst nicht ins Bockshorn jagen ließ. Vielmehr bekräftigte er auf der erwähnten 13. ordent lichen Delegiertenversammlung ausdrück lich seine Ablehnung der beabsichtigten Koalition der FDP mit der CDU durch An tragsbeschluß. Allerdings kannten die Dele gierten damals den vollen Wortlaut des Mendeschen Repressionsbriefes nicht. Rahlfs als Bundesvorsitzender weigerte sich beharrlich, ihn kundzutun, weswegen er fast noch drei Stunden vor der Neu wahl gestürzt worden wäre. Der neue Erste Bundesvorsitzende des LSD. Nolte (Göttingen), ist vermutlich inzwischen da hintergekommen. Eine in Bonn geführte Aussprache mit dem FDP-Vorstand und dem vom Senioren-Verband des LSD kom mandierten Beirat des Studentenbundes, hat ihn nun wohl doch Konsequenzen fürchten lassen, die der mit der 13. ordent lichen Delegiertenversammlung eingeschla gene Kurs mit sich bringen könnte. So berief er jene außerordentliche Delegier tenversammlung nach Altenkirchen ein und verkündete an ihrem Schluß, daß „der LSD sich um Wiederherstellung eines guten Verhältnisses zur FDP bemühen wolle“. Der Canossagang zu den Parteigewalti gen ist also vollkommen. Vorerst haben FDP-Mende und seinesgleichen den Auf trag der Atomkriegspolitiker erfüllt. Koalition mit der SPD? Nun hat sich freilich auf dieser Konfe renz der von Mende geforderte Umschwung in der Haltung der LSD-Mitglieder zu den Koalitionsabsichten der FDP noch nicht eingestellt. Sie fordern eine Koalition mit der — SPD. Es ist dies ein den Delegierten schlecht schmackhaft gemachter Versuch, in dieser Weise den politischen Kniefall vor den rechten Kräften der FDP gegenüber der Öffentlichkeit noch zu verbergen. Die ser wird allerdings durch die Absetzung des 2. Vorsitzenden des LSD, Dietrich, des Urhebers erwähnten Rundschreibens und eines zornigen Briefes an den Geschäfts führer der FDP, durch die „scharfe Miß billigung des Verhaltens von Klaus Horn“ und durch den Beschluß, alle Beziehungen zu sozialistischen Studentenorganisationen abzubrechen, deutlich sichtbar gemacht. Von Mannesmut und Kämpfertum zeugt das nicht gerade. Das unterstreicht der aus Protest dagegen erfolgte Rücktritt des 3. Vorsitzenden des LSD Herreth (Mün chen). Uns bleibt nur zu bemerken, daß eine Koalition mit Brandt im Grunde genom men das gleiche ist wie eine Koalition mit der CDU/CSU. Es ist nur ein anderer Name für die gleiche perspektivlose Politik. In der Gleichschaltungsmühle der CDU-Politik Das politische Dilemma des LSD kann auch nicht vertuscht werden durch die fa denscheinige Begründung Noltes, die Bezie hungen würden abgebrochen wegen der Verhaftung des „Ostreferenten“ des LSD durch die Sicherheitsorgane der CSSR. Nolte hält wahrscheinlich seine Hörer und Leser für politische Kinder. Denn besagter „Ostreferent“ wurde ob der Ausnutzung der ihm mehrfach großzügig gewährten Reiseerlaubnis in die CSSR (als Beobachter der Tagungen des ISB) zu Spionagezwek- ken, bereits Anfang Januar 1961 festge setzt. Das war der 13. ordentlichen Delegier tenversammlung im April mehr als gut be kannt. Diese Sache war damals kein Hin dernis, den Beschluß über den Ausbau der Beziehungen zu sozialistischen Studenten organisationen zu fassen. Abgesehen davon haben sich eine Reihe Delegierte laut Be schluß zum Antrag 23a der 13. ordentlichen Delegiertenversammlung von den politi schen Praktiken des „Ostreferenten“ Ko- niecky distanziert. Wer diesen Fall also jetzt zur Begründung destruktiver Be schlüsse anführt, will doch nur vertuschen, daß der LSD auf dem Umweg über FDP- Mende in die Gleichschaltungsmühle der CDU-Politik geraten ist. Nicht „Rechtsdrall“, sondern gesamtdeutsche Verständigung festigt eigene Positionen Wohin der Weg des LSD nun führt, wie sich die vordem recht erfreuliche Aktivi tät der liberalen Studenten, zu gesamtdeut scher Verständigung und internationaler Entspannung beizutragen, künftig entwik- keln wird, bleibt abzuwarten. Noch wissen wir nicht, mit welchem Stimmenverhältnis jene Maßnahmen in Altenkirchen beschlos sen wurden. Wir sind freilich überzeugt, daß der nun von der FDP auf den LSD überkommene „Rechtsdrall“ keineswegs den Wünschen der Mehrheit der LSD-Mit- glieder entspricht. Studenten Kolumbiens verteidigen kubanische Revolution Die Studenten der Universität Bogota, der Hauptstadt der südamerikanischen Re publik Kolumbien, sind — wie die Nach richtenagentur Prensa Latina berichtet — bereit, jede Demonstration gegen die ku banische Revolution zu zerschlagen. Diese Warnung ist besonders an die „Nationale Aktion“ gerichtet, eine katholische Bewe gung, die feindselig gegen die Revolution in Kuba auftritt. Eine öffentliche Kund gebung. die Mitglieder der „Nationalen Ak tion“ inszenierten, wurde vereitelt. .MARGI NALIEN Dichtung und Wahrheit Man nehme eine Zeitung aus der DDR, lese sie sorgfältig, greife einen Fakt her aus, der stimmt, behaupte ansonsten das Gegenteil des Veröffentlichten und quit tiere sodann an der Kasse über das Honorar. Nach diesem Rezept pflegen gewisse westdeutsche Journalisten ihre „wahrheits gemäßen“ Informationen über die DDR an den Mann zu bringen. Daß es die — fälsch licherweise Rundfunksender genannte — Westberliner Agentenzentrale RIAS in dieser „Kunst“ zu einer besonderen Virtu osität gebracht hat. bewies sie wieder ein mal mit ihrer 6-Uhr-Sendung am 13. Mai 1961. Eine Tatsache konnten selbst die kalten Krieger des RIAS nicht verleugnen: Zwi schen Studenten der Karl-Marx-Universität und des Ringes Freier Studenten der Uni versität Marburg hatte in Leipzig ein Seminar über Lenins Lehre von der fried lichen Koexistenz stattgefunden. Da die „Universitätszeitung“ Nr. 18/61 auch den RIAS-Redakteuren vorlag, besaßen sie eine brauchbare Vorlage, aus Wahrheit Wunsch träume zu fabrizieren, und sie logen und fälschten munter drauflos. Die „UZ“ hatte berichtet: . „Der Marburger Korreferent Ernst Ulbrich verlegte sich auf die Historie, er hob die amerikanische Monroe-Doktrin von 1823 zum Vorläufer der Leninschen Koexi stenzgedanken, zitierte Chruschtschow, Eisenhower, Tito und Kreisky und bezwei felte in der Endkonsequenz, daß es eine Leninsche Lehre von der friedlichen Ko existenz überhaupt gibt. Man müsse viel mehr eine entsprechende Theorie erst er arbeiten. dann könne man sich der aktuel len Praxis zuwenden. Auf diesen offenkundig dogmatisch-for malen Einwand entgegnete Christa Großer . . .“ Uber die Ätherwellen des RIAS hörte man den gleichen Text wie folgt: „Eine von der SED und FDJ unerwartete Diskussion über die Koexistenz hat sich an der Karl-Marx-Universität Leipzig ent wickelt. Die Studenten behaupten im Ge gensatz zur Parteipropaganda, daß es eine Lehre von der friedlichen Koexistenz über haupt nicht gibt. Sie berufen sich dabei u. a. auf die Monroe-Doktrin aus dem Jahre 1823. Darin sehen die Leipziger Stu denten bereits einen Ausdruck des Koexi stenzgedankens. Die überraschten Funk tionäre konnten darauf nur erwidern, daß es sich bei dieser Auffassung um offenkun dig dogmatisch - formalistische Einwände handelt.“ Nach Redaktionsschluß: Wie die „UZ“ aus Marburg erfuhr, be zeichnete der Student Ernst Ulbrich seine vom RIAS mitgeteilte Verwandlung in „die Studenten der Karl-Marx-Universität Leip zig“ als biologisches Wunder, das er sich nicht erklären könne. Der RIAS wies diese Anschuldigung mit dem Hinweis auf seine Erfolge in der Entenzucht zurück und betonte, weder läge ein Wunder vor noch brauche sich irgend jemand über seine be anstandete Sendung zu wundern. Letzteres sei ihm — ausnahmsweise — gern geglaubt. -ping Mensastreik in Saarbrücken Die Studenten der Saarland-Universität in Saarbrücken boykottierten am Dienstag der vergangenen Woche ihre Mensa aus Protest gegen das schlechte Essen, die Er höhung der Essenspreise und den Platz mangel in der Mensa. Von den neuen Ordnungen und einer späten Praktikumsauswertung Worüber es in der Seminargruppe 2 der Juristen heiße Köpfe in der Diskussion gab. Am vergangenen Dienstag hatten die freunde des Seminars 2 (2. Studienjahr) der Juristen eine Diskussion, auf der es -rund“ ging. Am Schluß der einstündigen Debatte meinte ein Freund: „Das hat uns Wirklich etwas gegeben“. Dabei war es „nur" eine Aussprache über die Entwürfe der neuen Ordnungen für die Arbeit der örtlichen Volksvertretungen. Nein, eigent lich war es eine späte Auswertung des Praktikums vom Februar dieses Jahres. Genau besehen aber war es beides zu gleich, und deshalb war diese Diskussion so lebhaft und fruchtbar! Wie kam es dazu? Die Freunde lernten 'm Praktikum die Arbeit der örtlichen Or gane der Staatsmacht im Stadt- und Land kreis Leipzig kennen. Sie studierten die Arbeitsweise der örtlichen Volksvertre tungen. der Räte der Kreise bzw. Stadtbe zirke, ihrer Fachabteilungen. Und sie hal fen vor allem mit, die Arbeit der Ständi gen Kommissionen zu verbessern. Einige Freunde gaben konkrete Hinweise zur Verbesserung der Arbeit, die aber nicht in jedem Falle von den Staatsfunktionären gemeinsam mit den Studenten gründlich ausgewertet wurden (so erging es zum Bei spiel den Freunden, die beim Rat des Landkreises eingesetzt waren). Sie kamen alle mit einer Fülle von Erfahrungen und Fragen zurück an die Fakultät. Einige Pro bleme wurden zwar in verschiedenen Vor lesungen behandelt. Aber so recht zufrie den waren die Freunde mit der Auswer fung ihrer Erfahrungen aus dem Prakti kum nicht. Als nun die Entwürfe der Ordnungen über die Aufgaben und die Arbeitsweise der örtlichen Volksvertretungen und deren Organe zur Diskussion standen, sagten sich die Genossen: Das Beste ist es, wenn wir beides miteinander verbinden. Vom Leben diktiert So trafen sich dann die Freunde im Klubzimmer der Fakultät, nach dem alle vorher gründlich die Entwürfe, manche noch theoretische Materialien dazu studiert hatten. Einige hatten sich sogar Konspekte gemacht. Die erste Frage warf Bernd Ka den, der Parteiorganisator, in die Debatte: „Was ist eigentlich das Neue gegenüber den Gesetzen von 1957 oder 1952?“ Er selbst meinte gleich dazu, daß die neuen Ordnungen die besten Erfahrungen in der Arbeit der Volksvertretungen und Staats organe verallgemeinern und dadurch auf eine höhere Qualität der Arbeit hinzielen. Die gegenseitige Abgrenzung der Aufgaben sei Voraussetzung für das komplexe Zu sammenwirken der einzelnen Organe. Günther Dobinski gab ihm recht, betonte nur, daß die neuen Ordnungen keinen Bruch gegenüber 1957 darstellen. Helga Wolf warf temperamentvoll ein, die ‘Be stimmungen von 1957 würden noch weiten Spielraum für die Verbesserung der Ar beit geben. Aber im Prinzip war man sich einig: Die neuen Ordnungen beruhen auf dem grundlegenden Gesetz vom Januar 1957, sie entsprechen der neuen Etappe un serer gesellschaftlichen Entwicklung, sie stellen eine gesetzmäßige Weiterentwick lung des demokratischen Zentralismus dar, sie heben die überragende Stellung der ge wählten Volksvertretungen hervor und sind ein großartiges Instrument zur Ein beziehung der Massen in die Ausübung der Staatsmacht. Disput um Volksvertreter Blieb die Diskussion bis hierhin noch all gemein, so waren die Freunde schon im schönsten Streitgespräch, als einige Mäd chen auf die ständigen Kommissionen zu sprechen kamen. Da wurde es sofort kon kret. Jeder rückte mit seinen Erfahrungen aus dem Praktikum an. Regine Duve be gann: „Ich finde es gut, daß die ständigen Kommissionen im Entwurf mehr heraus kommen. Wie notwendig das ist, haben wir doch alle im Praktikum erlebt.“ Bernd Ka den holte tief Luft und legte los: „Also bei uns im Kreis Leipzig-Land war das so: Die Ständige Kommission örtliche Industrie und der Rat haben völlig nebeneinander gearbeitet. Erstere machte einen allgemei nen Erfahrungsaustausch mit Kommissio nen aus den Gemeinden, während der Rat sich auch in den örtlichen Betrieben um die rasch e Unabhängigmachung von Bonner Störversuchen bemühte. Der Kommissions vorsitzende wurde vom Rat nicht herange zogen.“ Darauf sagte Marianne Klug: „Es stimmt, bei uns bestand keine Zusammen arbeit. Gerade deshalb scheint mir der Ab schnitt im Entwurf doch sehr wesentlich zu sein, wo es heißt, daß die Leiter der Fachabteilungen der Räte künftig als Mit glieder der ständigen Kommissionen ge wählt werden können.“ Günther Dobinski, er war wie die beiden ebenfalls beim Landkreis eingesetzt, unterstrich das noch: „Im Rat wurde immer gesagt, ach, laßt uns doch mit den Volksvertretungen in Frie den, die machen ja sowieso nichts.“ El friede Streller widersprach ihm: „Aber die Volksvertreter müssen sich doch wirklich qualifizieren." Helga Wolf konterte erregt: „Nein, zu allererst müssen die Kollegen des Staatsapparats die Initiative der Volks vertreter nutzen.“ „Also, Kollege Gattert von der Finanzabeilung der Plankommis sion achtete schon ihre Initiative, aber er meinte, sie würden vieles nicht können“, verteidigte sich Elfriede. Doch Günther sagte ihr: „Man darf die Volksvertreter doch nicht einfach sich selbst überlassen“, und Regine Duve erzählte ein Beispiel, wo die Volksvertreter viel besser hätten mit den Arbeitern beraten können als die Staats funktionäre bei einem der üblichen Feuer wehreinsätze. Über eines war man sich klar: Die Volksvertreter müssen sich hohe Aufgaben stellen und der Rat kann und soll ihnen dabei helfen. Wenn man sich auf die Massen stützt Die Freunde tauschten dann ihre Erfah rungen darüber aus, wo Volksvertretun gen gut arbeiten. So erzählte Elke Busse, daß die Ständige Kommission örtliche Wirtschaft im VEB (K) Elektrokühlung Leipzig gute Arbeit bei der Entwicklung der sozialistischen Gemeinschaftsarbeit ge leistet hat. Aber ihr gefiel eines nicht, und die Freunde waren der gleichen Ansicht, daß man mit solchen Erscheinungen end gültig Schluß machen muß: Als es darum ging, sich von den Bonner Störversuchen unabhängig zu machen, schuf der Rat der Stadt besondere Aktivs dafür, ohne mit der ständigen Kommission überhaupt da bei zusammenzuarbeiten. Günther Do binski meinte: „Man kann wirklich viel erreichen, wenn man sich fest auf die Mas sen stützt. Das haben wir in Taucha erlebt, wo uns der DFD half, die Arbeitskräfte sorgen im Industriegerätewerk zu behe ben.“ • Stoff für die Konsultation In zwei Fragen waren sich die Freunde nicht so einig. Die erste warf Regine Duve auf, als sie fragte, ob denn eine konse quente Spezialisierung der Kommissions mitglieder das richtige Prinzip sei. Die Er fahrungen und Meinungen dazu waren un terschiedlich, darauf läßt sich wahrschein lich auch kein e Patentantwort geben. Das andere Problem war, ob nicht die Rolle der Justizorgane in den Entwürfen zu kurz kommt (Bernd Kaden). Günther lachte „Wohl weil wir Juristen sind?“ Karl Oer tel meinte, das Wichtigste komme schon zum Ausdruck, Wolfgang Kührt verwies auf einen ausführlichen Fachartikel, ein anderer auf einen Diskussionsbeitrag im „ND“ dazu. Auf jeden Fall gibt das noch Stoff für die Konsultation. Die Freunde, die im Landkreis waren, nahmen sich fest vor, mit den Kollegen vom Rat wieder Verbindung aufzunehmen und die damals nicht zustande gekommene Beratung im Zusammenhang mit den neuen Ordnungen doch noch irgendwie nachzuholen. Nicht nur für Juristen Die Aussprache war ein Erfolg. Doch nun mögen manche meinen: Was geht uns die Diskussion über die neuen Ordnungen an? Di e Verbesserung der Arbeit der Volksver tretungen und Staatsorgane ist doch aber kein speziell „juristisches“ Problem. Sie geht alle an. Vielleicht nehmen sich die Studenten der Wifa, des FMI, der Journa listen, der Landwirtschaftlichen Fakultät und nicht nur die Freunde dieser Fakultä ten daran ein Beispiel. W. Schulz Universitätszeitung, Nr, 23, 6. 6. 1961, S. 5
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