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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 5.1961
- Erscheinungsdatum
- 1961
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196100005
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19610000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19610000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 5.1961
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Band 5.1961
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„Wer einem Stern folgt, kehrt nicht um“ m iese Worte Leonardo da Vincis, I h die Becher als Motto seiner „Poe- ■ tischen Konfession“ voranstellte, LJ weisen deutlich über diesen schmalen Band hinaus, denn nicht Hur seine „Bemühungen“ wollte er als „ confessio poetica" aufgefaßt wissen, son dern sein ganzes Werk betrachtete er stets als eine große dichterische Konfession. So darf man auch diesen Worten Bekenntnis charakter beimessen, ja mehr noch, sie dür fen gleichsam als Symbol für Werk und Gesamtpersönlichkeit J. R. Bechers gesetzt werden, denn er. wie selten ein anderer Dichter unserer Zeit, war auf der Suche nach diesem Stern, und als er ihn ent deckte, folgte er ihm, ohne umzukehren. Für den Künstler Becher war dieser Stern das griechische Ideal der Kalokaga- thie, der Einheit des Guten und Schönen, nicht jedoch als eine abstrakte ästhetische Formel, sondern als Sinnbild einer schönen, menschenwürdigen gesellschaftlichen Ord nung. Schön war für Becher das Leben, die Wirklichkeit, der Kampf des Guten und Wahren gegen alle poesiefeindlichen Kräfte und das Streben nach Verwirklichung der großen humanistischen Ideale der Vergan Über die Persönlichkeit des lyrischen Dichters Zum 70. Geburtstag J. R. Bechers als gesellschaftlich determiniert, da es eben keine Subjektivität außerhalb der mensch lichen Gesellschaft gibt. Der Dichter ge hört wie jeder andere Mensch einer gesell schaftlichen Klasse an. er hat ein bestimm tes Verhältnis zu den wirkenden politi schen und sozialen Kräften seiner Zeit, seine Subjektivität ist also nichts anderes als die Widerspiegelung gesellschaftlicher Erscheinungen und Konflikte im Leben der Einzelpersönlichkeit. „Meiner poetischen Konzeption nach ist also der Lyriker ein Selbstgestalter. Er ist in sei ner Lyrik der ,HeId‘. Indem er sich gestaltet, gestaltet er seine Zeit.“ Die Persönlichkeit des Dichters erlangt damit schon eine wichtige vordichterische Qualität, die dann im lyrischen Kunstwerk poetische Gestalt annehmen kann. So ist es zu verstehen, daß ein großer Teil seiner Be JOHANNES R. BECHER 22. Mai 1891 - 11. Oktober 1958 merkungen der Persönlich keit des Dichters und den vielfältigen Beziehungen gelten, die den Künstler mit der gesellschaftlichen Wirklichkeit verbinden. Eindeutig fordert er Partei lichkeit von dem Künstler, der seine Kräfte und Fähig keiten in den Dienst des Fortschrittes und des Frie dens stellen muß. Der Dich ter muß dabei ganz be stimmte Aufgaben erfüllen, will er seiner gesellschaft lichen Verpflichtung ge recht werden. „Geht voran und zeigt in realen Visio nen das .Gelobte Land', in das der Weg der Wahrheit führt! Geht voran unter allen denen, die auf dem Wege sind, und singt ein Lied, damit das Gehen auf den schwierigen Wegen zur Freude wird!“ Und in der „Verteidigung der Poesie“ heißt es: „So erfüllten sie wieder die Sendung des Dichters als die des In-die-Zukunft-Schauen- den, als die des Sehers und Propheten.“ Reale Visionen fordert er, Visionen, die den objekti ven Gesetzmäßigkeiten in Natur und Gesellschaft ent sprechen und „Spiegel der Seele, Ausdruck des Trau mes und des Willens seines Volkes“ sind. genheit in unserer Zeit. Hier werden schon zwei wesentliche Aspekte deutlich, die Be chers Werk und Persönlichkeit kennzeich nen. Einmal fühlte sich Becher als legiti mer Erbe der bedeutendsten humanisti schen Traditionen der Vergangenheit, zum anderen betrachtete er sich als der Reprä sentant der gesellschaftlichen Klasse, die heute durch ihren Kampf und ihr Opfer dieses „Reich des Menschen“ erstreitet. * J. R. Becher hat sein letztes Lebensjahr zehnt neben seiner umfangreichen kultur politischen Tätigkeit besonders ästhetischen Betrachtungen gewidmet, in denen er be müht war. seine poetische Konzeption theo retisch zu begründen. Wir finden diese Überlegungen vorwiegend in seinem „Tage buch 1950“ sowie in den vier Bänden sei ner „Bemühungen“, in denen deutlicher und umfangreicher noch als in seiner spä ten Lyrik die Tiefe und Weite seiner Ge dankenwelt zum Ausdruck kommt. Methodisch waren es zwei Aspekte, die für die Herausbildung seines poetischen Prinzips fruchtbar wurden. Einmal die kri tische Auseinandersetzung und Verarbei tung progressiven Gedankengutes der Ver gangenheit. zum anderen war es die Ab grenzung von poesiefeindlichen Tendenzen unserer Zeit. Nur so ist auch der eigent liche Charakter seiner „Bemühungen“ zu verstehen, in denen er kein geschlossenes poetisches System darlegt sondern viel mehr eine Fülle von Erfahrungen und Er kenntnissen aus seinem reichen politischen und künstlerischen Leben zusammengetra gen hat. Bestimmte Fragen werden dabei immer wieder aufgegriffen, in neue Zu sammenhänge gestellt und entsprechend modifiziert. Dennoch lassen sich aus der Fülle der behandelten Fragen und Probleme Grund gedanken eines poetischen Prinzips ab lesen. das bei gewissenhafter Betrachtung ziemlich feste Umrisse hat. * Es soll in diesem Beitrag versucht wer den. seine wesentlichsten Gedanken über die Persönlichkeit des lyrischen Dichters kurz zu skizzieren, wobei jedoch keine Vollständigkeit angestrebt wird. Becher be zieht sich bei der Darlegung seines poeti schen Prinzips auf Hegel. Becher schreibt: „Meine poetische Konzeption geht von einer Bemerkung Hegels aus, daß die Lyrik sich von allen anderen Kunstgattungen dadurch unterscheide, daß in ihr das Subjekt Objekt der Gestaltung sei.“ Dieser Gedanke Hegels hat im 19. Jahr hundert eine große Bedeutung gehabt und kennzeichnet treffend das. was noch heute allgemein unter Kenntnislyrik verstanden wird. Auch noch moderne bürgerliche Auf fassungen berufen sich auf Hegel, wobei jedoch das Subjektive als das Einmalige, gesellschaftlich nicht Erklärbare eine be trächtliche Übersteigerung erfuhr. Becher geht zunächst auch davon aus, daß das Subjektive die Gattung Lyrik kenn zeichnet, aber für ihn gewinnt der Begriff des Subjektiven einen vollkommen neuen Inhalt, indem er die Beziehungen zwischen Individuum und Gesellschaft gewissenhaft untersucht. Das Subjektive bei Becher wird Damit ist der Dichter nicht mehr der nur subjektive Deuter von Erscheinungen in Natur und Gesellschaft, sondern er ist viel mehr der Forscher und Entdecker einer ob jektiv gegebenen Wahrheit, die unabhän gig von der Gedankenwelt und dem Be wußtsein des Dichters existiert. „Ein Disput über Sinn oder Sinnlosigkeit unserer Existenz. Handelt es sich um Sinn gebung des Sinnlosen oder darum, den in dem Naturgeschehen verborgenen Sinn zu ent decken?“ In diesem Zusammenhang weist Becher auf eine Gemeinsamkeit zwischen Wissen schaft und Kunst hin, die darin besteht, daß beide Formen und Möglichkeiten der Erkenntnis sind. Becher arbeitet aber auch das Spezifische des Künstlerischen heraus. Für die Lyrik besteht es darin, daß der Dichter diese Du, unser... Du, unser Jahrhundert, Dem keines gleicht! Du mächtige Zeit! Du Zeit aller Zeiten! Dir ist das Lied unseres Lebens geweiht. Gib Kraft unserem Lied, daß weithin es reicht Und vielfaches Echo ertönt aus den Weiten! Gegrüßt sei, Jahrhundert! Du, herrlich, wie keins! Das Volk wurde Macht, Und sein Lied ist erklungen. Es hat uns alle zum Singen gebracht. Jahrhundert Du, Traum und Tat wurden eins. Auf! Singt von dem Sieg, den das Volk hat errungen! J. R. Becher Wahrheit in sich selbst entdecken muß und daß er ihr künstlerischer Gestalter ist. Der Dichter ist gleich allen anderen Men schen auf dem Wege in das „gelobte Land“, in das „Reich des Menschen“. Für Becher ist dieser Weg der Prozeß der „Vermensch lichung der Gesellschaft“, worunter er die Lösung und Überwindung aller sozialen, geistigen und moralischen Widersprüche versteht, die als Begleiterscheinungen der kapitalistischen Ausbeutungsverhältnisse den Menschen das „Menschlichsein“ ent fremdeten. Der Dichter nun als wahrer „Seher“ und „Prophet“ seines Volkes setzt die Maßstäbe für dieses Menschlichsein, in dem er sich allen Lebensbereichen aussetzt, die Sorgen und Nöte seines Volkes zu sei nen eigenen macht und gültige Antworten auf die Fragen unserer Zeit gibt. Der Dich ter kann dies aber nur, wenn er in dem „Prozeß der Vermenschlichung“ selbst vor angeht und selbst wahr und wesentlich wird. * Es ist kennzeichnend für Bechers Künst lertum, daß gerade diese Frage in seinem Gesamtschaffen einen so zentralen Platz einnimmt. Es ist das Thema vom „Anderswerden“ in seinem Roman „Abschied“ und das von „Vollendung träumend“ in seiner Lyrik. Diese Gedanken bilden auch den eigent lichen Kern seines poetischen Prinzips und seiner Lehre vom Sonett. Auch in seinen „Bemühungen“ wird es zu einem Motiv, das, wenn auch immer in abgewandelter Form, die meisten seiner Gedanken beherrscht. „Wenn Goethe davon sprach, daß der Mensch, dem es nicht gelänge, sich über die Natur zu erheben, notwendigerweise unter halb der Natur bleiben müsse, hinter ihr Zu rückbleiben müsse, so ist dieser Satz gewis sermaßen eine Antwort auf den Satz Pascals, der besagt, allerdings in fordernder und ver pflichtender Weise, daß der Mensch, dem es nicht gelingt, sich über sich selbst zu erheben, sich zu übersteigen, notwendigerweise in sich selbst zurücksinken müsse, hinter sich selbst Zurückbleiben müsse, und daß also nur der Mensch, der unausgesetzt mehr von sich ver langt und sich somit über sich selbst erhebt und sich übersteigt, das ihm mögliche Maß des Menschlichen erfüllen könne.“ Davon ausgehend fordert Becher immer wieder, daß sich der Dichter wandeln und verändern muß im Sinne einer annähernden Vollendung, einer ständigen Vervollkomm nung, um das „ihm mögliche Maß des Menschlichen“ erfüllen zu können. Damit gewinnt der Terminus der Selbst gestaltung bei Becher einen vollkommen neuartigen Inhalt, der sich von den bis herigen Auffassungen wesentlich unter scheidet. Zwei Aspekte sind es, die Becher hierbei herausarbeitet. Einmal Selbst gestaltung im Sinne von Selbst-Gestalt- werden, selbst wahr und wesenhaft wer den, zum anderen in der künstlerischen Gestaltung des so bestimmten „Ichs“ im lyrischen Kunstwerk. Auf diese Weise wer den weltanschauliche und ethische Ele mente der Persönlichkeit des lyrischen Dichters zu wichtigen Qualitäten des lyri schen Kunstwerkes, ja es sind in seinem poetischen Prinzip die entscheidenden Kri terien, die die Gattung Lyrik kennzeichnen. Es wird nun auch Bechers Auffassung über das Verhältnis zwischen Wirklichkeit Kunst deutlich, denn Kunst ist für ihn erhöhte,' über ihre Natur erhobene Wirklichkeit. Becher prägte dafür die Begriffe des „er höhten Daseins“, der „schöpferischen Ord nung“. Dieses „erhöhte Dasein“ ist also kein Jenseits der Wirklichkeit, sondern ihre Bewältigung durch den Menschen. * Von diesen Überlegungen aus unter sucht dann Becher auch das eigentliche lyrische Kunstwerk. Hier ergeben sich nun viele Parallelen zu dem, was bereits zu seinen Auffassungen über die Persönlich keit des lyrischen Dichters festgestellt wurde. Er sieht das Wesen seines Gedichtes in einer „poetischen Idee“, worunter er einen „Schwebezustand zwischen Gefühl und Verstand“ versteht, wobei jedoch dem Begrifflichen eine führende Rolle, nämlich die des „ordnenden Prinzips“ eingeräumt wird. So geht demnach in die poetische Idee das ein, was kennzeichnend ist für die Gesamtpersönlichkeit des Dichters. Becher betont jedoch wiederholt, daß beide Ele mente im Gedicht eine organische Einheit eingehen müssen in der Weise, daß das Er kenntnismäßige künstlerisch bewältigt und verarbeitet wird und damit als erkenntnis theoretische Qualität unmerklich, aber doch nachweisbar, enthalten ist. In diesem Zusammenhang weist Becher auf den doppelten Sinn eines Kunstwerkes hin, wobei er sich wiederum auf Goethe bezieht. „Goethe spricht einmal von einem doppelten Verständnis, das ein bedeutendes Kunstwerk befriedigen müsse. Zunächst müsse es all gemeinverständlich und zugänglich sein, sozu sagen den Worten nach einen Sinn haben. Dann aber müsse sich hinter dem ersten Sinn noeh ein tieferer Sinn verbergen, der sich allerdings nur dem erschließe, der es ver stehe und der die Geduld habe, in das Wesen eines Kunstwerkes einzudringen.“ Tieferer Sinn und poetischer Gedanke dürfen in diesem Zusammenhang als iden tisch aufgefaßt werden. Becher hat damit für sein poetisches Prinzip wesentliche Kriterien gefunden, die den Wert des lyrischen Kunstwerkes nach dem Inhaltlichen, nach der Aussage be stimmen. Dabei läßt er jedoch formale Ele mente nicht außer acht, nur ist für ihn die Form immer Form eines ganz bestimmten Inhaltes und kann deshalb nicht losgelöst von diesem betrachtet werden. Becher hat diese Gedanken zunächst aus der „Notwendigkeit der Selbstverständi gung“ entwickelt, es war ein „Selbst gespräch“, wie er es oft selbst bezeichnete, und das die Aufgabe hatte, seinen Stand punkt als Künstler und Politiker zu den vielfältigsten Fragen und Problemen unse rer Zeit zu erarbeiten. Da sich jedoch Becher stets als Erbe der humanistischen Traditionen der Vergangenheit zugleich aber auch als Repräsentant der progressi ven Tendenzen unsrer Zeit betrachtete, war er um eine objektive, eine marxistische Antwort auf diese Frage bemüht. Sein „Selbstgespräch“ sollte deshalb mehr und mehr den Charakter eines öffentlichen Ge spräches“ annehmen, bis „aus diesem Mit einander- und Zueinandersprechen sich eine höhere Form der Selbstverständigung ergibt." * , Die Auseinandersetzung um Probleme unserer Gegenwartsliteratur wird deshalb mehr und mehr auch eine Auseinanderset zung über die ästhetischen Ansichten J. R. Bechers werden müssen, der durch seine theoretischen Überlegungen einen bedeu tenden Beitrag zur marxistischen Ästhetik, besonders zur Gattung Lyrik geleistet hat. Siegfried Rönisch Studenten der Fachrichtung Kunsterziehung beim Reproduzieren in den berühmten „Alten burger Spitzen". Foto: Wittwer Virtuos und klangschön Eine Uraufführung zum Abschluß der Akademischen Konzerte im Studienjahr 1960/61 Das fünfte und letzte Akademische Konzert im Studienjahr 1960/61 brachte zu Beginn eine Uraufführung. Der Komponist Fritz Geißler ist an der Karl-Marx-Universität kein Unbekann ter mehr. Er ist Universitätslektor für Musik theorie und Tonsatz und Erster Vorsitzender des Verbandes deutscher Komponisten und Musikwissenschaftler im Bezirk Leipzig und schuf aus Anlaß der 550-Jahr-Feier der Karl- Marx-Universität die Kantaten „Lied von der Erkennbarkeit der Welt" und „Wissen ist Macht". Diesmal lernten wir ihn als Komponisten von Instrumentalmusik kennen. Seine „Fünf Miniaturen" schienen gleichsam für das Aka demische Orchester geschaffen zu sein. Die knapp und sehr konzentriert gefaßten Stücke sind aber bereit 1954 entstanden und harren seitdem des Erklingens. In der sehr reizvollen und differenzierten In strumentierung zeigt sich das feinsinnige Klangempfinden Geißlers; und wenn man in den suitenartigen Sätzen einen Abglanz Pro kofjews verspürte, so darf das keineswegs als abwertend, sondern höchstens als vergleichend verstanden werden. Horst Förster und seinen musizierenden Studenten gebührt der Dank für diese Berei cherung — der im besten Sinne — guten Un terhaltungsmusik. Der anwesende Komponist konnte sich für den Applaus persönlich be danken. In Ludwig van Beethovens Klavierkonzert Nr. 2 B-Dur op. 19 vereinigte sich National preisträger Amadeus Webersinke mit dem Akademischen Orchester. In Verwirklichung des Bitterfelder Weges wachsen unsere Laien künstler zweifellos in ihren Leistungen, wenn sich unsere besten Berufskünstler zu gemein samen Musizieren mit ihnen zusammenfinden. Es ist eigentlich Beethovens erstes Klavier konzert — 1794/95 entstanden - und deshalb schlichter und auch in der Orchesterbesetzung einfacher gehalten als die späteren. Der erste Satz läßt schon hie und da etwas von der Beethovenschen Kraft künftiger Werke verspü ren, der zweite Satz verströmt tiefinnige Ge fühle, während im dritten Satz das Leben spritzig und keck dahinstürmt. Noch ein Werk freudigen Musizierens, unproblematisch, aber von bester Qualität. Dem Solisten, der vom Orchester sehr ela stisch begleitet wurde, dankten die zahlreichen jungen Hörer mit ianganhaliendem Beifall für die überlegene Gestaltung des Werkes. Als Zugabe erklang das Moment musical f-moll von Franz Schubert. Als Nachklang zum Robert-Schumann-Jahr 1960 bildete des Meisters Dritte Sinfonie Es-Dur den Höhepunkt und Abschluß des Konzertes. Schumann schrieb dieses Werk, seine letzte Sinfonie, wenn man die Umarbei tung der früher entstandenen Vierten nicht rechnet - 1850 in Düsseldorf, wo er eben erst als städtischer Kapellmeister angestellt wor- den war. Die bunte Fülle des rheinischen Volkslebens, die Lieblichkeit der Landschaft, das muntere Treiben des rheinischen Karne vals, aber auch die erhabene Größe des Köl ner Domes spiegeln sich in dieser Sinfonie wider, die Schumann auf fünf Sätze aus dehnte, um alle Eindrücke fassen zu können. Sie erhielt den Beinamen „Die Rheinische". In der Lebendigkeit und Freudigkeit der Ecksätze wie in der Innigkeit und Beschaulich keit der Mittelsätze entsprach die Wiedergabe dem Charakter des Werkes. Die dynamischen Abstufungen allerdings, die kräftigen Bläser partien zarte und liebliche Partien der Holz bläser und Streicher gegenüberstellen, gelan gen nicht immer zur vollen Zufriedenheit. Mit dieser Sinfonie hatte Horst Förster seinen Mu sikanten trotz der Verstärkungen doch etwas zu viel zugemutet. Daß die Aufgabe dennoch bewältigt wurde, ist dem willigen und freudi gen Einsatz jedes Musikers zu verdanken, von denen die Holz- und Blechbläser besonders klangschön musizierten. Zum Abschluß sei gestattet, dem Akademi schen Orchester und seinem verdienstvollen Leiter weitere künstlerische Entwicklung und gute Erfolge zum Wohle aller Angehörigen der Karl-Marx-Universität zu wünschen. Dr. H. Rothe Klubgespräch über Kunstschaffen Einen interessanten Klubabend über Pro bleme der bildenden und angewandten Kunst veranstaltete am 10. Mai die Hoch schulgruppe des Deutschen Kulturbundes im Haus der Wissenschaftler. Der Berliner Maler, Professor Heinrich Burkhardt von der Hochschule für bildende und an gewandte Kunst Berlin-Weißensee. sprach mit Wissenschaftlern unserer Universität über „Das gegenwärtige Kunstschaffen in der Deutschen Demokratischen Republik“. Zirkel schreibender Studenten Die nächste Zusammenkunft des Zirkels schreibender Studenten der Karl-Marx- Universität findet am 29. Mai 1961 um 19.30 Uhr im Studentenklubhaus Kalinin statt. Interessenten sind herzlich eingeladen. Namensweihe und Eheschließung Wir gratulieren unseren Wissenschaftlern und Angestellten zur Namensgebung ihrer Kinder, die am 15. Mai 1961 stattfand. Silvia Mader Mathias Montag Ute Montag Kerstin Wetzel Zur sozialistischen Eheschließung be glückwünschen wir VP-Oberwachtmeister Stötzner und Frau Heike geb. Licht, Mitarbeiterin unserer Hochschul-Film- und -Bildstelle und das Studentenehepaar Guido Kikels (FMI) und Frau Christa geb. Körner (Math Nat. Fak.) Veröffentlicht unter der Lizenz-Nummer 65 des Kates des Bezirkes Leipzig. - Erscheint wöchent lich. - Anschritt der Redaktion: Leipzig C 1, Ritterstraße 26, Fernruf 77 71; Sekretariat Appa rat 264. Bankkonto 513 803 bei der Stadt- und Kreissparkasse Leipzig. - Druck: LVZ-Druckerei „Hermann Duncker". Leipzig C 1, Petersstein- weg 19. - Bestellungen nimmt jedes Postamt entgegen.
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