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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 5.1961
- Erscheinungsdatum
- 1961
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196100005
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19610000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19610000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 5.1961
-
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Band 5.1961
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Schwerelosigkeit und Strahlung Wissenschaftliche Probleme bei Gagarins Raumflug Von Prof. Dr. Walter Beier, Direktor des Instituts für Biophysik Am 12. April gelang es der Sowjet union zum ersten Male, einen Men schen in einer hermetischen Kabine um die Erde fliegen zu lassen.. Damit hat nicht nur die sowjetische Rake tentechnik einen weiteren großen Er folg errungen, sondern es werden sich auch die Kenntnisse über das Verhalten eines Menschen unter den Bedingungen des kosmischen Fluges erweitern. Schon seit langem hat man in den großen Laboratorien für Luftfahrt- und Raumflugmedizin Versuche über die Beschleunigungs festigkeit des menschlichen Organis mus angestellt. Mit Hilfe von Men schenzentrifugen und Raketenschlit ten konnte man die Toleranzgrenzen für Linear- und Radial-Beschleuni- gungen ermitteln und somit den Raketentechnikern die maximal möglichen Startbeschleunigungen auf zeichnen. Ein Zustand jedoch ließ sich unter Irdischen Bedingungen bisher nur sehr schlecht realisieren, der aber gerade für die Probleme des be mannten Raumfluges von großer Wichtigkeit ist, nämlich der Zustand der Schwerelosigkeit, in dem sich ein Mensch befindet, der auf einer Satellitenbahn in einem Raumschiff um die Erde kreist oder sich an triebslos im Weltenraum bewegt. Bis her gelang es mit Hilfe von Strah lenflugzeugen, für kurze Zeit ge wisse ballistische Bahnen zu durch fliegen, auf denen man vorüber gehend Schwerelosigkeit erzielte. Mit der erfolgreichen Umfliegung der Erde durch den sowjetischen Kos monauten Gagarin ergab sich zum ersten Male die Möglichkeit, über einen längeren Zeitraum hinweg das Verhalten eines Menschen im Zu stand der Schwerelosigkeit zu be obachten. Gleichzeitig bestand die Möglichkeit, die Wirkung von wech selnder Beschleunigung und Ge ¬ wichtslosigkeit zu studieren. Während des Starts hat auf den Astronauten sicher eine beachtliche Beschleunigung ein gewirkt, die man im Viel fachen der Fallbeschleunigung messen kann. Nach Brenn schluß der letzten Raketenstufe tritt nahezu übergangslos Ge wichtslosigkeit ein. da man aus technischen Gründen einen plötzlichen Brennschluß einem allmählichen vorzieht. Wäh rend des Fluges auf der Satel litenbahn befindet sich der Kosmonaut im schwerelosen Zustand. Beim Abbremsen so wie beim Eintritt in die tiefe ren Schichten der Atmosphäre wirken jedoch hohe negative Beschleunigungen. Aus den bisherigen Experimenten mit Flugzeugen hat man gesehen, daß die Wirkung der Beschleu nigung auf den Menschen stär ker ist, wenn sich dieser vor her im gewichtslosen Zustand befand. Personen, die ohne vorherige Gewichtslosigkeit 5 g (fünffache Fallbeschleunigung, d. h. das Gewicht ist verfünf facht) ohne Sehstörungen ertru gen, bekamen Sehstörungen nach Gewichtslosigkeit bereits bei Beschleunigungen zwischen 3,5 und 5 g. Die Beschleunigungen wurden wesentlich härter empfunden und man stellte eine langsamere Erholung nach der Beschleunigungswirkung fest. Es wird also eine wichtige Auf gabe der sowjetischen Raketentech niker gewesen sein, diese dritte Phase des Raumfluges, nämlich das Wiedereinsetzen der Schwerewir kung unseres Planeten, so durch eine entsprechende Steuerung zu gestal ten, daß die Wirkungen der Be schleunigung innerhalb der Toleranz grenzen liegen, die man aus vorher gehenden Versuchen erhalten hat. Neben den Problemen der Beschleunigungswirkungen und der Schwerelosigkeit wird be sonders die Strahlenwirkung auf den menschlichen Organis mus eine besondere Beachtung gefunden haben. Seit den ersten Starts der Sputniki und der Explorer hat man von der Exi stenz zweier Strahlungsgürtel, die sich um die Erde ausbil den, Kenntnis erhalten. Man unterscheidet heute einen äuße ren . und ■ einen' inneren Strah- lungsgürtel, deren Strahlunes- niveau keinesfalls vernachläs sigt werden darf. Auch die nach 1958 entdeckten solaren Protonenstrahlen trugen dazu bei, der Weltraumstrahlung eine besondere Bedeutung für den bemannten Raumflug zu zuschreiben. Der Strahlungs gürtel der Erde besteht aus Teilchen mit hoher Energie, die vom erdmagnetischen Feld eingefangen werden. Man ver mutet, daß jeder Planet, der ein magnetisches Feld genü gender Stärke besitzt, sich da ¬ her mit einem Strahlunsgürtel ähn lich dem der Erde umgibt. Da her entstehen die gleichen Pro bleme für den Raumflug so wohl beim Durchdringen der irdischen Strahlungsgürtel als auch beim Flug in die Nähe eines anderen Planeten. Bei der Erde beobachtet man eine longitudinale Variation der unteren Grenze des Strahlungsgür tels. Die Höhe der unteren Grenze des inneren Strahlungsgür tels ist am niedrigsten über Santiago und beträgt dort etwa 460 km. Den höchsten Wert erreicht sie über Australien, dort sind es 1480 km. Über dem Äquator erscheint das Maximum der Intensität der inneren Zone in 4000 km Höhe, während das Maximum der äußeren Zone in 16 000 km Höhe auftritt. Aus den Angaben über die Flugbahn des er sten sowjetischen Kosmonauten kann man entnehmen, daß diese in einer Höhe zwischen 200 km und 300 km über der Erdoberfläche verlief. Der Kosmonaut befand sich damit noch unterhalb des inneren Strahlungs gürtels und war also nicht der inten siven Wirkung der Strahlung aus gesetzt. 6s Während; des Bluges dieses- ernten ■ bemannten Satelliten werdensineben’ physiologischen und biophysikalisch interessierenden Größen zahlreiche andere Daten gemessen worden sein. Die Wissenschaftler der gesamten Welt sehen deshalb mit großer Span nung der Veröffentlichung der Er kenntnisse des ersten Weltraumfluges eines Menschen entgegen. Doch un- ahängig von diesen erhaltenen Meß werten dürfte dieser geglückte Flug eines der größten Ereignisse der Weltgeschichte darstellen, ein Ereig nis, zu dem wir den sowjetischen Wissenschaftlern von ganzem Herzen gratulieren. I Ieter m.rtmesur I Mepojeuttteb GAGARIN Unsere Erfahrungen mit dem Plan In unserem Institut versuchen wir seit langem, die Arbeit zu planen. Jedes Jahr wurden persönliche Ar beitspläne und solche des ganzen In stituts aufgestellt. Das ist wohl über all so, und das kann gar nicht anders sein, denn jeder einzelne Mitarbeiter muß doch wissen, welche Aufgaben er zu bewäligen hat, und die Insti tutsleitung kann ohne eine solche Planung weder anleiten noch dem Staat gegenüber Rechenschaft ab legen. Ganz besonders dringlich wird die Aufstellung eines Planes dort, wo größere Aufgaben durch Kollektiv arbeit erfüllt werden sollen. Unser Institut hat sich z. B. u. a. vorgenom men, im Jahre 1965 ein vierbändiges Handbuch über die Geschichte der europäischen Volksdemokratien her auszugeben. Dieses Vorhaben kann doch nur verwirklicht werden, wenn für die ganze Zeit ein allgemeiner und für das jeweils laufende Jahr ein detaillierter Arbeitsplan vorliegt. Andernfalls könnte es vorkommen, daß die Bearbeiter des Teiles Polen längst eine Konzeption ausgearbeitet hätten, aber dann plötzlich die Tätig keit Unterbrechen müßten, weil die Bearbeiter des Teils CSSR noch nicht über eine Konzeption verfügen, die ja um der Einheitlichkeit des Hand buches willen aufeinander ab gestimmt sein müssen. Soweit stößt die Planung der Forschungsarbeit wohl auch nirgends auf Widerstand, und es braucht niemand dafür ge worben zu werden. Welche Erfahrungen machten wir aber mit unseren Arbeitsplänen in den vergangenen Jahren? Regel mäßig stellten wir bei der Rechen schaftslegung fest, daß ein Teil der Aufgaben, insbesondere der langfri stigen, nicht erfüllt wurde, daß vor allem die Termine nicht eingehalten wurden, daß aber andererseits eine ganze Reihe anderer, im Plan nicht vorgesehener Ergebnisse erreicht worden war. Wir suchten nach den Ursachen für diese Erscheinung. Zunächst meinten wir, daß die ein zelnen Kollegen und das Institut als ganzes sich bei der Festlegung der Fristen geirrt hätten, daß sie ihre Kapazität überschätzt hätten, daß sie die Fülle der Aufgaben nicht über blickt und deshalb unreale Termine vorgeschlagen hätten. Ohne Zweifel lag hier auch eine Fehlerquelle, und wir versuchten sie dadurch zu be heben,. da.ß.’ wjr jetzt erstens in den Plänen nicht ainur die Abschluß- termine, sondern die Zeit der Be arbeitung festhielten. Zweitens schlüsselten wir die Pläne jetzt auf Monate, Abteilungen und Kol legen auf. Drittens fertigten wir jetzt „plastische“ Pläne an, d F. wir übertrugen den geschriebenen Plan ins Graphische. Dadurch erreichten wir eine realere Planung, weil das Nebeneinander der Aufgaben deut lich ins Auge fiel. In jeder Abteilung hängen diese Skizzen an der Tür, je der Kollege kann den Stand seiner Planerfüllung ständig überprüfen, der Abteilungsleiter und der Insti tutsdirektor können jederzeit Anlei tung und Kontrolle vornehmen. Es zeigte sich aber nach den ersten Monaten dieses Jahres, daß wir trotz realer und „plastischer“ Planung nicht alle. Termine einhielten. Bei einer Analyse der Situation ergab sich, daß es wiederum zu Verschie bungen gekommen war, weil neue, vorher nicht bekannte Anforderun gen (z. B. unvorhergesehene Tagun gen, Gutachten für Verlage, ganz tägige Beratungen bei zentralen Dienststellen, Betreuung ausländi scher Fachkollegen, Vorträge u. a.) an uns ergangen waren. Das führte zu einer weiteren Fehlerquelle in unse rer Planung. Wir waren davon aus gegangen, „harte“ Pläne aufzustellen, wie das von den Brigaden der Indu- strie erwartet wird. Ein solches Herangehen wird aber der Natur un seres . Instituts nicht, gerecht. Wir haben doch nicht nur die Aufgabe, Bücher zu schreiben, Vorlesungen zu .halten, und uns .weiterzubilden, wir sind ebenso verpflichtet, politisch zu wirken und unmittelbar auszustrah len. Dabei ergeben sich zwangsläufig Dinge, die von heute auf morgen er ledigt werden müssen. Das heißt na türlich nicht, daß wir nach dem Motto „Postkarte genügt, komme so fort“ jede an uns herangetragene Bitte erfüllen könnten oder sollten. Aber es gibt doch Anforderungen, die man als politisch verantwortungs bewußter Mensch wahrnehmen muß, und für eben solche Aufträge muß der Plan Spielraum lassen, weil er sonst illusorisch würde und laufend umgestellt werden müßte. Das bedeutet nicht, daß wir „weiche“ Pläne ausarbeiten sollen, aber es müssen reale sein, solche, die dem Spezifikum des jeweiligen In stituts entsprechen. Mit anderen Worten ist unser Arbeitsplan erst dann ein realer Plan, wenn er alle Aufgaben berücksichtigt, auch solche, die sich erst aus der aktuellen Situa tion ergeben. Dieser Plan freilich muß dann erfüllt werden; mit Fug und Recht erwarten Partei und Staat von uns, daß wir unseren Beitrag zur weiteren Hebung des Ansehens der DDR in der Welt in der kürzestmög lichen Frist in der besten Qualität leisten. Dr. Margot Hegemann, Institut für Geschichte der europäischen Volksdemokratien 12 f-2*-- 2544 0 ZU * - ■ . F*f =4 Klubabend mit Teilnehmern der Neokolonialismus- Konferenz Zum Abschluß der internationalen Konferenz über „Probleme des Neo kolonialismus und die Politik der beiden deutschen Staaten gegenüber dem nationalen Befreiungskampf der Völker“, fand im „Haus der Wissen schaftler“ ein Klubabend statt, zu dem die Fachrichtung Asien- und Afrikawissenschaften der Karl-Marx- Universität eingeladen hatte. Nach Begrüßungsansprachen des Prodekans der Philosophischen Fa Aufstand wider Vernunft und Wissenschaft Von Helmut Seidel Wir veröffentlichen im folgenden den letzten Teil eines Auszuges aus dem Vortrag von Oberassistent Hel mut Seidel über die gegenwärtige Situation in der deutschen Philoso phie. Die herrschende Klasse einer ver nunftlos gewordenen Gesellschaft muß in der Vernunft eine ständige Bedrohung sehen und gegen sie re bellieren. Wir sehen schon am Bei spiel Litts, daß er die Vernunft als Bedrohung fand und sie deshalb notwendig einschränken wollte. Man kann die Ratio aber nur einschrän ken wollen, um für ihr Gegenteil Platz zu bekommen, für die Irratio. Die Herabwürdigung von Wissen schaft und Vernunft ist ein allge meines Kennzeichen der bürgerlichen Philosophie, indem sich der Zerset zungsprozeß der bürgerlichen Welt und ihrer Ideologie und Kultur spie gelt. Der Neupositivismus öffnet mit der Leugnung der Objektivität der na turwissenschaftlichen Erkenntnisse dem Irrationalismus Tür und Tor. Der Neuthomismus erklärt offen, daß die Vernunft dem Glauben unter- geordret ist. Er modifiziert und mo dernisiert nur die alte und offene These des Tertullian: credo, ergo ab surdum. Typisches Beispiel für die Irratio nalisierung der bürgerlichen Philo sophie ist der Existentialismus. Seine ' Vertreter verwandeln die Wider sprüche, die Gegensätze, die Kon flikte der kapitalistischen Gesell-, Schaftsordnung in die ewige Dishar monie des menschlichen Daseins, das selbst unrettbar tragisch ist, innere Überspannungen und unlösbare Widersprüche enthält. Angst, Unruhe und Scheitern. Sterben und Nichts, Tod werden bei ihnen zu den Grund bestimmungen der Existenz. Die maßgebende Bestimmung der Exi stenz ist bei Heidegger die „Ge- worfenheit". die „Hineingehaltenheit in das Nichts“. Jaspers spricht vom illusorischen, ephemeren Cha rakter der Realität, von der Bereit schaft zum Tode, durch die allein die Existenz erkannt werden kann. Ver zweiflung, schreibt ein anderer Exi- stentialist. sei der letzte Grundsatz der Metaphysik. Und der in West deutschland viel gelesene Camus äußert sich noch aufrichtiger, wenn er schreibt: „Es gibt keinen Morgen. Daher ist das einzig-ernsthafte, wirk lich philosophische Problem das Pro blem des Selbstmordes.“ Der Irrationalismus richtet sich ge gen die Wissenschaft, besonders ge gen die wissenschaftliche Philosophie. Heideggers Philosophie ist prin zipiell wissenschaftsfeindlich. In sei ner Schrift „Was heißt Denken“ stellt er das philosophische Denken in einen direkten Gegensatz zum wis senschaftlichen Denken. „Philosophi sches Denken führt zu keinem Wis sen, wie das der Wissenschaften“, schreibt er. Es bringt keine nutzbare Lebensweisheit, löst keine Welträtsel und verleiht keine Kräfte zum Han deln. Daß Wissenschaft überhaupt sein soll, ist, nach Heidegger, niemals unbedingt notwendig. Jaspers drückt seine Gering schätzung der Wissenschaft in sei nem Begriff des „Wissenschafts glaubens“ aus. Für ihn ist die Wis senschaft nur Magd der Philosophie. In seiner Schrift „Die Idee der Uni ¬ versität“ bestimmt er „die Grenzen der Wissenschaften“: „Wissenschaft liche Sacherkenntnis ist nicht Seins- erkenntnis ... Wissenschaft bewirkt daher philosophisch gerade durch Wissen das Wissen vom entschieden sten Nichtwissen, nämlich um das Nichtwissen dessen, was das Sein selbst ist.“ Wissenschaft bedarf also der Führung, der Führung durch seine religiöse Philosophie. Der Irrationalismus ist die theo retische Grundlage der Leugnung der Möglichkeit und Wirklichkeit einer wissenschaftlichen Weltanschauung, d. h. des Marxismus-Leninismus. Daß die bürgerlichen Ideologen darauf besonderen Wert legen, ist verständ lich. Sind nämlich die allgemeinen Gesetzmäßigkeiten insbesondere der gesellschaftlichen Entwicklung in un serer Philosophie wissenschaftlich zum Ausdruck gebracht, so ist damit der überlebten kapitalistischen Welt der Totenschein', unserer neuen so zialistischen Weit aber der Geburts schein ausgestellt. Unsere Philoso phie als wissenschaftlich anzuerken nen, hieße für die bürgerlichen Ideo logen, die Gesetzmäßigkeit des Sie ges des Sozialismus anzuerkennen. Das aber wäre völlige Selbstaufgabe. Wir wissen: Wie die Bourgeoisie als Klasse, so tritt auch ihre Ideologie nicht freiwillig vom Schauplatz der Geschichte ab. Da sie aber selber nicht in der Lage sind, eine wissen schaftliche Philosophie zu produ zieren, eben weil das zur Selbstauf gabe führen müßte, erklären sie, daß eine wissenschaftliche Weltanschau- ung überhaupt unmöglich sei. Es entspricht svöllig. dem Ein schwenken der rechten SPD-Führung in die reaktionär-militaristische Poli tik Adenauers, wenn auch ihre Ideolo gen den bürgerlichen Philosophen in ihrem Feldzug gegen die wissen schaftliche Weltanschauung hinter hertraben. So ist die Antwort von Eichler auf die Frage, ob er noch Marxist sei, bezeichnend für die ge samte bürgerliche Philosophie: „Ich bin niemals dialektischer* Materialist gewesen“, erklärt Eichler mit einer bei ihm erstaunlichen Ehrlichkeit „Jede monistische Erklärung ist wis senschaftlich jedenfalls nicht möglich. Sonst ja. im Glauben natürlich, für jeden Christen gibt es eben die mo nistische Erklärung, daß Gott die Welt geschaffen hat; der Atheist sagt, das ist nicht so gewesen auch das ist ja nur eine Religion, eine mit umgekehrten Vorzeichen. Eine Wis senschaft kann es jedenfalls darüber nicht geben.“ Und der Renegat Wehner verkündet, daß der Aus schließlichkeitsanspruch des Marxis mus abgelehnt werden müsse. Das aber bedeutet, daß der Ausschließ- lichkeitsanspruch der Wissenschaft bestritten, die Ausschließlichkeit der unwissenschaftlichen bürgerlichen Ideologie aber anerkannt wird. Also: Einreihung in die reaktionäre Front gegen die Wissenschaft. Schamlos wird versucht, selbst die größten Rationalisten in Irrationa- listen umzufälschen. So versucht der Neuhegelianismus Hegel in einen Irrationalisten zu verwandeln. Und P o p i t z, ein Jaspers-Schüler, glaubt sogar daß dem Denken von Karl Marx primär irrationalistische Erleb nisse zugrunde lagen. Es ist klar: Wer die Unvernunft verteidigen will, dem schenkt die Vernunft nicht ihre Gunst. kultät, Prof. Dr. Markov, und des Leiters der Fachrichtung Asien- und Afrikawissenschaften, Prof. Dr. Schubert, kam es zu lebhaften Gesprächen zwischen den ausländi schen Gästen und Wissenschaftlern der Karl-Marx-Universität über die Fragen, die auf der Konferenz vier Tage zur Diskussion standen. Besonders zahlreich waren die arabischen und kongolesischen Teil nehmer der Konferenz im „Haus der Wissenschaftler“ erschienen. Viele interessante Beispiele der Politik des westdeutschen Staates gegenüber den afro-asiatischen Völ kern konnten unsere ausländischen Gäste nennen. Selbstverständlich wurden die Siege der algerischen nationalen Befreiungsarmee über den französischen Imperialismus und der heldenhafte Kampf des kongole sischen Volkes gegen die belgischen Interventen mit besonderem Inter esse- diskutiert. Dabei wurde von den algerischen und kongolesischen Freunden die verwerfliche Rolle der westdeutschen Imperialisten bei der Unterstützung des französischen und belgischen Imperialismus in ihren Heimatländern betont. Alle ausländischen Gäste hoben demgegenüber die Politik der Regie rung der Deutschen Demokratischen Republik hervor, die sie als einen wichtigen internationalen Faktor bei der endgültigen Befreiung der afro asiatischen Völker vom kolonialen Joch bezeichneten. Im Ergebnis der Besprechungen des Klubabends wurde beschlossen, in regelmäßigen Kolloquien mit aus ländischen Assistenten und Studen ten Probleme des antikolonialen Be freiungskampfes der Völker zu er örtern. Zahlreiche ausländische Wis senschaftler erklärten sich bereit, mit ihren Leipziger Fachkollegen in Zukunft noch enger zum gegenseiti gen Nutzen zusammenzuarbeiten. Jürgen Brandt Universitätszeitung, 18. 4. 1961, S. 5
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