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16 Sodann ist ja aber anch bekanntlich die Weisheit eine sehr gefährliche Waffe, die der Mensch, wenn nicht Gottesfurcht seinen Arm lenkt, gar leicht sich und andern zum Schaden sichren kann. Wie viele, die mit glänzenden Zeugnissen ihrer wissenschaftlichen Befähigung Schule und Universität verließen, sind untcrgegangen in den gefährlichen Wogen des Lebens oder auf dürre Sandbänke ver schlagen worden, weil ihnen mit der Gottesfurcht der Eompas fehlte oder das Rettungsboot bei der stürmischen Brandung. Gerade die Weisheit war ihr Verderben. Ihr wißt, wohin es mit einzelnen gekommen ist, die einst als die besten in der Wissenschaft mit dort aus den Bänken saßen, die aber in lockenden Theorien und utopischen Träumen versunken, sey es aus Selbstsucht, sey es in dem Bewußtsein, sie haben die Brüder lieb, das Gebot vergaßen: Fürchtet Gott, ehret den König! Ein nicht allzuausgedehnter Kreis der Bekanntschaft zeigt uns durchtriebene Betrüger, die Summen Geldes stahlen oder veruntreuten, — lockere Flattergeister, die durch Verführung oder Untreue hingebeude Herzen brachen, — unersättliche Vcrgnügungsmenschcn, die durch rassinirte Sinncngenüsse sich selbst zerstörten, ihren Angehörigen eine ekle Last lebten oder durch frühen Selbstmord endeten, — trotzdem, daß sie eine vorzügliche wissenschaftliche Bildung genossen, ja vielleicht eben weil sie, in der Weltweishcit erfahren, nicht um Mittel in Verlegenheit zu seyn brauchten, allen Gelüsten der Sünde Vorschub zu leisten, bis sie an dem Rande des Abgrundes standen, in den sie zuletzt stürzten, als auch der letzte Funke der Gottesfurcht in ihnen verloschen war. — Und man braucht ja noch nicht sogleich an das Schlimmste zu denken. Es fehlt ja leider nicht an Ercmpeln, welche die Wahrheit dessen bestätigen, was Luther in der Erklärung zu unserer Tertesstclle sagt, daß, wie die Furcht des Herrn aller Weisheit — so die Gottesverachtung aller Thorheit Anfang