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ihm äußerst langwierig. Er konnte nur niit Mühe seine Ge danken Zusammenhalten. Da Plötzlich wurde die Sache anders. Er fand nämlich zu seiner größten Überraschung seinen eigenen Namen in einem der Testamente. Nun war mit einem Schlage alle Gleichgiltigkeit verschwunden. Die Entdeckung, daß er selbst Erbe eines großen Vermögens war, veränderte seine Ansicht über die Langweiligkeit dieser Urkunde vollkommen, sodaß er jeden Satz mit gespanntester Aufmerksamkeit las. — Wenn wir uns der Thatsache bewußt werden, daß wir selbst Erben der Gnade des Lebens sein sollen, dann wird die Bibel uns ein neues Buch. Wir lesen sie mit freudigstem Interesse und möchten keine der Verheißungen übersehen, die unsere Erbschaft betreffen. Luthers Bekenntnis zur Heiligen Schrift auf dem Pcichslage zu Worms. Es war am Abende des 18. April 1521, daß Luther in der glänzenden Versammlung zu Worms vor Kaiser und Reich das'herrliche Bekenntnis ablegte, daß er zu allem, was er bis dahin gelehrt und geschrieben habe, von Grund seines Herzens stehe und darauf leben und sterben wolle. Als nun der kaiser liche Rat eine runde, richtige Antwort haben wollte, ob er widerrufe oder nicht, da rief der Mann Gottes: „Weil denn Kaiserliche Majestät eine schlichte, einfältige, richtige Antwort begehren, so will ich eine geben, die weder Hörner, noch Zähne haben soll, nämlich also: Es sei denn, daß ich mit Zeugnissen der Heiligen Schrift oder mit öffentlichen, klaren und Hellen Gründen und Ursachen überwunden und überwiesen werde . . . und ich also mit den Sprüchen, so von mir angezogen und an geführt sind, überzeuget werde, und mein Gewissen in Gottes Wort gefangen ist, so kann und will ich nichts widerufen, weil weder sicher, noch geraten ist, etwas wider das Gewissen zu thun. Hier steh' ich, ich kann nicht anders. Gott helfe mir! Amen." Luther, der Doktor der Heiligen Schrift. Als Luther Doktor der Theologie geworden war, stand es ihm nach den Satzungen seiner Kirche frei, über jede heilige