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Matthias Kkaudms. Der „Wandsbecker Bote", bekannter erbaulicher Schriftsteller. 1743—1815. Die Menschen sind doch einmal unwissend und blind über das Unsichtbare, sie kennen doch ihren unsterblichen Geist nicht und wissen ihm keinen Rat. Gott weiß einen und promulgiert eine Arzenei, die sich bei Tausenden bewährt hat und sich bei allen bewahrt, die sie nach Borschrift gebrauchen, nnd da kommen sie und wollen Gott meistern und seine Arzenei nach ihrem Dispensatoriv einrichten und ändern! Kaun es einen größeren Unsinn geben? Und können sie es für die verantworten, die durch sie verführt werden, die Arzenei Gottes ungebraucht zu lassen und ihren Quacksalbereien nachzulaufen? Ich bin kein Freund von neuen Meinungen und halte fest am Wort. So gar hasse ich das Kopfzerbrechen an Ne- ligionsgeheimnissen. Denn ich denke, sie sind eben darum Ge heimnisse, daß wir sie nicht wissen sollen, bis es Zeit ist. — Wenn wir Ihn selbst nicht sehen können, so müssen wir denen glauben, die Ihn gesehen haben. Mir bleibt anderes nichts übrig. Was in der Bibel von Ihm steht, alle die herrlichen Geschichten, sind freilich nicht Er, sondern nur Zeugnisse von Ihm, nur Glöcklein am Leibrocke, aber doch das Beste, was wir auf Erden haben, und so etwas, das einen wahrhaftig freuet und tröstet, wenn man da hört und sieht, daß der Mensch noch was anders und Bessers werden kann, als er, sich selbst gelassen, ist. Und was in der Bibel von Ihm steht, das hab' ich gelesen, mehr als einmal und nehme es so, wie es dasteht, ohne zu, noch ab zu thun. Ich setze kein Wort zum Texte hinzu. Und, die Wahr heit zu sagen, es dünkt mir das die beste Methode, wenn man nichts hinzusetzt. Man verdirbt doch nur daran. Hast du wohl eher die Evangelien mit Bedacht gelesen? Wie alles, was Er sagt und thut, so wohlthätig und sinnreich ist! Klein und stille, daß man's kaum glaubt; und zugleich so über alles groß und herrlich, daß einem 's Kniebeugen an kommt, und man's nicht begreifen kann.