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fechtungen und der Satan auch eine Ursache, daß man sie ein wenig und etlichermaßen lerne verstehen durch Übung und Er fahrung; sonst und ohne das versteht man nimmermehr etwas davon, ob man sie wohl hört und liest. Der Heilige Geist muß allda allein Meister und Prüceptor') sein, der es uns lehrt, und der Jünger oder Schüler schämen sich nicht, von diesem Präceptor zu lernen. Und wenn ich auch angefochten werde, so ergreife ich bald einen Text oder Spruch der Bibel, der mir Jesum Christum vorhält, daß er für mich gestorben fei, davon ich den Trost haben möge. Lieben Deutschen, brauchet Gottes Wort und'Gnade, weil es da ist! Denn das sollt ihr wissen, Gottes Wort und Gnade ist ein fahrender Platzregen, der nicht wiederkommt, wo er einmal gewesen ist. Er ist bei den Juden gewesen: aber hin ist hin, sie haben nun nichts. Paulus brachte ihn in Griechenland: hin ist auch hin, nun haben sie den Türken. Rom und Lateinischland haben ihn auch gehabt: hin ist hin, sie haben nun den Papst. Und ihr Deutschen dürft nicht denken, daß ihr ihn ewig haben werdet, denn der Undank und Verachtung wird ihn nicht lassen bleiben. Darum greifet zu und haltet fest, wer halten und greifen kann! Was dein Vieh die Weide, dem Menschen ein^Haus, dem Vogel ein Nest, den Gemsen der Fels und den Fischen der Strom ist, das ist die Heilige Schrift den gläubigen Seelen. Die Bibel ist gar fein ein Blümlein, das heißt: „Je länger, je lieber"; denn je mehr sich jemand mit ihr beschäftigt, desto lieber wird sie ihm. Wie sie selber göttlich ist, so macht sie auch die Menschen, die sie fleißig lernen und üben, ihrer Natur teilhaftig, daß sie göttlich werden, nämlich recht glauben, heilig wandeln, selig sterben lind darnach bei Gott ewig leben. Dieses Buch muß aller Menschen Zungen, Hände, Augen Ohren und Herzen erfüllen. ') Lehrer.