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ihn Gott von dieser Krankheit errette, so wolle er ihm sein Leben lang dienen. Nun, Gott hat ihn gerettet, und der Jüng ling hat sein Gelübde gehalten. Seine christliche Erkenntnis war damals noch schwach, aber der Herr hat dem Mangel ab geholfen durch den gottseligen Hofprediger Or. Spener, den der junge Baron nach seiner Heimkehr in Berlin kennen lernte, und der sein geistlicher Vater ward. Durch ihn wurde er auch innig befreundet mit August Hermann Franke in Halle, und als er dessen Glaubenswerk sah — Franke baute damals an seinem Waisenhause, das nach und nach so viele Anstalten umschloß, das; es eine Stadt im Kleinen geworden ist —, da kam sein Gelöbnis, daß er seine Kraft, seine Zeit und sein Vermögen dem Dienste des Herrn weihen wollte, zur Ausführung. Weil er nämlich gewahr wurde, daß der Mangel an deutschen Bibeln unter allen Klassen des Volks, namentlich aber unter den Ärmeren, unglaublich groß war, so gründete er 1710 im Waisenhause zu Halle die Cansteinjchc Bibelaustalt. Er ließ erst das Neue Testament mit stehenden Lctlern drucken, d. h. der Buchstabensal; jeder Seite wurde nicht, wie bisher Gebrauch war, nach dem Abdrucke wieder auseinander genommen, sondern blieb stehen, so daß man jeder Zeit so viele Abdrücke davon nehmen konnte, als man wollte. Auf diese Weise ersparte man piel Zeit und Arbeit, und Canstein wurde dadurch in den Stand gesetzt, daß Neue Testament mit den Psalmen für 30 Pfennige zu liefern. Ebenso verfuhr er mit der ganzen Bibel, die nun zu erstaunlich billigen Preisen abgegeben werden konnte. Der Absatz war ganz außerordentlich groß; denn in der Zeit von 1712—1739 wurden 848000 Bibeln verkauft. Welch eine Aussaat des edelsten Samens! Wie groß und reich wird die Ernte davon gewesen sein! Diese ist als herrliche Frucht seines Licbeswerkcs dem Glauben des edlen Mannes nachgefolgt in die Ewigkeit, als er selig, im vollsten Frieden aus der Welt ging. Groß war die Abhilfe, die der gottselige Baron in der Bibelnot gebracht hatte. Hundert Jahre später sollte eine noch größere und umfassendere Hilfe kommen durch die Britische und Ausländische Bibelgesellschaft. Mit ihrer Gründung ging cs so zu. Es war im Spätherbste des Jahres 1802, daß in Bala, einem Städtchen in der englischen Provinz Wales, ein Prediger