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nachher ward er krank, und es war eine Krankheit zum Tode. Bange Tage und Nächte mässen in Schmerz und Fieber durch wacht werden. In einer solchen Nacht nun füllt ihm der un gelesene Brief aus der Heimat ein. Da bittet er den Kranken wärter, den Brief zu suchen und ihm vorzulesen. Das geschieht. Und was enthielt der Brief? Kurz dieses. Der Vater schreibt dem Sohne, das; er und die Mutter und alle Geschwister in inniger Liebe zu ihm stünden und sich nichts Schöneres denken könnten, als wenn er heimkehrte. Thue er das, so wolle der Vater ihm ein hübsches Landgut kaufen. Vorläufig habe er dem Kapitän N., der jetzt in dem nahe gelegenen Hafen von vor Anker liege, den Auftrag gegeben, ihn von der Armee loszukaufen und in einer Kajüte mit heimzubringen; er brauche nur eine Zeile an den Kapitän zu richten. Soweit der Brief. Einen solchen Brief hatte der unglückselige junge Mann un gelesen gelassen! Grauen und Entsetzen spiegelten sich in seinem Angesichte, und der Angstschweiß floß von seiner Stirn. „Ich könnte alles haben, — ich habe alles verscherzt, jetzt ist's zu spät, zu spät," so stöhnte er langsam hervor. Ja, es war zu spät: dies Stöhnen war sein Todesröcheln. Was die ergreifende Geschichte sagen will? Tausende und Abertausende machen's mit dem Himmelsbriefe des gött lichen Wortes ebenso, wie jener Jüngling mit dem Briefe aus der Heimat. Sie könnten Glück, Heil, Leben und Seligkeit in diesem Briefe finden und lassen ihn ungelesen und bleiben im Elende. Sei dankbar für den Himmelsbrief! Aie I'rokorierte Wivet. Ein Geistlicher traf einst eine fromme Frau mit der Bibel in der Hand an. Die sah so auS, wie sie bei den echten Christen immer aussieht, wie ein rechtes Alltagskleid, das man täglich gebraucht. Aber sie sah doch dabei noch ganz eigentümlich aus. Da waren lauter bunte Striche, schwarze, rote, grüne, blaue zwischen den einzelnen Versen und Kapiteln. Die Stellen, die von der Buße handelten, unterstrich sie schwarz; die Stellen, die von der Vergebung sprachen durch Christi Blut, hatte sie rot unterstrichen; die Worte, die auf Hoffnung hindeuteteu, und die von dem himmlischen Erbe redeten und der zukünftigen