— 11 — höherer Begeisterung; dies dein Licht ist: das sengende Feuer staat licher Läuterung; dies dein Licht wird sein: das klärende Licht innerer Erneuerung. Allerdings will es scheinen, als gäbe es nichts mehr zu thun. Der Bau' des deutschen Reiches ist erneuert. Der Dom deutscher Einheit ist herrlich vollendet. Seine Zinnen und Thürme, weithin sichtbar, erregen Staunen und Bewunderung. Meisterhand hat den Bau ins Werk gesetzt. Fürwahr ein stattlicher Bau! Was ist aber nach solcher Vollendung noch zu erneuern? Wir haben durch diesen Ausbau: Freiheit deutscher Brüder. Deutschlands gewaltiger Arm schirmt von nun an mit seinem Banner die geknechteten Deutschen im Ausland. Welche Freude in diesen Tagen, als ein deutsches Kriegsschiff in einem der amerikanischen Häfen vor Anker ging. Un endlicher Jubel unsrer deutschen Brüder durchzitterte freudetrunken die Lüfte. Das deutsche Herz im Auslande athmete neu auf. Der Druck der Geringschätzung, die einer Knechtschaft glich, lastefe nicht mehr mit Centnerlast auf der freien Brust. Sei uns gegrüßt du deutsche Freiheit, gegrüßt du deutsche Gleichheit! Gleich vor dem Gesetz kann nun jeder freie deutsche Mann nach freier Wahl des Volkes mit rathen. Jeder, der berufen ist, kann in der Reichsver sammlung seine Anschauung zu Markte tragen. Die Rede des Ar beiters liegt ebenso wie die Rede des Fürsten in der Waagschale der Entscheidung. Ist das nicht Freiheit? Ist das nicht Gleichheit? Und begrüßest du nicht auch herzlich und liebewarm die Brüderlich keit? Staunest du nicht jubelnd mit an, wie der süddeutsche Bruder den norddeutschen auszeichnet durch Liebeserweise, und so umgekehrt? Unser Heldenkaiser und der tapfere deutsche Kronprinz wurden jüngst dort fast auf den Händen getragen. Welch' ein Umschwung! Und freuest du dich nicht, daß Sachsens hochgefeierter Feldmarschall in diesen Tagen preußische Truppen inspicirt? Denken wir zurück! Vor wenig Jahren hätte man zu einem Propheten, der Solches prophe zeien wollte, lächelnd gesagt: Freund, du rasest! Wozu also da noch Erneuerung? Es ist ja eben Alles neu worden! — Gestatte mir, l. G., daß ich dich auf ein Wörtlein aufmerksam mache. Sprach ich nicht von „innerer" Erneuerung gegenüber der staatlichen? Ja,