— 18 — läßt sich nach Mem, was eben gesagt worden ist, entschieden leugnen. Oder die Sache ist wenigstens unbedenklich. Sehen wir sie einmal darauf an! 1. Der Versuch an sich ist bedenklich. Die Kirche soll nicht experimentiren. Sie am Wenigsten. Man hat vielerlei Experimente gemacht und wenige sind gelungen. Ein solches Experiment war die vor 25 Jahren erfolgte Aufhebung der Consistorien, ein Verlassen der alten, bewährten Consistorialver- faffung. Schon damals haben Manche gewarnt. Man riihmt's dem seligen Großmann noch im Grabe nach. Vergeblich! Jetzt ist man auf dem Wege, zu der alten Ordnung wieder mehr und mehr zurückzukehren. Man hätte den ernsten Stimmen schon vor 25 Jahren folgen, jedes Experiment vermeiden sollen. Ein solches Experiment liegt jetzt wieder vor. Man will die alte Ordnung, die sich im Ganzen — das wird Niemand bestreiten — seit 300 Jahren bewährt hat, zu der alle übrigen deutsch evangelischen Kirchen nach und nach übergegangen sind, verlassen und es einmal in anderer Weise versuchen. Und wenn der Ver- snch gelänge, was ich bezweifle, so sollte man es nicht thun, nicht mit der Geschichte, nicht mit der Vergangenheit brechen. Mit jedem solchen Experimente verliert die Kirche ein Stück Glauben, ein Stück Vertrauen im Volke. Das Volk ahnt und argwöhnt, daß die Leute ihrer Sache nicht gewiß sind. Eben erst hat man die großen Ephorien klein gemacht. Jetzt, und kein Mensch kann einen durchschlagenden Grund dafür entdecken, jetzt soll mit einem Male der umgekehrte Weg eingeschlagen werden. Schon die Ankündigung ist nicht gefahrlos. Das Publikum faßt die Sache einfach so auf: die Superintenduren sollen aufgehoben werden. Es denkt weiter: so müssen doch diese Aemter entbehr lich sein. Und der Schaden, welcher daraus entsteht, daß diese Aemter eine Zeit lang als überflüssig betrachtet werden, ist nicht unbedeutend. Daß man andere Aemter dafür schaffen will und muß, das wird von Manchem leicht übersehen. Alles Experi mentiren, das muß betont werden, ist gefährlich, namentlich ge-