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ex wäre bereit, mein Konzert zu spielen, wenn ich dies und jenes ändern würde. Ich andre keine einzige Note, sagte ich ihm, das Konzert bleibt wie es ist!» Der aufgebrachte Komponist durchstrich die Widmung an Rubinstein und seßte den Namen Hans von Bülow auf die Partitur, der das Werk mit gro ßem Erfolg in Amerika und in Europa spielte. Serge Taniejew spielte das Konzert zum ersten Male in Moskau, auch Nikolaus Rubinstein nahm das Werk in sein Repertoire auf und spielte es dank seiner impulsiven und kraltvollen Art in Paris, in Rußland und sonst im Ausland mit herrlichem Erfolg. Rubinstein wurde später für den Wegfall der Widmung des b-moll- Konzertes durch die Zueignung des zweiten Konzertes von Tschaikowsk- (G-dur) entschädigt. «Die erste Symphonie hat eingeschlagen, die zweite meldet sich ...» bei richtet Johannes Brahms vom Beginn seiner zweiten Symphonie in D-dur opus 73. (Eine Symphonie ist eine zyklische Form in meistens vier Säßen von reiner Orchestermusik). Ein Sommeraufenthalt entlockte Brahms die lindesten Weisen: Pörtschach am Wörther See. Es gefiel dem Meister hier so gut, daß er drei Jahre nacheinander an den Wörther See zurückkehrte. Auf schattigem Waldboden, in alten Ruinen, an schimmernden Seen ent stand 187? die zweite Symphonie, «eine anmutig gewobene Märchenerzäh lung (Deiters). Leichter Dreivierteltakt beginnt mit einem wiegendem Motiv, das von Fagotten und Hörnern alsbald umgekehrt wird. Dann aber stimmen Violinen das Hauptthema an. Fröhliche ländliche Stimmung entfaltet sich, in welche die Holzbläser die Seitenmelodie wohlig hineintragen, über eine energische Durchführung, die das thematische Material wunderbar umwandelt, kehren wir zur etwas gekürzten und veränderten Wiederholung der Hauptthemen (Reprise) zurück, die in ein reizendes Pizzicato Filigran (gezupftes Filigran) des Schlusses (der Coda) ausläuft. Ein mit schwerem Auftakt anhebendes Adagio non troppo (nicht zu langsam) in H-dur löst den flüssigen, heiteren ersten Saß ab. Celli und Fagotte stimmen einen dunklen, schwermütigen Gesang an, der sich breit ausdehnt. In der ge heimnisvollen Gcundstimmung des langsamen Saßes (Adagio) verklammern sich die Motive zu immer wieder neuem, veränderten thematischen Gewebe. Wieder in den frischen Ton der anfänglichen D-dur-Stimmung verseßt uns das Allegretto grazioso (graziös bewegt) zurück. In seinem munteren Länd lertempo, das die Oboen angeben, liegt etwas vom Humor des Allegrettos in Beethovens achter Symphonie. Bald löst ein Presto ma non assai (nicht zu schnell) das Allegretto ab, es stellt eine Variation im '-/«-Takt des Haupt gedankens dar. Nach der Wiederholung der ursprünglichen Idee seßt ein variierendes, energisches Dreiachtel-Presto mit heftigen Akzenten ein. Ein kurzes Sostenuto (-gehalten) mit Schlußpizzikato führt den Saß zu Ende. Das Finale ist ein Allegro con spirito (schnell, mit Schwung) von stärkstem Glanz. Die Streicher spielen eine breite Melodie, die Weiterentwicklung geht immer lebendiger vor sich, das Blech nimmt tönend Anteil, ein fast bieder klingendes Seitenthema macht sich breit. Es wird «gehopst und ge sprungen», in mächtigen Oktaven rasen die Läufe einher, die Fröhlichkeit wird immer heftiger, alles vereint sich zu einem imponierenden Schluß. Prof. Dr. Hans Mlynarczyk Das nächste Konzert findet am Donnerstag, dem 26. März 1959 statt Preis: DM -,20 IH-9-92 U7 It 7173-59