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»sr TageSgefchtchte. Di« türkische» Fi««nzeu stehe« trostlos, und die Finanzwirthschaft in der Türket ist die bodenlos schlechteste und jäm« werlichste, die «an sich dmken kann: das wußte die Welt, hauptsächlich aber die europäische Geld Welt, seit Jahren, und dennoch wundern sich seht die Börsen» und Geldfürstm in England, Frankreich, Oesterreich re. über die neuste Finanzmaßregel des türkischen Finanzministers. Diese neuste Finanz operation der Türkei ist aber — die Sache recht bei« Lichte besehen —durchaus nichts anderes als ein vor der Hand noch etwas überzuckerter — StaatS- bankerott. Der türkisch« Finanzminister hat nämlich amtlich bekannt gemacht: 1.) Tom 6. October d. I. angefange», werden die Ztnsm und die Amortifirung der inner« und äußeren Staatsschuld für die Dauer von fünf Jahren auf die Häl fte (also um SOHt redunrt; 2.) die Bezahlung der Coupons erfolgt m der Weise, daß die eine Hälfte baar, die andere Hälfte in Schuldtiteln, welche fünf Procent Zinsen tragen, bezahlt wird. Die fünfprocentigen Zinsen auf die neuen Schuldtitrl werden gleichzeitig mit der ersten Hälfte der Coupons an den Verfalltagen baar bezahlt. Nach fünf Jahren, also im Jahre 1880, will aber die Türkei dieBaar- zahlungen der Zinsen wieder i« vollen Bettag aufnehmen. Aber die Welt der Kapitalisten wird, nachdem die türkische Regierung ««gekündigt hat, daß sie nur die Hälfte der fälligen Zinsen zahlen kann, endlich wissen, was sie von türkische» Versprechungen auf finanziellem Gebiete zu halten habe. Den« gmz abgesehen von der Zukunst, die ja auch der Sultan nicht in seiner Ge walt hat, ist die Maßregel, welche die türkische Regierung beschlossen hat, doch nichts anderes als der — Bankerott. Nur der erste Schritt'kostet Än- ürmgung; die TürkeiL hat ihn in den jüngsten Tagen gethan und nun gibt es keinen Halt mehr auf der schiefen Ebene. Die gesetzte Frist von sünf Jahren will, unserer Meinung nach, gar nichts besagen, denn wir leben deS festen Glauben«, daß eS sich schon bei dm nächsten Terminen zeigen wird, daß die Türkei nicht das Geld hat, um auch nur die halben Zinsen bezah len z« können. Sind aber die Börsen- und Geldsürsten zu bedauern, die der Türker i miner und immer wieder Geld geborgt haben, verlockt durch die ungeheuer günstig-« Bedingungen, unter denen sie ihre Kapitalien an dm Mann bringen konnten? Sicher nicht einen Augenblick! Wie trostlos es mit den türkischen Finanzen stand, und welche wahrhaft empörende Mißwirchschaft mit den StaatSfinanzm in der Türket getrieben wurde, daS war ja seit Jahren aller Welt bekannt, und so leben wir der Ueberzeugung, daß gerade die Geldleute, welche jetzt von der neusten Finanzoperation deS türkischen FinanzministerS schwer betroffen werden, eigentlich die moralische Mitschuld an dem tür kischen Staatsbankerott tragen. ES war ja doch vorauSzusehen, waS bei türkischer Wirthschaft das Ende sein mußte. ES soll nicht gesagt sein, daß der Pforte überhaupt kein Geld hätte vorgestreckt werden sollen, aber eS war in finanzieller wie moralischer Hinsicht ein unverzeihlicher Fehler seitens der leistenden Firmen, daß sie die Verlegenheit deS Sultans nicht dazu benutzt, um im eigenen Interesse und mehr noch im Interesse deS unglücklichen Volkes finanzielle Reformen nach modemm volkSwirthschaftlichen Prinzipien zu — erzwingen. ES ist dies in sträflicher Weise versäumt worden, und diese Unterlassungssünde wird jetzt von der Türkei wie von dm eigentlichen Sündern gebüßt werden. DcutfGlonrd. Berlin, 16. October. Der Zusammentritt deS Reichstags erfolgt in diesem Jahre genau zwei Tage früher als im vorigen. Der Umfang der Arbeiten, welche die Session beschäftigen werden, ist indessen, so weit bis jetzt zu übersehen, wohl größer als der der letzten Session, und wenn hier und da mitgetheilt wird, eS sollte dieser oder jm r an den BundeSrath ge langte Entwurf zurückgezogen werden, so entbehrt eine solche Angabe jeden Halt». Ganz besonders gilt dies von der Strafgesetz-Novelle. Noch haben d e AuSschußberathungen darüber nicht einmal begonnen, und in hiesigen Re gierungskreisen gibt man sich sogar der Vcrmuthuna bin, die Vorlage werde im Bundesrathe ziemlich glatt durchgehen; eine Anschauung, welche freilich nicht von allen Mitgliedern deS BundeSracheS getheiit wirb. UebrigenS wirb morgen (Sonntag) eine Plenarsitzung deS BundeSrathcS Statt finden. Dem Lernehmen nach werden auch in dieser Sitzung Lie Steuergesetze noch nicht zur Berathung gelangen, und über die HülfScaffen ist noch nicht einmal ein Ausschußbericht erstattet. Sind wir recht unterrichtet, so sind das ReichSbud- ger und die Vorlagen über Verwaltung der Einnahmen und Ausgaben deS Reiches und über den Rechnungshof dazu bestimmt, den Reichstag zunächst zu beschäftigen. München, 18. Oktober. Die Minister werden den vom StaatSrathe bcrathenen Gesetzentwurf wegen provisorischer Erhebung der Steuern der Ab geordnetenkammer nicht vorlegen. Oesterreich. Trient, 17. October. Se. Maj stät der Kaiser Wilhelm ist nach einer vom schönsten Wetter begünstigten Fahrt von Innsbruck auS soeben hier tingetroffen. Se. Majestät wurde während der Fahrt auf allen Stationen von der Bevölkerung mit lebhaften Zurufen begrüßt. Trient, 18. October. Der Deutsche Kaiser ist heute Morgen 4 9 Uhr bei günstigem Wetter nach Mailand weiter gereist. Se. Majestät wurde am Bahnhöfe von einer großen Menschenmenge jubelnd begrüßt. Mailand, 17. Oktober. Der König Bector Emanuel ist heut Vor, mittag um zu Uhr hier eingettoffen und am Bahnhöfe von dem Kronprin zen Humbert, den Ministern und dm Behörden empfangm worden. . Frankreich. Paris, 18. October. Der Anfang der Arbeiten am Tunnel zwischen England und Frankreich steh, bevor. ES wird zuerst eine Versuchsarbeit auS- geführt, und wenn diese gelingt, mit der endgültigen Gallerte begonnen «erden. Parts, 17. Oktober. Wie auS Ajwcio gemeldet wird, hat Rauher gestern in einer korsischen Wahlversammlung eine Rede gehaltm, in welcher er sich für die Befuoniß zu einer Revision der Verfassung aussprach. Paris, 16. Oct. Der Mont eur erklärte, die französische Regierung werde alles Mögliche tbun, um die Unfälle zu »Uder», von denen di« fran zösischen Interessen durch die Finanzsaßregeln der Türket betroffen seien, und sic werde sich durch keinen Widerstand eknschüchtcrn Kissen. ES set eineFm-r der höheren Gerechtigkeit, da die Türkei unter Mißachtung aller ihrer Ver pflichtungen die Schädigung ihrer Gläubiger decrettrt babe. Der Moniteur fügt hinzu, Frankreich wünsche die Unterstützung der anderen Regierungen bet stiner Aufgabe, und drückt sei« Erstaune« darüber aus, daß England in die ser Sache seine Absichten »och nicht kund gegeben hab,. Als einen Anfang dcr Genugthuung von Seiten der Türket führt der Moniteur an, daß die Zinsen der Anleihe von 1855 «tcht herabgesetzt seien, und daß die Türkei zur Verfügung der Ottomanischm Bank und der Syndikate jene Effecten stelle« werde, welche angewiesm sind, u« die Silberzahlung der Hälfte der Coupon- zu sichern. Wie man hier glaubt, wird Frankreich sich mit diesen Concessto- nen zufrieden stellen. Gngla«d. London, 18. Oktober. Die „Tim,-" bemerkt bezüglich der Nachricht, daß die Initiative zu den Vorstellungen in Konstantinopel von Frankreich auS- gegangen sei: Lord Derby würde sich an diesen Vorstellungen betheiligen, wenn dies durch die Verhältnisse, unter denen bte Zeichnungen der türkischm An leihen erfolgten, erforderlich erschiene, oder wen« ein günstiger Erfolg der di plomatischen Intervention anzunehmen wäre. Türkei. K 0 nistantin 0 pel, 15. Oct. Die Banque Imperiale Ottomane hat den Großvezir davon benachrichtigt, daß die an der Operation wegen Erneuer ung des heute fälligen Vorschusses von 1^ Millionen betbeiligten Personen sich weigern, ihrer Betheiligung zu entsprechen, und diese Weigerung darauf «runden, daß die Regierung ihnen eine Garantie in 6procentigm und nicht in Zprocentigen Werthen zugesagt habe. Königreich Sachsen. ' Freiberg, 17. Oktober. Die bet dem Gutsbesitzer Biber in Oberbo- britzsch ««gestellte Magd Kade» hatte bereits am 2. d. M. in dem ihr r Herr schaft bereiteten Kaffee einen auffallenden Geruch nach Phosphor bemerkt, je» doch in d.-m Glauben, eS sie« Schwefelhölzchen in den Kochtopf gemlle-r, dr« Kaffee wc^'gegossen und die Sache verschwiegen. Als dieselbe j doch am 8. d. M. einen intensiven Geruch nach Phosphor in de« Kochtopf wahmahm, mach te sie Anzeige bei ihnm Di-nstherm und haben die hiernach anqestellce« Erör terungen ergeben, daß ein bei Biber bedienstete« 16 jährige« Mädchen naarmS Dittrich aus Zug vermöge Ra-tengisteS zwei Giftmsrdversuche gegen Wider und dessen Kinder auSgeführt, weil ihr Dienstherr sie kur, vorher eines k-einen Diebstahls wegen zurechrgewies n hatte. Die D. ist infolge dessen verha tet und am 12. d. M. an die hiesige Staatsanwaltschaft eingeli-fert worden. Glauchau, 16. Oct. Mit Rücksicht darauf, daß seit längerer Zeit die Masern hier epidemisch ausgetreten sind und erfahrungsgemäß dadurch Weilerverbreitung finden, daß die an Masern erkrankten Kinder zu zeitig wieder in die Schule geschickt werden, hat der hiesige Rath die Bestimmung getroffen, daß schulpflichtige Kinder, welche an den Masern erkranke», 4 Wo chen lang, vom Tage der Erkrankung an gerechnet, vom Schulbesuche fern zu Halim find und dann ein ärz.licheS Zeugniß darüber beizubr-ngen baden, daß ter Schulbesuch ohne Nachtheil für sie selbst wie sür andere Kinder cr- folgen kan". (Eingesandt.) Die Waldherrfchaft Schluckeirau. Eine Gefahr droht unserem Sächsischen Vaterlande. Richt etwa daß ein auswärtiger Feind sich gegen uns rüstete, nein, ein Feind im Innern schickt sich an, schnöden Gewinnes halber Schritte zu thun, Lie das Gesa mint in teresse ernstlich gefährden. Dieselben Leute, welche unsern Volkswohlstand untergraben, welche uns mit den schönsten Aktiengesellschaften beglückt und da durch unsere Industrie auf Jahre hinaus geschädigt haben, suchen ein neues Feld der Spekulation auf, neue Opfer für ihre unersättliche Habgier. Kaum wird eS bekannt, daß der Besitzer der Waldherrschaft Schlucke- nau in Böhmen dieselbe verkaufen muß, so bildet sich in Dresden em B ank ierSrcons »r tium, welche» die Herrschaft zu erwerben beabsichtigt. Der geforderte Preis von einer Million Gulden ist den Herr n nlch» xU hoch, sie wissen, daß sie ihre Rechnung finden. Aber wie? — Die Jagd ist nickt ren tabel, Land- und Forstwirthschaft rationell geführt, paßt nicht für da« Natu rell unserer Gründer. Die Art ist das Werkzeug, mit denen sie den Grund und Boden seinen Ertrag abgewinnen wollen. Die schönen Waldungen i ollen Ler Habgier semitischer Spekulanten zum Opfer fallen. Das sind die Wirth- schaftsmarimen, welche die Herren hebräischer Nationalität bereits in anderen Ländern zur Anwendung gebracht habe«. Jm russischen Polen ist schon lange so gewirlyschafret worden. Man kaufte die Gü cr, schlug die Waldungen und nahm auS denselben den ganzen Kaufpreis für die Besitzung heraus und hatie dann die Ländereien umsonst. — „Umsonst", daS ist der Kaufpreis, dm der Jude gerne zahlt. Daß diese Art von GutSkäusern ihre segensreiche Thätigkeit nun auch auf Böhmen auSdehnen wollen, könnte uuS, abgesehen vor dem Abscheu, der ein solches Treiben jedem anständigen Menschen einslößt, gleichgültig fein, wenn es sich nicht gerade um Besitzungen an der Sächsischen LandeSgrenze handelte. Schlucken au liegt in der Enklave nächst GeorgSwalde, und die Waldungen begrenzen gerade dort unser Vaterland, wo die Elbe in dasselbe einttitt. Der Wasserstand der Elbe, von dem unsere Flußschiff'ahrl so wesentlich abhängt, wird durch daS Fällen der Waldungen sehr beeinträch tigt werden. ES genügt dm Herren Gründern nicht, die Industrie lahm ge legt zu haben, sie müssen ihr auch die Verkehrswege noch verkümmern. Ferner ist «S anerkannte Thatsache, daß die Waldungm gegen elementare Ereignisse, wie Wolkenbrüche, Wasserhosen und Ueberschwemmungen Schutz gewähren. Fällt diese» Bollwerk an der Grenze unseres Landes dem von der Habsucht geschwungenen Henkerbeile zum Opfer, so ist die Folge davon unabsehbar. Wer die Vehemenz deS EiSgangeS von den Brücken in Dresden auS beobachtet hat, wer dir Waffermaffm gesehen hat, die die Elbe in Folge der Wolkenbrüche»« letzten Sommer aus Böhmen herabführte, kann die ganze Größe der Gefahr ermessen. Man hofft, daß zwei unserer reichsten Großgrundbesitzer eS unterneh men werden, dm Jude« diese Beute zu entreißen: Möge diese Hoffnung sich erfüllen! Solde sich die« nicht bestätigen, so hoffen wir, daß »on anderer Sette Mittel und Wege gefunden »«den mögen, um eine« solchen, geradezu ruchlast» Vorhaben nnüberßetiliche Schranken in dm Leg zu lege».