Pantscho VVladigerov gilt heute als der bedeutendste Komponist Bulga riens. Er wurde 1899 in Zürich geboren, war Schüler von Paul Juon und Georg Schumann in Berlin, arbeitete als Kapellmeister und Bühnen komponist bei Max Reinhardt (u. a. „Traumspiel“ von Strindberg), seit 1932 wirkt er als Konservatoriumsprofessor in Sofia. Sein kompositorisches Werk umfaßt wohl alle Gattungen der Musik. Als Pianist reiste er durch Europa, auch in Dresden konzertierte er vor dem Kriege. Wie in der rumä nischen Musik finden wir auch in der Musik Bulgariens eine enge Ver bindung zur Volksmusik, die (nach Moser) „antike und gregorianische, aber auch byzantinische und türkische Elemente mit chromatischen Tönen und übermäßigen Sekunden eint“. Wir unterscheiden innerhalb der bulgarischen Kunstmusik drei Kompo- nis'engenerationen: Zur ersten gehören Emanuel Manolov (1860—1902), Dobri Chris'ov (1875—1941), der bei Dvorak studierte, und Panajot Pipkov (1871—1942). Stojan Braschowanov schreibt über diese Zeit: „Die mehr stimmige Tonkunst, die mit der Gründung des neuen bulgarischen Staates 1878 von außen her kam, fand im Lande einen durch die lange Volks liedkultur gut vorbereiteten Boden.“ Die zweite Generation umfaßt folgende Komponisten: Pantscho Wladi- gerov (1899), Petko Stajnov (1896), Wesselin Stojanov (1902), Ljubomir Pip kov (1904), Dimitri Nenov (1902) und Philip Kutev (1903). Zur dritten und jüngsten bulgarischen Komponistengeneration gehört u. a. Alexander Rajtschev (1922). Ljubomir Pipkov studierte in Paris bei Paul Dukas, betrachtete aber zu jeder Zeit die Volksmusik seiner Heimat als Grundlage seines komposito rischen Schaffens. Auch für den sozialistischen Realismus begeisterte er sich ehrlich. Heute leitet er die Kammermusikklasse des Konservatoriums Sofia, arbeitet als erfolgreicher Chorkomponist, seine Orchesterwerke fan den in Moskau, Prag und Warschau starken Beifall. Seine Suite „Reise durch Albanien“ besteht aus 16 Bildern, komponiert in der Form eines Themas mit Variationen, deren Titel sind: Rings um den Berg Daiti — Der Felsenpfad —• Sturm in der Adria — Die Legende von Skanderberg — Er zählung von den neuen Helden — Die Schäferhütte — Abend im Gebirge — Die neue Eisenbahnlinie — Der ölberg bei Wlone — Spiel im Schulhof —• Lied von der Sklaverei — Grotte am Flusse Schlcumba — Das Parti sanengrab — Sturm der Partisanen — Rekruten auf der Straße nach Kort- scha —• Festtag in Elbasan. Als Grundlage diente eine albanische Volks weise, ein klar gegliedertes, ruhig schreitendes Thema im wiegenden Vs-Talct. Das Werk verrät in seiner sparsamen Harmonik die französische Schule des Komponisten. Die Möglichkeiten des Streicherklanges werden nach allen Regeln der Kunst ausgenützt. Das Werk ist dynamisch sehr differenziert und kontrastreich. Die Überschriften zu den einzelnen Varia tionen erklären den Inhalt und Charakter der Musik bildhaft und plastisch.