dominieren die alten Kirchentonreihen, wie sie in der deutschen Musik bis zu Heinrich Schütz lebendig waren. Reiche Verzierungen gehen auf alte byzantinische Melismen zurück. Eine eigentliche Kunstmusik entfaltete sich in Rumänien erst während der vergangenen 50 Jahre: Es waren vor allem Leon Klepper, Paul Con- stantinescu und George Enescu, die mit ihren nationalbetonten Werken in Europa allseitig starken Widerhall fanden. GeorgeEnescu wurde am 19. August 1881 in Liveni geboren. Er stu dierte bereits als Kind in Wien bei Hellmesberger und Robert Fuchs, danach in Paris bei Massanet und Faure. 1897 trat er zum erstenmal als Kompo nist vor die Öffentlichkeit. Später reiste er als erfolgreicher Violinvirtuose durch ganz Europa. In seiner Heimat stiftete Enescu 1912 einen Preis für Komponisten. Als Dirigent wirkte er hauptsächlich in Bukarest. „Als Komponist“ schreibt Constantin Brailoiu „hat er sich der modernen französischen Schule nicht eigentlich angeschlossen: der bedeutende Platz, den er in der Musikwelt seiner Zeit einnimmt, liegt etwas abseits von ihr; es trennt ihn, den der umgebende Impressionismus nur oberflächlich be rührt hat, von der herrschenden Strömung jener Zeit seine Vorliebe für die klassische Architektonik. Auf das Musikleben seiner Heimat hat er durch seine Tätigkeit und sein Schaffen mächtig eingewirkt.“ Enescus 1. Rhapsodie ist typisch für eine freie instrumentale Musikform, ähnlich dem erzählenden Ton der Ballade. Ursprünglich war die Rhapso die ein „vom altgriechischen Harfner (Rhapsode) vorgetragenes Epen- Bruchstück“. Seit Tomascheks Rhapsodien — so lesen wir im Lexikon bei Moser — „wird der Name außerdem für Instrumental-Fantasien über aus ländische Volkslieder gebraucht“. Die „Hora staccato“ ist ein rumänischer Nationaltanz, von dem rumänischen Komponisten Dinicu niedergeschrieben, von Pantscho Wladigerov be arbeitet. Rumänien und Bulgarien reichen sich also in diesem Stück Musik gleichsam die Hand. Dinicu ist ein populärer Komponist, der in der Haupt sache mit einem Stüde weiterlebt, eben mit der „Hora staccato“. Biogra phische Hinweise konnten leider nicht ermittelt werden. Die Hora ist ein Volkstanz wie die Polka oder Mazurka, außerordentlich beliebt als Gebrauchstanz in Rumänien, als Orchesterwerk in der Bearbei tung Wladigerovs bekannt und berühmt in aller Welt, ein Paradestück aller Dirigenten in Ost und West, Süd und Nord. Die „Hora staccato“ zeigt, daß sich Wladigerov, der geborene Bulgare, nicht nur für die Volksmusik seiner Heimat interessiert, sondern auch für die Volksmusik der benachbarten Länder, ganz ähnlich, wie wir das auch von Bela Bartoks Volksliedabend kennen. Wladigerov studierte u. a. die Volkslieder Rumäniens, Spaniens, er studierte die arabische und hebrä ische Volksmusik, die er zum Teil („Hebräisches Poem“) in seiner Musik schöpferisch verarbeitete.