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Wohnung im Gebäude räumen mutzte, so datz sich wenigstens die nötigen Klassenzimmer Her stellen liehen. Doch war das natürlich nur ein schwächlicher Notbehelf, und erst 1883, als die Bürgerschule in ihr neues, schönes Heim übersiedelte und nun das ganze Gebäude zur Verfügung stand, konnten die Räumlichkeiten als einigermatzen ausreichend und angemessen gelten. Der Mangel an Korridoren sowie an einem einigermahen würdigen Versammlungs raum wurde allerdings auch da noch schmerzlich empfunden, doch entschädigte dafür in etwas die landschaftlich liebliche Lage hart am Flusse mit dem anmutigen Gelände am jenseitigen Ufer. Kurz, es ließ sich nunmehr ganz erträglich Hausen, solange die Schülerzahl eine ge ringe war. Als diese aber mehr und mehr wuchs, wurde die Unterbringung der Schüler immer schwieriger und in einigen Klassen überhaupt nur durch ganz besondere Vorrichtungen an den Oefen u. dgl. ermöglicht. Die mannigfachen Uebelstände, die sich nicht beseitigen liehen, wurden stillschweigend ertragen, weil der Zeitpunkt nicht fern schien, wo sich alle Schwierigkeiten glücklich lösen würden. Das Nachbargebäude des alten Seminars, so hoffte man, werde nach dem Wegzuge seiner Insassen nach Rochlitz dem Staate entbehrlich werden und von der Stadt ganz oder zum ausreichenden Teile mit mähigem Aufwande für die Realschule erworben werden können. Diese Hoffnung erwies sich indes als trügerisch, und so wurde am 6. Mai 1895 der Neubau einer Realschule beschlossen. Die Inangriffnahme verzögerte sich jedoch längere Zeit, weil die Stadtvertretung gleichzeitig eine Hochdruckwasserleitung und einen Schlachthof errichten, die für alle drei Anlagen erforderlichen Geldmittel aber durch eine einzige Anleihe beschaffen wollte, so dah die Realschule warten muhte, bis man über die Kosten jener beiden anderen Werke ins Klare gekommen war und die Anleihe be wirkt hatte. Im Sommer 1897 war man so weit, und nun (16. Aug.) richtete die Realschul kommission an die städt. Kollegien das Ersuchen, den Neubau eines Realschulgebäudes unver züglich in Angriff zu nehmen. Darauf beschlossen Stadtrat und Stadtverordnete die Er nennung eines Bauausschusses, der aus zwei Mitgliedern des Rates, drei Stadtverordneten und zwei Mitgliedern der Realschulkommission bestehn sollte. Von den Stadträten wurden die Herren Leonhardt I und Wostratzky, von den Stadtverordneten die Herren Weishorn, Schulze, Leonhardt II (an dessen Stelle später H. Rich. Barthel, zuletzt H. Posern), von der Nealschulkommission der Vorsitzende, Herr Bürgermeister Lobeck, und der Realschuldirektor gewählt. Zum ersten Male trat der Bauausschuh am 30. Aug. 1897 zusammen. Es handelte sich zunächst um die Wahl des Platzes. Nachdem der von der Realschulkommission vorgeschlagene von den städt. Kollegien verworfen war, kamen deren drei in Frage. Zur Erleichterung des Entschlusses wurde Herr Architekt Füssel in Leipzig veranlaht, für jeden dieser drei Plätze eine Planskizze anzufertigen. Nach kurzem Schwanken wurde der auf dem Kirschberge am Westrande der Stadt an der Terrassenstrahe belegene als der geeignetste an erkannt. Den Schwierigkeiten, die durch die vielfache Unterkellerung des östlichen Abhangs dem Bau zu erwachsen schienen, ging man dadurch aus dem Wege, dah der Platz für das Gebäude 10 in weiter, als ursprünglich beabsichtigt war, vom Abhang zurückverlegt wurde. An den vom Architekten entworfenen Grundrissen und Fassadcnskizzen wurden nur wenige Abänderungen vom Bauausschuh beliebt, so datz die danach veränderten Skizzen den städt. Kollegien bereits am 19. Jan. 1898 zur Beschlußfassung vorgelegt' werden konnten. Der Entwurf wurde genehmigt und die weitere Bearbeitung sowie die Leitung des Baues nach dem Vorschläge des Bauausschusses dem Herrn Architesten Füssel übertragen. Am 14. Mai 1898 wurde der erste Spatenstich gethan, am 29. Ott. konnte das Richtfest gefeiert werden, am 22. Dez. war das Gebäude im Rohbau vollendet. Der Bau der Turnhalle wurde erst im folgenden Fahre in Angriff genommen,- er dauerte vom 25. April bis Mitte August.