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ich Hals über Kopf an einer neuen, welche bis dahin fertig sein muß.“ Die erwähnte Sinfonie, die schließlich einen Tag vor dem Konzert beendet wurde, war die 36. in C-Dur (KV 425), später nach der Stadt ihrer Entstehung die „Linzer Sinfonie“ genannt. In vielerlei Beziehung erinnert das Werk an Joseph Haydn, und doch: Im Gesamtklang, im Wechsel kontrastierender Stimmungen, in der Grundhaltung echter Heiterkeit und versonnenen Nachdenkens erkennen wir den typischen Mozart, der die Kühnheit besaß, im langsamen Satz sogar Trompeten und Pauken zu verwenden. Innerhalb der Mozartschen Instrumentalkonzerte nehmen die für Klavier den brei - testen Raum ein. Der Meister hat sich mit Form, Technik und Eigenart der Klavier konzerte zeitlebens intensiv und liebevoll auseinandergesetzt. Schon aus den frühen Jahren 1765 bis 1768 kennen wir mehr als ein Halbdutzend Versuche dieser Art, Bearbeitungen nach Johann Christian Bach, aber auch Eigenskizzen. In Salzburg entstanden 1776 wiederum Konzerte, während von 1782 an die Großzahl der Wiener Konzerte gerechnet wird. In den Lebenserinnerungen von Fritz Busch lesen wir: „Von mir verlangte Richard Strauß immer wieder, ich solle einmal einen Zyklus mit allen 28 Klavierkonzerten Mozarts veranstalten, von denen eines immer schöner als das andere sei.“ Das Es-Dur-Konzert (KV 482) vom 16. Dezember 1785 eröffnet die Reihe der letzten und reifsten Klavierkonzerte, die kaum noch eine Verbindung zur verspielten Serenadenmusik der Salzburger Jahre erkennen lassen, ja, sie ragen weit über die wertvollste Gesellschaftsmusik ihrer Zeit hinaus. Mit ihrer Musik berühren sie unmittelbar die späten sinfonischen Meisterwerke Mozarts. Die seit Johann Christian Bach Allgemeingut gewordene singende Melodik (nach Schering) wird von Mozart in seinen Klavierkonzerten noch gesteigert und zugleich verfeinert. Nicht nur in den langsamen, nein, auch in den schnellen Sätzen und virtuosen Passagen beginnt bei Mozart das Klavier gleichsam zu sprechen. In den Kopfsätzen seiner Klavierkonzerte versucht Mozart in immer neuer persön- scher Formung eine Verschmelzung zwischen Sonatenform und Konzert. Die lang samen Sätze zeichnen sich aus durch eine verhaltene Lyrik, die Ornamentik er scheint improvisatorisch aufgelöst, auch auf die Kunst der Variation wird zurück gegriffen. Wie in den Violinkonzerten sind die Schlußsätze zumeist als volkstüm liches Rondo geschrieben, wobei durch Fugierung oder eingeschobene langsame Episoden (im KV 482 ein „Andantino cantabile“) versucht wird, den letzten Satz (ähnlich der Sinfonie) nicht abfallen zu lassen, sondern auf eine höhere Ebene zu rücken. „So vereint“ (zitiert nach Dennerlein) „Mozarts Eigensprache Freiheit, Wärme und Glanz wie dies dom bloßen Mechanicus Clementi, der nach Mozarts Worten ,um keinen Kreuzer Gefühl oder Geschmack 1 besaß, ewig unerreichbar blieb. Der Grundsatz,Musik bleibt immer Musik“ bewahrt Mozarts Konzerte auch in jenen Fällen, wo das Virtuose im Vordergrund steht, vor dem Abgleiten ins nur Bravou röse.“ Vorankündigung: Freitag, 18. November: Außerordentliches Konzert mit dem Dirigenten der Prager Philharmonie, Karel Sejna (Werke von Weber, Mozart, Smetana, Dvoräk) 3. und 4. Dezember 1955: 4. Philharmonisches Konzert Dirigent: Prof. Heinz Bongartz 10. und 11. Dezember 1955: 4. Mozart-Abend Dirigent: Prof. Heinz Bongartz 6656 Ra 111-9-5 1155 1,3 ll G 009/55