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Dresdner Journal : 15.12.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-12-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189712150
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18971215
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18971215
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-12
- Tag 1897-12-15
-
Monat
1897-12
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 15.12.1897
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Für Dresden vierteljährlich: «Mart 50 Ps, bei den Sailer» Ach denljchen PostanstaUr» vierteljährlich S Mart; auher» hatb des Deutschen Reiches Post, und Etempelzuschläa. Einpel»« Nummern: 1V Pf Erscheine«: Täglich mit Ausnahme der Sonu» und Feiertage abends. Fernspr -Anschluß: Nr ILBL Dres-mr W Zoumal. A,kt«d«s»«ssge»»H«» r Für den Raum einer gespal tenen Zeile Neiner SchnU >0 Pf. Unler „Eingesandt" die Zeil« 50 Pß vei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Aufschlag Heransgrber: Königliche Expedition des Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr SO. Fernspr »Anschluß: Nr LL-L 1897 ^291 Mittwoch, den 15. Dezember abends. Anküudiffunktn für die Weihnachtszeit finden im „Dresdner Journal" die geeignetste Verbreitung. Hierbei versäumen wir nicht, darauf aufmerksam zu machen, daß ans Anlaß des Weihnachtsfestes Handel- und Gewerb- treibenden bei Ankündigungen mit mehrmaliger Wiederholung außerordentliche Vergünstigungen gewährt werden. Lönigl. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Dresden, 15. Dezember. Se. Durchlaucht der Prinz Karl Anton von Hohenzollern ist gestern Nachmittag in Dresden eingetroffen und hat m der Königl. Villa Strehlen Wohnung genommen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der K. K. Oesterreichische Truchseß und Rittergutsbesitzer Ritter von BradSky- Laboun auf Cotta bei Pirna daS ihm von Sr. Heiligkeit dem Papste verliehene Commandeurkieuz des Gregorordens annehme und trage. Werorönung, dio Vieheiutriebstatiou Müglip betreffend. Das Ministerium des Innern hat beschlossen, die Vieheintriedstation Müglitz (Bezirk Dippoldiswalde) mit Rücksicht darauf, daß sie amtlichen Anzeigen zu» solge fast gar nicht benutzt wird und danach ein Be- diirsniß für ihre weitere Offenhaltung nicht anzu- eikennen ist, vom 1. Januar 1898 ab aufzuheben. Dresden, am 8. December 1897. Ministerium des Innern. v. Metzsch. Körner. WekannLmachung, die Anmeldung zu dem an der Königlichen Turn lehrer-Bildungsanstalt zu Dresden abzuhaltenden Lehrkursus zur Ausbildung von Turn lehrerinnen betreffend. An der Königlichen Turnlehrer-BildungSanstalt zu Dresden beginnt am 10. Januar 1898 ein Kursus zur Ausbildung von Turnlehrerinnen. Gesuche um Zulassung zu demselben sind unter Beifügung 1. des GeburtS- oder Taufscheines, 2. eines ärztlichen Zeugnisses über den Gesund heitszustand, 3. eines amtlichen Zeugnisses über die sittliche Führung, 4. der Zeugnisse über die frühere Schulbildung sowie über genossene turnerische Vorbildung und 5. eines selbstgefertigten Lebenslaufes bei dem unterzeichneten Ministerium bis spätestens zum 31. Dezember 1887 einzureichen. Dresden, am 20. November 1897. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. v. Seydewitz. Götz M"" » ' LunK und Wissenschaft. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 14. Dezember: „Emilia Galotti". Trauerspiel in fünf Akten von G E. Lessing. Eine gute Darstellung von Lessings „Emilia Galotti" bleibt immer ein Fest. Der dramatische Verstand, die dramatische Logik sind neuerdings so abhanden gekommen, daß ihr Übergewicht in dem klassischen Meisterwerke eine durchaus wohlthätige Wirkung üben muß, und die atem lose Spannung, mit der das Publikum der wundervoll klaren Entwickelung des Trauerspiels folgt, ist ein stummes Zeugnis für die ungeminderte WirkungSsähigkeit lebens voller Erfindung und Gestaltung Die gestrige Aufführ ung der „Emilia Galotti" sollte einer gastierenden Künstlerin, Frau Alma Renier aus München, in der Rolle der Gräfin Orsina Gelegenheit geben, ihre Befähigung für die Mitwirkung im klassischen Schauspiel an den Tag zu legen Die Rolle der Gräfin Orsina ist keine, in der sich das Verdienst einer Darstellerin frei entfalten kann, aber sie stellt immerhin jedes wahre Talent auf eine ernste Probe, nach der Absicht des Dichters soll durch die leidenschaft liche Bitterkeit und die Wutanfälle der verlassenen Ge liebten etwas von dem Reiz und den Eigenschaften hindurchleuchten, die der Gräfin die rasch verflogene Liebe des unbeständigen Prinzen gewonnen haben. Auch der Wechsel des drohenden und elegischen TonS in den Scenen der Orsina eröffnet den Trägerinnen dieser Rolle die Möglichkeit verschiedener Grundstimmung und Aus- sührung Frau Renier faßte die Gestalt durchaus unter dem Gesichtspunkte de« Ausruf« in der siebenten Scene de« vierten Akte«: „Ich fühle so was! und glauben Sie, glauben Sie mir, wer über gewiße Dinge den Verstand nicht verliert, der hat keinen zu verlieren" Eine wilde Erregung, ein bi« in« Innerste gedemütigter Stolz, die Grue«nll»Geo, vtrsttztmzei» rc. im öffntklicht« Dinifte. In, Geschäftsbereiche deSMtnifteriumS «er Atuanze«. Bei der Berg- und Hüttenverwaltung ist ernannt worden: Herrmann, zeither Kontordiener bei dem Hattcn-Handel-- barean in Freiberg, als Auswärter bei dem Oberhüttenamte daselbst. I« «es»Sf<S»eretche »es »iniftertum« »es K»tt«« »nü öffentlichen Unterricht«. Erledigt ist die unter Kol latur der obersten Schulbehörde stehende 2. ständige Lehrerpelle an der Schule zu Beiersdorf. Die Stelle gewährt ein Ein- lommen von 1000 M. Gehalt, 120 M WohnungSgeld und 72 M für Überstunden Bewcrbungsgesuchc, denen bi« in die neueste Zeit reichende AmtSzrugniffe sowie da- Zeugnis über musikalische Leistungen beizufügen sind, sind bi- zum 3 Januar 1898 bei dem Königl BezirlSschulinspektor Bach in Löbau ein zureichen — Zu besetzen an der Schule zu »ering-walde Ostern I8S8 eine ständige Lehrerstelle. Bnsangsgehalt 1400 M- einschließlich WohnungSgeid, welcher von drei zu drei Jahren, von der Ständigkeit des Lehrers an gerechnrt, um je 100 M steigt bis zum Höchstbetrage von 240V einschließlich Wohnungs geld. Bewerbung-gesucht (auch solcher Bewerber, welche erst Ostern 1898 ständig werden können) mit Zeugnissen sind zu richten an den Stabtgemeinderat zu Geringswalde bi- zum 13. Januar 1898. nichtamtlicher Teil. Tie deutsche Zwietracht im Kampfe gegen die slawische Eintracht in Lesterreich. Der letzte Sonntag ist in Oesterreich ein Tag be deutungsvoller politischer Kundgebungen gewesen. In Krakau haben die Führer der christlich-sozialen Bauern partei im Einverständnisse mit den dortigen Vertre tern des polnischen ReichSratSklubs und unter Mit wirkung der städtischen Repräsentanz ein solennes „allslawischeS" Verbrüderungsfest veranstaltet, zu welchem auch etwa ein Dutzend hervorragender tschech ischer und südslawischer ReichSratSadgeordneter er schienen waren. Der Verlauf dieses eisten auf pol nischem Boden inscenierten panslawistischen Partei tages hat alle Teilnehmer vollauf befriedigt. Das Waffenbündni» zwischen den nationalpolnischen Parteien und den Jungtschechen mit ihrer slo wenischen und kroatischen Gefolgschaft, welches bei der gemeinsamen Verteidigung des von den Deutschen auf Tod und Leben bekämpften Ministeriums der Sprachenverordnungen zu stände gekommen war, ist in zündenden Bankettreden neu besiegelt worden. Die gesamte polnische und tschechische Presse bejubelt den glänzenden Verlauf und die Hochei fceul'chen Er gebnisse dieses Festes. Daß, während die verbrüderten Polen, Tschechen, Slowenen und Kroaten in ge schlossenen Räumlichkeiten sich unverbrüchliche Treue und Freundschaft schwuren, draußen in den Straßen ungezählte Tausende polnischer Arbeiter gegen diese Verbrüderung Proteste erhoben, wird allerdings nicht erwähnt. Jedenfalls kann es aber nicht geleugnet werden, daß die in Krakau zwischen den Ver tretern der österreichischen Slawenvölker erneuerte politische Waffenbrüderschaft den Eindruck einer dauerhaften Erscheinung hervorruft. Und wie steht es demgegenüber bei den deutschen Parteien ? Hier findet man nichts als Unklarheiten und Zersplitterung. Die Verhandlungen der deutschen Parteiführer mit dem Nachfolger des Grasen Badeni haben bekanntlich mit der Ablehnung der Vermittelungsvorschläge des neuen Ministerpräsidenten geendigt. Die Gründe dieser beide hart auf der Grenze des Wahnsinns daym stürmen, herrschten in ihrer Wiedergabe der Orsina vor Die Hervorkehrung der innersten Zerrissenheit und der schmerzlichen Wut blieben nicht ohne starke, fast allzu naturalistische Wirkung Die äußerste Schärfe des Grund tons, den die Gastin anschlug, würde erschrecken, wenn man anzunehmen hätte, daß Frau Renier nicht sowohl durch die Färbung, die sie diefer Nolle giebt, als durch die ganze Beschaffenheit ihres Organs zu solch' Äußerstem hingedrängt wäre. Es klang, als ob ihr weichere, ge winnenvere Laute gar nicht zu Gebot stünden, denn auch die klagenden Töne ihrer Orsina hatten etwas Herbes, Spröde«, was nicht gefordert ist, aber mit dem Charakter der Gräfin auch nicht in Widerspruch steht So läßt sich zunächst nur sagen, daß die Künstlerin ihre besondere Fähigkeit eine Rolle individualistisch zuzuspitzen, in der Verkörperung der Orsina bewährt hat, daß aber über den Umsang ihre« Talent«, wie über die Ausgiebigkeit ihres Organs erst weitere Rollen ein Urteil ermöglichen werden Die übrige Besetzung wich gestern insofern von den zuletzt gesehenen Aufführungen ab, als Frl Politz dies mal die Titelrolle spielte, einfacher und gewinnender als sonst, aber immer noch mit zu starker Beimischung theatra lischer Sentimentalität und theatralischer Pose, und als Hr Wiecke den Prinzen von Guastalla übernommen hatte. Im Äußern erschien der vortreffliche Darsteller nicht be sonders vorteilhaft, aber seine Auffassung, die Hervor kehrung eines scheinbar gebildeten, liebenswürdigen, im innersten Kern weichlichen, selbstischen Fürstenbewußtsein«, der Schwäche, die zur Grausamkeit wird, war geistvoll und lebendig überzeugend — Die Leistungen der Herren Holthau« (Marinelli), Waldeck (Appiam), Wind« (Odoardo Galotti), Leichert (Maler Eonti), Swoboda (Angelo) sowie der Frau Hildebrandt (Claudia Galotti) ermöglichten ein sehr outeS Zusammenspiel und fanden mit Recht starken Beifall Adolf Stern ablehnenden Haltung der Opposition sollten in aus- führticher Weise in einem gemeinsamen Manifeste der deutschen Oppositionsparteien an ihre Wähler schaffen klargelegt werden. Aber bei der Ankündigung dieses Manifeste« ist es auch geblieben. Denn über eine allseitig befriedigende Darlegung der Verhandlungen mit der Regierung vermochte man sich nicht zu einigen! Jede der deutschen Parteien versucht nun in beson deren Kundgebungen ihre Stellungnahme zu recht- sertiqen und die Ablehnung der VermittelnngS- vorschläge des Ministerpräsidenten v. Gautsch zu be gründen. Aus allen diesen verwickelten Erklärungen geht jedenfalls soviel hervor, daß die gemäßigten deutschen Parteien sich mit der von Hrn. v. Gautsch ihnen angebotenen nicht unbeträchtlichen Einschränkung des Geltungsgebietes der Sprachenverordnungen voraus sichtlich begnügt haben würden, wenn nicht die unver söhnliche radikale Fraktion Schönerer-Wolf sich auf die Zurückweisung des „tschechischen Friedensangebotes" ver steift hätte. Die Aussicht auf den Kampf mit dieser zwar kleinen, aber in den letzten parlamentarischen Stürmen zur „leitenden" Kampfvortei avancierten Fraktion hat auch die maßvollen Politiker unter den Deutschen wieder „unversönlich" gemacht. Sie trauten sich nicht die Kraft zu, den Kampf gegen mehrere Fronten zu führen. Aber nun haben die Christlich-Sozialen Lueger scher Färbung ihrerseits erklärt, die Verantwort ung für die weiteren Ergebnisse des gemeinsam geführten Kampfes gegen die Regierung oblehnen zu müssen. Diese Absage der Lueger-Partei hat das deutschfortschrittlichc Lager natürlich in die größte Aufregung versetzt. Dort hat man nunmehr schon der christlichsozialen Partei und ihrem Führer den Kampf auf Tod und Leden angesagt. Demselben vr. Lueger, der am Tage nach dem Sturze Badenis von der gesamten deutschen Presse als Retter gepriesen worden ist, hat der deutschfortschrittlichc Abg. Noske die Worte zugcrufen: „DaS Vordrängen des Or. Lueger im letzten Momente des Kampfes gegen Badeni ist die wider lichste Erscheinung in diesem Kampfe gewesen. Er hat da eine der schändlichsten Komödien gespielt. Sein Verhalten war eine Kette von Strebertum und Niedrig keit der Gesinnung, die geradezu Abscheu erregen muß.. Ist also das Tischtuch zwischen den liberalen deutschen Parteien und den Christlichsozialen ostentativ entzweigeschniltev, so ist damit auch zugleich der er hoffte Anschluß der klerikalen Deutschen an die Linke in weite Ferne gerückt, denn diese standen der Lueger- Partei am nächsten. Daß bei einer solchen totalen Zerfahrenheit und Planlosigkeit die schon jetzt aufs Schwerste kompro mittier!! deutsche Sache immer mehr zum Gespött ihrer Gegner werden muß, ist ohne weiteres klar. Und völlig unbegreiflich ist es, wenn die Führer der deutschen Bewegung nicht allmählich zu der Erkennt nis gelangen, daß der von ihnen betretene Weg nim mermehr zum Heile der Sache dienen kann, in deren Dienst sie sich gestellt haben. Neber die maritime Bedeulunq -er Kiao-Tschau- Bucht wird in der „Münchn. Allg. Ztg.", der wir schon vor einigen Tagen interessante Mitteilungen über den für uns Deutsche gegenwärtig besonders interessanten Teil Chinos entnommen haben, Folgendes ausgeführt: In etwa 17 Stunden vermag von ihr aus ein Geschwader die Milte der Straße von Pctschili, in etwa 25 Stunden die Mündung des Pei ho vor Tientsin, in etwa 23 Stunden den koreanischen Hafen von Cbemulpo und in 30 Stunden die Straße von Korea und die Südwestspitze von Japan, bei 10 Knoten Geschwindigkeit in der Stunde, zu erreichen, welche Konzert. Am Dienstag fand auf Allerhöchsten Be fehl für die unter dem Protektorate Ihrer Majestät oer Königin stehendenErzgebirgischen und Vogtländischen Frauenvereine ein Konzert statt, das von Hrn. General musikdirektor Schuch unter Mitwirkung guter und hervor ragender künstlerischer Kräfte veranstaltet war Ihre Majestäten der König und die Königin, Ihre Kaiser!, und Königl Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich August, Ihre Königl Hoheiten der Prinz Albert und die Prinzessin Mathilde, Se. Durchlaucht der Prinz Karl Anton von Hohenzollern nebst hoher Gemahlin sowie Ihre Hoheit die Frau Herzogin von Schleswig-Holstein und Prinzefsin- Tochter Feodore zeichneten dasselbe mit Ihrem Besuche au». Der Vereinssaal war bis zum letzten Platze besetzt. Im Pro gramm wechselten instrumentale und Gesangsvorträge mit einander ab, dazwischen schob sich eine Deklamation ein. In die vokalen Leistungen teilten sich mehrere Mitglieder der Hofoper und Frau Gemma Bellincioni Diese jüngst gefeierte Gastin des Hofthealers verleugnet auch im Konzert saal nicht die rassige Persönlichkeit; sie versetzte mit einigen italienischen Gesängen das Publikum in die hellste Be geisterung, trug auch ein deutsches Lied („Ich hatte einst ein schönes Vaterland" von Lassen) mit vieler Wärme und reizend unbeholfener Aussprache vor und ermüdete nicht so rasch, dem Begehren der Hörer nach Zugaben Genüge zu thun Einen ähnlich starken Erfolg hatte Frl. Charlotte Huhn, deren künstlerisch vornehme Ge- staltungSweise Liedern von Hermann und Bungert zu gute kam und die uns mit dem nach einer Beethovenschen Skizze von Reinhold Becker stilistisch geschickt auSgesührten „Erlkönig" bekannt machte. Die Komposition ist Beethovens gewiß nicht unwürdig, aber die Schubertsche wird sie schwerlich verdrängen Frl. Wedekind empfing lebhaftesten Beifall für ihre virtuose AuSsübruna der Adamschen Variationen, wobei sie von Hrn Wunderlich (obligate Flöte) vorzüglich unterstützt war Ebenso dankbar wurden die Darbietungen der Kriegsschiffe auf nicht zu große Strecken innezuhallrn vermögen China selbst hat daher offenbar sehr begründeten Anlaß, die wichtige, überdies zu einem der drei Hauptftützvunlte seiner neu zu organisierenden maritimen Berteidigung in anbetracht ihrer Beschaffenheit und Lage höchst geeignete Bucht, nicht in sremdc Hände gelangcn zu lassen DaS deutsche oft- asiatischc Geschwader würde in der Kiao-Tschau Buch» künftig, die Besetzthaltung entsprechende Befestigung und Einrichtung der Bai vorausgesetzt, einen völlig gesicherten Ankerplatz und ein Kohlendepot erhalten können, was ihm weit größere Opera- tionSsreiheit und Ausdehnung seiner Aktion wie zur Zeit ge stalten würden, wo es von der Übermacht der im weftpacifijchen Ozean aus Hongkong, Wladiwostok und Saigon gut basierten übrigen Seemächte eine mehr oder weniger nur sekundäre Rolle bei dortigen internationalen Verwickelungen zu spielen vermag. ES würde überdies bei Anlage eine- geräumigen Dock- vou genügender Größe und den rrsordrrlichen Depot« und Magazinen aller Art in der Lage sein, auch die schwersten etwa erlittenen Havarien und Verluste dort unabhängig von den Dock- einer fremden Macht reparieren und erfetzen zu können. Vorderhand dürfte indr- kaum eine Umgestaltung der Bucht zu einer Flottenstaiion von dieser Bedeutung be- absichiigt und durchsührbar sein, da diese neue beträchtliche Forderungen neben denen der Flottenverw.ehrung an da- Land stellen würde. Jedoch auch nur in Gestalt eine« durch Be festigungen gesicherten Ankerplatzes und einer Kohlenftation würde die Bai für unsere politischen Handelsinteressen in Oft- asien eine wichtige Rolle zu spielen und sich mit der Zeit zur Flottenstation auszuwachsen vermögen Allerdings sei nicht zu verkennen, daß die Lage der Kiao-Tschau-Bucht zu der Hauptanzahl der chinesischen Vertrag-- häsen und der Vertrag-Handelsplätze im Innern dc- Reiches eine etwas zu weit nördliche sei, und sür den unmittelbaren Schutz unserer Landsleute in China vielleicht besser eine süd lichere, z B die unserseits ebensall- rekognoszierte Samsah- Bucht bei Toutschu, oder diejenige westlich der Insel Quemoq bei Amoy in der Mitte zwischen unseren beide» Haupthandel-- niederlassungen Shanghai und Hongkong, hätte gewählt werden können. Allein vielleicht wurde die Örtlichkeit der Kiao-Tschau- Bucht mit der Perspektive auf da- zu erschließende Hiuterland der Provinz Shantang als eine günstigere erkannt, oder gelte die nördliche Lage der Bucht, welche schnellt Diversionen gegen den Sitz der chinesischen Macht, den Norden, gegen die Peiho oder Hoangho-Mündungen oder die Bahn Tientsin Shanghai- Kwan, und derart mehr Eindruck in Peking hrrvorzurusen ge stattet als die vorteilhastere. Überdies ist Shanghai von der Kiao-Tschau Bai aus in 20Stunde»,Hongkong in etwa bvStunden zu erreichen; und e- sehlen Hongkong und Shanghai in der Nähe befindliche Kohlenlager, welche wie diejenigen von Wrihsien und Isdui nur >5, bez. 2 deutsche Meilen von der Kiao-Tschau- Bai entfernt liegen und leicht durch eine Bohn mit ihr zu ver binden sind. Einer Bahn bieten sich auch die Kohlenlager von Jtshoofu, Tsinaufu und Poshanfhien und einige unbedeutendere, die in ihrer Gesamtheit zur Zeit nur LOO OVO wr jährlich sördern, zum rationellen Abbau dar Hierzu wäre um so mehr Anlaß vorhanden, da nur die nächste Umgebung der Kohlenreviere, infolge der unzulänglichen Verkehrsmittel Shanlung«, Kohlen al- Brennmaterial benutzt, während im übrigen Shantung, In Ermangelung der fast gänzlich fehlenden Waldungen, mit trockenem Gra- und Kräutern, Gesträuch und Wurzelu ge» heizt wird. Im übrigen besitzt die Provinz Shantung keinesweg-, wie v Richthosen nachwieS, die ihr früher nachgerühmtcn Erz schätze, sondern nur einige völlig unbebaute, und, wie c- scheint, unbedeutende Eisenerzlager; auch entbehrt ihr Gebiet der Bauhölzer, und ist nur in den gut angebauten Thälern und Ebenen, in denen Ackerbau, Seiden und Obstzucht ge trieben wird, übervölkert und daher zur Ansiedelung wenig anf- sordernd. Was die dauernde militärische Sicherung der Bai betrifft, so würde dieselbe durch die vom Ingenieur - Oberstlieutenant Wagner vorgeschlagene Besestigung Kap Evelyns des Bai Rock-, der Insel Tfchi po-san und der Landspitze Ju-hui-shan, und unseres Dafürhaltens vielleicht auch der Landzunge 1 üw südöstlich des Orlcs Ching - sai - kan zu bewerkstelligen sein. Allerdings dürsten demsche FortSbauten in China ziemlich teuer zu stehen kommen Tas Kohlendepot sände voraussichtlich aus der selbst tiefgehenden Schiffen zugänglichen Insel Tschi-po-shan seine beste gesicherte Stelle, wenn auch diese, da ihr westiich gelegener seichter Mecresarm bei Ebbe trocken laust, von dieser Seite einen Angriff gelandeter Truppen eines Gegners, dem, beiläufig bemerkt, leicht durch entsprechende Anlage der Be festigungen zu begegnen wäre, ausgesetzt erscheint. Bei der Ausgestaltung der Bai zu einer Flottenstation würden allerdings beträchiliche Gcldaufwendungcn ersordcrlich sein. „Richt günstig für diese Ausgestaltung, jedoch diese keineswegs ausschließend, ist, daß nicht unmittelbar an ihrem User eine große Stadt mit ihren selbst in China mannigfachen Hilfsquellen für die zur Beschaffung einer Flottenstation erfor- lichen Anlagen liegt, sondern daß Kiao-Tschau saft zwei Meilen von ihrem Nordrande und saft vier Meilen von ihrer wichtigsten Ocrtlichkeit, der Insel Thi po-san, entsernt ist." Herren Anthes und Wachter ausgenommen, obwohl der erstere in seiner Liederwahl nicht ganz das Rechte ge troffen hatte Ueberhaupt hat der Kritiker, der hier ent waffnet durch den edlen Zweck, dem sich die trefflichen Künstler gewidmet hatten, zum einfachen Berichterstatter wird, die freundlichste ost stürmische Anerkennung jeder einzelnen Leistung festzustellen Mit der obengedachten Deklamation beteiligte sich Frl. Salbach an der Veranstaltung, und zwar sprach sie innig und schwungvoll ein Hebbel sches Melodram „Schön Hedwig" mit der Musik von Rodert Schumann, die sich »n der bunten Gesell schaft des gestrigen Programms gar königlich auSnahm Sie wurde vortrefflich durch Hrn Bachmann au«- geführt, mit dem vereint die Herren Gunkel, Schlegel, Stenz und Pittrich zur Eröffnung de« Abends die Bagatellen (0-m<>Il op 47) von Dvorak in gut musikalischer Art vortrugen Das einzige instrumentale Solo steuerte Hr Philipp Hammig bei, der sich in dem Largo von Händel und in Poppers Tarantclle als ein tüchtig ge schulter, Kantilene und virtuoses Spiel geschmackvoll be handelnder Cellist erwies. Den größeren Teil der Vor träge am Klavier begleitete mit musikalischer Meisterschaft Hr Generalmusikdirektor Schuch, den für die übrigen Hr. Bachmann ablöste. P. * Die „Revue de l'Art" veröffentlicht eine Studie Camille Saint-Sai n«' über die zeitgenössische Musikbewegung, der wir folgende Stellen ent nehmen: „Eine große Thatfache beherrscht die moderne Musikwelt, nämlich die Befreiung der Instrumental musik, di: bisher eine Vasallin der Vokalmusik war und plötzlich ihren Aufschwung nahm, eine neue Welt ent hüllend, und sich plötzlich al« Nebenbuhlerin ihrer alten Beherrscherin entgegenstellte Seit dieser Revolution, deren Held Beethoven war, kämpfen die beiden Mächte unaufhörlich miteinander, obgleich jede ihre eigene Do mäne hat, die eine die Oper und das Oratorium, die
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