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Dresdner Journal : 29.12.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-12-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189712291
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18971229
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18971229
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-12
- Tag 1897-12-29
-
Monat
1897-12
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 29.12.1897
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ve„«--rei«: US, DreSde» vierteljährlich: * Mark kV Pf., bei den Kaiser lich deutschen Postanstalteil vierteljährlich > Mark; außer halb de« Deutschen Reiches Poft« and EtempelzuschlA Einzelne Nummern: lv Pf Grfchrlne«: Täglich mu Ausnahme der Sonn- und Feiertage abends. Fcrnjpr -Anschluß: Nr. ISS». Dresdner Hlmnml. ««s-ßeftftftror Für de» Raum einer gespal tenen geile kleiner Schrift 20 Pf ltater „Eingesandt" die Zeil« »0 «. vei Tabelle»- und Zifternsatz entsprechender »»fichlLg HerosOefter: Königliche Llpedition des Dresdner Journals Dresden, Zwmgerstr so. Feruspr -Anschluß: NrlSS». 1897 ^S302 Mittwoch, den 29. Dezember abends. Dettessungen auf das „Dresdner Journal" für das nächste Vierteljahr werden zum Preise von 2 M. 50 Pf. angenommen für Dresden: bei der unterzeichneten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), sür auswärts: bei den Postanstalten des betreffenden Orts zum Preise vor. 3 M. AUT" Wir ersu^en unsere geehrten Post bezieher um rechtzeitige Erneuerung der Be stellungen bei dell betreffenden Postämtern, da mit in der Zustellung der bezogenen Stücke keine Unterbrechung eintritt. Lönigl. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Architekten Friedrich August Richter beim Hammerwerke Morgenröthe das Albrechtskreuz zu ver lechen. Se. Majestät der König haben dem Militäressekten Fabrikanten August Anton Carl Matthias Müller in Leipzig das Prädikat „Königlicher Hoflieferant" Allergnädigst zu verleihen geruht. WekclnnLrncrchung, die Aufkündigung des Restes der als Staats schuld übernommenen 4prozentigen Prioritäts- anlcihe der vormaligen Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie vom 1. März 1860 be treffend. Das Königliche Finanz-Ministerium hat be schlossen. den noch umlaufenden Rest der als Staats schuld übernommenen 4prozentigen Prioritätsanleihe der vormaligen Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie vom I.März 1866 auf Grund des in Punkt 9 Ab satz 2 der über die Anleihe ausgestellten Gcneral- schuldverschreibung enthaltenen Vorbehaltes der Rückzahlung roch einer drei Monate vorher erfolgten Aufkündigung unter verfassungsmäßiger Mitwirkung des LandtagsausschusjeS zu Verwaltung der Staats schulden auf einmal zurückzahlen zu lassen. Demgemäß werden alle bis jetzt noch nicht aus gelosten Schuldscheine der bezeichneten Anleihe hiermit dergestalt aufgekündigt, daß deren Kapitalbeträge am 1. Juli 189^ fällig werden. Eine Ausgabe neuer ZinSscheiue sür den Termin l. Juli 1898 zu den aufgeküvdigten Schuldscheinen findet nicht statt. Die Inhaber der Schuldscheine werden hiermit aufgesordert, vom I.Juli 1898 ad die Kapitalbetragc nebst den aus das erste -Halbjahr 1898 noch zu ge währenden 4prozentigen Zinsen gegen Rückgabe der Hauptpapiere und Zinsleisten in Empfang zu nehmen, da eine weitere Verzinsung über den bezeichneten Termin hinaus nicht stattfindct. Die Auszahlung ge schieht bei der Staatsschuldcnkasse in Dresden und bei der Lotterie-TarlehnSkasse in Leipng, sowie auch bei den Bczirkssteuereinnahmcn in Pirna, Großen hain, Dippoldi'walde, Rochlitz, Borna, Oschatz, Glauchau, Schwarzenberg, Flöha, Auerbach, Marienberg, OelSnitz und Kamenz, bei den Haupt- zvllämtern in Schandau und Eibenstock, bei den Haupt« steuerämtern in Meißen, Freiberg und Grimma, bei der Sächsischen Bank zu Dresden und deren Filialen, bei Herrn Eduard Bauermeister in Zwickau, bei Herrn G. E. Heydemann in Bautzen und Löbau, bei der Vogtländischen Bank in Plauen i. V., bei der Döbelner Bank in Döbeln und deren Filialen in Roßwein (Roßweiner Bank) und Waldheim (WaldHeimer Bank), bei Herren Sarfert u. Co. in Werdau, bei der VereinS- bank zu Frankenberg, bei der Neustädter Bank in Neustadt in Sachsen und bei der Dresdner Bank in Berlin. Dresden, den 29. Dezember 1897. Der Landtagsausschuß zu Verwaltung der Staatsschulden. vr. Mchvert. Wehiuger. von Trützschler. Di G. Uhlemaun. Georgi. ^run»u»-eo, versetzAvgeu re. im öffentlicher» Dienste. 3» «eschäft-bereickt »e» Mimfterlu«» »e» K»lt»S »nd -ffe«tlichen Unterricht». Zu besetzen: die 2 ständige Lehrerstelle zu Rothenkirchen. Lollalor:de» König! Ministe rium des Kultus und Sffentlichkn Unterrichts Einkommen: M Gehalt und freie Wohnung sowie 72 M. Ler Frau des Lehrers für den anteiligen weiblichen Handarbeitsunterricht. Gesuche mit den erforderlichen Unterlagen find bis zum 10. Januar 1898 bei dem König! Vezirkeschulivspeltor Schulrat vr Bräutigam in Auerbach i.V einzureicken; - die Nebrn- schulstelle in Thiendorf Kollator: das König! Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts Einkommen außer freier Wohnung und Gartengenuß I000M G.halt vom Schul dienste, 7 M. vom Kirchendienste, 200 M im voraus gewährte DienstalterSzulage, 72 M für ken Fortbildungsschulunlerncht und eventuell an die Frau des Lehrers 72 M für Erteilung de» Unterrichts in den weiblichen Handarbeiten. Gesuche mit allen erforderlichen Beilagen sind bis zum 12 Januar 1898 an den König! BezirkSschulinspektor vr. Gelbe in Großenhain einzureichen; — zu Ostern 1898: die neugegründeie zweite ständige Lehrerstelle an der Filialkirchschule zu Gröditz- Reppis. Kollator: das Königl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts Einkommen: 1000 M. Gehalt und freie Wohnung. BewerbungSgesuche nebst den erforderlichen Beilagen sind bi» zum 12. Januar 1898 bei dem Königl. Be- zirkSschulinfpeklor vr. Gelbe in Großenhain rinzureiche»; — die 3 ständige Lehrerstelle in Eber-brunn. Kollator: das Königl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unter richts Einkommen: 1100 M. Sehalt und freie Wohnung, sowie die 2 ständige Lehrerstelle in Culitzsch. Kollator: da» Kön'gl. Ministerium des KulluS und öffentlichen Unterrichts Einkommen: tvoo M. Gehalt und 70 M. WohnungSgeld sür einen unverheirateten, 120 M für einen verheirateten Lehrer. Gesuche sind unter Beifügung sämtlicher Prüfung»- und AmtS- führungszeugnisse luS zum 18. Januar 1898 bei dem Königl. BezirkSschulinspektor Schulrat Lohse in Zwickau einzureichen; — die 3 Lehrerstelle in St. Egidien Kollator: die oberste Schulbehörde Einkommen: 112S M. unbeschadet der gesetz lichen AllerSzula^en, 120 bcc 180 M. WohnungSgeld und 72 M sür Turn- evenl FortbildungSschulun'-erricht. Bewerb- ungsgesuchc mit sämtlichen Zeugnissen bis in die neueste Zeit sind bis zum 11. Januar 1898 bei dem Königl. Bezirksschul- iospektor Schulrat Lötzsch in Glauchau einzureichen. Nichtamtlicher Teil. Tie Evanflklisch lutherische Landeskirche des Hönigreichs Sachsen im Jahre 1896. Den rom evangelisch-lulherischen Landeskonsistorium in Nr. 15 seines Verordnungsblattes veröffentlichten statistischen Mitteilungen aus dem Jahre 1896 ent nehmen wir folgendes: 1. Konfessionelle Verhältnisse. Die Zah! der Austritte aus der Landeskirche, die bis »89! gestiegen war, dann I89S abgenommcu hatte, ist im Berichts jahre auf 798 angewachsen Auch Übertritte zur Landeskirche sind mehr vorgckommen, als in jedem der Vorjahre, nämlich 327. Die Zahlen beS Jahres 189« verreiltn sich im einzelnen ko: Austritte aus der »ebertritte zur Landeskirche zu Landeskirche von 12 der reformierten Kirche 3 44 der römisch-katholischen Kirche 186 »26 den Deulschkathollken 30 59 den separierien Lutheranern »0 324 den apostolischen Gemeinden 26 139 den Methodisten »8 27 den Baptisten 10 44 der Tempelgemeinde und anderen Sekien IS 22 ken religionslosen Dissidenten »2 i Lem Judentume 16 798 zusammen 327 Folgende Erscheinungen sind seit Jahren regelmäßig wiedergelehrt: Mehr Austritte aus der Landeskirche zur reformierten Kirche, zu den Deutschkatholiken. den feparineu Lutheranern, den Sekien und religionslosen Dissidenten als Übertritte von da zur Landeskirche; mehr Übertritte von der römisch-katho lischen Kirche und dem Judentume zur Landeskirche, als AuS- lriltc aus dieser zu jener; eine säst stetige und in den letzten Jahren sogar sehr stark grstergeile Zunahme der Austritte zu den Deutschkatholiken, aber auch stetige Zunahme der — freilich viel seltenere» — Übertritte von den Deutschkatholiken zur Landeskirche Die meisten Austritte hatte diesmal wieder die Ephorie Leipzig l, nämlich 1S7, wovon 7! denDeutschkatholiken zugute gekommen find. Es folgen Dresden l mit 113, Plauen mit lob, Chemnitz I mit 70 AuStrittrn re. Am Maßstade LerBe- vöikerungsziffer gemeßen, zeigt sich, daß in der Ephorie Plauen schon ein Austritt auf 1480 evaiigelifch lutherische Einwohner kommt, in der Ephorie Bo, na dagegen erst auf 66 005. In fünf Ephorien und in d r Parochie St. Afra Meißen kam ein Austi itt aus der Landeskirche nicht vor. Austritte zu den Re formierten kamen nur in de» Ephorien Dresden I, Leipzig I und II vor, zu der römisch-katholifchen Kirche haupyäch- lich in der Ephorie Dresden I, in anderen Ephorien in ge linderer Zahl oder vereinzelt Außer zahlreichen Ephorien weist auch der Diözrfanbezirk Baupen keinen Austritt zur rönnjch-katholifchen Kirche aus. Immer aussalliger waren die Zunahme der Austritte zu den Deutschkalholiken, namem- l>ch in Leipzig und Umgegend, »Schftdun aber auch in Chem nitz Bou diesen Städten aus wird bestätigt, daß die radikale Richtung, die der TeulschkatholiziSmuS immer mihr ein- geschlagcn hat, und ihr Entgegenkommen gegen das so zialdemokratische Treiben von Einfluß gewesen sei. Die separaten Lutheraner Haden den meisten Zuwachs durch Austritte in den Ephorien Plauen, Schneeberg und Zwickau erlangt. Die Austritte zu den apostolischen Ge meinden waren vorzugsweise zahlreich in den Ephorien Plauen, Dresden I, Leipzig 1 und Chemnitz I. Die starke Aus breitung dieser Gemeinden in der Ephorie Plauen -st wieder von der apostolischen Gemeinde neuer Ordnung (Geyeraner) erzielt worden. In Leipzig ist eine Kirche dee apostolischen Gemeinde nahezu serlig. Die methodistische Bewegung ist in der Ephorie Schneeberg die entschieden voiherrschende ge wesen; doch hat es auch in der Ephorie Zwickau an methodisti schem Eiser nicht gefehlt. So haben dort Lie Methodisten das Mittel nicht verschmäht, dahin, wo der Ephorallolporieur an- gckündigt war, ihren Kolporteur zu senden. Die Bap- tiftrn habe» ebenfalls in der Ephorie Schneeberg den meisten Zuwachs erlangt In Plauen be> Dresden haben sie regelmäßige Gottesdienste eingerichtet. Ader auch in mehreren anderen Ephorien haben sie Anhänger zu gewinnen gesucht. Die Superintendent»! Zwickau betont, daß ihren Bestrebungen gegenüber ein«' seierlichere Gestaltung der Taushandlung nötig fei, um die Bedeutung des heiligen Sakraments vor der Ge meinde deutlicher derrorzuheden. Unter den anderen Sekten haben wieder die Tarbystcn („Brüder in Christo", „Brüder und Schwester» in Christo") im Vordergrund gestanden und besonder- in den Ephorien OelSnitz und Zwickau Zuwachs ge habt. Ihr stattlicher Betsaal in Vielau saßt 300 Personen Die Bergeltfche Sekte in der Ephorie Annaberg hat sich ruhig verhalten; die Sekte der Templer besteht noch in BurkerSdors bei Dippoldiswalde; die Mormonen haben in Freiberg erneut Boden zu gewinnen versucht: die Thiendorser Theographen «Ephorie Großenhain) scheinen neue Mittel von Amerika ans zu gewinnen, in Lugau besteht noch die gnostisch theosophische Selle. In Limbach bei Chemnitz hat ein Sprachlehrer sür gewiße, gegen die Landeskirche gerichtete Bestrebungen Anhänger gr- lammelt, Hpgienisches, Soziales und Religiöses vermengend; in Sachjcnburg vertritt der Inhaber einer Speisewirtschasl durch Wort und ausgelcgie Zeitungen buddhistische An schauungen; in Leipzig trat die Heilsarmee wieder mit Schristenverleilung und Abhaltcn von Versammlungen aus Auch spiritistisches Unwesen hat sich in verschiedenen Ephorien bemerkbar gemacht Von Zwickau aus wird der in der dortigen Gegend immer weiter gleisende Spiritismus sür bedenklicher als kas Sektenweien bezeichnet Austtitte zu den religionslosen Dissidenten sind in größerer Anzahl nur in L ipzig vorgekommen, dort erfolgte auch der einzige Über tritt zum Judentume. Kunst und Wissenschaft. Zeiten und Menschen. Der langen Reihe selbstbiographischer Schriften, auf die wir feit einigen Jahren hinzmveisen hatten, gesellt sich soeben wieder eine neue Erscheinung mit dem Buche „Zeiten und Menschen", Erlebnisse und Meinungen von Rudolf Genöe. (Berlin 1897, Ernst Siegsried Mittler u. 'Sohn) Es sind Aufzeichnungen eines Schrift stellers, der von 1867 bis l879 in Dresden gelebt hat und sowohl durch seine Shakespeare-Vorträge dem größeren Publikum hier wie in hundert Städten bekannt geworden als auch mit mehreren seiner größeren und kleinen Lriginal- stücke und Bearbeitungen erfolgreich auf die Bretter unserer Hosbühne gelangt ist Ain 12. Dezember 1824 zu Berlin geboren, hat Genöe das siebzigste Lebensjahr zurückgilegt, ehe er an die Niederschrift seiner bunten Er innerungen dachte Ein Thcaterkind (sein Vater war Regisseur des Königstädtischeu Theaters in Berlin und später Direktor des StadttheatcrS in Danzig), wuchs Geuse, al« er die Holzschneidekunst in srüher Jugend mit litterarischen Studien und Bestrebungen vertauschte, gleich sam ohne Wahl und Reflexion in eigene dramatische Ver suche und Bestrebungen hinein und sremde dramatische Bestrebungen blieben bei seinen späteren Vorlesungen und den Schriften, die von seinem Buche über „Shakespeare in Deutschland" bis zu dem vieloerbreiteten Werke über Han» Sachs reichen, der Mittelpunkt Neben der Litteratur bewahrte er freilich auch für die Musik und die bildende Kunst alle die Teilnahme, die er in vielbewegter und an regungsreicher Jugendzeit in Altberlin, dem vormärzlichen Berlin, in sich eingesoqen hatte. Er meint am Schlüße seiner Erinnerungen selbst, daß man seinen Bestrebungen eine zu große Vielseitigkeit vorwerfen werde „Abgesehen von den verschiedenen litterarischen Gebieten, auf denen ich thätig war, hat auch meins Neigung zu den schöne» Künsten, zur Musik und zum Zeichnen mich fort dauernd beschäftigt. Meine landschaftlichen Skizzen, die ich von meinen alljährlichen Sommerreisen mitbrachkr, füllen allein über zwanzig Bücher. Dennoch bereue ich diese Zersplitterung nicht, denn die schönen Künste sind die farbigen Blumengewinve, die sich durchs ernste Leben ziehen Und wenn ich mit meiner Vielseitigkeit auch keine Reichtümer erworben habe, so kann ich doch einen Schatz mein eigen nennen, der für mich höheren Wert hat — das ist die Zufriedenheit des Gemütes." * In der That, nickt viele werden ein halbes Jahr hundert litterarischen Lebens hinter sich haben und sich dieses Schatzes rühmen dürfen Doch das Publikum fragt wenig, wodurch sich ein Mann den heiteren Gleichmut des Leben« erhalten hat und fragt viel, was jeder erlebt und ob das. was er erlebt, von allgemeinerer Bedeutung sei. Zunächst fallen Genses Auszeichnungen aus dem Sturm jahre von 1848 in die Augen Als geborener Berliner mit einer Menge der Persönlichkeiten, die sich damals geltend machten, schon vertraut, mit anderen rasch bekannt geworden und auf den wirren Wogen der Bewegung mit einem gewissen jugendlichen Behagen dahintreibend, hat Gense von den grotesken Bildern de« tollen Sommer« gerade genug gesehen, um die Teilnahme fesseln zu können AIS Zeichner und Erfinder von Entwürfen, die von Wilhelm Scholz auSgesührt wurden, war er an den An fängen de« „Kladderadatsch" beteijigt, mit dessen Re dakteuren D Kalisch, Ernst Dohm und anderen er in ver- trautem Verkehr lebte Von 1849 an bi« 1859 ver faßte er eine Folge von Stücken und Theaterbearbeitungen älterer Stücke, die zumeist aus dem neuentstandenen und damals blühenden Friedrich Wilhelmstädtischen Theater zur Ausführung kamen Eine romantifch-latirischc Komödie „DaS Wunder" nach einer altspanischen Novelle bearbeitet und das gleicke Motiv behandelnd wie „Des König« Kleider" von Andersen und späterhin „Ter Talisman" von Fulda, kam im Komgt. Schauspielhaus zur Aus führung und endete mit einem Mißerfolg, den der Ver fasser durchaus auf fick nimmt Aber die verschiedenen Schicksale der Dramatiker rückt eine kurze Nachbemerkung vor Augen, „über die Gebrechen meiner Arbeit konnte ich mich nicht täuschen und ich habe des halb in späteren Jahren beharrlick dem aus Be kanntenkreisen gegen mich geäußerten Wunsche widerstrebt, die Komödie durch eine neue Überarbeitung wieder zu Ehren zu bringen. Als nun in neuerer Zeit (1893) der selbe Grundgedanke de» Stückes — das heißt die Idee mit dem unsichtbaren Gewebe und Kleide — in L. Fuldas „Talisman" zu außerordentlichem Erfolg gekommen war, empfand ich zwar keinen Neid, denn der Erfolg war ein verdienter, und ich muß anerkennen, daß Fuldas Komödie mit reiflicherer Überlegung geschrieben und sorgfältiger in der Ausarbeitung ist, aber man wird es dennoch begreifen, daß ich durch den sensationellen Erfolg, in der Erinnerung an mein früheres Mißgeschick, etwa« wehmütig berührt wurde Bemerkenswert bieibt es außerdem, daß an meiner scharfen Satire weder das Königl. Hostheater Anstoß genommen hatte, noch der König selbst, wohl aber da« verehrliche Publikum " Familienverhältnisfe nötigten Gem-e zwischen 1854 und 1855 die Leitung des StadttheatcrS zu Danzig zu übernehmen, persönliche Verhältnisse bewogen ihn, zwischen 1858 und 1861 in die Redaktion der „Danziger Zeitung" einzutretcn. Er hatte nach seinem Rücktritt von dieser sein Berliner Schristftellerleben kaum wieder be- gönnen, als er einen Ruf al» Redakteur der „Coburger Zeitung" erhielt. „Obwohl ich", meinte er, „keineswegs die Absicht harte, noch einmal die öffentliche Meinung zu ver treten, so kam mir doch jetzt das Anerbieten sehr gelegen Ich war ein „freier Mann" m gerade nicht wünschens wertem Sinne. In dem landschaftlich so reizend gelegenen Coburg, da» ick drei Jahre vorher flüchtig besucht hatte, gerade im beginnenden Frühling meinen Wohnsitz zu Die meisten Übertritte zur Landeskirche hatten die Ephorien Chemnitz I, Dre-den I und Leipzig l, und zwar üü, 53 und 50, darunler M, »2 und 28 von der römisch-laiholischea Kirche Im Verhältnis zu der römisch-katholischen Kirch« sind nach wie vor die soiiwährend zunehmenden gemischten Ehen da» Grenzgebiet, aus dem vorzugsweise vorzudringen versucht wurte. Daß von der evangelisch lutherischen Seite in di? Trauung nach römisch katholischem Ritus gewilligt wurde, ist z B. in der evangelisch lutherischen Beamtengemeinte zu Bodenbach mehr und mehr zu beobachten gewesen Umgekehrt wurde aber au- derEphorieZwickau berichtet, daß sür diemeistengemischtenEhendie Trauung in der evangelisch-lutherischen Kirche begehn wordenist. Fast von allen Seiten wird gemeldet, daß bei der Taufe uud der Er ziehung der Sinder auS gemischten Ehen jetzt ebensalls noch meisten teils die evangelisch-lutherische Kirche begünstig« wird Toch scheint, was die Kindererziehung anlangt, daS konfessionelle Bewußtsein auf Seiten beider Bekenntnisfe zu erstarken und die römisch-katholische Kirche hiervon nach und nach den größeren Gewinn zu ziehen AuS Schirgiswalde wird be richtet, daß die römisch-katholische Kirche durch die Kivder- erzievung in Mischehen viel Boden gewonnen habe I» Leipzig ist wiederholt daS Bestreben wahrgenommen worden, evangelisch-lutherische Frauen zu dem römisch-katholischen Be kenntnisse deS Manne- dinüberzuziehen. Eifrige Bestrebungen für die römisch - katholische Kirche sind namemlich in Thammenhaia und Wurzen, Wechselburg und OelSnitz i. E. beobachtet worden. In Colta bei Dresden und in Pieschen wurden römisch- katholische Gottesdienste eingerichtet, in Deuben bei Dresden wurde rin römisch-katholisches Psarramt mit eigenem Psarr- bezirk errichtet, in Plauen i.V eine römisch-katholische Schul gemeinde gebildet; in Meißen that si» ein römisch-katholische» Gesellenhaus aus, welches durch Veranstaltung von Ver gnügungen auch evangelische junge Leute anziehl. Die Urieile darüber, welchen Wert sür unsere Kirche gegen über Len Gefahren de- Separatismus und der Sekttererei die Bestrebungen haben, denen die Zeitschrift: .Philadelphia" dient, lauten wieder sehr verschiede». Fortgesetzt haben diese Be strebungen Boden gewonnen. Einerseits sieht man in dem durch sie gepflegten brüderlich,» Zusammenschluß einen Schutz wider die Sekten, anderseits aber eine ernste Gefahr in der Richtung der Sektiererei und deS Separatismus An einem Orte ist gegen jene Bestrebungen eine .kirchliche Lerrinrguug sür Gemeinschaft-Pflege" gegründet worden Das Landes konsistorium findet durch die Erfahrungen mehr und mehr be stätigt, daß die mit dem Namen .Philadelphia' gekennzeichnete Bewegung seitens der Landeskirche, also seitens des geistlichen Amts sich nicht selbst überlasten werden darf. (Forts folgt.) Unsre Beziehungen zu Frankreich haben durch die jüngsten Vorgänge m Ostasien eine sehr charakteristische Beleuchtung erfahren Deutsch land hat durch sein entschlossene» und schnelle- Handeln zweifellos einen Erfolg non großer politischer Trag weite errungen. DaS allein schon ist ein Verbrechen. Daß aber Frankreich so gar keinen Grund hat, gegen das deutsche Vorgehen Stellung zu nehmen und vor allem, daß eS zusehen muß, wie der «reue Freund und Alliierte an der Newa gar keine Anstalten macht, den Deutschen ein Halt zuzurufen, sonder« offenbar init dem deutschen Unternehmen ganz einverstanden ist, macht die gegenwärtige politische Lage für die Gemüter unserer eiteln Nachbarn im Westen zu einer geradezu un erträglichen. Unter solchen Umständen ist eS auch nicht Mierklärlich, daß der Groll der französischen Herzen sich nicht etwa nur gegen uns böse Deutsche richtet, sondern daß auch für den russischen Alliierten manch böses Wörtchen mit obfällt. Besonders die Worte, die Se. Majestät der Kaiser vor kurzem in Graudenz über Sein sreundschaftlicheS Verhältnis zu dem Zaren geäußert haben, liegen den Parisern schwer auf der Seele. Von der gegenwärtig in Paris herrschenden Stimmung giebt u. a. ein Bericht der „Hamburger Nachrichten" ein Bild. Wir entnehmen dem Berichte das Nachstehende: Fast die gesamte Pariser Preße giebt mit mehr oder minder übler Laune der Erkenntnis Ausdruck, daß die Graudenzer Worte kein Deutcln gestatten und der verschwiegenen Hoffnung, Deutschland könnte durch firne Aktion in China in einen sorgenschweren Gegensatz zu seinem russischen Nachbar geralen, keinen Raum mehr laßen. Im „GauloiS" schreibt A. de Maugny, ein ehemaliger brvollmächtigter Minister Frankreichs: „Die Übereinstiwmung der politischen Ansichten mit .seinem guten und treuen Freunde, dem Zaren", aus die der deutsche Seuverain angespielt hat, bildet, ohne die Tragweite einer r-i«^«SiiiiTl^t — nehmen mar mir em sehr erfreulicher Gedanke Und daß ich für einen so angenehmen Sommerausenthalt auch noch ein Gehalt beziehen sollte, betrachtete ich als eine beson dere Gunst de« Schicksals," Daß sich die Dinge nicht völlig so erfreulich und an« genehm entwickelten, liegt in der Unvollkommenheit der Welt und alle« Menschlichen. Die Coburger Erinnerungen Genies nehmen über den vierten Teil des Buches ein, sie sind zum Teil sehr charakteristisch für die vamalige Gärung aller deutschen politischen Zustände und gehören in ge wissem Sinne zu den kritischen Erläuterungen und An fechtungen. die die Memoiren des Herzoge Ernst II. von Coburg-Gotha schon von den verschiedensten Seiten her erfahren haben Die Anschauungen des offiziellen Re dakteurs und die deS fürstlichen Eigentümer« Ler Zeitung wollten sich nicht immer vertragen, und Genee hat eine ganze Folge von Beispielen und Thatsachen milgeteilt, die cs allerdings klarstellen, daß der politische Kur» de» Herzog« in jenen sturmreichen sechziger Jahren den heftigsten Schwankungen unterworfen war E« wird eine große Anzahl von Lesern geben, die diesem Teil von GeroeS Erlebnissen vor jedem anderen den Vorzug geben, obsckon der Verfasser auch hier keineswegs nur die Geheimnisse seines RedaktionSzimmerS und de» damaligen herzoglichen Kabinett« zum Besten giebt, sondern in lebendigen Mit teilungen über den greisen Fr Rückert in Neuseß, über die Coburger Verhältnisse, über seine Begegnungen mit Gutzkow während ve« Aufenthalt« diese« hervorragenden SchriststellerS in St. Gilgenberg, seinen Erzählungen au« den Jahren 1862 bis 1867 den Reiz der Mannigfaltig keit verleiht. Der letzte Abschnitt von GeneeS Erinnerungen knüpft an den langjährigen Aufenthalt de« Verfasser« in Dresden an. Von hier au« unternahm (Sense die Vortrag«reisen. die ihn ostwärl« bi« St. Petersburg und westwärts bis London führten Hier schuf er sich im Zusammenleben mit Mutter und Schwester ein eigene« Heim Hier trat
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