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Dresdner Journal : 14.12.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-12-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189712141
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18971214
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18971214
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-12
- Tag 1897-12-14
-
Monat
1897-12
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 14.12.1897
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^ei»«»»r«t«: Mk Dresden vierteljährlich r H Mark bO Pf., bei den Kaffer- Ach dentfchen Postaustalte» viertelj^h clich »Mark; außer- bakb de« Deutschen Reiche« Poft« und Sttmpeijulchlag Einzeln« Rummern: »0 Pf Erscheinen: Täglich mit Aufnahme der Sonn- und Feiertage abend«. Dresdner Fernspr -Anschluß: Rr. 1-»» >»kü»>t,»»,«,t»»tzre«r Filr den Raum eine' gespal tenen Zeile kleiner 5-chnft «0 Ps Unter „Eingesandt" die Zeile 50 Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Aufschlag. HeraXgetzer: Königliche Expedition de« Dresdner Journal« Dre«den, Zwingerstr 20. Fernspr-Anschluß: Nr. 1LSL. 29V. 1897. Dienstag, den 14. Dezember abends. Amtlicher Teil. Gesetz, die provisorische Forterhebung der Steuern und Abgaben im Jahre 1898 betreffend: vom 8. Dezember 1^97. Wir, Albert, von Gottes Gnaden Löni- von Lachsen re. rc. re., haben auf Grund des die Abänderung einer Bestimm ung des Gesetzes vom 5. Mai 1851 betreffenden Ge setzes vom 27lNovember 1860 (v.-u.V.-Bl.S. 176sig.) wegen der provisorischen Fortcrhebung der Steuern und Abgaben im Jahre 1898 mit Zustimmung Unserer ge treuen Stände beschlossen und verordnen hierdurch, wie folgt: 8 I- Im Jahre 1898 sind, vorbehältlich der definitiven Regulirung durch das für die Finavzperiode 1898/99 zu erlassende Finanzgesetz, bis zum Erlasse dieses Ge ietzeS zu erheben: ») die Grundsteuer nach vier Pfennigen von jeder Steuereinheit, ds die Einkommensteuer, <) die Steuer vom Gewerbebetriebe im Umher- ziehen, ä die Schlachtsteuer, ingleichen die Uebergangs- abgabe vom vereinsländischen und die Der brauchsabgabe vom vereinsausländischen Fleisch- .verke, o, die Erbschaftssteuer und f) der Urkundenstempel. 8 2. Alle sonstigen Abgaben, Natural- und Geldleist ungen, die nicht ausdrücklich aufgehoben sind oder noch aufgehoben werden, bestehen vorschriftsmäßig fort. Auch bleiben den Staatskassen die ihnen im Jahre 1897 in Gemäßheit des StaatShaushalts-EtatS zu- getheilten übrigen Einnahmequellen ebenfalls bis zum Erlasse des künftigen Finanzgesetze» für die Finanz periode 1898/99 zugewiesen. Urkundlich haben Wir dieses Gesetz, mit dessen Ausführung Unser Finanzministerium beauftragt ist, eigenhändig vollzogen und Unser Königliches Siegel beidrncken lassen. Gegeben zu Dresden, den x. Dezember 1897. (U. 8.) Albert. Werner von Watzdorf. Wunderlich. Dresden, 14. Dezember. Se. König!. Hoheit der Prinz Johann Georg, Herzog zu Sachsen, ist heute Vormittag 9 Uhr 55 Min. von Stuttgart nach Dresden zurückgekehrt. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Schaffner bei der Staatseisenbahnverwaltung Gutte in Dresden das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. HZekcinnLrncrchung. Tie Frankfurter Transport-, Unfall- und Glas Versicherungs - Actien - Gesellschaft zu Frankfurt a. M. ist zur Ausübung des Betriebes der Versicherung gegen Einbruchdiedstahl im Königreich Sachsen mit den Sitzen Dresden und Leipzig zu- gelassen worden. Gemäß K 6 der Verordnung vom 16. Sep- Lunst und Wissenschaft. Konzert. An ihrem durch die Anwesenheit Sr. Majestät des Königs und Ihrer Königl. Hoheit der Prin zessin Mathilde ausgezeichneten dritten Kammermusik abend machten Frau Margarete Stern, die Herren Petri und Frhr. v Liliencron die Hörer mit einem Werke Dvoraks bekannt, das m der Form eigenartig, in Einzelnem liebenswürdig und warm empfunden sich als Ganzes einem befriedigenden und zwingenden Eindrücke entzieht Es heißt Dumkn, zu deutsch etwa Klagelieder, und entspricht in Melodik und Rhythmik vollauf diesem böhmischen Titel. In fünf Sätze zerfallend, von denen der erste reichlich so lang ist wie je zwei der folgenden, wechselt die Komposition gleichmäßig zwischen Traurigkeit und ausgelassener Lustigkeit ab Dadurch hat jeder Teil feinen Gegensatz, aber da der Stimmungsumschlag immer der nämliche ist, geht der jedem Kunstwerk unentbehrliche Kontrast für das Ganze verloren und da überdies der Ausdruck der Wehmut und der Fröhlichkeit nicht von einem zum anderen Abschnitt an melodischer und harmonischer Fülle gewinnt, bleibt auch der zweite Weg zur Steigerung unbe treten Man ist bei diesem auch im Satz aus dem Kammermusikstil heraustretenden Werke, wie gesagt, auf feine Einzelheiten und auf den Reiz der Ausführung angewiesen Und weil dieser letztere in der gestrigen Wiedergabe nicht mangelte, fand daö Werk immerhin eine freundliche Aufnahme Nach der slavischen Komposition kam durch Frau Stern und Frhrn. v Liliencron die zweite der von Beethoven der Gräfin Erdödv gewidmeten Eellosonaten (op. 102) zu Gehör. Als ihr bedeutendster Satz gilt das Adagio, in welcher» der Cellist zeigen kann, wetz' Geiste« Kind er ist. Hr. v Liliencron hat diese Prüfung in der Öffentlichkeit schon längst vortrefflich bestanden, und so bot uns seine tember 1856 wird dies hiermit zur öffentlichen Kennt» niß gebracht. Dresden, am 3. Dezember 1897. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. 11512 vr. Bodel. Edelmann Grue«nu»Gtu, verfetzoAge» re. i« rffe«tltche» Dienste. Ä« Geschiikt«»eretche «e« Mtntftertu»« »e« »«»»« »n« »ffentltche« Unterricht«. Erledigt: die ständige Schulstelle zu Sürth bei Pad Elster. Kollator: da« Königl. Ministerium de« Kultus und öffentlichen Unterricht«. Ein kommen bei sreier Wohnung: lOOo M Gehaft, 5 M. Accideatien, 36 M. für Sommkrturnen, SO M zu Beheizung der Schul stube. Schülerzahl: 1». Gesuche mit allen erforderlichen Bei lagen sind bi« zum 22. Dezember bei dem König! Bezirksschul- Inspektor Schulrat Hörig in OelSnitz i. V einzureichen — Z» besetzen: die 3 ständige Lehrerstelle in Halsbrücke Kol- lator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1200 M. Gehalt, einschließlich 200 M, vorautzuzahlende 1. AlterSzulage, 15t) M. WohnungSaeld, 120 M für Heizung der Schulpube und SV M für zwei Überstunden. Gesuche mit Zeugnissen bi« in die neuste Zeit sind bi« zum S. Januar 18SS bei dem Königl Be- zirkSschulinspektor Schulrot vr. Winkler in Freiberg (Sa) rin« zuretchen. nichtamtlicher Teil. Drei Jahre ostafiatischer Politik. Eben zur Zeit, da Deutschland sich anschickt, seinen Interessen in China einen festen Rückhalt zu geben, erscheint eine neue Veröffentlichung von M.v. Brandt: Drei Jahre ostasiatischer Politik 1894 bi» 1897 (Stuttgart, Strecker u. Moser), worin der langjährige deutsche Gesandte in Peking einen Leitfaden durch die Ereignisse der letzten Jahre giebt, der zum Verständ nis Ostasiens und seiner Zukunft geradezu unentbehr lich ist. Wenn einer — so bemerkt die „Köln. Ztg." — so ist Hr.v. Brandt dank feiner reichen Erfahrung berufen, aus dem Knäuel von Gerüchten, Vermutungen und absichtlichen Täuschungen, die im fernen Osten mehr noch als anderwärts die politischen Dinge um hüllen, den wahren Gehalt herauszuschälen. Da» jüngste Eingreifen Deutschlands hat natürlich in dem Buche nicht mehr berücksichtigt werden können, aber auch diese» gewinnt erst durch die Darlegung der Entwickelung seit dem chinesisch-japanischen Kriege seine richtige Beleuchtung. Die drei ersten Kapitel der Werkes behandeln die chinesisch-japanischen Be ziehungen von April 1894 bis zum Oktober 1896, das vierte schildert die Beziehungen der fr.mden Mächte zu den Kriegführendeu, das fünfte Japan und Rußland in Korea, das siebente ist 8pnlia opiwi» überschrieben und zählt die fetten Biffen auf, die England, Rußland und Frankreich zu erhaschen wußten, und der Schlußabsatz giebt eine Übersicht der Ergebnisse und Folgen des Krieges zwischen China und Japan. Danach gestaltet sich das Bild der poli tischen Lage in Ostasien also: Japan hat den Krieg g.gcn China begonnen, um inneren Schwierigkeiten zu cnlgehen, um in Korea die maßgebende Stellung zu erwerben und fremde Mächte, in erster Linie Rust land, von einer Einmischung in die ostasiatischen Verhältnisse abzuhaltcn. Der Krieg Hai die innere Krisis hinausgeschobcn, sie wird erst bei der in einigen Jahren stattfindenden unge hinderten Zulassung der Fremden ins Innere des Landes auS- brechen, Japan hat jeden Einstust in Korea eingebüstt, und au die Stelle des schwachen China ist dort das mächtige Rußland getreten. Die Einmischung sremder Mächte iu die vstasrikauischeu Verhältnisse ist durch den Krieg, statt verhindert zu werden, be schleunigt worden. Für den Augenblick liegt keine Gefahr für einen Zusammenstoß zwischen den beiden Mächten vor, dieselbe wird einlreten, sobald Japan die angebahme Vermehrung seiner Flotte und Armee durchgesührt, beziehentlich sobald Ruß land durch die Herstellung der transsibirischen Bahn und ent ¬ sprechender Verbindungen mit Nordchina seine europäischen Hilfsmittel für Ostasien verfügbarer gemacht haben wird. Für Japan wird rin derartiger Zusammenstoß sich al« um so unvermeidlicher erweisen, al- seine Rüstungen und die durch die Einverleibung Formosa« reianlaßten Kosten sein Au«gabenbudget in bedenklicher Weise vermehren und eine Erhöhung der Steuern, be sonders derGrundsteuer.zurunabweitlichen Notwendigkeit machen. Diese Thaisachen werden dann demagogischen Hetzern, an denen in den Kreisen deS niederen Adels, der intelligentesten, ärmsten und ruhelosesten Klaffe der Bevölkeiung, kein Mangel ist, will kommene Gelegenheit zu Hetzereien gegen die bestehenden Ver hältnisse geben' China hat von den Lehren deS Kriege» das meiste, w.nn nicht alle« vrrgzessen und au« cenjelben wenig oder nichts gelernt Seine finanzielle Lage ist durch die Kosten des Krieges und die an Japan gezahlte bez. noch zu zahlende Ent schädigung wie durch die für die Reorganisation der Armee und Flotte auszubringend,n Betrüge schwer geschädigt worden. Seine äußere Schuld betrügt heute etwa Sv Mill. Psd, zu denen mindestens noch weitere 1S Mill, kommmen dürsten, ohne Eisen- bahnanleihrn rc. zu rechnen, während die sicherste Einnahme quelle der Regierung, die fremden Seezölle, durch den Fall deS Silbers sehr erheblich gelitten haben, der in gleichem Maße die Kaufkraft der Regierung geschmälert hat. Trotzdem sind genügende Mittel vorhanden, um bei einer nur annähernd verständigen und ehrlichen Ausnutzung derselben allen Ansoider- nngen der Gegenwart und Zukunft reichlich entsprechen zu können Bedenklicher ist, daß in den höheren Kreisen der Litteraten, der einzigen sür den Augenblick bei der Einführung von Reformen in Betracht kommenden Klaffe der Bevölkerung, Meter das Verständnis für dieselb>n, noch der Mut zu einem Ent schlusse vorhanden sind, während unterden jüngeren Litteraten, unter denen gewisse, meistens auf fremde Einflüsse zurückzusührende Reformgelüstc sich bemerkbar machen, cs an den zur Durchführ ung derselben erforderlichen Kenntnissen und namentlich an der mehr als alles notwendigen Gründlichkeit und Zuverlässigkeit de- Charakters durchaus fehlt. China wird daher, wenn es auch wegen seiner Größe stets eine gewisse Rolle zu spielen be rusen sein dürfte, sich bis auf weiteres in den kommenden Er eignissen mit der deS Dulder- begnügen müssen. Rußland hat in meisterhafter Benutzung der Verhältnisse es verstanden, sich in Korea einen durchschlagenden Einfluß zu verschaffen, ohne einen Konflikt mit Japan herbeizusührcn, cs hat sich China politisch und finanziell verpflichtet und arbeitet daran, die Hilfsmittel des großen Reiches auch in anderer Weise seinen politischen Zwecken dienstbar zu machen. Die Verlegung des östlichen Teils der sibirischen Bahn in die Mandschurei hat, abgesehen von der Verkürzung und Verbilligung dieser Linie, die russische Interessensphäre weit nach Süden ausgedehnt, wie der in 1898 zu beendigende Bau dcr Bahn Samarkand- Andi- schan mit Zweiglinien nach Taschkent» und Neu - Margelhan den schon vorhandenen Einfluß Rußlands aus die Geschicke des chinesischen Turkestans und der westlichen Mongolei nicht uner heblich vermehren wird. Frankreich, das sich dem Vorgehen Rußland« gegen Japan nur zögernd anschloß, hat trotzdem, hauptsächlich durch die Initiative seine- Vertreter- in Peking, au« den veränderten Verhältnissen Vorteil zu ziehen gewußt ES hat den Gedanken der Ausdehnung seiner Interessen und Machlsphärc bi- an da» linke User de» Mekong und damit der Schaffung eine« himenndischen Kolonialreiche» von beinahe Sv<,ovv -ikm verwirklicht und sür seinen Handel und Industrie neentgstrn« auf dem Papier sehr wertvolle Konzessionen für die Aurbeutung der südöstlichen Provinzen China» der beiden KwangS und Aünnan, wie auch Szechuan» zu erlangen verstanden, wobei es die intelligente Unterstützung der gesetzgebenden Körperschaften namentlich für die Deckung der Kosten von HandelSmissionen und der Errichtung neuer Konsulate gesunden hat Wenn die entwickelte sehr bedcutente THSiigkeit und die aus politischem Gebiete unzweifelhaft errungenen Erfolge aus dem des Handels bisher weniger Früchte gezeitigt haben, als man erwart-n beziehentlich befürchten konnte, so liegt dies im Wesen der sran- zösischrn Beiwajiung, die es noch immer schwer, wenn nicht un möglich findet, sich den Bedürfnissen des Verkehis in über- scenchcn Ländern anznpassen. Von England kann man wenig mehr sagen, als daß es in seiner Politik in Ostasien schwankend gewesen und sich nur darin glcichgeblieben ist, mutig vor den« Vorwärtsdrängen Rußlands und Frankreichs zurückzuweichcn. Sein einziger Ersolg, die Eröffnung des WeUfluff-S, ist daö Er gebnis zehnjähriger Bemühungen und insoscrn auch kein voll ständiger, als er, um ein solcher zu sein, die Eröffnung des Flusses bis Nanningsu und den Bau einer Bahn von dort nach Pünnan hinein hätte cinschließen müssen. Auch die mit Bezug auf diese letztere Provinz und Szechuan erreichten Zugeständ mssr und getroffenen Abmachungen besitzen für den Augenblick einen mehr theoretischen als praktischen Charakter. Die Ver einigten Staaten haben in dem Konflikt zwischen China, Japan und Korea an dem, wie eS scheint, seit einiger Zeit zur flieget gewordenen Prinzip, sich von den euro päischen Mächicn zu trennen und ein Zusammengehen mit denselben zu vermeiden, um aus Grund mehr oder weniger obsoleter Vertragsbrstimmnngen die Rolle des einzigen Vermittlers zu spielen, fcstgehaltcn, ohne dabei ihre besonderen Sympathien für Japan zu verbergen. Die Haltung Chinas in der Frage der Ausschreitungen gegen Missionäre in Kucheng und Chenglu, wie die Japans in der des Verjuche» der Annexion Hawaiis ist ein nicht unverdiente- Ergebnis dieser Politik. Was Deutschland anbetrifft, so sind die Gründe für sein durch die Verhältnisse gebotenes und erfolgreiches Eingreifen in die ostasiatische Frage früher dargelegt worden Seitdem ist äußerem Vernehmen nach der Rechtstitel sestgcstellt worden, unter dem Grundeigentum in den neu erworbenen Konzessionen besessen werden könnte, während der Reichstaq noch nicht die Zeil gefunden hat, sich mit der Dampfersubventtoussrage zu be schuftigen, obgleich eine Vermehrung und Verbesserung unserer subventionierten Linie das einzige Mittel sein dürfte, welches Deutschland besitzt, der erhöhten Konkurrenz der anderen Mächte zur See und zu Lande gegenüber nicht den kürzeren zu ziehen. Neber die beim Reichstage eingelaufeaen Initiativanträge und über drren Behandlung macht ein Blatt, dem wir bekanntlich sonst nicht die Stange zu halten pflegen, nämlich Hrn. Richters „Freisinnige Zeitung" die nachstehenden unparteiischen, und, wie eS scheinen will, zutreffenden Bemerkungen: Weit mehr al- ein Schock Initiativanträge ist in dcu letzten Tagen im Reichstag eingebracht worden DicS hängt so zusammen Bekanntlich sind für die Beratung von Initiativanträgen, d h. für die au» der Mitte de» ReichSiagS hervorgtgangencu Resolutionen und Gesetzentwürfen im allge meinen die Mittwoche reserviert ES sind dir» die sogenannten „Schwerinstage", weil Graf Schwerin im Abgrordnetenhaufe diese Einrichtung zuerst eingesührt hat. Für die Verhandlungen über die Initiativanträge an den Mittwochen ist da» Datum der Einbringung des Antrag» maß gebend. Die letztere Bestimmung hatte zur Folge, daß die Par teien sich in dem Bureau dc» Reichstag» am ersten Tage der Session den Rang abliesen mit der Einbringung von Initiativ anträgen. Vor etwa drei Jahren wurde hierin aus Anregung der Freisinnigen Volkspartei eine Änderung eingefühtt. Dieselbe geht dahin, daß alle innerhalb der ersten zehn Tage nach Eröffnung de» Reichstage» eingebrachtrn Ini tiativanträge al» gleichzeitig eingebracht angesehen werden, gletchgiltig also, ob sie am ersten oder am zehnten Tage eingebracht werden Au» dcm Ablauf der erwähnten Frist von zehn Tagen erklärt sich die Hochflut der in den letzten Tagen eingebrachten Initiativanträge. Alle bis jetzt eingebrachtrn Initiativanträge werden also al» gleichzeitig eingebracht angesehen. Da sie aber doch nicht gleichzeitig verhandelt werden können, so ist noch eine andere Anordnung getroffen worden in betreff dcr Reihenfolge. Die selbe gehl dahin, daß nach der Stärke der Parteien von jeder Partei ein Initiativantrag zur Verhandlung komm», derart also daß über einen Initiativantrag der kleinnen Partei erst dann verhandclt werden kann, wenn über je einen Initiativ antrag aller größeren Parteien zuvor eine Verhandlung statt gefunden hat Nachdem je ein Initiativantrag von jeder Partei zur Verhandlung gebracht ist beginnt die Reihenfolge in der selben WeisL wieder von neuem mit einem Initiativantrag der stärksten Partei. Da ist e» nun eigenartig, daß gerade die kleinsten Fraktionen, die Antisemiten und die Freisinnige Vereinigung, fo viel Initiativanträge eingebracht haben, wie sic nahezu Mit glieder zählen ES ist ganz ausgesck,lösten, daß alle einge brachten Initiativanträge innerhalb dieser Session wirklich zur Verhandlung gelangen. Die Fülle dieser Anträge reicht au», um die Mittwoche ungefähr bi» Ansang de» 20.Jahr hunderts im Reichstage zu besetze«. ES kommt auch noch in Bettacht, daß schr ost ein Initiativantrag mehrere Mittwoche in Anspruch nimmt, namentlich ist da- dcr Fall bei Jnilialivanträgcn in Form von Gesctzeiitwürsen, denn dann niuß ein Initiativantrag zuvor in allen drei Lesungen erledigt sein, bevor ein anderer Initiativantrag an die Reihe kommen kann Ob die gegenwärtige Reich-tagsscssion sich noch über Ostern hinaus auSdehnt, erscheint sehr zweiselhast. Bor Weihnachten findet ein Schwerinstag überhaupt nicht statt. Schwerlich wird mehr als ein Antrag aus jcdcr Pailei in bieftc Session an den Mittwochen zur Be,Handlung kommen. Richtiger und einfacher wäre überhaupt eine Bestimmung der Geschäftsordnung, welche die vorerwähnte PiSklusivfrist von zehn Tagen aushcbt und sich aus die einfache Bestimmung be schränkt, daß die Reihenfolge Ler zur Verhandlung gelangrnden Jnttialivanteäge nach der Stärke dec Fraktionen zu bemessen ist. Alsdann würden mehr gerade akute Fragen von den Parteien zur Verhandlung gebracht werden lönncn. Nach dem jetzigen Schema kann es kommen, daß, während eine Initiative in ciucr brennenden Frage wünschenswert erscheint, gerade solch« aus dem Beginn der Session stammenden Anträge die Mittwoche besetzen, die ein besonderes Interesse zur bctresftndcn Zcit gar nicht beanspruchen können. Es lohnt nicht, das Schock Initiativanträge, das bisher eingebracht ist, im einzelnen zu erläutern. Hervorgehoben mag musikalisch vollkommen beherrschte und begkrstigte Leistung einen Genuß, doch keine Ueberraschung. Tie Pianistin, die hier treueste Partnerschaft hielt, machte sich dann im Schlußstück deS Konzert», in Schuberts Forcllen-Ouintett zum Mittelpunkt der Ausführung Sie behandelte diese in edelstem Tonspiel sich ergehende Musik mit so viel Leichtig keit, Anmut, Duft und Glanz wie keiner dcr neben ihr Mitwirkenden, obwohl die letzteren es ganz und gar nicht an Spielfreudigkeit fehlen ließen An der Seite dcr obengenannten und der anderen ständigen Mitglieder der Kammermusikocreinigung, der Herren SwederowSky und Spitzner, half Hr. Hugo Keyl (Kontrabaß) zum Gelingen der Wiedergabe des Ouintetts mit H. P. Originalradierungen. Der treffliche Radierer B Mannfeld hat eine Mappe von Lriginalradierungen veröffentlicht Es sind Blätter von Eugenie Bandell, Gustav Kilb, Bernhard Mannfeld, Franziska Nedelsheimer, Hans Thoma (erster Radier- versuch) und Annette Persel Behandelt sind Landschaften, Architekturen, Grnrcscenen. Mannfeld hat dieser Ver öffentlichung eine erläuternde Einleitung vorausgeschickt, die, weil sie die Geschichte der Radierung kurz zusammen- faßt und auch die Entwicklung des Künstlers selbst schildert, allgemein interessieren dürfte. Wir entnehmen dieser Einleitung, die wir in der „Franks. Zig " wieder- gegeben finden, das Nachstehende: In Düffeldorf, Berlin, München und Weimar sind Radiervereine entstanden. Düsseldorf hat vor fünfzig Jahren den Anfang gemacht. Da war es Robert Reinick gewesen, dessen Gedichte „Lieder eines Malers", zum Teil von ihm selbst, dann aber auch von feinen Freunden durch Lribinalradieruvgen illustriert wurden. Wer diefes Buch je in Händen gehabt, hat eines der liebenswürdigsten Kunstwerke gesehen Es heißt da: „O Sonnenschein, o Sonnenschein, Wie blickst du mir ins Herz hinein Weckst drinnen lauter Ltebcrlust, Laß mir zu enge wird die Brust." Und wiederum: „In dem Himmel ruht die Erde, Mond und Sterne halten Wacht, Auf der Erd' ein kleiner Garten Schlummert in der Blumen Pracht Gute Nacht, gute Nacht" Diese lieblichste Blüte, welche die deutsche Romantik getrieben, hat, wie der Prinz im Märchen des Dornröschens, die deutsche Originalradierung erweckt Und wie eine holde Mädchen- gcstalt, die alle entzückt, die ihr nahen durften, nach einem kurzen Leben ihre Augen schließt, nur ein süß-schmerzlicheS Erinnern zurücklassend, so ist die Lriginal- radicrung, diese anmutigste Erscheinung der graphischen Kunst, damals wieder schlafen gegangen Nur noch ganz vereinzelt und kümmerlich, wie ein versiegendes Bächlein, trat die Originalradierung hier und da zu Tage Ter Pfropfenziehermann, Schirmer, Adolf Menzel und Ludwig Richter, dessen Ehristbaum uns noch heut? als ein lieber Zimmerschmuck begegnet, haben daS gänzliche Ersterben dieser Kunst verhindert. Ehrhardt und Sprosse und noch viele andere haben kleine Woppenbilder gcschosfcn, die al« liebenswürdige Kuriositäten geschätzt waren, aber keinerlei Anspruch darauf machten, das Jntereffe aller zu erwecken. Mit Ludwig Richter war die Originalradierung nach Sachsen verzogen, um dann nach langem Schlaf zu neuem Leben zu erwachen Karl Köpping, der in geringem Maße Originalradierer, dafür aber der feinfühligste Übersetzer edelster Kunstwerke in die vornehme Technik der Radier ung ist, die er mit einer Meisterschaft sondergleichen be herrscht, wurde in Dresden geboren Mor Klingcr, der die Bahnen wandelt, die ihm sein reicher Geist und seine blühende Phantasie vorzeichncn, ist in Leipzig geboren. Und Mannfeld ebenfalls in Dresden Im Laufe der Jahre ist überall in Deutschland das Jntereffe für die feine geistreiche und zugleich die indivi duelle Künstlrrhondschrift tragende Technik der Original, radierung allmählich erwacht Man bat die Unterscheidung von vielen anderen Arten der graphischen Kunst hcraus« gesunoen und die SiegeSpulme der Originalrabierung ge reicht. Sprach man früher lediglich vom Kupferstich, fo kommt das nur noch ganz vereinzelt vor; denn alle Kupfer stecher sind Radierer geworden, soweit das überhaupt möglich ist. Ten meisttn Blättern dieser Art merkt man es deutlich an: die Radierung ist frei, sie läßt sich nicht in Formen binden, sie hat keinerlei Rücksicht zu nehmen, kennt keine Grenzen; kein Wirkungsausdruck, kein zeichne rischer Ausdruck ist ihr verschlossen. Aber auch keine Zwischcnmanipulation ist notwendig wie beim Holzschnitt, der erst vom Fylographen zum druckbaren Bild gemacht werden muß Bei der Heliogravüre, die die Photographie als Mittelglied hat und ausnahmslos schlechter ist als eine solche, ivas lediglich der Kenner zu unterscheiden vermag, in Wiedergabe vorhandener Bilder aber doch ihren Platz behauptet, kann man doch nur in seltenem Falle die Re produktion mit dcm Original vergleichen, aber niemals ist es ihr möglich, ein originelles Kunstwerk zu sein. Die Lithographie kann nicht die Feinheit dcr Radierung er reichen: der Lithograph muß das Bild fertig machen, was kann da alles passieren (und es passiert viel) und ihr großer Meister, Hanfstaengl, ist tot Wie hatte einst der Stahlstich dem Publikum gefallen, und wie genau, gleich mäßig und sauber sieht da Blatt für Blatt aus! Wenn auch ein tüchtiger Künstler die Zeichnung gemacht hatte, der Ttahlstecher war Handwerker, der sich eine Geschicklichkeit an eignete, Bäume oder Gewänder zu machen, durch ein ganzes Werk und durch sein ganze« Leben hindurch da« Gleiche Luft wurde mit der Maschine gezogen, Blättrr stellte man mit kleinen würmchenähnlichen Strichen dar, wo viele bei sammen saßen, war Schatten, wenige mit einigen Punklen dabei gaben da« Licht, alles zusammen ein Baum: man hatte daran nicht« weiter auszusetzen Und nun der Kupferstich. Durch jahrelange Übung erlernte der Stecher gerade und krumme Linie zu machen, eine neben der anderen, Punkte, runde und eckige Tann wurde ein Gewandsiück zu machen versucht: wie mußte da
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