Suche löschen...
Dresdner Journal : 06.12.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-12-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189712060
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18971206
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18971206
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-12
- Tag 1897-12-06
-
Monat
1897-12
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 06.12.1897
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Vei««»»ret»: Für Dresden vierteljährlich: 2 Mark SO Pf., bei den Saijer- ktch deutschen Postanstollca vierteljährlich 3 Ptark; außer halb de» Deutjchrn Reiches Post- und Stenipclzuschlag. Linz eine Nummern: 10 Pf. Erscheinen: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abends. Fcruspr -Anschluß: Nr1SSS NrrMer W AMrml. NnkünSignns-seSUtzrr»: Für den Raum einer gesval- tenen Zeile Neiner Schrift 20 Pf varter „Eingesandt" die Zeile so ». Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Aufschlag HernnSgeder: Königliche Exvrditton d«S Dresdner Journals Dresden, Zimngerstr 20 Fernfpr-Aufchluß: Nr1L-L 283. Montag, den 6. Dezember abends. 1897. Amtlicher Teil wird den zu Nichtamtlicher Teil Lunk und Wissenschaft der der der ZK°/<>igen Reichsanleihe vom Jahre 1888 hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Tresden, den 4. Dezember 1897. Finanzministerium, 1. Abtheilung. Nr. Tiller. ebenso frisch, unverzagt vor Erinnerungen und doch hübsch und lebendig angefaßt und gelöst worden ist als vom Dichter Da« Weihnachtsmärchen wird sich voraussichtlich die übliche Reihe von Vorstellungen hindurch zugkräftig erweisen Die Darsteller des HofmarschüllS Nasehoch (Hr. F. Päts), des Hofnarren (Hr. Friese) und der Hof meisterin Bücketief (Frau Minna Hänsel), des Peppino (Fri. Stehle) und des Kammerkätzchens Linchen (Fr! Poldi Gersa) sahen sich in ihren Hauptrollen von rauschendem Beifall belohnt, der freilich auch dem Haus hahn Kikeriki, der MauS und der Eule nicht fehlte Ad Stern als Empfangsbescheinigung, so ist das Verzeichniß einfach, wünscht er eine ausdrückliche Bescheinigung, so ist es doppelt vorzulegen. In letzterem Falle er hält der Einreicher das eine Exemplar, mit einer Empfangsbescheinigung versehen, sofort zurück. Die Marke oder Empfangsbescheinigung ist bei der Aus reichung der neuen Zinsscheine zurückzugeben. In Schriftwechsel kann die Kontrolle Staatspapiere sich mit den Inhabern Zinsscheinanweisungen nicht rinlassen. Die neueren Entdeckungen über die Möglichkeit organischen Lebens auf anderen Planeten. Die Frage, ob auch jenseits unserer Erde lebende Wesen vorhanden sind, dieses alte Problem, mit welchem sich schon in früher» Zeiten viele Denker beschäftigt haben, ohne doch, beim Fehlen jeglicher AnhaltSpunkie, etwa« andere« al« Spekulationen zu Tage zu fördern, ist durch die Forschungen der Naturwissenschaft in ein Stadium ge treten, welches eine den menschlichen Verstand befriedigende Antwort gestattet Die Wahrnehmung des wunderbaren Kanal system« auf dem Planetm MarS, besten Vorhandensein einen bestimmten Zweck erkennen läßt und dessen geometrisch regelmäßige Anlage den Gedanken an zufällige Bildung durch die Kräfte der unorganischen Natur abweist, hat bekanntlich zu dem Schluss« geführt, daß auf jenem Pla neten lebende und hochorganisierte Wesen existieren, die in Ausführung technischer Werke uns Menschen überlegen sind Aber noch eine Reihe anderer wissenschaftlicher That- sachen spricht für die Möglichcit organischen Lebens über haupt auf fremden Planeten Der berühmte französische Astrophysiker Janssen hat diese Thatsachen jüngst in einem öffentlichen Vortrage behandelt, und e« ist von Interesse, Wekanntrnachung wegen Ausreichung neuer Zinsscheine Nicht in gleichem Maße dürfte letzteres bei der vor gestrigen Darbietung des Gastes der Fall gewesen sein. Die Rolle der Violetta, die nicht gestattet, daß die Ge sangsausführung an die zweite Stelle trete, erfordert Schönheit der Stimme, eine für den getragenen wie für den verwerten Gesang gleichmäßig entwickelte Kunst, eine außerordentliche Tonbeseelung. Diese Ansprüche deckt Frau Bellincioni nicht in vollkommener Weise. Die Töne in der oberen Lage stehen nicht mehr so fest, wie cs für die Kantilene erforderlich ist, die Wiedergabe kolorierter Stellen gelingt ihr nicht recht leicht und tadellos und für die be seelte Innigkeit des GesangSauSdruck« erreicht sie zwar viel, doch nicht das, was uns hierin beispielsweise Frl Prcvosti geboten hat. Frau Bellincionis Stärke scheint in der Dar stellung von Figuren aus dem Volke zu liegen Denn in der schauspielerischen Vorführung der Violetta, nament lich im ersten Akt, gab es Momente, die sich nicht ganz mit dem Charakter der Gestalt deckten, etwas zu massiv wirkten. Auf der Höhe seiner dramatischen Kunst befand sich der Gast dagegen in der Unterredung mit Alfreds Vater, im dritten Finale und im letzten Akte, wenn er auch hier in der Verdeutlichung de« Krankheitsbildcs mehr als genug that Im Ganzen verliehen soviel Kunstverstand als innerliche Bewegung der Leistung unmittelbare, er greifende Wirkungen Frau Bellincioni, von den Herren Erl und Scheide mantel vortrefflich unterstützt, wurde zusammen mit diesen Sängern durch lebhaftesten Beifall ausgezeichnet H. P Wer die Zinsscheine durch eine der oben genannten Bankanstalten oder Oberpostkasfen be ziehen will, hat derselben die Anweisungen mit einem doppelten Verzeichniß einzureichen. DaS eine Verreichniß wird, mit einer Empfangsbescheinigung versehen, sogleich zurückgegeben und ist bei Aus händigung der Zinsscheine wieder abzuliefern. For mulare zu diesen Verzeichnissen sind bei den ge dachten Ausreichungsstellen unentgeltlich zu haben. Der Einreichung der Schuldverschreibungen bedarf es zur Erlangung der neuen Zinsscheine rur dann, wenn die Zinsscheinanweisungen abhanden gekommen sind; in diesem Falle sind die Schuldverschreibungen an die Kontrolle der Staatspapiere oder an eine der genannten Bankanstalten und Oberpostkassen mittelst besonderer Eingabe einzureichen. Berlin, den 19 November 1897. Reichsschuldcnvcrwal 1 unq. v. Hoffmann. Schuldverschreibungen der 3Obigen Reichs- anleihe vom Jahre 1888. Die Zinsscheine Reihe ll Nr. 1 bis 2n zu den Schuldverschreibungen der 3H Higen Deutschen ReichS- anleihe von 1888 über die Zinsen für die zehn Jahre vom 1. Januar 1898 bis 31. Dezember 1907 nebst den Anweisungen zur Abhebung der folgenden Reihe werden von der Königlich Preußischen Kontrolle der Staatspapiere hierselbst, Oranienstraße 92/94 unten links, vom 1. Dezember d. Js. ab Vormittags von 9 bis 1 Uhr, mit Ausnahme der Sonn- und Fest tage und der letzten drei GeschäftStage jedes Monats, ausgereicht werden. Die Zinsscheine können bei der Kontrolle selbst in Empfang genommen oder durch die Reichsbonk- hauvtstellen, die Reichsbankstellen und die mir Kassen einrichtung versehenen Reichsbanknebenstellen, sowie durch diejenigen Kaiserlichen Oberpostkassen, an deren Sitz sich eine der vorgedachten Bankanstalten nicht be findet, bezogen werden. Wer die Empfangnahme bei der Kontrolle selbst wünscht, hat derselben persönlich oder durch einen Be auftragten die zur Abhebung der neuen Reihe be rechtigenden Zinsscheinanweisungeu mit einem Ver zeichniß zu übergeben, zu welchem Formulare ebenda unentgeltlich zu haben sind Genügt dem Einreicher der Zinsicheinauweisungen eine nummerirte Marke Nefidcvztheatcr. — Am 5. Dezember (Nachmittags Vorstellung): „Prinzessin und Spielmann, oder die beiden Rosen" Originalzaubermärchen in einem Vorspiel, fünf Bildern und einer Apotheke, mit Gelang und Tanz Von Gustav Starcke Musik von Rud Dellinger. (Zum ersten Male ) die gesamte Nation in einer ungeheueren Erregung befindet, daß die abenteuerlichsten Gerüchte und Er klärungen wie Pilze aus der Erde schießen, daß die aus dem Hinterhalte der Presse abgeschossenen Pfeile auf immer höher stehende Personen zielen und daß infolgedessen das Mißtrauen aller gegen alle das in der Bevölkerung vorherrschende Gefühl geworden ist. Der Pfad des Ministeriums Meline, der noch vor kurzem al« ein glatter, im leichtesten Schritte zu überwindender gelten konnte, ist heute schon mit gewaltigen Steinmassen besäet, die ein baldiges Straucheln und Zufallekommen in hohem Grade wahrscheinlich machen Daß das Ministerium in der Sitzung der Depu tiertenkammer vom Sonnabend noch einen vollkom menen Sieg davongeiragen hat, besagt für fran zösische Verhältnisse nicht das Geringste. Die un scheinbarste Kleinigkeit kann in Paris die Lage der Dinge von Grund aus ändern. Jene Sitzung der Deputiertenkammer beansprucht aber in jedem Falle, da sie die gegenwärtige Stimmung deutlich wiedergiebt, Beachtung, und eS sei daher im Nachstehenden der ausführliche Sitzungsbericht des „B. T." wieder gegeben: Der Kammerpräsident Brisson meldet an, er habe von den Deputierten Sembat (Sozialist), Castelin (Exboulangist), de Mun, Bonte d Alsace (Rechte) die Mitteilung erhalten, sie wünschte die Regierung über die Afsairc Dreyfus zu inter pellieren (Bewegung.) Das Haus ist in die'em Augenblicke vollzählig. MtnisterpräsidenlMöline sagt, er könne in Abwesen heit des KriegSminifterS die „Interpellation" nicht annehmen. Wenn die Deputierten aber „Fragen" an ihn richten wollten, so stehe er zur Verfügung. Marcel Sembat besteht nicht auf der sofortigen Diskussion seiner Interpellation. Castelin: Die jüngsten Vorgänge Halen eine tiefe Er regung im Lande verursacht Er fordere die Regierung auf, eine Erklärung abzugeben, welche der Nation und der Armee die Sicherheit wievergebc. M^kine besteigt die Tribüne und erklärt: „ES giebt in diesem Augenblick keine Affäre DreysuS ES kann keine geben. Es giebt nur eine Affäre Ester hazy. Ein Offizier ist öffentlich des Verrates angeklagt Die militärische Untersuchung ist eröffnet, die in vollster Unab hängigkeit geführt werden wird Es hat sich jetzt heraus- gestellt, daß noch eine eingehendere Untersuchung nötig ist (Ruse: Oh! Oh! Unterbrechungen ) Der heutige Beschluß besagt noch nicht- für den Ausgang der Affäre. (Ironischer Lärm. Die Exboulangisten, ein Teil der Sozialisten und Radikalen scheinen dem Redner feindlich) Man darf nicht au» den Augen verlieren, daß diese Affäre einfach judiciären Charakter- ist und nicht- mit Politik und Religion zu thun hat Hüten Sie suh, daraus eine politische Frage zu machen! Bon diesem Augenblick an übertönt dir Lärm, welchen die Gegner de« Kabinetts verursachen, die Stimme des Minister präsidenten. „Sie glauben," ruft Moline aus, „daß wir etwas anderes hätten machen können?" „Ji, ja!" schreien die Cicgncr, unter denen sich der Depu tierte Alphonse Humbert, Cdrfredakteur des „Eclair", hcrvorthut. Moline steigt vrn der Tribüne herab, nur die Minorität applaudiert Castelin hebt aus der Erklärung des Ministerpräsidenten nur eines hervor: es giebt keine Verbindung zwischen den Affären DreyfuS und Esterhazy, es giebt keine, kann keine geben, nicht heute, nicht morgen. Es giebt Leute, welche alles, was heute geschieht, dahin deuten, daß jenes zu Recht verurteilte Individuum unschuldig ist. Hier im Hause ist ein ehemaliger Minister (Redner deutet auf Dupuy) welcher zur Zeit des Dreysus-ProzesseS Minister war, der weiß, daß jener Mann schuldig ist, und wird hier gern sein Zeugnis abgeden. Ter Rest der Rede verliert sich in der Unruhe des Hause-. Aus Castelin folgt der Ralliierte Vicomte de Mun, der glänzendste Redner der Kammer, de Mun sagt, er wolle nicht, daß in Abwesenheit des Kriegsminipers verhandelt werde. Dieser solle Herkommen und sein Wort, das Wort des ChesS der Armee, in küser Frage abgeben. (Stürmischer Beikall.) Wir wollen wissen, ob es wirklich eine geheime, verborgen wühlende Macht g>cb», welche unsere Armee zu beleidigen und zu diskredüicien vermag (Stürmischer Beifall), ob diese Macht stark genug ist, alles umzuwühlen, wie wir das seit vierzedn Tagen gesehen haben Es handelt sich hier in der Thai nicht um eine politische Frage, sondern um eine Frage aller F>an zosen (Wiederholter, anhaltender Beifall) Tie Regierung mag den Kriegsminister wissen lassen, welche Erregung sich der Kammer bemächtigt hat, damit er hier erscheine, de Mun WekannLrnachung. Die nachstehende Bekanntmachung wegen Aus reichung neuer Zinsscheine zu den Schuldverschreibungen Dresden, 6. Dezember. Se. Majestät der König sind gestern früh 12 Uhr 25 Min. aus Königs Wusterhanfen nach Dresden Strehlen zurückgekehrt. Ihre Königl. Hoheiten Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg haben Sich vorgestern nachmittag 5 Uhr 50 Min. nach Stuttgart nnd Sigmaringen begeben. Dresden, 4. Dezember. Mit Allerhöchster Geneh migung ist der Privatdozent in Leipzig vr. pinl. Paul Barth zum außerordentlichen Professor in der philosophischen Fakultät der Universität Leipzig er nannt worden. Se Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Grenzpolizeicommissar Fickert zu Zittau auS Anlaß seines Uebertrittes in den Ruhestand den Titel und Rang als Commissionsrath zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Feuermann I. Klasse bei der Staatseisen bahnverwaltung Rudloff in Löbau das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der in Sachfen staotSange- hörige Herzoglich Baverfche Hofbuchhändler Schatt, Mitinhaber der Firma Schall u. Grund in Berlin, den ihm von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen verliehenen Titel als Hofbuch händler annehme und führe. Krneuuuugeu, Versetzungen re. im Sffentliche» Dienste. Im kSeschiftSberetche «es Winistertums de» Kultus und -ffentlichen Unterricht«. Erledigt: die neubegrün- deie 2. ständige Lehrcrstelle in Richzenhain b Waldheim. Kollator: das Königl Ministerium des Kultus und önentlichen UnterrichiS. Einkommen, neben freier Dienstwohnung und an teiligem Honorar für Fortbildungsschule, 1000 M Bewerd- »ngSgesuche find bis zum 1. Januar 1898 an den Königl. Be- zirksschulinjpektor für Dübeln. Schulrat Mushacke, einzureichen; — die 2. ständige Lchrerstellc zu Rosenthal (SSchs Schweiz). Kollator: da- Königl. Ministerium de-Kultus und öffentlichen Unterrichts. Die Stelle gewährt nach dem Kaiaster außer freier Wohnung im Schulhaust ein jährliche- Gesamteinkommen von 1000 M., außerdem gewährt der Schulvorstand 100 M. persönliche Zulage und 36 M. sür den Turuunt-rricht Gesuche sind an den Kollator zu richten und mit den erforderlichen Beilagen bi- zum 22. diese» MonatS au den Königl. Bezirk- schulinfpektor Schulrat Lehmann zu Pirna einzureichen. Das Refibenzlheaicr hat, wie im vorigen Jahre, Mühe und Kosten sür ein Originalwcihnachtsmärchen nicht ge scheut, und der Verfasser der vorjährigen ersolgreichen „Wunderblume", Hr. G Starcke, hat auch diesmal ein mit bunten Flittern, sprechenden und singenden Tieren, Feen und Erdmännchen, Tänzern und Tänzerinnen, mit komischen Gestalten und himmlischen Erscheinungen reich aufgcputzte« Spie! gegeben, da« Elemente aus Grimms Volksmärchen und Andersens Märchen, aus der Zauber posse und dem realistischen Schwank höchst wirksam ver bindet und das jauchzende Entzücken der größtenteils jugendlichen Zuschauer erregte Einige empfindliche Längen lassen sich leicht kürzen, im ganzen erscheint uns „Prin zessin und Spielmann" zugleich sinnreicher, lebendiger, zu sammenhängender und anspruchsloser als da« vorjährige Weihnachtsmärchen An guten Späßen, Überraschungen, Beleuchtung«effekten und märchenhaften Gegensätzen fehlt es so wenig als an einem Schimmer der Rührung und an klingenden Versen und vom Chor der Rosenknospen im Vorspiel bis zum großen Völkerreigen de« dritten Bildes, den Italiener, Spanier, Engländer, Chinesen, Russen, Franzosen und Deutsche tanzen, folgt eine scenische Abwechselung auf die andere. Im allgemeinen geht es hübsch Märchen Haft zu und der Bäckerjunge, der ror dem Schlosse de« König« die Rosinen au« dem Geburtstagskuchen der Prin zessin herausfrißt, wie der Dachshund, den der König an der Leine hält und der wie Seine Majestät eine Krone trägt, sind alle aus einem Guß Ter Märchenprinzessin möchte man einen klangvolleren Namen wünschen, sie kann ja ein Zuckerhrrz sein, ohne gerade so zu heißen Daß Märchenprinzcssinnen sich in berühmte Epielmännrr. die ursprünglich Savoyarden mit einem Affen und einer Dreh orgel waren, verlieben, versteht sich von selbst und daß schließlich die fröhliche, selige Weihnachtszeit alle» au«- gleichen und verklären muß, liegt in der Natur der Auf gabe, die vom Komponisten, Hrn. R. Dellinger, musikalisch Tie Affaire Dreyfus-Esterhazy nimmt gegenwärtig das gesamte geistige Leben unserer Nachbarn im Westen ausschließlich in Anspruch. So wenig erklärlich ein derartiger Zustand sür unser deutsches Gemüt ist, so grundfalsch wäre es doch von unserem Standpunkt aus, dcr Dreyfus - Angelegenheit die Beachtung versagen zu wollen. Bei keinem irg"nd- wie die öffentliche Meinung beschäftigenden Vorgänge in Frankreich vermag man r.ur irgendwie vorherzusagen, welche Folgen er haben werde und ob er nicht der Anfang der schwerwiegendsten Ereignisse sei. Und zu prophezeien, was noch aus dem Schoße der Dreyfus-Affaire Alles hervorgeheu wird, das wäre das denkbar gewagteste Unternehmen. In Frankreich selbst giebt es voraussichtlich nur ganz wenige Leute, die in dcr Angelegenheit schon jetzt klar sehen und die vor allem sich klar sind über diejenigen Kräfte, die in der ganzen Sache überhaupt die treibenden sind. Feststcht, daß sich weist mit erregter Stimme aus die gegen BoiSdeffre erhobenen Angriffe hin und erklärt e- für eine Schande, daß ei nötig sei, daß der Generalstab-ches der französischen Armee sich gegen dergleichen verteidige. de Mun- Rede macht gewaltigen Eindruck und findet Beifall bei allen Parteien, die dem Kabinett abgeneigt find. Möline erklärt sich bereit, General Billot zu benachrichtigen, und bittet, die Sitzung zu suspendieren Die Sitzung wird für eine halbe Stunde unterbrochen. Als die Kammer wieder zusammentritt, hat sich die Er regung Hoch vergrößert. Der cintretende Kriegsminister wird mit lauten Zurufen begiüßt General Billot bestieg sosort die Tribüne und sagt mit vibrierender, aber energischer Stimme etwa salzende-: Vor einem Jahr hat die Regierung aus eine Anfrage an dieser Stelle erklärt, daß Herr DreysuS schuldig »st und zu Recht verurteilt ist Vor wenigen Tagen von neuem besragt, erklärte die Regierung durch den ItriegSminister, sie erachtete die Angelegenheit Drenluß sür ordnungsmäßig und zu Recht abge urteilt. (Bcisall). WaS mich persönlich betrifft, so halte ich nach meiner gewissenhasten Überzeugung als Soldat und al- Ches dcr Armer das Urteil sür rechtsmäßi zergangen undDrcysu« für schuldig. (Stürmischer Beifall auf fast allen Bänken.) Was die Assaire Esterhazy betrifft, so ist eine Enquete eingelcitek worden, die vom General Pellieux unter der Oberleitung des Generals Sauffier gesuhlt wird Der Gouverneur von Paris hat heute morgen seinen Beschluß gefaßt Die Kammer hat kein Recht, dir Justiz zu brcinflussen, brsonders wenn diese Justiz von einem Manne auSgeübt wird, wie General Saussier, dessen Charakter von allen geachtet wird, und desjen Autorität sich über unsere Grenzen hinaus erstreckt (Lebhafter Beifall) Ich habe tief be dauert, doßich die perfiden Insinuationen, die sich gegen drn General- stabSchcf General Boitdessre richteten, nicht drstrasrn konnte. Nichts ist trauriger als diese Kampagne, die sich gegen die Armee und die Ehre der Nation richtet (Stürmischer Beisall.) Ich bitte die Kammer, dazu beizutrogen, daß diese Kampagne so bald wie möglich geschlossen wird. (Stürmischer Beisall bei einem großen Teile des Haufes) de Mun: Ich freue wich über meine Intervention, da sie diese Worte des Kriegsministers veranlaßt hat. Der Sozialist Sembat macht der Regierung den Borwurf, partciisch zu verfahren. Wenn sie eine Untnffuchung gegen Esterhazy habe cinlciten lassen, hätte sic dasselbe grgcn Mathicu DreysuS thun müssen, der beschuldigt werde, den Versuch ge macht zu haben, Colonel Sandherr zu bestechen (Ros links: Auch gegen die verschleierte Dame! Heiterkeit.) Millerand wirft der Regierung vor, nicht ausrichtig und chrl ch gehandelt zu haben. Welches würden die Folgen tc» heutigen Beschlusses sein? Entweder ersolgc die Freisprechung Esterhazys, dann würden die Frcundc DreysuS ihre Campagne nicht cinstrllen, oder e« «folge die Berurteilung, dann komme man trotz allem, was jetzt gesagt werde, zur Revision des Drey- su» Prozesses. Die Regierung hätte ehrlich sagen müssen: Wir wollen die Revision oder wir wollen sie nicht. Aus Reinach deutend, ruft Millerand: Da ist einer der Führer dieser Cam pagne, Herr Reinach, welcher besser thäte, für die Rehabilitiruoz einer gewissen Persönlichkeit in seiner eigenen Familie zu sorgen. (Stürmischer johlender Beifall.) Im weiteren Verlaufe der Sitzung werden sieben Tages ordnungen eingebracht, von denen M<-line diejenige des Deputierten Lavertujon annimmt Dicfelbe lautet folgender maßen: Die Kammer, welche die Autorität der re« zuäicatu achtet und sich der Huldigung anschließt, die der KriegSministcr d r Armee erwiesen Hal, geht zur Tagesordnung über. Der erste Teil der Tagesordnung wird mit 4S0 gegen 18, der zweite mit K2S gegen i8Stimmen angenommen. Der 5eputicrteHumbert beantragt,in dieTagesoidnungLavertujon dieWortcauszunehmen, daß die »ammer die Erklärungen BillvtS billigt. Dieser Zusatz wird mit 325 gegen 153 Stimmen genehmigt Der Deputierte Richard beantragt, der Tagesordnung noch die Worte hinzu- zusügen, daß die Kammer die Führer der widerwärtigen Cam pagne brandmarke Bei der Abstimmung zeigt sich, daß die beichlußsähige Zahl von Deputierten nicht vorhanden ist. Tie Sitzung wird deshalb auf sünf Minuten unterbrochen. Nach Wiederaufnahme der Sitzung wird der Zusatzantrag Richard mit löt gegen 77 Summen und schließlich die gesamie Tagesordnung in ihrer nunmehrigen Gestalt mit 3l3 gegen 65 Stimmen angenommen. Tie Sitzung wird sodann geschlossen. Der Ausgang der Kammersitzung in Verbindung mit dem Beschlusse des Gouverneurs von Paris, des Generals Saussier, den Major Esteryazy vor ein Kriegsgericht zu stellen, wird v ellcicht eine momentane Beruhigung dcr öffentlichen Meinung Hervorrufen Aber zu Ende ist die Asfaire Dreyfus selbstverständlich noch nicht. Ohne daß ihr ein ansehnliches Opfer dar gebracht wird, dürste sich die Allgemeinheit nicht be ruhigen. Und wer das Opfer fein wird, steht noch vollständig dabin. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 4 d. Mts : „Violetta" (l-s Tvuviata). Oper in vier Akten von F. M. Piave Musik von Verdi. Vor der Titelpartie der Verdischen Oper hat Frau Gemma Bellincioni die Rolle der Carmen gegeben und darin einen so großen Erfolg erreicht, wie er ihr weder bei ihrem ersten noch bei ihrem vorgestrigen drittcn Auftreten beschieden war Ihre Darstellung des leicht fertigen Geschöpfes ist außerordentlich echt, rassenhaft und steigert sich zum Dämonischen; sie zeigt das volle Bild diese- leidenschaftlichen, ungezügelten, sinnlich berückenden Naturells Die Lebensauffassung Carmens, die alles zum Spiel ihrer Launen und Lüste macht, kommt mit rücksichtsloscr Wahrheit und Schärfe zum Ausdruck Herausfordernd, ihrer Verführungskünste sicher, bei dein Triumph über den einen schon an den nächsten denkend, frivol und grausam und doch zuletzt feige erbebend gegenüber dem nahen Tode, so sehen wir die spanische Teufelin hier vor uns Aeußerlich und innerlich ist die Charakteristik selbständig und in sich fertig; in Kleidung, in Haltung, Bewegung und Mimik tritt uns die Gestalt eigenartig, lebensvoll, faszinierend entgegen. Einzelne naturalistische Wendungen würden wir dabei gerne vermissen, und anderseits für eine Zuthat dankbar sein, welche in diese Verderbnis einen sympathischen Zug brächte DaS aber unterläßt die Künstlerin. Die Gesangs leistung bleibt auch hier hinter der darstellerischen zurück, doch halten die Macht der letzteren und die freie, leichte Verbindung von Ton und Spielausdruck bei vielen Hörern die Bedenken hinsichtlich der mäßigen stimmlichen Schlagkraft und der äußerst ungebundenen rhythmischen Behandlung nieder
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite