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Dresdner Journal : 30.11.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-11-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189711305
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18971130
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18971130
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-11
- Tag 1897-11-30
-
Monat
1897-11
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 30.11.1897
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Gestern wurde in Plauen i B die neuerbaute Paulrr- lirche emgewecht Eie darf al» ein» der schönsten Gottes häuser in unserm Sachsenlande gelten Die Baukosten betragen 370000 M; die Zahl der Sitzplätze ist 1200. Ein Festzug nach der Kirche eröffnete die Feier Den Weihegottesdienst hielt Hr Superintendent Lteschke. Hr. Oberkonsistorialrat Meusel-DreSden überbrachte die herz lichsten Glück- und Segenswünsche des Evangelisch-Lutheri schen Landeskonsistorium» zu dem wohlgelungenen Kirchen» bau Die erste Predigt hielt der Pfarrer der Paulus» kirche, Hr Kesselring Nach der Weihe fand die erste Trauung, dann die erste Taufe, ein KindergotteSdienst und nachmittags 5 Uhr ein großes Kirchenkonzert statt Gegen 50 Personen versammelten sich nachmittag« zu einem Festmahle — Bei den Wahlfähigkeitsprüfungen am König!. Seminare zu Zschopau erhielten von de» 25 Schulamtskandidaten in Wissenschaften 2 Ik, 8 Ilir, 3 ll, 8 Ilk und 4 Illa. Die» Ergebnis war insofern ein erfreuliches, als die Mehrzahl der Kandidaten ihre AbgangSzensur um einen, teilweise sogar um zwei Grade erhöhte. — Der Stadtgemeinderat zu Schöneck hat au» Anlaß des nächstes Jahr stattfindenden Regierungsjubiläums Sr. Majestät des König» beschlossen, dem vor dem Schützen- Hau» befindlichen Platz den Namen „König Albert Platz" zu geben Außerdem hat der Stadlgemeinderat bereits früher eine milde Stiftung in Aussicht gestellt. Der obige Beschluß soll noch in der Stiftungsurkunde zum Ausdruck gelangen — Da nun bald der Schluß der heurigen Schistahrtsperiode zu erwarten ist, hat man am Sonn abend nachmittag da» seit Frühjahr diese» Jahre» im Elb- strom verankerte König!. Wachschiff bei Schmilka ent fernt und dem Winterhafen zugesührt Die Beobachtung der Elbstromsläche erfolgt nun von den Ufern aus. — In der Nacht zum Sonnabend verunglückte ein in der Papierfabrik zu Hütten beschäftigter Arbeiter aus Hirschken- grund bei Königstein. Er arbeitete allein in der Ehlorkalk- werkstatt, einem isolierten Raum, wo er der Transmissions welle zu nahe gekommen ist, welche ihn erfaßt und viel fach herumgeschleudert haben mag. Man fand den Ver unglückten in gräßlich verstümmeltem Zustande; es waren durch das Aufschlagen an die Wand der Kopf und ein Bein vom Körper losgerissen. — Am Sonntag nachmittag fand in Pirna im Saale des Hotel Kaiserhof die zweite diesjährige Delegiertenversamm lung des Gebirgsvereins für die Sächsische Schweiz statt Vertreten waren 18 Sektionen durch 59 Delegierte Von den von einzelnen Sektionen eingereichten Gesuchen um Gewährung von Geldunterstützungen zur Verwendung auf Wegebauten, Reparaturen, Vorrichtungen von Aus sichtspunkten rc. fanden acht Berücksichtigung, mit Bewil ligungen im Gesamtbeträge von 1500 M. Dem Zentral ausschuß wurde ebenfalls eine Summe gewährt, welche zu notwendigen Erneuerungen auf dem Platze der Wehlener Ruine Verwendung finden soll Eine lebhafte Debatte entspann sich über die schon seit einigen Jahren im Flusse befindliche Plakatangelegenheit. Der GebirgSverein ist willens ein kunstvolles Plakat (Ansichten au« der Säch sischen Schweiz, dem Elbthale:c) Herstellen zu lassen, fand aber bis jetzt zu wenig Unterstützung von feiten der Herren Wirte, der Verkehrsinstitute, Vereine rc., und man beschloß daher, diese Angelegenheit einstweilen aus sich be ruhen zu lassen, bis auch von anderer Seite bestimmte Anregungen erfolgen Einige nachträgliche Unterstützungs gesuche der Sektionen Sebnitz, Pirna und Königstein wurden dem ZentralauSschusse zur Begutachtung über wiesen Am Schluffe forderte man die Herren Delegierten noch auf, dafür zu sorgen, daß die Mitgliederverzeichniffe der einzelnen Sektionen rechtbaldigst eingereicht würden. Vermischtes. * Ein „Weltrecord" als Landstreicher In Pittsburg langte neulich ein Mann an, der unter dem Namen Nr 1" bekannt ist und die zweifelhafte Ehre hat, der Ehampion-Langstreicher der Welt zu sein. Er trägt eine Medaille, die er für das Kunststückchen er hielt, in elf Tagen die Reise von New-Aork nach San Francisco ohne irgend welche Unkosten gemacht zu haben. Der Mann durchstreift seit zwölf Jahren die Welt, war siebenmal in Europa und hat nahezu alle zivilisierten Länder der Welt besucht Während seiner zwölfjährigen Landstreicherei kam er nie mit der Polizei in Konflikt. Dieser Tage ereilte ihn jedoch das Schicksal in DoungS- town, Pennsylvania, und er wurde dreimal hinter Schloß und Riegel gebracht, jedesmal, als er als blinder Passagier die Reise sortsetzen wollte. Ohne alle Mittel langte er in Pittsburg an, da er all' sein Geld und seine Wertsachen hergeben mußte, um sich die Freiheit wieder zu sichern. * Wie vor einem Monat telegraphisch gemeldet wurde, ist die Stadt Tschittagona in Bengalen durch einen furchtbaren Wirbelsturm völlig zerstört worden. Die letzte indische Post bringt jetzt ausführliche Mitteilungen darüber und bestätigt, daß ein Naturereignis von ganz außergewöhnlicher Gewalt die Küste Bengalens heimgesucht hat An sich sind ja diese Teifune oder Eyklone an den Küsten des Indischen Ozeans nichts Ungewöhnliches Gerade im Herbst, wenn der Südwest-Monsum umschlägt, pflegt man dort auf die heftigsten Unwetter gefaßt zu sein. So war auch am 24. Oktober an der Mündung des Flusses Karnadhuli, an dessen Ausfluß in die nordöstliche Bucht von Bengalen die Handelsstadt Tschittagong liegt, für die ein- und auslaufenden Schiffe der Sturmball gehißt Was von Fahrzeugen notwendig im Hafen bleiben mußte, suchte durch Vertrauen und mit doppelten Ketten festen Ankergrund zu behalten und allen Fährlichkeiten dadurch vorzubeugen. Bis zum Nachmittag hielt sich das Wetter einigermaßen, der Himmel hing voll schwarzer, schwerer Wolken und gelegentliche Niederschläge gingen mit großer Gewalt nieder, aber noch war nichts Außergewöhnliches zu bemerken Da fing spät nachmittags plötzlich der Wind an aufzufrischen, immer steifer wurde die Brise, bis in kürzester Zeit die dunkelste Nacht hereinbrach und ein Sturm von nie gesehener Stärke von Osten über die Stadt und den Hafen hinweg brauste. Um 9 Uhr abends war der Höhepunkt erreicht, erst um 2 Uhr nachts begann das Unwetter nachzulaffen, bis der Wind, jetzt von Westen kommend, allmählich ganz abflaute. Am nächsten Morgen bot sich ein entsetzliches Bild der Ver wüstung dar. Sämtliche Häuser der Eingeborenen lagen in Trümmern, von den starken Gebäuden der europäischen Kaufleute und der englischen Behörden waren die Dächer abgehoben, selbst schwere eiserne Dachkonstruktionen waren Hunderte von Metern weit fortgetragen. Die Straßen lagen voll von Trümmern aller Art, Telegraphenstangen und Baumstämme — nicht ein einziger Baum blieb unent wurzelt — waren in wirrem Durcheinander überall auf- geschichtet Brunnen und Teiche sind von Schutt und Steinen verschüttet. Im Hafen sah es nicht wemger wüst au» Zwei Schiffe waren gesunken, dreizehn hatten ihre Ketten gebrochen und waren auf den Strand getrieben, allen waren Masten, Rahen, Segel oder Tauwerk mehr oder weniger zerstört Sämtliche Seezeichen und Kojen waren lo»geriffen und trieben aus dem Strom, die Signalstationen und Flutanzeiger waren dem Erdboden gleichgemacht Ta» Wasser war dicht bedeckt mit Trümmern von kleineren Fahrzeugen, von Schiff»»ubehör, Bäumen und Sträuchern, und mitten in diesem Wirrwarr der Zerstörung trieben zahlreiche Leichen von Menschen und Tieren Noch über 70 Icm vom Hafen, auf offener See, fand ein englischer Kapitän, der einige Tage nach dem Sturme den Hasen von Tschittagong verlaffen hatte, große Felder treibender Trümmerstücke mit Leichen ertrunkener Eingeborener Am ärgsten mitgenommen wurden die Inseln Kutubdia und Mo»khal, die sich langgestreckt parallel der Küste hinziehen Eine furchtbare Stauwelle scheint über sie hinweggegangen zu sein. Der englische Beamte, der mit seiner Dampfjacht die Unglücksstätte besucht hat, schätzt allein hier den Ver lust an Menschenleben auf 4—5000. Genauere Angaben über Umfang und Verbreitung der Zerstörung liegen noch nicht vor, nur so viel steht fest, daß 98 Proz aller Häuser der Stadt zertrümmert sind und auf Monate hinaus der gesamte Handel vernichtet ist. Tschittagong führt besonders das fog Zigarrenkistenholz aus, das von einer dort vorzüglich gedeihenden, immergrünen Meliacee (Cvärscka 'l'ouna) gewonnen wird Das Hafenamt der Stadt hat die Geschwindigk^' des Wirbelsturme» aus etwa 170 Icm in der Stunde bert, 't, was ganz ungeheuerlich erscheint, da selbst die gefürchteten Tornados am Mississippi nur 54 Ici» mittlere Geschwindigkeit haben Bei dem großen Wirbelsturme vom 5. Oktober 1864, der ebenfalls die nördlichen Gestade des bengalischen Meerbusens heim suchte, sollen 48000 Menschen und 100000 Stück Vieh ums Leben gekommen sein. * Ueber das bereit» kurz gemeldete neue Explosions unglück in der früher Wreveschen Spritfabrik in Berlin wird noch berichtet: Von der Neanderstraße 11/12 führt ein großer Hof nach der Schäferstraße; dort liegen recht» von der Neanderstraße die Bureauräume und Beamten wohnungen der Spritfabrik und von diesen durch einen Seitenhos getrennt, an der Schäferstraße eine Drechslerei. Links liegen unter einem Dach an der Neanderstraße das Maschinen- und Kesselhaus und an der Schäferstraße der große Filterraum, der gegen 60 Filter enthält, runde eiserne Kessel von 2 m im Durchmesser und etwa 4 m Höhe In diese Kessel wird von oben Holzkohle eingefüllt, durch die man dann von unten den Sprit hindurchtreibl, sodaß er gereinigt durch ein Rohr abfließt Die Filter sind niemals alle zugleich gefüllt. Ist der Sprit von einem abgeflossen, so wird zunächst die zu einer breiigen Masse gewordene Holzkohle mit Dampf gereinigt, sodaß vom Sprit nichts zurückbleibt. Am Sonnabend abend um H7 Uhr befanden sich in dem Filterraume, einem etwa zwei Stock hohen, aber nur aus einem Erdgeschoß bestehenden Fabrikgebäude die Filtermeister Eriske und Geishirt mit zwei Arbeitern EriSke hatte Tagcsschicht gehabt, Geishirt war eben gekommen, um ihn zur Nacht schicht abzulösen Um ^7 Uhr gab es einen furchtbaren Knall, der weithin gehört wurde und in der Nachbarschaft der Spritfabrik alles erzittern und die Fensterscheiben klirren machte Ueber dem Filterraume stieg das Dach in die Höhe, und die Mauer an der Schäferstraße wurde mit solcher Wucht hinausgeschleudert, daß sie auf dem Bürgersteig und dem Fahrdamm einen großen Trümmerhaufen bildete Einzelne Steine flogen in die Flure und Keller der gegenüberliegenden Häuser hinein. In den an die Fabrik anstoßenden Nach barhäusern Neanderstraße 13 und Schäferstraße 4 flogen Bilder und Putz von den Wänden. Der Filter raum füllte sich mit Dampf, der dann auf die Straße abströmte. Sofort wurde die Feuerwehr gerufen, die mit Sicherheitslampen eindrang. Während die beiden Arbeiter, die in beträchtlicher Entfernung von den Meistern ge standen hatten, mit einigen Quetschungen davongekommen waren, lagen die Meister tot und verstümmelt da. — Der Filter war explodiert, die musartige Holzkohlemaffe, die auseinanderspritzte, hatte sie am ganzen Körper ge troffen, der heiße Dampf hatte sie verbrüht und die aus einander fliegenden Eisenstücke des geplatzten Kessels hatten ihnen Kopf und Brust zerschmettert, Geishirt außerdem das rechte Bein abgerissen Der Luftdruck war namentlich nach der Schäferstraße hin so stark, daß er Leute, die jenseits vom Damm auf dem Bürgersteig vorübergingen, gegen die Hausmauern schleuderte. Auch hierdurch haben mehrere Personen Quetschungen erlitten Die Polizei hat die Zugänge zum Filterraume verschlossen und mit Brettern vernagelt, um die Unfallstelle für die Untersuchungs kommission möglichst unverändert zu erhalten Es steht aber schon jetzt fest, daß die Explosion nicht im Leitungs rohre, sondern in einem Filterkeffel selbst stattgefunden hat. Man vermutet, daß dieser schadhaft gewesen sei. Der unmittelbar betroffene Kessel ist in Trümmern mit der 1'^ Steine starken Mauer auf die Schäferstraße hinausgeschleudert worden und liegt jetzt in Fetzen oben auf den Trümmern der Mauer Er gehörte zu der Batterie, die nahe an der Wand nach der Schäferstraße zu stand. Ein anderer Kessel dieser Batterie hat ein etwa einen Quadratfuß großes Loch bekommen, ist aus der Grundmauer herausgcrisien und schief gelegt worden, einer ist vom Sockel hcruntergehoben und etwa P m tief senkrecht herabgefallen. * In Bezug auf die elektrische Beleuchtung der Eisenbahnwagen bringt das offizielle Organ des Verein» der deutschen Eisenbahnverwallungen einen Auf satz, der auf die elektrische Beleuchtung der neuen Hoch bahn von Siemens u. Halske in Berlin verweist, die durch Accumulatoren bewirkt werden soll. Für die Berlin« r Stadt- und Ringbahn war seiner Zeit die Einrichtung elektrischer Beleuchtung bereits in Aussicht genommen, wurde aber leider nicht ausgrführt in der Erwägung, daß die Stadt- und Ringbahn in absehbarer Zeit elektrischen Be trieb erhalten soll. ES ist jetzt jedoch gar nicht mehr er findlich, weshalb man die Einrichtung elektrischer Be leuchtung von der Einführung des elektrischen Betriebes abhängig machen soll, da die gegenwärtige Leistungsfähig keit der Accumulatoren und das Vorhandensein zahlreicher elektrischer Anlagen zur Beleuchtung der Bahnhöfe und einzelner Bahnstrecken die Einführung elektrischer Be leuchtung der Bahnzüge leicht ermöglichen würde. Die Accumulatoren sind die einzige geeignete Kraftquelle zur Beleuchtung von Eisenbahnzügen, was aus folgenden Er wägungen hervorgeht: Ein Rangieren der Wagen ist ohne Verlöschen des Lichtes nur möglich, wenn jeder Wagen seine besondere Lichtquelle besitzt Wenn die Züge dauernd geschloffen bleiben könnten, könnte man ja auch die Stromführung zur Beleuchtung heranziehen, aber das Licht würde dann wegen der großen Spannungs veränderung de» Stromes ein viel zu schwankendes und für die Augen schädliches werden, auch für diejenigen Fahrgäste, die nicht während der Fahrt zu lesen pflegen. Sehr wohl aber kann die Stromzuführung, au» der die elektrische Beleuchtung der Strecken und Bahnhöfe ge speist wird, zur Ladung der Accumulatoren benutzt werden In Amerika hat die elektrische Beleuchtung von Zügen keine größere Verbreitung gefunden, das liegt aber nur an der Anwendung unzureichender Mittel Die neuen deutschen Accumulatoren erfordern nur eine kurze Zeit zur Ladung, sodaß ein Auswechseln derselben an den End bahnhöfen nicht erforderlich sein würde ES wird ange nommen, daß die gegenwärtige Fettgasbeleuchtung mehr Kosten verursacht, al» durch die Mehrbelastung der schon vorhandenen elektrischen Kraftstationen entstehen würden. * Napoleon I. als Architekt Au» Ajaccio wird gemeldet, daß der Präfekt Korulas, Hr Lassagneau, dem nächst bei der Versammlung de« Verwaltung»rateS den Vorsitz führen wird, die über die Frage der Außerdienst- stellung de» Zivilkrankenbause» und de» Militärhospital» und deren Ersetzung durch ein gemischte» Hospital beraten soll Da» Interessante an dieser Sache ist, daß der Plan zu diesem gemischten Hospital von Napoleon I. selbst entworfen worden ist und daß sich diese Architekten leistung des korsischen Welteroberer» noch in den Archiven der Stadt vorfindet Nach diesem Plan« soll das Hospital ein großes Rechteck mit drei Hauptgebäuden bilden, die durch Glasgalerien miteinander in Verbindung stehen Als Platz war von dem Kaiser der Oliveto vor geschrieben worden, der in der That vorzüglich allen Anforderungen der Hygieine und der Medizin entspricht. Die außer Dienst gestellten Gebäude sollen zu einem Kasino und einem großen Hotel umgewandelt werden, da solche Anstalten infolge der stet» wachsenden Beliebt heit Ajaccio» als Winterkurort dringend notwendig ge worden sind. Im Dezember werden dort als Kurgäste die Kaiserin-Mutter von Rußland mit den Großfürsten Georg und Michael und der Großfürstin Olga sowie der Erzherzog Ferdinand von Este mit seiner Familie er wartet * Ein vergnügter Theaterbesucher. Vor kurzem erschien an der Kaffe des Gaity-Theaters in London ein Herr, vorschriftsmäßig im Frack und weißen Halstuch, der eine Eintrittskarte verlangte. Der anwesende Theater leiter ließ ihm eine ganze leergebliebene Loge anbieten, er hatte nämlich den schwankenden Gang des Herrn bemerkt. ES war ein konservativer Ab-eordneter, der auf einem Kongreß sich durch eine Rede des Lord Salisbury be geistert gefühlt und etwas reichlich auf das Wohl seines Parteiführers getrunken hatte. Der Herr lehnte die Loge ab und nahm einen Parkettsitz. Auf seinem Platze ver übte er nun einen großen Lärm, belästigte seine Nach barinnen und sing an, die aus der Bühne vorgetragenen Arien laut mitzusingen. Man machte ihm ehrerbietige Vorstellungen, aber ließ ihn doch gewähren, bis ihm der Gedanke kam, sich eine Zigarre in den Mund zu stecken und das Zündhölzchen auf der Schulter einer vor ihm sitzenden Dame im ausgeschnittenen Kleide anzustreichen. Da holte man endlich einen Schutzmann und führte ihn ab. Am nächsten Morgen erschien er, immer noch im schwarzen Frack und weißem HalStuche vor S'r John Bridge an dem Polizeigerichtshof von Bow-Street Das Verhör begann: „Wie heißen Sie?" — „Lyonel Barrat." — „Ihr Stand?" — „Friedensrichter in Dublin " — „Also Kollege?" —Der Kollege verurteilte ihn zu 25 Pfd. Sterl. Geldstrafe. * Den ständigen Bevölkerungsrückgang Frank reichs leitet der bekannte Gelehrte S. de Lapouge auf Grund anthropologischer Betrachtungen aus einer zu starken Raffenkreuzung her. Das Eharakteristische in der Entvölkerung Frankreichs ist bekanntlich, daß sie nicht durch Zunahme der Sterblichkeit, sondern durch Abnahme der Geburtsziffer verursacht wird. Außer den be kannten Gründen, die für diese Erscheinung geltend gemacht worden sind, sieht vr. Lapouge nun nach einer Besprech ung vr. L. LaloyS (Paris) im „Zentralblatt für Anthro pologie, Ethnologie und Urgeschichte" den wahren Grund der Entvölkerung in einer anthropologischen Ursache, in einer zu starken Rassenmischung. Die französische Be völkerung setzt sich aus zwei Grundrasfen zusammen, dcm Homo enropueus (das sind die hellfarbigen Langköpfe) und dem Homo ulpinus (dunkle Kurzköpfe). Die Lang köpfe werden, wie Otto Ammon schon für Baden nach gewiesen hat, vornehmlich von den Großstädten angezogen; dort werden sie vernichtet, denn die Großstädte können ihre Einwohnerzahl nicht durch Geburtenüberschuß, sondern nur durch Zuwanderung aufrecht erhalten Die hellfarbigen Langköpfe sind also überall im Verschwinden begriffen, und auch der vomo nlpmus hat seine Reinheit durch Kreuzung verloren Die Mischlinge gewinnen immer mehr das Übergewicht; Mischlinge sind nun aber nach allgemeiner Erfahrung weniger fruchtbar, als reine Raffen Das bestätigen auch die gegenwärtigen Bevölkerungsverhält nisse Frankreichs. Denn alle Departements, die noch eine hohe Geburtsziffer aufweisen, sind reinen Blutes, entweder langköpfig oder kurzköpfig, dagegen besitzen die jenigen Gegenden, wo die Geburtsziffer am niedrigsten ist, vorzugsweise eine mittelköpfige Bevölkerung. Die jetzige Entvölkerung Frankreichs ist nur das beschleunigte Ende der Vernichtung des Homo europueus. Diese hell farbigen Langköpfe bildeten den geistig besseren Teil der Bevölkerung; sie sind aber unruhigen Mutes und wandern gern aus ihrem Geburtsort aus, besonders in die Groß städte. Gerade der beste Teil der Bevölkerung Frank reichs verschwindet also, während der Mischling, der keiner eigentlichen Rasse angehört, sich vermehrt Das Raffen- bewußtsein verliert sich, und das Volk wird zu einer Sammlung von Individuen, die keine gemeinschaftliche Ueberlieferung mehr haben. * Depeschen aus Havre, Dünkirchen und Fecamp melden heftigen Sturm im Kanal, der bereits mehrere Verluste an Menschenleben aus Fischer- und Lotsenbooten verursacht habe. — Aus London wird vom 29. d. Mts. gemeldet: Seit gestern wütet an der Ost- und Südküste Englands ein heftiger Sturm Es wurden bereits mehrere Schiffsunglückssälle gemeldet. Die Telegraphen- verbindung ist mehrfach unterbrochen — Vom Personal des eingetroffenen Postdampfers von Ostende werden die Berichte von einem heftigen Orkan im Kanal bestätigt. * Der Schnelldampfer „Kaiser Wilhelm der Große" hat am 29. November 9 Uhr morgens nach einer Durch- schnittssahrt von 22,10 Seemeilen Lizard passiert Der Dampfer hat damit die schnellste über den Ozean gemachte Fahrt übertroffen und den Record sämtlicher Schnell dampferreisen nach beiden Richtungen überholt. Die bis herigen schnellsten Reisen waren diejenigen der „Lucania", und zwar Westwärtsreise nach New-?)ork mit 22,01 und Ostwärtsreise von New-Aork mit 21,82 Seemeilen Durchschnittsfahrt, wobei zu berücksichtigen ist, daß diese Reisen von der „Lucania" in der günstigsten Jahreszeit (Sommer) gemacht wurden, während der „Kaiser Wilhelm der Große" seine Reise in der ungünstigsten Jahreszeit zurückgclegt hat. * Lüttich Gestern früh hat ein blutiger Zusammen stoß zwischen den Streikenden und den deutschen Grubenarbeitern stattgefunden Erstere versuchten, die Deutschen in den Streik mit einzuziehen. Letztere jedoch weigerten sich, die Arbeit niederzulegen, weshalb es zu einer heftigen Schlägerei kam Die Streikenden feuerten Revolverschüffe ab Zwei Deutsche wurden tödlich ver wundet Statistik und Volkswirtschaft. * Aus Prag wird geschrieben: Der gesamte Umschlag im Elbeverkehr betrug in den ersten zwei Dritteln des Monat- November 1382 866 ckr, ist also um 87 844 <lr größer al» während der gleichen Zeit de» Vorjahres. Diese» Plu» ist lediglich aus den böhmischen Braunkohlenexport r ach diversen Relationen, welcher 1049590 (-4 263835) erreichte, zurück zufahren. Vei dcm Zuckerexporte in der Gesamtmenge von 179499 är zeigt sich der bedeutende Ausfall von 78685 ür. Weiter nahmen während der zwei ersten November-Drittel de» Elbewcg: 62732 (-45506- är Gerste, 27764 (-(-6822) ä- Malz, 2675 (- 14486) är Mehl, 71L1 är Bohnen, 2506 tla gedörrtes Obst, 4707 ür GlaS, 672l ür Papier und 9528 ( - 11311) ä- diverser Stückgüter nach Hamburg und 14217 «lr Basaltsteine nach Dresden rc. * Unter der Spitzmarke „Die Rache der Börse" schreibt die „D. TageSztg Bei den bevorstehenden Wahlen zum Ältrstenkollegium der Berliner Kaufmannschaft dürfte Hr. Justizrat Winterfell» das Schicksal der Herren v Mendelssohn und Geh Rat Frentzel teilen, d h. nicht wieder gewählt werden. Hr. Justiz rat Winterfeld! gehört zu denen, die der Ansicht sind, daß, wenn einmal Gesetze da sind, sie auch befolgt werden müssen Da er die- m>t Bezug aus das Börsengesetz gethan hat, hat er den Zorn der ganzen Jobberfchast auf sich geladen An seiner Stelle soll Hr. Schlieper ausgestellt werden, von dem man sich erzählt, daß er au- Verstimmung über das Vorgehen gegen die Börse den Kommerzienrattitel oder einen ihm an Stelle desselben an gebotenen Orden abgclehnt habe Bon anderer Seite wird allerdings bestritten, daß Hin. Schlieper jemals Orden und Titel angctragen sind und von dritter wiid behauptet, daß die Ab lehnung lediglich erfolgt fei, weil Hr Schlieper der Ansicht sei, daß es sich mit seiner politischen Gesinnung nicht vertrage, Aus zeichnungen anzunehmen. * Der Einlösungskurs für österreichisch-ungarische Silberwerte ist aus 169,50 M für je 100 Gulden festgestellt worden. * Der Reingewinn der Aktiengesellschaft SocietätS- braucrei zu Zittau beträgt für 1896 97 65537 M und soll folgende Verwendung finden: 6198 M. Reservefonds, 13 296 M. Tantiemen und Gratifikationen, 48120 M 14 Dividende, 2922 M. Vortrag aus neue Rechnung Obgleich eine erhebliche Preiserhöhung dec Rohmaterialien eine Verminderung deS Ge winnes zur Folge haben muß, hofft doch di« Verwaltung bei normalen Geschäftsverhältnissen sür das Jahr 1897/98 wieder zufriedenstellende Resultate erzielen zu können. * Nachdem das Gesetz, betreffend die Ausgabe der neuen 3 dänischen Anleihe im Betrage von 72 Mill Kr, genehmigt worden ist, werden die noch im Umlauf befindlichen Titres der 1886er 3'^ qh Anleihe zur Rückzahlung aus den 11. März 1898 gekündigt. Den Inhabern dieser Titel wird der Umtausch in 3 Titel mit ZinSgenuß vom 1 Januar 1898 ab unter noch näher bekannt zu gebenden Bedingungen und innerhalb einer am 8. Dezember d Js. ablausenden Frist an geboten werden Konvertierungsstellen in Deutschland werden die Deutsche Bank in Berlin und deren Filiale in Ham burg sein. " Heute konstituierte sich unter der Firma Plauener Spitzen-Fabrik H Herz u. Co in Plauen i B. eine Aktien gesellschaft mit einem Grundkapital von 500 000 M Außer dem wurden 1000 Genußscheine, welche nach Zahlung von 10 Dividende am Reingewinn partizipieren, auSgegeben und den, Borbesitzer überlassen. Die Leitung verbleibt in den Händen des Hrn. Hugo Herz, den ersten Aussichtsrat bilden die Herren Fabrikant Julius Arnold, Fabrikant Albert Herz in Stuttgart, Bankier Georg Arnhold (in Firma Gebr. Arnhold in Dresden), Bankier Max Frank und Georg Maritzw, Direktor der Dresdner Gardinen- und Spitzen-Manufaktur, A G , in Dresden. * Nachdem von der Generalversammlung des Chemnitzer Bankvereins die Erhöhung des Grundkapitals um 1200000 Mark beschlossen worden ist, ist dieser Betrag junger Aktien^ welche vom 1. Januar 1898 ab voll an der Dividende teil- nchmen, nunmehr an die Dresdner Bank in Dresden mit der Verpflichtung begeben worden, den Betrag von 600000M den alten Aktionären dergestalt zur Verfügung zu stellen, daß auf je Nom 7500 M alte Aktien eine neue Aktie u 1500 M zum Kurse von 112 "o bezogen werden kann. Bei Ausübung des Bezuges ist die erste Einzahlung mit 50 og zuzüglich des Agios von 12 und abzüglich 4 «>o Zinsen vom Tage der Einzahlung bis 31. Dezember d IS. zu leisten, während die Einzahlung der restlichen 50 «sq zuzüglich 4«lh Zinsen vom 1. Januar 1898 bis zum Zahlungstage spätestens am i . Juli 1888 zu erfolgen hat. Vorauszahlung ist jedoch zulässig Die be treffende Bekanntmachung, mittels welcher den alten Aktionären da» BezugSrecht offeriert werden wird, wird in den nächsten Tagen erscheinen. * Wie aus Buenos-Ayres vom 25. d. Mts. gemeldet wird, hat der Kongreß die Zustimmung zur Ausnahme einer 4 P Anleihe von 7 Mill. Doll mit flh Amortisation er teilt. Die Anleihe dient dazu, die Verpflichtungen der National bank gegen die BondholderS der Buenos-AyreS Stadtanleihe von 1886 zu begleichen. Nachdem die argentinische Regierung und der Kongreß solchergestalt die Garantieverpflichtung der argentinischen Notionalbank der englischen Munizipal-Anleihe gegenüber anerkannt haben, ist zu wünschen, daß Regierung und Kongreß auch jene Verpflichtungen respektieren werden, welche sie aus der Garantie der Nationalbank für die 4'^ "g innere argentinische Anleihe ergeben. Tie Diskontogesellschaft und die Norddeutsche Bank sind mit allem Nachdruck sür die Anerkennung dieser Ansprüche ringetreten und haben die Genehmigung des Kongresse» zur Anstrengung einer hierauf gerichteten Anklage gegen die argentinische Regierung bereits nachgesucht. Es handelt sich dabei um die Zahluug der 40 »g, die auf dem Anlcihcdienst der inneren argentiniichen Anleihe seit dem Beginn des Moratorium- rückständig geblieben sind sowie um die Sicherstellung d.r Anleihe für die Zukunft Man darf wohl annehmcn, daß es die argentinische Regierung nicht dazu kommen lassen wird, daß die,e Frage auf dem Prozeß- wcge zum Austrag gebracht wird, daß sie cs vielmehr vorzikht, die Ansprüche der B.sitzcc der inneren argentinischen Anleihe aus derselben Basis abzulösen, auf der daS Abkommen mit den Besitzern der englischen Munizipal - Anleihe zu stände ge kommen ist. * Nach dcm „Drv (-oackn Voononnst" betrug in der mit dem 19. November endenden Bericht-Woche die Einfuhr fremder Textilwaren nach dem New-Aorkcr Hafen 1092281 Doll, 293013 Doll, weniger als in der vorletzten Woche und 491639 Doll, weniger als in der entsprechenden Woche des Vorjahres. Vom 4. Januar bis zum 19. November d Js. bezifferte sich die Einsuhr von Textilwaren nach New-Jork aus 111530487 Toll, 11841835 Toll, mehr als in der gleichen Zeit des Vorjahres und 21546 774 Doll, weniger als in dec entsprechenden Periode deS Jahres 1895. * Zur Lage der amerikanischen Eisenindustrie. Nach Angabe der Fachzeitung „Iran Age" sind während der ersten Novemberwoche in den Vereinigten Staaten 213159 t Roheisen produziert worden. Dieses Quantum ist dort nur ein einziges Mal, und zwar in der gleichen Novcmberwochc des Jahres 1895 um die Kleinigkeit von etwa 4000 t übertroffen worden Es ist in Amerika wiederholt vorgekommen, daß eine plötzliche und unnatürliche Vermehrung der Nachfrage für Eifrn und Stahl durch spekulative Einflüsse zu Wege g bracht worden ist, welche dann unfehl «ar Reaktionen im Gefolge zu haben pflegt. Die- war im Jahre 1895 der Fall, als der Preis von Bessemer Roheisen rn Pittsburg von 10,75 Doll pro Tonne am l. Mai aus mehr als 17 Toll, im September — 60 innerhalb fünf Monaten — in die Höhe schnellte. Schienen stiegen damals von 22 Doll auf 28 Doll, pro Tonne, Traht- nägel von 85 Cts. auf 2,25 Doll, pro Faß und Stahlplatten von 1,25 auf 2 Doll D e spekulative Kaufwut trieb nicht nur die Preise aus unnatürliche Weise in die Höhe, sondern hatte auch den weiteren Mißstand im Gefolge daß die Hochöfen und Walzwerke weit über den Kmsum hinausgchende Quantitäten Rohmaterial und Halbfabrikate produzierten. Diesmal liegen jedoch, wie das genannte Blatt aursührt, die Vcrhäliniffe anders. Tie enorme Zunahme der Produktion ist lediglich Folge des vermehrten Konsums gewesen Von künstlich in die Höhe geschraubten Preisen ist diesmal keine Spur zu entdecken Anthracit-Eisen notiert gegenwärtig nicht höher als im Juni dieses Jahre», Stangen und Platten sind in Phila delphia nur um 10 teurer als vor sechs Monaten, Baueisen ist gar nicht und Winkeleisen nur unerheblich im Preise ge stiegen. In früheren Jahren wäie eine derartige Zunahme der Produktion ohne eine bedeutende Erhöhung der Preise kaum denkbar gewesen Das Bedeutsame der gegeuwäitigen Lage der amerikanischen Eisenindustrie liegt in der Thatsache, daß sie im stände ist, über den heimischen Bedarf hinaus große Quantitäten zu lohnendcn Preisen für den Export zu produzieren. * Bei dem Zuckertrust in den Vereinigten Staaten scheint rin Wechsel in der Oberleitung bevorzustehen. Wie die „N-P H-Z" schrribt, hat dcr bisherige Hauptrepräsentant
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