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Dresdner Journal : 30.11.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-11-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189711305
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18971130
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18971130
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-11
- Tag 1897-11-30
-
Monat
1897-11
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 30.11.1897
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W Vrvffurt ibend«. >i»rch »ud schäften. ; des » » o. Üohlen: stcn). nmeru ls" lstr. 45. f. tt. 4. lmern. ! Sitzung ! Sitzung mber. ater. -Tragödie ten. Der ung und Anfang rer in vier Earmen (Anfang »te-Kou- hr.) Bor- e. ater. nnement Aufzügen I '^8 Uhr. onnement. Hochzeit. ZchSnthan 8 Uhr.) I - Schlier Lerfonrn). BolkSstüct Uten nach Hermann ingerichlet '^8 Uhr. Erste Beilage zu ^5 278 des AvMNÄs. Dienstag, den 30. November 1897, abends. Tagesgeschichte. (Fortsetzung aus dem Hauptblatte.) Frautretch. — Die vom „Figaro" veröffentlichten und gegen das französische Heer gerichteten Briefe Esterhazys atmen einen glühenden Haß gegen die französische Armee und das französische Volk. In einem dieser Schreiben heißt e«: „Ich bin vollständig überzeugt, daß diese« Volk nicht die Patronen wert ist, die man braucht, um es zu füsilieren Wenn mir jemand sagte, daß ich als Ulanenrittmeister in dem Augenblicke fallen würde, in dem ich diese Franzosen niedersäble, wäre ich hochbeglückt. In der entsetzlichen Lage, in der ich mich jetzt befinde, wäre ich zu Verbrechen fähig, wenn ich damit meinen Rachedurst gegen dieses Volk stillen könnte. Ich könnte keinem Hündchen wehe thun, aber mit Ver gnügen würde ich hunderttausend Franzosen umbringen." Die französischen Generäle nennt er Feiglinge und Igno ranten, die noch einmal die deutschen Gefängnisse bevölkern würden — Man behauptet, daß der „Figaro" noch ein ganzes Arsenal derartiger Papierdomben besitze. Darunter soll sich auch ein Bries befinden, den General Gonse an den Obersten Picquart gerichtet hat, nachdem ihm dieser seine Überzeugung von der Unschuld Dreyfus' mitgeteilt. Der Sinn diese» Schreibens ist nach einem in den Wandelgängen der Kammer umlaufenden Gerüchte un gefähr der folgende: Auch wenn Dreyfus unschuldig ist, kümmern Sie sich nicht darum, Sie haben wichtigere Dinge zu thun. Italic». Rom In unterrichteten Kreisen wird hier behauptet, Rußland habe bei den Mächten beantragt, die Lösung der Kretafrage zu beschleunigen. Die Entscheidung solle jetzt nicht mehr von der Stimmeneinheit, sondern von der Stimmenmehrheit abhängig gemacht werden. Da Italien und England dem wiversprochen hätten, sei der bisherige Grundsatz der Einstimmigkeit aufrecht erhalten worden und man habe alsdann beschlossen, die Regelung aller Einzelheiten den Botschaftern in Konstantinopel zu übertaffen, die augenblicklich mit der Beratung über eine Anleihe von vier Millionen Fres, für die Insel beschäftigt seien Rumänien. Bukarest. Die Deputiertenkammer wählte in ihrer gestrigen Sitzung ihren bisherigen Präsidenten De meter Gianni wieder, der in seiner Ansprache erklärte, daß die Regierung auf die Unterstützung der Kammermehrheit rechnen könne. Zu Vizepräsidenten wurden Naco, Stoi- cesco, Vasil Lascar und Sendrea gewählt. Im Senate wurden wiedergewählt Eugen Statesco zum Präsidenten, Nicolaidi, Gane, Urechia und Gradisteano zu Vizepräsi denten. Griechenland. Athen. Die von der militärischen Spezialkommission gepflogenen Untersuchungen haben bisher zu dem Ergeb nisse geführt, daß acht höhere Offiziere vor ein Kriegsgericht gestellt werden — Der Kriegsminister General SmolenSky hat dem Könige einen Entwurf für die Errichtung eines Generalstabes in der griechischen Armee zur Genehmigung unterbreitet. — Die Königin ließ 20000 Drachmen und Winterkleider unter den thessalischen Flüchtlingen verteilen Vom russischen Hofe ist ein Betrag von 70000 FrcS für die notleidenden Thessalier angewiesen worden. Türkei. — Der Vorfall von Mersina wird noch ein Nachspiel haben Die Einwendungen der Botschaft hatten sich bloß dagegen gerichtet, daß Brazzafolli ohne irgend welches Verfahren, einfach auf vage Beschuldigungen hin, ausgewiesen worden war Die Botschaft hatte daher zu gleich die Einleitung einer legalen Untersuchung unter Assistenz eines österreichisch-ungarischen Dragomans ver langt. Diese Untersuchung soll nun, wie die „Pol. Corr." milteilt, jetzt erfolgen. Der dritte Dragoman der Bot schaft, BolschaftSatlach«- Kolossa, wurde zu diesem Zwecke nach Mersina entsendet. Ohne dem Gange des Verfahrens vorzugreifen, darf man wohl annehmen, daß die An schuldigungen gegen Brazzafolli sich als haltlos erweisen werden. Die angebliche Verteilung von Geldern und Schriften an die Armenier wird sich wahrscheinlich darauf reduzieren, daß Brazzafolli, der als Lloydagent zugleich Vorstand des österreichischen Postamtes in Mersina ist, als solcher die mittels Post einlangenden Briefe und Geld fendungen, gleichviel ob die Adressaten Armenier waren oder nicht, bestellen ließ. Dieses einfach pflichtmäßige Vorgehen kann wohl auch in den Augen türkischer Be hörden — die Türkei ist Mitglied des Weltpostvereins — noch kein Verbrechen bilden Kanea. Das „K. K. Telegr.-Corresp-Bureau" meldet aus Kanea: Dem Vernehmen nach verlangten die Bot schafter von den hiesigen Konsulaten Einzelheiten über die Verhältnisse auf Kreta, um die Regelung der Frage zu beschleunigen — Eine Eompagnie Franzosen landete, au« Sitia kommend, hierfelbst Afrika. Mafsauah. Kitchener-Pascha traf vorgestern nach mittag mit 25 Offizieren und 825 Mann hier ein Während Kilckener-Pascha gestern nachmittag wieder nach Suez abreiste, gingen die Truppen nach Saati weiter. Vom Landtage. Dresden, 30. November. Heute hielten beide Ständekammern Sitzungen ab. Die Erste Kammer, welcher Se. Excellenz Hr StaatSminister v. d. Planitz beiwohnte, beschloß nach Erledigung der Registrande und der Beschlüsse auf die Eingänge auf Antrag der zweiten Deputation (Berich'erstaltcr Hr. Geh. Kom merz rnrat Thicme) in Übereinstimmung mit der Zweiten Kammer dem mittels Königs. Dekrets Nr. 15 mit geteilten Gesetzentwmfe wegen provisorischer Fort rrhcbung der Steuern und Abgaben im Jahre 1804 ihre Zustimmung zu geben. Nächste Sitzung Don nerstag Der Sitzung der Zweiten Kammer wohnten am Regierungstische Ihre Exccllenzen die Herren StaatSminister vr. Schurig, v. Metzsch, v. d. Planitz und v Watzdorf bei. An der allgemeinen Vorberatung über das König! Dekret Nr. 0, den Entwurf eines Gesetzes zur Abänderung des Gesetzes über das Vereins- und Versammlungsrecht vom 22. No vember 1850 betreffend, dem ersten Gegenstände der Tagesordnung, beteiligten sich die Herren Abgg. vr. Kühlmorgen, Seifert, Kellner, Fraßdorf, Opitz, Vr. Schill und Vizepräsident Streit. Darauf ergriff Se. Excellenz der Hr. StaatSminister v. Metzsch das Wort. Die Debatte kauert bei Schluß der Redaktion noch fort. Hrttiches. Dresden, 30. November. * Ihre Majestät die Königin besuchten heute das Magazin des Hoflieferanten Robert Hoffmann und das Geschäft der Herren Ebeling u. Croener. * Der Weihnachtsbazar, welcher von dem unter dem Protektorate Ihrer Majestät der Königin stehenden Frauenverein zu Dresden am Sonntag und Montag im Evangelischen Vereinshause abgehalten wurde, war wie alljährlich mit Gebrauchs- und Luxusgegenständen aufs reichhaltigste auSgestattet, und die Verkaufsstände, in welchen Vereinsmitglirder, andere Damen der Gesellschaft und Offiziere al« Verkäuferinnen bez. Verkäufer thätig waren, erfreuten sich lebhaften Zuspruches Daß auch die Lose der Lotterie flotten Absatz fanden, bedarf kaum besonderer Erwähnung Ihre Majestät die Königin sowie Ihre Kaiserl. und Königl. Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich August und Ihre Königl. Hoheit die Prin zessin Mathilde zeichneten den Bazar mit Ihrem Besuche aus und bewirkten namhafte Einkäufe. --- Nachdem im Jahre 1888 eine Ausstellung ge werblicher Schulen des Königreichs Sachsen adge- halten worden war, an der 150 Schulen sich beteiligten, ist von dem Königl Ministerium des Innern für die Michaeliiferien des Jahres 1898, also nach Verlauf eines zehnjährigen Zeitraumes, die Wiederholung einer solchen Ausstellung in Aussicht genommen worden. Die Stadt Dresden hat hierfür die weiten und Hellen Räume de« Ausstellungspalastes mit dankenswerter Bereitwilligkeit zur Verfügung gestellt. Die Aus stellung, welche dazu bestimmt ist, die kunstgewerb lichen, gewerblichen und Handelsschulen Sachsens vor zuführen, wird voraussichtllch auf denselben Grundsätzen beruhen, die für die Ausstellung von 1888 maß gebend waren, es sind die«: klare Hervorhebung der Lehrgänge, Vorführung der Arbeiten von typischen Schülern verschiedener Güte, planmäßig vorbereitete, sachkundige Beurteilung der Ausstellung nicht vor der Oeffentlichkeit, sondern vor einer Versammlung der Vor stände, Leiter, Lehrer und Aufsichtsbehörden der aus stellenden Schulen. Diese Grundsätze, welche nach dem Vorgänge Sachsens auch von anderen Staaten mit ent wickeltem gewerblichen Schulwesen, insbesondere in der Schweiz, angewendet wurden, haben die Ausstellung von 1888 zu einem sür längere Zeit wirksamen Mittel der Anregung und Förderung des gewerb lichen Schulwesens gemacht Es steht zu hoffen, daß auch die Ausstellung von 1898 gleichgünstige Wirkungen auSüben werde. Der von dem Königl. Ministerium des Innern eingesetzte Ausstellungsaus schuß besteht aus Hrn Gewerberat Enke als Vorsitzenden und den Herren Oberlehrer Just von der Oeffentlichen Handelslehranstalt, Prof. Naumann von der Kunstgewerbe schule und Architekt Seitler von der Baugewerkenschule Dresden. Den Schulverwaltungen werden die Grundsätze der Ausstellung mit der Aufforderung zur Beteiligung in nächster Zeit zugehen Die landwirtschaftlichen Schulen Sachsen« werden anläßlich der Deutschen Landwirtschaft lichen Wanderausstellung Mitte Juni 1898 in Dresden vorgeführt werden * Nachdem die Räumlichkeiten des städtischen AuS- stellungspalasteS, speziell die Haupthallc uns die sich an diese anschließenden beiden Nebensälr, soweit hergerichtet sind, daß sie zur Abhaltung größerer Festlichkeiten dienen können, wird es einer der zahlreichsten hiesigen Vereine, der 3300 Mitglieder zählende Allgemeine Haus besitzerverein zu Dresden sein, welcher zum ersten Male Gebrauch von dem Gebäude macht, in welchem Einrichtungen getroffen worden sind, die allen bei den Veranstaltungen des vorigen Winters, namentlich hinsicht lich der Akustik der großen Halle, gemachten Erfahrungen Rechnung tragen Der Hausbesitzerverein veranstaltet nun Freitag, den 3 Dezem^ptz abends 8 Uhr einen großen festlichen Konzert- «uv Ballabend. Das Konzert, welches unter Leitung des Hrn Kapellmeisters Kurt Hösel steht, wird von dem Winderstein-Orchester aus Leipzig und dem Gesangverein „Liedergruß" ausgeführt Als Solisten werden die junge, vielversprechende Konzert sängerin Frl. Anny Hartwig (Sopran) und Frau Bächi- Fährmann mitwirken An das Konzert schließt sich ein Ball mit eingelegten Kostümtänzen an, welche von Hrn Balletmeister Friedrich einstudiert und geleitet werden Es wird sich bei dieser Veranstaltung, der ein starker Besuch sicher ist, zeigen, ob die in der Halle vorgenom menen Veränderungen, die im wesentlichen in der Tiefer legung des Orchesterpodiums, Ersatz des elektrischen Bogen- lichteS durch Glühlicht, Dekoration der Decke mit einem großen Velarium und Verhängung der Fenster mit Gardinen, aus schweren Stoffen bestehend, ihren Zweck, die Akustik der Halle zu verbessern, erfüllen werden, was man wohl erwarten darf. * Aus dem Polizeiberichte. Bei der Stallstraße ist am Montag nachmittag gegen 4 Uhr eine 16 Jahre alte Arbeiterin in den zur Zeit etwa einen halben Meter tiefen Zwingerteich gesprungen, um sich das Leben zu nehmen. Sie wurde gerettet und dem Stadtkrankenhause zugeführt — Auf der Bauhofstraße ist am Montag nachmittag ein sechs Jahre alter Knabe neben einem beladenen Wagen hergelaufen und bei dem Versuche, ein Stück heruntergesallene Kohle aufzulesen, unter die Räder gekommen und überfahren worden Das Kind war so schwer verletzt, daß cs kurze Zeit nach der Aufnahme im Stadtkrankeuhause verstarb — In den letzten Wochen sind in verschiedenen Stadtteilen, vor wiegend jedoch in der Nähe desPlauenschenPlatzes, des Nachts eine ganze Anzahl Hausthürklinken ge waltsam a b g e brachen worden Jedermann, der über die Thäter, die bisher noch nicht ermittelt werden konnten, Auskunft zu geben vermag, wird ersucht, gefälligst um gehend der hiesigen Kriminalabteilung Mitteilung zu machen. * Am Fuße der Hochebene von St. Privat in Lothringen, eingebettet im lieblichen Ornethal, liegt das durch seine Hochöfen bekannte Groß-Moyeuvre mit vorwiegend römisch-katholischer Bevölkerung, zu denen sich aber seit 20 Jahren eine evangelische Einwohnerzahl von etwa 860 Seelen gesellt hat Lange Zeit mußte sich diese mit einem sehr kleinen Raume zu ihren Gottes diensten behelfen, bis es ihr im August 1895 vergönnt war, den Grundstein zu einer würdigen Kirche zu legen. Mut und Mittel hierzu gab ihr besonders eine Spende von 7000M , welche ihr der Dresdner Gustav Adolf- Hauptverein auf seiner Jahresfeier in Bernstadt aus den Mitteln der „Amanda Schuster-Stiftung" widmen konnte. Wie groß die Freude in den Reichslanden über diese reiche Dresdner Liebesgabe war, geht u. a aus einem Brief au« Groß-Moyeuvre vom August 1895 hervor, in welchem es heißt: „Vivat Saxonia! wie wunder bar! Vor 25 Jahren hat der Sachsen Hilfe unter Führ ung ihres Kronprinzen Albert im blutigen Streite bei St. Privat den Ausschlag gegeben, und heute muß es wiederum der Sachsen Hilfe sein, die die Entscheidung bringt, damit zu den Füßen von St. Privat das edle Friedenswerk, unser evangelisches Gotteshaus, erstehe. Darum noch einmal: Vivat Saxonia!"—Unter den 96 farbigen Lichtbildern, die heute, morgen und übermorgen abends ^8 Uhr im großen Saale des Vereins Hauses (Zinzendorfstraße 17) zur Vorführung gelangen sollen, befindet sich auch eine Ansicht des Ortes Groß-Moyeuvre. * Die Stellenvermittelung des „Allgemeinen Deutschen Lehrerinnenvereins" in Leipzig-Gohlis hat im Jahre 1896/97 595 Stellen in Familien und Schulen besetzt. Nur durch das Interesse sür die Sache geleitet, führt sie Familien und Schulen tüchtige Lehrerinnen und Erzieherinnen zu, und zwar wissenschaftliche, Musik- und Fachlehrerinnen, und weist auch für Privatstunden der ver schiedensten Art sowie für Nachhilfeunterricht geeignete Kräfte nach Es ist anzuraten, sich ihrer bei Bedarf zu bedienen. Die Agentur in Dresden ist, wie aus dem Anzeigenteile dieses Blatte« ersichtlich, von Frl. Zehlicke, JohanneSstraße 19, lll, übernommen worden (Sprech stunden 11 bis 12 Uhr.) Nachrichten aus den Landesteilru. - — Hinsichtlich der Zukunft de« von vr. Carl Heine begonnenen und von der Westend-Baugesellschaft fort- gesührten Baue« eine« Elster-Saale-Kanal« in Leipzig erfährt da« „Leipz. Tagebl ", daß die letztzedachte Gesell- fchast in dem Bau fortzufahren gedenkt und, foweit e« die Mittel und die sonstigen Verhältnisse gestatten, ver suchen wird, die Landesgrenze zu erreichen Vorläufig dient die jetzige Kanalstrecke der Westend - Ballgesellschaft zum Materialtransport von ihrem Möetelwrrke aus Lindenau-Schönauer Flur nach dem Lagerplatze in Leipzig (an der Thomasiusstraße). Auch dient die Kanalstrecke den an derselben gelegenen Fabriken zur Wasserversorgung für den Maschinenbetrieb rc — Der Frauenverein der Herberge für weibliche Dienstboten in Leipzig feierte unter überaus zahlreicher Beteiligung sein Jahreisest. Hr Pfarrer v. Kaiser hielt eine Ansprache, in welcher er insbesondere zu treuem AuSharren bei dem großen LiebeS- werke ermahnte. Sodann sangen die Schülerinnen der Anstalt den 90 Psalm in der Sattlerschen Komposition, worauf Hr. Pastor 0. Kaiser den Bericht über die Thätigkeit der von der Oberin A Franze erfolgreich ge leiteten Anstalt erstattete Danach beherbergte die Anstalt in der vom 1. November vor I« bis 31. Oktober d I«. währenden Berichtszeit 803 Dienstmädchen, nach Dienst fragende Mädchen wurden 576 eingeschrieben, Haushalt ungsschülerinnen 77 ausgenommen; gegenwärtig befinden sich 37 Schülerinnen in der Anstalt Weiter wurden in der Berichtszeit 603 reisende Damen ausgenommen und ständig wohnen 9 Damen im Hause. Im Kinderhort gehen täglich 40 bis 50 Mädchen aus und ein. Der Bericht wurde mit lebhaftem Beifall ausgenommen. Gesang der Schülerinnen beschloß die Jahresfeier. — In der Kammgarnspinnerei zu Gautsch bei Leipzig ist eine größere Arbeitsniederlegung eingetreten Von der Direktion war eine Arbeiterin, die unter dem weiblichen Arbeiterpersonal in sozialdemokratischem Sinne agitiert hatte, entlasten worden Die Arbeiterschaft ver langte Wiedereinstellung der gemaßregelten Arbeiterin, andernfalls würde man die Arbeit niederlegen Die Direktion erfüllte dieses Verlangen nicht, worauf eine größere Anzahl von Arbeitern wegblieb Es dürste etwa die Hälfte der Arbeiter am Streik beteiligt fein Die Direktion der Kammgarnspinnerei hat jedoch bereits Schritte gethan, neue Arbeiter zu gewinnen, was zum Teil schon gelungen ist. — In Mülbitz bei Großen hain kam ein fünfjähriger Knabe beim Kreiselspiel zu Falle, und zwar so unglücklich, daß eö sich die Kreisel peitsche ins Auge stach Er fiel dabei so unglücklich auf einen Stein, daß er einen Schädelbruch davontrug. Abends ist der Knabe unter furchtbaren Schmerzen ver schieden — In einer vom Vorstande des Konservativen Vereins für Riesa und Umgcgend einberufenen Ver sammlung sollte eine Vorbesprechung über die Ausstellung eines Kandidaten sür den 7. Wahlkreis zur nächsten Reichstagswahl stattfinden Der mitanwcsende Hr. Siadt rat Nikolai aus Meißen teilte der Versammlung mit, daß in Meißen bereits der Beschluß gefaßt worden sei, sür dieses Mal dem Bunde der Landwirte die Führung der Agitation zu überlasten und die Kandidatur des Ritterguts besitzers Sachße aus Merschwitz zu acceptieren. Diese Nachricht fand aber nach dem „Riesaer Tagebl." in der Versammlung eine sehr geteilte Aufnahme. Von feiten der anwesenden Mitglieder des Bundes der Landwirte wurde sie beifällig ausgenommen, während dieselbe auf der anderen Seite wiederum vielfach Widerspruch Hervor ries, und man sich über die Eile wunderte, mit welcher diese Kandidatur schon betrieben werde. Dian war allent halben der Ansicht, daß man im Interests des Gesamt wohles bereit sein müßte, ein persönliches Opfer zu bringen, und man wäre gern bereit, die in Ricsa schon in Aussicht genommene Wahl de« Hrn Bürgermeisters a. D Klötzer fallen zu lasten, wenn ein acceptabler Vorschlag seitens des Bundes der Landwirte gemacht werden könnte, nur mit der Kandidatur Sachße könne man sich aus ver schiedenen Gründen unter keinen Umständen befreunden — In Bischofswerda fand die Übernahme des durch die Königin-Marienhütte zu Cainsdorf erbauten Wasser werks statt Vertreter der Königl. und städtischen Be hörden sowie die aussührenden Ingenieure und Bau meister suchten zuerst das Ouellgebiet auf, besichtigten alsdann den Hochbehälter, besten eine Kammer zu diesem Zwecke geleert war, und wohnten zum Schluß noch einer Hydrantenprobe auf dem Marktplatze bei, die zu all- seitiger Befriedigung ausfiel. — In Reichenbach brannte am Donnerstag die Mechanische Webwarenfabrik anlage der Firma I. F. Möschke. Der binnen ganz kurzer Zeit eingetroffenen Feuerwehr war cs besonders zu danken, daß der Brand nur auf die Fabrikanlage be schränkt blieb und trotz der herrschenden Kälte und des starken Windes die Wohn- und Schlafrüume des Fabrik besitzers, die mit der Weberei verbundene Schlosserei, sowie auch die unmittelbar angrenzenden, sehr gefährdeten Nachbargebäude nicht vom Feuer ergriffen wurden. Die Ursache der Entstehung des Brandes ist unaufgeklärt. Dieser Brand ist schon der zehnte in diesem Jahre in Reichenbach — en. che Acburt innig- et, ivision L Uhr 10710 »kv Ml IMIM. 1. 10706 Ter Flirt! Novelle von Rudolf Lindau 7 (Fortsetzung) Heyden machte eine leichte Bewegung, wie um sich zu erheben und dem Wunsche der Wirtin zu ent sprechen. Ich bliev still und steif sitzen. Ich weiß nicht, wie es kam, aber der Mann war mir plötzlich ganz und gar zuwider geworden. „Wir haben unk, meines Wissens wenigstens, wcht gezankt", sagte ich, „und von einer Versöhnung braucht deshalb nicht die Rede zu sein." Darauf trat eine kurze, etwas peinliche Pause ein. Ich bemühte mich nicht, sie zu unterbrechen. „Laß Frau Lizzy nur erkennen", sagte ich mir, „daß mir ihre Freundschaft für den schönen Ulrich miß fällt." „Sie haben noch keinen Ball in San Francisco mitgemacht?" fragte mich Frau Douglas. „Nein", antwortete ich, über den kunstlosen Ver such lächelnd, das Gespräch wieder in ein harmloses Gleis zu bringen. „Ich wüßte nicht, wann ich eS gethan haben könnte, da ich jeden Abend hier zuge bracht habe." Aber die junge Frau war nicht leicht einzu- ichüchtern. „Dann steht Ihnen noch eine Freude be vor", fuhr sie fort „Geben Sie niir zwei von Ihren -arten; alles andere besorge ich." „Ich mache mir aber nicht viel au» Bällen", warf ich ein. „DaS thut nicht- zur Sache. Auf diesem Balle wird es Ihnen schon gefallen, Sie sollen unsere hübschesten Mädchen kennen lernen. Lazu werden Sie doch nicht ,nrin' sagen? Also geben Sie nur Ihre Karten. Und ich warne Sie, halten Sie Ihr Herz fest, sonst verlieren Sie es." Ich zog darauf meine Brieftasche hervor und über reichte Frau DouglaS zwei Karten. „Und wer gicbt denn den Ball?" fragte ich; „wann und an wen soll ich mein Herz verlieren?" Ehe sie antwortete, wandte sie sich an H.yden: „Auch um Ihre Karten möchte ich bitten." Ich hätte nun die meinigen lieber zurückgezogen, denn Frau Lizzi Douglas' Freundlichkeit verlor an Wert für mich, wenn ich sie mit dem schönen Ulrich teilen sollte; aber daS ging nicht mehr an, und ich nahm mir vor, womöglich im letzten Augenblick, irgend einc Entschuldigung zu finden, um nicht auf den Ball zu gehen, auf dem, davon war ich überzeugt, Ulrich als Stern erster Größe glänzen und mich voll ständig in den Schatten stellen würde Heyden hatte seine Karlen Frau DouglaS mit einem süßlichen Lächeln überreicht und dazu halblaut etwas gesagt, was ich nicht verstanden hatte. Frau Lizzy aber blieb ganz ernst, und eS kam mir sogar vor, als würde sie verlegen. Sie wandte sich von Heyden wieder zu mir und, meine Frage beantwortend, sagte sie: „Die Sanders geben den Ball, und bei ihnen sollen Sie Ihr Herz verlieren An wen? Da« weiß ich noch nicht. Ich laste Ihnen die Wahl zwischen Nelly Beckwith, Florence und Bella Gilmore, Cora Niel, Anny Delano, Sophie Shorb — und einem Dutzend mehr: Eine immer hübscher als die andere — und alle, alle vollkommere .Flirt-'. Und die älteste woyl kaum zwanzig Jahre alt! Ja, Kalifornien ist ein großes Land! Sie sollen uns kennen lernen!" Und dazu lachte sie herzlich. „Es hat mich schon oftmals vergnügt", fuhr sie vertraulich und behaglich fort, „zu sehen, wie unsere Mädchen hier mit den Männern umspringen Wenn ich ein Mann wäre, ich ließe cs mir nicht gefallen. — Da ist Sophie Shorb, achtzehn Jahre alt, nicht viel höher als dieser Tisch, und Sie sollen sehen, wie sie John Bradford, den Riesen, am Gängelbande führt. Nicht rühren darf er sich ohne ihre Erlaubnis! Und er gehorcht ihr so gern. Nein, zu komich sind die Männer!" Sie lachte laut. „Sind bei Ihnen die kleinen, schwachen Mädchen auch so gewaltig wie bei nns?" „Nun", antwortete ich, „cs fehlt wohl auch bei uns nicht an Mädchen und an Frauen, die es ver steh, n, die Männer nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen, aber doch nicht in dem Maße wie hier; — dagegen", fuhr ich pedantisch und mit Nachdruck fort, „haben wir bei nns Männer, wie man sie hier nur wenig zu kennen scheint und die Ihren hervorragendsten Flirts, inklusive Sophie Shorb, vielleicht noch Lehr stunden erteilen könnten in der Kunst, Herzen zu er obern. Nur gestehe ich, daß das Schauspiel, daS sie bitten, nicht so harmlos ist, daß man darüber lachen könnte. Sollten Sie einmal unter meinen Augen mit einem von diesen männlichen Koketten Zusammentreffen, so werde ich nicht verfehlen, Sie zu warnen sowie Sie mich jetzt vor Anny Delano und Cora Niel ge warnt haben. — Dienst gegen Dienst!" Noch während ich so sprach, ärgerte ich mich, diese Anspielung auf Ulrich Heyden, die Frau DouglaS meines Erachtens kaum mißverstehen konnte, nicht zu- rückgehaltcn zu haben Aber eS war nun heraus. Heyden strich sich inzwischen den seinen, weichen Bart und lächelte vor sich hin. „Der Ball ist nächsten Sonnabend", sagte F:au Lizzy, „morgen sollen Sie beide Ihre Einladungen erhalten." Die Wendung, die ich dem Gespräch ge geben hatte, behagte ihr augenscheinlich nicht, und sie wies einfach zurück, darauf cinzugehen. Sie sah nach der Thür. „DouglaS und Edgar müssen sogleich kommen', fuhr sie fort. „Darf ich Sie bitten, Herr Heyden, unser Mahl zu teilen?" Dieser entschuldigte sich, er wäre nicht frei, er würde sich erlauben, nach Tische wieder vorznsprechen. Als er sich darauf erhob, um sich zu empfehlen, be gegnete ihm ein kleines Unglück Er stieß an einen leichten japanischen Tisch, den Edgar aus Hokohama herübergebracht hatte, und für den noch nicht der richtige Platz in dem ordentlichen Gemach gefnndcn worden war. Auf dem Tischchen stand eine große und schwere Jardiniere ans Bronze, die der auf merksame DouglaS TagS zuvor mit schönen Blumen für feine Frau hatte füllen lassen Der Tisch geriet ins Schwanken. Heyden, der sich rasch umgewandt hatte, um ihn zu halten, faßte an der unrichtigen Stelle zu, das kleine Möbel schlug um, und der schwere B!umenbehältrr fiel dun schönen Ulrich auf die Füße. Er stieß einen kurzen Schmerzens schrei auS. (Fortsetzung folgt)
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