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Dresdner Journal : 18.11.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-11-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189711184
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18971118
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18971118
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-11
- Tag 1897-11-18
-
Monat
1897-11
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 18.11.1897
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Bezugspreis: Hür Dresden vierteljährlich: 2 Mark bv Pf., bei den Kaiser- iich benschen Postanstollen vierteljährlich S Mark; außer halb des Deutschen Reiche« Post- und Stempelzuschlag. Einzelne Nummern: tv Pj. Erscheinen: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abends. Fernspr -Ansch'uß: Nr 1295. Ankün-igungSgebktzrea: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift 2t) Pf. Unter „kinaesandt" dir Zeile bv Pf. Bei Tabellen- und Zifscrnsatz entsprechender Ausschlag Herausgeber: Königliche Expedition de« Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr. 20. Fernspr.-Anschluß: Nr. 1295. 1897. 268 Donnerstag, den 18. November abends. Amtlicher Teil. Tresdcu, 17.November. Se. Majestät der König baden Lich gestern Nachmittag 6 Uhr 25 Min. nach Betzenhausen in Würltemberg begeben. TrtS-cu, 18. November. Se. Königl. Hoheit der Herzog »nd Ihre Kaiser!, und König!. Hoheit die Frau Herzogin Philipp von Württemberg sind gestern Vormittag 7 Uhr 30 Min. hier eingetroffen und Haden im Prinz!. Palais an der Parkstraße Wohnung genommen. Ihre Königl. Hoheit die Frau Prinzessin Karl Anton von Hohenzollern ist gestern Abend 9 Uhr 25 Min. hier eingetroffen und hat in der Königl. Villa Strehlen Wohnung genommen. Dresden, 5. November. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, die Revierverwalterstelle auf Jöhstadler Revier dem zeitherigen Forstassessor auf Seidewitzer Revier Wilsvorf unter Ernennung desselben zum Oberförster zu übertragen. Sc. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Straßenwärler Schmidt in Gericysham das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genebmigen geruht, daß der Stadirarh vr. Schanz zu Leipzig das ihm von Sr. Durchlaucht dem Fürsten von Schwarzburg-Sondershausen verliehene Ehren kreuz 3. Klasse annehme und trage. Hrnennuugeu, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Jm stkschäfrsbcretche des Ministeriums der Finanzen. Bei der Postverwaliung sind ernannt worden: Heber, zeüher Postdrrekior in Glauchau, als solcher in Zlttau: Dntrich und Kaufmann, zeither Postassisienlen, als Lber-Postassistemen im Bezirke der Kaiser!. Lber-Postdirekiwn zu Chemn p «cschiftSbereiche des Ministeriums »es Kultus und öffentlichen Unterrichts. Erledigt: die 3 ständige Lehrerstelle in Krumhermersdors bei Zschopau Kollator: die oberste Lchulbehörde Das Einkommen der Clelle beträgt bei freier Wohnung 1000 M Gehalt und so M persönliche Zulage. — Zu besetzen: die neuerrichlcte 2. ständige Lehrer stelle in Gornau bei Zschopau. Kollator: die oberste Zchul- bchörde. Einkommen bei freier Wohnung im neuen Schulhause und bei Gariengenuß 1000 M Gehalt. Bewerbungen um diese beiden Stellen sind bis zum 0. Dezember an din Königl Bc- zicksschulinspektor Schulrat Dachselt in Chemnitz einzureichen. Nichtamtlicher Teil. L6as ist staatstrhaltknd? Bon befreundeter Seite wird uns geschrieben: Indem Aufsatze „Halbe Menschen" in den Nummern 156 und 157 haben wir darauf hingewiesen, daß und warum jeder, und speziell jeder sich am politischen Leben Beteiligende, eine bestimmte Weltanschauung und die ihr entsprechenden festen Grundsätze haben muß. Denn nur mit dem roten Faden des Prinzips in der Hand kann man sich zurechtfinden in dem Labnrinth der verschiedenen politischen Anschauungen, im Kampf der Parteien, in dem Widerstreit der Mein ungen über das, war moralisch und politisch gut und böse >st. Aber welche Grundsätze sollen wir haben? Natürlich die staalserhalterden, wird jeder sagen. Toch was ist staatserhaltend ? Dm über sind bei der herrschenden Halbheit und Unklarheit sehr Viele völlig im Zweifel. Und doch ist diese Kenntnis dringend not wendig für jeden guten Staatsbürger, für jeden treuen Unterthanen. Vor allem aber »st sie notwendig für jeden Politiker, für jedes Parteimitglied. Doppelt in unserer Zeit. Tenn wer den Slaat stützen, den Umsturz bekämpfen will, muß sich zuerst und vor allem darüber klar werden, welche geistigen Mächte letzteren Hervorrufen oder verhindern, dir Monarchie krank oder gesund machen, — kurz: welche Grundsätze den Staat zu erhalten oder zu zerstören geeignet sind. Staatseihaltend! Was und wer giebt sich nicht heutzutage alles dafür aus! Welche Begriffsverwirr ung gerade auch in dieser Beziehung! Wie viele halten sich für die besten Vertreter von Religion, Sitte und Ordnung, für feste Stützen von Altar, Thron und Gesellsamfl und huldigen dabei Anschauungen und Gewohnheiten, die m Wahrheit durchaus entsittlichend und zerstörend wirken. Ein Versuch, größere Klarheit in diesen politischen Grundbegriffen zu schaffen, dürfte daher sehr wünschenswert sein. Zumal im gegen wärtigen Kampfe gegen den Umsturz erscheint cs im Interesse von Staat und Gesellschaft dringend not wendig, alle verborgenen Quellen und geistigen Ur sachen desselben aufzusuchcn. Bei Beantwortung der Frage „was ist staats erhaltend?" kann es sich selbstverständlich nicht handeln um den Staat, wie er hier oder dort gegenwärtig ist, sondern nur darum, wie er beschaffen sein muß, um die Gewähr der Dauer und der Blüte, des Wohles und der Zufriedenheit seiner Bewohner zu bietcn, und vor allem auch, um die ethischen und sittlichen Güter zu derjenigen Blüte zu bringen, ohne welche jede äußere, materielle Größe nur eine Scheingröße, jeder noch so mächtige Staat nur ein innerlich hohler und morscher Koloß auf thönernen Füßen ist. Es wäre ein großer, verhängnisvoller Irrtum, zu glauben, daß Alles, was besteht, auch gut und existenz- bercchtigt sei Es ist eine sehr oberflächliche und verkehrte, jeden Fortschritt verhindernde Ansicht, daß die Konservierung der jeweiligen Zustände, der herrschenden Zeitrichtung und Gesellschaftsordnung, einschließlich ihrer Mißbräuche und Unvollkommenheiten, an sich staatscrhaltcnd, das Streben nach Verbesserung daher von vornherein verwerflich, revolutionär, staats zerstörend sei. Geschichte und Erfahrung lehren, daß vielfach Zeitströmungcn, wissenschaftliche Hypothesen und politische Theorien zur Herrschaft gelangen, die sich bald als falsch und verderblich erweisen. Be kanntlich giebt es nicht nur eine Revolution von unten, sondern auch von oben. Gleich verkehrt, wie die Behauptung der Anarchie: „Alles, was besteht, ist wert, daß cs zu Grunde geht", ist daher die Tendenz, das Alte unter ollen Umständen erhalten zu wollen Das lais^r aller und das „(juieta unu movere" eines salschen Konservatismus und eines verkehrten historischen Sinnes ist ebenso verderblich als un gestüme Neuerungssucht und ein zu rascher radikaler Fortschritt Die richtige Erklärung von „staatserhaltend" hängt selbstverständlich ab von dir rechten Ausfassung des Begriffes „Staat". Der Staat wird gebildet aus Obrigkeit und Unterthanen. Und da die uns von Go:t gesetzte Obrigkeit glücklicherweise die Monarchie ist, so besteht un'cr S:aat aus Fürst und Volk. Beide bilden ein untrennbares Ganzes, die beiden zum Gemeinwohl notwendigen Teile eines einheitlichen, lebenskräftigen Organismus. Wohl bedarf der Fürst veS Volkes, dieses aber braucht noch ungleich dringender einen Führer, einen Herrscher, der cs mit starker Hand und zielbewußtem Willen lenkt. Die wahre Bedeutung des Staates ist etwas ganz anderes, als wozu man von gewisser Seite die kon stitutionelle Monarchie, das Wesen und die Rechte des Königtums Hinabdrücken möchte. Der Staat ist nicht ein abstrakter, mechanischer, wesenloser Begriff, der, un bekümmert um dos Wohl und Wehe des Ein-elnen, sich auf die Aufrechterhaltung der Gesetze, gleichsam auf eine Nachtwächtcrroile, zu beschränken habe. Er ist vielmehr eine politische und iozialc Vereinigung von Menschen unter der Führung dcs Fürsten als des Oberhauptes, ein Kollcktivwesen, das nicht qualitativ, sondern nur quantitativ von den Individuen ver schieden ist und alle Eigenschaften derselben besitzt. Er ist also ein lebendiger Organismus, gleichsam eine Persönlichkeit, der das Geschick jedes einzelncn Unterthanen anvertraut und für das er verantwortlich ist. Staatswohl ist nichts anderes als Menschen, VolkSwohl. Das eben ist der große prinzipielle Unter schied zwischen dem heidnisch-naturalistischen SteatS- degriff, dem Ideal der Demokratie, und dem christ Uchen Staate. Wie aber das Ehristentum von jedem Einzelnen besondere Pflichten und Aufgaben fordert, so natürlich auch von dec Gesamtpersönlichkeit, dem Staate, und speziell von einer christlichen Obrigkeit. Aus dem Wesen und den sittlichen Ausgaben des christlichen Staates aber ergiebt sich das, was er zu thuu und zu lassen hat, welche Ideen, welche politischen und sozialen Grundsätze ihn erhallen oder zerstören, und daher von einer christlichen Obrigkeit zu pflegen oder zu fliehen sind. Denn die Gestaltung der Geschicke der Manschen und Staaten hängt ab von den für sie maßgebenden Prinzipien, von der sie beherrschenden GeistcSrichtung. Nicht der Zufall, auch nicht das Schwert der Helden und Heioen machen die Welt geschichte, sondern die sie beseelende Idee. Sie giebt, wie dem Privatleben, so auch der Politik und Staats lenkung sowie den von ihr angewcndetcu Mitteln den Charakter, die Signatur und Richtung. „Cs liegt alles daran, in welchem Prinzip ein Mensch steht: denn nach diesem bildet sich sein ganzes theoretisches wie praktisches Verhalten." Diese treibende Kraft aber ist je nach ihrem inneren Wesen und Werte eine gute oder döse, dem Staate zuträgliche oder schädliche. Wirklich staatserhaltend sind nur diejenigen Geistes- wächte und Regierungs-Maximen, nur solche Faktoren des Staats- und Gesellschaftsbaues, welche der gött lichen Wcltordnung, den christlichen Sittcngcsetzen und den aus ihnen cmspringenden Grundsätzen der Gerech tigkeit, Moral und Nächstenliebe entsprechcn. Sie allein geben die Gewähr für die geistige, moralische und wirtschaftliche Gesundheit eines BolteS, und damit für die wahre Blüte und dauernde Größe des Staates. Im Nachstehenden kann natürlich nur auf einige der wichtigsten staatserhaltenden Mächte hingcwiesen werden. Die erste und von allen bei weitem stärkste, ja die staatscrhaltende Mach: schlechthin, ist unzweifel haft die Religion. Aber nicht etwa jede Religion, sondern die christliche. Alle anderen, das Heidentum, das Judentum und der Islam, haben bankerott ge macht, sich je länger, destomehr als kultur- und volks feindlich, als staatszcrstörcnd erwiesen. Tie christliche Religion ist der Gesund- und Jung brunnen der Nationen. Sie ist die Verkündigerm und Vertreterin ewiger Wahrheiten, höchster sittlicher Gesetze und Normen. Sie ist die Mutter und das Fundament aller wahren Kultur und Gesittung, sie allein bietet die Bedingungen eines menschenwürdigen und befriedigenden Daseins, bildet die einzig feste und sichere Grundlage aller staatlichen Ordnung und eines friedlichen Zusammenlebens der Menschen und Völker. Tic ewigen Gottesgesctze sind die Grund gesetze des Gedeihens, des Blühens, der Gesundheit, der Kraft und dcs Glückes der Menschheit. ES giebt keine Tugend, die nicht vom Christentum gefordert und gefördert wird, kein Laster, das es nicht ver dämmt, keine Schwäche, wofür es nicht Gesundung hätte, kein moralisches oder materielles Elend, für das es nicht Heilmittel darböte. Und die Tugenden dcs Christen sind zugleich die dcs Unterthanen. Das Christentum macht alle Staats bürgerpflichten, alle diejenigen Faktoren, aus denen der Bestand und das Heil des Staates, und speziell der Monarchie, beruhen, zu religiösen Forderungen und GewisstnSpslichtrn, gleichsam zu einem GotieS- dicnst: die Unterordnung und den Gehorsam gegen die von Gott gesetzte Obrigkeit und Autorität, die Treue, die Gerechtigkeit und Billigkeit, die Fried fertigkeit und Versöhnlichkeit, die Barmherzigkeit und Bruderliebe. So ist die christliche Religion nicht nur ein Be dürfnis der Menschenserle, sondern auch die Vor bedingung der Staatserhaltung und der VolkSwohl- sahrt „Wunderbar", ruft Montesquieu entzückt aus, „die christliche Religion, welche keine andere Auf gabe zu haben schien, als das Glück des Jenseits, hat auch das Glück in diesem Leben begründet." Seine ganze staatserhaltende ScgenSmacht aber kann das Christentum naturgemäß nur dann entfallen, wenn wir es nicht nur aufs Kämmerlein beschränken, die Religion nicht als bloße Privaisache des Einzelnen betrachten, sondern als die unser ganzes Dasein durchdringende, unser ganzes Denken und Handeln bestimmende LebenSmacht. Wir können nicht halb Deisten und halb Atheisten, nicht im Privatleben Christen, in öffentlichen und politischen Dingen aber Naturalisten, oder neutral und religionslos sein. Wie ein Christ nicht zugleich Gott und dem Mammon oder der Welt dienen kann, so kann cr auch weder selbst eine den christlichen Lehren widersprechende Politik und Sozialpoliiik treiben, noch eine solche gut heißen. Tas ist eben unser Unglück, ein Hauptgrund der großen Entchristlichung unseres Volkslebens, eine Hauptschuld an unseren unbefriedigenden inneren Zu ständen, an dem klaffenden Zwiespalt zwischen den christlichen Lehren und den tharsächlichen Verhältnissen, daß wir Gott so lange ins Kämmerlein gesperrt haben, daß es dem Liberalismus gelungen ist, die Meinung zu verbreiten, die Religion sei Privatsache, die Politik habe nichts mit dem Christentum zu thun; daß ihm bei so Vielen die Täuschung geglückt ist, Staat und Regierung müßtrn religionslos sein, während sie doch ver notwendigen Parität wegen nur kon fessionslos sind. Mit diescr einfachen Formel ist es den christentumsfeindlichcn Mächten gelungen, die Religion fast gänzlich aus dem öffentlichen Leben zu ver bannen, die innere Einrichtung des Staats- und Ge sellschastsbaucs vorzugsweise nach ihren Grundsätzen zu gestalten. Es muß dos eifrigste Bestreben und das vor Alleni erstrebenswerte Ziel aller bewußten Christen im Kampfe gegen den Umsturzgeist der Gegenwart se:n, diesen Kardinalirrtum zu beseitigen, das Christen tum wieder zu einer öffentlichen Macht, zu einem ausschlaggebenden Faktor in der Beurteilung und Be Handlung der Dinge, zur cnffcheidenden Instanz im Staatsleben zu machen, und damit in unserer destruk tiven Zeit eine der stärksten Säulen des christlichen Staates, des Königtums von Gottes Gnaden und der Volkswohlfahrt wieder auszurichtcn. Denn soviel ist gewiß: unser deutsches Volk wird rin christliches fein, oder es wird überhaupt nicht sein. Gewiß, das Reich Christi, die ewige Seligkeit, ist nicht von dieser Welt. Zum Gottesreiche im weiteren Sinne aber gehört nicht bloß der Himmel, sondern auch die Erde; die Gebote und Verbote Gottes, und ebenso die Lehren Christi sind doch unzweifelhaft für diese Welt, für unser irdisches Dasein gegeben. Es ist klar, wenn die christliche Religion für uns Erden pilger der Wegweiser zum Himmel ist, so muß sie uns auch in allen irdischen Fragen den einschlagenden rechten Weg zeigen, der sicher zu dicsim Endziel führt. Jeder Christ, speziell auch die Geistlichen und die Kirche, hat einen Doppelberuf, eine himmlische und eine irdische Aufgabe Sie haben nicht nur Pflichten gegen Gott, sondcia auch gegen den Landes herrn, den Staat, die gottgegebene Obrigkeit. Die Lunk und Wissenschaft. K. Horthcater. — Altstadt — Am 16. d. Mts: Zweites Lymphoniekonzert ver Generaldirektion der König! musitalischen Kapelle und der Hostheater. Der erste Teil des Konzerts war der tt-äur-Symphonie lNr. 2) von Felix Dräseke eingeräumt Vor etwa zwei Jahrzehnten entstanden und nicht lange danach von der Königl Kapell: mit Erfolg zu Gehör gebracht, fand das Werk auch bei der vorgestrigen zweiten Ausführung durch das hervorragende Orchester die verdiente Anerkennung des Publikums Es zählt unter die glücklichsten Schöpfungen des Tondichters, unter die besten symphonischen Hervorbringungen jener Zeit, ja das Scherzo-Finale hat wenig Ebenbürtiges in der ganzen neueren Litteratur. Tic Komposition steht der klassischen Richtung nahe, sowohl in der Bedeutung und Mannigfaltigkeit des thematischen Stoffes wie in der Disposition des Vortrags Die Tonsprache, die in manchen anderen Werken Dräsekes sich oft hart und querköpfig geberdet, ist hier durchweg klar, faßbar und flüssig, die Durch führung der Ideen etwas ermüdend, aber übersichtlich, geist reich und vielfach von überraschender Feinheit Die nicht selten bis zum Schroffen, Knorrigen gesteigerte Herbheit, welche einem großen Teile seiner Musik anhaftet, wird hier ledig lich in der Gestaltung des orchestralen Ausdrucks, des Kolorits fühlbar In jedem Abschnitt der Symphonie ist weicheren Empfindungen Platz gegeben, namentlich in den beiden ersten Sätzen, welche am ehesten die Angabe be glaubigen, daß das Werk unter dem Eindruck derl letzten großen Kriegsereianisie, des stolzen Sieges und des un vermeidlichen Leids, geschaffen sei. Einer der stärksten Reflexe dieser Stimmung findet sich noch in dem hym nischen Zwischensatz dcS Finale«, welche« im übrigen ein Kabinettstück humoristischer und komischer Darstellung ist. Dräseke« kontrapunktische Meisterschaft, in den vorher gehenden Sätzen schon imponierend, erreicht hier den Gipfel und obwohl das Finale somit den kunstreichsten Abschnitt des Werkes ausmacht, bleibt es doch hinter keinem an Eingänglichkeit zurück Es war eine Freude, diese selbständig mit Phantasie und gediegenstem Können gestaltete bedeutungsvolle Musik in einer Ausführung zu hören, die von Hrn Schuch mit großer Hingabe geleitet, den Eindruck des Vollendeten machte Neben der Symphonie wurde eine neue Orchcster- komposition Rimsky - Korsakows vorgetragen Sie nennt sich Capriccio cspagnol, besteht aus fünf, meist sehr kurzen Sätzen und bringt in recht farbiger Einkleidung, die mit allen Mitteln des modernen Orchesters beschafft ist, vorwiegend nationale Weisen. Ter musikalisch an sprechendste Teil ist der zweite, schon wegen der Variationen form, obwohl die Veränderungen im wesentlichen nur nach der klanglichen Seite gehen Bei den übrigen Sätzen ist man, da die Melodien den Hörern seit langem geläufig sinv oder dock erscheinen und selbst in der pikanten Ausstuitung durch den russischen Komponisten keinen starken Reiz mehr her vorbringen, hauptsächlich auf die Wirkung der Vorführung angewiesen Diese letztere war hier eine äußerst bravour volle und so blieb das Vergnügen an der Unterhaltungs musik nicht aus. Für die solistischec Mitwirkung in dem Konzert war Frl. Marie Panthbs herangezogen Die Pianistin führte sich mit Schuberts C-ckur-Phantasie in LiSztschcr Be arbeitung mit Orchester ein, die sie äußerst weichlich, süß lich vortrug und in der sie alsbald zeigte, was die späteren Darbietungen noch bekräftigten, daß ihr Anschlag ein seitig für das Pianospiel ausgebildet ist. Sie erreicht darin sehr feine Schattierungen, geradezu sammetartige Tonwirkungen, aber ihr Effektuiercn damit kommt nur wenigen Stücken zu gute, und zu diesen gehört das Schubert- schc keinesfalls Letztere« will natürlich, frisch und innig durchaus ohne Parfüm behandelt sein und das erfordert auch Mittelfarben de« Vortrags, die dem Spiel des Frl. Panth. s vollkommen fehlten ebenso wie die saftige Ton wirkung im Forte. Doß die Pianistin technisch den heutigen Ansprüchen vollauf genügt, bewies ihre Ausführ ung der „Tarantella" von Auber-Liszt, indessen ist mit derlei Bravourstücklein doch nur mehr die Masse zu be zwingen. Frl. Panth. « spielte außerdem noch Chopins tt-ckur-Nucturne aus op. 61, sebr schön die Trillerketten stelle, das übrige mit viel zu weitgehendem Rubato. Tie Königl. Kapelle begleitete die Solistin in der Schubert- schen Phantasie musterhaft, doch fand sie für ihre gesunde dynamische Bemessung des Vortrags bei der Spielerin mehrfach, namentlich im langsamen Satze, nicht die er wünschte Gegenliebe. H P. Musikaufführung. Zur Musikaufsührung am Buß tage hatten die von alters her bei solchem Anlasse zusammen- wirkender Chorvercinigungen — Neustädter Chorgesang- vercin, Dreyßigsche und Rob. Schumannsche Singakademie „Tie Schöpfung" von I. Haydn gewählt Dieses im edelsten Sinne volkstümliche Oratorium, das in kurzem aus einen hundertjährigen Zeitraum seit seiner Vollendung (anfang 1798) zurückblicken kann, versagte auch diesmal nicht seine vom Wandel der Zeiten und dcs Geschmacks völlig unberührten herrlichen Eigenschaften, die unversieg bare Jugendsrische, den innigen Frohsinn dcs Geistes, den Reichtum der Phantasie, den freudigsten wahrhaft poetischen Aufschwung des Gemüts. Um so weniger als die Wieder gabe des ost gehörten Meisterwerkes sich über das Maß dcs Tüchtigen nicht unwesentlich erhob und einen sehr ab- aerundeten Gesamteindruck hinterließ. Vorteilhaft führte sich damit ein neuer Dirigent, Hr Felix Ramoth, ein, unter dessen Leitung nicht nur die Chöre viel Frische, Lebendigkeit und guten Zusammenhalt erwiesen, sondern auch der wie üblich ron der Kapelle des Gewerbehauses übernommene instrumentale Teil klarer, bestimmter, auch wohlklingender als seil langem zur Geltung kam. Den gesunden musikalischen Sinn dcs neuen Leiters be zeugten auch die Zeitmaße, in denen überall die rechte Mitte gehalten schien, ohne Verzicht aus die Wirksamkeit der vom Tondichter beabsichtigten und so schön durch- gesührten Gegensätze. Die zur Mitwirkung hcrangezogcnen Solisten boten durchweg Verdienstliches, den vollsten künst lerischen Genuß Hr Raimund v. Z u r - M ü h l e n (Uriel) Seine in hoher Lage etwas angestrengt klingende Tenorstimme besticht nicht durch blühenden Ton und Jugendlichkeit des Klanges, aber die hohe musikalische Intelligenz seines Vortrags, die volle Beherrschung der musika lischen Sprache in Stil und Ausdruck teilt er mit nur wenigen sür solche Aufgaben verfügbaren Gesangs kräften Frl. Melanie Dietel ließ in der Ausführung der Sopransoli die tüchtig geschulte Sängerin von sehr ansprechenden, genügend ausgebenden Stimmmitteln er kennen, wenn auch ihr Dortrag eine individuell anziehende Gestaltung zur Zeit noch nicht erreicht und die Zuverlässig keit der Intonation noch keine absolute genannt werden kann Tie schöne klangvolle Stimme des Hrn Wachter bereitete namentlich bei Entfaltung der Tieflage in den beiden Arien den Hörern Genuß. Die von Hrn. Organist F. Töpfer gespielte Orgel trug, wie bei früheren ähn lichen Velanstaltungen, zur Klangvcrsiär'ung und Füllung wirksam bei Tas Gotteshaus iDreikömgkkirche) war bis aus den letzten Platz gefüllt * In Wien hat am 14. d MtS in einem Gesell- schastSkonzert die erste Ausführung de« Oratoriums „Die heilige Ludmilla" von Anton Dvorak stattgcsunden Einem längeren Aufsatze, den Ed Hanslick („N.Fr Pr ")dem Werke widmet, entheben wir das Folgende: Tie Engländer, in Bezug aus musikalische« Talent nicht übermäßig gut an geschrieben, verdienen gleichwohl den Ruhm eifriger Schützer und Förderer der Tonkunst Türck, enthusiastische Aufmunterung und direktcn Auftrag haben sie zahlreiche große Tondichtungen, insbesondere geistlichen Inhalt-, hervorgerufen und die Komponisten zur Leituna derselben eingeladen Von Haydn angefangen bis zu Svohr und Mendelssohn, Raff, Gounod und Dvorak. Ta« Be-
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