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Dresdner Journal : 05.11.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-11-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189711059
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18971105
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18971105
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-11
- Tag 1897-11-05
-
Monat
1897-11
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 05.11.1897
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Bez „«Preis: Für Dresden vierteljährlich: 2 Mark 50 Ps., bei den Kaiser, vch deutschen Postanstalten vierteljährlich »Mark; außer halb des Deutschen Reiche« Post- und Kteniprlzuschlaa. Einzelne Nummern: 10 Ps Srscheiurn: Däglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend«. Fernjpr -Anschluß: Nr. 1295. Dits-Nkl W Aournal. An kü« »i,»»«««,»«tzren r Für den Raum einer gespal tenen Zeile Keiner Schrift 2v Ps Unter „Eingesandt" dir Zeile SO Ps. Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Ausschlag Htru«»«e»rr: Königliche Expedition de« Dresdner Journal« Dresdni, Znnngerpr 20. Fernspr.-Auschluß: Nr 129» 1897 W258 Freitag, dm 5. November abends. Ankündigungen sür die Weihnachtszeit finden im „Dresdner Journal" die geeignetste Verbreitung. Hierbei versäumen wir nicht, darauf aufmerksam zu machen, daß aus Anlaß des Weihnachtsfestes Handel- und Gtwerb- treibeuden bei Ankündigungen mit mehrmaliger Wiederholung außerordentliche Vergünstigungen gewährt werden. Lönigl. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. TreSdeu, 5. November. Se. Königl. Hoheit der Prinz und Ihre Kaiser!. und Königl. Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich August haben heute die Prinzliche Villa in Wachwitz verlassen und das Königliche Palai- am Taschenberg in Dresden be zogen. Wekcrnntrnachung. Die Aktiengesellschaft Mit- und Rück - Versicher ungs-Gesellschaft „Kosmos" zu Hamburg ist nach Erwählung von Sitzen in Dresden und Leipzig zum Geschäftsbetriebe von Unfall-, Haftpflicht-, Embruch- und Fahrrad-DiebstahlS-Versicherungen im Königreich Sachsen zugelassen worden. Gemäß § 6 der Verordnung vom l6. September 1856 wird dies hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht Dresden, am 29. Oktober 1897. Ministerium des Innern, Abrheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. Agro vi. Bodel. Edelmann- Erueuuuugeu, Versetzungen rc. im öffentliche« Dienste. Im GeschiftSdereiche »eS Ministeriums der Finanzen. Bei der Post-Verwaltung sind ernannt wo,den: Ruppelt, zeither Ober-Postassistent, al- Kanzlist bei der Kaiser! Lder- Postdirektion zu Chemnitz: Hops, zeither Ober Postassistent, al» Postvcrwalter in Burkhardt»to,f; Kretschmann, zeither Post- assistcnt, als Postverwalter in Reitzenhain. Im Geschäftsbereiche des Ministerium« de» Kultus und öffentlichen Unterrichts. Zu besetzen: die 8 stän dige Lehrerstclle zü St Afra in Meißen zu Ostern 1898. Kollator: daS Königl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Einkommen: 1200 M. incl. Wohnungsgeld; 1350 M. bei Beginn des 26. Lebensjahres und steigend laut GehaltSskala bi» zum Höchstgehalte von 2900 M. mit Beginn des 54 Lebensjahres. Meldungen sind mit sämtlichen Zeug- mssen bis zum 30. November beim Königl. BezirkSschulinpektor Schulrat Wangemann in Cölln a Elbe einzureichen; — eine stän dige Lehrerstelle an der Stadtschule zu Dohna. Kollator: der Stadtgemeinderat zu Dohna. Tie Stelle gewährt als AnsangS- gehalt ein jährliches Einlommen in Höhe von 1050 M , welches durch Zulagen aller 3 Jahre um 100 M. bis zu einem Höchst gehalte von 2150 M. steigt. Außerdem werden 2vo M. WohnungSgeld gewährt und auswärts verbrachte, ständige Tienstjahre in Anrechnung gebracht. Gesuche sind mit den er forderlichen Beilagen bis zum 18. November an den Kollator einzurcichen. — Erledigt: die 2. Lehrerstclle in Grünbach b. Falkenstein Kollator: das Königl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Einkommen: 1000 M vom Schuldienste und 1S0 M. WohnungSgeld Bewerbungen mit den erforderlichen Unterlagen sind bis zum 18. November bei dem Königl Bezirköschnlinspcktor Schul: at l)r Bräutigam in Auerbach einzureichen. Nichtamtlicher Teil. Zu der auswärtige« Politik findet im Augenblick die Reise des Grafen Gol uchowS ki nach Monza lebhafte Beachtung bei der Presse der zunächst interessierten Dreibundstaaten, sodann auch bei russischen und französischen Zeitungen. Die Mehrzahl der Betrachtungen trifft darin zu sammen, daß die Reise zwar keinem besonderen politi schen Anlasse entsprungen, aber nicht ohne politische Bedeutung sei. In der That zeigt sich bei der Umschau auf dem Felde der europäischen Politik kein Vorgang, keine Situation, welche den Besuch des österreichischen Staatsmannes als einen dringlichen und außerordent lichen Akt erscheinen ließe. Es hat vielmehr etwas ganz Natürliches, daß Graf Goluchowski, der nun schon seit drei Jihren die auswärtigen Geschäfte Österreich-Ungarns verwaltet, endlich Gelegenheit nimmt, sich auch dem Souverän der dritten Drei bundmacht vorzustellen und gleichzeitig mit den leiten den italienischen Diploniaten persönliche Bekanntschaft zu machen. Ebenso natürlich ist es, daß bei diesen Begegnungen politische Fragen erörtert werden, wie sich letztere gerade während der Besprechungen an bieten. Zwischen Vertretern von Mächten, die bereits lange und fest verbunden sind und ver bunden bleiben wollen, kann es ja niemals an Stoff für die Unterhaltung fehlen, und selbst wenn über schwebende Fragen schon auf dem üblichen Wege ein Einverständnis erzielt ist, wird es von Vorteil sein, wenn gelegentlich das Einvernehmen auf mündlichem Wege bekräftigt wird. Ferner haben solche persönliche Begegnungen nicht nur für die weitere Geschäftsführung ihren guten Wert, sondern thun auch als Bekundungen der Harmonie unter den Staaten nach außen hin ihre Schuldigkeit. Letztere- dürfte bei der in Rede stehenden besonders der Fall sein, nachdem die bekannten Veröffentlichungen von Gegnern des mitteleuropäischen FriedenSduudes weid lich ausgenutzt und nachdem von gewisser Seite unter Berufung auf den Homburger Trinkspruch des Königs Humbert die speziellen Beziehungen zwischen Österreich und Italien zum Gegenstand ungünstiger Kombinationen gemacht worden sind. Sympathische Geleitworte hat übrigens die „Nowoje Wremja" für den Graf Golu chowski, dessen Reise die Bekräftigung der Zugehörigkeit Italiens zum Dreibunde bezwecke. DaS sei natürlich, sagt da- Blatt, sür Italien kein Hindernis, mit den Mächten des Zweibunves in den denkbar besten Beziehungen zu leben. Die Notwendigkeit der völligen Solidarität aller Kontinentalmächte sei mehr als erwiesen. Die orientalische Frage haben ihren scharfen und gefähr lichen Charakter noch nicht verloren, und wenn es England gelänge, eine der Festlandmächte auf seine Seite zu ziehen, so würde dies eine große Verwirrung zur Folge haben. Es sei deshalb von großer poli tischer Bedeutung, das Einvernehmen aller Konti nentalmächte zu festigen, und die Reise des Grafen Goluchowski verfolge offenbar dieses Ziel Man sieht, das Mißtrauen gegen England, die Aufmerksamkeit auf aller, was die Position des Insel- reiches, daS in einem wohlthuenden „Alleinsein" erhalten werden soll, verstärken könnte, blickt bei Erörterungen der mannigfachsten Angelegenheiten europäischer Politik durch. Es fehlt aber auch zu keiner Zeit an Meldungen und Anzeichen, welche das Mißtrauen gegenüber England rege erhalten. In dieser Beziehung ist neuesten Datums, was die „Köln. Volksztg." bezüglich einer Denkschrift des Höchstkommandierenden der britischen Armee, des Generals Wolseley, über die Stellung Englands im Mittelmeer mitzuteilen gewuß' l.at. In diesem Berichte, in dem der General mit vollem Recht die gegenwärtige Wehrverfassung des britischen Reiches Kunst und Wissenschaft. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 4. November: „Die Räuber", ein Schauspiel in fünf Akten von Friedrich Schiller (Nach der ersten, Stuttgarter, Fassung eingerichtet) Die Aufführung der „Räuber", außer Abonnement, hatte zwar das Haus nicht ganz füllen können, aber doch eine sehr stattliche Zuschauerschaft versammelt, unter der, wie billig, die männliche Jugend stark vertreten war, die mit frischer Teilnahme und lautschallendem Beifall nicht kargt, sodaß Schiller« geniale Jugendschöpfung, wie immer, einen höchst bewegten Theaterabend bewirkte. Anlaß zu der gestrigen Aufführung gab das Gastspiel des Königl Bayerischen Hoffchauspielers Hrn Ferd Bonn als Franz Moor. Hr. Bonn hat schon einmal als Dusterer in Anzengrubers „G'wissenswurm" unsere Hof bühne mit großem Erfolg betreten. Dieser Erfolg fehlte ihm auch in der Rolle des Franz Moor nicht und nach einer Richtung hin war er wohlverdient, der Gast spielt den schurkischen jüngeren Sohn de« Grafen Moor mit hockst intelligenter Berechnung aller Wirkungen, mit einer Ueverfülle charakteristischer Einzelheiten, mit entschiedener Hervorkehrung de« Schleichenden, Memmenhaften in der Bestall de« Franz, bei der der Starkgeist und der vor nehme Herr gelegentlich zu kurz kommen Da« Bestreben de« Darstellers, die einzelne Scene zu beleben, durch zahlreiche kleine Drucker de« Minenspiel« und Ein schaltung stummer, zögernder Augenblicke, die auch die Gedankenarbeit in Franzen« Hirn verkörpern sollen, den Eindruck zu verstärken, war nicht ohne Geist, aber brachte nicht nur eine gewisse Verschleppung in die Scenen, sondern gefährdete auch die vom Dichter gegebene Charakteristik. Die Gestalt de« Franz Moor ist trotz aller reichen Detaillierung, nicht Strich an Strich, sondern in wenigen kühnen, energischen Linien gezeichnct und fordert für rhre stilgerechte Wiedergabe unbedingt eine gewisse großzügige Einfachheit, die mit einem Ritardando, das jede kleinste Wandlung zur Geltung bringen will, nur schwer vereinbar ist. Nichtsdestoweniger muß die fesselnde und ergreifende Wirkung, die der Gast erreichte, voll anerkannt und muß oben- ein zugegeben werden, daß bei dem löblichen Bestreben, sich überlieferten Gestaltungen zu entwinden und das Charakter bild selbständig nachzuschaffen, über das Zuviel und Zu wenig gestritten werden kann Die übrige Besetzung war genau die, die bei dem doppelten Schillercyklus des vorigen Jahres nach Gebühr gewürdigt worden ist Auch diesmal zeichneten sich die Amalia des Frl. Salbach, der Karl Moor des Hrn. Waldeck, der alte Graf Moor des Hrn. Müller, der Roller des Hrn Bauer, der Kosinsky des Hrn Franz, der Hermann des Hrn Dettmer durch Frische und charakteristisches Leben besonders aus Adolf Stern Ein Museum der antiken Skulptur. k/ Arnolds Kunstsalon auf der Schloßstraße be herbergt seit September — mit einer kurzen Unterbrechung, die durch die Philologenversammlung veranlaßt war — eine reiche Sammlung von Originalphotographien unter dem Titel Museum der antiken Skulptur. Sie ist von dem Direktorial-Assistenten an der Königl. Skulp turensammlung Hrn vr Paul Herrmann und dem Hof kunsthändler Hrn. Adolf Gutbier zusammengestellt und bildet ein Gegenstück und eine Ergänzung zu dem vor etwa zwölf Jahren von dem Letztgenannten im Verein mit Hrn. vr. Paul Schumann veröffentlichten „Museum der italie nischen Malerei". Sie umfaßt 932 Blätter, deren nach kunsthistorischen Grundsätzen getroffene Anordnung sich dem Entwickelung-gange der antiken Kunst anschließt In diesen Entwicklungsprozeß, dessen letzte und schönste Er gebnisse in den jedem Gebildeten wohlbekannten Meister alS veraltet, als unzureichend gegenüber den Aufgaben deS Staates an den verschiedensten Punkten der Erde bezeichnet, wende er sich auch gegen die „Legende", daß England durch Gibraltar den Schlüssel zum Mittelmeer besitze, und erkläre, daß die Besetzung der Sudabai auf Kreta für die Sttllung Englands viel wichtiger sei als jede Ver stärkung von Gibraltar. Die Bestätigung dieser Nachricht der „Köln. Volksztg." der zu glauben man vielfach geneigt sein wird, bleibt abzu warten. Nicht als ob es irgendwie unwahrschein lich klänge, daß England sich auf Kreta festsetzen und besonders die Sudabai in Beschlag nehmen möchte. Dieser Verdacht besteht nicht erst seit gestern und be steht nicht bloß bei den Zeitungspolitikern, sondern wohl auch an maßgebenden Stellen, die auf das Verbleiben der Geschwader und der Truppen auf Kreta Wert legen und dadurch verhüten wollen, daß England bei „zufälligen" Ereignissen allein die Hand im Spiele habe, allein „Ordnung" schaffe. Aber nicht ohne weiteres leuchtet ein, daß General Wolseley mit so trockenen Worten die Absicht Englands auf decken werde, zumal in einer Zeit, in der Großbritannien sich auf allen Seiten von Mißtrauen umgeben weiß. Bon der Verwirklichung dieser Absicht gar nicht zu reden, die ja die Herbeiführung eines schweren Konfliktes mit den anderen Großmächten be deuten würde. England hat im Augenblick andere Sorgen, in Indien und auch am Niger, wo eS täglich zu Zusammenstößen der Engländer und Franzosen kommen kann. Man thut daher gut, die Meldung der Kölnischen Blattes mit Vorsicht aufzunehmen, so sehr auch der Inhalt mit der ganzen Haltung Eng lands in der Orientsrage sich decken und den unver sieglichen Ambitionen dieser Macht entsprechen würde. Getreidehaudel ««- Getreidepreis. Gerade in diesen Tagen, in denen das Preußische Handelsministerium mit einer Anzahl hervorragender Vertreter der Landwirtschaft und des Handelsstandes Konferenzen über die Getreidepreis-Notierung abhält, verdient die folgende, von der „Köln. Ztg." als Zu schrift veröffentlichte Darlegung beachtet zu werden. Es ist da folgendes gesagt: Die wenig erfreulichen Zustände, die sich im Gctreidegroß- handel unter dem neuen Börsevgesetz herauSgrbildet haben und in dem Mangel eines eigentlichen GetreidemarktcS und amt licher PreiSnvlierungcn in Berlin ihrenAnSdruck finde», werden in neuester Zeit von de» Legner« der nenea BSrjenordnung mit Vorliebe fo dargestellt, als ob sich die deutjchen Landwirte durch ihr Eintreten für die Beseitigung deS BörsenspielS mit Getreide selbst den allergrößten Schaden zugesügt hätten. Ja, eS gelangen schon Petitionen von Handelskammern an den Reichskanzler — neuerdings aus Bromberg —, die eine baldige Aushebung deS Börsengejetzes im Jnterejse der Landwirtschast fordern Dabei spielt immer die Behauptung eine große Rolle, die Preise deS Getreides seien in diesem Jahre des allgemeinen Mangels zum Schaden für die deutschen Produzenten weit unter dem der Marktlage entsprechenden Stande zurückgeblieben, weil es am böcsenmäßigen Terminhandcl fehle „Ein von sach kundiger Seite" — so jagt die Bromberger Eingabe — „aus gestellter Vergleich des Preisstandes an den terminlosen inlän dischen Handelsplätzen und an den Börsenplätzen mit Termin handel hat ergeben, daß die Steigerung deS Inlandspreises — Parität Berlin — um 11 bis 20 M. die Tonne weniger beträgt als die Steigerung des Auslandspreises. Auch die Händler und Müller, wenngleich sie einen so erheblich niedrigcrn GetreidcpreiS zahlen, haben hiervon unter den ob waltenden Umständen keinen Nutzen." Da bisher, dank der ausgleichcnden Wirkung des rnternaiionalen BörsenspielS, Inlands- und Auslandspreis sich in Einklang miteinander zu setzen pflegten, so kann der Sinn obiger Behauptung doch nur sein, daß eigentlich die Tonne Getreide in Berlin und, wegen der herrschenden Stellung dieses Marktes, in ganz Deutschland 11 bis 20 M teurer sein müßte, wenn die Preise wie srüher dem Weltmarkt folgten. Ein solcher Ausfall im Preise, etwa der halben Höhr deS Zolles entsprechend, würde allerdings sür die Körner verkaufenden Landwirte wenig erfreulich sein ES darf deshalb auch wohl gesragt werden, ob er thatsächlich vor handen und ob cr dauernd möglich ist bei dem regen Handels verkehr Deutschlands mit dem AuSlande. Als das Börsengesetz eingesührt werden sollte und von feiten der Agrarier dem Berliner Terminhandrl vorgrworsen wurde, daß er die Neigung habe, die Preise zu drücken, da konnte man nicht laut genug behaupten, wie verfehlt es sei, Berlin überhaupt einen solchen Ein fluß auf die Preisbildung zuzutrauen Der Geireweprei» werde auf dem Weltmarkt gebildet und ihm müsse sich auch Berlin, da« bescheidene, einflußlose Berlin fügen Wenn dort die Richtung nach unten gehe, so könnten die wenigen deutschen Spekulanten sie nicht aushalten, und wären die Preise im Steigen, so müsse Berlinnotgedrungen solgen, denn wir seien mit der Versorgung unseres BedarsS ausS Ausland angewiesen. Nun, den Welt markt und daS Börsenspiel in Liverpool und Chicago hat die deutsche Börsenordnung wohl nicht gestört — und doch sollen wir heule unsere ganz eigenartige Preisbildung haben, unab hängig vom Weltmärkte sein? Deutschland ist nach wie vor aus sremde Zusuhren in Weizen, Roggen, Haser und Gerste angewiesen und hat anderseits noch Aushebung deS sogenanntrn Identitätsnachweises, wieder die Möglichkeit, au» einzelnen Landr-teilen Getreide ans Ausland abzusrtzen. Sollte da» alle- ohne Einfluß aus die heimischen Getreidrpreise bleiben? Die ganze HaudelSbewegung in Getreide wäre unverständlich, wenn dem so wäre. Wie würden die Getreidehändler z. B. im Monat September noch 654 294 Doppelzentner Weizen, 819 28b Doppelzentner Rogg n, 433 9S9 Doppelzentner Haser und 9KÜ082 Doppelzentner Gerste nach Deutschland hereinbringen, wenn die Auslandspreise um 11 bi» 20 M. über Berliner Parität ständen? Treiben denn die Getreidehändler ihren Wider stand gegen da- Börsengesetz und die Agrarier so weit, daß sie diese Massen von Brotkorn im Auslande teuer kaufen, um sie im Jnlande billig absetzen und damit den Inlandspreis drücken zu können? Oder sollten sie, nachdem ihnen die Möglichkeit ge nommen, dir Verluste derartiger künstlicher Machenschaften im Terminhandrl müder einzubringen, nicht doch am Effrftiv- geschäst ihren Nutzen finden? Wir neigen zu letzterer Ansicht Denn die unter der Herrschaft de« Börsengesetze« in den ersten neun Monaten dieses JayreS eingesührten 2b bis 26 Mill. Doppelzentner Getreide sind sicherlich nicht mit einem Verluste von ebenso viel Millionen Mark im Jnlande abgesetzt. Ander seits, wären die Jnlandpreise wirklich so viel niedriger al» die Auslandpreise, wie kommt e» denn, daß die gewinnbringende Au-fuhr nicht noch weit stärker gestiegen ist, als e» thatsächlich der Fall gewesen ist? Freilich hat sich die WrizenauSfuhr neuer Ernte im September von 42 8S4 Doppelzentner in 189b und 82147 Doppelzentner in 1896 aus ibb440 Doppelzentner ge hoben, die von Roggen bezifferte sich gleichzeitig ans SLS71, 42 230 und 128882 Doppelzentner. Aber was will da» be deuten bei so parken Preisunterschieden, wie sie behauptet wer den? Im übrigen könnten sich ja die Getreidehändler deS Osten» nur bei», Reichstage bedanken, wenn c» ihnen möglich geweseu wäre, so billig im Jnlande einzukausen und so vorteilhaft zu verkaufen. Wir können an dieser Stelle nicht nachprüfcn, ob die Prei-uiiterschiede so groß sind, wie e- da, gestellt wird Wenn aber z B. St. Petersburg im Monat September Roggen mit 96,72 M, Saxonka Weizen mit 1S4.41 notiert, und für Köln gleichzeitig Roggenpreise von 1bO, Weizenpreisr von 202,50, für Mannheim 1»4,4O und 213 in der amtlichen Statistik an geben werden, so kann, da Rußland noch immer zwei Drittel unseres BedarsS an Brolkorn deckt, unter Anrechnung de» ZolleS und der Spesen der Preisunterschied nicht so sehr zu Ungunsten Deutschland« gewesen sein. Jedcnsall» halten wir auf die Dauer einen umfangreichen Außenhandel mit Getreide sür unmöglich, wenn die Preise in den Bedarfsgegenden des Inlandes nicht so hoch sind, daß sie dem Einfuhrhändler beim Bezüge vom AuSlande angemessenen Nutzen lasten Ebenso ist es sür die Dauer undentbar, daß in denjenigen Gegenden unseres Vaterlandes, die Überfluß an Getreide haben, die Preise für gleich gute Ware künstlich niedergehalten werden, wenn eine Ausfuhr möglich ist und der bedürftige Westen und Süden Preise zahlen müssen, die de» gestiegenen Preisen des Aus landes entsprechen. Sind solche Zustände aber vorhanden, jo sind sie nicht die Folge der Aushebung deS börsenmäßigen Terminhandels, sondern einer mangelhaften Organisation des GetrcidehandelS; denn auch heute noch könnte der Bromberger Händler und Müller seine Ware auf spätere Sichten im vorau verkaufen. Nicht nm eine Wiedereinführung des BörsenfpielS, sondern um eine baldige und zweckmäßige Ordnung der Ge- treidemärkte und des Getreidehandels kann es sich deshalb handeln. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. * Berlin Beide Kaiserliche Majestäten wohnten gestern der Leichenfeier für den verstorbenen General major v Bülow bei. Nachmittags gedachten Se Majestät der Kaiser nach Jonsdorf abzureisen — Se. Königl. Hoheit der Großherzog von Sachsen- Weimar ist gestern nachmittag 5 Uhr m Baden-Baden eingetroffen und wurde von Se. Königl. Hoheit dem Groß- herzoge von Baden am Bahnhose empfangen Der Bund es rat hat in seiner gestrigen Sitzung den Ausschußanträgen betreffend den Zollverwaltungskosten etat für Elsaß Lothringen und betreffend zollfreie Ablafsung werken wie die Venu« von Milo, der Herme« de« Praxi teles, die Gruppen der Niobe, das Laokoon u a m vor liegen, uns allmählich und näher hineinzuführen, uns einen Einblick zu gewähren „in das reich flutende Leben, aus dem jene Kunstwerke organisch herausgewachscn sind", ist die Sammlung bestimmt und, wie gleich bemerkt sei, in hohem Maße geeignet. Einen vorzüglichen Führer in dieser Menge der Erscheinungen hat man an dem von Vr. P. Herrmann verfaßten Katalog, bei besten Textgestaltung gelehrte« archäologische« Beiwerk vermieden, die geläufige Benennung meist beibehalten und in dem für diejenigen, die sich über einzelne« genauer unterrichten wollen, nach Möglichkeit jedem der verzeichneten Werke ein Citat bei gefügt ist, wo eine ausführlichere Beschreibung desselben zu finden ist. Bei jedem Werke ist angegeben, wer der Verfasser ist oder aus welcher Schule da« Werk stammt, was der Inhalt der Darstellung und an welchem Orte die Schöpfung aufbewahrt ist. Kurzum, der Katalog, der auch auf Irrtümer in der Benennung, auf falsche Ergänzungen u. dergl. hinweist, hat eine wissenschaftliches Gepräge, ohne einen großen Apparat zu entfalten, und unterstützt aufs beste den Zweck des „Mu seum-", ein ästhetische« und wissenschaftliche« Anschauung«- und Hilfsmittel abzugeben Bei der Zusammenstellung der Blätter war, wie der Verfasser hervorhebt, das Augen merk nicht auf absolute Vollständigkeit de- vorhandenen Materials gerichtet, vielmehr sind aus diesem diejenigen Stücke auSgewählt, welche sür die Veranschaulichung de« kunstgeschichtlichen Entwickelung-gange« von Bedeutung sind und die, an sich von künstlerischem Wert, gleichzeitig zur Charakterisierung der von ihnen vertretenen Stil perioden sowohl wie der in diesen Perioden jemals füh renden und tonangebenden Meister in irgend einer Weise beitragen. Eine weitere zweckmäßige Einschränkung hat obaewaltet bei den dekorativen Tempelskulpturen der grie chischen Zeit, den ausgedehnten Friesen de« Parthenon, de« Mausoleums von Halikarnaß rc , von denen auch nur einige charakteristische Platten vorgesührt sind, während anderseits den Skulpturen des Parthenon derjenige breite Raum gegeben ist, der durch die hohe künstlerische Vollendung dieser Werke und durch die außerordentliche Bedeutung, die ihnen in der Entwickelung der griechischen Plastik zukommt, begründet ist. Die Sammlung setzt mit der Mykenischen Plastik ein, an die sich die Plastik des sechsten Jahrhunderts bis zu den Perserkriegen schließt, hauptsächlich vertreten durch die Herakles' Thaten dar stellenden Poros-Skulpturen der Akropolis von Athen ES folgt die archaistische Plastik des griechischen Osten« und der Inseln, dann treten wir in die Plastik de« fünften Jahrhundert« (von den Perserkriegen bis zum Schluß der Peloponnesischen Krieger) ein, aus deren naturalistischen Werken die kräftigen Skulpturen des ZeuS- tempels zu Olympia hervorstechen. Danach begegnen wir reichen Zeugnissen der ersten Blütezeit der Plastik, für welche Phei- dia-, der Schöpfer de« freieren Stil«, die Haupterscheimm» ab- giebt. Hier haben wir die Skulpturen de« Parthenon, dem Frie de« letzteren stilistisch nahestehende attische Relief-Skulpturen (darunter die prachtvollen Sarkophage au- Sidon), Dar stellungen vom Tempel Frie- von Phrgaleia, vom sogenannten Nereiden-Monument von Lantho», Belegstücke der araivisch- sikyonischen Kunst (Polyklet) und zuletzt Bildnisse der Personen, welche im fünften Jahrhundert gelebt habcn, so de» Anakreon, Sophokles, Euripides, Herovot, Thukydide«, vor uns Die zweite Blüte der Plastik im vierten Jahr hundert kennzeichnen herrliche Werke des ProxitclcS, des Sko- paS, des Epidauro», des Lysippo« neben solchen der von ihnen beeinflußten Künstler de- Meißels Die besten Schöpfungen aus dieser Zeit sind den Gebildeten wohlbekannt, aber immer wieder eine frische Quelle des Genusses Auf diese Ab teilung, die gleich der vorangehenden mit Bildnissen ab- schließt, folgt die Plastik der hellenistischen Epoche, mit dem sogenannten Alexandersarkophag au« Sidon und der Nike von Samothrake bedeutsam eröffnet. Die Schulen von Pergamo« lGiganten- und Amazonenkämpfe, Reste vcm
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