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Dresdner Journal : 07.10.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-10-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189710075
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18971007
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18971007
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-10
- Tag 1897-10-07
-
Monat
1897-10
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 07.10.1897
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vrz»««»rei»: 7^r Dresden vierteljährlich: 2 Mark 50Ps., bei den Kviser- lich deulsien Postanstalte» vicrtcljahllich »Mark; außer halb de» Dcutjchen Reiche- Post- und Stcmpelzuschlao. Einzelne Nummcrv: 10 Pf. »rscheine«: Täglich mit Ausnahme der Sann- und Feiertage abends. Ferner -Anschluß: Nr 12-L Dresdner M Murnal. A»kü»dt»«n,-»r»»tzrr«: Mr den Raum einer gespal tenen Zeile Heiner Schrift »0 Pf. Snler „Eingesandt" die Zeile 50 M. Bei Dadellen- und Ziffernsatz entsprechender Aufschlag. Herausgeber: königliche Expedition de» Dresdner Journals DrrSdcn, Zwingerstr. 20. Fernspr.-Anschluß: Rr12VS ^§233 1897 Donnerstag, den 7. Oktober abends. Ankündigungen aller Art finden im „Dresd ner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung, und es werden die Gebühren im Ankündigungs teile mit 20 Pf. für die kleingespaltene Zeile oder deren Raum berechnet; für Ankündigungen unter „Eingesandtes" sind die Gebühren auf 50 Pf. für die Zeile festgestellt. König!. Expedition -es Dresdner Zonrnals. Amtlicher Teil. Le. Majestät der König haben Allcrgnädigst zu genehmigen geruht, daß die Nachgenanmen die von Sr. Majestät dem Könige von Siam ihnen verliehenen OrdenSdelorationen und zwar: der Hofbauinspektor Frölich, die Hofsekntäre Laurich und Bormann und der Hofwirtschaftssekretär Riedel den Orden der Siamesischen Krone 5. Klasse, der Hoftrompeter Richter die Siamesische goldene Verdienstmedaille und der Schloßportier Rehn, die Hoslakaien Preusche, Rölke und Richter I, der Heyduck Hamann, der Silberkammergehilfe Schönfeld, der Kellereigehilfe Martin und der Gardemeublegehilfe Gasch die Siamesische silberne Verdienstmedaille annehmen und tragen. WeKunntrnachung. Nachdem unter die in Absatz 6 der Verordnung der unterzeichneten Ministerien vom 23. Juli 1894 gedachten staatlichen Anstalten zur technischen Unter suchung von Nahrungs- und Genußmitteln im Sinne von 8 16, Absatz 1 Ziffer 4, betreffend die Prüfung der Nahrungsmittelchemiker das neuerrichtete Laboratorium für angewandte Chemie an der Universität zu Leipzig ausgenommen worden ist, wird solches hierdurch zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Dresden, den 16. September 1897. Die Ministerien des Innern und des Kultus und öffentlichen Unterrichts. v. Metzsch. v. Seydewitz. Götz. WekannLrnachung. Das Ministerium des Innern hat 1. der Kranken- und Begräbnißkasie für Töpfer zu Pulsnitz, eingeschriebene Hülfskasse, 2. der Eingeschriebenen Hülfskasse der Webergesell schaft zu Meerane auf Grund der I. Nachträge zu ihren revidirten Statuten vom 19. Ium 1897 bez. vom 7. September 1897 bescheinigt, daß sie, vorbehaltlich der Höhe des Krankengeldes, den Anforderungen des tz 75 des Krankenversicherungsgesetzes vom 15. Juni 1883 in der Fassung der Novelle vom 10. April 1892 nach wie vor genügen. Dresden, am 4. Oktober 1897. Ministerium des Inner», Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. Or. Vodtl. Lippmann. Kunst und Wissenschaft. Altes und Neues vou der Akropolis. (Schluß) Kürzlich ist das Akropolismuseum in Athen durch ein außerordentlich bedeutendes Werk der alten attischen Kunst bereichert worden Es gehört vor die phidiäische Zeit, etwa in die Zeit der berühmten Ägineten der Münchner Glypiothek. Unter den Trümmern, die persische KriegSwut und Nachsucht hier oben aufhäuften, waren auch Bauwerke aus der Zeit des Pifistratus, jenes Sprößlings der attischen Philaiden, der zu Solon« Zeit sich der Allein herrschaft in Athen bemächtigte. Pifistratus suchte sich u. a. auch durch Verschönerung der Stadt, Anlegung von Büchereien und Textrecension der homerischen Gedichte be liebt zu machen, er legte das Olympicion, Pythion, Lykeion rc. an und baute auf und an der Akropolis. Das größte und bedeutendste Bauwerk auf der Akropolis war zur Zeit seiner TyranniS der alte Athenetempel, dessen Giebel eine große Marmorgruppe schmückte Als nun zu Anfang des 5. Jahrhunderts v. Ehr die Perser in Athen eindranaen, wurde der Tempel mit den übrigen Bauten und Kunstwerken der Akropolis gestürzt und verwüstet. Hatten die Perser doch schon vom naheliegenden Felsenhügel Areopag die damals meist noch hölzerne Burg mit brennenden Pfeilen in Brand geschaffen Zu zweien Malen, in den Jahren 480 und 47S v. Ehr , sahen die Griechen Athen in Flammen auflodcrn; der spätere Brand holte nach, wa« die erste Zerstörung übrig gelaffen Weiber, Kinder und Greise Athen» waren auf den benachbarten Inseln und im Peloponnes untergrbracht; Athens waffenfähige Mannschaft war auf den Schiffen und schlug bei Salamis die glänzende See schlacht Danach war der Name de» energischen und Krutuuuugeu, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. I» GeschiftSteretche »es vtinifterinms »es Kult«» und -ffrutltchen Unterrichts Zu besetzen: die zweite ständige Lehrerftcllc in Reinhardtsgrimma. Kollator: die oberste Schulbehörde Einkommen: 1000 M. Gehalt, 72 M für Unterricht in der ForibildungSfchule und freie Wohnung im Schulhause mbst Gartengenuß, Musikalische Bildung er wünscht. Gesuche sind mit allen erforderlichen Beilagen bis zum 24. Oktober bei dem König!. Bezirk-fchulinspektorOr Lange in Dippoldiswalde einzureichen; — eine ständige Lehrerstclle an der Volksschule in Oelsnitz im Erzgebirge Kollator: der Gemcinderat daselbst AnfangSgehalt tvoo M, daS sich nach ersülltem 2 Dienstjahre auf ltvo M erhöbt und von da ab durch regulativmäßige Zulagen von ISO M nach 25jähriger Ämtierung bis zum Höchstgehalte von 2300 M steigt Als WohnungSgeld werden außerdem gewährt ISO M. für einen unverheirateten und 2IV bis 250 M. für einen verheirateten Lehrer Gesuche mit den erforderlichen Zeugnissen sind biS zum 15. Oktober bei dem Gemeiuderate in Oelsnitz im Erzgebirge einzureichen — Erledigt: die 2. ständige Lehrerftelle m Rothenbach beiGlauchau. Kollator: die oberste Schulbehörde. Gehalt: 110» M. und idv M WohnungSgeld Bewerbungs- gesuche mit sämtliche» PrüfungS- und AmtSsührungszeugniflen bis in die neueste Zcrt sind bi- zum 18. Oktober bei dem König!. Bezirksschulinspektor Schulrat Lötzsch in Glauchau ein- zureichen. Mchtamllichcr Teil. Tie klerikale Gefahr für Italien. Aus Rom wird uns geschrieben: Kürzlich wurde in diesen Spalten versucht, den Nachweis zu bringen, daß die sozialistische Bewegung für Italien vorläufig keine Gefahr bedeute. Sie könnte nur dann zu einer solchen werden, wenn sie die Aufmerksamkeit zu sehr von einer anderen, wirk lichen Gefahr abzöge: der klerikalen. Die soeben erlassenen Rundschreiben di Rubinis gegen klerikale Gesellschastcn mit politischen Zwecken und gegen die Benutzung von Kirchen für sogenannte kirchliche, that- sächlich aber politische Versammlungen legen den Finger auf die Wunde, richten sich aber schließlich nur gegen die eine Seite von Er scheinungen bedenklichster Art. Denn in offener klerikaler Vereinspolitik und in Kongreßreden liegt nicht das Wesentliche der Gefahr. Es liegt in der auf fistcr, beinahe unzerstörbarer Grundlage ruhenden, allmählich fast die ganze Halbinsel umfassen den Organisation der italienischen klerikalen Partei. Sie wurzelt in cvmibati puroccfiiuli, Kirchspiel ausschüssen, findet ihren Ausbau nach oben in Bis tums- und Provinzialausschüssen, ihren Abschluß in dem klerikalen Generalausschuß. Die Parteiorgani sation ist in das feste Netz der katholischen Hierarchie kingespannt; an der Spitze der einzelnen Vertret ungen stehen regelmäßig und bestimmungsgemäß die betreffenden geistlichen Oberen In enger Verbind ung mit und in geistiger Unterordnung unter diese Gewalten stehen, um von der Presse'ganz abzusehen, 8«rioui ^iovuni, Jugcndbünde, freie Vereine, Arbeitervereinig- ungen zur gegenseitigen Unterstützung, das se^retaristo <lel pieke, etwa „Volkewohl", Volksküchen und Asyle und namentlich d.e an Zahl stetig und bedeutend zu nehmenden easse rurst«, ländliche Darlehr skassen auf dem platten Lande Allein in dem nur 1 l Bistümer zählenden Venetien bestanden im August 1896 312 solcher Kassen, in den 315 italienischen Bistümern überhaupt 535; und was die Zunahme dieser Kassen anbetiifft, so besaß Süditalien damals etwa 50, jetzt 200. Rom nnd Umgebui-g besitzen jetzt 1l1 Kirchspiel- und 13 Bistumsansschüsse und 10 Darlehnskasien. Tiefe Zahlen bcwe.sen in diesem Falle wirklich etwas, nämlich, daß die klerik le Partei in dem politisch ermüdeten und grenzenlos zer splitterten Lande die einzige ist, welche eine Organi sation besitzt, die diesen Namen verdient. klugen Patrioten Thenntzolles auf aller Lippen, „spielen und Singen in Gesellschaft" — so hatte er einst zu Freunden gesagt — „das kann ich nicht Aber wie man einen Staat groß macht, diese Kunst glaub' ich zu ver stehen." — Und glänzender als je stand Athen aus Die Gefahr hatte alle seine Kräfte geweckt und gestählt. Die Stadt wurde schöner erbaut, neue Tempel und Kunstwerke erstanden; Baukunst, Malerei, Bildhauerei, Musik, Dicht kunst und Schauspiel blühten auf Wozu also die alten, zerschlagenen Bildreste zusammensuchen, da sich neue Talente drängten! Die Feststätte Athenes war ein einziger großer Schutthaufen geworden; man nahm also die Trümmer und benutzte sie zunächst zur Ausfüllung der noch vor handenen Felsklüfte, warf und karrte die Bruchstücke in die Vertiefungen und stellte vorerst oben eine größere, völlig ebene Baufläche her Die Burg erstand neu und das bei den Aufschüttungen verwendete Material blieb unangetastet in der Tiefe liegen. In den 80er Jahren unseres Jahrhunderts riet nun ein findiger Kopf der griechischen Regierung, einmal die Aufschüttungen vorsichtig aufzugraben Man that e«, und so erstanden nach fast dritthalb Jahrtausenden die Zeugen einer bedeutsamen althellenischen Kunst Die Kenntnis einer ganzen zurückgewonnenen Kunstperiode ist viel wert. Die archaische athenische Kunst steht jetzt le bendig vor uns Wir sehen, wie sie sich in den verschiedenen Kunststätten im siegenden Fortschreiten entwickelt hat Von den grundlosen Reden, daß altattische Kunst unbeholfen, steif und befangen, bewegungslos und leblos gewesen sei, hält keine Stich, im Gegenteil, diese alte Kunst ist bereits eine reich und lebendig entwickelte, voller eigenartiger Schönheit, lebenswahrer Treue, warmer Lieblichkeit und urwüchsiger Kraft zugleich Wir lernen die Kunst auch in diesen einfachen Werken erkennen und würdigen, freuen un« der darin sich bekundenden un mittelbaren künstlerischen Eingebung und Frische, bewun- Zur Erhärtung der Thatsache, daß in diesen Ver einigungen Politik getrieben wird, daß da- sogar ihr kaum verhüllter Endzweck ist, diene nur ein Satz aus den Statuten der eonntuti paroccstiali: „Ihre Auf gabe ist, Kenntnis von den Gemeindewählerlisten zu nehmen, für die Eintragung neuer Wähler zu sorgen und unter den Wählern möglichst viel Anhänger zu gewinnen rc." Bezeichnend ist auch ein Fingerzeig, den der Erzbischof von Mailand, Ferrari, in jüngster Zeit für die Stellung des italienischen Pfarrers zur Politik gegeben hat. Eine Dorfgemeinde bat ihn aus drücklich um einen Pfarrer, der sich nicht in politisches Partcigetriebe eialasse, sondern nur seinem Gott und seinem Amte leben wolle. Die Antwort des Bischoss hierauf war: „Nein, im Gegenteil, >ch will Euch jemanden schicken, der nicht nur Geistlicher, sondern auch Bürger ist, der im Gemeinwesen die kirchlichen Jnterrssen zur Geltung bringt und unter Umständen dem Lehnr und Büigermeister auf die Finger sieht." Und noch bezeichnender ist, daß der Erzbischof sich dieser Auslegung des geistlichen Amtes auf dem jüngst in Mailand obgehaltencn Kongreß rühmte und dafür den jubelnden Beifall der Versammlung fand. Im öffentlichen Leben Italien» ist unbestritten sehr vieles nicht schön und wert, daß es zu Grunde geht, nnd eine rege kirchliche sozialpolitische Mitarbeit an der Beseitigung der Mißstände muß gerade IN Italien lebhaft begrüßt werden. Man kann es z. B. nach den Erfahrungen der letzten Jahre dem italieni schen Bauer nicht verargen, wenn er seine Ersparnisse nicht staatlichen Banken oder Privatunternehmungen anvertraut, sondern sie zum Pfarrer trägt, man wundert sich nicht, wenn die Wohlthätigkeit der besitzenden Klassen sich an die Kirche als die regelnde und ver teilende Stelle wendet. Aber die schrankenlose Vermischung sozialer und parteipolitischer Thätigkeit ist um so bedenklicher, als die politische Färbung der klerikalen Partei allmählich und trotz der aus gesprochen versöhnlichen Haltung der jetzigen Negier ung einen häßlichen Beigeschmack von Revolutio närem und Lntinationalem erhalten hat. Vorfälle der letzten Zeit wie der von Rimini, wo der Gemeinde rat sich weigerte, durchmarschierende Truppen ein- zuquartieren, und der Widerstand, den die Feier tes 20. September an vielen Ortcn gefunden hat, zeigen, daß aus aufreizenden Reden und Preßartikeln auch praktische Folgerungen gezogen werden. In der Presse dieses augenscheinlich jetzt herrschenden Flügels Ler klerikalen Partei ist neuerdings ein häßliches Schlag wort, „sadkmäismo", ausgeiaucht. Dieses Schmäh wort wird jedem ins Gesicht geschleudert, der sich gegen die extremen Forderungen der klerikalen Presse auflehnt: seine einfache Übersetzung würde lauten „Anhänglichkeit an das Haus Savoyen", aber man will damit überhaupt Anhänglichkeit an die Monarchie und die nationale Einheit als etwas durchaus Verwerfliches bezeichnen. Wenn dieser Geist sich weiter in die Kanäle der oben geschilderten Organisation ergießt, und wenn dann einmal, sei es mit oder ohne das Machtwort eines Papstes, die Dämme der Bewegung gebrochen werden nnd ihre Fluten sich über das politische Leben ergießen, wenn das Zauberwort des „non expeclit" einmal zurückgezogen wird oder seine Kraft verliert, dann können sehr ernste Zeiten für das vor einem Bierteljahrhundert geeinte Königreich Herauf ziehen. Dit sächsischen LandtastSwahlen finden nun auch noch in den „Hamburger Nach richten" eine ausführliche Besprechung, die wir un seren Lesern nicht vorenthalten zu sollen glauben. DaS genannte Blatt äußert sich solaenderwasien: Vern on genaue unv sinne Äcodacyeung unv ow Hccaus- arbeitung alles dessen, was wesentlich nnd beabsichtigt ist. Welch große Leistungen jene altattische Kunst heroorbrachte, zeigen nicht nur manche alte Grabstelen, sondern nament lich auch der freilich sehr beschädigte marmorne Kops eine« Manne» im Berliner Museum (früher in der Sammlung Saburoff), welcher einen Athener aus der Zeit des Pi- sistratus ergreifend, einfach und unmittelbar darstellt. Daß aber diese altattische Kunst des 6 Jahrhunderts v Ehr sich auch an große Ausgaben wagte, zeigt die jetzt stückweise und unter Ausbietung größter Vorsicht erfolgte Ausgrabung der großen Komposition: Athene im Kampfe mit den Giganten Mit diesen himmel stürmenden und götterbedrohenden Riesen sind, nach den Gegenden beurteilt, wo sie zumeist auftreten (Pallene, Phlegrae, bei Cumae in Italien, Tartcssus in Spanien rc.), jedenfalls ursprünglich die Vulkane und Erdbeben gemeint, die sich endlich ausbrannten, d h besiegt wurden durch die vereinten Götter Athene selbst tötete den Enceladus, auf den sie die Insel Sicilien warf; sie tötete auch den Pallas, dessen Haut dann ihr Panzer wurde Die Giyanto- machie ward ein beliebter Stoff für Bildner und Dichter; gab sie doch reiche Gelegenheit zur Darstellung ent schiedener Charaktere, kampfreichen Lebens Athene steht bei diesem Giebelkunstwerk in der Mitte des 2'^ m hohen Giebelfeldes; vor ihr liegt ein nackter mächtiger Gigant, dem die mutig vorschreitende Athene den Todesstoß giebt Die Göttin ist im vollen Waffenschmucke, mit langem, buntem und zierlich gefaltetem Gewand bekleidet; die Locken fallen lose über Hals und Brust herab Wie zum Kampf spiel geschmückt, frohe SiegeSsichcrheit in jedem Zuge des herrlichen Antlitzes, so erschein: sie dem Beschauer. DaS ist der Charakter einer echten Athene Promacho« oder Vor kämpferin, welche die zagenden Herzen zu beruhigen vermochte. Mit feinem Verständnis ist alles Fleisch unbemalt ge blieben, wohl aber hebt die Bemalung in lebhaftem Rot Die Kommentare, mit welchen die Presse die sächsischen Wahlmünnerwahlen begleitet hat, tragen im allgemeinen noch zu sehr das Gepräge der verschiedenen Standpunkte, welche die einzelne» Blätter seiner Zeit bei Erlist des neuen Wahlgesetze» eingenommen haben, als dast von einem unbefangenen Urteile die Rede sein könnte. Am ergötzlichsten ist dabei der Streit im Schoße der Sozialdemokratie Wie man sich erinneit, kam es unmittel bar nach dem Erlast jene« Gesetzes zwischen den sächsischen „Genossen" zu scharsen AirinungSverschiedenheilen über die Frage, ob man sich in Zukunst an den Landtagswahlen über haupt noch beteiligen solle. Ein Landesparteitag entschied zu Gunsten der Beteiligung, und so ist denn auch die Sozial demokratie in den Wahlkreisen, welche bei der diesmaligen Drittrlserneuerung der Zweiten Kammer in Mitleideuschasi ge zogen wurden, überall — mit Ausnahme von Leipzig, wo man sich dem ParteitagSbeschlusse nicht fügte offiziell in den Kamps eingetreten Nunmehr, nachdem die Wahlmännerwahlen vorüber sind, ist der alte Zwist in voller Lebhaftigkeit wieder entbrannt Die eiueu wollen aus dem Ergebnis einen Triumph der Sozialdemokratie herauSlesen, während die anderen ihre Prophezeiung, datz die Beteiligung ein schwerer Fehler sein würde, bestätigt zu sehen glauben. Unter dem Gesichtspunkte des taktischen Interesses der so zialdemokratischen Partei erschein» die Utztere Auffassung plau sibler. Wenngleich sich die Befürworter der Wahlbeteiligung seiner Zeit angeblich allein von dem Grundsätze leiten ließen, dast -ine Partei wie die Sozialdimokraiie den Kampf unter allen, auch unter den ungünstigsten Umständen aufnchmen muffe, so waren sie doch im innersten Herzen vou der Hoffnung beseelt, auch in Zukunst, trotz de- Dieiklasstnsyst.mS, Erfolge zu erringen und damit einen glänzenden Beweis für die Un- überwindlichkeit der Sozialdemokratie zu li.sern Sie rechneten dabei auf die Einführung der unbeschränkten Allgemeinheit de» Wahlrechts — bis dahin hatte e n wenn auch geringer E^nsus bestanden -, auf die Beibehaltung der geheimen Stimmenabgabe und vor allem auf die Uneinigkeit der Gegner. Damals machte eine von Leipziger Profesforen während der Kammervcrhand- lungen ins Werk gesetzte und auch nach der Entscheidung noch fortgeführte Bewegung gegen da» Dreiklaffensystem viel von sich reden. Manche der Teilnehmer an derselben gebärdeten sich in einer Weise, daß man sich allerdings aus sozialdemokratischer Seite zu der Hoffnung verleiten lassen konnte, dieser ganze dissentierende Teil des Bürgertums würde unter dem Schutze dcS geheimen Wahlrecht- feinem Groll durch Abgabe sozial- demokra.ifcher Stimmzettel Lust machen Dazu kam die Über schätzung der Antisemiten Man erwartete von ihnen, die seit ihrer Ächtung durch die Konservativen zu erbitterten Feinden sämtlicher Ordnungsparteien geworden waren, dast sie einen mächtigen Keil in daS Bürgertum treiben würden In öffent lichen Versammlungen haben sich Sozialdemokraten und Anti semiten wiederholt darüber unterhalten, wie sie sich wohl am besten in den Raub teilen würden Diese ganze Rechnung ist zu Wasser geworden Die „Triumphe", welche die Sozial- demoklatie in der dritten Klaffe davongetragen hat, sind ein magerer Trost. Ein abschließendes Urteil über dieselben ist einstweilen noch nicht möglich; man wird die genauen Ziffern der Majoritäten und Minoritäten in den einzelnen Wahlkreisen abwnrten müssen. Aber darüber ist kein Zweifel, daß sic zu der vorangegangenen Großiprecherei in keinem Verhältnis stehen. Wäre die in dec dritten Klaffe stimmende breite Masse der Wähler wirklich so vollständig die Domäne der Sozialdemokratie, wie diese immer behauptet, so hätte eben in dieser Klaffe kein einziger nichtsozialdemokratischer Wahlmann gewählt werden können. Beim Erlast des neuen Wahlgesetzes ist es von em- fchiedenen Bckämpsern der Sozialdemokratie vicisach bedauert woidcn, daß man sich nicht zur Einführung der öffentlichen Stimmabgabe hatte entschließen können. Wäre es geschehen, so würde allerdings die Zahl der sozialdemokratischen Wahlmänner wahrschnnlich aus ein Minimum beschränkt geblieben sein, und sür das Durchkommen eines sozialdemokratischen Abgeordneten wäre geradezu jede Möglichkeit abgeschuitten gewesen. Aber die Sozialdemokratie hätie dann nach HerzrnSIust von len ver nichtenden Schlägen jubeln können, die sie geführt haben würde, wenn man ihr nur die geheime Abstimmung gelassen hätle. Jetzt ist solche Flunkerei unmöglich. Was die Sozialdemo kratie bei diesen Wahlen geleistet Hai, ist — immer r on Leipzig abgesehen — ihr ganzes Können, wie sehr man di-se Wahrheit auch zu verdunkeln ürebt. Kurz, man mag die Sache betrachten, wie mau will, eine Erhöhung des Glanzes der Sozialdemokratie ist durch die Teilnahme an den Wahlen keinessalls erreicht worden, wohl aber das Gegenteil Auch hier gilt das Wort: 8» taonisso», pilijoaopüu« m-msis-ws HSite die Sozialdemokiatie sich aus drücklich der Wahl enthalten, so wäre sic jetzt in der bequemen Lage, olle, die von ihrem Wahlrecht keinen Gebrauch gemacht haben, für sich in Anspruch nehmen una dann den Mchhus ver breiten zu können, daß sie nur wollen d. h ihren grundsätz lichen Abscheu vor dem Klasfensystem beiseite zu setzen brauche, um das Kunstwerk ihrer Gegner mit einem Schlage zu vcr Nichten. Dec Ärger darüber, sich die e stolze Position verscherzt zu haben, mag um so größer sein, als sür die Folge der Parteibeichlust über die Wahlbeteiligung ohne arge Blamage und Blau des Gewandes, an Schilo, Helm und Haar die Pracht nnd Lebendigkeit der Elscheinung Leider fehlen an der Gruppe der Kopf und der größte Teil der Hände des niedergesunkenen Giganten, auch der rechte Arm und linke Unterarm der Athene Auch nach den Seitenflügeln des Giebels hin fehlt manches. In den Ecken liegen zwei niedergestürzte Giganten, die gut in die spitzen Winkel eingepaßt sind. Zwischen diesen Eckfiguren und der kämpf enden Mittelgruppe der Athene und des Giganten ist noch je ein Kämpferpaar anzunchmen, welche nur unvollständig da sind. ES scheinen zwei Götter bez. Halbgötter (Zeus und Herkules) im Kampfe mit Giganten gewesen zu sein, vielleicht Herkules, wie er den AlkyoneuS mit seinen Pfeilen erschießt, und Jupiter, der den gierigen Porphyrion mit dem Blitze tötet Oder die Herkulesgruppe bedeutet nach andern, wie Herkules den EurytuS mit der Keule erschlägt Die Götter, mit denen der Grieche ja nicht unsern Be griff von göttlicher Allmacht vereinte, sind etwa» kleiner in der Figur gehalten als die jugendlichen Giganten; der Sieg der Götter erscheint darum ruhmwürdiger. Die Körper der Götter, aber auch die der sich windenden Giganten sind herrlich gearbeitet; kühne Bewegung, Größe und Wahrheit der Formen zeichnen sie aus Zwar zeigt der jüngere Bildhauer, der die berühmte Ägineten gruppe schuf, noch eine größere Kenntnis des menschlichen Körper« als unser Künstler Aber jener steht aus den Schultern seines Vorgänger«, Einzelheiten erinnern an ihn. Dafür hat der ältere Künstler voraus, daß er die Leidenschaft der Dargestellten lebendiger empfunden und die Natur größer, gewaltiger gesehen hat Die Mittel gruppe war schon einige Zeit zusammengesetzt, als Hr. I>r. Schrader in Athen da« Ganze zusammenfügte und seine Arbeit in dem jetzt erschienenen Aussatze (Mitteil ungen de« Deutschen Archäologischen Institut») begrün dete DaS Werk weist über sich hinaus aus den sogcn ThescuS des späteren Parthenongiebel« hin ,,Wa« der
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