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Dresdner Journal : 05.10.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-10-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189710059
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18971005
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18971005
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-10
- Tag 1897-10-05
-
Monat
1897-10
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 05.10.1897
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vez„«tzrei«: Dresden vierteljährlich: r Mark dv Pf., bei den Kaiser lich deutschen Postanftaltrn vierteljährlich 8 Marl; außer- halb de» Deutschen Reiche« Post- und Etewpelzufchlaa. Einzelne Nummern: 1V Pf. Erfcheinen: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend«. Fern-pr -Anschluß: Nr 12S5. Dresdner Äurnnl. AutünüiguniSirbsttzre»: Für den Raum einer gespal tenen Zeil« kleiner Schrift »0 Ps. Unter „Eingesandt" die Zeile LV Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Aufschlag. Herausgeber: Königliche Expedition de« Dresdner Journal» Drrtdcn, Zwingerstr. LV Fernspr.-Anschluß: Nr 1LSL. W23t. Dienstag, den 5. Oktober abends. 1897. Ämtlichrr Teil. TreSLcu, 5. Oktober. Se. König!. Hoheit der Prinz Johann Georg, Herzog zu Sachsen, hat Sich gestern abend 7 Uhr 20 Min. nach Schwerin begeben. TreSdev, 2. Oktober. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den nachgenannten Be amten bei ihrem Uebertritt in den Ruhrstand folgende Auszeichnungen zu verleihen: dem Senatspräsidrnten beim Oberlandesgerichte Hermann Mettler das Kom- thurkreuz 1. Klasse vom Albrechtsorden, dem Amts richter beim Amtsgerichte Wurzen AmtSgerichtsrath Ulrich Naumann das Ritterkreuz 1. Klosse vom Albrechtsorden, dem Assessor beim Amtsgerichte Döbeln Kommissionsrathe Gustav Edmund Geipel das Ritter kreuz 2. Klasse vom Albrechtsorden und dem Sekretär beim Amtsgerichte Dresden Sigismund Bernhard Berndt das Albrechtskreuz. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Gendarm Hermann Louis Panse in Possendorf das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen zum Ehrenritter des Johanniterordens ernannte HütfS- ardeiter bei der Generaldirektion der Staatseisen bahnen Finanzassessor vr. jur. von Geldern- Crispendorf die mit diesem Orden verbundenen Ab zeichen annehme und trage. Se. Majestät der König haben den zum General konsul der Vereinigten Staaten von Nordamerika in Dresden ernannten Charles L. Cole daselbst in dieser Eigenschaft anzuerkennen geruht. 'Derorönung, Ernennungen für die I. Kammer der Stände- verfammlung betreffend. Wir Albert von Gottes Gnaden König von Sachsen rc. rc. rc. verkünden hiermit, daß Wir auf Grund der Bestimmung im 8 63 unter Nr. 16 der Verfassungsurkunde, nachdem drei der daselbst bezeich neten Stellen in der I. Kammer der Ständeversamm lung zur Erledigung gekommen sind, für solche die erste Magistratsperson in den Städten Chemnitz, Freiberg und Annaberg und zwar, was die erst genannten beiden Städte anlangt, wiederum ernannt haben. Zu dessen Beurkundung haben Wir die gegen wärtige Verordnung unter Vordruckung Unseres König!. Siegels eigenhändig vollzogen Gegeben zu Dresden, am 30. September 1897. Albert. «I^. 8.) Georg v. Metzsch. Paulig. Nichtamtlicher Teil. Aus Griechenland wird uns geschrieben: Die in Griechenland durch die Friedensbeding- uugcn geschaffene kritische Lage sann den mit den griechischen Verhältnissen und den politischen Persön lichkeiten einigermaßen Vertrauten nicht überraschen. Wären die Griechen wirkliche Patrioten in dem guten Sinne des Wortes, so hätten sie angesichts der ihnen zugemutetcn schweren materiellen und moralischen Opfer sich geeinigt und einig Stellung genommen. Ter Grieche ist ober mehr noch Parteimann als Lunk und Wissenschaft. Vuchcrwissenschastliches. S Der Kongreß zum „Schutz des geistigen Eigentums", der vor zwei Jahren in Dresden tagte, beschäftigte sich u a auch mit der Frage der Begründung eines Allge meinen Bibliographischen Verzeichnisses für Werke der Wissenschaft, Lltteratur und Kunst Am Schlüsse des 19. Jahrhunderts und an der Schwelle des kommenden sollte mit einer vollkommenen Inventarisierung aller geistigen Forschungen, die in der ganzen Welt vorhanden sind, wenigstens begonnen und gleichzeitig sollte zur Klassi- fizierung der täglich erscheinenden Werke der Jetztzeit ge schritten werden, sodaß in absehbarer Zeit beide Urkunden zusammen eine Gesamtübersicht über die Arbeit des mensch lichen Geistes, vom Beginne der geschichtlichen Zeit an bis auf unsere Tage darbieten könnten. Es sind Ziele in diesen Bestrebungen vorgezeichnet, deren Erreichung vor läufig noch sehr fern zu liegen scheint und deren Verfolg ung auf tausend Hindernisse der Gewohnheit und des Beharrungsvermögens stoßen wird Daß aber ein solches Werk würdig des Schweißes der Edlen ist, daß es in seinen Ergebnissen und Folgerungen jeden Gebildeten, nicht nur etwa die Männer der Wissenschaft angeht, wird niemand bei einigem Nachdenken verneinen Der Umfang des in litterarischen Werken jeder Art, vom vielbändigen Werk bis zur Wochenschrift und Broschüre, niedergelegten geistigen Wissens ist ein so ungeheurer geworden, daß seine Bewältigung auf dem Felde auch nur einer Wissen schaft auch dem bedeutendsten und umfassendsten Geiste nicht mehr möglich ist. Auf die Kosmogenien und Encyklopädien des vorigen und der ersten Hälfte diese« Jahrhunderts sind deshalb folgerichtig biblio graphische Werke einzelner Wissenschaften gefolgt und dem Dresdner Bibliothekar Julius Prtzholdt verdanken wir ander Patriot. So sieht man, daß in der griechischen Kammer, welche über Annahme oder Nichtannahme der Friedenspräliminarien zu beschließen hat, der greise Delyannis, der die Hauptursache des über Griechenland gekommenen Unglückes gewesen und dann im Augenblick der Gefahr abgetreten ist, aus Ehrgeiz und Parteisucht den Nachfolger zu Falle bringt, durch dessen Mäßigung der Krieg ein Ende gefunden Hal und FriedenSbedingungen erzielt worden sind, welche die große Mehrheit der Presse und der öffentlichen Meinung zwar als hart, aber doch an nehmbar bezeichnet. ThatsächliL ist es nichts als Ehrgeiz, was Delyannis veranlassen konnte, in einem überaus kritischen Augenblicke noch eine Regierungs krise zu provozieren! Fünfzehn Jahre lang ist nun die griechische Politik nichts als ein Echaukelspiel zwischen Trikupis und Delyannis. Der erstere ist nunmehr gestorben und Delyannis hält sich daher offenbar für den einzig be rufenen Retter Griechenlands. Indessen hat es den Anschein, daß er seine Rolle ausgespielt hat. In der öffentlichen Meinung ist dies ganz gewiß der Fall. Er mußte sich seiner Zeit vor dem einmütigen Aus bruch des Volksunwillens zurückziehen. Wenn er heute doch noch Ralli durch ein Mißtrauensvotum zu Falle zu bringen vermag, so kommt das dah<r, daß die Mehrheit der Kammer und der staatliche Apparat noch delyannistisch sind. Von den Griechenland auferlegten Friedensbeding ungen erregen bekanntlich zwei den meisten Widerstand: die Finanzkontrolle und die zwischen der Türkei und Griechenland zu vereinbarenden Modifikationen der bestehenden Verträge. Es bestand der Plan, die erste Rate dec Kriegsentschädigung durch nationale Beiträge oufzubringen, doch scheiterte diese Absicht noch vor der Ausführung. Ebensowenig Erfolg hatten die Bemühungen der Regierung, von den großen auslän dischen griechischen Kapitalisten die Anleihe zu erhalten. Übrigens wird die internationale Kontrolle auch nur eine dem griechischen Nationalbewußtsein unbequeme formale Einrichtung ohne praktischen Wert oder Wirk ung sein. Die an den griechischen Anleihen beteiligten Gläubiger geben sich einem schweren Irrtum hin, wenn sie von der einzusetzenden europäischen Kontrolle die Besriedigung der ihnen zugesprochenen Ansprüche er warten. Griechenland befindet fich in der ab- foluten Unmöglichkeit, seinen Verpflichtungen nachzukommen. Keine Kontrolle kann da Helsen, die sich überdies bloß auf die Eingänge gewisser Einnahmen erstrecken und über deren Verwend ung bestimmen kann. Wenn schon im Jahre 1893 Griechenland in der Unmöglichkeit war, seine Verpflichtungen zu erfüllen und nicht einmal die ver einbarten 33 Proz. regelmäßig leisün konnte, wie soll es jetzt nach den verheerenden Folgen des Krieges, nach der Belastung des Budgets mit den Kriegskosten und der Kriegsentschädigung möglich sein? Durch die neuen Anleihen erreicht übrigens die Gesamtheit der griechischen Staatsschulden das nette Sümmchen von ziemlich einer Milliarde. Und dabei ist Griechenland ein wenig produktives Land mit kaum zwei und einhalb Millionen Seelen! Die Verzinsung und Amortisation dieser Schuld würbe jährlich mehr als iw Mill. FrcS. Gold erfordern, zu deren Bedeckung die gesamten wirklich einfließenden Staatseinnahmen nicht anr reichen würden. Wenn man fragt, wie Griechenland im Verlaufe von kaum zwanzig Jahren eine Milliarde Schulden aufhäufen konnte, findet man die Antwort in der bei spiellos schlechten Finanzwirtschast. Die wirklichen mit den Anleihen bestrittenen Ausgaben werden fich auf höchstens 400 Millionen belaufen. Darunter nehmen den qrößten Platz die Telymnis belastenden fettS die 1866 erschienene Bibliographie der Bibliographien, die „Uibllotiweit I,ibliobn>pl>iea^, die für ähnliche Werke aller Länder und Sprachen maßgebend geworden ist. Die Ansprüche, die an Bibliotheken und ihre Verzeichnisse in Bezug auf Fragen des Urheberrechts, aus Auffindung der im Lauf der Jahrhunderte entstandenen Werke, namentlich auf Verwertung der bei fremden Völkern angesammeltcn geistigen Schätze gestellt werden, steigen fortdauernd und lassen sich immer schwieriger bcantwcrten, besonders wenn für die Verfolgung einzelner wissenschaftlicher Ziele die Reise nach Ort und Stelle einer großen umfassenden Bibliothek nicht möglich erscheint. Entspricht also die Aufstellung eines allgemeinen biblio graphischen Verzeichnisses, welches durch Zerlegung in einzelne Wissenschaften für den allgemeinen praktischen Ge brauch und die Verhältnisse des Büchermarktes dienstbar zu machen und das durch Einzelarbeitcn auf dem Gebiete der verschiedenen Länder und Wissenschaften vorzubereiten wäre, wirklich einem fühlbaren Bedürfnis, so kann es natürlich nur ausgestellt werden auf Grund eines einheitlichen von den Bibliotheken der gesamten zivilisierten Welt angenom menen Systems der Klassifizierung Ein solches liegt in dem Dezimalsystem des Direktors der New-Uorker Bibliotheken Melvil Devay vor, der auf dem Dresdner Kongreß seine geistvolle Erfindung, wenn wir nicht irren, in eigener Person vertrat und darlegte Melvil Devay teilt das gesamte menschliche Wissensgebiet in zehn Ab teilungen ein, denen er die Nummern 0 bis S zuteilt. Jede dieser Kategorien ist wieder in 10 Unterabteilungen ein geteilt, die ebenfalls wieder die Nummern 0 bis 9, aber an zweiter Stelle der Zahl erhalten An die Unter abteilungen reihen sich in der gleichen Weise an dritter Stelle der Zahl Gruppen und so fort. Melvil nimmt 10 Rubriken an: Allgemeines, Philosophie, Religion, Sozio logie, Philologie, Naturwissenschaften, angewandte Wissen schaften, schöne Künste, Litteratur, Geschichte; davon teilt sich beispielsweise die 5. (Naturwissenschaften) unter Kosten der Mobilisierungen von 1880 und 1885, die für Halbvollendele Bahnbaulen verausgabten Summen und die Erwerbung von Panzer schiffen ein. Alle anderen Hunderte von Millionen sind in Rauch aufgegangen; sie mußten die be ständigen Defizite decken und ermöglichten es, die Zinsen der in rascher Aufeinanderfolge abgeschlossenen Anleihen zu bezahlen. Als dann das europäische Kapital die finanzielle Lage Griechenlands erkannte und neuen Kredit verweigerte, war für das Land die Möglichkeit benommen, die Fiktion seiner Zahlungsfähigkeit anf- rccht zu erhalten und cS trat der Bankerott ein. Seither hat sich die Lage nur verschlechtert. Das Papiergelb entwertet sich infolge des mangelnden Goldzuflusses immer mehr. Die auch sonst in den fiktiven Budgets figurierenden Einnahmen weiden infolge der Ereignisse tief unter dem üblichen Mittel bleiben. Wenn nun in normalen Zeilen, bei weit geringerer Schuldenlast, die Staatseinnahmen nicht hinreichten und ein perennierendes Defizit bestand, was darf man dann für die Zukunft erwarten? Es ist klar, daß von den Einnahmen, seien diese wie immer verpfändet, vorweg die Bedürfnisse des Staates genommen werden müssen. Dagegen wird keine Kontrolle etwas thun können, und übrigens liegt es im Interesse der Gläubiger, daß der Schuldner nicht zu Grunde gehe. Es ist also gewiß keine unbe gründete Schwarzseherei, wenn man die Meinung auSsprichl, daß von der Kontrolle nicht viel Gutes erwartet werden darf. Tie sächsischen LanLtaqswahlkn geben der Presse aller Parteien noch fortgesetzt reichen Stoff zu Betrachtungen aller Art. Hierbei ist die Stellungnahme der einzelnen Parteien zu dem Wahl ergebnisse eine ganz klare. Fast alle nationalen und für die Sache der Ordnung eintretenden Parteiorgane sind sich einig über die Bedeutsamkeit des von den sächsischen Ordnungsparteien dank ihrer Einmütigkeit erzielten Erfolges und stellen das sächsische Beispiel als ein der Nachahmung aller wahren Vater- landSfreunde wertes hin. Die ultramontanen und freisinn'gen Blätter — mit ihnen natür lich auch die immer mehr nach links abirrende „National-Zeitung" — enthalten eine Blutenlese aus allen denjenigen Phrasen und allgemeinen Rede Wendungen, mir denen sie schon vorm Jahre den in Sachseu zuerst unternommenen Versuch, der Sozial demokratie entgegenzuarbeiten, begleitet halten. Tie sozialdemokratische Presse endlich gewährt das spaß hafte Schauspiel, daß man sich in ihr immer noch heftig darüber herumstreitet, ob der von den Umstürzlern bei den sächsischen Wahlen erzielte „Erfolg" ein „impo santer^ sei oder nicht. Der größere Teil der Umsturz- blätter neigt verständigerweisc der letzteren Ansicht zu. Aus den verschiedenen Auslassungen der Presse heben wir heute zwei Kundgebungen der „Schlesischen Zeitung" hervor, da sie uns von besonders richtigen Gesichtspunkten auszugehen scheinen. Von nationalliberaler Seite wird dem genann ten Blatt geschrieben: Sachsen wird nachgerade derjenige Staat in Deutschland, der von den anderen Bundesstaaten uni seinen gesunden, politischen Sinn beneidet werden muß Tort hat man die große Aufgabe der Zeit, die Bekämpfung der sozialen Re volution. langst begriffen und dieser Erkenntnis gemäß mit klarem Blicke, entschlossenem Willen und sestem Griffe gehandelt — trotz allen Geschreis, das dcmokratischcrseiis dagegen erhoben wurde tz'oite« kortnua nckzavul! Tas beweist der Ausfall der zum ersten Male aus Grund des neuen Wahlgesetzes vor- genommencn Landtagsivahlen Was sür Unheil haben, als cs sich vor Jahren um den Erlaß dieses Gesetzes handelte, die Unglücksraben, nicht nur aus dem sozia demokratischen, sondern aus dem bürgerlichen Lager zu prophezeien gewußi! Jetzr zeiat sich, bok d r Zweck, den man verlolate, vollkommen den Bezifferungen 0 vl» 9 in Vie Unterabteilungen All gemeines, Mechanik, Hydrostatik, Pneumatik, Akustik, Optik, Elektrizität, Magnetismus, Molekular-Physik :c Mit der Frage der Melvilschen Dezimalklafsisikation hat sich jetzt auch der erste italienische Bibliographen- kongrcß in Mailand beschäftigt Leider ist man nicht zu einer runden Anerkennung und Anempfehlung des Systems gekommen, sondern nur zu einem Beschluß, welcher das System als noch verbesserungsfähig bezeichnet und eine Kommission einsetzt, welche die weiteren Fortschritte aus diesem Gebiete verfolgen soll. Verbesserungsfähig und un vollkommen ist jede« menschliche Geisteswerk, aber gerade auf diesem Gebiete würden weitere praktische Versuche schneller fördern wie Kongreßbeschlüsse und Kommissionen Wir sagen weitere, denn das System ist in den groß artigen Bibliotheken New-fZorkS längst in Anwendung und ebenso auch bei dem seit September 1895 bestehenden Internationalen Bibliographischen Bureau in Brüssel, das unter Aufsicht des Internationalen Bureaus der Berner Konvention in Bern steht . . Von den sonstigen Arbeiten des erwähnten, unter dem Vorsitze von Ferdinando Martini abgchaltencn Kongreßes sei noch der Beschluß erwähnt, die Aufstellung eines bibliographischen Verzeichnisse« der Schrift steller Italiens von Anbeginn an bis 1900 in Angriff nehmen zu wollen; di« Zeitdauer der Arbeit wurde aus 25 bis 30 Jahre veranschlagt Gak-tano Negri berichtete über ein Verzeichnis sämtlicher im italienischen Senat und der Kammer im Zeitraum von 1848 bis 1897 gehaltenen Reden, geordnet nicht nur nach den Rednern, sondern auch nach den Stoffgebieten. In jeder der Einteilungen ist auf die andere Bezug genommen, sodaß die Bewältigung und Benutzung des ungeheuren Redestoffes nicht mehr wie bisher unmöglich erscheint * Einem dritten Aufsatze Adolf Rosenbergs über die internationale Kunstausstellung in München ist nachstehendes enthoben: Franz Defregger ist mit drei erreicht ist. Bisher ist nur daS Ergebnis der Wahlmänner- wahlen zu Überblicken, die Abgeordnetcnwahlrn stehen noch au«; aber es ist außer Zweifel, daß die Sozialdemokratie von den sieben Mandaten, die sie zu verteidigen hatte, höchstens eins behaupten wird Das bedeutet die Ver drängung der Sozialdemokratie aus dem sächsischen Landtage Und das hat man erreicht, nicht, wie vielfach behauptet wird, durch eine Maßregel brutaler Ungerechtigkeit, sond.rn duich die Rückkehr zum gesunden Menschenverstände und zur Gerechtig keit Sachsen hatte vor drei Jahrzehnten ein dem Reichstags- Wahlrechte fast vollständig gl.ichkommendes Wahlrecht eingesührt. Im Reiche mag man die absolute Gleichheit des allgemeinen Wahlrechts wenn nicht rechtfertigen, so doch entschuldigen mit der allgemeinen Wehrpflicht und den indirekten Steuern; im Einzelstaate fallen diese Gründe s.'rt, und er bleibt bei ab soluter Gleichheit de» Wahliechts nur ein in die Äugen sprin gendes Mißverhältnis zwischen Recht und Leistung. Das sächsische Bürgertum würde indeß die in dem all gemeinen Wahlrecht liegende Ungerechtigkeit ritiagen haben, wenn nicht das gleiche Wahlrecht einer erkiärtermaßen aus den Umsturz der bestehenden Staatsordnung ausgehenden Patte: al« Sprungbrett bedient hätte, um in der Abgeordnetenkammer eine den ersprießlichen Fortgang der Geschäfte hindernde und die Zukunst gefährdende Position zu erlangen. Erst die zwingende Erkenntnis, daß dieser Gefahr vorgebcugl werden muffe, ist der Anlaß dazu gewesen, daß man das Wahlrecht durch Einführ ung de- Dreiklaffensypem» und der indirekten Wahl in einer Weise abgestust hat, welche daS gesunde Verhältnis zwischen Leistung sür den Staat und Einfluß auf die Leitung desselben nach Möglichkeit herzustellcn bestrebt ist. Dies Verfahren war so vernünftig, so selbstverständlich, daß man noch beute nicht begreift, wie sich im bürgerlichen Lager auch andere Leute als solche, welche aus Pariei- rücksichten aus daS Kokettieren mit ber Sozialdemokratie an gewiesen sind, dagegen ereifern konnten. Man pflegt die jenigen, welche aus schärfere Waffen gegen die Umfturzgesahr bedacht sind, einer übertriebenen Furcht vor der Sozial demokratie zu beschuldigen Umgekehrt darf man behaupten, daß jene anderen, die immer mit erhobenen Händen vor der „verbitternden Wirkung" solcher Waffen warnen, von der bleichen Angst vor der Sozialdemokratie besessen sind. Sie sind natürlich auch jetzt wieder aus dem Plan. Während die Sozia demokraten unter sich über die Bedeutung des sächsischen Wah au-falleS sehr verschiedener Meinung sind, ganz allgemein aber einen auffallend kleinlauten Ton anschlagen, gicdt eS im bürgerlichen Lager, und zwar nicht nur bei der Demokratie und dem Freisinn, nicht wenige, die, weil sie eS nun einmal vor JahreSsrist so prophezeit haben, durchaus glauben machen wollen, daß die revolutionäre Bewegung durch diese Wahlen gestärkt sei. Dann kommt auch noch ein Konservativer in dem Blatt zu Worte. Bemerkenswert erscheint in dessen Ausführungen vornehmlich, was er sich von dem Etnslusse der sächsischen Wahlen für die Parteiver hältnisse im ganzen Reiche verspricht. Er sagt in dieser Beziehung Folgendes: Der Wahlsieg in Sachsen, au welchem in annähernd gleicher Weift die Konservativen wie die Nationalliberalrn be teiligt sind, ist unter dem Zeichen des Kartells erkämpft worden Beachtenswert hie-bei ist eS, daß der Beitritt der Antisemiten zu der Cooperation der staatSerholtendcn Parteien rundweg abgelehnt worden ist und daß die „Resormpartei" demzufolge eine klägliche Niederlage erlitten hat ES wäre eine Kurzsichtigkeit sondergleichen, wenn die alten Kartcllparteien im Rerche die Lehre, die sich ihnen hier ausdrängt, nicht be herzigen wollten Die Sozialdemokraten, zielbewußt wie immer, verkennen keineswegs den Umstand, daß nicht allein das neu- eingesührte Dreiklassenwahlrecht, sondern namentlich auch das Kartell ihre Wahlniederlage in Sachsen herbeigrsührl hat. Die „Sächs Arbeiterzeitung" schreibt gerade heraus: „Wenn unS bei den ReichstagSwaylen überall ein derartiges reaktionäres Kartell gegenübe,stände wie in Sachsen, so würden wir auch bei den Reichstagswahleu vielleicht nicht einmal den zehnten Teil der Mandate erobern können, die wir jetzt haben " Das sollte man sich in allen wirklich staatSerhaltenden Parrcien Deutschlands merken und danach sollte man handeln ES ist ja durchaus nicht zu verkennen, daß hinsichtlich eines Wahlkartells in Sachsen die Dinge wesentlich günstiger liegen als im übrigen Teuifchland Die größten Störenfriede kartellistischer Bereinigungen, das Zentrum und der Freisinn sind in Sachsen so gut wie gar nicht vorhanden Auch der durch die „National- Zeitung" beherrschte linke Flügel der NationaUiberalen. welcher in scharscr Gegnerschaft zu den Konservativen stehr, ist inncrhalb der grünweißen Grcnzpsähle ohne jeden Einfluß Ein sächsische- Zentrum giebt es nrchi Ten sächsischen Ordnungeparteien war rs also leicht, das Wahlkattill aufrecht zu e>halten, ja, rs trotz der Gegenströmungen im übrigen Deutschland zu desestigen. Wohl haben christlich-soziale und ant semitische Schlagwörter aus das sächsische Partc^welen bci den letzten Reichetagswahlen ihre zer setzende und der Sozialdemokratie günstige Wirkung ausgcübt; allein die Landtaaewahlergebnisie dabcn gezeigt, daß diese " ... --- Bildern vertreten, von Venen eins den EnkluS seiner Dar stellungen aus den Frechettsksimpscn der Tiroler gegen die Franzosen um ein neues Meisterwerk bereichert Ein Meisterwerk in der Komposition, in der Eharakteristik der Figuren und in der koloristischen Behandlung, in dem warmen Helldunkel, das Defregger jetzt viel leichter be herrscht al« in seinen ersten Arbeiten Es ist ein geheimer „Kriegsrat im Jahre 1809" im Winkel einer Bauern stube, deren arme« Mobiliar aus roh behauenen, aus Baumstämmen und Brettern zusammengepflockten Sitzen und einem Tisch besteht Die beherrschende Gestalt des Kriegsrates ist Andreas Hofer, über ihn beugt sich der Pater Haspinger, um den auf der Karte geplanten Zug auch zu überdenken, und um beide gruppieren sich sieben andere Führer, die teils überlegend, teils gehorsam zuhörend, den Weisungen Hofers aus der Karte folgen Es ist eine wahre Freude sür einen Berichterstatter, einmal in der Hetzjagd durch die Kunstausstellungen an einem Bilde verweilen und mit Stolz sagen zu dürfen: „Dies ist unser, so laßt uns sagen und so es behaupten!" Im wirklichen Sinne des Wortes hat es bereits der bayerische Staat gethan, indem er das köstliche Bild für die Neue Pinakothek in München angekaust hat, wo Defregger durch das große Bild des „Sturms auf da« rote Turmthor" zwar gut, aber noch bei weitem nicht genügend vertreten ist. Für andere Kunstliebhaber bieten sich in München noch eine tief empfundene Familienidylle aus dem Tiroler Volks leben, der Abschied eines zur Arbeit hinauSziehcnden Holzfäller« von seiner jungen Frau, die ein schlafende« Kind auf dem Schoße hält, und daS Selbstbildnis des trefflichen Künstler-, das eigentlich auch einen Ehrenplatz rn einem unserer deutschen Museen verdient. Auch andere Künstler, die den Ruhm der Münchner Schule in den siebenziger und achtziger Jahren erneuert und befestigt haben, haben un« durch eine stärkere Zusammenfassung ihrer Kraft überrascht. Karl Raupp, der klassische Maler de« Chiemsee« mit seinen Idyllen und Katastrophen, war
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