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Dresdner Journal : 04.10.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-10-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189710044
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18971004
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18971004
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-10
- Tag 1897-10-04
-
Monat
1897-10
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 04.10.1897
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vezn,»»rei«: TNtr Dresden vierteljährlich: r Mark b« Ps., bei den Kaiser lich devts.ven Postanstalte» vierteljährlich 3 Mark; außer halb ves Teutlchcn Reiche- Post- und Eteinpelzuschlaa. Einzelne Nummern: 10 Pf. ^erscheint»: Täglich mit Au-nahme der Sonn- und Feiertage abend«. Fern'pr -Anschluß: Nr. 129». Aatüu»i»un»S»e»ützrru: Für dea Raum einer arspol- lenen Zeile kleiner Schnst kt> Pf Unter „Eingesandt" di« Zeile so M. Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Auffchlag Herausgeber. Königliche Expedition de« Dresdner Journals Dresden, Zwrngerstr. 20 Fernspr.-Anschluß: Nr 129». 230 1897 Montag, den 4. Oktober abends. Ämtlichcr Teil. Dresden, 3. Lktober. Se. Majestät der König haben Sich gestern abend 9 Uhr 53 Min. nach Wien begeben. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. 2m Geschäftsbereiche des Ministeriums der Finanzen, a) Kreis- und Bczirlsfteuer-Berwaltung Angestellt: Assessor Gäbler in Bautzen als juristischer HilsSarbcitcr beim Kreissteuerrathe in Leipzig — Versetzt: der bisherige Finanz- sekrctSr Finanzasseffor Liebert in DieSden als Bezirl-steuer- inlpektor nach Großenhain, der juristische Hilfsarbeiter beim KreiS- fteuerrathe in Leipzig, Assessor vr Hertwig, zum KreiSsteuerrathe mDresden; bie Bczirksfteuersekrctäre Ranft in Leipzig zur Be- zirkeftcuereinaahme in Dresden, Anders in Dresden zur Be- zirksfteuereinnahme Leipzig; die Burcauafsistenten Renz in Zwickau zur BczlrkSsteuereinnahme in Rochlitz, Schaarschmidt in Rochlitz zurBczirtssteuereinnahmeZwickau, Schaarschmidt in Bautzen zur Bezirkssteuereinnahme Plaucn, Altmann in Pirna zur Bezirktsteuereinnahme Bautzen, Teichmann in Plauen zur Bezirlssteucreiunahme Rochlitz, Naumann in Leipzig zur Bezirkssteuereinnahme Pirna, Kops in Rochlitz zur Bezirkssteuereinnahme Leipzig; die Expedienten Zahn in Bautzen zur Bezirkssteuereinnahme Glauchau, Bauer in Glauchau zur Bezirkssteuereinnahme Bautzen, Ludwig in Dresden zur Bezirkssteuereinnahme Schwarzenberg, Kabisch in Leipzig zur Bezirkssteuereinnahme Zittau, Friedemann in Zwickau zur BczirkSsteueleinnahme Kamenz. Schwarz >n Pirna zur Be- zirkSsteuereinnahme Leipzig, Schessel in Zittau zur BezirkS- steucreinnahme in Dresden, Tittmann in Schwarzenberg zur Bezirkssteuereinnahme Pirna, Rösler in Kamenz zur BezirkS- steuereinnahme Zwickau, Hönicke in Oschatz zur BezirkSpeuer- einnahme Grimma, Decker in Grimma zur BezirkSsieuerein- nahme Oschatz — Pensioniert: der Bezirkssteuerinspektor Grösfel in Großenhain. d) Technisches Personal der Steuerverwaltung. Befördert: der VermessungSingenieurafsistent Windisch in Dresden zum Vermessungsingenieur in Zwickau, der VermcssungS- assistent Küttler zumBermessungSingenieurafsistenten, der Geo meter Häßler zum Bermesfungsassistenten — An gestellt als Geometer der Feldmesser Viertel. — Versetzt: die Ver messungsingenieure Dietzel in OelSnitz nach Gr mn.a, Profft in Zwickau nach Lelrnitz. Bei der Verwaltung der Staatseijenbahnen sind er nannt worden: Friedrich Emil Fischer, Flick, Kern und Schenck, zeither StationSassiftenien II Klasse, als StationS- assistenten l. Klasse in Gera (Reuß) S. St -L., Ebersbach, Leipzig I und Altenburg; Herbrig, zeither Wagenrücker, als Weichenwärter II Klaffe in Machendorf; Pretzsch, zeither Slationsarbeiter, als Packer in Königswartha. Geschäftsbereiche Mtutftertum« »r» Kultus und ifsrutltchen Unterricht». Zu besetzen: die zweite Lehrerkelle zu Hausbars. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: außer freier Wohnung im neuerbauien Schul haus: tvoo M. Gehalt, 36 M für Turnunterricht. Be werbungsgesuche sind unter Anschluß der ersordulichen Unter lagen biS zum 19 Oktober bei dem König!. BezirkS- schulinlpektor Schulrat Schütze in Grimma einzureichen; — zwei ständige Lehrerslellcn in Oberlungwitz. Kollator: der Gemcinderat. Einkommen: der AmangSgehalt von 11SO M. steigt vom «. Dienstjahre an aller 2 bis 3 Jahre bis zum Höchstgehalt von 2400 M, dcr mit dem 28. Dienstjahre er reicht wird; außerdem ILO oder 180 M. Wohnungsgeld. Be- werbungsgesuchc mit sämtlichen Prüfungs- und AmtsführungS zeugnisfen bis in die neueste Zeit sind bis zum 17. Lktober bei dem Gemeindcrat in Oberlungwitz einzureichen. Nichtamtlicher Teil. (*nft!ands Besorquiffc. Tie „Hamburger Nachrichten" sind wie kaum ein anderes deutsches Blatt dafür bekannt, dah sie nie ermüden in ihren Ermahnungen, unseren „lieben eng lischen Beltern" gegenüber auf der Hut zu sein. Und daß diese Ausführungen nicht mit guten und überzeugenden Gründen versehen seien, wird man nicht behaupten können Heute begründet das Blatt .seinen bekannten Standpunkt England gegenüber von neuem einem ausführlichen Aussätze. Da bekanntlich "ein großer Teil unsrer demokratischen Prisse seine Begeisterung für das „parlamentarische Regime" ohne weiteres überträgt Kunst und Wissenschaft. Jeremias Gotthelf. Bon Adolf Bartels Von den beiden Tagen, die herkömmlich dem deutschen Dichter und seinem Gedächtnis gewidmet sind, hat „Jeremias Gotthelf" oder Albert Bitzius, der Pfarrer von Lützelflüh im Kanton Bern, den mit Zweckessen, Reden und Tele grammen gefeierten „siebzigsten Geburtstag" nicht erlebt, da er, siebenundfünfzigjährig, bereits 1854 aus dem Leben geschieden ist Den andern, den hundertjährigen Gcburts- und GedächtniStag scheint man heute, wo sich nur wenige noch recht um den großen „Bolksschriftsteller" kümmern, auch vielfach übergehen zu wollen Gottfried Kellers Werke haben die seines Schweizer Landsmanns bei den Gebildeten in den Hintergrund gedrängt — un zweifelhaft zu früh, aber doch sehr natürlich, denn der Kunstler schlägt zuletzt immer den Nichtkünstler Doch Keller selbst hat Gotthelf „ein großes episches Talent oder wenn man will Genie" genannt Und wenn es über die Bedeutung des Epikers entscheidet, ob das Material seiner Geschichten und Gestalten neu, frisch und lebendig, auf unmittelbarer Anschauung beruhend oder konventionell und buchmäßig ist, so gehört der dichtende Pfarrer unbedingt zu den größten Epikern aller Zeiten; denn an Fülle und Frische und Wahrheit des Details erreichen ihn nur die allerersten seiner Genossen Gotthelf wirkt in der That wie die Natur selbst auf uns ein, und es ist nicht ganz zu verwerfen, daß manche seiner gebildeten Verehrer an Homer erinnert haben. Albert BitziuS war am 4 Lktober 1797 zu Murten im Kanton Bern geboren. Er stammte aus einer alten auf das parlamentarische Mustrrland und nicht müde wird, das deutsche Volk in einem englandfreundlichen Sinne zu bearbeiten und ihm insbesondere Angst zu machen vor der angeblichen gewaltigen Uebermacht Englands über alle anderen Nationen, so dürfte es nicht unangebracht sein, den Aufsatz, der sicher nicht ohne Fühlung mit Friedrichsruh veröffentlicht worden ist, abzudrucken Nachdem das Hamburger Blatt auf die Sorgen hingewiesen, die für England aus der allgemeinen politischen Situation und insbesondere auch aus den Vorgängen in Indien, im Sudan und in Südafrika erwachsen sind, führt eS Folgendes aus: In so großen Sorgen zieht England jept gcgenübcr Deutschland andere Sauen aus. Die englische Presse entdeckt einmal wieder den deutschen Vetter So hat z B der „Daily Telegraph" Deutschland zu dem Stapettaus des prächtigen Kriegsschiffe- „Fürst Bismarck" beglückwünscht und den Flotien- plan der deutschen Regierung mit dem Bemerken befürwortet, jeder verständige, weitschauende Engländer hege den Wunsch (I), daß Deutschland auch zur See stark sei. England habe nie mit Deutschland das Schwert gekreuzt, aber ost an seiner Seite ge fochten, und es werde an Deutschland, nicht an England liegen, wenn die natürliche Freundschaft, welche zwischen Teutonen und Angelsachsen bestehen sollte, sich nicht befestige Wie unter anderem aus einer neuerlichen Betrachtung der deutsch- englischen Beziehungen seitens des „Siandard" erhellt, möchte man tn Downing Street wieder in ein bessere-Verhält nis zu dem Deutschen Reiche gelangen. Ter „Standard" steht in engen Beziehungen zu dem gegenwärtig am Ruder befind lichen Kabinett, und ist er auch nicht geradezu offiziös, so be steht doch niemals ein wesentlicher Unterschied zwischen der Auf fassung des jetzigen Ministeriums und derjenigen der „Standard"- Redaktion. Der „Standard" nun bestrettet mit säst komischer Naiveiät, um nicht zu sagen Heuchelei, daß die Engländer gegenüber den Fonschritten des deutschen Handels irgendwelche Eifersucht empfänden, nennt die Meinung, daß England über die deutsche Kolonialbewegung verstimmt fei, „ebenso lächerl'ch, wie wenn in Deutschland jemand vor der englischen Armee Be fürchtungen hege", und behauptet schließlich gar, daß eS „nicht noch zwei Staaten gebe, die so wenig Ursache hätten, miteinan der zu hadern, wie eben England und Deutschland." Dergleichen hat man in England schon sehr oft gesagt, und immer dann, wenn man den deutschen Michel zu einem Ge schäft einsangen wollte, daS notwendig zu seinem Schaden auS- schlagen mußte. Bei der noch immer mangelhaften Entwickel ung des deutschen NationalgksühlS kann man sich leider nicht darüber wundern, daß es trotz aller üblen Erfahrungen noch deutsche Blätter giebt. die sich durch einige gnädige Worte John Bulls hochgeehrt sühlen und alsbald für die Wiederherstellung eines sreundschaflUchen Verhältnisses zu England daS Wort nehmen, obenan natürlich wieder das ehemalige .Wcltbkatt" am Rhein, von dessen geschäftlichen Interessen in London schon mehrfach in der Presse die Rede war. Erörterungen darüber, ob die englische Presse an der .Verhetzung" einen größeren Ante»! habe oder die deutsche, sind ganz und gar verfehlt, vor ollem auch die Annahme, daß die starke Spannung zwischen Deutschland und England auf einer Preßsehde beruhe und mit einer beider seits freundlichen Haltung der Presse wieder verschwinden könne und werde. Das heißt doch die Ursachen der längst zwischen Deutschland und England bestehenden Feindschaft durchaus verkennen oder — verkennen wollen. Eine „Verhetzung" liegt gar nicht vor. Jene Äußerungen der Presse sind auf beiden Seiten der Aus druck der öffentlichen Meinung, und daß die englische Presse durchaus feindselig argen Deutschland losgezogen ist, wie die deutsche in scharfer Abwehr und Kritik gegen England, kenn zeichnet die liefen Gegensätze, welche die Volksseele hüben und drüben bewegen, Gegensätze, welche ein Erge niS historischer Entwickelung sind und nicht mit glatten Worten ausgeglichen werden können. Mag es gewissen deutschen Blättern noch so wenix in den Kram passen: das deutsche Volk hat nun einmal in England seinen gefährlichsten Feind erkannt und läßt sich durch die virtuose Heuchelei der Engländer nicht mehr bethörcn. Deutsche Blätter, denen dafür das Verständnis fehlt, werden die Folgen bald am eigenen Leibe spüren Nach einigen historischen Betrachtungen, die wir wegen Raummangels hier weglassen müssen, heißt es dann weiter: ...In unseien Kriegen 1864, 1866 und 1870 71 versuchte England die alten Praktiken und wechselte wiederum in be kannter eigennütziger Weise die Partei. Bei Beginn des Krieges 1870 71 hielt die englische Politik cs mit Deutschland, weil es, wie schon so ost, die Schwächung des ihm kolonialgcfahrlichcn Frankreichs durch Deutschland wünschte, schwenkte aeer alsbald zu Frankreich ab als es die en Wunsch genügend crsüllt sah und fürchten zu müssen glaubte, daß Deutschland gar zu groß und stark aus dem Kriege hervorgeheu werte England blieb zwar formell neutral, lieferte aber den Franzoicn Kriegsmaterial und stachelte sie zur Fottjetznug des Äiicgcs an, näh-end cs gleichzeitig versuchte, unter Ausnupung der Verwandtschaft ter Berner Fanntte, deren Mttglreder jahrhundertelang Aemter bei dem aristokratischen Regiment des Kantons bekleidet hatten, seine unmittelbaren Vorfahren waren Pfarrer. Sowohl die aristokratische, wie die geistliche Abstammung ist für die Erklärung seine» Wesens wichtig. Den größten Teil seiner Knabenjahre verbrachte er in dem Bauerndorse Utzenstorf und wurde früh in der Welt heimisch, in der seine Erzählungen spielen Mit fünfzehn Jahren kam er auf die Litterarschule nach Bern, zwei Jahre später auf die Berner „Akademie", die mit ihrem sechsjährigen Kursus eine der vielversuchten Verbindungen der oberen Gymnasial- klassen mit der Hochschule bildete. Seine Lieblingvsächer waren Mathematik, Physik und Geschichte; die Theologie hat er nie als reines Brotstudium aufgesaßt, sondern in der Predigerstellung schon früh die Gelegenheit gesehen, in die menschlichen Gefellschaftsverhältnisse als tüchtige« Glied praktisch einzugreifen, weswegen er denn auch das Studium des Menschen, nicht aus Büchern, sondern aus dem Leben, für besonders notwendig für den Theologen erklärte 1820 wurde er Kandidat und Vikar seine« Vaters in Utzenstorf, I82l bezog er die Universität Göttingen, war von 1823 an Pfarrvikar in Utzenstorf, Herzogenbuchsen, in Bern selbst und zu Lützelflüh im Emmenthal, wo er 1832 Pfarrer wurde, sich 1833 ver heiratete und die übrige Lebenszeit bis zu seinem am 22. Lktober 1854 erfolgten Tode zubrachte. Im Jahre 1836 trat er plötzlich und unerwartet mit seinem „Baucrnspiegel oder LebrnSgeschichte de« Jeremias Gott helf" (nach deren Helden er sich fortan als Schriftsteller nannte) hervor — er war damals schon neununddreißig Jahre alt Dies späte Auftreten ist für Art und Natur des Schriftstellers höchst entscheideud und ein Schlüssel zu seinem Wesen Wie ich in einer größeren Studie in den „Grenzboten" eingehend nachgewiesen habe, sieht man sich Höse hemmend auf die deutschen Operationen zu wirken. Auch Deutschland sollte erschöpft werden, damit Eng land wieder den Abschluß des Frieden» leiten und den Löwenanteil davontragrn könnte. Da hatte eS allerdings die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Im Fürsten Bismarck hatte England feinen Meister gesunden, der die englische Politik durchschaute wie vor ihm nur Napoleon l. und Colbert. Taher all der Haß gegen den deutschen Kanzler und allerlei Jntriguen, deren volle Auideckung einer späteren Zeit Vorbehalten scheint Wie England überhaupt seit 1871 alles ausgeboten hat, Deutsch lands Fortschritte im Handel, in Industrie, Schiffahrt und Kolonisation zu hemmen, erfolgreich allerdings erst seit 1890, daran brauchen wir nicht erst zu erinnern. Haben wir doch erst unlängst gezeigt, daß die englische Politik gegen die Aus bildung der inneren Kräfte der Völker in erster Linie gerichtet ist und auch nicht davor zurückschrickt, die den Festlandstaaten von Sozialismus und Anarchismus drohende Gefahr durch Hegen und Pflegen aller Revolutionäre auszunutzen und diese Staaten, weil sie feine Konkurrenten in Handel und Industrie, Schiffahrt und Kolonisation sind, durch Anstiftung von Wirren aller Art bis zur Revolution zu schädigen. Wie die Zurückdrängung der anderen Kolonialmächte aus dem Wettbewerb und das englische Kolonialmonopol stets daS Ziel der doppelzüngigen englischen Pol,cik gewesen ist. so bleibt man in England auch unerschöpflich in der Erfindung von Trugbildern und Schlagworten zur Täuschung seiner Mitbe werber. Wollte England die Festlandstaaten in brudermörde rische Kämpfe stürzen, aus denen eS allein unversehrt und sogar neugestärkt und bereichert hervorging, so ries es „Europa- Freiheit ist in Gefahr". Auch machte es immer viel Wesens aus „dem europäischen Gleichgewicht", proklamierte stets den „Frieden", obwohl eS unaufhörlich Krieg führte und fremde Kriege fchürte, und donnerte gegen den „unaussprechlichen" Türken, wenn es ihm Provinzen abnehmcn wollte. So fehlt c- der englischen Sirene auch nicht an Schmcichelwortrn, mit denen sie den guten deutschen Michel zu bethören hofft. Die große Mehrheit unsere- Volkes bleibt aber, besten sind wir sicher, unempfindlich gegenüber den schönen und gleißne- rischen Worten, die „England in Röten" jetzt findet. Das deutsche Volk und seine Regierung wird und dars sich nicht darüber täuschen, daß England, sobald es Ge legenheit sände, gegen Deutschland ebenso verfahren würde, wie es edrdem gegen Holland, Portugal, Spanien und Frankreich verfahren ist, und diese Gelegenheit würde sich ihm bald genug darbieten, wenn die deutsche Politik abermals auf den englifchen Köder anbeißen und dadurch daS berechtigte Mißtrauen Ruß lands in ihre Zuverlässigkeit Hervorrufen sollte. Wäre Deutsch land dann in Krieg mit Rußland und Frankreich verwickelt, so würde England auf die Sette unserer Gegner treten Eine Warnung vor der englischen Arglist dürste auch hier und da am Platze fein, besonders da, wo ein hoher und idealer Ge dankenflug über die häßliche Wirklichkeit hinwegtäuscht. Tie geschichtliche Betrachtung der englischen Politik klärt über ihre Mittel aus. Die Mittel wechiein, aber das Ziel dieser allzeit arglistigen und doppelzüngigen Poiitik bleibt die Zurückdrängung aller anderen aus dem Wettbewerb in den außereuropäischen Ländern. Tagesgeschichte. Tres-cn, 4. Oktober. Gestern nachmittag 2 Uhr fand bei Sr. Königs. Hoheit dem Prinzen Georg in der Prinzlichen Villa zu Hosterwitz Familientafel statt, an welcher Ihre Königs. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Friedrich August, der Prinz und die Frau Prinzessin Jobann Georg, sowie die Prinzessin Mathilde und der Prinz Albert teilnahmen. Dresden, 4. Oktober Ee. Königs. Hoheit der Prinz Friedrich August hat Sich, von Höchstseinem persönsichcn Adjutanten Ritlmeister v. Tümpling be gleitet, gestern nachmittag nach Wildenthal bei Eiben stock begeben, um einige Tage auf dem dorngen Revier zu jagen. Die Rückk-Hr Sr. Königs. Hoheit erfolgt voiautsichtlich am Mittwoch abend. Tressen, 4. Lktober. Se. Königs Hoheit der Prinz Johann Georg wird Sich in Begleitung des persönlichen Adjutanten Prem erlieuterants v. Nostitz Wallwitz heute abend 7 Uhr 20 Min. rach Berlin und von dort morgen vormittag nach Schweim begeben, um der Beisetzung Sr. Hoheit les Herzogs Friedrich Wilhelm von Mecklenburg Schwerin beizuwvhnen. Tic Riickk.hr Sr. Kömal. Hoheit nach Dresden erfolgt voraussichtlich am 6. Oktober. Dresden, 4. Lktober. Über das Ergebnis der am letzien Sonnabend rergenommenen anderweiten Wahl- männerwahlen liegen folgende amtliche Nachrichten vor: genötigt, bei dem Pfarrer von Lützelfluh das dichterische Talent, so mächtig es auch war, als etwas Sekundäres oder doch an eine andere Kraft Gebundenes und davon Untrennbares anzusehen. Bitzius war, möchte ich sagen, ein Thatmenfch, eine zum praktischen Wirken berufene große Persönlichkeit, die nur, weil dcr Raum mangelte, auf das Schreiben verfiel, nun freilich großartige schrift stellerische und dichterische Gaben entfaltete, aber immer im Dienste der Praxis, nie in dem der Kunst, die er denn auch zu verachten schien. Wenigstens ist bei ihm eine rein dichterische Thätigkeit, ohne praktische Beweggründe und Antriebe, undenkbar, er ist in erster Reihe sozialer Schriftsteller und dann erst Dichter; wer bei ihm von mangelnder ästhetischer Durchbildung redet, versteht sein Wesen gar nicht. Eine solche Durch bildung wird eben nur ein rein künstlerisches Talent erstreben, aber ein Thatmensch, der zu schreiben genötigt ist, wird Naturalist (im alten Sinne) bleiben, und das ist denn auch bei BitziuS der Fall gewesen Hat doch Bitzius von sich selbst gesagt, „mein Schreiben ist ein Bahnbrechen, ein wildes Umsichschlagen nach allen Seiten hin, eine Naturnotwendigkeit gewesen Wie mein früheres Thun kein anderes Ziel hatte als das Schaffen selbst, so hatte ich auch beim Schreiben keine Ahnung, mir Ruhm, eine bedeutende Stellung zu erwerben." Dennoch wäre eS falsch, ihn als unbeeinflußt vom litterarischen Leben seiner und früherer Zeit darzustellen. Mochte sein Schaffen mit Naturgewalt vorbrechen, mochte er den schriftstellerischen Naturalismus nie überwinden, er gehörte doch zu den Gebildeten, hatte, ehe er die Feder ansetzte, in Bern, in Göttingen zahlreiche litterarische Ein wirkungen erfahren, hatte die älteren Schweizer Volktzschrift- steller Jobann Kaspar Hirzel, Ulrich Hegner, Heinrich Zschokke, Pestalozzi, wohl auch I P. Hebel und Jung- Stilling vor Augen Mit seinem „Bauernspiegel" begann 1. Wahlkreis der Stadt Dresden, III. Abteilung: Gewählt wurden 8 Sozialdemokraten 4. Wahlkreis der Stadt Dresden, lll. Abteilung: Gewählt wurden 4 Sozialdemokiaten — II. Abteilung: Gewählt wurden 4 konservative. 18. städtischer Wahlkreis (Marienberg, Oederan, Schellenberg), lll. Abteilung: Gewählt wurden 5 Anhänger der LrdnungSparteien, 1 Reformer 23. städtischer Wahlkreis (Plauen i. V , Mühltroff, Pausa >, III. Abteilung: Gewählt wurden 3 Anhänger der Ordnungsparteien, 27 Sozialdemokraten. 7. ländlicher Wahlkreis (Gerichtsbezirke Bischofswerda und Pulenitz), III Abteilung: G.wählt wurden 1 Konservativer, 1 Fortschrittler S. ländlicher Wahlkreis (BerichtSbezirke Radeburg, Radeberg rc ), III. Abteilung: Gewählt wurde 1 Anhänger der Ordnungsparteien. — I. Abteilung: Gewählt wurde 1 Fort schrittler. 18. ländlicher Wahlkreis (Gerichtsbezirke Lommatzsch, Meißen rc ), II Abteilung: Gewählt wurde I Konservativer 24. ländlicher Wahlkreis (DreSden-Land II), III.Ab teilung: Gewählt wurden 4 Konservative, 2 Sozialdemokraten. 29 ländlicher Wahlkreis (GerichtSbezirkePenig,Burg städt. Rochlitz rc ), II! Abteilung: Gewählt wurde 1 Wahimann unbestimmter Parieirichtung. 33. ländlicher Wahlkreis «Gerichtsbezirke Zschopau, Lengefeld, Wolkenstein rc.), II. Abteilung: Gewählt wurden 2 Konservative. 3S. ländlicher Wahlkreis(GerichtSbezirke Ehrenfrieders dorf, Oberwiesenthal rc ), II Abteilung. Gewählt wurden 2 Kon servative. — 1. Abteilung: Gewählt wurden 2 Konservative. 40 ländlicher Wahlkreis (Gerichtsbezirke Glauchau und Zwickau), III Abteilung: Gewählt wurde 1 Sozialdemokrat. Deutsches Reich. * Berlin. Se. Majestät der Kaiser hallen Sich noch in Rominten auf. — Der Reichskanzler Fürst Hohenlohe ist in Berlin wieder angekommen — DaS Kentern des Torpedobootes „8 26" hat man von einigen Seiten einer mangelhaften Stabilität de» Bootes zugeschrieben, jedoch durchaus mit Unrecht. Bei den Arbeiten zur Bergung der Leichen fand man nämlich das Boot aufrecht auf dem Kiele stehend am Meeresboden vor, das beweist, wie die „Marine-Politische Korrespondenz" erklärt, daß eS sich im Sinken vermöge der richtigen Schwerpunktlage von selbst aufgerichtet hat, obgleich es kieloben unter dem Wasserspiegel verschwand. Es geht daraus hervor, daß e» ausschließlich höhere, elementare Gewalt war, die da» Boot in dem krausen, durch Grundsee und Strömung aufgewühlten Seegange zum Umschlagen brachte. Ehe die« der See gelang, hat da« Boot nach Aussage des Kommandanten de« Division«bootev, Kapitänlieutenant« Schäker, längere Zeit in der Sritenlage getrieben, ein Beweis, daß es noch ein starkes Aufrichtungsvermögen besaß. Den enormen elementaren Gewalten vermögen aber selbst größere und größte Seeschiffe nicht immer zu widerstehen, ein Schluß auf die Nichtseetüchtigkeit der deutschen Torpedoboote ist daher aus solchem elementaren Unglücksfall nicht zu ziehen — Zu der Blättermeldung über einen Zusammenstoß zwischen Matrosen des deutschen Kriegsschiffes „Kaiserin Augusta" mit einem griechischen VolkS- haufen erfährt die „Nordd. Allg. Ztg", daß bei einer Schlägerei zwischen mehreren Seeleuten von der Mann schaft der „Kaiserin Augusta" und einigen Griechen, an der sich die umstehende Volksmenge beteiligt habe, zwei Matrosen leicht verletzt worben seien. Auf den zur Ab holung der beurlaubten Mannschaften entsandten Offizier und das abholende Boot wurde mit Stühlen geworfen. Am nächsten Morgen erschien im Auftrage der griechischen Regierung der Hafenkapitän von Munichia und am Tage darauf der griechische Ministerpräsident persönlich an Bord der „Kaiserin Augusta", um dem Kommandanten ihr tiefstes Bedauern über dies Vorkommnis auszusprechen und strengste Bestrafung der Schuldigen zuzusichern. — Wie die „Nordd Allg. Ztg." hört, ist e« richtig, daß der Bau von Avisos für die deutsche Marine ein gestellt werden soll Außer den Panzerschlachtsckiffen und Küstenpanzcrn sollen künftig nur große und kleine gepanzerte Kreuzer gebaut werden, von denen letztere in der gleichen Weise und zu den gleichen Zwecken wie bisher die Avisos verwendet werden sollen. Es wirv au» diese Wei'e ein Schiffslyp vermieden, der sich überlebt hat. Nebenher bleiben natürlich Torpedo- ein neuer Zeitabschnitt der Votlsschiloerung. Eine Levens darstellung, die das Bauernleben mit gewaltiger Kraft als eine Welt für sich hinzustellen wagte und zugleich die un erbittliche Wahrheit der Lebensdarstellung, wenn nicht zu poetischen Zwecken, doch im Ganzen mit poetischen Mitteln d h mit solchen der Anschauung durchsührte! Ein Natura lismus, der nichts verschweigen, nichts verdrehen, nicht komponieren, nicht verklären und verschönern, kurz nicht die Poesie der Dinge, sondern die Dinge selbst geben will, genau, wie sie sind! Gotthelf, der freilich an eine neue Kunstrichtung nicht im entferntesten dachte, konnte sich mit vollem Recht rühmen, daß er die Wahrheit gegeben habe, denn er hatte fast vierzig Jahre, unter den Menschen und Zuständen gelebt, die er schilderte Der „Bauernspiegel" wurde nach C Manuels Wort das Ur- und Vorbild, das Programm von Gotthelfs sämtlichen Schriften „Uli, der Knecht"' (1841), „Uli, der Pächter" (1849), „Leiden und Freuden eine« Schul meisters" (1838 bis 1839), „Die Käserei in der Veh- freude" (1843), „Der Geltstag" (1846), „Geld und Geist" (1850) u a wurzeln in dieser ersten energischen Darstellung de« Vermischen Bauernlebens, Bitzius schildert das Bauernleben als eine Welt für sich, man möchte fast sagen als die Welt; seine Werke enthalten in der That die ganze Natur- und Kulturgeschichte des schweizerischen Bauerntum«, ja des westeuropäischen Bauerntums über haupt und werden deshalb ihren Wert behalten, auch wenn der letzte wirkliche Bauer gestorben ist — Muß man ohne weitere« zugeben, daß der Schriftsteller in einzelnen Werken wie die kleinere Erzählung „Wie fünf Mädchen im Branntwein jämmerlich umkommen" (1839) zum grellen NaturaliSmu« im modernen Sinne hinübrrneigt, daß einzelne Bücher, ». B „Wie Anna Bäbi Jowäger hau«haltet" (1843), „Zeitgeist und Bcrnergeist" (1852), „Erlebnisse eine« Schuldenbauer«" (1854), ihren Schwer-
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