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Dresdner Journal : 08.10.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-10-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189710080
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18971008
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18971008
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-10
- Tag 1897-10-08
-
Monat
1897-10
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 08.10.1897
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vez»,«Lrei«: ^Sr Dresden vierteljährlich: 2 Mark bv Ps, bei den Kaiser- lich deutschen PostanstaUen vierteljährlich »Mark; außer halb de« Deutschen Reiche« Post- und Stempelzuschlaa. -Einzelne Nummern: 10 Ps. Srschciae«: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend«. Fern-pr -Anschluß: Nr12S5 Vrtsdnn M Journal. «»lK»Li»»»»«»rtLhre»: Fitr den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift »0 Ps Unter „Eingesandt" die Zeile LV Pf Bei Tabellen- und Zifferusatz entsprechender Aufschlag Her« »««eher: Königliche Expedition de« Dresdner Journals Dresden, Zwlngerstr 20. Fernspr.-Anschluß: Nr. 12-5 1897 ^§234. Freitag, den 8. Oktober abends. Amtlicher Teil. Dresden, -l. Oktober. Se Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Oberlehrer am Real gymnasium zu Döbeln Okonomierat Johann Friedrich Wilhelm Roth das Ritterkreuz l.Klasse vom Albrechts orden zu verleihen. Wekanntrnachung, die Bersammlung der Stände des Königreichs Sachsen zum nächsten ordentlichen Landtage ' betreffend. Se Majestät der König haben beschlossen, die ge treuen Stände des Königreichs Sachsen zu einem gemäß tz 115> der Verfassungsurkunde abzuhaltenden ordentlichen Landtage auf Leu 9. November dieses Jahres in die Residenzstadt Dresden einberufen zu lassen. Allerhöchstem Befehle gemäß wird Solches und daß an die Mitglieder beider Ständischer Kammern noch besondere Mifsiven aus dem Ministerium des Innern ergehen werden, hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, den 8. Oktober 1897. Äesammtmi nister in m. Schurig. v. Metzsch. Meister. Eruenuuufteu, Versetzungen rc. im öffentliche« Dienste. I» «eschiftSberetche «e« «iaifteriums »e« Kult»« un« öffentlichen Unterricht«. Erledigt: die 2. ständige Lehrerstelle zu Hintrrhermsdors. Kollator: das König!. Ministerium des Kultur und öffentlichen Unterrichts. Tie Stelle gewährt außer freier Wohnung und Gartcngenuß ein jährliches Einkommen von 10c0 M und 10 M. für kirch lichen Au-Hilsedienst Außerdem werben 36 M. für Fort- bildungSschulunterricht und 36 M für Turnunterricht in Aus sicht gestellt Gesuche sind an den Kollator zu richten und mit den erforderlichen Beilagen bis zum 27. Oktober an den Königl. Bezirksschulinspektor Schulrat Lehmann zn Pirna rin- zureichen. Nichtamtlicher Teil. Zu Spanien kündigen sich nach dem erfolgten Kabinettswechsel allerlei eingreifende Veränderungen an. Das neue liberale Ministerium beeilt sich, seine Anhänger an den wichtigen Stellen des inneren und auswärtigen Dienstes zu plazieren, und gedenkt sodann mit diesen ausführenden Kräften an die Behandlung der großen politischen Ausgaben mit aller Energie heranzugehen Neueinrichtung des Finanzwesens, Reformen in der Justiz, Änderungen in der Verwaltung der Kolonien bilden die Hauptpunkte des Arbeitsprogramms, welches das Kabinett Sagasta aufgestellt hat und mit dem es den eigensten Wünschen der Königin Regentin ent spricht. Man weiß, daß die Fürstin mit ihren per sönliLen Gefühle» immer zu der konservativen Partei geneigt hat, und könnte daher, auch ohne eine weitere Kenntnis der Dinge, mit Sicherheit annehmen, daß die allgemeine Lage unhaltbar, die Schwierigkeiten un lösbar geworden sein müssen, ehe die Königin sich ent schlossen hat, einen Wechsel des Ministeriums herbei zuführen. In der That verlangten die Verhält nisse dringend nach einem Wandel, sowohl die inneren mit der schlechten Finanzwirtschaft, der wachsenden Bestechlichkeit und der anarchistischen Ge fahr, wie auch die äußeren mit der Erfolglosigkeit Kunst und Wissenschaft. K. Hoftheater. — Am 7. d Mts: Zar 350jährigen Geburtstagsfeier des Don Miguel de Cervantes. Zum ersten Male: „Die wachsame Schildwache". Zwischen spiel in einem Akt nach Cervantes bearbeitet von Rudolph Germe Darauf: „Verbotene Früchte" Lustspiel m drei Aufzügen, nach einem Zwischenspiel des Cervantes von Emil Gott. Der Name des Miguel Cervantes gehört zu den gefeiertsten der Weltlitteratur, und ein Dichter, besten er fundene Gestalten durch Überlieferung nicht bloß auf den Lippen, sondern vor den Augen von Hunderttausenden leben, die niemals einen Blick in den „Don Quixote" gethan, geschweige denn den Roman gelesen haben, steht nicht in Gefahr, je vergessen zu werden Aus der gleichen Überlieferung, die den edlen Junker aus der Manch« und seinen Schildknappen Sancho Pansa in jedermanns Ge dächtnis leben läßt, stammt auch eine schattenhafte Vor stellung, daß das Leben de« größten Romandichters selbst ein Abteurerroman, bunt, abwechselungsreich, voll von allem, was der Mensch in Luft und Leid erfahren kann, gewesen sei Schlachten und Wunden, Sklaverei und Be freiung, Liebe und Lorbeeren, Schmerzen und Nieder lagen, Kerker und Köniashöse, Ruhm und würde voll getragene Armut, alle Kapitel im großen Buch des Menschenschicksals, finden sich im Leben des großen Spaniers, der der romantische Gegenfüßler seines größeren germanischen Zeitgenosten, Shakespeares, gewesen ist. Cervantes erblickte am S. Oktober 1547 zu Alcala de Henares das Licht So sind dreihundertundfünfzig Jahre seit seiner Geburt verflossen, und zu den selt samen Abenteuern seines wechselvollen Dichterleben« mag es gerechnet werden, daß es eine Bühne ist, die feiernd feiner gedenkt. Denn zu den Drangsalen seines Leben- aller vom Lande gebrachten Opfer insbesondere auf Cuba. Dazu kam die parlamentarische Situation, die nach der Spaltung im konservativen Lager unheilbar geworden war, um die Krone, da sich für ein der Königin an sich nicht unwillkommenes Kabinett unter Martinez Campos und Silvela, dem Führer der kon servativen Dissidenten, infolge der zunächst unver söhnlichen konservativen Fraktionen nur geringe Lebcnsaussichten zeigten, zu neuerlichem Zurückgreifen auf die Dienste SagastoS zu veranlassen. Die ersten Beschlüsse des neuen Ministeriums stellen d.nn auch schon einen entschiedenen Anlauf zur Lösung der Hauptfragen der spanischen Politik ge mäß den Absichten der Krone dar. Die schwierigste, zumindest die nächstliegende Aufgabe bietet die cuba- nische Angelegenheit. In dieser hat sich Sagasta be reits früher für den Bruch mit dem alten Regressiv system ausgesprochen, und so ist denn vorgestern im Ministerrat beschlossen worden, Cuba Äutonomie unter der Oberhoheit Spaniens zu bewilligen und den Krieg fortzuführen, so lange cS nötig sei, das heißt wohl, solange die Aufständischen auch nach Gewährung der Selbstverwaltung die Waffen niederzulegen nicht gewillt seien. Dieser Beschluß macht natürlich einen Wechsel des Gouverneurs der Insel notwendig. General Weyler wird, so heißt es, noch in diesem Monat abberufen werden. Das Kabinett scheint sogar vorausgesehen zu haben, der Genannte werde von selbst sofort seine Entlassung geben, da er doch nicht der Mann für das neue System sei. In dieser Erwartung ist Sagasta indes getäuscht worden; General Weyler hat nicht nur den Gedanken an Demission weit von sich gewiesen, sondern auch als bald, um den Beschlüssen des Ministenums ein Paroli zu bieten, eine feierliche Sympathiekundgebung in Havanna für seine Person und sein Wirken ver anstalten lassen und außerdem noch den liebevollen Versuch gemacht, durch Angriffe auf Martinez Campos und einige andere Generäle die hohen Militärs in Zwist untereinander zu bringen und damit der neuen Regierung eine Verlegenheit zu schaffen. Im Lande der Pronunciamientos hat diese- Vorgehen eines Generals gar nichts Verblüffendes, aber im vorliegenden Falle doch etwas sehr Gefährliches, was die Regierung auch zu erkennen scheint. Sie hat die die Generale betreffende Angelegenheit dem Generalstaatsanwalt zugewiesen und wird im übrigen nun wohl mit der schlanken Abberufung Weylers nicht zögern. Es wäre wenigstens in der gegen wärtigen Zeit, wo Schwierigkeiten sich auf allen Seiten zeigen, und noch dazu gleich beim Antritt des Kabinetts eine gefährliche Sache, wenn die Regierung sich besinnen würde, den General zu maßregeln, der nicht einmal Erfolge für sich hat und mit dessen System unbedingt gebrochen werden soll. Wie die Maßnahmen Sagastas in Bezug auf Cuba ausgchen werden, läßt sich schlecht Voraussagen Man kann im Interesse des Heimatlandes nur wünschen, daß der Zeitpunkt für die Gewährung der Selbstverwaltung nicht schon verpaßt sei, daß die Aufständischen sich an diesen Reformen, über die hinaus ja nur mehr die Preisgebung der Insel übrig bliebe, genügen ließen. Ein etwas leichteres Spiel wird das liberale Kabinett in der inneren Politik haben, da die Wahlen für dasselbe keinesfalls eine ungünstigere Situation, als es die jetzige ist, viel eher bei dem anhaltenden Zwiespalt zwischen den Konservativen eine günstigere ergeben dürften. (NU französisches Reqieruuqsprottramm. Am Sonntag hat der französische Minister des Innern, Hr. Barthou, zu Bayonne auf einem Bankett eine politische Neoe gehalten und darin einen wohl vorbereiteten Angriff auf die Radikalen und Sozicl demokraten gemacht Er hat zugleich den Anhängern der Ministeriums Weg und Richtung gewiesen und ihnen Aufklärung über die Gründe gegeben, warum man nicht zu einer sofortigen Auflösung der Kammer geschritten ist, obgleich verschiedene Gründe für eine solche Maßregel zu sprechen schienen. Hr Barthou hat unter großem Beifall gesprochen, sich so klar und entschieden über die Absichten des Kabinetts aus gelassen, daß seine Rede als ein vollständiges Regierungsprogramm, mit Ausschluß der auswärtigen Politik, gelten darf. Als die drei wichtigsten Punkte dieses Programms sind die Stellungnahme gegen die Radikalen und Sozialdemokraten, die Anforder ungen an das Beamtentum und die parlamentarische Reform anzusehen. An die Rede, die, wie der Beifall der gemäßigten Blätter und die wütenden Ausfälle der Opposiiionsblätter beweisen, mehrfach den Kern der Dinge getroffen hat, knüpft der „Hamb Corresp." die nachstehende Betrachtung: Hr. Barthou hat darüber keinen Zweifel gelassen, daß das gegenwärtige Ministerium auch nicht entfernt daran denkt, sich auf die sogenannte „Konzentration" einzulassen. Fast alle Ministerien, die radikalen sowohl wie die gemäßigten, sind daran gescheitert, daß sie nicht wagten, dir Homogenität sür ihr erstes Prinzip zu erklären Die radikalen waren freilich bei ihrer inneren Schwäche genötigt, die Unterstützung der ge mäßigten Partei zu suchen und einige Vertreter von ihr in sich aufzunehmen Dagegen war es eine starke, allerdings von Carnot und anfänglich auch von Hrn. Faure befürwortete Schwäche, wenn sich gemäßigte Ministerien, aus Furcht, sür reaktionär zu gelten, mit den Radikalen zu paktieren suchten. Davon will da- gegenwärtige Ministerium, und zwar, wie eS deutlich au- den Worten BarthouS hervorgeht, unter Zustimm ung des Hrn Felix Faure, so wenig etwas wissen, daß e- vielmehr da« Tischtuch zwilchen ihm und den Radikalen sür vollständig zerschnitten ansieht. Wir sagten mit Zustimmung des Hrn Faure Dieser fühlt sich nämlich ersichtlich in seiner Stellung durch seine jetzigen persönlichen Beziehungen zum Zaren und durch die Anerkennung, die jein taktvolles und gejchiektes Verhalten in dem nicht leichten Verkehr mit den russischen Freunden im ganzen Lande gesunden hat, stark befestigt. So ist er von seiner ansänglichen zwischen den Par teien schwankenden Haltung um so mehr zurückgelommen, als er damit zugleich im Sinne des Kaisers Nikolaus handelt Ein französische- Ministerium ist aber bei der gegenwärtig in der Kammer geltenden Geschäftsordnung niemals sicher, einmal un vermutet überrumpelt zu werden. Das kann auch dem Mini sterium Möline geschehen, obgleich e- schon zu den langlebigsten gehört, die in der französischen Republik gewaltet haben „ES hat", sagte Hr Barthou, ,das ungewöhnlich lange Dasein von 17 Monaten Himer sich und denkt, noch lange zu leben." Diese Thatsache und die frische und sichere Zuversicht, die sich in diesen Worten wie in der ganzen Rede BarthouS autspricht, stachelt natürlich die Opposition auss neue zu dem surchlbarsten In grimm, und sie wird deshalb mit um so größerer Anstrengung oie Versuche erneuern, das Kabinett, sei es durch fortwährendes Bedrängen oder durch Überrumpelung, zu Fall zu bringen. Für diesen Fall, und das ist von besonderer Wichtigkeit, hat sich da- Ministerium offenbar die Auslösung der Kammer Vorbehalten. Es wollte diesen Trumps nicht zu früh aus der Hand geben. Hr Barthou sagte nämlich: „Tie Kammer auslösung ist in schweren Krisen ein äußerstes Heilmittel. Hoffentlich brauchen wir dirs Mittel nicht anzuwenden. Wer aber wollte sich diesen entscheidenden Rekurs an das allgemeine Stimmrecht versagen in der Stunde unlösbarer Krisen, wo der Zwist der Parteien und die Ohnmacht des Parlaments das unregelmäßige Funktionieren der öffentlichen Gewalten un möglich machen?" So spricht niemand, der nicht entschlossen ist, dieses Nuttel gegebenen Falles anzuwenden, und der sich nicht sicher ist, daß ihm dafür der nötige Rückhalt zu Gebote steht. Man darf es also als sicher annehmen, daß der Präsi dent der Republik dem Ministerpräsidenten zugesagt hat, ihm im Falle einer ernsten Krisis nichts gegen eine Auslösung der Kammer in den Weg zu legen. Sehr anerkennenswert war auch der Mut, womit Hr. Barthou den Finger in die schwere Wunde des parlamen tarischen Systems, so wie es in Frankreich gehandhabt wird, legte Es rsi das der Obstruktion, die sich durch das unbe schränkte Jnterpellationsrccht nach Belieben ins Werk setzen läßt Obgleich die gegenwärtigen Minister eine große Vir tuosität darin bekundet haben, die Interpellanten abzusühren, hat man sie doch seit ihrem Regierungsantritt mit 36 An fragen und 65 Interpellationen belästigt. Tas geschieht durch aus nicht rn sachlichem Interesse, sondern nur, um den Ministern Verlegenheiten zu bereiten und sich an ihre Stelle zu setzen So wird jede Reform, wenn nicht unmöglich, so doch unsagbar verschleppt Wer diese Dinge vcrsolgt hat, kann Hrn. Barthon nur zuftimmen, wenn er sagte: eine Reform der Geschäfts ¬ ordnung der Kammer ist der Schlüssel zu allen übrigen Re- sormen Danach darf man wohl annehmen, daß dieser böse Punkt den Wählern sür die Neuwahlen besonders ans Herz gelegt sein soll, und eS ist im Interesse einer ruhigen und ge deihlichen Entwickelung des Lande- nur zu wünschen, daß die Bevölkerung diesem Verlangen entspricht Davon, daß da- Ministerium die Wahlen leiten und dem gemäß auch noch nach den Wahlen am Ruder bleiben wird, ist Hr. Barthou vollkommen überzeugt, und wenn man in gc- mäßigten Kreisen der Meinung gewesen ist, daß er za diesem Zweck bei dem kürzlich vorgenommenen Präsektenschub noch zu milde verfahren ist, so hat er deutlich durchblicken lassen, daß er die Regierunglautorität noch weiter zu wahren sest ent schlossen ist Er Hal den Beamten nicht verhehlt, daß er un bedingt aus ihre Treue rechnet Mit der theoretischen Schwärmerei der Franzosen für die Freiheit stimmt da- freilich nicht; aber sie haben sich trotzdem schon ost innerlich gestanden, daß sie sich nach allen Seiten am besten besundrn haben, wenn eine starke und seste Autorität über ihnen waltete. Sie haben dabei noch die Genugihuung, daß namentlich der Zar, wenn sie sich schicken, besonders mit ihnen zufrieden sein wird Cagesgeschichte. Dresden, 8. Oktober. Von den vorgenommenen anderweiten Wahlmännrrwahlen liegen heute die letzten Ergebnisse in folgenden amtlichen Nachrichten vor: tl ländlicher Wahlkreis (GerichtSbezirke Neustadt, Schandau, Sebnitz). UI Abteilung: Gewählt wurden 3 Konser vative, 1 Anhänger der Ordnung-Parteien, 1 Freisinniger, 1 Sozialdemokrat, 2 unbestimmter Parteirichtung. — II Ab teilung: Gewählt wurden 3 Konservative, 2 Anhänger der Ordnungsparteien, 4 unbestimmter Parteirichtung. — I. Ab teilung: Gewählt wurden 2 Konservative, 1 Anhänger der Ordnung-Parteien, 1 unbestimmter Parteirichtung. 2l ländlicher Wahlkreis (Gerichtsbezirke', Grimma, Wurzen). III. Abteilung: Gewählt wurden 4 Konservative — II. Abteilung: Gewählt wurden 2 Konservative. — I. Ab teilung: Gewählt wurden 2 Konservative. Deutsches Reich. * Berlin Se Majestät der Kaiser erledigten gestern in Hubertusstock Regierungsgeschäfte — Der Lippesche Kabinettsminister vr jur. Miesitschick v. Wischkau ist zum Bundesratsbevollmächtigten für das Fürstentum Lippe ernannt worden — Der Bundesrat hat gestern seine Sitzungen wieder ausgenommen und einem Ausschußantrage, be treffend Ausnahmen vom Verbote der SonntagSarbeit im Gewerbebetriebe, die Zustimmung erteilt Den zuständigen Ausschüßen überwiesen wurden ein Antrag Baden«, be treffend Abänderung der Bestimmungen über die Samm lung von Saatenstands- und vorläufigen Erntenachrichten, ein Nachtragsantrag Preußen«, betreffend die Ausführung de« Börsengesetze« vom 22. Juli 1896, das Abkommen zur Regelung einiger Fragen de» internationalen Privat recht« vom 14. November 1896, der Entwurf einer Ver ordnung über die Ausführung der am 9. September 1896 zu Bern abgeschlossenen Übereinkunft wegen Bildung eine» internationalen Verbandes zum Schutze von Werken der Litteratur und Kunst, der Entwurf eine« Gesetze« für Elsaß-Lothringen wegen Abänderung de» Sparkassengesetzes vom 14 Juli 1895 und die allgemeine Rechnung über den Landeshaushalt von Elsaß-Lothringen für da« EtatS- jahr 1893 94. Die Reichstag-beschlüffe zu Petitionen, betreffend Anrechnung von Militärdienstzeit auf das Be soldungsdienstalter, und zu einer Petition wegen Bekämpf ung des Mädchenhandels wurden dem Reichskanzler über wiesen Von der Übersicht der Ergebnisse de« Heeres- ergänzungSgeschäftes für da« Jahr 1896 und der Vorlage, betreffend die Thronfolge im Fürstentum Lippe, wurde Kenntnis genommen Endlich wurde die Wahl eine« stellvertretenden Mitgliedes im BörsenauSschuffe angenom men und über mehrere Eingaben Beschluß gefaßt — An der gestrigen Sitzung des Staats ministeriums nahmen außer sämtlichen aktiven Staats ministern auch die Staatssekretäre des Schatzamt« und der Justiz, Frhr. v Thielmann und Nieberding, der Staatssekretär des MarineamtS, Kontreadmiral Tirpitz, und der Vertreter des Auswärtigen Amts, Botschafter v Bülow, teil Wie die „Post" hört, habe die Vorlage des Staatssekretärs Tirpitz die Billigung des StaatS- ministerium« gefunden und sei bereits, ebenso wie der Entwurf betreffend die Entschädigung unschuldig Ver urteilter, dem Bundesrat zugegangen. — Ob diese Nach richt sich auf thatsächliche Ünterlagen gründet, steht dahin. hat e« auch gehört, daß der große Dichter, obschon er einen guten Teil seines Geistes und seiner Kraft dem Theater geopfert hat, auf den trügerischen Brettern nur vorübergehend Fuß fassen konnte und die versuchte späte Rückkehr zur dramatischen Dichtung mit schweren Enttäuschungen bezahlen mußte Bald nachdem er sich gezwungen gesehen hatte, sein Leben auf den Ertrag seiner Feder zu stellen, begann er, etwa seit 1584, der Madrider Bühne eine Reihe von Schauspielen zu liefern, von denen „Der Verkehr in Algier" und die Tragödie „Numancia" einigen Erfolg erlangten Cervantes rühmt sich zwar, daß er der erste gewesen sei, der die verborgenen Gedanken und Träume der Seele dargestellt und unter allgemeinem und freudigem Beifall der Zuschauer allegorische Figuren auf die Bühne gebracht habe, er beteuert, daß er in den achtziger Jahren des sechzehnten Jahrhunderts zwanzig bi« dreißig Schauspiele schrieb, „die sämtlich ausgeführt wurden, ohne daß man sie mit einer Opfergabe von Gurken oder sonstigen werfbaren Dingen bedacht hätte. Sie durchliefen ihre Bahn ohne Pfeifen, Geschrei und Toben" E« unterliegt aber keinem Zweifel, daß er al» Dramatiker bald vor seinem glänzenden Rivalen, dem fruchtbaren und im besten wie schlimmsten Sinne echt nationalen Bühnendichter Lope de Vega, dem Schöpfer und Gesetzgeber de» spezifisch-spanischen Dramas, zurück treten mußte Die einfachere, an älteren Vorbildern ge schulte Kompositionsweise des Cervantes, der Mangel spannender Verwickelungen, kühner Steigerungen und berauschender Diktion, brachte Cervantes in Nach teil Er zog sich von der dramatischen Thätigkeit zurück und errang mit dem ersten Teil seine» großen humoristi schen Romanes „Don Quixote" und seinen „Muster novellen" Erfolge, die seine früheren theatralischen weit hinter sich ließen Aber wie so vielen Dichtern nach ihm, war ihm der Gedanke unerträglich, von der Bühne au«- geschloffen zu sein. Mit Glück und der ganzen Frische realistischer Charakteristik und Sittenschilderung, die er al« Novellist bewährt hatte, griff er eine ältere Form des spanischen Dramas, die Zwischenspiele, mit denen Lope de Rueda und seine Zeitgenossen ihr Publikum entzückt hatten und die eine starke Verwandtschaft mit unseren deutschen Fastnachtsspielen und Hans Sächsischen Schwänken zeigen, wieder auf. Doch die Zeit sür diese einaktigen Stücke war vorüber. Und der weitere Anlauf, den Cervantes nahm, auch durch größere Schauspiele mit Lope de Vega in die Schranken zu treten, mißglückte gänzlich In seiner Auffassung des Dramas verzweifelnd, versuchte Cervantes mit acht Schauspielen in der Weise der Modedichter oder vielmehr des Modedichters zu wirken und ent faltete in bunter Neuheit phantastischer Erfindung, im verwirrenden Wechsel der Situationen, in unglaublichen Wundern und äußersten Theatereffelten gerade so viel davon, daß einzelne allzu Scharfsichtige auf den Glauben gerieten, er habe mit seinem „Glücklichen Halunken", seiner „Großen Sultanin", seinem „Tapferen Spanier"' rc. Lope de Vega und dessen Schüler nur parodieren wollen. Dem war leider nicht so, obschon viel unbewußte Parodie in diesem Ausgreifen der bedenklichsten Motive und Gestalten de» Lopeschen Dramas lag Die späteren Komödien des Cervantes blieben unausgeführt, und al» der Dichter sie mit den Zwischenspielen zusammen drucken ließ, so un beachtet, daß der Band von 1615 zu den größten Selten heiten gehört Erst lange nach dem Tode de» Dichters, als der „Don Quixote" und die Novellen ihren Weg durch die Welt gemacht hatten, erinnerte man sich auch der dramatischen Versuche des Dichter» und so wohl die „Numancia" seiner ersten dramatischen Periode als die neuen Zwischenspiele „Das Ehegericht", „Gauners Witwerstand", „Die Alcaldenwahl von Da- ganzo", „Die wachsame Schildwache", „Der falsche Bis- cayer", „Da» Wundertheater", „Die Höhle von Sala manca", „Ter eifersüchtige Alte", „Die beiden Plapper zungen" wurden nach Gebühr gewürdigt, neu heraus gegeben, vielfach übersetzt, in» Deutsche u a durch AW Schlegel, de la Motte Fouque, Schack, Dohrn und Her mann Kurz. Die Einwirkung der mächtigen und glücklichen Phan tasie des Cervantes aus die Bühne ließ sich von den Brettern nicht ebenso ausschließen, wie man die Stücke des Dichters selbst ausgeschloffen hatte. Die unvergäng lichen Typen des „Don Quixote" wurden in zahlreichen dramatischen Nachbildungen lebendig, die Novellen des Cervantes haben mehr als einmal die Grundlage für ro mantische Dramen, Singspiele und Lpernterte abgegeben, wenn auch die Benutzung nicht überall so ehrlich ein gestanden und so allgemein bekannt wurde, wie die Dra matisierung der Prachtnovelle „Die kleine Zigeunerin von Madrid" in P A Wolffs Schauspiel „Preciosa", das sich durch C M. v Webers Musik auf unsern Bühnen erhalten hat „Die wachsame Schildwache" ist nach dem „Wunder theater" und der „Höhle von Salamanka" wohl das wirk samste Zwischenspiel des Cervantes Der Inhalt des kleinen Schwanke» läßt sich in wenige Worte zusammcn- faffcn Der Held ist ein verliebter, höchst eitler Soldat, dessen einziger verpfändbarer Besitz au» einem höchst wertvollen, weil von ihm gebrauchten Zahnstocher und einer zer fetzten Schärpe besteht Er liebt die vielbegehrte, freundliche Magd Christine Leider aber steht ihm der bereit« wohlbestallte Untersakristan Pasilla» al« be günstigter Nebenbuhler im Wege. Er beargwöhnt und vertreibt al« wachsamer Posten jeden, der sich dem Hause der Geliebten naht oder au« demselben kommt, den Hausherrn selbst nicht ausgenommen, aber zuletzt muß er sich der Entscheidung der Geliebten unterwerfen und be gnügt sich, al« diese den Pasillas vorzieht, mit einer Ein ladung zum Hochzeitsschmau« Den in seiner ursprüng lichen Gestalt uns ziemlich altmodisch, um nicht zu sagen spanisch anmutenden Schwank hat R Gens« geschickt zu einer recht annehmbaren Gesangspoffe uwgeftaltet Sämt liche Darsteller trugen durch flottes Spiel da» ihre zum
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