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Dresdner Journal : 24.09.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-09-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189709248
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970924
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970924
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-09
- Tag 1897-09-24
-
Monat
1897-09
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 24.09.1897
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Bezugspreis: Für Dresden vierteljährlich: 2 Marl r>o Pf., bei de» Kaiser lich deutschen Postanstalten vierteljährlich S Mark; außer halb des Deutschen Reiche- Post- und Steinpelznschlaa. Einzelne Nummern- iv Pf. Erscheint«: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend-. Ferwpr -Anschluß: Nr12S5. Ankündigunn-gebührtn: Für den Rauni einer gehal tenen Pfeile kleiner Schrift in Pj. Umrr „Eingesandt" dir Zeile SV Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Ausschlag Herausgeber: Königliche Expedition de- Dresdnrr Journals Dresden, Zwingerstr. 20 Fernspr-Anschluß: Nr. 13S5. 1897. 222 Freitag, den 24. September abends. MM" Wir ersuchen unsere geehrten Post- bezieher um rechtzeitige Erneuerung der Be stellungen bei den betreffenden Postämtern, da mit in der Zustellung der bezogenen Exemplare keine Unterbrechung eintritt. König!. Expedition -es Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Tres-cn, 24. September. Sc. Majestät der König baden Allergnädigst geruht zu genehmigen, daß der Staats- und Justizminister vr Schurig den ihm verliehenen Oessirreichischen Orden der eisernen Krone t. Klasse annehme und trage. Erncnuuugeu, Versetzungen re. im öffentlichen Tienfte. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums -e- Kultus und öffentlichen Unterrichts. Zu besetzen, die Lehrer stelle in Burkersdorf. Kollator: da- König!. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Gehalt: 1050 M. Schulgehalt, freie Amtswohnung und Gartengenuß Meldungen find mit sämtlichen Zeugnissen bis zum lü. Oktober an den Königl BezirkSschulinspekior Schulrat Wanzeman in Cölln-Elbe einzureichen. Nichtamtlicher Teil. Tic Athener Hnudgebungen gegen den Friedens: vertrag entsprechen durchaus dem bisherigen Verhalten der griechischen Chauvinisten. Die Hitzköpfe, die im Früh jahr aus englischen Beistand hoffend das wildeste Kriegsgeschrei erhoben, faseln heute auch am lautesten von nationaler Ehre und ihrer Verletzung durch die Abmachungen in Tophane. Sie vergessen, welches Unheil durch die Kriegspartei über das Land ge kommen ist, und setzen sich in Positur, als wenn aus den Besiegten von Larissa, Pharsalos und Tomokos über Nacht lauter Helden geworden wären. Nach einem beispiellos frevelhaft begonnenen und schmählich durchgefühlten Feldzüge zeigt man sich in Alhen blind gegen die von den Großmächten für Griechen land erwirkte Schonung, glaubt man Europa das Bild eines in seinen nationalen Rechten gekränkten, mißhandelten, aber in seiner Erregung gefährlichen Volkes vorspiegeln zu können Der demagogische Traum ist wieder in vollem Zuge, es wird von einem „nationalen Kreuzzuge" geredet und in den Chor der Schreier stimmen auch Parlamentarier ein, die doch besser wissen sollten, daß die griechische Kammer den Friedensvereinbarungen zustimmen muß, wenn anders nicht am Tage darauf der Krieg von neuem entbrennen soll, in dem die Türken, diesmal nicht gehemmt durch die Großmächte, ihren Gegner rasch vernichten und ihm alsdann ans der Akropolis Bedingungen diktieren würden, gegen welche sich die jetzigen wie eitel Liebesbcweise ausnehmen. Gegenüber den neuen komödiantischen Auftritten in Athen hat die russische Regierung sich beeilt, im Sinne der Vertragsmächte zu erklären, daß die Ver handlung für letztere zu Ende sei und daß jede Aktion Griechenlands von jetzt ab auf eigene Gefahr geschehe. Es ist mit Sicherheit zu erwarten, daß diese Kund gebung den etwaigen Nest von'Zweifel und Zögern bei Lunk und Wissenschaft. K. Hostheatcr. — Neustadt. — 'm 23. September: Zur Feier von Theodor Körners Ge ctstag: „Zriny." Trauerspiel in fünf Akten von Theodor Körner. Vor erschreckend leerem Hause — der Abend „außer Abonnement" hat sich bei unterem Publikum eben noch gar nicht eingebürgert und das heroische Trauerspiel würde höchstens an einem Klassikerabende mit herabgesetzten Preisen stärkere Anziehungskraft gezeigt haben — fand zur Geburtstagsfeier des Dichters die alljährliche Aus führung des „Zriny" statt. Die Pietät, die den zu früh und vor seiner Reife geschiedenen jugendlichen Dichter den großen Dramatikern unseres Volkes, den Lessing und Goethe, Schiller und H v. Kleist gesellt, hat hier, in der Vaterstadt Körners, ein besseres Recht als anderwärts. Immerhin aber darf man die Frage aufwerfcn, ob es ge raten und wohlgethan ist, wenn man nun einmal den Geburtstag Körner« alljährlich und nicht etwa in längeren Zwischenräumen von drei oder fünf Jahren bezeichnen und der leicht vergeßlichen Nachwelt ins Gedächtnis rufen will, immer nur den „Zriny" zur Darstellung zu bringen Ein Versuch mit der „Rosamunde" und vielleicht selbst mit .Hedwig" oder „Toni" hätte ebensoviel Anrecht und Aussicht auf einen Erfolg, bei dem die Freude an der Jugendfrische und jugendlichen Begeisterung, an der glück lichen Leichtigkeit des Dichters doch immer das Beste thun muß! Die Besetzung zeigte, soviel ich mich erinnere, keine Veränderung gegen das Vorjahr und war namentlich in den Hauptrollen durchaus die gleiche Die Herren Wie ne (Sultan Soliman), Wind« (Graf Zriny), Franz (Iura- nitsch), Müller (Großoezier Mehmed Sokolowitsch), die Damen Frau Hildebrandt (Eva Zriny) und Frl. Politz bewährten sich in ihren Rollen und verdienen der griechischen Staatsleitung beseitigen und daß e« letzterer nicht allzu schwer fallen wird, durch ihr festes Verhalten die unausbleibliche Ernüchterung der Chau vinisten möglichst zu beschleunigen Das Athener Kabinett hat sich seiner Zeit, unter ausdrücklichem Ver zicht auf eigene Beteiligung an den Friedensverhand lungen, im voraus den Großmächten gegenüber zur unbedingten Annahme des Ergebnisses der von ihnen mit der Pforte zu führenden Unterhandlungen ver pflichtet Das Ergebnis liegt jetzt in den Bestimm ungen des Präliminarfriedens vor und die griechische Regierung ist gebunden, den Vertrag in unveränderter Gestalt zur Annahme durch d e Kammer zu bringen. Dieser Vertrag ist ein sehr milder, ein unverdient glimpflicher für den Angreifer, der feine Leichtfertigkeit und seine „Tapferkeit" mit einer mäßig n Kriegs entschädigung zu büßen und als schlechter Zahler sich eine Kontrolle gefallen zu lassen hat, wahrend der siegreiche Gegner das eroberte Land binnen kürzester Frist räumen und sich im übrigen bei einer kleinen Grenzreguliernng bescheiden muß. Auf diesen Sach bestand, aus diese Milde der Friedensbedingungen hinzuweisen, wird das Kabinett Ralli wohl nicht den Mut finden; aber es hat das schwerwiegende Argument für sich, daß der Widerstand des Parla- mems die Wiedereröffnung der Feindseligkeiten be deutet, und es ist s ine Pflicht zu betonen, daß nach der selten der Regierung den Mächten und der Türkei gegenüber eingcgangenen Verpflichtung gar nicht mehr van dem Nechr der Ablehnung d,e Rede fein kann. Das Ministerium Ralli hat, wie heute die „Nordd. Allg. Ztg." offiziös feststellt, nicht nur vor Eintritt in die Friedensverhandlungen eine schriftliche Erklär ung abgegeben, die von allen im Konzert vertretenen Regierungen, namentlich aber von denen, welchen Griechenland eine besonders fürsorgliche Wahrnehmung seiner Interessen zuzuschreibcn geneigt war, als Er teilnng einer unbeschränkten Vollmacht zur Vereinbar ung der wesentlichen Friedensbedingungen aufgefaßt worden ist, sondern auch bei einem späteren Anlaß nochmals unzweideutig erkennen lassen, cs habe nie daran gedacht, die Friedensbed'.ngungen späterhin etwa nicht anzunehmcn, nachdem es sich einmal der Ver mittelung dcr Großmächte „t'orwellelu^nt" unter worfen habe. Lediglich diese wiederholten, der Pforte durch die Botschafter dcr Großmächte mitgeteilten Versicherungen des Athener Kabinetts haben die Voraussetzung gebildet, auf Grund deren die ottomanische Regierung sich zur Annahme der Ver Mittelung des europäischen Konzerts in ihrem Streit fälle mit Griechenland bat bereit finden lassen. Nach alledem werden sich die Schreier in Athen wohl oder übel beruhigen müssen Die Kammer wird dem Vertrage zustimmen, ein nochmaliges „Aufslammen der öffentlichen Meinung" wird schließlich auch ertragen werden, und am Ende wird man mit der Heilung dcr Wunden, die man sich selbst geschlagen hat, am er sprießlichsten beschäftigt sein. Blickt man auf den Verlauf des griechisch-türki schen Streites zurück, so darf das feiten Deutschlands mit B.friedigung geschehen. Nicht im Sinne einer Vorherrschaft, die zu beanspruchen oder auszuübcn dem Reiche jederzeit fern gelegen hat, sondern lediglich im Interesse des Weltfriedens hat die deutsche Regierung vom Beginn bis zum Ende des Konflikts insofern maß gebend eingewirkt, als sie die Schritte vorgeschlagen hat, welche durch den Verlauf dec Dinge als die richtig stcn dargethan worden sind, auch wenn die Un entschlosscnhcit anderer Mächic ihre Annahme ver hindert hat. Deutschland hat, so rekapituliert die „Nat.-Ztg.", bereitwillig die leitenden Rollen in dem „Konzert" den Mächten überlassen, welche am nächsten beteiligt waren, da sie am leichtesten in Mitleidenschaft gezogen werden konnten: Rußland und Österreich-Ungarn. Aber indem es sich auf Vorschläge beschränkte, welche noch besonderen Dank dafür, daß sie sich durch den geringen Besuch der Vorstellung die frische Hingabe an ihre Rollen nicht stören ließen Dio spärliche Zahl der Zuschauer zeigte sich wenigstens dankbar und beifallslustig Ad. Stern. Altprcußische Erinnerungen. (Schluß.) Der eigentliche Vorzug von Malachowskis Denkwürdig keiten tritt zuerst wieder bei der Schilderung der ersten Besitznahme von Paris (April 1814) durch die verbündeten Heere hervor und steigert sich mit der Thatsache, daß der Ulancnrittmeister em Jahr später und mitten in den Vor bereitungen zum neuen Fcjdzug gegen den von Elba zu- rückgekehrtcn Napoleon zum Major und zum Flügel adjutanten König Friedrich Wilhelm« III. ernannt wurde Von Belgien aus, wo Blücher und Gneisenau das preußische Heer sammelten, da« dann bei Waterloo siegte, reiste der Verfasser im April 1815 nach Wien, wo dcr König noch bei dem Kongreß verweilte, der wohl oder übel die Angelegenheiten Europa« neu geordnet hatte. Der Flügcl- adjutant kostete noch einen Monat lang alle Herrlichkeiten der Kaiserstadt und der glänzenden Versammlung Seine Aufzeichnungen enthalten manche charakteristische Züge Anfänglich schwirrte ihm der Kopf, e« war ihm, als ob er im Traume in eine fremde Wett versetzt sei. „Biwaks, Recogne (bei Recogne hatte ihn seine Ernennung erreicht), Kaiser, Könige, Schlösser, Theater, alle« wirrte mir durch einander", „abends nach Theaterfchluß sand für die Um gebung der Monarchen täglich Souper an der Marschalls tafel statt. Die Zurichtungen waren wahrhaft kaiserlich, in einem prachtvollen Saale umstand eine zahlreiche Dienerschaft die für 150 Personen gedeckte Tafel." — Herr v Malachowski gewann bald den Eindruck, die Sache würde auszuhalten sein " Zwei seiner Erzählungen über all den Glan; und die rauschende Vergnügungssucht jener die anderen Negierungen annehmen oder ablehnen mochten, hat es doch diejenige Leitung auSgeübt, die durch einen entschiedenen und folgerechten Hinweis auf die einzuschlogende Richtung immer bewirkt wird. Die Ncichsreglerung drang beim Beginn des Kon fliktes mit dem Vorschlag, das Auslaufen der griechi- fchen Flotte zu verhindern, nicht durch; der Zweck dieses Vorschlags, die Einnistung griechischer Truppen auf Kreta und die Revolutionierung der Insel zu ver hindern, hat dann von den Machten durch ungleich schwierigere Maßnahmen erreicht werden müssen. Die von Deutschland vorgeschlagcnc Blockade des Piräus und später der östlichen Küste Thessaliens, zu der man sich ebenfalls nicht rechtzeitig entschloß, würde dem Kampfe rascher ein Ziel gefitzt haben; auch dieser Vorschlag ist durch die üblen Folgen, welche seine Nichtannahme hatte, gerechtfertigt worden. Schließlich ist die deutsche Forderung der Finanzkontrolle durch gedrungen, nachdem gegen sie von englischer Seite zuerst ebenso Widerspruch erhoben worden, wie gegen die Maß regeln, welche den Krieg hätten verhindern oder abkürzen können. Gegenwärtig kann es uns, beiläufig bemerkt, ganz recht sein, daß diese nicht angenommen worden sind. Die Griechen und ihre Freunde würden, wenn es geschehen wäre, nun behaupten, daß Griechenland gesiegt haben würde, sofern man ihm nicht in den er hobenen Arm gefallen wäre; jetzt ist dies ausgeschlossen, eS hat sich vielmehr gezeigt, daß diejenigen für die Griechen am besten zu sorgen versuchten, welche sie an ihren frevelhaften Thorstenen hindern wollten. Ob man in Griechenland und — in anderer Beziehung — in England aus den Ereignissen gelernt hat, das muß die Zukunft ergeben. Englands Stellung den enropäischcn Großmächten wird in einem Aufsätze der „Kreuzztg." im Anschluß an die letzten politischen Vorgänge erörtert. Die Darlegungen des Blattes enthalten nichts Überraschen des, geben aber einen guten Überblick über die poli tische Gesaintlage. Sie lauten in ihren Hauptstellen: Die Gesamilage wird für England last täglich ungünstiger und eS entspräche nur dcr Natur der Dinge, wenn Lord Salis bury der Zwickmühle zu entgleiten strebte, in die seine Politik das Land gedrängt hat. Nachdem es jetzt unbestreitbar fest steht, daß der Zweibund nicht geschaffen ist, um den Dreibund zu bekämpfen, und umgekehrt, daß beider Ziele vielmehr die gleichen sind, in ihrer Gesamtheit also dcr englischen Politik, die stets gegenteilige Wege wandelt, zuwide-Iausen müssen, so bleibt für Großbritannien nur das eine Mittel übrig, aus die Trenn- nung von einer der beiden Vereinbarungen hinzuarbeiten. Da er von Frankreich und Rußland in diesem Sinne nichts zu hoffen hat, setzt es scine Hebel da ein, wo Wirkung möglich erscheint, und das versprechen manche italie nische Zeitungsstimmen, die vor und während dcr Reise des Königs Humbert nach Deutschland Verbreitung sanden. Eine cigemümlichcRichtting hält namentlich die Turiner„Stampa" inne. Auch neuerdings veröffentlicht das genannte Blatt eine Unterredung, die ihr Pariser Mitarbeiter mit einem „ausländischen Staatsmann" gehabt haben will, dcr kürzlich aus Homburg zu- rnckgekehrt fei Der Hauptzweck dcr Konferenzen, dic Biscontt- Venosla mit dem Deutschen Kaiser und Hrn. v. Bülow gehabt habe, sei dcr gewesen, eine Annäherung zwischen Deutschland und England hcrbcizusühren. Ter italienische Minister habe Hrn v. Bülow die absolute Notwendigkeit sür Italien vorge'tcllt, im Falle eines Krieges im Mittelmecrgebict, aus die Unter stützung dcr englischen Flotte rechnen zu können, im Hinblick aus die geographische Konfiguration der Halbinsel und die außer ordentliche Länge ihrer Küsten. Ohne dic Verteidigung mit vorwiegend maritimen Kräften, habe Visconti-Venosta ge- gesagt, würde cinc allzugroße Zahl dcr bcdeutendsten italienischen Städte der Gefahr ausgesetzt werden, feindliche Truppen ausfchiffcn zu scheu unv etwa folgenden Kricgs- kontributioucn zum willkommenen Objekt zu dienen Unter dem Eindruck der ungeheueren Schäden, denen dos Vaterland zum Opfer fallen könnte, selbst im Falle von Siegen der Land- aimee, habe dcr italiensiche Minister des Äußern Hrn. v Bülow erklärt, daß Italien, falls Deutschland nicht zu einer anderen Politik gegenüber England übergehe, sich gezwungen sehen könnte, >903 den Dreibundsvertrag seiuerscits zu lösen. Ein anglo - italienischer Akkord, geschaffen im Sinne einer wohl wollenden Neutralität gegen Frankrelch, würde Italien größere Tage mögen als besonder« bezeichnend hcrausgehodcn sein. „Als ich wieder den Dienst beim Könige hatte, bekam ich das herrliche Lustschloß Schönbrunn zu sehen; abends ivar geladene Gesellschaft beim Grafen Zichy Eine Wette der Gräfin Zichy mit dem Kaiser Alexander, ob die Toi lette der Herren mehr Zeit erfordere oder die dcr Damen sollte an diesem Abende entschieden werden Kaiser Ale xander erschien in Zivilkleidung, die Gräfin im Negligee mit Papilloten. Beide begaben sich gleichzeitig in zwei anstoßende Zimmer und traten nach kurzer Zeit in höchster Gala wieder ein; versteht sich Kaiser Alexander als galanter Kavalier einen Augenblick später. Mit einem kostbaren Kaschmirshawl löste er seine Schuld." Kurze Zeit darauf löste sich der Kongreß auf, es begannen die AbschicdScourcn und Besuche „Am 22. Mai war für uns Preußen Abschied-cour bei dem Kaiser Franz und der Kaiserin Der Kaiser versicherte uns sehr leutfelig, daß ihm dcr Besuch der Herren Preußen jederzeit sehr an genehm wäre, und daß er hoffe, wir würden uns, wenn der böse Mann (Napoleon) erst wieder zur Ruhe gebracht wäre, bald wiedersehen. Speziell dem Oberstallmeister v Jagow wurde eine besondere Anerkennung darüber aus gesprochen, daß die Herren Preußen bei Benutzung der lästerlichen Pferde stet« sehr bescheiden gewesen seien. „Mit den Russen war da« nit so, die haben halt keinen Verstand, die haben meine Pferde vierundzwanziq Stunden lang aus der Gassen lasten stehen; na, na, das kunnt mir nit gefallen." Zur Teilnahme am Kriege von 1815 gelangte der neue Major und Flügeladjutänt nicht mehr, die Tinge waren auf den Feldern von Belle-Alliance längst ent schieden, aj« die Hauptguartiere der verbündeten Monarchen in Frankreich einrückten. Seinen Teil an den bunten Eindrücken der zweiten Besetzung von Paris nahm auch Hr. v Malachowski hin. Man fühlte sich nicht mehr so fremd in der französischen Hauptstadt wie im Jahre zuvor, wo der Oberst Hr. v. Plotho bei Very die Speisekarte Gewähr de- eigenen Nutzens bieten, al- es die gegenwärtigen Verträge vermöchten. Gras Goluchowski habe, nachdem er vertraulich von den Absichten de- italienischen Diplomaten in Kenntnis gefetzt worden sei, diesem sein Einverständnis au<- gedrückt und sich bereit erklärt, an der Bekämpfung der zwischen Deutschland und England bestehende» Schwierigkeiten nntzuwirken. Jedes Wort in dieser Leistung der „Stampa" spricht sür die Mache, der sie dienen soll. Was die Erneuerung de« DreibundvertrageS durch Italien betrifft, so können wir es getrost der Zeit überlassen, ob im Jahre 1903 die maßgebenden Persönlichkeiten in Rom anderer Ansicht sein werden, al» die, von denen die Geschicke Italien- heute geleitet werden; die Anschauung der letzteren ist in Homburg so deutlich d"ont worden, daß es überflüssig ist, hierüber weitere Worte zu ver lieren. Der Hinweis aber aus die deutsch - englischen Bezieh ungen ist zu durchsichtig, um seinen Ursprung verbergen zu können. Will England erträglichere Verhältnisse nieder Herstellen, so wird es aus geradem Wege eher zum Ziele kommen, als durch allerhand Mittel von hinten herum, wozu wohl auch die inzwischen dementierte Nachricht von einem bevorstehenden Besuche de« Deutschen Kaisers in Balmoral zählen mag Zeitweilige Versuche, wie sie auch vom „Standard" unternommen wurden, einen gemessenen Lon gegen Deutschland anzuwenden, sind viel zu vereinzelt, um das wett machen zu können, wa» die Londoner Presse feit Jahr und Tag darin geleistet hat, die deutschen Zustände tendenziös zu entstellen, die deutsche Politik zu verdächtigen und den Deutschen Kaiser in Person zu beleidigen. Wenn noch jüngst tonangebende Londoner Blätter dic beendeten Kaisermanöoer ein Abbild des in Deutschland auf dem Gebiete der inneren Politik sich abfpiclenden Kampfes zwischen Süd .und Nord nennen, wenn sic von einer „Auflehnung SüddeutfchlandS" gegen die von Berlin ausgehenden „prrußischen Strömungen" reden und Deutschland bereits als die Beute einer am Berliner Hofe allmächtigen Junkerklique bezeichnen, so zeugt das zu deutlich von einer planvoll betriebenen Gehässigkeit gegen Deutschland, die entschieden nicht dazu angelhan ist, unsere Re gierung zu veianlaffen, wie ebenfalls „die Stampa" behauptet, auf die offiziöse Presse dementsprechend rinzuwirken „in Zu kunft eine etwa- konziliantere Sprache gegenüber Engjand zu führen." Daß mit dem völligen Alleinsein Englands in Europa russischen Wünschen ganz besonders gedient wird, ist klar, «sie erstreckten sich aber in erster Linie auf Erhaltung des euro päischen Friedens, aus dieOrdnung der Dinge im europäischen Orient und sanden demgemäß die entschiedene Unterstützung der anderen Großmächte, deren gemeinsamen Bemühungen es endlich gelungen ist, den türkisch-griechischen Friedensverlrag zu stände zu bringen. Der srüherc Ministerpräsident Telyannis soll erklärt haben, Griechenland müsse den Vertrag annehmen, nachdem England alle auf dasselbe gesetzten Hoffnungen unerfüllt gelassen Yobe. Delyannis hätte besser gethan, derartige Hoffnungen überhaupt außer Bciracht zu jassen; seinem Lande waren die Opfer er spart geblieben, die ihm sitzt durch unverantwortlichen Leicht sinn erwachsen sind So ist es denn zur Wahrheit geworden, daß die „britische Freundschaft" sür Griechenland nach jeder Richtung hin sich verhängnisvoll erwiesen hat. Die Rolle, die England hier gespielt, mag in Zukunst denen als warnendes Beispiel dienen, die davon träumen, ihrer selbst oder eines „guten Zweckes" willen aus Großbritannien- Hilfe zählen zu können. Wer es noch nicht weiß, der sollte cs doch endlich ge lernt habe», daß in erster Linie Egoismus die Triebfeder jeder -britischen Politik ist und schließlich auch sein muß, wenn es seine gegenwärtige Machtstellung behaupten will Nur im Rahmen fest bindender Erklärungen könnte englischen Ver sprechungen Vertrauen entgegenzubringen sein. Und da solche von der Londoner Regierung weder gegeben werden können, noch auch wollen, so blüht jedem, der leichten Herzens auf britische Freundschaft hofft, die nämliche bittere Ersahrung, die heute Griechenland durchzukostcn hat. Für England wenig erfreuliche Meldungen sind bis jetzt von der afghanischen Grenze nach Europa gelangt Dabei wächst die Mißstimmung im Inneren Indiens recht bedenklich, nicht zum wenigsten geschürt durch fortgesetzt rigorose Maßrigeln dcr indischen Regierung. Wenn wir vorhin sagten, daß die Wünsche Rußlands auf Isolierung Englands zunächst im Interesse des europäischen Friedens und der Ruhe im Orient gehegt würden, so unterliegt das insoscrn keinem Zweiscl, als Rußland in Europa durchaus erst freie Hand haben muß, ehe es die Förderung feiner asiatischen Interessen ernster in die Hand nehmen kann; ist Las aber geschehen, dann dürfte der St PeterS burger Regierung nicht minder in zweiter Linie darum zu thun sein, Großbritannien auch dann ohne Hilfe zu wissen, wenn ihr dic Zeit günstig scheint, den russischen Einfluß in Zentralasien und vielleicht darüber hinan- zu einem sort chreitcnd domi- nietenden zu gestalten. Mag solche- in naher oder fernerer Zukunft cintrete». ohne bedenkliche- Einwirken auf die Welt lage überhaupt könnte das nicht vor sich gehen. England würde nm seine Weltmachtstellung, die in erster Linie in Indien ihre Basis hat, mit jener Zähigkeit kämpfen, die keiner Nation so eigen ist wie der britischen. Es wäre überflüssig, schon heute aus solchen Möglichkeiten Konsequenzen ziehen zu wollen; es von oben her durchcssen wollte und als er dreimal nach einander drei verschiedene Suppen erhielt, ärgerlich über die „Labberei" die Liste von unten heraus kommandierte, worauf ihm dann dreimal Salat und Kompott serviert wurden Man wußte sich nun einzurichtcn und zu helfen „Mir wurde Quartier in der Rue Bourbon bei der Generalin Nansouty angewiesen", erzählt der Verfasser. „Ein alter Onkel tout trauzam cku boo vielt! temps empfing mich mit den allerartigsten Versicherungen, daß er mich durchaus nicht ausnehmen könne, das Palais sei so überaus beschränkt, daß es überall am nötigsten Raum fehle Ich versicherte, daß ich gar keinen Wert darauf jege gerade bei ihm zu wohnen, ich wollte ihn nicht belästigen, er möge daher nur veranlassen, daß ich ein andere« Quartier erhielte; in meiner Gutmütigkeit ritt ich selbst nach der Mairie, um mir ein anderes Quartier zu verschaffen Hier wurde ich wieder mit größter Artigkeit empfangen, e« hieß indessen: Ja, mein Gott, das ist da« beste Quartier, das ist nichts als übler Wille von dem alten Schelm, ordnen Sie da« bestens und Sie werden höchlich zufrieden sein! Ich ritt nun zurück, teilte meinem liebenswürdigen Wirt mit, daß er sich bei seinen Be hörden nicht gerade des besten Rufes erfreue und ersuchte ihn bestimmt, mir nun unverzüglich mein Quartier anzu- weisen Hartnäckig blieb er bei fernem schmerzlichen Be dauern, mir aus Mangel an Platz durchaus nichts an bitten zu können. Nun hatte ich aber genug; ich fragte also, ob die Zimmer, vor denen wir standen, von ihm bewohnt seien, und als er das bejahte, entschied ich: Wohlan, hier werden nicht mehr Sie, hier werde ich wohnen! Tapfer verteidigte der alte Herr den Eingang, ich schob ihn aber beiseite und nahm Besitz Kurze Zeit nachher erschien ein Kammerdiener mit der Bitte, die einzigen Zimmer, die man mir anbieten könne, besichtigen zu wollen Ich folgte ihm in einen superben Saal, dcr mit mehreren daranstoßenden Zimmern für mich bestimmt
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