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Dresdner Journal : 11.09.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-09-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189709116
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970911
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970911
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-09
- Tag 1897-09-11
-
Monat
1897-09
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 11.09.1897
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BczngSprci»: Für Dresden vierteljährlich: 2 Mark KO Pf., bei den Kaiser- lich deutf.len Postanstalten vierteljährlich 3 Mark: außer halb des Deutschen Reiche- Post- und Stempelzuschlaa. Einzelne Nummern: 10 Pf. Erscheine«: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abends. Ferwpr -Anschluß: Nr 1295. Aiikündiguiigögrbtihre»: Für den Naum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift 2V Pf. Unter „Eingesandt" die Zeile 50 Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Ausschlag. Herausgeber: königliche Expedition de» Dresdner Journal» Dresden, Znnngerstr 20. Frrnspr.-«nfchluß:Nr.12»5. 1897 ^S2I1 Sonnabend, den 11. September abends. Amtlicher Leit. TreSde«, 11 Septcmber. Se. Majestät der König sind heute Vormittag 7 Uhr -10 Min. von Homburg v. d. H. ins König! Sommerhoflagcr Pillnitz zurückgekehrt. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß der Balleimeister Otto Thieme und der Bereiter Henker die von Sr. Majestät dem Könige von Siam ihnen verliehenen Ordens dekorationen und zwar Ersterer den Weißen Elefanten- Orden V. Klasse und Letzterer den Kronenorden V. Klasse annehmen und tragen. Verordnung, die Vornahme von Ergänzungswahlen zur H. Kammer der Ständeversammlung betreffend, vom 10. September 1897. Für den demnächst einzuberufenden ordentlichen Landtag sind im 1. und 4. Wahlkreise der Stadt Dresden, im 1. und 4. Wahlkreise der Stadt Leipzig, im 1. Wahlkreise der Stadt Chemnitz, im 2, 11., 12., 15., 18., 19., 21., 23. und 24. städtischen Wahlkreise sowie im 7., 9., 10., 11., 16., 18., 19., 20., 21., 24., 27 , 28., 29., 30., 33., 35. und 40. Wahlkreise des platten Landes Ergänzungswahlen von Abgeordneten der II. Kammer der Ständeversammlung vorzunehmen. Gemäß 88 15 und 26 des Gesetzes über die Wahlen zur II. Kammer der Ständeversammlung vom 28.März 1896 wird die Wahl von Wahlmännern der 111. Abteilung auf den 27. September, der II. Abtheiluvg auf den 28. September und der I. Abteilung auf den 29. September dieses Jahres anberaumt. — Die Wahlen der Abgeordneten sind dagegen am 9. Oktober dieses Jahres vorzunehmen. Dresden, am 10. September 1897. Ministerium des Innern. d. Metzsch. Zeibig. HZekcinntrnuchung. Die öffentliche Versteigerung der in diesem Jahre auszumusternden Dienstpferde der Kavallerie, Artil lerie und des TrainS soll an den nachgenannten Tagen und Orten von Vormittags 10 Uhr ab statt finden: Donnerstag, den 16. September in Pirna, Freitag, den 17. September in Großenhain, Montag, den 20. September in Grimma, Montag, den 27. September in Leipzig, Oschatz und Borna, Mittwoch, den 29. September in Dresden (Garde-Reiter-Regiment einschl. Militär-Reit- Anstalt) und in Riesa, Donnerstag, den 30. September in Dresden (1. Feldartillerie-Regiment Nr. 12) und in Königsbrück, Freitag, den 29. Oktober I . Sonnabend, den 30. Oktober s Dresden (Train-Bataillon Nr. 12). Das Nähere wird durch die betreffenden Lokal- Kunst und Wissenschaft. Zur Donizetti-Feier in Bergamo. Einem zweiten Aufsatze Ed Hanslicks in der „4t. Fr Pr." entheben wir das Nachstehende: Die Auswahl eines Kleeblattes auS den 64 Opern Donizettis für die Festtage in Bergamo war nicht allzu schwierig; jedenfalls viel leichter als sie vor fünfzig Jahren gewesen wäre. In Italien ist seit der Vorherrschaft Verdis die weitaus größte Zahl der Donizetti-Opern von den Bühnen ver schwunden. Als die noch lebenden und lebensfähigen darf man wohl nennen den „Liebestrank", „DonPasquale", „Die Regi mentstochter", „Linda", „Lucia",, Lucrezia Borgia", „Die Fa voritin", „Dom Sebastian", „Belrsar" CS will nicht wenig be deuten, daß neun Opern von überwiegend melodischem Charakter ein halbes Jahrhundert nach dem Tode ihres Schöpfers noch leben und sortwirken Aus diesen neun Musen hat das Festkomitö die Trias: „Liebestrank", „Lucia" und Favoritin" zur Aufführung in Bergamo be stimmt, eine Wahl, die, von den besten Erwägungen ge leitet, allgemeine Zustimmung erfährt Überblickt man Donizettis Gesamtthätigkeit — „I'ovuvro" wie die Franzosen kurz und bündig sagen — so glaubt man vor einem überschwemmten Gefilde zu stehen, au» welchem nur noch ein halb Dutzend hoher Bäume hervor ragen Alles Übrige hat der unerbittliche Zeitstrom nieder gelegt und fortgeschwemmt Dies gilt insbesondere von Donizetti» tragischen und heroischen Opern, welche den weitaus größten Raum in seiner Thätigkeit einnehmen Angesichts der Centenarfeier gönnte ich mir das vielleicht etwa» pedantische Vergnügen, eine Anzahl von Donizetti» älteren Opern tragischen Inhalt» durchzublättern — Opern, welche sämtlich mit mehr oder weniger Beifall in Wien ausgeführt worden sind und un» heute wie tausendjährige Mumien anstarren. Da haben wir z. B „Roberto blätter und an den Berste gerungsplätzen bekannt ge macht. Dresden, 26. August 1897. Kriegs-Ministerium. Militär - Oekonomie - Abtheilung. 7807 WekannLrnachung. Der Lübecker Feuerversicherungs-Verein von 1826, welcher seinen Geschäftsbetrieb im König reiche Sachsen einstellt,' — Bekanntmachung vom 14. August 1896 — hat anher angezeigt, daß die sämmtlichen bei dem genannten Vereine Hierlands be standenen Versicherungsverträge gelöst, sowie alle sonstigen aus dem Betriebe des Feuerversicherungs- Geschäftes in Sachsen herrührenden Verpflichtungen des Vereines beglichen seien. Gemäß 8 22 Absatz 5 der Ausführungs-Ver ordnung zum Gesetze über das Mobiliar- und Privat- Feuerversicherungswesen, vom 20. November 1876, werden die Betheiligten hiervon mit der Aufforderung in Kenntniß gesetzt, etwaige noch ungelöst gebliebene V>rsicherungsverträge und Entschädigungs-Ansprüche binnen sechs Wochen von Zeit dieser Bekanntmachung an, bei der unterzeichneten Behörde zur Anmeldung zu bringen Wer die Anmeldung versäumt, geht des Rechtes verlustig, zu verlangen, daß sein Anspruch gegen die genannte Versicherungs-Anstalt im Verwaltungswege berücksichtigt werde. Dresden, den 27. August 1897. Königliche Brandversicherungs-Kammer. 7727 vn. Haberkorn. Leonhardi. Nichtamtlicher Teil. Herrn Richters Wahlprogramm. Der Generalgewaltige der sogenannten „frei sinnigen Volkspartei" hat es sehr eilig, sich und seine Gefolgschaft für tue nächsten Reichrtagswahlen festzu legen. Er hat den gcschäfisführenden Ausschuß der Par:ei mobilisiert und dieser hat für den Nürnberger Parteitag einen Antrag formuliert, welcher „unbe schadet aller übrigen Programmpunkte" die Forder ungen fixiert, die bei den nächsten Reichstagswahlen iu erster Linie ins Auge gefaßt werden sollen — d. h. nach Willen nnd Wunsch des Hrn. Richter, der für die volksparteiliche Demokratie allein maß gebend ist. Der Antrag hat zunächst offenbar einen partei politischen Zweck; er soll die Partei festlegen und soll verhüten, daß sich einzelne Teile derselben auf Dinge einlassen, die von Hrn. Richter mit dem Interdikt belegt worden sind, obwohl sie, oder vielleicht gerade, weil sie von seiten der freisinnigen Bereinigung als tolerierbar empfohlen werden. Daß der Antrag diesen Zweck hat, geht daraus hervor, daß er so spät und so unmittelbar vor dem Parteitage, der ihn zum Beschluß erheben soll, der Öffentlichkeit übergeben und so lange auch den Parteigenossen geheim gehalten worden ist, daß eine Kritik, Berichtigung und Er gänzung durch die Organe der Partei, Wablvereine, Presse rc. vollständig ausgeschlossen war. Auf tem Parteitage beschließen nur die Delegierten, und diese sind jedenfalls so sorgfältig ausgewählt, um Hrn. Richter jeder Besorgnis wegen etwaiger Opposition zu überheben. Hr. Richter wird also die Genug- thuung haben, seinen Antrag zum Parteibeschluß er hoben zu sehen; ob er damit jedoch seinen Zweck er reicht, eine Abbröckelung nach rechts zu denen um Devereux", die bekannte Essex-Geschichte, mit Elisabeth und Lady Nottingham al» weiblichen Hauptrollen. Wie lustig klin ft die A-ckur-Arie de» Essex, mit der er in den Tod geht, worauf Elisabeth ihre Verzweiflung in einem ähn lichen Feuerwerk äußert. „I-'usseckio äi Calais" spielt 1347 im englischen Lager; die Rolle König Eduard III. war für Lablache geschrieben und von fürchterlichen Krieger chören eingerahmt. Die Oper „kausta" spielt in Rom zur Kaiserzeit. Die Titelheldin, zweite Gemahlin Konstantins dc» Großen, enthusiasmierte das Publikum mit einer Walzerarie in Ls-äur „b'uxxi!" und Konstantin der Große rührte es mit sehr unheroischen Klagen über seinen Sohn „Der Wahnsinnige auf der Insel Domingo" mit Ronconi in der Hauptrolle des wahnsinnigen Cardenio steckt wie alle bisher genannten Opern ganz im koloratur überladenen Rossini-Stil. Größere Verbreitung und Be liebtheit genossen seiner Zeit die Opern „Oemma äi Vsrx^" (spielt 1428 unter Karl VII. in Berry und Vergy), dann „Uso, conto äi I'arixi" (altfranzösisches Sujet aus dem neunten Jahrhundert), worin die Pasta mit einer hübschen Allegretto-Caoatine „I-ä, nvl oatal mio suolo" für alle sonstige Langweile entschädigte. „?ari8ina" verdankte ihre vorübergehenden Erfolge der Caroline Ungher in der Titelrolle; das Sujet (nach Lord Byron) spielt in Ferrara im vierzehnten Jahrhundert „Anna üolena" war eine der ersten Donizetti - Opern, die auch auf deutschen Bühnen Eingang gefunden Im „?olinto" und „l-'esulo äi Koma" griff Donizetti wieder nach dem alten Rom zurück „Der Verwiesene au» Rom" ist niemand anderer al» der ehemalige Tribun Septimiu»; al» Verbannter hat er einem Löwen den Dorn aus der Tatze gezogen, dafür verschont ihn das dankbare Tier, als es in der Arena gegen Septimiu» loSgelaffen wird Eine» gewissen Ansehen« erfreute sich die andere römische Oper, „koliuto", welche unter dem Titel: „I-ss Karten»" in Paris, al» „Römer in Melitone" auch deutsch im Kärntnerthor-Theaterf Wien) gegeben ward, ohne starken, Rickert zu verhüten, wofür schon wegen der Flotten- srage ziemlich viel Stimmung im Freisinnslager vor handen ist, steht dahin. Jedenfalls aber bezeugt Hr. Richter durch seinen Festlegungsantrag, daß er selbst es für dringend notwendig hält, jeder etwaigen Neig ung der Parteiangehörigen nach rechts einen Riegel vorzuschieben. Niemand weiß, wann die Reichstagswahlen statt finden werden; bekannt ist nur, daß die Legislatur periode im Juni abläuft, woraus noch keineswegs folgt, daß selbst, sofern eine frühere Auflösung nicht erfolgt, der Wahltermin in diesen Monat fallen müßte; er könnte recht gut einige Monate verschoben werden. Niemand weiß ferner, unter welcher politischer Kon stellation wir zur Zeit der Wahlen stehen werden; auf jeden Fall ist es sehr sonderbar, daß eine „große" Partei schon so lange vorher auf ein detailliertes Wahl programm eingeschworen werden soll. Aus der „Freisinnigen Zeitung" ist zu ersehen, daß Hr. Richter betreffs der politischen Konstellation der Meinung war, in Homburg werde ein vierter Reichskanzler kreiert werden. Lakonisch meldet indessen die „Nord. Allg. Ztg ", Fürst Hohenlohe begebe sich von Homburg, wie alljährlich, zu einem Herbstaus- enthalte nach Baden-Baden und werde von dort nach Berlin zurückkehren, sobald die Lage der Geschäfte seine persönliche Anwesenheit erfordern werde. Also hat schon betreffs der allgemeinen politischen Kon stellation Hr. Richter sich bei Abfassung seines Wahl programms erheblich verrechnet. Jedenfalls fällt die im Zusammenhänge mit einem Kanzlerwechsel ver mutete Auflösung des Reichstags aus seinem Kalkül heraus, und die freisinnig Partei wird durch feier lichen Beschluß des Parteitages auf Dinge für die Wahlen festgelegt sein, welche dann vermutlich gar keine oder doch sicherlich keine ausschlaggebende Rolle mehr spielen werden. Das gilt z. B. von der Militärstrafprozeßordnung, für welche das Richtersche Wahlprogramm sogar einen besonderen Abschnitt vorgesehen hat. Bleibt Fürst Hohenlohe im Amte, so ist mit Sicherheit anzunehmen, daß die Schwierigkeiten wegen Reform des Mililär- strafp ozcsses im Sinne des Beschlusses des preußischen Staatsministeriums gehoben sind, ein Ergebnis, welches von unterrichteten Kreisen um so gewisser erwartet wurde, als besagter Staatsministerialbeschluß wesent lich formale Punkte betraf, und die in der Presse so viel besprochenen materiellen Schwierigkeiten meist auf Kombination beruht-n, vielleicht in früheren Stadien bestanden, aber längst eine solche Lösung ge funden hattcn, daß Fürst Hohenlohe durchaus im Ein klänge mit seinen im Reichstage gegebenen Erklärungen sich befindet, wenn er sie acceptiert. Ähnlich liegt es mit der Flottenfrage. Hr. Richter riskiert es nicht, rundweg jede Erweiterung der mari timen Wehrkraft abzulehnen, wie man es nach der Stellung seines Leiborgans hätte vermuten sollen. „Schutz der heimischen Küsten und Schutz der Reichs- angehörigen im Auslande gegen Gefährdungen des Handels, der Personen und des Eigentums durch Rechtswidrigkeiten, aber keine Erweiterung der Flotte für Paradezwecke oder im Interesse einer sogenannten Wellpolitik" heißt es in seinem Wahlprogramm. Da aber niemand etwas anderes will, als was hier formu liert ist, so erscheint es sehr wahrscheinlich, daß der Reichstag in seiner letzten Session diese Angelegenheit in einer solchen Weise erledigt, daß sie aus den Wahlparolen ansscheiden kann. Noch manch andere „schöne" Tinge stehen in dem Nichterschen Wahlprogramm, über die sich vieles sagen ließe, so auch u. a. über die „großartigen" Versprech ungen, mit denen Hr. Richter glaubt, den geistig harmlosen Teil der deutschen Landwirte für seine bis zum letzten Blutstropfen die Interessen der Börse verfechtende Partei einfangen zu können, zunächst nachhaltigen Erfolg m einer dieser drei Gestalten. Eine Art Uedergang von der unverfälscht Rosfinischen Epoche Donizettis zu seiner von französischen, auch deutschen Ele menten berührten letzten Periode bildet seine Oper: „Ma rino Faliero" (Text nach dem Drama von Delaviane). E» ist schwer, wohl auch unnötig, diese Opern dem Leser schärfer zu charakterisieren. Wer eine davon kennt, der kennt sie alle. Erscheinen doch alle Personen mit lang samen, breiten Kantilenen, welche von gebrochenen Drei klängen begleitet sind und sich von der Tonika zur Dominante bewegen. Nachdem dies Andante ruhig bis auf den letzten Tropfen abgeflossen ist, ertönen einige Trompetcnakkorde; der Sänger stutzt einen Augenblick überrascht und wirft sich hierauf beherzt in ein lustiges Allegro, dessen jederzeit renommistischer An strich durch einen wohlbekannten Hackmesser-Rhythmus im Orchester glänzend gehoben wird. In Terzen und Sexten wird geliebt, verachtet, getanzt und ge storben — Alles ein blaues, laues Meer von Drei klängen; selig schwimmt der Italiener eben drauf; der Deutsche zappelt eine Weile, dann ertrinkt er Und doch sind diese unsäglich dürftigen physiognomielosen Arien einst mit Entzücken gehört und äa oapo verlangt worden Um das heute zu begreifen, müssen wir uns die hin reißenden italienischen Stimmen undTalentc vergegenwärtigen, welche all diese Opern aus der Taufe gehoben haben In „Marino Faliero" sagen die Hauptrollen die Grisi (später Caroline Ungher), Rubini, Tamburini und Lablache — solch ein Künstlerverein braucht sich des Erträglichen nur warm anzunehmen, um es vornehm und liebenswürdig erscheinen zu lassen AuS der langen Reihe der rein italienischen ersten Opern Donizettis hat da« Festkomitee, wie vorauszusehen, die „Lucia di Lammermoor" herausge hoben. Gewiß die korrekteste Wahl, obwohl unsere per sönliche Sympathie mehr zur „Lucrezia Borgia" neigt. Von allen tragischen Opern Donizetti» hat „Lucia" in allen Sprachen die größten und anhaltendsten Triumphe gefeiert mag aber irst einuial der Verlauf des ParteitageS abgewaltet werden. Der Lchiffahrtsverkehr im Suezkaual bietet sür die Beurteilung der handelspolitischen Interessen, welche die Kulturländer mit Oslasien und Australien verknüpfen, rin anschauliches, übersichtliche- Bild Da» Jahr 1896 zeigt abermals eine Zunahme des Verkehr» durch den Suez kanal, zwar mcht in der Zahl der Schiffe, wohl aber in deren Tonnengehalt. Im Zahre 1896 passierten den Kanal im ganzen 3109 Dampser Darunter befanden sich 2162 englische Schiffe, 322 deutsche Schiffe. 230 italienische, 218 französische Dampser und 200 holländische Dampfer Der Ge>amttonnengchalt dieser 3109 Dampfer betrug 12269813 t. Im Vorjahr passierten den Kanal 3481 Dampser, d h 25 mehr alS im Jahre 1896, aber der Tonnengehalt im Jahre 1895 steht um 436 OOO t hinter dem Tonnengehalt im Jahre 1896 zurück. Der Grund dafür lieg', wie bekannt, in dem fortdauernd sich mehr und mehr geltend machenden Bestreben aller feesahrenden Völker, Schiffe mit gröberem Tonnengehalt einzustellen Bon wefentlichem Jnteiesfe ist ein Vergleich der einzel nen Nationen innerhalb der letzten Jahre. Die englische Sch iss ahrt durch den Suezkanal ist danach von 2386 Schiffen im Jahre 1891 aus 2318 im Jahre 1895 und aus 2162 Schiffe im Jahre 1896 zurückgegangen. Trotz der Einstellung größerer Dampser ist auch der Tonnengehalt um etwa 300000 t gesunken. Dem gegenüber ist die deutsche Schiff» fahrt durch den Suezkanal von 296 Dampfern im Jahre 1891 gestiegen auf 311 im Jahre 1895 und aus 322 Dampser im Jahre 1896 Der Tonnen- gsehalt hat um 260000 t zugenommen Der durch schnittliche Tonnengehalt der englischen Dampser belies sich aus 3720 t, der durchschnittliche Gehalt dcr deutschen Dampser auf 3180 t. Zu bemerken ist dabei noch, daß die größten, den Kanal passierenden Dampser untcr deutscher Flagge, nämlich im Dienst der ReichSpostlinien des Norddeutschen Lloyd fuhren. A:s erster dieser Dampser passierte „Friedrich der Große" gleichzeitig als größtes Schiff, welche- jemals durch den Suez kanal suhr, mit einem Gehalt von 10500 t. An Kriegsschiffen passierten den Kanal nach beiden Richt ungen 28 englische, 17 italienische, t8 französifche, 6 russische, 6 portugiesische, 1 türkische, 1 österreichische, 3 holländische und 1 spanisches Kriegsschiff, dagegen kein einzige- deutsche- Kriegsschiss. Neben den Kriegsschiffen durchsuhren im Dienste der einzelnen Staaten meist als TruppentranSportschiffe: 92 italienische Fahrzeuge, 22 englische, 14 französische 12 spa nische (Ausstand aus den Philippinen', 6 türkische, 2 deutsche (Ablösungstransporte) und 1 österreichisches Transpoitschiff. Von Interesse ist seiner das Verhältnis der Post- dampser der einzelnen Nationen. An Postdampsern durch fuhren den Si'-zkanal (nach und von Ostasten) 249 englische Postdampser, 124 französische, 104 holländische, 85 deutsche, 53 italienische Postdampfer, 47 österreichische, 39 russische und 30 Postdampser unter spanischer Flagge. Im Verhältnis zu dem gesamten Schiffsverkehr eischeint die deutsche Postflagge hier ebenfalls einigermaßen benachteiligt. Es kommt dabei in Betracht, daß der deutsche Gesamihandel mit dem Osten Asien« sich gegenwärtig noch keines wegs allein auf deutschen Schiffen bewegt, denn bedeutende Mengen von Gütern, ausgehend und einkomm nd, werden immer noch aus englischen Schiffen besördert. Die Zunnahme der deutschen Flagge und deS Tonnen- pehalts der deutschen Schiffe, welche durch den Kanal passierten, liefert ein erfreuliches Beispiel dafür, vaß auch in dcr Wahi der TranSporlmittel der Gesamtverkehr sich der deutschen Flagge in erhöhtem Matze zuweudet, eine Thatsache, welche zweifellos viel stärker zum Ausdrucke kommen wird, wenn der vierzehntägige Postdampserverkehr mit Ostasicn zur Wirklichkeit wird. (A dl. 6.) Tazesgeschichte. TreS-ca, 11. September. Se. Majestät der König werden am 16. und 17. und am 21. und 22. Sep tember den Manöver» der I. Division Nr. 23 und der II. Division Nr. 24 bei Zwickau und Plauen i V. beiwohnen. Aus diesem Anlasse wollen Se. Majestät , vom 15. bis 17. und vom 20. bis 22. September in Zwickau Aufenthalt nnd dafelbst im „Hotel zur Post" Wohnung nehmen. Nach Beendigung der Manöver am 22 September findet an diesem Tage nachmittags im „Hotel zum Deutschen Kaiser" in Zwickau große Königl. Tafel für die Generale und Stabsoffiziere rc. der genannten beiden Divisionen statt. Es war ein naheliegender glücklicher Gedanke, für daS Jubiläums-Repertoire auch eine von den auf französischen Text komponierten Opern Donizettis zu wählen. Man hat den Maöstro ein musikalisches Chamäleon ge nannt, das wechselnd die Farbe des Landes an nimmt, auf dem es sich eben befindet Untcr Donizetti« ernsten Opern französischer Herkunft konnten nur „La Favorite" und „Dom Sebastian" in Frage kommen. Man hat sich in Bergamo mit Recht für die „Favorite" ent schieden. „Tom Sebastian", der einzige konsequent durch- qeführte Versuch Donizettis im Stil dcr französischen Großen Oper, bedarf einer sehr großen Bühne und prunk vollen Ausstattung zur szenischen Entfaltung des impo santen Leichenzuges. Hat man doch, boshaft ge nug, den „Dom Sebastian" eine prachtvolle Be gräbnisfeier mit angehängter Oper genannt So ent schied man sich denn mit Recht für „La Favorite", trotz der Geringfügigkeit mehrerer ihrer Musikstücke Obwohl Donizetti diese Oper weit mehr im französischen als im italienischen Geschmack komponiert hatte, so fand sie doch nur eine kühle Aufnahme Überhaupt hat außer „Don PaSquale", seltsam genug, keine von Donizettis für Pari« geschriebenen Opern dort einen entschiedenen und unwider sprochenen Erfolg errungen Mit Unrecht erklärte die Pariser Kritik die „Favorite" für eine der mittelmäßigsten Arbeiten des berühmten Maestro, der sogar für feine Par titur nur schwer und unter ungünstigen Bedingungen einen Verleger fand Diesmal ereignete sich der in der fran zösischen Theatergeschichte überaus seltene Fall, daß die Provinz daS Urteil der Hauptstadt kassierte Auf allen Provinzbühnen mit glänzendem Erfolg gegeben, fand „La Favorite" erst allmählich eine bessere Aufnahme in der Großen Oper, wo sie noch heute eines der beliebtesten Repertoirestücke bildet Die beiden ersten Akte enthalten vici Mittelmäßige« und Langweilige«, obgleich auch hier die einleitende Szene zwischen Fernando und dem Groß komtur (dramatisch eine der besten Expositionen, die wir
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