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Dresdner Journal : 14.10.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189710146
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18971014
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18971014
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-10
- Tag 1897-10-14
-
Monat
1897-10
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 14.10.1897
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ve»»»«»rti«: ^r Dresden vierteljLhrlich: 2 Marl 50 Ps., bei den Kaiser lich deutschen Poslanstalten vierteljährlich »Mark; außer halb de- Deutschen Reiche« Post- und Steinpelzuschlag. Einzelne Nummern: 10 Pf. Erscheine»: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend«. Fernspr -Anschluß: Nr 1285. «»tü»»t«»n«»«etthre»: Attr den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner <vchnu «Pf Unter „Eingesandt" die Zeil- LV Psi Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Aufschlag Hera «»«eher. Königliche Expedition de« Dresdner Journal« DreSdcn, Zwingerstr. 20. Fernspr.-«nschluß:Nr.12»5. »N 239. Donnerstag, den 14. Oktober abends.1897. Amtlicher Teil. Dresden, 11. Oktober. Mit Allerhöchster Geneh migung Sr. Majestät des Königs ist dem Privatmann Christian August Prasse in Seifhennersdorf für die von ihm am 26. Juni dieses Jahres unter eigener Lebensgefahr bewirkte Errettung eines Kindes vom Tode des Ertrinkens in der Mandau daselbst die silberne Lebensrettungsmedaille nebst der Befugniß zum Tragen derselben am weißen Bande verliehen worden. Srnennuugeu, Versetzungen rc. iiu öffentlichen Dienste. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums der Finanzen. Bei der Verwaltung der StaatSeisenbahnen sind er nannt worden: Ludwig, zeither technischer Bureauassistent, als technischer BetricbSsekrciär in Dresden; Albrecht und von Egidy, zeither Sta'ionsassistenten I. Kl., als Bahnhoss- inspekroren II. Kl. in Dresden Weltinerstraße und Wilischihal; Ebert, zeither StalionsaWeut I Kl, als Fahrgeldkassicrer in Dresden Weltinerstraße; Böhme, Jacob und Schmalz ried, zeither StatiouSassistenten II Kl., als StatwuSaisistenten I Kl in Borsdorf, Greiz und Riesa; Baer und Beyerlein, zeither Aufseher II. Kl., als Aussetzer I Kl in Rehmedorf und Hartha b. W.; die nachgcnannten Bahnmeister-Assistenten als Bahnmeister: Dechant in Reuth, Harnisch in Pockau, Schroth in Eich, Schulze in Burkhardtsdorf, Taubert in St Egidien und Töpel in BSHrigen; die nachgcnannten Feuermänner I.Kl. und Rescrvesührer als Lokomotivführer: Dörr in Bodenbach, Hempel' und Höhne' in Dresden Fr., Keil' in Riesa, Münch' in Chemnitz, Schade' in Zittau, Schneider" in Dresden N. II und Teuscher' in Leipzig I; die nachgenannten Schaffner als Oberschaffner: Bachmann'in Flöha, Graichen' in Leipzig II, Hennig' in Dresden N I>, Hiekel in Görlitz, Hofmann", Schumann', Zeidler' und Ziller in Dresden-A., Knote' in Zittau, Neider»' in Penig, Preußler' in Pirna, Schäfer' in Riesa, Schwerdtner' und Wohl fahrt' in Reichenbach i. B-, Wendisch in Chemnitz, Werther in Weida und Zieger' in Zwickau. Bei der Berg- und Hütten-Verwaltung ist ernannt worden: Döring, zeither Bergakademist, als zweiter Assistent bei dem chemischen Laboratorium der Bergakademie zu Freiberg. Im Geschäftsbereiche «es Ministeriums »es Kultus «nb Sffentltchen Unterrichts. Wiederzubesrtzen ist die 2. ständige Lehrerstelle an der Kirchschule zu Dittelsdors. Kollator: daS Königl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Das Einkommen der Stelle beträgt außer freier Wohnung lOVO M. neben »6 M für Turnunterricht, 36 M. für Fortbildnngsschulunterricht, 25 M sür das Orgelspiel bei den NachmiltagSgotteSdienstcn und 6 M. sür einen StistSgoiteS- dienst Gesuche mit den gesetzlichen Beilagen, unter denen da» musikalische Zeugnis nicht fehlen darf, sind bis zum 25 Oktober an den Königl BezirkSschulinspeklor Schulrat Vr. Müller in Zittau einzurrichen. Nichtamtlicher Teil. Zur inneren Lage in Österreich. Aus Wien wird uns gefchriebcn: In der Entwickelung unserer Parteiverhältnisfe ist seit kurzem ein gewisser Süllstand eingetreten Die Parteien und ihre Führer sind zwar nach wie vor mit größtem Eifer bestrebt, die Bedingungen künftiger Erfolge zu schaffen, und die Regierung bemüht sich ebenfalls fortgesetzt, eine Konstellation anzubahnen, welche ein gesichertes Zusammenwirken einer festen parlamentarischen Mehrheit mit dem Kabinett ermög lichen könnte. Bei allen diesen politischen, zum Teile diplomatischen Borarbeiten wird aber, wie sich schon aus der Sache selbst ergiebt, jede Übereilung ver mieden. Und doch ist der Zeitraum, den man zur Verfügung hat, nur ein sehr kurzer, die Erledigung des Ausgleichsprovisoriums muß noch vor Ablauf des Jahres erfolgen und sie ist in der von Ungarn ge forderten Form nur dann erreichbar, wenn die parla menta»ische Lage eine enischiedene Wandlung erfahren Kunst und Wissenschaft. Giuseppe Verdi und Richard Wagner. (Schluß.) Wagner ist unsraglich Verdi und seiner Zeit darin voraus gewesen, daß er eine Kunstform ersann, von welcher der volksmäßige Geschmack vor vierzig Jahren nicht die leiseste Ahnung hatte In dieser Hinsicht hat da« Reformwerk Wagners eine Bedeutung und Ursprüng lichkeit von absoluter Ucberlegenheit. Wenn diese wesent liche Reform, die von Wagner in das lyrische Drama ge tragen wurde, das unbestreitbare Verdienst der Vaterschaft hat und aus vem Gebiete der wissenschaftlichen Lehren als eine wirkliche Entdeckung betrachtet werden kann und muß, so glauben wir doch nicht, daß sie sich auf dem Theater lange halten kann. Wir haben dabei freilich die letzte Reform Wagners im Sinne, die allzusehr auf die indi viduelle Anschauung ihres Urhebers begründet ist Der, wie es in der Natur der Sache liegt, unvermeidliche Individualismus, bei dem es sich um ein neues und originelles künstlerisches Erzeugnis handelt, nimmt in der „Trilogie" und im „Parsival" eine so nebelhafte und übermenschliche Ausdrucksform an, daß eS schwer fällt, sie dem Allgemeingefühl zu assimilieren. Bei der „Trilogie" hat die Kritik wie bei der ganzen letzten Wagnerschen Entwickelung drei deutlich voneinander getrennte Teile zu unterscheiden, den beschreibenden Teil, den erläuternden Teil und den instrumentalen Teil. Jeder dieser drei Teile besitzt eine eigene Physiognomie; und doch vereinigen sie sich durch ein wahres Kunstwunder, um einen vollständigen Organismus von unbestreitbarer Einheit auszumachen Diese« in der Musik ganz eigen tümliche Phänomen rechtfertigt c«, daß wir ihm ein auf merksames Studium widmen In dem beschreibenden Teile würde. DaS wissen sämtliche Beteiligten, und gerade deshalb zögern die Parteipolitiker mit jedem Schritte, welcher endgiltig bindend wäre. Am frühesten und am weitesten haben sich die Tschechen vorgewagt. Der Erfolg, welchen sie durch die Sprachenverorduungen errungen haben, hat ihre Siegeszuversicht ins Un- gemessene gesteigert — zugleich aber auch ihren Appetit. Während eben unter dem Eindrücke jener Verordnungen in alle.» deutschen Lagern eine mächtige oppositionelle Bewegung Platz gegriffen hat, konnte man von Tag zu Tag von tschechischer Seite neue Forderungen ver nehmen, deren Erfüllung angeblich die dauernde Einttacht zwischen dieser Partei und der Regierung besiegeln sollte. Die Partei hatte sich für ihr Vorgehen die bequeme Logik zurechtgelegt, daß die Regierung nach den Kon zessionen an die Tschechen überhaupt nicht mehr zum Frieden mit den Deutschen gelangen könne und daß sie daher für die Allianz mit den Tschechen jeden Preis zu zahlen gezwungen sei. Ob die Regierung zu einem solchen Abkommen mit den Tschechen im Prinzipe geneigt war oder ist, mag dahingestellt bleiben Ihre Haltung dürste aber jcdenfaUs durch die nüchterne Erwägung beeinflußt worden sein, daß die Bildung einer parlamentarischen Regierungsmehr heit noch keineswegs gesichert sein würde, auch wenn das Kabinett auf die Tschechen zählen könnte. Wäre der Kaufpreis ein so hoher, daß die große Majorität der deutschen Abgeordneten zum Kampfe gegen daS Kabinett veranlaßt werden würde, so könnte von der Bildung einer festen, numerisch ausreichenden ministeri ellen Mehrheit nicht die Rede sein. Diese Erwägung müßte die Regierung auch dann von der Annahme der in ungeniertester Weise vorgebrachten tschechischen Offerten abgehalten haben, wenn kein sonstiges Be denken gegen einen solchen Schutt Vorgelegen haben würde. Das Stillschweigen der Regierung gegenüber den tschechischen Werbungen bezeichnet eine Phase, in welcher die Entschließungen gewisser deutscher Gruppen erhöhten Wert gewinnen mußten. Die Schaffung einer Regierungsmehrheit könn:e durchgeführt werden, sobald der Beitritt eines Teiles der deutschen Ab geordneten zu der tschechisch-polnischen Gruppierung zu erzielen wäre. Eine Schwenkung der deutsch- fortschrittlichen Abgeordneten oder der extremen deut schen Fraktionen an die Seite des Ministeriums ist ausgeschlossen, wenn die Regierung nicht unter Preis- gebung der Sprachenverordnungen auf die Freund schaft der Tschechen verzichtet und damit die Aus führung der wiederholt in kräftigster Form laut gewordenen tschechischen Drohungen heraufbcschwört. Die vorgeschrittenen deutschen Elemente könnten daher für eine Mehrheit, an der auch die Tschechen beteiligt sein würden, keinesfalls in Betracht kommen. Ein anderes gilt bezüglich derjenigen Gruppe deutscher Nationalität, die bei der Mitwirkung in» Kampfe gegen die Sprachenverordnungen bisher sichtlich nur Opportunitätspolitik getrieben hat. Wir meinen damit nicht die Christlich-Sozialen, deren Haltung vielleicht auch eine solche Bezeichnung zuließe, auch nicht die verfassungstreuen Großgrundbesitzer, die bereits eine feste Stellung eingenommen haben, sondern die deutschen Klerikalen. Dies-, haben die Aktion gegen die Sprachenverorduungen, die Verwahrungen gegen eine von den Tschechen maßgebend beeinflußte Re- giernngSpolitik gerade so viel unterstützt, als sie eS im Hinblicke auf die deutsche Gesinnung ihrer Wühler thun mußten. Sic haben der Erwägung Rechnung getragen, daß ein anderes Vorgehen bei der Wähler schaft in manchen Bezirken Mißbilligung finden und io zur Gefährdung ihrer Mandate führen könnte, lieber die Richtlinie, welche durch diese Bedenken fixiert war, sind sic aber nicht einen Schritt hinaus getreten. entfaltet Wagner die höchste künstlerische Kraft; mir möchten sagen, in diesem Teile überrage der Meister von Bayreuth seine gesamten Mitstreiter der vergangenen und gegenwärtigen Zeit. Und wie bei allen menschlichen Dingen, welche einen Anlauf nach dem Erhabenen nehmen, hält Wagner sich an ein einfaches und klares System, an daS der „Leitmotive". Diefes Systems bedient Wagner sich mit einem tiefen Verständnis, indem er es häufig anwendet, aber erweitert und mit einem bestrickenden Reichtum verschiedener und bedeutsamer Mittel zu höherer Entwickelung bringt. Natürlich bedarf er, um seinen Zweck richtig zu erreichen, Stoffe, bei denen die Phantasie des Künstlers volle und unbeschränkte Freiheit hat und er mit Leichtigkeit nicht nur die Persönlichkeiten, sondern auch die Örtlichkeiten, die Gegenstände und Situationen ins Gedächtnis zurückrufen kann, mit denen zugleich das Leit motiv entstanden ist. Hierzu erweist sich für Wagner in be- wunversmerter Weise der Mythus geeignet, besser, als es ein menschlicher Stoff, da« historische und leidenschaftliche Drama vermocht hätte. Wenn man aber bedenkt, ein wie unermeßlicher Abstand den Meister der Leitmotive oder den beschreibenden lyrischen Dichter von dem noch so ge lehrten, aber konfusen (?) musikalischen Erzähler im melodischen Sinne trennt, muß man unwillkürlich an die alte Be hauptung denken, daß Wagner nie über eine melodische Ader verfügt habe, eine Behauptung, die, wie da« nicht weiter dargelegt zu werden braucht, in dieser allgemeinen Aufstellung, da« heißt so, wie eS den Feinden Wagners sie vorzubringen beliebt hat, absurd ist, die indes einer gewißen Begründung nicht entbehrt, wenn man sie unter einem besonderen Gesichtspunkte prüft. Daß es dem deutschen Komponisten an melodischer Erfindung gebreche, ist ein ungerechter Vorwurf, der sich leicht widerlegt, wenn durch nichts anderes, so allein schon durch das Vorhandensein und die geistvolle Verwendung des Leit motivs, das zweifellos einer melodischen Quelle er- fließt; nur bleibt die Leistungsfähigkeit dieser Quelle Jene Richtlinie hatte offenbar auch der klerikale Führer Fihr. v. Dipauli vor Augen, als er kürzlich in einer Programmrede seine deutschen Gefühle und die Notwendigkeit einer gesetzlichen Regelung der Sprachenfrage kräftig betonte, zugleich aber auch in durchsichtiger Verhüllung einige Vermittelungsvorschläge vorbrachte. Man hat vorerst die Rede DipauliS als das „Grablied" der Regierungsmehrheit, als die feierliche Lossagung der Ultramontanen von der Majorität und dein Ministerium bezeichnet. Als man die Worte des klerikalen Abgeordneten aber schärfer prüfte und als er selbst noch einen recht bedeutsamen Kommentar dazu liefe, te, da entdcckte man allseitig, daß seine Kundgebung weder von der Re gierung, noch von den Mehrheitsparteien so tragisch aufgefaßt zu werden brauche. Und so fiel auch ein helleres Licht auf die Thatsache, daß der Klerikale Ebenhoch fast zugleich mit den jüngsten Äußerungen Dipaulis die Forderungen der Ultramontanen bezüglich der Schulsrage neuerdings verkündet hat. Die beiden klerikalen Kundgebungen enthalten, wenn man sie vereint würdigt, sehr wertvolle Winke an ver schiedene Adressen: An die Tschechen, die erfahren haben werden, daß in nationalen Fragen mit den Ultramontanen manch praktisches Wort zu reden sein wird, wenn man im tschechischen Lager die liberalen Neigungen nicht gerade in betreff der Volks bildung zur Geltung bringen will, an die Regierung, welcher man zart andeutet, daß auch die Klerikalen Offerten zu stellen wissen und daß ihre Partei unter bestimmten Voraussetzungen zur verläßlichen Unter stützung und zu VermittelungSversuchen bereit sein würde, und endlich auch an die Wähler, die sich als strenggläubige Katholiken mit dein Dilemma be- fchäfngen sollen, ob die Klerikalisierung der Schule wirklich durch ein Gesinnungsopfer auf dem deutschnationalen Gebiete zu teuer erkauft werden würde. Die Keime, welche von den Abgeordneten Dipauli und Ebenhoch auSgestreut worden sind, können zwar schon von der nächsten starken Strömung des parlamentarischen und politischen Getriebes vernichtet werden. Im Augenblicke aber darf man jedenfalls die Klerikalen nicht übersehen, wenn man den Blick über die Gefilde unseres Parteilebens gleiten läßt. Tagesgeschichte. Dresden, 14. Oktober. Se. Majestät der König gedenken auf die Dauer der nächsten Woche im Königl. Jagdschlösse zu Wermsdorf Aufenthalt zu nehmen und am kommenden Montage, den 18. Oktober, abends dahin abzureisen. — In Vertretung Sr. Majestät des Königs wohnte Allelhöchstdessen dienstthuender General ü la suite, Generalmajor Hingst heute nachmittag 1,4 Uhr auf dem alten Neustädter Friedhöfe der Beisetzung des am 11. Oktober verschiedenen Königl. Sächs. Generals der Infanterie z. D. v. Holleben gen. v. Normann, Excellenz, bei. Generalmajor Hingst legte im Aller höchsten Auftrage einen Kranz am Sarge des Ver storbenen nieder TrcSdc», 14. Oktober. Sc. Königl. Hoheit der Prinz Georg traf heute mittag 12 Uhr 45 Min. von Rehefeld hier ein, um der Beisitzung Sr. Excellenz des Generals der Infanterie v. Hollebcn gen. v. Nor mann beizuwohnen. Se. Königl. Hoheit gedenkt heute abend 7 Uhr 55 Min wieder nach Rehefeld zurückzukehren. Dresden, 14. Oktober. Se. Königl. Hoheit der Prinz Johann Georg wohnte in Begleitung Höchst- seines persönlichen Adjutanten Premierlieutenants v. Nostitz-Wallwitz heute nachmittag YH4 Uhr der Beerdigung des Generals der Infanterie z. D. v Holleben bei. Deutsches Reich. * Berlin. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin sind gestern nachmittag 2 Uhr 40 Min auf Station Wildpark von Hubertusstock wieder eingetroffen — Der Kaiser und die Kaiserin von Rußland und das Großherzoglich Hessische Paar wohnten gestern nachmittag im städtischen Theater zu Mainz einem Konzerte zum Besten de« Viktoria Melitta-Verein« bei Die Rückreise nach Darmstadt erfolgte abends — Der Reichskanzler Fürst Hohenlohe begab sich gestern nachmittag in Begleitung de« Finanzministers v. Miquel und des Botschafters v. Bülow zum Vor trage bei Sr Majestät dem Kaiser in das Neue PalaiS — Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Die schon er wähnte Konferenz der Ober-Postdirektoren wird im Reich«postamt morgen ihren Anfang nehmen Die Be ratung wird sich ausschließlich auf dem Gebiete der Porto- Tariffrage bewegen, für welche seitens de« Publikums, insbesondere aus den Kreisen de« Handels und der In dustrie, in der letzten Zeit mehrfache Anregungen und Vorschläge erfolgt sind Falls diese Vorschläge zur An nahme gelangen, würde e« sich darum handeln, die dem entsprechenden Änderungen in den bisherigen Bestimmungen zu formulieren, um die erforderlichen Vorlagen an den Bundesrat und an den Reichstag vorzubereiten. Im An schluß an die Beratungen der Ober-Postdirektoren werden im Laufe der nächsten Woche Vertreter der Handels und der Landwirtschaftskammern im Reich«post- amt zu einer Konferenz zusammentreten, um gutachtlich über postalische Angelegenheiten und Wünsche gehört zu werden — Die „Berl. Pol Nachr" schreiben: In hiesigen Gelehrten- und sonstigen an der Benutzung der Königl Bibliothek interessierten Kreisen hat die kürzlich von der „Vossischen Zeitung" gebrachte, dem genannten Blatte natürlich von „unterrichteter Seite" zugegangene Nachricht einige Aufregung verursacht, wonach die Verlegung der Königl Bibuothek nach Charlottenburg beabsichtigt sein sollte Man weiß kaum, worüber man mehr Verwunder ung empfinden soll, über die Leichtgläubigkeit, mit welcher solche Nachrichten gedruckt oder über die Kritiklosigkeit, womit sie von den Lesern als wahr hingenommen werden. Für ein freisinniges Organ kann als mildernder Umstand allenfalls an genommen werden, daß ihm derartige Nachrichten die willkommene Gelegenheit bieten, gegen den preußischen Finanzminister den Vorwurf öder PluSmacherei erheben zu können Für die gelehrten Kreise, die sich dadurch aufregen laßen, fällt aber dieser mildernde Umstand weg Zum Überfluß sei aber doch bemerkt, daß die ganze Nach richt pure erfunden und nicht« weiter wahr ist, al« daß Charlottenburger Grundbesitzer dem Finanzministerium wiederholt diesbezügliche Offerten gemacht haben, aber nicht einmal einer Antwort gewürdigt worden sind. Diese Feststellung dürfte wohl genügen, um die in Rede stehende Meldung in dieselbe Kategorie zu verweisen, wie die in den letzten Tagen erneut verbreitete mit einem Wust von Zahlen unterstützte Behauptung, als seien angeblich im preußischen Finanzministerium Vorarbeiten sür einen Gesetzentwurf, betreffend die Verdreifachung der Brau steuer im Gange. Auch hier spielt die „unterrichtete Seite" eine hervorragende Rolle, obschon man es wahr scheinlich mit irgend einem Subalternbeamten zu thun hat, welcher das aus dem Jahr 1892 datierende Zahlen material zeitgemäß verwerten zu können meint — Wenn in der der Landwirtschaft nahestehenden Presse mitgeteilt wird, es sollte eine landwirtschaftliche BerusSgenossenschaft regierungsseitig angehalten wer den, Unfallverhütungsvorschriften zu erlassen, so kann die Mitteilung in dieser Form nicht richtig sein. Der ß 87 des landwirtschaftlichen Unfallver sicherungsgesetzes giebt den Berussgenossenschaften die Befugnis zum Erlaß solcher Vorschriften, legt ihnen aber eine Verpflichtung nicht aus Also von einem Zwang zum Erlaß der Vorschriften kann nicht die Rede sein Wohl aber thäten die landwirtschaftlichen Berufsgenossen schaften gut, von der ihnen verliehenen Befugnis mehr als bisher Gebrauch zu machen und darin dem Beispiele zu folgen, welches ihnen die gewerblichen Berufsgenoßen- schaften, die mit wenigen Ausnahmen zum Erlaß der Vorschriften übergegangen sind, gegeben haben Die Statistik der schweren Unfälle, d. h derjenigen, welche zu erwägen und näher festzustellen. Daß man sie gerade reich nemun könne, oder auch nur so, daß sie ohne weiteres den Vergleich mit der alten Quelle aus zuhalten vermöchte, aus der sich über ein halbes Jahr hundert die melodische Welle des Vertuschen Genius ergoß, wird vernünftigerweise niemand zu behaupten wagen Der Götzendienst der Bewunderer Wagners erwidert, es würde ihm ein leichtes gewesen sein, jene „dünnen und leicht flüssigen Kantilenen" zu schreiben, allein er habe die Qualität der Quantität vorgezogen und die Melodie wie eine erhabene Poesie der Seele behandelt, indem er sie auf eine höhere Stufe erhoben und sie so der Berührung mit dem gemeinen Haufen weniger zugänglich gemacht habe. Die Antwort reicht, wenn sie auch scharfsinnig ist, nicht aus, r.m Wagner ohne weiteres ein Verdienst zu- zufchreiben, für das der Beweis nicht vorhanden ist. Seine sogenannte Melodie besteht, namentlich in seinen letzten Werken, stets in einem Thema, dessen ideologischer Grundgehalt es fast niemals auf acht volle Takte bringt und das eine organische Verdichtung nur dann erreicht, wenn es dem Orchester anvertraut wird, das es maßlos mit unendlicher kontrapunktlicher Ab wechslung und mit Anklängen entwickelt, die der unter richteten und erleuchteten Phantasie des deutschen Meister« seit langer Zeit vertraut sind. Von diesen Themen ge hört ein großer Teil zur Familie der Leitmotive, die in den Partituren Wagners unumschränkt vorherrschen, und der andere Teil steht gleichfalls in einer engen Verwandtschaft mit diesen, wofür ganz augenscheinliche Zeichen vorhanden sind Es genügt thatsächlich, sich die „Trilogie" in ihrer Gesamtheit zu vergegen wärtigen, um durch ein ruhiges Vergleichen der einzelnen Stellen die gesamten, mehr oder minder intimen verwandtschaftlichen Verhältnisse herauszufinden, welche die einzelnen Themen derselben miteinander und auch wohl mit denen der vorhergehenden Partituren verbinden Man muß aber weiter in Betracht ziehen, wie sich, selbst wenn man von dieser physiognomifchen Einförmigkeit absehen will, der wirkliche melodische Gehalt dir Wagnerschen Opern auf eine ziemlich bescheidene Summe reduziert, wenn man davon die Phrasen und Stellen abzieht, die eine ge wisse Eurythmie der Figurationen und des Tones auf weisen und die sich in wunderbarer Weise in die staunens werte symphonische Unterhaltung einfüaen, welche die Aktion beherrscht und gewissermaßen zur Entfaltung bringt. Die Geringfügigkeit des melodischen GehaltS tritt noch sichtlicher hervor, wenn dieser Gehalt, wenigstens wie wir es auffassen, in dem Instrumente der Stimme aufgehen soll. Was man auch dagegen sage, es ist eine Thatsache, daß Wagner niemals der menschlichen Stimme die er forderliche Sorgfalt und Liebe zuwendct, einem Instru mente, welches er auch vernachlässigt, weil er es nicht so genau kennt wie alle übrigen Instrumente Uebrigens ist es leicht, sich hiervon zu überzeugen, wenn man das vokalische Gewebe der einzelnen Partien der „Tetralogie" und namentlich die der Brünhilde, die Siegmunds und und die Wotans näher prüft, die geradezu übertrieben sind! Es ist sodann noch ein anderer Mißstand vor handen, welcher die stimmliche Wirkung in diesen letzten Werken des großen Reformators beinträchtiat und den Sänger der Wagnerbühne in einen ab soluten Nachteil gegenüber demjenigen der italienischen Bühnen, wie überhaupt aller ausländischen Theater setzt Dieser Mißstand ist die fast beständige Isolierung der Stimme, der fortwährende MonologismuS und Dia logismus der Wagnerbühne, der sich zu einer Unerbittlich keit von Konventionen steigert, wie sie schlimmer niemal« dagewesen sind. Der Effekt der vereinigten Stimmen ist ein Gesetz, so alt wie die Menschheit, und kein Wagner der Welt kann die Anwendung und den Nutzen derselben verkennen; es ginge noch an, wenn er an Stelle des Duetts, des Terzetts, des Quartetts, wie überhaupt des stimmlichen Kontrapunkts das breite Zwischenglied des ChorS hätte treten laßen, jenes gewaltigen und wunder-
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