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Dresdner Journal : 04.05.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-05-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189705043
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970504
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970504
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-05
- Tag 1897-05-04
-
Monat
1897-05
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 04.05.1897
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Depeschen au- Konstantinopel bestätigen, lv Beschütze erbeutet Pari», 3. Mai. als Vorsitzender der Kommission für Arbeiter- statistik entbundenen König! Preußischen Unterstaats sekretär« im Ministerium für Handel und Gewerbe, Wirk lichen geh. LberregierungSrat« Lohmann ist der König! Preußische UnterstaatSsekretär im Ministerium der öffent lichen Arbeiten, Wirkliche geh. OverregierungSrat Fleck zum Vorsitzenden dieser Kommission ernannt worden — Wie anscheinend die Novelle zur Invaliden versicherung nicht in der laufenden ReichStagSsession zur Verabschiedung gebracht werden wird, so läßt der Verlauf der Verhandlungen, welche zwischen Vertretern der verbündeten Regierungen und Vertrauensmännern der für positive gesetzgeberisch: Arbeit in Betracht kommenden Parteien über die Novelle zum Unfallversicheruna«- ge setze zum Zwecke einer Verständigung gepflogen worden sind, leider ebenfalls ein negatives Ergebnis befürchten. Man wagt kaum noch mehr zu hoffen, als daß die KommissionSarbeiten bis zur Erstattung eines Berichts gefördert werden, aber selbst die Erreichung dieses Zieles scheint zweifelhaft. Ob die Aussichten der Handwerkervorlage besser sind, erscheint mindestens ebenfalls recht zweifelhaft. Die bisherigen Beschlüsse der Kommission finden bekanntlich bei den Regierungen in wichtigen Punkten lebhaften Wider spruch; gleichwohl sind für die zweite Lesung schon An träge im Sinne der von dem Berliner Handwerkertage prinzipiell verlangten allgemeinen Einführung der Zwangs innung angekündigt worden, über welche eine Verständig ung mit den verbündeten Regierungen nur schwer denkbar ist. ES ist auch wahrscheinlich, daß bei dem noch nicht in erster Lesung in der Kommission erledigten Teile der Vorlage noch Anträge zur Annahme gelangen werden, welche bei den verbündeten Regierungen Widerspruch finden. Es bestehen daher berechtigte Zweifel darüber, ob die Kommissionsberatungen zu einer brauchbaren Vor lage für die Plenarberatungen führen werden Man kann die Unfruchtbarkeit der ReichS- tagSsession auf den hier in Rede stehenden Gebieten bedauern, aber man wird anfangen müssen, damit ernstlich zu rechnen — Über den „Weltfeiertag der Arbeit" bemerkt die „Eonservative Eorrespondenz": In stark absteigender Linie bewegt sich die Beteiligung der deutschen Arbeiter schaft an der von der internationalen Sozialdemokratie dekretierten Maifeier Der „besondere Glanz", den die Führer der deutschen Sozialdemokratie von der diesjährigen Maifeier erwartet hatten, ist vollkommen ausgeblieben, noch viel geringer als im Vorjahre war — wie aus fast allen Landesteilen Deutschlands gemeldet wird — die Beteilig ung an den sozialdemokratischen Veranstaltungen zum l. Mai Diese Thatsache ist um so beachtenswerter, als die Agi tationen für eine möglichst imposante Feier durch Flug blätter, Zeitungsartikel und persönliche Einwirkungen noch niemals so intensiv betrieben worden ist als diesmal und um so beachtenswerter, als der l. Mai in diesem Jahre auf einen Sonnabend fiel, an dem die Arbeiterschaft ohnedies früher Feierabend macht als sonst Plan kann also den Widerstand der Arbeitgeber nicht einmal allein für das allcrneueste Maisiasko verantwortlich machen Wäre Neigung in der Arbeiterschaft vorhanden, den Welt seiertag — der bekanntlich seine Einsetzung dem Anträge französischer „vito^vns" auf dem Pariser Sozialistcnkongresse verdankt — zu begehen, so hätten sie volle Freiheit gehabt, dies durch rege Teilnahme an den Nachmittags und Abendversammlunaen zu beweisen. Dieser Beweis ist aber vollständig ausgeblieben, und man kann getrost be haupten, daß die Arbeitgeber direkt im Sinne ihrer Arbeiter gehandelt haben, als sie die — nicht von der Arbeiterschaft, sondern von der Sozialdemokratie geforderte — Freigabe des Tages verweigerten Nach diesem eklatanten Mißerfolge Hal die Sozialdemokratie nicht mehr das Recht, zu behaupten, die Institution des „Weltseiertags" ent spreche den Wünschen der Arbeiter Daß der „Vorwärts" versucht, das Fiasko des „Arbeiterfestes" hinwegzu- diSputiercn, ist begreiflich; allein er sollte es doch nicht gar zu arg treiben Schreibt er beispielsweise, in Berlin sei die Teilnehmerzahl gegen das Vorjahr und die früheren Jahre gewachsen, so ist das eine selbst in den Augen der „Zielbewußten" komische Behauptung, und zwar eine Behauptung, die alle Jahre in den Spalten des „Vorwärts" wiederkehrt, sodaß man glauben müßte, die „Maifeier" habe in den sieben Jahren ihres Bestehens einen ungeheueren Umfang angenommen. Jedermann weiß aber, daß das Gegenteil wahr ist. Wenn ferner der „Vorwärts" behauptet, der Sonnabend sei ein für die Feier ungünstiger Tag, so setzt er sich mit den Erwart ungen, die sozialdemokratischerseits gerade auf den Sonn abend gesetzt worden sind, in entschiedenen Widerspruch Thatsächlich ist der Löhnungstag für sozialdemokratische Unternehmungen stets sehr günstig gewesen. Wenn dies mal das „Maifest" trotz dieser günstigen Umstände ver unglückt ist, so ist das eben ein Beweis, daß diese über Paris aus Amerika importierte Einrichtung bei uns keinen Boden hat. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. * Berlin. Se. Majestät der Kaiser begaben Sich gestern vormittag 9 Uhr vom dienen PalaiS zu Pferde nach dem Bornstedter Felde und besichtigten hier die drei Bataillone des 1. Garderegiments z. F. Nach der Be sichtigung fand eine Gefechtsübung im Feuer statt, an welcher das Leibgardehusarenregiment, eine Schwadron des Garde du CorpS - Regiment«, eine Schwadron des 3. Gardeulanenregiment«, vom 2. Feldartillerieregiment drei Batterien und zwei reitende Batterien teilnahmen Nach einem zweimaligen Parademarsch trat das 1. Garde regiment z. F. zu einem Viereck zusammen Se. Majestät traten in die Mitte und hielten eine An sprache Alsdann setzten Sich Se. Majestät der Kaiser an die Spitze des Regiments, führten es durch Potsdam, hielten am Offizierskasino des 1 Garderegiments einen nochmaligen Vorbeimarsch ab, begaben Sich hierauf in das Offizierskasino und nahmen hier das Frühstück ein. An demselben nahmen außerdem teil Se König!. Hoheit Prinz Friedrich Leopold, mehrere Generale und fremde Offiziere. — Kontreadmiral Tirpitz, der mit der Vertretung des beurlaubten Staatssekretärs des Reichsmarineamts Admiral Hollmann beauftragt ist und sich gegenwärtig aus der Heimreise von Ostasicn über San Francisco und New-Aon befindet, wird sich, wie die „Post" hört, bereite gegen den 20. d. Mts. bei Sr. Majestät dem Kaiser melden. — Wie verlautet, wird den auf der Kaiser!. Werft zu Danzig erbauten geschützten Kreuzer 2. Klaffe „Ersatz Freya" auf Einladung Sr. Majestät des Kaisers die Königin Charlotte von Württemberg am 11. d. MtS taufen und sich zu diesem Zweck am Ende dieser Woche von Stuttgart über Berlin nach Danzig begeben — Die beiden Divisionen des Panzergeschwaders haben am 1 Mai vormittags l t Uhr Kiel zu einer drei wöchigen Übungsfahrt in der Nordsee verlassen, bei der Helgoland, Wilhelmshaven und Brunsbüttel ang«. laufen werden sollen Kurz vor der Rückkehr in den Kieler Hafen wird ein kurzes gefechtsmäßiges Schießen abgeholten werden Danach bleibt das Geschwader bis zum 3. Juli in Kiel, bez. in der Nähe Kiels, während welcher Zeit nur kürzere Fahrten und Einzelübungen stattfinden werden Am 3. Juli wird wieder eine größere Fahrt angetreten — Während der letzten siebentägigen Kreuzfahrt in der Ostsee wurde im Geschwader viel evolutioniert und dabei der Wechsel in der Leitung der Schiffe, der Division und de» Geschwaders geübt. Letzteres geschah, indem das Flaggschiff auf Befehl des Geschwadcrchefs durch ein anderes Panzerschiff ersetzt wurde, dessen Kommandant dann die Führung des Geschwaders zu übernehmen hatte. — An Stelle des aus seinen Antrag von dem Amt — Da« am 1 d. MtS herauSaegebene 20. Stück de« ReichS-Gesetzblatte« enthält: Bekanntmachung vom 28. April 1897, betreffend die dem internationalen Über einkommen über den Eisenbahnfrachtverkehr beigefügte Liste. — Das preußische Abgeordnetenhaus setzte gestern dir -weite Beratung des Kultu-etat- in Verbindung mit der de- Nachtrag- zum Normaletal sür die Leiter und Lehrer an höheren UnterrichtSanstalien und mit der d«< Antrag- Heydedrand, betreffend da« Diensteinkommen der Geistlichen, fort Venn Kapitel „Bistümer" befürwortet Abg Porsch (Z.) den rom Abg v d Acht und Gen. (g) gestellten Antrag, d e Etaatrregierung zu ersuchen, „eine Erhöhung der Bezüge der Domkapitularien, Domvikarien, Diözesanbeamlen, Diüzesan- anstalten und Domkirchen i» Aussichl zu nehmen und behus» Feststellung de- Bedarf« mit den katholischen Bischöfen in Ver bindung zu treten". Die geistlichen Beamten dürften von der allgemeinen Besoldungsausbesserung nickt ausgeschlossen werden, zumal die Festsetzung ihrer staatlichen Bezüze noch vom Jahre 1821 stamme. Abg Dittrich (Z.) spricht sür den Antrag; Abg. v. Heydedrand (kons) erklärt sich namens seiner Freunde, wenn sie im allgemeinen auch die Geistlichen besser zu stellen wünschten, gegen den Antrag, weil gerade die Dom geistlichkeit meist gnt gestellt sei und der Antrag in die rechtlich bestimmte fixierte Leistung-Pflicht de- Staate- ein- greise; die Regierung sei der Bulle „eie salute animarum" vollkommen nachgekommcn. E- müsse den Bischöfen über lassen bleiben, in Einzelsällen, wo ein wirkliche- Bedürfnis vorliege, Anträge zu stellen. Der Kultusminister pflichtet dem vollkommen bei Der Antrag habe keine Aussicht, vom Staateministerium gutgeheißen zu werden; der Staat habe nur in Fällen besonderen Bedürfnisses einzutreten und werde solche mit Gerechtigkeit prüfen. Abg. v. Jazdzewskl (Pole) erklärt, daß seine Fraktion d.m Anträge zustimme Abg Stöcker (b. k. Fr) spricht gegen den Antrag, welcher gegen die Stimmen de- Zentrum» und der Polen abgelehnt wird Beim Kapitel „Prüfungskommissionen" wünscht Abg. Schall >kons), daß einheitliche Vorschriften über die Anforder ungen aufgestellt würden, welche bei der Prüfung von Mädchen schullehrerinnen gemacht werden dürsten. Abg. Weber- Halberstadt (nl.) spricht Wünsche über den weiteren Bildungs gang der weiblichen Gymnasialabiturienten aus. Wirk! Geh. Öberregieruogsrat Schneider legt al- Richtschnur dar, daß die jungen Mädchen durch das Studium nicht an ihrer körper lichen Entwickelung leiden sollten; das Mävchcngymnasium solle nicht gelehrte, sondern gebildete Damen erziehen. Abg Wetekamp (fr. Bp) will, daß der Seminarunterricht sür die Lehrerinnen vereinfacht werde Abg. Stöcker (b. k. Fr) hält cs für verfehlt, wenn es die Mädchen den Männern gleich thun wollten, zumal sie außer der ungestreblen männlichen Bildung sich auch notwendigerweise w.iblicke aneignen müßten, also doppelt belastet würden. Der Kultusminister legt dar, daß es Sache der Eltern und Vormünder sei, Mädchen vom Studium abzuhaltcn, deren Gesundheit darunter leiden könnte. Tie Prülungsbehörken müßten aber gleiche Anforderungen an beide Geschlechter stellen, und die Mädchen verlangten dar auch selbst. Die acht Damen, die voriges Jahr das Abiturienten examen gemacht, hätten übrigens Respektables geleistet und zum Teil mehr als die Jünglinge. Abg. Dittrich (Z.) hält dasür, Frauen- und Kinderärztinnen könnten auch aus anderem Wege als auf dem des Studiums für Männer hcrangebildct werden Beim Kapitel „Universi täten" vertritt Abg. Virchow (fr Vp) den bestehenden Modus der Kollegiengelder, der auch rechtlich begründet sei Abg. Böttinger (nl.) schließt sich der Auffassung des Vor redners an, bemängelt, daß beim ärztlichen Studium die Irren- Heilkunde ungenüzend berücksichtigt werde, und verlangt be sondere Lehrstühle für die Nahruugsmittrlchemie. Ministerial direkior Althoff legt dar, daß das letztere Verlangen zu weit gehe, erkennt an, daß sür die psychiatrische Ausbildung der praktischen Ärzte mehr geschehen müsse, und rechtfertigt den neuen Honorarmodus. Die korporative Selbständigkeit der Universitäten zu wahren, sei die Regierung in erster Linie be strebt. Nächste Sitzung heute tt Uhr: Dieselbe Tagesordnung Österreich-Ungarn. Wien über die Protestkundgebungen der Deutsch böhmen gegen die Sprachenverordnungen in Teplitz und in Reichenberg wird unS geschrieben: In Teplitz fanden sich fast sämtliche deutschfortschrittliche Reichs- und Landtagsabgeordnete aus Böhnien und außerdem noch der deutschmährische Abg. vr. Groß und der in Wien gewählte deutschfortschrittliche Abg. Noske ein Die Zahl der Teil nehmer an der Teplitzer Protestversammlung überstieg die ansehnliche Ziffer 2000, und trotz dieser Massenbeteiligung verlief die Versammlung durchaus glatt und harmonisch Eröffnet wurde die Versammlung durch den Teplitzer Bürgermeister Siegmund, der in einer kurzen aber kernigen Ansprache die Entschlossenheit der deutschböhmischen Be völkerung hervorhob und die Notwendigkeit begründete, sich durch die Sprachenverordnungen die bisherige führende Rolle im Amte und in der Kir che, m Haus, Hof undSchule nie und nimmer mehr entreißen zu kaffen Der hierauf zum Vorsitzenden des Parteitages gewählte Obmann des Klubs der deutschen Landtagsabgeordneten, vr. Schlesinger, beleuchtete sodann in ausführlicher und sehr interessanter Weise die Vor geschichte der Sprachenverordnungen. Er führte aus, daß Graf Badcni seinen früheren wiederholten Erklärungen zu folge mit den deutschen Abgeordneten am 20. März d. Js. in Wien hinsichtlich der bereits beschlossenen Sprachen- erlasse Fühlung genommen habe, wobei den dcutschcn V« i itnn jedoch nur die allacmeinen Giundsätzc der Ver ordnungen und außerdem nur noch die Unausweichlichkeit und Unabänderlichkeit dieser Maßnahme zur Kenntnis ge bracht worden sei. Die Gegenvorstellungen und Ver warnungen der deutschen Vertreter hätten nur zur Folge gehabt, daß eS am 23. März zu einer zweiten Konferenz gekommen sei, bei welcher die Deutschen die Hand geboten hätten zu einem Ausgleich von Volk zu Volk in allen böhmischen Streitangelegenheiten mit dem einzigen Vorbehalt, daß nicht vorweg die Sprachenfrage zu ihren Ungunstcn gelöst werde Aus der deutschböhmischen Frage sei alsdann eine deutsch österreichische herausgewachsen Der folgende Redner, l)r. Eppinger, ging auf das innere Wesen der Sprachenverordnungsfrage ein und führte schließlich die Hauptgründe an, weshalb die Deutschen sich zur kräftigsten Abwehr zusammenscharen müßten. Nach einer weiteren Rede des Abg. vr WerunSky gelangte die vom Abg Strache beantragte Resolution zur einstimmigen Annahme, in der es heißt, daß der Vertrauensmännertag der deut schen Fortschrittspartei die deutschen Abgeordneten auf fordert, mit rücksichtsloser Entschiedenheit auf dem in den letzten Tagen eingeschlagenen Wege zu verharren und mit Anwendung aller ihnen zu Gebote stehenden Mittel der schärfsten Opposition auf die sofortige Aushebung der Sprachenverordnungen sowie auf die gesetzmäßige Regelung der Sprachensrage in Österreich hinzuwirken. Auch der in Reichenberg von der deutschen Volkspartci abgehaltene Parteitag war stark besucht. Der Hauptredner vr. Schücker kennzeichnete die Sprachenverordnungen als Versuch der Auslieferung der Deutschen an die Tschechen Unter den übrigen Rednern befand sich auch der deutsche Reichstagsabgeordnete Zimmermann aus Dresden. Die ebenfalls einstimmig angenommene Resolution verurteilt auf das Schärfste die Sprachenverordnungen, spricht den klerikalen Abgeordneten entschiedenste Mißbilligung aus, und erwartet von allen deutschen Abgeordneten rücksichts losen Widerstand. Prag. Über die Vorfälle in Eger und Wies am Sonntag liegen folgende authentische Berichte vor: Für diesen Monat wurde in Eger eine Versammlung in Aussicht genommen, welche von der BezirkShauptmannsckast verboten wurde. Trotz des Verbots sammelten sich zahl reiche Personen in der Nähe des Schützenhauses in Eger an, von wo sie zum Kaiser Joseph-Monument zogen Die Versammelten wurden jedoch von einem Beamten mit vier Gendarmen bei dem Monument zerstreut Die Menge folgte der Aufforderung, auseinanderzugehen, willig, ohne daß eS nötig gewesen wäre, zu Zwangsmaßregeln zu greifen. Außerdem sanden in Frankenthal, in Eger und in Wie« an der bayerischen Grenze Versammlungen statt, von denen die ersteren auf die Aufforderung der behörd lichen Organe ruhig auseinandergingen, während die Teil nehmenden an der Versammlung in Wies sich auf bayerisches Gebiet begaben, um dort die Versammlung ab zuhalten Buda-Pest. Von einem Privatkorrespondenten des „Wölfischen Telegraphen-Bureau«" wird gemeldet: Die Verhandlungen der Ouoten-Deputationen sind ge scheitert. Ministerpräsident v Banffy wird sich heute nach Wien begeben, um dem Kaiser Bericht zu erstatten Großbritannien. London Unterhaus. Morton fragt an, ob die deutsche Regierung die Bestrafung Griechenlands oder die Zurückzwingung Kretas unter die türkische Regierung angeregt habe, und ob die Regierung sich verpflichten wolle, Schritte zu thun, um die Ausführung solcher Vor schläge zu vereiteln. Parlamentsuntersekretär des Äußern Curzon erwidert, es seien solche Vorschläge nicht ein- gegangen und eS sei unnötig, Schritte zur Vereitelung von Vorschlägen zu thun, die nie gemacht werden dürften, und von denen zu reden, lächerlich erscheine Der Staatssekretär des Innern White Ridley bean tragte die erste Lesung der Vorlage, betreffend die Ent schädigung bei Unfällen von Arbeitern. Danach soll der Unfällen, die zum Tode führen, eine Entschädigung gewährt werden, die dem Ertrage des Lohnes der drei dem Tode vorhergehenden Jahre gleickkommen, aber 300 Pfd. Sterl, nicht übersteigen soll Wenn der Unfall zur Arbeitsunfähigkeit führt, soll die Entschädigung die Hälfte des Wochenlohncs, höchstens jedoch 1 Pfd. Sterl, für die Woche betragen Es soll den Arbeitern gestattet sein, durch ein Abkommen mit den Arbeitgebern sich den Vorschriften des Gesetzes zu entziehen; doch muß in diesem Falle eine Bescheinigung des hierfür bestimmten Beamten beigebracht werden, daß das Abkommen ebenso günstig oder besser ist als die Bestimmungen der Vorlage. Die Vorlage betrifft nur Arbeiter, die bei Eisenbahnen, Fabriken, Bergwerken, Steinbrüchen oder sonstigen Arbeiten beschäftigt sind, bei denen Maschinen verwendet werden. Im weiteren Verlause der Sitzung wurde die zweite Lesung der Bill, betreffend die ungenügende Be mannung der Kaufsahrcr, angenommen. Im Laufe der Debatte erklärte der Präsident dcS Handelsamtes, die Vorlage sei auf englische und ausländische Schiffe anwend- daß die Räumung von Pharsala begonnen hat In den De peschen h ißt es serner, daß die Griechen keine Borbereitungen treffen, um bei Pharsala eine Schlacht zu li-sern, sonder» sich in der Richtung nach DomokoS aus die von dem OthryS- gebirge gebildete natürliche Verteidigungslinie zurückziehe» Endlich besagen die Depeschen, die Griechen begännen Aria zu räumen. Konstantinopel, 3 Mai. Es ist Befehl erteilt, alle Mustafizs (Landsturm) des S. Armeecorps (Salonichi) ein zuberufen. Konstantinopel, 3 Mai. Ter Vali von Trapezunt meldet, daß nach der Veröffentlichung de- Jrade, nach welchem die Stärke der mobilisierten Redifbataivone aus lvoo Mann zu erhöhen sei, in weniger al- einer Woche sich mehr Redis», Mustafiz» und Freiwillige versammelten, als erforderlich wären. Athen, 3. Mai, 4 Uhr 20 Min. abends. (Meldung der „Agence Hava-".) Eine Depesche aus BoloS meldet, daß ein großer Teil der dortigen Bevölkerung nach Athen und nach der Insel Euböa abgereist ist In BoloS ist eS heute ruhiger in folge der Ankunft eine- französischen, eines englischen und eine- italienischen Krieg-schiffe», sowie des griechischen Geschwaders. Französische Marinemannschasten durchziehen in der Anzahl von 200 die Straßen der Stadt, was zur Beruhigung der Be wohner beiträgt. Konstantinopel, 3. Mai. Nach Angaben au- türkischer Quelle sind Ausklärungeabteilungen rechts van der Linie Larissa- Pharsala bis über die Bahnstation Maskoluri vorgedrungen. In der Front haben dieselben Subasi erreicht. Die Kämpfe bei Velestino und Pilas Tepe dauerten fort. Man hofft jedoch, man werde mit den erwarteten Verstärkungen baldigst den Weg nach Bolos frei machen können. Außerdem fei ein Umgchungsmanöver über Gerli(?) und K apurna f?) im Gange. Konstantinopel, 3 Mai Eine Depesche de- Blalte- „Jkdam" au- Larissa vom heutigen Tage meldet dir Ankunst der Division Hairi Pascha in «arditla, zwischen Trikala und Phar>aia, und den weiteren Vormarsch derselben Die in Larissa eingetroffenen Verwundeten gehören der 2., 3., k und 7 Division an In Turnavo- und Larissa sind Feld lazarette errichtet worden Nach türkischen Angaben sind die Feldbesestigungen bei Velestino von den Türken genommen worden; die Kämpfe dauern fort. Die Verbindung zwischcn Pharsala und Voiv« ist gestört. Von den Türken wurden liebten Mißbräuchen sich noch ein Dutzend anderer gesellen wird „Hs I'ubime" („Dem Abgrund entgegen") ist der Titel des vielbesprochenen Bildes von Henri Martin, das dem Besucher des ChampS-ElyseeS-SalonS beim Eintritt in die Salle <!' sionnmn zunächst in die Auacn fällt Dieser Titel kann füglich auf die ganze zeitgenössische französische Malerei bezogen werden. Selbst die Pariser Kritik, der man Mangel an Lokalpatriotismus sicherlich nicht vor werfen kann, zeigt sich vorn heurigen Salon der Aoeiöte «les »rtistvg wenig erbaut Die Jury erschwert überdies den Malern ihr Werk in mancher Hinsicht ganz unnötig. Man weiß, daß sie von jeher eine gewisse Vorliebe dafür bekundet hat, nur die großen Bilder von so und soviel Quadratmetern mit Medaillen zu bedenken. Selbst die Genremaler fügen sich leider vielfach diesem Zwang und liefern Gemälde von einer Ausdehnung, die zur Bedeutung des dargestellten Gegenstandes in keinem Verhältnisse steht Ein schöne« Sujet, das sich auf kleiner Leinwand vor trefflich ausnehmen würde, wird der Jury zu Liebe in« Große gezerrt Gerade die Genrebilder vertragen die großen Raumverhältniffe am wenigsten Ter Mangel an Empfindung und Gefühlswärme, der die französischen Genrebilder den deutschen gegenüber gemeinhin kenn zeichnet, kommt dadurch noch deutlicher zur Erschein ung Wer auch soll diese großen Gemälde kaufen? Die großen Bilder eignen sich sehr wenig dazu, in Privathäusern Aufnahme zu finden Selbst wenn ein Liebhaber große Summen daran wenden möchte, hat er für derartige Ungetüme keinen Platz in seinen vier Pfählen Bleiben der Staat und seine Museen übrig Ersterer kann nicht gut mehr thun al« er schon in der letzten Zeit gethan hat; die Wände seiner öffentlichen Gebäude sind mit Gemälden hinreichend bedeckt. Für Genrebilder im besonderen hat er keine Verwendung Und die Museen, wenn sie noch Platz haben, zahlen den Künstlern schlechte Preise, weil sie die Ehre, die sie durch den Ankauf ihnen anthun, als halben Preis anrechnen Weil man nicht mehr für die eigentlichen, idealen Zwecke der Kunst, sondern der gefürchteten Jury zu Gefallen malt, konnte e« nicht ausbleiben, daß sich von Jahr zu Jahr mehr ein Salonstil herausbildet, der geradezu ein Hindernis sür hie Entwickelung der französischen Kunst darstellt Wa« besonders unangenehm berührt, ist, daß auch vw be deutenderen Künstler diesem schlechterdings tadelnswürdigen Salonstil nicht am wenigsten huldigen Eine große Lein wand ist nicht immer ein großes Gemälde ^Lie gioßcn Bilder haben sogar neuerdings bei dem einsichtigen Teil des Publikums eine gewisse Voreingenommenheit gegen sich. Daß sich in der Beschränkung erst der Meister zeigt, das ahnen nur wenige französische Künstler Man malt mit einem Worte nicht der Kunst, sondern des Salons halber und wird wahrscheinlich in derselben nach Medaillen haschenden Manier anno 1900 noch tüchtiger daraus los malen als heute Vorträge. Die Sitzung des Vereins für Erd kunde am 30 v Mts. brachte drei Vorträge, von welchen der erste und der letzte jeder eine bedeutsame Frage der Gegenwart, der zweite eine bis jetzt kaum be kannte Thatsache aus dem Verkehrsleben eines unserer afrikanischen Schutzgebiete behandelte Zunächst sprach Hr Prof. vr. Ruge über die Geschichte von Louren^o Marquez und der Delagoabai, jenes Gebietes an Afrikas Ostküste, das seit längerer Zeit und gegenwärtig ganz besonders die Aufmerksamkeit der politischen Kreise auf sich gelenkt hat Auf seiner Entdeckungsfahrt nach Ostindien kam Pasco da Gama am 6. Januar 1498 an die Delagoabai, die er für die Mündung eines Flusses hielt und daher Rio dos Reis nannte, wofür auf den Karten aus dem Anfänge des 16. Jahrhunderts auch der Name Rio de Lagoa vorkommt. Dort wurde von Vasco da Gama der erste der fünf Wappenpfeiler gesetzt, die er al« Zeichen der Besitznahme durch die Portugiesen an der afrikanischen Ostküste an Land brachte 1505 wurde weiter nördlich von den Portugiesen das Fort in Sofala an gelegt und 1508 Mozambique zum Regierungssitze ge- macht Von letzterem au« sandte 1544 der damalige Kommandant zwei Männer, Lourenzo Marquez und Antonio Caldeira, zu einer Forschungsreise nach Süden, welche sie nach der Delagoabai führte, die von ihnen den Namen Espiritu Santo erhielt Zwei Jahre später er scheint der Name de« ersten der beiden Reisenden aus einer Karte, indem der heutige Fluß Umbelosi, der sich in den Espiritu Santo ergießt und an welchem die Portugiesen sur Glarpctleu Elfenbein emiauschtcn, den Namen Louremo Marquez trägt; die Bai, in die er mündet, also die Delagoabai, wurde Bahia de Lauren«,o Marquez genannt Seit jener Reise ging alle Jahre ein Schiff von Mc«.ambique nack der Bai des Elsenbeinhandels wegen; die Händler wohnten aber nicht auf kein Fist lande, sondern nahmen ihren Sitz auf der an der Lstseüe der Bai gelegenen Insel Jnhaka, dem heutigen, in der letzten Zeit öfters genannten Jnyack Eine dauernde Faktorei wurde jedoch nicht an oder in der Bai angelegt, und es konnte an eine dauernde Besitznahme erst seit 1838 gedacht werden, von welcher Zeit an die Bai infolge der Auswanderung der holländischen Bauern aus dem Kap- lande nach Transvaal als die von letzteren aus am leich testen erreichbare Küstenstrecke eine besondere Bedeutung erlangte Bis zu dem genannten Jahre fanden sich dort abwechselnd Portugiesen, Holländer, Franzosen, Engländer, ja sogar Österreicher ein, um Faktoreien anzulegen, aber sie wurden immer wieder bald von den Eingeborenen ver jagt, bald verdrängten sie sich einander selbst. Zuweilen jedock verkehrten sie auch friedlich miteinander. So fand 1688 eine holländische Galjot, die von der Kapstadt aus nach der Ostküste geschickt worden war, um Vermessungen vorzunchmen, ein englisches Schiff vor, und zu ihnen ge sellte sich noch ein portugiesisches, ohne daß der Komman dant des letzteren Einspruch gegen die Thätigkeit der an deren erhoben hätte 1721 sandte die holländisch-ost- indrschc Compagnie eine Expedition nach Lourenzo Marquez, welche keine Portugiesen dort antraf, auch keine Spur einer früheren Besitznahme ausfand und daher auf dem nördlichen Ufer des Flusses, wo heute die Stadt Lourenvo Marquez liegt, eine Faktorei anlegte Die Holländer sind also die erste europäische Macht gewesen, die sich fest an der Delagoabai niedergelassen hat Indessen wurde die Faktorei des ungesunden Klimas de« Landes wegen schon 1730 wieder aufgegeben 1755 wurde eine kleine Gesellschaft von Portugiesen nach der Bai gesandt und gründete auf der Südseite des Flusses eine Ansiedelung; aber die Mannschaft eines holländischen Schiffes, da« 1757 leck in die Bai einlief, sah und hörte in den zwei Jahren, während deren sie sich dort aufhielt, nicht das Geringste von den Portugiesen Al« jedoch 1776 eine von der Aswtl'chen Compagnie in Briest adqesandle, unter der Führung eines Engländers stehende Expedition aus der Insel Jnhaka Faktoreien und ein Fort anlegte, erhob der portugiesische Vizelönig von Goa Protest dagegen und sandte rin Schiff ab, welches dos Fort zerstörte; vcn den Leuten der österreichischen Expedition waren nur ncch drei übrig, die anderen waren dem Fieber erlegen 1787 legten die Portugiesen ein Fort auf der Nordseite des Espiritu Canto an, das aber nur selten besetzt war Dann kam eine Zeit, wo man von den Häuptlingen der um die Bai herum wohnenden Bantustämmc Zessionsurkunden über ihre Gebiete zu erlangen wußte, so die Portugiesen 1794 und 1805, die Engländer 1823. Al« der Kommandant von Mozambique von der letzteren hörte, schickte er eine kleine Truppenabteilung nach der Delagoabai, die ebenfalls einen Häuptling zur Ausstellung von Konzessionsurkunden zu bewegen wußte; als sie aber feierlich bestätigt werden sollte, mißverstand dies dcr Häuptling und überfiel die Portugiesen Ein Versuch Englands im Jahre 1851, die Insel Jnyack und eine benachbarte andere kleine Insel als englisches Gebiet zu proklamieren, ries abermals einen portugiesischen Protest hervor Darauf erschien Umsina, der berühmte Häuptling des Gazalandes, vor dem portu giesischen Fort und bat um Unterstützung gegen seinen Bruder, der ihn aus der Herrschaft verdrängt hatte Sie wurde ihm gewährt, wofür er den Portugiesen eine Konzessionsurkunde für das Fort und das Land ausstellte. Nach der Be endigung des Krieges trat Umsina an die Spitze des Gazalandes, hat sich aber nie als Unterthan der Portu giesen betrachtet. Die Portugiesen wurden nun wenigstens soweit Herren des Landes, daß sie daran denken konnten, 1869 mit Transvaal einen Handelsvertrag zu schließen, nach welchem die beiderseitigen Waren zollfrei ein- und auSgesührt werden konnten, für fremde Waren jedoch ein Wertzoll von 3 bis 6 Proz eingeführt wurde. Auch er teilte Portugal 1883 die Erlaubnis zum Bau einer Eisenbahn von Lourenzw Marquez nach der 62 engl Meilen entfernten Grenze von Transvaal, und zwar nach Komati- Poort am Flusse Umkoman oder Komati, wohin eine Bahn von Pretoria aus gebaut werden sollte, sodaß nun mehr Transvaal einen bequemen Zugang zum Ozean er langte. Tie englische Gesellschaft, welche den Bau der
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