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Dresdner Journal : 18.08.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-08-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189708186
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970818
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970818
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-08
- Tag 1897-08-18
-
Monat
1897-08
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 18.08.1897
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ve^urSpret«: GLi Dresden vierteljShrllch: « Mark bv Ps., de, den Kaiser lich deutschen Postanstalten diertrljShrlich»Mark; außer» halb de» Deutschen Reiche« Poft- und Stempelzuschlaa. Einzelne Nummer::: lv Pr Grschetne«: Täglich mit Ausnahme der Sonn» und Feiertage abend«. 8ern!pr.«nschluß:Nr 12»L ^§190. Dresdner M Journal. FTr den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift do Ps Unter „Eingesandt" die Zeil« »0 Ps Dei Tabellen» und Zisfernsatz entsprechender Lnfschl«, Her« »«««ter: Königlich« Erpedittou de« Dresdner Journal» Dresden, Zwingerstr »0 Fernspr-«nschlub:Rrir»S. 1897 Mittwoch, den 18. Anglist abends. Amtlicher Teil. WekannLrnachung. Tie bei der Gebäudeversicherungs Abtheilung d c Landesbrandversicherungs Anstalt am Oktober- rermine dieses Jahres fälligen Brandversicherungs- Beiträge werden, nachdem das Königliche Ministerium des Innern auch für diesen Termin den Erlaß eines halben Pfennigs an der Beitragseinheit genehmigt hat, nur in Höhe von einem Pfennig für die Bei tragseinheit zur Erhebung gelangen. Dresden, am 16. August 1897. Königliche Brand Versicherungs-Kamm er. 74rs (gez.) I)r. Haberkorn. Groh Grueunuugeu, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums derFinanzen Verwaltung der Zölle und indirekten Steuern. Be fördert: der Obersteuerausseher Ballerstedt zum Ober- kontrolassistentcn in Grimma; der Grenzausseher f. d B. Wobst zum Zollaisistenten in Klingenthal; der Eleuerausseher Sommer zum Ncbenzolleinnehmer in Sckmalzgrube; der Grenz ausseher Stark zum Obergrenzausseher in Johanngeorgenstadt — Versetzt: der Oberkontrolassistent Schneider von Grimma nach Leipzig; der Zollassistent Aurich von Klingenthal nach Glauchau; der Zollassistent Geißler von Glauchau nach Dresden; der Zollassistent Süß von Dresden nach Schandau; Ler Obergrenzaufseher Naundorsf als Obersteuerousseher nach Wurzen — Angestellt: die Hauptamtsaccessistcn Ebert, Groullier, Miertzschke, Otto, Paatz, Präger, Rade- eld, Sittner, Walter, Weber als Steueraufseher, der Feldwebel Heimlich, der Wachtmeister Gluske, der Portepec- sähnrich Fischer, der Biceseldwebel Trautner, der Sergeant Knaus, die Hoboisten (Sergeanten) Hoffmann und Neu mann als Grenzaufseher — Pensionirt: der Steuerausseher Löffler in Königswartha — Gestorben: der Vorstand der Zollabfertigungsstelle am Dresdener Bahnhose in Leipzig, Steuerinspektor Szinitzky; der Untersteuercinnehmer Rösner in Altenberg; der Steuerausseher Kluge in Werdau Bei der Staatseisenbahn-Berwaltung sind ernannt worden: Klemm, zeither Bahnhofsinfpeklor I. Klasse, als TranSportinspektor in Dresden; Sünderhauf, zeither Bahn- bofSinspcktor II. Klasse, als Bahnhofsinfpeklor I. Klasse in Meuselwitz; Kräuter, zeither Fahrgeldkassierer, als Güter kassierer in Meißen; Rutsch an, zeither Stations Assistent I Kl., als Fahrgeldkassierer in Burgstädt; Ruckhardt, zeither Stationsassistent II Kl., als Statwnsaisistent I. Kl in Großenhain C G.; Hentschel, zeither Aufseher II.Kl, als Aufs.her I Kl. in Oberschlema; die nachgenannten Stations-Aspiranten als Elation-Assistenten II. kl : Eichler in Meerane, Herbig in Bernstadt O. L., Klein in Nicolaivorstadt Chemnitz, Knobloch in Ebersbach, Oertel in Auerbach u. B, Rabe in Wilzsch- hauS. Schiller in Geyer, Schneider in Netzschkau, Schuize in Rositz, Steidel und Wols in Chemnitz, Wagner und Werner in Tresden-A. und Zimmer iu Glauchau, Eydam, Kreiling, Petzold und Reichel zeither Bahnmeistcr- assistenten, als Bahnmeister in Reichenbach i/L, Meerane, Schmölln i S.-A und Falkenau; Fasold, zeither Weichen wärter II. Kl., als Schirrmeister in Arnsdorf Im Geschäftsbereiche des Ministeriums des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Erledigt: die:r ständige Lehrerstelle in Krumhermersdorf bei Zschopau Kollator: die oberste Schulbehörde Das Einkommen der Stelle beträgt bei freier Wohnung 1000 M Gehalt und 5V M persönliche Zulage. Bewerbungen sind bis zum 4. September an den König! Bezirksschulinspekior Schulrat Dachselt in Chemnitz einzureichen. — Zu besetzen: die 4 ständige Lehrerstelle an der Schule zu Bernsdorf bei Chemnitz Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen. 1200 M Gehalt, einschließlich 15 Proz. Wohnungsgeld, und 100 M. im voraus gewährte Alterszulage. Bewerbung-gesucht nebst den erforderlichen Bei lagen sind bis zum 4. September an den Königl Bezirksschul inspektor Schulrat Richter in Chemnitz einzureichen. Im Geschäftsbereiche des evangelisch-lutherischen Landesconsistoriums sind oder werden demnächst folgende Stellen erledigt; davon sind zu besetzen: A) nach dem Kirchengesetze vom 8. Dezember 1896 im II. Halbjahre 1897: vueat — 6) im regelmäßigen BesetzungSversahrcn: das Pfarr amt zu Leutersdorf (Overlausitz) — Kl II (A) — Collator: Rittergutsbesitzer Sartig auf Oberleutersdors; das Psarramt zu Wechselburg (Rochlitz) — Kl. Ill (ä.) — Collator: die Gräfliche Herrschaft zu Wechselburg; das Psarramt zu Nenkersdorf (Borna) — Kl.Ill(A) — Collator: Ritterguts besitzer Landmann aus Nenkersdorf Dagegen wurden angestellt bez befördert: vr. pdil. Karl Reinhard Kober, Pfarrer in Harthau, al- Pfarrer in Auerbach (OelSnitz); Friedrich Gottlob Paul Flade, Pfarrer in Reinsberg, als Pfarrer in Mölbis (Borna); Moritz Paul Golde, PrrdigtamtSkandidat, als HilsSgeistlicher in Zschopau Marienberg); Kurt Erich Seidel, Predigtamtskandidat, al- Hilfsgeistlicher in Harthau (Chemnitz II). Nichtamtlicher Teil. Italienischer Anarchismus und internationale Abwehr. Aus Rom wird uns geschrieben: Verschiedene Umstände lassen es erklärlich er scheinen, daß nach dem Attentat aus Eanovas sich der Blick auf Italien richtet. Italien ist das klassische Land für den bestellten Mord und namentlich den politischen Mord geblieben, seitdem Marius und Sulla das System der politischen Hinrichtung durch Pro skriptionslisten in Italien eingeführl Haden. Im An fänge unseres Jahrhunderts treffen wir auf Orsini und Fieschi und was die zweite Hälfte des SäkulumS anbetrifft, so wird Italien zweifellos die traurige ge schichtliche Berühmtheit genießen, daß es die infamsten politischen Mörder hervorgebracht hat, von Passanante bis Lucchesi, Caserio, Lega, Acciarito und Angiolillo. So ist es nur natürlich, wenn die „Italic" die tiefe Entrüstung von Millionen Italienern in die Worte zusammenfaßt: „Zum zweiten Male in wenigen Jahren werden von einem Volke, das gleich uns der latei nischen Rasse zugehört, von einem uns befreundeten Volke Verwünschungen gegen Italien ausgestoßen werden, das Angiolillo hervorgebracht Hal, so gut wie Caserio. Welche Schande für Italien, das so groß dasteht durch seine Künstler, seine Denker und Gelehrten, so bewundert wird wegen seiner geistigen Leistungen, und das nun herabgezogen und beschimpft wird durch die Abscheu erregende Menge seiner Mörder. Das ist ein Fleck, der getilgt werden muß, koste es was es wolle. Es giebt noch Maß regeln sozialer Gesundheitspflege, die angewendet werden müssen, um die furchtbaren Fortschritte des Verbrechertums aufzuhalten." Das sind sehr schöne und ehrlich gemeinte Worte, aber die an Caserios That sich anknüpfende und den Stempel der Crispi- schen Energie tragende antianarchistische Gesetzgebung Italiens hat doch eine Reihe weiterer Verbrechen selbst im eigenen Lande nicht hindern können, obgleich sie wie die französische über die Maßregeldes Zwangswohnsitzes verfügt, die eine scharfe Über wachung Verdächtiger ermöglicht. Der Zwangswohnsitz dauert ein bis fünf Jahre, ist in einer Kolonie oder einer Gemeinde des Königreichs zu nehmen; die zu ibm Verurteilten unterliegen denselben Beschränkungen wie die unter Polizeiaufsicht Gestellten. Tas Anarchistengesetz verfugte zu der bereits seit 1889 be stehenden Einrichtung, daß sie gegen Anarchisten auch dann angewendet und von der Verwaltungsbehörde verfügt werden kann, wenn die Voraussetzungen, von denen das allgemeine Sicherhcitsgesetz die Maßregel abhängig macht, nicht vorhanden sind, wenn also insbesondere eine Freisprechung des Angeklagten stattgefunden hat. Diese Waffen sind gewiß scharf und nicht zu unterschätzen, wenn sie tüchtig ge braucht weiden. Aber bei Lucchesis Attentat auf den Redakteur Bandi, Legas Anschlag auf Crispi und namentlich bei Acciaritos Attentat auf König Umberto Haden die italienischen Sicherheitsbehörden sehr geringe Fähigkeiten bewiesen. Auch Angiolillo war zum Zwangswohnsitz verurteilt, legte aber gegen das Ur teil Berufung ein und es gelang ibm, obgleich natür lich in dem kleine Foggia überwacht, doch über die Grenze nach Marseille zu entkommen. Die Blamage, welche die Vorgänge vor und nach dem Attentat Acciaritos für die römische Polizei bildeten, haben nun zwar den Anstoß zu einer umsassenden Um bildung des Sicherheitsdienstes in Rom gegeben, die noch im Gange ist; die zu sammelnden Erfahrungen sollen später auf ganz Italien ausgedehnt werden. Aber wir gestehen, daß wir nicht allzuviel Hoffnungen auf Personalvermehrung und gesetzliche Aenderungen der Organisation dieses Dienstes setzen, wenn es nicht gelingen sollte, den Geist, der die oberen und unteren italienischen SicherheitSdehörden durchdringt, zu heben. Der jetzt endlich bis zur Anklageerhebung vor geschrittene Prozeß Frezzi, in welchem vier Sicher heitsbeamte sich wegen Mordes eines ihnen anver- trauten Untersuchungsgefangenen und Anarchisten zu verantworten haben, wird zu dieser Frage wahrschein lich mancherlei nicht anmutendes Material liefern. So wendet sich das Interesse nicht nur der engeren maßgebenden Kreise sondern auch der öffentlichen Meinung und der Presse mehr dem Thema inter nationaler Abwehr und Bekämpfungsmaßregeln des Anarchismus zu. Mau blickt auf die thatkräftige Persönlichkeit des Deutschen Kaisers auch in Italien, wenn man erwägt, daß von einer überragenden Stelle aus die Anregung und Durchführung des Kampfes erfolgen muß. Man erörtert die Maßregeln einer internaiionalen Polizei, von Auslieferungsverträgen und weist in Bezug auf England mit Genugthuung auf einen Artikel des „Standard" hin, welcher aus führt, nach Regelung der orientalischen Frage müsse der gemeinsame Kampf gegen die Anarchie beginnen. Des weiteren faßt man, anknüpfend an die 1894 vielfach erörterte Möglichkeit, Eritrea für Italien als Zwaugrwohnsitz von Anarchisten auszunutzen, den Gedanken gemeinschaftlicher internationaler Anarchisten kolonien wieder ins Auge. Die Auswahl dürfte bei dem ungeheueren Kolonialbesitz der europäischen Groß staaten nicht allzu schwer werden. Sie müßte nach den Grundsätzen der Menschlichkeit dahin getroffen werden, daß das Klima nicht mörderisch und der Boden ertragfähig ist. Immerhin müßten die Apostel des Schreckens im Schweiße ihres Angesichts, in harter Arbeit der Erde ihren Unterhalt abnngen. Eine solche internationale Regelung würde bei der leicht durchführbaren Bewachung einer fernen Insel auch den Vorzug der großen Billigkeit haben, ein Punkt, der in Italien nicht mit Unrecht sehr betont wird. Tie „Italic" allerdings schlägt ein System der „offenen Überwachung" aller Anarchisten in allen Staaten durch ein Heer von uniformierten Beamten vor. Welcher Staat aber besitzt die Mittel dazu? Italien jedenfalls nicht! Die politische Erbschaft Canovas' zu ordnen wird den spanischen Staatsmännern und Parteien noch viel Mühe bereiten. Einstweilen ver bleibt die Leitung der Slaatsgeschäfte den Konservativen, weil man der Welt den Beweis erbringen will, daß der Gang der spanischen Entwickelung nicht von der Thal eines Meuchelmörders abhängig ist. Gewiß eine durchaus einwandfreie Begründung, die für alle Oppositionsparteien zudem noch den Vorteil hat, daß letztere sich mit Anstand der Zumutung entziehen können, iu einer der schlimmsten Epochen, die Spaniens viel bewegte Geschichte aufzuweisen hat, bas Ruder des Staatöschiffes ergreifen zu müssen Ter ermordete Ministerpräsident war seiner politischen Überzeugung nach konservativ; aber nicht diese Parteizugehörigkeit machte ihn zu der Verwaltung des schwierigen Premier postens geeignet, sondern seine außerordentlicheCharakier- festigkeit und staatsmännische Begabung. Ob die Kon servativen einen Halbwegs genügenden Ersatz für den ermordeten Staatsmann werden auftreiben können, Kunst und Wissenschaft. Die Brieftaube in der Polarforschung. Die Nachricht von dem Auffangen einer Andr^eschen Brieftaube, bei der es sich endlich um eine wirkliche Taube der Andreeschen Expedition handelt, zeigt, daß dieser ge fiederte Postbote auch in der Eisregion Verwendung finden kann Man würde mit den von Andree mitgenommenen Brieftauben sicher ganz andere Erfahrungen gemacht haben, wenn die Tauben jahrelang in den Eismeergebieten gelebt und abgerichtet oder am besten dort geboren wären Gerade in den arktischen Gebieten könnten die Brieftauben von außerordentlichem Nutzen sein, und zwar sowohl für praktische wie für wissenschaftliche Zwecke Alljährlich geht eine groß- Anzahl norwegischer Fangschiffer in die spitz bergischen Meeresteile, und man wird sich erinnern, daß in den letzten Jahren mehrmals der Fall vorgekommen ist, daß Fangschiffer bei Spitzbergen gegen den Herbst vom Eise eingeschlossen und von der Rückkehr adgeschnitten wurden Eine unfreiwillige Überwinterung aus der öden Insel ist dann die Folge Für eine solche rüsten sich die Fangschiffer aber natürlich niemals auS, und schon mancher ist bei einer solchen Überwinterung erlegen Deshalb ver dient mit Recht — so wird der „Voss. Ztg." geschrieben — ein Vorschlag Beachtung, den bereits vor fünf zehn Jahren der Professor und Polarforscher Nathorst in Stockholm machte und an den er erst in diesen Tagen wieder erinnerte, im Interesse der Eismeerschiffer im nörd lichsten Norwegen Brieftaubensiationen einzurichten Au» einer solchen könnte sich jeder Eismeerfahrer mit einer Taube versehen, und die Gefahren, mit denen der Berus der bis an die Nordküste Spitzbergens gehenden Fangschiffer verknüpft ist, lassen e« angezeigt erscheinen, daß sich jeder Fangschiffer der kleinen Mühe unterzieht, eine Brieftaube mit an Bord zu nehmen, die besonder« für den Fall der Einschließung im Eise von größtem Nutzen sein könnte Die im Polargebiet geborenen Tauben würden sich im Laufe der Zeit unzweifelhaft völlig den dortigen rauhen Witterungsverhältnissen an paffen, und Polarexpeditionen fänden in solchen ständigen Briestaubenstationen ein äußerst nützliches Material. Mit Brieftauben ausgerüstet, wäre eine Expedition im Not fälle in der Lage, Nachrichten in bewohnte Gebiete ge langen zu lassen, und wenn Brieftauben den Ozean über fliegen können, wie dies auf der Strecke zwischen London und Boston geschehen ist, so steht wohl dem nichts ent gegen, daß ein im arktischen Norden ausgewachsenes Tier auch in den Polargebicten weite Strecken durchmißt Die Anwendung von Brieftauben in der Polarsorsch- ung ist nichts Neues Das 1851 zur Aufsuchung der Franklinschen Expedition ausgesandte Fahrzeug „Prince Albert", von Lady Franklin und anderen Privatpersonen ausgerüstet, hatte einige Brieftauben an Bord, die der Führer des Schiffes, William Kennedy, am 21 August 1851 an der Westseite der Basfinsbai auslieb Die Tauben trennten sich aber nicht vom Schiff, einige flogen in die Takelung, andere ließen sich in einiger Entfernung aus dem Eise nieder, um sodann zum Fahrzeug zurück zukehren Bei dem großen Abstand zwischen der BassinS- bai und England wird man kaum erwarten dürfen, daß eine Taube den Rückweg findet In den spitzderg- ischen Meeresteilen ist die Sache aber ganz anders, wenn hier Tauben zur Anwendung kommen, die systematisch gewöhnt wären, zu einer Station im nördlichsten Norwegen zurück zukehren Als Peary im Jahre 1893 mit dem „Falcon" seine zweite große Expedition zum nördlichen Grönland antrat, hatte er eine Anzahl Tauben an Bord, die ihm von einem Gönner geschenkt worden waren Peary wollte von dem aus ungefähr 78 Grad nördlicher Breite an der Westküste Grönland«, an der Bowdoinbai belegenen Winter quartier au« wie bei der ersten großen Expedition im Jahre 1891 92 eine Schlittenreise über da« Inlandeis bis zur Jndepenvencedai an der Lstlüste ausführen und die Tauben sollten im Lause dieser Schlittenreise auf gelassen werden, um den im Winterquartiere Zurück gebliebenen Nachrichten zu bringen Ob die Tauben über haupt lebend bis Grönlano gekommen sind, ist mir nicht bekannt. Es herrschte während der Hinfahrt solches Un wetter, daß beispielsweise der größte Teil der Esel, die Peary an Bord hatte und die zum Transport der Aus rüstung bis an die Kante des Jnlandciscs benutzt werden sollten, zu Grunde ging Jedenfalls hätte aber auch mit den Tauben kaum ein Versuch gemacht werden können, da Pearys Schlittenreise durch furchtbare Stürme Überfällen wurde, die zur vorzeitigen Umkehr zwangen Der mit den Andreeschen Brieftauben im Polargebiete gemachte Versuch ist jedenfalls der umfassendste Die Tauben waren auf Veranlassung der Stockholmer Zeitung „Aftonbladet" in Belgien trainiert worden und kamen erst anfang 1896 nach Norwegen, wo sie in die Obhut des Aufsehers des Leuchtturms von Fruholm, des in der Nähe von Hammer fest belegenen nördlichsten Leuchtfeuers der Welt, gegeben wurden Von diesen Tauben, die der Aufseher von den Walfischsängern mit aufs Meer nehmen ließ, flog eine ganze Anzahl südwärts und verschwand Eine der Tauben, die am 17. April v. IS weqgeflogen war, wurde drei Tage später mitten in der Nordsee zwischen LindesnäS (der südlichsten Spitze Norwegen«) und Schields — etwa 1600 km von Fruholm — auf der norwegischen Brigg „Frivold" eingefangen In diesem Jahr warm die Tauben bei TromSö trainiert worden, doch wird wahrscheinlich auch der größte Teil der in diesem Jahre aufgelassenen Tauben die Richtung gegm Belgien eingeschlagen haben Daß mit den Andröeschen Brieftauben bisher keine großen Ergebnisse erzielt wurden, kann somit nicht verwunderlich erscheinen, auf alle Fälle verdient jedoch die von Prof Nathorst angeregte Idee der Errichtung von Bricftauben- stattonen im nördlichsten Norwegen die wärmste Unter stützung, und sowohl im Interesse der Fangschiffer wie darf man bezweifeln, es müßte denn sein, daß General Azcaraga oder eine andere Größe zweiten Ranges sich plötzlich zu ungeahnter Bedeutung entwickelt. Wenn aber die politischen Geschäfte Spaniens in der nächsten Zeit minder befriedigende Ergebnisse zeitigen sollten, als unter den Auspizien deS Hrn. Canovas, so dürfen doch gerade die oppositionellen Parteien darob am wenigsten murren, da sie eS waren, welche der konservativen Regierung schon vor Monaten den Waffenstillstand kündigten und durch die infolgedessen hervorAetretenen Verwickelungen zur Paralysierung der ReglerungLthätigkeit sowohl nach Außen wie auch nach Innen das Ihre beitrugen. Wer weiß, ob die Verwegenheit der Anarchisten sich bis zur Ausführung des Anschlages gegen Canovas ver stiegen hätte, wenn nicht das Schauspiel der wieder umsichzreifenden Zwietracht im Lager der alther gebrachten politischen Parteien den Fanatismus der Ümsturzverschwörer ermutigt hätte. Mag also auch bis auf weiteres die spanische Politik in den von Canovas gezeigten Wegen weiter wandeln, so muß doch bald der Augenblick kommen, wo es offenbar wird, daß die treibende Kraft fehlt, welche dar Schwungrad der spanischen Staatsmaschine in Be wegung setzte und erhielt. Man wird sich nach einer anderen Kraftquelle umsehen, die in der Lage wäre, den zentrifugalen Bestrebungen der überseeischen Kolonien Einhalt zu thun — und dann wird der Augenblick eines System- und Regierungswechsels gekommen sein, der den Marschall Martinez Campos wieder in den Vordergrund bringen dürfte, und mit ihm den liberalen Parteiführer Sagasta, der allgemein als der „kommende Mann" betrachtet wird. Hr. Sagasta selbst hat es nicht sehr eilig; sein politischer Ehrgeiz ist kleinlaut geworden, seitdem der Tod Canovas' ihn die Größe der seiner harrenden Ausgabe erst richtig hat ermessen lassen. Aber Spanien befindet sich in einer Lage, die keine Wahl mehr gestattet. Die Ereignisse drängen nach vorwärts und die Parteien müssen mitgehen oder gewärtigen, von der Hochflut der Entwickelung verschlungen zu werden. Tagrsgeschichte. Dresden, 18. August. Se. Königl Hoheit der kommandierende General Prinz Georg begab Sich heute morgen mittelst Wagen nach Oberhelmsdorf, um dem gefechtsmäßigen Schießen der 3. Abteilung deS 2. Feldarlillerie Regiments Nr. 28 bei Stolpen beizuwohnen Se. Königl. Hoheit war begleitet von dem Chef des Generalstabes, Generalmajor v Broizem, und dem Adjutant im General-Kommando Major Richter. Tie Rückkehr nach Hosterwitz erfolgte cm Laufe des Nachmittages. Dresden, 18. August. Se. Königl. Hoheit der Prinz Johann Georg, Herzog zu Sachsen, hat Sich in Begleitung des persönlichen Adjutanten Premierlieutenants v. Nostitz Wallwitz heute vormittag 8 Uhr 8 Min. ab Leipziger Bahnhof nach Leipzig begeben, um daselbst der Enthüllung der vor der neuen Kaserne des 107. Regiments ausgestellten, im Feldzuge 1870/71 eroberten Mitrailleuse beizuwohnen. Se. Königl. Hoheit trifft nachmittags 4 Uhr 5 Min. wieder hier ein. Deutsches Reich. * Berlin Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin empfingen in Wilhelmshöhe gestern den Besuch des Prinzen Adolf von Schaumburg-Lippe und seiner Ge mahlin, der Prinzessin Viktoria — Der italienische Botschafter in Berlin Graf Lanza wird sich Ende diese« Monats nach Homburg begeben und dort während der Anwesenheit seines Souveräns bleiben Zu dem militärischen Ehrendienste des Königs von Italien werden der Generalmajor v Engelbrecht und der Militärbevollmächtigte in Rom, Major v Jacobi, gehören für Forschungszwecke wäre zu wünschen, daß mit der Ver wirklichung der Idee, die ja verhältnismäßig wenig Kosten verursacht, baldigst vorgegangen würde Über die Umstände, unter denen die Depesche Andrees in die Hände des Kapitäns des Fangschiffes „Alken" gekommen ist, wird noch berichtet, daß die Meldung an den Dampfer „Expreß" durch das Tromsöer Schiff „Ingeborg" erfolgt ist Die am 20 Juli getötete Taube hat außer der Depesche noch einen Brief Andrses an das Stockholmer „Aftonbladet" mitgeführt; das Datum der Depesche ist nicht lesbar gewesen. „Alken", dessen Kapitän die Taube und die Depesche nicht ausliesern wollte, setzte seine Fahrt nach Norden fort Der „Expreß" und ein anderer norwegischer Dampfer „Kong Harald", der sich eben falls im Eismeere befindet, werden am Freitag in Hammer fest zurückerwartet Andree hat, wie erinnerlich sein wird, am 11 Juli d. Js von der Däneninsel aus, die etwa unter 79 Grad 30 Minuten liegt, seine Luftfahrt an getreten; da er beim Ausflug der Taube erst um etwa 2 Grad 70 Minuten nordwärts gekommen war, so dürfte das Tier schon am Tage des Aufstieges oder dem darauf folgenden den Ballon verlaffen haben Die Bevölkerung Rußlands. Von den Ergebnissen der am 9 Februar d. IS au«- geführten Volkszählung des russischen Reiches sind vor einigen Monaten die Hauptzahlen für die großen Teile und die größten Städte veröffentlicht und auch im „DreSdn Journ " Nr 126 vom 3. Juni mitgeteilt worden Jüngst hat nun ein russischer Geograph, P Kropotkin, genauere Untersuchungen über die Bevölkerung Rußland« nach den einzelnen Gouvernement«, besonders in Bezug auf Zunahme und Dichtigkeit angestellt und darüber eine Studie im neuesten Hefte de« von der Royal Geogra phica! Society in London herausgegebenen „Geographica! Journal" veröffentlicht, in welcher er zu interessanten
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